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Das Künstlerprekariat

 
 
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pna
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Paterson
Beitrag11.04.2013 10:03
Das Künstlerprekariat
von pna
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http://www.monopol-magazin.de/artikel/20101584/-chris-dercon-kuenstlerprekariat.html

Ein ziemlich kluger Artikel, wie ich finde:

Kreativ sind wir alle: Sind Künstler, die ihre Ideen ohne existenzielle Absicherung zu Markte tragen, heute Rollenmodelle? In einer Gesellschaft ohne feste Löhne, mit einem Heer freier Dienstleister?
Exakt. Man nennt sie Enthusiasten: eine Armee sogenannter kreativer Dienstleis­ter. Man spricht von creative industries, aber das ist nur ein Trick, um das ökonomische Modell der kostenlosen Arbeit salonfähig zu machen. Man will Enthusiasten erzeugen, ihren Input nutzen, ohne Löhne zu zahlen ...

Lest Euch den gesamten Artikel durch - es lohnt sich wirklich!

Liebe Grüße,
Peter
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Paradigma
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag11.04.2013 10:51

von Paradigma
Antworten mit Zitat

Servus pna,

und hast diesen Artikel verstanden und kannst ihn mir erklären?

Der Autor stellt eine Menge Behauptungen auf und verweist auf etliche mir völlig unbekannte Geistesgrößen, nennt Ausstellungen und Events, die ich nicht kenne. Ich würde dem Autor nicht unbedingt widersprechen, wie käme ich dazu. Der Kunstbetrieb als solcher ist mir fremd.

Aber ich arbeite als Mediengestalterin in einem kreativen Beruf und ich lebe durchaus seit 10 Jahren mal mehr mal weniger gut davon. Wohlgemerkt, ich habe (da Kinder und alleinerziehnd) nur in etwa halbtags gearbeitet konnte damit damit die Familie ernähren.

Ich habe auch eine Zeitlang ein Büro mit etlichen Innenarchitekten geteilt, und auch die lebten von ihrem Beruf. Und zwar deutlich jenseits der Präkariatsgrenze.

Mir drängt sich bei dem Artikel die Frage auf, wie professionell alle diese Leute arbeiten. Bei aller Liebe zum kreativen Prozess: Aber wenn ich mit Pixelschubsen meine Brötchen nicht mehr verdient bekomme, dann geh ich lieber Kisten stapeln bei Aldi, als für irgendjemanden für lau ne Broschüre zu entwickeln. So was mache ich hin und wieder für soziale Einrichtungen, wenn ich anderweitig gut verdiene, als Spende zum Aufpolieren meines Karmapunkte-Standes.

Profi bin ich dann, wenn ich von dem LEBEN kann, was ich tue.
Alles andere fällt schlicht unter Hobby. Ich empfinde es nicht als hilfreich, sich hinzustellen, und zu behaupten, man wäre ein Profi, wenn man auf Hobbyniveau bezahlt wird (nämlich gar nicht). Das passt nicht zusammen.

In meinen Augen ist man in dem Falle schlicht arbeitslos und hat keinen Bock, sich einen Job zu suchen. Dann hat man sich halt entschieden, lieber ein armer Hobbist zu sein und den Tag mit seinen Vergnügungen zuzubringen. (Und das ist nicht böse gemeint. Arbeit halte ich nicht unbedingt für einen Selbstzweck. Sie dient letztendlich dem Lebensunterhalt. Wenn ich den anders sichern kann - why not?)


_________________
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William Faulkner
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pna
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Paterson
Beitrag11.04.2013 18:18

von pna
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Deiner Meinung nach unterscheidet sich der Profi vom Hobbyist nur durch die Höhe der Einkünfte aus seiner Tätigkeit?

lg/Peter
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Paradigma
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag11.04.2013 18:26

von Paradigma
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Im Idealfall auch durch die Qualität der Arbeit - weil er i. d. Regel mehr Erfahrung und eine bessere Ausbildung hat. Sein Handwerkszeug beherrscht, und Ahnung nicht nur von der Arbeit selber sondern auch von so schnöden Dingen wie Buchführung oder Arbeitsorganisation hat.

Aber gerade im künstlerischen (auch literarischen) Bereich scheint das nicht unbedingt zuzutreffen. Da scheint es einfach massenweise oder sogar hauptsächlich Autodidakten zu geben.

Aber unterm Strich würde ich sagen ja: Wer für seine Arbeit für Geld erhält, und das langfristig und in einer angemessenen Höhe ist ein Profi. Alle andern eben nicht.

Meiner Erfahrung nach zahlt sich übrigens tatsächlich erworbenes Know-How, eine entsprechende Qualität der Arbeit und eine gewisse Pragmatik beim Herangehen an seine Arbeit (und die Kunden) durchaus auch in klingender Münze aus.


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William Faulkner
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pna
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Paterson
Beitrag11.04.2013 18:58

von pna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Sehr seltsam. Ich wurde in dem Glauben erzogen, dass sich der Profi vom Hobbyist in allererster Linie nur durch das Können unterscheidet. Wenn irgendwo gerufen wurde: "Da brauchen wir einen Profi!", dann meinten die Leute, sie brauchen jemand, der sich auskennt, und das, was zu tun ist, bestmöglich kann, und nicht jemand, dem man mehr zahlt.

Meiner Meinung nach geht es in dem verlinkten Artikel um die um sich greifende, leidenschaftliche Selbstausbeutung diverser Kreativer, Enthusiasten, die mehr oder weniger kostenlos eine Contentindustrie beliefern. Das beginnt bei Ferialpraxis, erstreckt sich über Volontariat, bis über sogenannte "Leserreporter", Blogger, Fotografen, Schriftsteller sowieso, die sich schon gar nicht mehr fragen trauen, was sie denn nun für die Kurzgeschichte bekommen, die in dieser oder jener Anthologie erscheint, weil eine finanzielle Forderung schon beinahe unanständig wirkt.

Sei doch froh, dass Du einen Beruf hast, in dem Du kreativ sein kannst und regelmäßig Geld damit verdienst, damit Du Deine Familie ernähren kannst - aber schließe dann nicht von Dir auf andere, die dem Wahn der Selbstausbeutung verfallen sind und ihre Leistungen verschenken um vielleicht irgendwann einmal wahrgenommen zu werden.


lg/Peter
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Paradigma
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Beitrag11.04.2013 19:06

von Paradigma
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Zitat:
dass sich der Profi vom Hobbyist in allererster Linie nur durch das Können unterscheidet


Genau. Ein können, das so hoch ist, und so sehr gebraucht wird, das die Leute Geld dafür bezahlen.


Zitat:
die dem Wahn der Selbstausbeutung verfallen sind und ihre Leistungen verschenken


Siehst du? Das ist das Problem. Ich kenn das mit unbezahlten Praktika auch bei uns in der Branche und ich kenne die unbezahlten Überstunden,  (viele) Agenturen ganz selbstverständlich von ihren jungen Mitarbeitern verlangen - unatürlich bei hohem Leistungsdruck und zu miesen Löhnen - die das alles freiwillig mitmachen, weil es ja ach so toll ist kreativ und hip zu sein.

Wenn sich ein Produkt nicht verkauft, kann es trotzdem von höchster Qualität sein. Ein Profi jedoch würde es dann halt einfach nicht herstellen und auf dem Markt anbieten - egal, wie toll er es herstellen KÖNNTE.


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William Faulkner
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Gast







Beitrag11.04.2013 19:30

von Gast
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Wenn du im kreativen Bereich arbeitest, dann musst du nahezu immer vorlegen. Ob als Architekt, als Texter, als Übersetzer etc. Entweder Probearbeiten oder Beiträge erst erstellen, die dann genommen werden oder nicht, oder um ein Bein in die Tür zu Kriegen unununund.
Kein Profi kann erst anfangen, wenn die Anzahlung da ist. Er hat ja keinen Dachdeckerbetrieb .

Das hat sicherlich etwas mit Angebot un Nachfrage zu tun, aber nicht nur. Die Grundeinstellung, dass Kunst keine Arbeit ist und geistiges Werk ... Ich sage nur mal, wie oft das simple Fordern Zitate zu kennzeichnen schon als Zunutung empfunden wird. Es gibt diese Erwartung, der Künstler müsse sich selbst genug sein. Das ist mit Enthusiasmus gemeint. Und das ist ein realexitierendes Problem für alle Kreativen.
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Paradigma
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Beitrag11.04.2013 19:42

von Paradigma
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Ei Künstler ist - in gewisser Hinsicht - ein freier Unternehmer. Da muss natürlich erst mal Werbung betrieben werden, damit der Ladens ins laufen kommt. Aber irgendwann muss der Break-Even-Punkt erreicht sein, und der Laden in die Gewinnzone erreichen. Sonst muss ich die Investionen abschreiben, und was anderes versuchen.  


Zitat:
Es gibt diese Erwartung, der Künstler müsse sich selbst genug sein. Das ist mit Enthusiasmus gemeint. Und das ist ein realexitierendes Problem für alle Kreativen.


Und natürlich wird dieses Problem dadurch verstärkt, das zu viel (begabte) Leute so heiß drauf sind, das ihre Kunst einen Markt überhaupt gesehen wird, das sie sich ohne Bedenken selber ausbeuten.


Nur bezahlt das keine Winterstiefel für meine Kinder. Als Designerin bin ich sowie so eine Hure der Kunst, keine Geliebte ... Also - Gestaltung gegen Geld. Für nix gibts nix.


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William Faulkner
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Gast







Beitrag11.04.2013 20:01

von Gast
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Das ist bis zu einem bestimmten Punkt alles richtig -

aber die soziale Stellung bzw. die Einschätzung einer Leistung bestimmt den Marktwert. 'Dann mach den Job halt nicht oder mach ihn so schlecht, dass es sich noch rechnet' ist natürlich eine pragmatische Option. Oder wie einer meiner Freunde gern sagt: wie ein kleiner Stricher, nach jeden fünf Euro.

Daneben kann man sicher aber auch mal überlegen, wie man den Wert der kreativen Arbeit an sich anheben und in die Diskussion bringen kann.
Denn Unterbezahlung und Geringschätzung ist nun nichts, was gottgegeben zu erdulden sei.

Für Autoren darf es durchaus noch zwei drei andere Gründe geben, eine Idee umzusetzen, als das Marktpotential. Ohne sich deswegen als Hobby-Autor benennen lassen zu müssen.
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Paradigma
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Beitrag12.04.2013 08:46

von Paradigma
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Ich habe gar nicht das Gefühl, das der Wert kreativer Arbeit nicht hoch bewertet wird. Nur scheint mir in der Kunst das zur Zeit überall gängige Prinzip auf die Spitze getrieben zu werden:

Einige wenige erhalten Spitzengehälter, die große Masse arbeitet und muss trotzdem ergänzend Hartzen.

Und ja, du hast mich auf deiner Seite, bei jeder Maßnahme, die du gegen Unterbezahlung und Geringschätzung von Arbeit - sei es kreativer oder anderer - starten möchtest. Gerne auch unbezahlt und ohne Marktpotential.


Zitat:
Für Autoren darf es durchaus noch zwei drei andere Gründe geben, eine Idee umzusetzen, als das Marktpotential. Ohne sich deswegen als Hobby-Autor benennen lassen zu müssen.


Ja, einverstanden. Zu mindestens wenn du nicht "Kunst um der Kunst willen" meinst - siehe oben.


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seitenlinie
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Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag12.04.2013 11:20

von seitenlinie
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Die Globalisierung trifft auch die Schriftstellergilde.

Nehmen wir an, im Mittelalter gab es auf 4000 Seelen einen Märchenerzähler.
Der tingelte von Ort zu Ort, Interessierte konnten pro Jahr 15 verschiedene Erzähler genießen.

Übertragen auf heute hätten wir in einer Stadt mit 40.000 Einwohnern demnach 10 Autoren (davon 4 hauptberufliche),
was sogar passen könnte.

Globalisiert betrachtet wären das 1.750.000 Schriftsteller. Stehen uns davon nur 5% mit ihren Werken zur Verfügung,
ergibt das 87.500 Autoren. Hinzu kommen die historischen Kollegen.

Eine ordentliche Auswahl.

Tatsächlich beträgt die Zahl der Buchtitel weltweit 129.864.880.

http://www.shortnews.de/id/843565/google-hat-die-zahl-aller-buchtitel-dieser-welt-ermittelt

Stehen uns davon 3% (Tendenz steigend) zur Verfügung, dürfen wir unter 3.9 Millionen Titeln wählen.
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag12.04.2013 11:57

von holg
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pna hat Folgendes geschrieben:
Ich wurde in dem Glauben erzogen, dass sich der Profi vom Hobbyist in allererster Linie nur durch das Können unterscheidet. Wenn irgendwo gerufen wurde: "Da brauchen wir einen Profi!", dann meinten die Leute, sie brauchen jemand, der sich auskennt, und das, was zu tun ist, bestmöglich kann, und nicht jemand, dem man mehr zahlt.
Ich auch. Beim Hausbau musste ich leider erfahren, dass man das auf das Handwerk nicht so ohne weiteres übertragen kann. Als Hobbybastler habe ich zum Teil deutlich genauere und langlebigere Ergebnisse erziehlt als der ein oder andere Profi. Habe zwar auch dreimal so lange dafür gebraucht, aber das ist ohne dreijährige Ausbildung und mehrjährige Erfahrung auch kein Wunder.
Will sagen: Die Qualität der abgelieferten Leistung ist nicht immer ein valides Kriterium (das Wissen um den gebauten Murks eventuell), die Erwartungshaltung der Kunden und der Verdienst allemal.

holg


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Fjodor
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Beiträge: 1485



Beitrag12.04.2013 12:56

von Fjodor
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Wohlstand, Bildungsniveau und -angebote, technischer Fortschritt - usw. - das hat auf künstlerischem Gebiet dazu geführt, dass sich heute sehr viele Künstler auf vergleichsweise hohem Niveau betätigen können, so dass es "Namenlosen" auf vielen Gebieten immer schwerer möglich ist, einen fairen und angemessenen Preis zu erzielen.

Zu den "Profis" (nach Paradigmas Definition), die es versuchen, treten ausgebildete Leute in Konkurrenz, die ihre Ausbildung nebenberuflich fruchtbar machen, daneben fortgebildete Autodidakten und meinetwegen "Naturgenies".

Gerade auf dem Gebiet der Literatur können eigentlich aus jeder Gruppe Spitzenleistungen kommen.

Nun bestimmt eine Gesellschaft durch Nachfrage überhaupt erst, auf welchem Gebiet sich Profitum überhaupt entwickeln kann bzw. für wieviele Profis ein Markt da ist (vgl. unterschiedliche Sportarten).

Es gibt kein Naturgesetz, dass jemand von 2 Romanen im Jahr leben können muss ...

Möglichkeiten zur Professionalisierung tun sicher dem allgemeinen Niveau gut.
Daher habe ich als Literaturkonsument und (soziologisch gesehen) "Hobby"-Autor ein Grundinteresse, nicht zu einer Marginalisierung der Literatur beizutragen.

Persönlich nehme ich mir das Recht, mit dem was ich bieten kann, auch als Freizeitautor auf den Markt zu gehen. Damit gerate ich hier und da (hoffentlich) in Konkurrenz zu Profis, aber ich vermeide es, so weit es geht, zum Wert- und Preisverfall aktiv beizutragen, nur weil ich auf Einkünfte aus dem Schreiben nicht angewiesen bin. Ein Stück weit erlaubt mir die ökonomische Unabhängigkeit, dass ich Projekte angehen kann, für die kein Massenmarkt da ist. Marktfähig muss ein Buch aber trotzdem sein.

Meinen Respekt vor professioneller Arbeit bringe ich u.a. dadurch zum Ausdruck, dass ich mich z.B. nicht an einem 600-Seiten-Opus versuche und nicht den Eindruck zu erwecken suche, dass ich dies neben meinem Beruf in meiner Freizeit leisten könnte.

LG, F.
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Theresa87
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Wohnort: bei Berlin


Beitrag12.04.2013 17:31

von Theresa87
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debruma hat Folgendes geschrieben:

Kein Profi kann erst anfangen, wenn die Anzahlung da ist. Er hat ja keinen Dachdeckerbetrieb .


Da möchte ich widersprechen. Warum sollte es ausgerechnet im kreativen Bereich nicht möglich sein? Wenn Kreative sich schon als Unternehmer sehen sollen (müssen), dann auch bitte in allen Bereichen. Und Arbeit erst nach Anzahlung gerade bei Neukunden ist eine durchaus gängige unternehmerische Praxis.

Natürlich wird es schwer, solange noch keine Referenzen vorhanden sind, aber spätestens nach den ersten positiven Referenzen sollte es für Profis möglich sein, eine Anzahlung durchzusetzen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kunden, die sowieso vorhaben, den Kreativen wie vereinbart zu bezahlen, auch mit einer Anzahlung keine Probleme haben.

Im Übrigen gibt es auch die Möglichkeit des Eigentumsvorbehalts (zumindest für Kreative, die eigene Werke / Rechte erstellen), für den Fall, dass ein Kunde tatsächlich nicht die volle Summe zahlt ... in dem Fall hätte er nämlich auch nichts vom Produkt, weil es bis zur vollständigen Bezahlung Eigentum des Herstellers bliebe wink

Liebe Grüße,
Theresa


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Nayeli Irkalla
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Alter: 41
Beiträge: 1083
Wohnort: Ruhrgebiet
Extrem Süßes!


Beitrag12.04.2013 18:31

von Nayeli Irkalla
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Zitat:
Zitat:
Zitat:
dass sich der Profi vom Hobbyist in allererster Linie nur durch das Können unterscheidet



Genau. Ein Können, das so hoch ist, und so sehr gebraucht wird, das die Leute Geld dafür bezahlen.


Das sehe ich ehrlich gesagt ganz genauso. Das Können und die Connections machen den Profi.

Damit wird niemand geboren, das erwirbt man sich in einem oft mühsamen, langwierigen und schmerzhaften Prozess. Am Anfang ist man halt noch kein Profi, sondern nur interessierter Laie. Wenn man dann anfängt, mit dem Schreiben Geld zu verdienen, verdient man in meinen Augen immerhin schon mal die Bezeichnung semiprofessionell, weil man zwar schon mal pekuniäre Anerkennung kriegt, aber eben noch nicht davon leben kann.

Auch der Dachdecker-Profi, der selbstständig arbeitet, konnte davon noch nicht leben, als er als Lehrling die erste Dachschindel festgehämmert hat.

***

Profi heißt zum Teil auch, so denke ich jedenfalls, sich eben ein bisschen dahin orientieren, was der Markt haben will. Wenn gerade rote Schindeldächer gefragt sind, wird jeder Dachdecker scheitern, der von sich sagt, dass er aus künstlerischen Erwägungen heraus nur Beton-Flachdächer und altmodische Reet-Dächer herstellt. Profi sein heißt auch, ein Gespür dafür zu entwickeln, was der Markt verlangt, und das dann nicht einfach nur blauäugig nachzubeten, sondern mit eigenen innovativen Ideen zu füllen. Profi sein heißt, dass man sein Handwerk gut genug kann, um die Marktanforderungen zumindest ein Stück weit zu erspüren und umzusetzen und genug eigene innovative Ideen zu haben, um ein paar davon genau für dieses spezielle Werk nutzen zu können.

Ich fürchte, dass ich auf dem Weg dahin noch längst nicht angekommen bin. Aber es ist mein Ziel, und ich arbeite dafür. Jeden Tag. Wenn ich Bücher lese, analysiere ich die Stilmittel, die Charakterisierungen und den Spannungsaufbau. In der STraßenbahn auf dem Heimweg kritzele ich Ideen für die Verläufe meiner nächsten Bücher oder setze mich noch mal für eine halbe Stunde an die Haltestelle und mache ein kurzes Mindmap zu einer bestimmten Facette einer Figur.

Warum? Bestimmt nicht nur aus reiner, idealistischer Liebe zur Kunst, auch wenn die mit hineinspielt und mich immer wieder antreibt, noch schöner, noch besser, noch poetischer oder beißender und noch tiefer in meine Storys einzudringen. Aber ehrlich gesagt tue ich es vor allem, weil ich Profi werden will. Profi im Sinne von "Ich kann davon leben".

Denn wenn ich davon leben kann - dann steht mir der Broterwerbsjob endlich bei meiner Liebe zur Kunst nicht mehr im Weg. Ich mag nämlich keine halben Sachen.

Ob ich tatsächlich gut genug dafür bin und nicht am Ende im Prekariat lande? Ich kann es nur hoffen. Genau, wie jeder andere auch, der diesen Weg gehen will.

Wobei ich trotzdem den Bekannten beneide, der genau zu der im Artikel bemängelten Künstlerprekariats-Szene gehört smile. Der wird zwar auch nicht reich, aber der ist nicht immer so alleine wie ich, die ich im Hauptberuf was ganz anderes mache und mir die Zeit für meine Muse vom Feierabend abschneide, so dass ich nur sehr selten unter Freunde gehen kann. Der hängt nach Feierabend mit Kollegen herum, die auch Künstler sind. Ein bisschen beneidenswert finde ich das schon ...
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