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Tag der offenen Tür


 
 
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seitenlinie
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag06.05.2013 23:59
Tag der offenen Tür
von seitenlinie
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Heute war „Tag der offenen Tür“. Nein, nicht für mich. Ich hatte meine Chance, vor Jahren.

Gleich würde der Rektor eine kurze Ansprache halten, die Besucher drängten ins Audimax. Einige blieben im hinteren Zugang stehen und ich gesellte mich dazu. Vor mir stand ein Mädchen mit sandblonder Löwenmähne und versuchte mal rechts, mal links zwischen den Köpfen einen Blick auf das Podium zu erhaschen. Ich beugte mich zu ihr: „In einer Viertelstunde verläuft sich alles wieder, Faltblätter und Broschüren werden auch noch verteilt.“
Sie blickte kurz zu mir rüber: „Danke!“
Den Inhalt der Rede kannte ich, aber es fühlte sich gut an, wieder hier zu sein.
 
Der Rektor hatte seine Ausführungen beendet, eine Studentin informierte über den Ablauf in den einzelnen Fakultäten. Das Gedränge löste sich auf und das Mädchen wollte wissen, ob ich mich an der Uni auskenne. „Ja klar, ich habe hier studiert“, versicherte ich und fragte, ob ich irgendwie helfen könne. Sie wirkte ein wenig verlegen und erkundigte sich, wo die Toiletten seien.
“Gut verteilt. Aber ich zeige Ihnen …“, ich schaute sie fragend an, „oder dir?“ - und sie nickte lachend -, „… zeige dir, wo sich die edelste befindet.“
Wir eilten durch drei Gänge und hielten an einer unscheinbaren Tür, hinter der sie verschwand.
Auf dem Flur sah ich mir Zeichnungen an. Wie damals wurden aus jedem Studienjahr die besten Abschlussarbeiten ausgestellt.
Da hörte ich sie zurückkommen. Sie lächelte verschmitzt. „Jetzt können wir uns in Ruhe unterhalten, wenn Sie …, äh, wenn du möchtest.“
Ich lud sie in die Cafeteria ein und holte zwei Cappuccino am Automaten. Wir saßen auf der Empore und hatten von unserem Tisch aus einen reizvollen Blick auf den Park. Sie erzählte von ihrer Leidenschaft zur Musik, und sie werde ab Oktober hier studieren. Das überraschte mich, denn Musikstudenten erschienen mir bisher ein wenig sonderbar.
„Du hast Glück, sagte ich zu ihr. Eure Räume sind im Altbau. Da gibt es noch richtige Fenster, wo man Himmel und Wolken sieht ...“
Mit dem Trinkhalm schlürfte sie den Rest ihres Kaffees. „Falls du noch Zeit hast …“
„Alle Zeit der Welt. Und hier gibt es einiges zu sehen.“

Zuerst besuchten wir die Informationsstände der Musikfakultät. Aus einem Konzertsaal klang Klaviermusik. Wir schlichen hinein und lauschten eine Weile. Dann schauten wir uns die Altbauten an und sie war begeistert von der Architektur. Wir gingen durch den Park und sie probierte Bänke aus und ließ sich auf den Rasen fallen. Dass ich mindestens doppelt so alt war wie sie, dürfte sie durchschaut haben und nach kurzem Zögern zeigte ich ihr den „Friedhof“, wo jeder Jahrgang zum Abschluss eine Grabplatte hinterließ. Sie studierte neugierig alle Inschriften und lag bereits beim zweiten Rateversuch richtig. Auch das verdarb ihr nicht die gute Laune.
Ich zeigte auf die Bank, wo ich Heike kennengelernt hatte. „Hier begann die schönste Zeit meines Lebens. Wir wollten es nach dem Studium gemeinsam packen, kreativ und freiberuflich arbeiten.“
„Und? Habt ihr es geschafft?“
„Nein, wir trennten uns im letzten Studienjahr. Ich kämpfe allein.“
„Erfolgreich?“
„Ein paar Jahre kam ich gut über die Runden, mit Überstunden und Sonntagsarbeit. Oder Nachtschichten, wenn es ein Kunde eilig hatte. Aber mein Geschmack ist nicht massentauglich. Lukrative Aufträge blieben aus. Manche bezahlten ihre Rechnung nicht. Es lief immer schlechter, zwischendurch spielte und zockte ich - verlor alles, auch meine Freunde.“
Suchte sie nach einem Mut-Macher-Spruch, oder würde sie gleich Reißaus nehmen (?), was mir fast lieber wäre …
Sie schwieg, während wir über eine blühende Wiese schlenderten. Dann sah sie mich an und sagte: „Ich werde dir ein Lied schreiben. Wäre das okay?“
Ich war überrascht und konnte nur stammeln und nicken.

Auf dem Rückweg erreichten wir den Patronatsbrunnen. Aus prächtigen Barockfiguren plätscherte das kühle Nass. Wir setzten uns auf den Rand und ließen die Füße im Wasser baumeln.
„Hier haben wir als Studenten Münzen reingeworfen und uns etwas gewünscht.“ Ich griff in die Jacke nach der Brieftasche.
Sie hielt meine Hand fest. „Du weißt, dass sich das Glück nicht kaufen lässt.“
Bestürzt hielt ich inne, sie hatte recht.
Ich fragte vorsichtig, wie viel Zeit uns bliebe, und ob ich sie später mit meinem Auto, das ein wenig lädiert aber fahrtauglich sei, ein Stück mitnehmen solle.
Sie sah auf die Uhr. „Meine Eltern holen mich ab. In knapp einer Stunde sind sie am Parkplatz.“
Wir plauderten, lachten, und die Zeit verging wie im Flug.
„Ich muss jetzt los“, sagte sie mit einem Mal.
Bis kurz vor dem Parkplatz begleitete ich sie. Meine Hand berührte ihre blonden Locken und sie meinte, dass das tatsächlich alles Natur sei. Es war der Moment, wo man eine Entscheidung traf - Adressen und Nummern tauschte oder Lebewohl sagte. Wir sahen uns an, umarmten uns kurz und spürten, dass es nicht in unserer Hand lag.

Ich war verwirrt, ließ sie gehen und begab mich langsam zum Nebenausgang. Schnelle Schritte ließen mich aufhorchen, zögerlich drehte ich mich um. Ihre Hand berührte meinen Nacken. Sie zog mich etwas zu sich hin, gab mir einen Wangenkuss und flüsterte in mein Ohr: „Ich glaube, ich habe mich grad verliebt.“
Da wusste ich, dass es nur ein Traum war.

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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag07.05.2013 08:16

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi!

Mal sehen, wie das auf andere wirkt, aber ich war vom Schluss weder überrascht noch besonders angetan. Wenn so der Anfang einer Liebe (Zuneigung?) zwischen Frauen stattfinden soll, dann ist das ja außerordentlich unspektakulär. Oder ist das nur so beschrieben?

Der Text ist sehr nüchtern abgefasst (und dabei geht es doch wohl irgendwie um Liebe). Gerade haben sich die beiden Frauen daran gewöhnt, "du" zueinander zu sagen, schon sind sie verliebt (zumindest die eine). Die ganzen Angelegenheiten rund um das Studieren waren für mich sehr uninteressant zu lesen. Viel interessanter wäre es doch zu erfahren, wie sich die Liebe/das Verliebtsein entwickelt, von welchem Moment an, aus welchem Grund. Das alles findet keinerlei Erwähnung  in deinem Text, deswegen nimmt man auch die "Tatsache", dass hier jemand verliebt sein soll, relativ gelassen hin.

Der Schreibstil ist solide. Mehr aber auch nicht.

BN
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jürg
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 163



Beitrag07.05.2013 08:54

von jürg
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Hallo Inko,

das Setting ist gut beschrieben. Auch das Gefühl wieder an der alten Uni zu sein kommt gut rüber.
Aber der Mann (ich sehe hier eine Mann/Frau Konstilation)kommt echt als Unsympath rüber. Es wirkt so, als wolle er es direkt darauf anlegen eine Beziehung mit einer halbso alten " naiven" Studentin zu haben. Auch der letzte Satz lässt auf diese Intension schließen. Für mich hat das den an sich gut zu lesenden Text verdorben. Mach ihn etwas jünger, das er nicht mehr ihr Vater sein könnte und es würde sich ohne Beigeschmack lesen lassen.

Gruß jürg
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag07.05.2013 09:13

von Lapidar
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Hallo Inko,
ich sehe da auch eher einen Mann. Ich frage mich natürlich was diese gescheiterte Existenz an dem Tag der offenen Tür für einen Grund hat an seiner alten Uni rumzugeistern.
Bei der Erwähnung: doppelt so alt ... dachte ich gleich an Homo Faber.
Als dunkelhaarige (naja war ich mal) Frau frage ich mich natürlich immer warum die Kerle sich in blonde Locken verheddern aber egal.
Mir gefällt das, dass sie ihm mit dem Lied ein Geschenk macht, dass er nicht erwartet hat und auch das mit dem "Glück kann man nicht kaufen". Aber eigentlich finde ich auch, dass die Begegnung eher etwas zu melancholisch wirkt. Es fehlt mir ein bisschen das Prickeln wenn man jemand neuen kennenlernt, diese Begeisterung, dieses doch Vertraute, Schöne.
Der Schluss wie sie sich am Parkplatz verabschieden aber passt ins Melancholische Bild und und auch wie sie noch mal zurück geht. Aber der letzte Satz nimmt dem Ganzen den Zauber.
Kann es sein, dass du das wolltest?

LG
Lapidar uneerschütterliche Romantikerin
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag07.05.2013 09:47

von BlueNote
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Ach so! Eine Frau/Mann Geschichte. Ich dachte, wegen des Naturhaares: Welche Frau erzählt einem Mann bei der ersten Begegnung, dass die blonden Locken alles Naturhaar wären. Ich dachte, das sei eher ein Gespräch unter Frauen.

Das ist eine Geschichte, die mal wieder alles offen lässt: Was die Personen empfinden, welche Motive sie haben, wie man sie sich vorzustellen hat (sogar das Geschlecht des Protagonisten muss man erraten). Auch, um was es der Geschichte geht, ist nicht unbedingt klar: Soll es die (potentielle) Problematik einer Beziehung eines älteren Mannes zu einer jungen Studentin sein? Es war nur ein Traum (d.h. nichts von Bedeutung), also können wir als Leser diese Begegnung doch gleich wieder vergessen.

Melancholie, gute Settingbeschreibung, das Gefühl, wieder an der Uni zu sein ... mir ist das für eine Geschichte zu wenig.
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Nicki
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Ei 10


Beitrag07.05.2013 09:56

von Nicki
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Zitat:
Und? Habt ihr es geschafft?“
„Nein, wir trennten uns im letzten Studienjahr. Ich kämpfe allein.“

Zitat:
"... Es lief immer schlechter, zwischendurch spielte und zockte ich - verlor alles, auch meine Freunde.“

Zitat:
... mit meinem Auto, das ein wenig lädiert aber fahrtauglich sei, ...


Alle diese Assagen lassen für mich den Schluss zu, dass dieser Satz:
Zitat:
Da wusste ich, dass es nur ein Traum war.

sein Misstrauen gegen das Leben ist. Er kann nicht glauben, dass nach diesen vielen Rückschlägen im Leben noch etwas Positives passieren kann. Deshalb ist es für ihn ein Traum.

Eine schöne Geschichte, gut geschrieben und gut nachvollziehbar.
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jürg
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Beiträge: 163



Beitrag07.05.2013 10:17

von jürg
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BlueNote hat geschrieben:

Ach so! Eine Frau/Mann Geschichte. Ich dachte, wegen des Naturhaares: Welche Frau erzählt einem Mann bei der ersten Begegnung, dass die blonden Locken alles Naturhaar wären. Ich dachte, das sei eher ein Gespräch unter Frauen.

Na da haben wir doch das direkte Interesse an der jungen Studentin. Da ist wohl ein Gespräch vorweggegangen, welches um tolles Aussehen geht.
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Biggi
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Beitrag07.05.2013 10:23

von Biggi
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Moin Inko/a,

darf ich ehrlich sein? Das geht mir zu schnell mit den beiden. Jemand, dessen Eltern vor der Uni warten, lässt sich nicht gleich die schönste Toilette der Uni zeigen. (Und dass es ein "Er" sein muss, liegt auf der Hand. Eine "Sie" wäre an der Stelle mitgegangen fürs Gemeinschaftsgefühl  Cool ).

Selbst wenn ich mir vorstelle, sie wäre auf der Suche nach einer Vaterfigur, hat sie doch sicher auch schon von gewissen Männern gehört, die nicht ganz gesellschaftskonform oder gar schlimmer handeln.

Wenn sie diese nicht ganz glücklich gewordene Existenz schon aus dem Internetplausch kennen und gerade nur noch finden müsste in der Masse Leute, dann vielleicht eher (a la Glattauer; die Szene im Café mit der Schwester des Protagonisten, die ihm die anwesenden Damen beschreibt).

Aus heiterem Himmel lässt sich keine knapp Zwanzigjährige auf einen Kaffee einladen. Da hätte die Erziehung komplett versagt und die Eltern warten berechtigt vor der Uni. Nicht, dass sowas wie vor ein paar Wochen nochmal passiert.

Gegen den Schreibstil ist nichts einzuwenden, das passt schon, wenn der Leser miterleben soll.
Nur der Plot ist nicht so ganz geglückt meiner Ansicht nach.

LG
Biggi
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seitenlinie
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Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag08.05.2013 20:36

von seitenlinie
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Vielen Dank, ihr Lieben, dass ihr die Geschichte gelesen und kommentiert habt.
Wie viele Lesarten (und Wichtungen) es jetzt gibt, hat mich überrascht. Ich fasse mal kurz zusammen:

- Unspektakuläre homoerotische Romanze endet im Fachgespräch über Fönhaarfrisuren
- Unsympathischer Knacker lauert am Tag der offenen Hochschule unbedarften Studienanwärterinnen auf
- Gescheiterte Existenz verheddert sich in blonde Locken und verkorkst den Schluss
- Schwache Blase, schwache Erziehung, schwacher Plot
- Wenn dir so viel Schönes widerfährt, … kann es nur ein Traum sein


@BlueNote

... mir ist das für eine Geschichte zu wenig.
Schade, dass ich regelmäßig an deinem Geschmack vorbeischreibe. Und dabei hoffte ich, dass du unspektakuläre Texte magst. Ich glaube, es war notwendig, hier etwas von dem zurückzunehmen, was der Leser erwartet. Eine romantische, bezaubernde Lovestory würde vom Kern der Geschichte wegführen.


@ jürg

Aber der Mann (ich sehe hier eine Mann/Frau Konstilation)kommt echt als Unsympath rüber. Für mich hat das den an sich gut zu lesenden Text verdorben. Mach ihn etwas jünger …
Schade. Ich verstehe aber sehr gut, dass eine Geschichte mit einem Charakter, den man nicht mag, kaputt gemacht wird. Das können Kleinigkeiten sein, die stören … In dem Fall muss der Altersunterschied sein, weil er thematisch zur Geschichte gehört.

Wäre es für dich auch ein Problem, wenn eine Frau sich nach viel jüngeren Männern umschaut? (Mit dem moralischen Aspekt kann ich nämlich nicht viel anfangen – wir neigen ja dazu, aus persönlichem Geschmack eine allgemein-verbindliche Moral zu formen …)


@Lapidar

Mein Protagonist geistert dort nicht rum, er ist ein ganz normaler Besucher dieser Veranstaltung.

Als dunkelhaarige … Frau frage ich mich natürlich immer warum die Kerle sich in blonde Locken verheddern aber egal.
Die weibliche Figur war Ausgangspunkt der Geschichte.
(Warum, wieso, werde ich nicht verraten) Genau genommen sind ihre Haare etwas dunkler, fast ocker, aber das gäbe es dann nur gefärbt.

… eher etwas zu melancholisch / Es fehlt mir ein bisschen das Prickeln, diese Begeisterung/ der letzte Satz nimmt dem Ganzen den Zauber.
Kann es sein, dass du das wolltest?  
Ja!


@ Biggi

Das geht mir zu schnell mit den beiden. Gefühlstechnisch sehe ich das nicht. (Bis auf den vorletzten Satz, der etwas überrascht und sofort aufgelöst wird.)

Jemand, dessen Eltern vor der Uni warten, lässt sich nicht gleich die schönste Toilette der Uni zeigen. Sie warten nicht, sie holen sie wieder ab – fahrtechnisch gewissermaßen. Mein Prota wollte ihr als Insider keine der Massentoiletten empfehlen, die an solchen Tagen nicht im allerbesten Zustand sind. Außerdem brechen solche Situationen eher das Eis.

Und dass es ein "Er" sein muss, liegt auf der Hand. Eine "Sie" wäre an der Stelle mitgegangen fürs Gemeinschaftsgefühl. Dass eine unbekannte Frau gleich aufs Klo mitrennt, kann mich mir auch schlecht vorstellen. Allerdings deutet ihre leichte Verlegenheit darauf hin, dass sie keine Frau fragt.

Aus heiterem Himmel lässt sich keine knapp Zwanzigjährige auf einen Kaffee einladen. Das finde ich übertrieben. Oft entscheidet sich das doch aus dem Bauch heraus und hängt davon ab, ob die Chemie passt. Und die scheint zwischen den beiden zu stimmen …

Nur der Plot ist nicht so ganz geglückt meiner Ansicht nach.

Verstehe ich. Dass es im Plot nicht peppiger, nicht romantischer oder leidenschaftlicher zugeht, war gewollt.


@Nicki

Danke. Du bist dicht dran.



Morgen mehr dazu …
LG Inko
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seitenlinie
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Pokapro 2015


Beitrag10.05.2013 20:26

von seitenlinie
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Also, Nicki war am dichtesten dran an der Intention.

Der Protagonist trägt sein verpfuschtes Leben wie ein Brandmal. Er weiß, dass er an der Uni nur noch Zaungast ist. Für ihn steht die Tür nicht mehr offen, er kann nicht einfach so tun, als wäre er zwanzig und wieder neu anfangen.

Jedes einzelne Element an sich wäre möglich und glaubhaft. Zusammengenommen aber wirkt es fast ein wenig surreal. Beide bleiben anonym, ihre Vornamen kommen im Text nicht vor.

Der Protagonist ist überrascht und genießt die ungewöhnliche Begegnung. Er versucht nicht, seine Situation zu kaschieren oder das Mädchen zu erobern. Er lässt sie gehen. In dem Moment, wo sie ihm gesteht, dass sie sich womöglich verliebt hat, weiß er, dass es nur ein Traum sein kann. Dass sich jemand in ihn verliebt, erscheint ihm unmöglich.

Der Trickschluss enttäuscht vielleicht den ein oder anderen Leser, ist aber thematisch bedingt. Der Protagonist erzählt seine Geschichte, als hätte sie sich tatsächlich zugetragen. Er ist froh darüber, diesen wunderbaren Traum erlebt zu haben. Es gibt noch eine Andeutung, die man nicht nur negativ lesen muss: „… und spürten, dass es nicht in unserer Hand lag."


Als Trostpflaster für die hoffnungslosen Romantiker gibt es jetzt einen 2. Teil. Jedem bleibt überlassen, ob er nur I oder I+II möchte.
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seitenlinie
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Pokapro 2015


Beitrag10.05.2013 20:37

von seitenlinie
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........................................................................................................*

Sophie stand am Fenster und sah hinaus. Es war Mitte Februar, die Flocken tanzten und der Patronatsbrunnen wirkte wie eine eingeschneite Theaterkulisse.
„Was ist nur los mit Ihnen, Fräulein Heidegger? Die Terzen, die Vierteltöne, … der Debussy, und ihre Bach-Sonate.“
„Keine Ahnung. Ich kann mich nicht konzentrieren.“
„Alles Stücke, die mal perfekt liefen. So kommen Sie nicht durch die Prüfung.“ Professor Aurich starrte vorwurfsvoll durch seine Hornbrille.
Ihre Hände waren feucht und die Finger fühlten sich taub an. „Denken Sie, dass ich noch eine Chance habe?“
Er zuckte mit den Schultern. „Die Welt geht nicht gleich unter, wenn Sie die Prüfung nicht bestehen. Sie sind jung, talentiert, und können sich an jedem anderen Konservatorium neu bewerben.“
„Das überleben meine Eltern nicht.“
„Was spielen Sie zum Schluss? Nach dem Pflichtprogramm haben Sie freie Wahl.“
„Vielleicht Mendelssohn, oder die Jahreszeiten … Ich überlege noch.“
Professor Aurich zog seine Taschenuhr an einer Kette hervor. „Genau neun Minuten haben Sie Zeit.“
Sie hörte eine Flügeltür hart schließen.

Sophie schaute in den Flockenwirbel. Vorhin glaubte sie, dort unten Steve zu sehen. Aber es war nur ein dummer Gedanke. Steve trug keinen Mantel und keinen roten Schal. Außerdem war seit Neujahr endgültig Schluss. Steve, der brillante Klavierspieler, der Illusionist. Lügner und Arsch. Was wollte er eigentlich von ihr, wo er doch auf lange Haare und endlose Beine stand?
Nein, dort am Brunnen saß niemand. Und das war gut so, gelitten hatte sie genug. Am Ende sogar die theoretische Prüfung verkorkst.
‚Heute muss es mehr als gut laufen!’, hatte ihr Professor Aurich ans Herz gelegt.
Mehr als gut. Sophie griff die Notenhefte und packte den Stapel auf die Fensterbank. Aus ihrer Tasche holte sie einen abgegriffenen Schnellhefter hervor und blätterte nachdenklich durch handgeschriebene Seiten und Zettel. Warum eigentlich nicht? Was hatte sie denn jetzt noch zu verlieren?

Über den Seiteneingang gelangte sie auf die Bühne. Hinter dem Vorhang stimmte sie sich mit dem Assistenten ab, der für die richtige Reihenfolge auf dem elektronischen Notenpult sorgte. Ein paar Mal setzte sie die Geige neu an. Sophie schluckte und gab das Zeichen. Sanft teilte sich der Vorhang. Das Räuspern im Saal verstummte.

Sophie begann zu spielen und ließ ihre Geige erzählen - aus einem Vierteljahrhundert Leben. Leises Spiccato, kurz getippte Töne schubsten sich durch den Saal und provozierten verblüffte Blicke. Die Saiten vibrierten und erinnerten an Mutter, an Strenge, an verlorene Kindheit. Ihr Spiel verriet alles über Papa, der sie tröstete und an das Gute glaubte, über blutige Finger und ein Meer von Tränen, über die ersten kleinen Erfolge. Schneller und schneller tanzte der Bogen und die Saalwände lösten sich auf. Die Geige und ihr Körper verschmolzen, erzählten von Hoffnung und Täuschung, von der Suche nach Wärme, von erheuchelter Liebe, von Tod und Verrat.
Leiser wurde die Melodie und tauchte ein in einen rätselhaften Traum. Die Zeit blieb stehen, regungslos verharrten selbst die Schneeflocken in der Luft. Der Fremde, den sie niemals treffen würde, lächelte. Und ihr Lied erzählte von seinen Zweifeln, von Versagen, Traurigkeit und Schuldgefühlen. Der Bogen flog heftiger und spielte ihr Lied von Eis und Feuer, mit Leidenschaft und dieser irren Sehnsucht. Laut wurde es, tosend. Der vielstimmige Chor legte sich mit dem Schneesturm an und rief den Sommer zurück. Im Park brachen die Bäume auf, die Sträucher und die Knospen auf den Wiesen, ein Märchenbrunnen begann zu sprudeln und eine unwirkliche, zarte Geschichte zwischen Unschuld und Aufrichtigkeit erwachte zu neuem Leben.

Stille herrschte. Sophie setzte die Geige ab. Absolute Stille. Unsicher verbeugte sie sich, versteinert schienen die Gesichter der Professoren.
Vorsichtig klatschten einige der Zuhörer, der Beifall wurde lauter. Die Kommission zog sich zur Beratung zurück. Sophie schwankte zwischen Lachen und Weinen, sie winkte ihren Eltern zaghaft zu und war froh, dass der Vorhang sie unsichtbar werden ließ.
Der Beifall wollte nicht versiegen. Als sie vor den Vorhang trat, erhoben sich die Gäste und applaudierten im Stehen.
Der Leiter der Prüfungskommission, Professor Kremm, trat ans Rednerpult und winkte Sophie heran. Keine Regung war an seiner Mine abzulesen und sie zitterte.
„Am Pflichtprogramm gab es einige Abstriche. Dieser Vortrag war ein wenig … ungewöhnlich, modern. Der Beschluss fiel einstimmig. Sie haben bestanden! Ungewöhnlich, virtuos, exzellent …“
Er schüttelte Sophies Hand und der Rest seiner Worte ging im tosenden Jubel unter. Sophies Eltern strahlten. Sie rannte die vier Stufen hinunter und umarmte Mutter und Vater. Schon wurde sie mit Glückwünschen überhäuft, musste Hände schütteln und Blumensträuße entgegennehmen.

Sophie saß auf der Bühnenkante. Sie hatte darum gebeten, allein zu sein - einen Augenblick, eine Stunde lang. Flocken tanzten gegen das Fenster und sie schloss ihren Hefter. Von diesem Saal hatte sie damals geträumt, ein paar Wochen bevor sie die Universität besuchte. Viereinhalb Jahre war das her. Wenn so vieles stimmte aus dem rätselhaften Traum, wieso nicht auch der Fremde, denn sie traf? Alle Inschriften auf dem „Friedhof“ hatte sie studiert, sich in den anderen Sektionen erkundigt. Umsonst. Nicht eine reale Spur.
Ihr Blick fiel auf einen Trockenstrauß aus Sommerblumen. Ein Briefchen hing daran und sie riss es auf. Sophie entfaltete das Blatt und betrachtete die Zeichnung. Phantastisch gemacht, zweifellos, und das Mädchen am Brunnen … war sie. Aber - Sophie starrte auf das Bild - niemand kannte sie hier mit ihren langen Locken! Das hieße … Nein, allein der Gedanke war absurd. Wie sollten zwei fremde Menschen den gleichen Traum haben?  
Sie eilte ans Fenster. Eine Gestalt mit grauem Mantel und rotem Schal erhob sich vom Brunnenrand und ging in Richtung Parkplatz. Sophie stürzte aus dem Saal und rannte die Treppen hinunter. Endlich wusste sie, was sie zu tun hatte, und dass es mehr als ein Traum war.

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hobbes
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Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag15.05.2013 13:30

von hobbes
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Hi seitenlinie,

der zweite Teil ist leichter (zu lesen).

Den ersten mochte ich eigentlich auch schon. Trotz der irgendwie ... nüchternen Erzählweise kommt die Melancholie des Protas gut bei mir an. Es geht mir allerdings fast ein bisschen zu schnell, ein bisschen zu sehr zusammengefasst, ich könnte mir vorstellen, dass der Text gewinnt, wenn du ein bisschen ausführlicher, ein bisschen langsamer, ein bisschen beschreibender erzählst.

Gar nicht gefallen hat mir die Stelle:
Zitat:
„Ein paar Jahre kam ich gut über die Runden, mit Überstunden und Sonntagsarbeit. Oder Nachtschichten, wenn es ein Kunde eilig hatte. Aber mein Geschmack ist nicht massentauglich. Lukrative Aufträge blieben aus. Manche bezahlten ihre Rechnung nicht. Es lief immer schlechter, zwischendurch spielte und zockte ich - verlor alles, auch meine Freunde.“

Das riecht ein bisschen nach Infodump. Und mir ist es ein bisschen zu sehr selbstmitleidig, hauptsächlich der letzte Teil (also ab "verlor alles, ..."), ein bisschen zu sehr die Tränendrüse bemüht.
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seitenlinie
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Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag16.05.2013 12:55

von seitenlinie
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Hallo hobbes,

vielen Dank für deine Kritik.
Mit "leichter zu lesen" meinst du, dass der erste Teil ein wenig spröde wirkt?

Der zweite Teil war nicht geplant. Ich hatte mir nur gedacht, dass der Traum auch etwas prophetisch gesehen werden könnte.

Dann habe ich Teil 2 als kleines Bonbon für den Leser geschrieben.

Ich taste mich hier an einen Ich-Erzähler heran, eine Perspektive, die ich gar nicht so mag.
Die Kurzgeschichten sind ein Spagat. Das Ziel sollte sein, dass sich ein Teil der Geschichte im Kopf des Lesers entfaltet.  
Aber mit Abstand sehe sich auch einige weniger gelungene Stellen.

Die Stelle, die du zitiert hast, war mir erst später aufgefallen.
Rührselig sollte sie nicht werden, ich dachte/hoffte, dass es nüchtern genug sei.
Mich hat irritiert, dass sie zu sehr wie ein Erklärblock wirkt und die Atmosphäre stört.

Gruß,
Carsten
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Wohnort: Deutschland


Beitrag16.05.2013 15:05

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

seitenlinie hat Folgendes geschrieben:

Sie eilte ans Fenster. Eine Gestalt mit grauem Mantel und rotem Schal erhob sich vom Brunnenrand und ging in Richtung Parkplatz. Sophie stürzte aus dem Saal und rannte die Treppen hinunter. Endlich wusste sie, was sie zu tun hatte, und dass es mehr als ein Traum war.

Damit hat sich die Geschichte eigentlich erledigt, da du keine Möglichkeit für ein Wiedersehen aufzeigts.
Ich bin sehr für eine Ich-Form und knalle Dir noch den Präsens mit drauf.

Dann kannst du dich richtig reinknien, weil du die Distanz verlierst und deinen Gefühlen freien Lauf geben kannst.
(Falls du vorhast, eine Liebesgeschichte zu schreiben)
Bisher kommen die Gefühle nur von ihr. Dann wärest du dran einzusteigen, denn in der Ich-Form musst du Farbe bekennen.
Ansonsten wirkt der Inhalt öde, hat keinen Pepp, ist nichts Neues und Uni, du liebe Güte. Alltagskram, der nicht mal einen Bauern vom Melkschemel reißt. Es langweilt, weil die Ideen fehlen, das ist Altagskram.
Glaubst du, Studenten würden derartige Literatur lesen?

Die beiden Teile, passen zueinander, sind wirklich gut geschrieben.
Wirst schon den richtigen Weg finden, Du kannst das.Daumen hoch

Hardy
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seitenlinie
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Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag16.05.2013 17:58

von seitenlinie
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben:
seitenlinie hat Folgendes geschrieben:

Sie eilte ans Fenster. Eine Gestalt mit grauem Mantel und rotem Schal erhob sich vom Brunnenrand und ging in Richtung Parkplatz. Sophie stürzte aus dem Saal und rannte die Treppen hinunter. Endlich wusste sie, was sie zu tun hatte, und dass es mehr als ein Traum war.


Damit hat sich die Geschichte eigentlich erledigt, da du keine Möglichkeit für ein Wiedersehen aufzeigts.

Mensch Hardy, … ist deine romantische Ader am Austrocknen?
Genau hier löst sich der Liebeskrimi auf. Und die letzten zwei Sätze überlasse ich der Fantasie des Lesers.

Zitat:
Ich bin sehr für eine Ich-Form und knalle Dir noch den Präsens mit drauf.

Wird problematisch. Träume wie einen Gedankenstrom laufen lassen, geht natürlich.
Wir haben eine Kurzgeschichte und der Bruch könnte den Leser zusätzlich verwirren.

Schnelle Schritte lassen mich aufhorchen, zögerlich drehe ich mich um. Ihre Hand berührt meinen Nacken. Sie zieht mich etwas zu sich hin,
gibt mir einen Wangenkuss und flüstert in mein Ohr: „Ich glaube, ich habe mich grad verliebt.“
Da wusste ich, dass es nur ein Traum war.

War das so gedacht Question

Er erzählt uns seinen Traum. Wir erfahren nicht, ob er erlebend oder aus der Distanz erzählt.
Mit dem Ende wird das eindeutig: Da wusste ich, dass es ein Traum war.

Zitat:
Dann kannst du dich richtig reinknien, weil du die Distanz verlierst und deinen Gefühlen freien Lauf geben kannst.
(Falls du vorhast, eine Liebesgeschichte zu schreiben)


Die Story ist abgeschlossen. Durch seine nüchterne Erzählweise schafft der Protagonist im ersten Teil Distanz. Das ist gewollt.

Zitat:
Bisher kommen die Gefühle nur von ihr. Dann wärest du dran einzusteigen, denn in der Ich-Form musst du Farbe bekennen.

Hast du keinen einzigen Farbtupfer in Teil 2 entdeckt?
Ich zähle mal schnell, und komme auf mindestens drei Stück ...

Zitat:
Ansonsten wirkt der Inhalt öde, hat keinen Pepp, ist nichts Neues und Uni, du liebe Güte. Alltagskram, der nicht mal einen Bauern vom Melkschemel reißt.
Es langweilt, weil die Ideen fehlen, das ist Altagskram. Glaubst du, Studenten würden derartige Literatur lesen?

Keine Ahnung, was Studenten heute lesen … Vielleicht lieber was vom Jungbauern und seiner Bäuerin?   Rolling Eyes
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag16.05.2013 18:53

von Hardy-Kern
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seitenlinie hat Folgendes geschrieben:

Sie eilte ans Fenster. Eine Gestalt mit grauem Mantel und rotem Schal erhob sich vom Brunnenrand und ging in Richtung Parkplatz. Sophie stürzte aus dem Saal und rannte die Treppen hinunter. Endlich wusste sie, was sie zu tun hatte, und dass es mehr als ein Traum war.

Damit hat sich die Geschichte eigentlich erledigt, da du keine Möglichkeit für ein Wiedersehen aufzeigts.

Zitat:
Mensch Hardy, … ist deine romantische Ader am Austrocknen?
cry
Wenn  du wüsstest,  wie romantisch Hardy sein kann.
Das ist die blanke Angst, sich mal in eine Geschichte zu verbeißen.
Geschichten von Studenten haben nichts mit Jungbauern zu tun, da die sowieso in der Trivialität der Gesellschaft ganz unten angesiedelt sind.

Schade, dass du abbrichst.

Hardy
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag16.05.2013 21:52

von hobbes
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seitenlinie hat Folgendes geschrieben:
Mit "leichter zu lesen" meinst du, dass der erste Teil ein wenig spröde wirkt?

Hm, spröde wäre jetzt nicht mein Wort gewesen. Distanziert, vielleicht. Der unbekannte Erzähler zieht mich nicht so spontan in den Bann wie Sophie.
Oder abgeklärt. Resigniert.
Sophie dagegen kommt viel lebendiger bei mir an. Klar, ist sie ja auch.
Hm. Sorry. Mir fehlen mal wieder die Worte.

Eigentlich seltsam. Man sagt doch immer, beim Ich-Erzähler ist man so nah dran wie überhaupt nur möglich. Das finde ich hier so gar nicht wieder.
*überleg*
Aber klar, wenn der Ich-Erzähler an sich ein eher distanzierter Typ ist, sollte sich das natürlich auch in der Erzählweise finden. Von daher passt es ja auch wieder.
Stört mich ja auch nicht. Ich hab Teil 1 auch gern gelesen.
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag17.05.2013 07:28

von Hardy-Kern
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hobbes hat Folgendes geschrieben:


Eigentlich seltsam. Man sagt doch immer, beim Ich-Erzähler ist man so nah dran wie überhaupt nur möglich. Das finde ich hier so gar nicht wieder.
*überleg*
Aber klar, wenn der Ich-Erzähler an sich ein eher distanzierter Typ ist, sollte sich das natürlich auch in der Erzählweise finden. Von daher passt es ja auch wieder.

Ja, Hobbes.
Darum bleibt es nur bei "Bemerkungen" eines Außenstehenden, ohne Gefühle und Absichten eine Liebesgeschichte daraus zu machen.Smile
Und ich bin dann der Nichtromantiker?

Der "fiese" Schreiberling hat einfach keine Lust, das ist alles. lol
Aber das ist seine Sache.

Hardy
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4952

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag17.05.2013 08:30

von KeTam
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Hallo seitenlinie,

dein Text hat mich in seinen Bann gezogen. Mir erscheint das alles sehr melancholisch und auch märchenhaft.
Mit deiner klaren Sprache schaffst du es Bilder entstehen zu lassen, die nach meinem Empfinden was "durchsichtig Blaues" haben.
Vielleicht weißt du, was ich meine.

Gerne gelesen.

Lg, KeTam.
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag17.05.2013 13:08

von Biggi
Antworten mit Zitat

seitenlinie hat Folgendes geschrieben:
Aus heiterem Himmel lässt sich keine knapp Zwanzigjährige auf einen Kaffee einladen. Das finde ich übertrieben. Oft entscheidet sich das doch aus dem Bauch heraus und hängt davon ab, ob die Chemie passt. Und die scheint zwischen den beiden zu stimmen …


Hallo seitenlinie,

diese Einschätzung war natürlich für mich nur aus dem Zusammenhang heraus gemeint, es fehlte das "meiner Meinung nach von dem Typen". Klar laden 40/50/60/70-Jährige auch mal gern ne 20-Jährige ein und die sagt nicht nein.
Der Mann war mir von Anfang an, und damit meine ich den ersten Satz mit der Chance, die er hatte [dachte sofort: schnüff!], so "sympathisch", dass es nicht gefunkt hat.

Wohingegen die liebe Violinistin ad hoc bei mir ankommt. Da ist Leben im Text, der zieht.
Aber meine Liebe zur Musik ist mir bekannt, die Unvoreingenommenheit gegenüber zum Lamentieren neigenden und vom Leben geschlagenen Männern [Erzähle beim ersten Date nicht zuviel von dir selbst oder gar deinen Problemen! wink], die mal schnell ein Mädl angraben, weil die Chemie sogleich stimmt, eher nicht.
Aber vielleicht war mir der Mann vor ein paar Tagen auch zu kuscheligweich und/oder ich grad zu wenig verliebt.  Cool Ich probier's nochmal.

LG
Biggi
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seitenlinie
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag18.05.2013 21:05

von seitenlinie
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Biggi

Ich glaube, da gab es ein Missverständnis.
Beide gehen deshalb so locker miteinander um, weil sie keinerlei Absichten hegen. Er will sie nicht anbaggern.
Seine Lebenskrise zeigt er wie ein Stigma. Will man noch weiter gehen, könnte man darin fast einen Schutzschild sehen.


@KeTam

Vielen Dank!

Mir schwebt eine Sprache vor, die transparent ist und hinter den Film zurücktritt. Ein Illusionist, so perfekt, dass man
ihn selbst nicht mehr wahrnehmen kann. Wirklich erreichbar ist das nicht und dabei habe ich auch die Befürchtung, dass
die Sprache dann tot ist. Aber mit deinem Bild kann ich viel anfangen.
 
Das „durchsichtig Blaue“ zeugt von einem sehr feinen Gespür.


@Hardy

Ihr habt gewonnen. In Kürze erscheint Teil 3.
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JosephinevonBluetenStaub
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 30
Beiträge: 8
Wohnort: Halle


Beitrag18.05.2013 21:52

von JosephinevonBluetenStaub
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Ich finde eigentlich nicht, dass der Text "schlecht" ist. Ich finde gerade die kritisierte, nüchterne Distanz sehr gut. Texte übers sich verlieben und ersten begegnungen sind doch fad. Das kennt man doch. Ich habe ihn auch eher so verstanden, dass der Protagonist nichts schönes sehen will. Während immer wieder märchenhafte ausführungen vom Tag kommen, ist der Protagonist nur in seinem eigenen gescheiterten Leben gefangen und kann sich schwer öffnen. Dieses "Schutzschild" ist für mich deutlich zu sehen. Wenn die Geschichte noch einen tucken länger wäre und man seine Resignation noch mehr spüren würde ( nicht nur im letzten Satz) fänd ich ihn spitze! =)

_________________
"Wer nicht zuweilen zuviel empfindet, der empfindet immer zu wenig."
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