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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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15.04.2013 00:56 Wagner Frauenfeind von Heribert
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Ich habe es dem Wagner genau angesehen, letzten Samstag im Gasthaus Kollermühle, an unserem Stammtisch.
Wagners Augen wurden kleiner und seine Mundwinkel fielen ins Bodenlose, als er sah, dass der Kuhn zusammen mit seiner Frau in die Kollermühle kam. Einen Augenblick kurz, sah mich der Wagner an und in seinem Gesicht konnte ich deutlich das Wort Verachtung lesen.
So oft hatte der Wagner am Stammtisch gepredigt, dass es keinen Sinn habe, Frauen mit zum Männerabend zu nehmen. Tausend Abende waren es bestimmt, an denen der Wagner am Stammtisch auf seinem Stammplatz saß und betonte, dass am Samstagabend keine Frau etwas in der Kollermühle verloren hätte und millionenfach hatte er Begründung um Begründung gejagt, warum das nicht zu sein hat, dass eine Frau am Samstagabend in der Kollermühle auftauche und das Männerbeisammensein durcheinanderbrächte.
Nun kam also am letzten Samstag der dumme Kuhn, anders kann man es nicht ausdrücken, in die Kollermühle und brachte tatsächlich seine Gattin mit. Der Wagner schob zunächst einmal sein Bierglas von sich und lehnte sich tief in seine Sitzecke unter dem Kruzifix.
Der Kuhn kam nicht etwa als erster in die Kollermühle; nein, erst kam Frau Kuhn hereingelaufen, behängt mit einer auffällig bunten Kette und geziert mit klobigen Ohrringen; ihre asymmetrische Stränchenfrisur glänzte und stand vor lauter pappigem Haarspray. Wagner sagte noch nichts, sah aber Kuhn an, als sähe er ihn zum ersten Mal in seinem Leben.
Wagner sah den Kuhn an, sah dann mich an, und sah dann zur Kuhn hinüber. Sie schob ununterbrochen ihren dicken Hintern auf dem Stuhl zurecht; offenbar war sie noch nicht gänzlich in der Kollermühle angekommen.
„So“ sagte schließlich die Kuhn, ganz außer Atem, nachdem sie endlich damit fertig war, auf dem Platz herumzurutschen, und damit fertig war, in ihrer verkitschten Handtasche zu wühlen und an den Ärmeln ihrer Bluse zu zupfen.
Die Kuhn kam gleich, nachdem sie sich zurechtgerückt hatte, zur Sache, indem sie von einer bevorstehenden Hochzeit trällerte. Keiner von uns Kerlen um Wagner wäre im Normalfall darauf gekommen, sich am Samstagabend in der Kollermühle über Hochzeiten zu unterhalten; die Kuhn aber begann tatsächlich unter den schuldvollen Blicken ihres Mannes davon zu sprechen, dass die Hochzeit der geborenen Schubert und geschiedenen Vogel bevorstehe. Sie sagte tatsächlich, dass die Vogel einmal eine Schubert war, nun aber bald Hinterhalter heißen würde, wenn sie denn dem Hinterhalter Anton das Jawort gebe, so die Kuhn, während sie wieder und wieder an ihrer Blumenmuster-Bluse zupfte.
Wagner sagte, dass er keine Hochzeiten mochte und er fügte hinzu, dass er schon gar keine Zweithochzeiten möge. Er führte an, dass Hochzeiten ausschließlich etwas für Frauen seien und dass Männer auf Hochzeiten nichts anderes darstellen würden, als nervöses Inventar, und niemanden anderen zu mimen hätten, als betrunkene Komparsen. Wagner behauptete letzten Samstag ernsthaft, dass die Frauen, zusammen mit Ketten und Ringen, auch ihre Männer als Schmuck zur Trauung mitnehmen würden und er behauptete, dass den Männern nichts anderes bliebe, als sich sinnlos zu betrinken, während ihre Frauen von Schluck Sekt zu Schluck Sekt immer peinlicher werden würden.
Die Kuhn sagte immerzu das ist doch Quatsch oder das stimmt doch nicht, während der Wagner am Tisch erklärte, dass sich die meisten Frauen auf Hochzeiten tatsächlich in Kühe verwandeln würden. Er sagte, dass überall im Ballsaal plötzlich Kühe zu sehen seien, und all diese Rindviecher hätten schon nach kürzester Zeit überall im Raum ihre kecken Fladen verloren, ihre parfümierten Haufen, so Wagner letzten Sonnabend.
„Sie erkranken alle an Bewunderung“, hatte Wagner gesagt und räumte ein, dass wieder andere Frauen am Neid erkranken würden, auf einer solchen Hochzeit. Er behauptete fest, dass eine solche Hochzeit nichts anderes wäre, als eine Mistgrube voller Neid und Bewunderung, voller Schweiß, Schminke und schrecklichen Kleidern. Wagner sagte deutlich, dass die meisten Frauen, nicht alle, aber die meisten, nicht die geringste Ahnung von Kleidern hätten. Der Großteil der Frauen, behauptete er, sähen zu späterer Stunde in ihren Ballkleidern aus, wie verschwitzte Mastsäue.
"Das ganze Jahr über tragen sie Jeans und Turnschuhe", schimpfte Wagner, „und plötzlich sieht man sie als bemalte Pottsäue in ihren Kostümen hängen“, so Wagner damals durchaus boshaft, während die Kuhn nun ist es aber genug protestierte.
„Sie kichern und gackern und tröpfeln sich vor lauter Glück ununterbrochen in die Schlüpfer“, führte Wagner aus, während die Kuhn große Kuhaugen bekam und der Kuhn selbst in die Zermalm-Mühle zwischen Freund und Ehemann geraten war.
„Ja“, sagte Wagner damals, „Sie glitzern vor Schminke und Schweiß und in ihren vor Glück und Alkohol verzerrten Gesichtern, ist nichts anderes zu sehen, als der Untergang des Mannes“, sagte er und fügte hinzu: „Der Untergang der Gesellschaft“.
Wagner begann den Satz mit den Worten sind wir doch einmal ehrlich und erklärte im Anschluss:
„Diese geborene Schubert wird eines Tages genug davon haben eine Hinterhalter zu sein, genauso, wie sie einst keine Lust mehr gehabt hatte Vogel zu heißen“, erklärte er. Er sagte, dass diese Schubert den Hinterhalter genauso hinters Licht führen werde, wie sie den Vogel vorgeführt habe. Er sagte, dass allen Frauen der Nachname irgendwann zu unmodern erscheinen würde und wenn der einst neue Mann zu einem überholten Mann geworden ist, dann habe die Frau schon lange damit begonnen, über eine neue Hochzeit mit einem ganz neuen Nachnamen nachzudenken, so Wagner damals am Tisch. In der Zwischenzeit aber, würden der ausgediente Mann und auch seine sozialen Kontakte rücksichtslos von ihr vernichtet werden, behauptete er.
Zuerst erobert das Weib den Mann, dann sein Bett, dann das Haus, dann das Wirtshaus, und schließlich erobert das Weib einen neuen Mann und damit einen neuen Nachnamen, sagte Wagner, stand auf und verließ die Kollermühle mit den Worten ich habe für heute genug.
Weitere Werke von Heribert:
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6460 Wohnort: München
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15.04.2013 04:07
von sleepless_lives
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Hallo Heribert,
der erste Absatz ist vielversprechend und ich würde auch gerne weiterlesen, aber ich komme nicht weiter, denn da blinkt ständig etwas in meinem peripherem Gesichtsfeld und scheinbare Bewegung in diesem Bereich kann man aus evolutionär guten Gründen nicht so einfach ignorieren. Vielleicht könntest du deinen Avatar etwas ruhiger gestalten?
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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15.04.2013 10:38
von Heribert
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Hm, so viel zum Text?
Ich stelle mir gerade vor, wie du versucht hattest meinen Text zu lesen:
Du hast den ersten Absatz begonnen, musstest aber schon im nächsten Moment mit den Händen deine Augen zuhalten. Ein erstiktes Ah zwingt sich durch deine Kehle und du hast das Gefühl, deine Augen brennen bis zum Hirn durch.
Du denkst an primitive Lochaugen, an Facettenaugen und die Perfektion eines Uhu- oder Adlerauges; aber zwischendurch blinkt wieder und wieder Heriberts unsäglicher Avatar auf: "Heribert, ich verfluche dich und deinen Avatar! Oh Evolution! Oh Evolution!"
Hast es ja dann noch einmal versucht, aber der Avatar kam mit einer Strahlkraft von mindestend 500 Watt links von der Seite und hat dann deine evolutionär gewachsenen Augen schwerstens verletzt.
"Au, ouaahhh, ahuiiuä... - Ich verfluche dich, Heribert! Ich verfluche dich für deinen Avatar!" Und das ganze spielt sich nicht etwa irgendwo ab, nein, es spielt sich in Sleepless`peripherem Gesichtsfeld ab; ja, in seinem peripherem Gesichtsfeld! Zum Kreuzdonnerwetter, was für eine Ausdrucksweise! Es sind wahrhaft geflügelte Worte!
Sleepless steht auf und wankt vom Schreibtisch weg, strauchelt zum Papierkorb und kotzt.
"Ah, dieses verdammte Avatar...", brüllt er. Und in Kürze wird die australische Sonne wieder aufgehen.
Binnen Sekunden laufen 3 Millionen Jahre humanoide Evolutionsgeschichte an seinem inneren Auge vorbei, welches zum Glück weder in seinem peripherem Gesichtsfeld, noch zentral in seinem Gesicht gelegen, sondern irgendwo im Magendarmtrakt liegt. Die Evolution hat es dorthin verschoben...
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Was für ein Avatar soll ich mir aussuchen? Hast du vielleicht noch so ein niedliches Äffchen für mich? Oder vielleicht ein Mausipuzi? Ein australisches Springmausipuzi? Ich würde auch eine Kegelschnecke nehmen. Die entspricht eher meinem Naturell.
Servus
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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15.04.2013 17:25
von Stimmgabel
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Hallo Heribert,
hier mal eine Kegelschnecke (gerade mal selbst gemacht, kannste also verwenden, falls, hi, hi ...)
Heribert hat Folgendes geschrieben: |
Ich würde auch eine Kegelschnecke nehmen. Die entspricht eher meinem Naturell.
. |
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4952
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15.04.2013 17:56
von KeTam
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Das liest sich flüssig und das Thema könnte auch ganz witzig sein, der Männerabend, der von einer Frau gestört wird.
Aber um lustig zu sein, fehlt da ein kleines Augenzwinkern.
Was diese Männerrunde so über Frauen denkt, wirkt einfach nur abwertend.
Ich stell sie mir als eine Haufen absolut frustrierter Kerle vor, die mit sich und ihren Frauen und ihrem Leben im Allgemeinen unzufrieden sind.
Für mich wirkt der Text nicht durchdacht, sondern eher, als hätte der Autor sich da seinen Frauenfrust von der Seele gerotzt.
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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15.04.2013 18:16
von Zinna
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Heribert hat Folgendes geschrieben: | Ich würde auch eine Kegelschnecke nehmen. Die entspricht eher meinem Naturell. Servus |
Hallo Heribert, falls du noch eine brauchst für deinen Avatar...
Zum Text:
Stammtischparolen eines Machos. Und so liest es sich einfach auch.
Deine Katzengeschichte hatte noch gewissen Pep, diese hier klingt wirklich einfach abwertend und kein bisschen humorangehaucht.
Gruß
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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15.04.2013 19:08 Kegelschnecke von Heribert
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Fange ich also mal mit Stimmgabel an:
Die Schnecke sieht fei wirklich klasse aus. Die Farben sind gut. Ist das mit einem solchen Malprogramm gemacht? Ich habe "Artrage", kann aber damit nicht gut umgehen.
weiter mit - Zinna:
Zinna, danke auch für deine Schnecke; ein entsetzliches Ende steht ihr bevor.
Ach ja, die Machos; wir Männer haben es heute wirklich schwer, man muss perfekt sein, soll nicht so viel von sich preisgeben, soll gut aussehen, klug sein, Haushalt führen, nett sein, romantisch sein, kochen können, Kinder erziehen, arbeiten gehen, immer ein offenes Ohr haben, Schränke zusammenbauen, zärtlich sein, in den Kissen eine Rakete sein und beruflich Erfolg haben...
Aber wehe, wenn ein Kerl Protest anmeldet...
Gekrittel von Frauenseite? - das darf natürlich sein; denn wir Männer sind ja schließlich groß, dumm und immer böse! Wir vergewaltigen, wir verprügeln täglich Frauen, Kinder und Schwule, wir trinken zu viel Bier und haben den Krieg erfunden.
Hoffentlich fallen eure rosafarbenen Luftschlösser nicht eines Tages zusammen - zum Beispiel gemeinsam mit der Wirtschaft unseres Landes, die uns ja eine gewisse Leichtlebigkeit ermöglicht; nicht wahr?
Ke Tam
Das Augenzwinkern habe ich mal eben weggelassen. Es gibt auch genügend Frauen im Forum, die ihre männerfeindlichen Texte bewusst ohne "Augenzwinkern" verfassen.
Dass mein Text wenig durchdacht ist, will ich einfach nicht wahrhaben...
Zitat: | als hätte der Autor sich da seinen Frauenfrust von der Seele gerotzt |
Ich bin relativ glücklich verheiratet; relativ, weil man eben mit den üblichen, alltäglichen Sachen zu kämpfen hat.
Und selbst wenn hier der Autor seinen Frust von der Seele gerotzt hätte - was solls? Und wenns so ist? Es ist ein Schriftstellerforum und weder ein Eheberatungsforum, noch eine Femi- oder Minderheitenplattform, und ich muss echt sagen, dass es wirklich in einem solchen Forum zutiefst unangebracht ist, die Texte nach pseudopsychologischen Unzulänglichkeiten zu beurteilen, so wie du das tust. Es gibt doch da draußen in der Welt des Internets bestimmt irgendein Forum, das sich eher mit psychologischen Hirnmist befasst, als mit ernstzunehmender Literatur...
Danke nochmal für die Schnecken, aber das Avatar, das ich mir jetzt zugelegt habe, gibt mich, fürchte ich, deutlich besser wider.
Servus
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4952
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15.04.2013 19:46 Re: Kegelschnecke von KeTam
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Heribert hat Folgendes geschrieben: | ; wir Männer haben es heute wirklich schwer, man muss perfekt sein, stimmt soll nicht so viel von sich preisgeben falsch, alles rauslassen, aber ohne dabei jämmerlich zu wirken., soll gut aussehen stimmt, klug sein stimmt, Haushalt führen aber klar doch!, nett sein aber nicht zuuuu nett, das wirkt dann wieder so waschlappenmäsig, romantisch sein stimmt, wird gerne genommen, kochen können fünf Sterne, bitte, Kinder erziehen stimmt, arbeiten gehen nicht nur arbeiten gehen, auch gut Geld verdienen und bitte Samstag und Sonntag frei, immer ein offenes Ohr haben klar, Schränke zusammenbauen nein, falsch. Selbst designen, dann zusammenbauen, zärtlich sein, in den Kissen eine Rakete sein und beruflich Erfolg haben...zu den letzten drei Punkten ein uneingeschränktes:JA:
Aber wehe, wenn ein Kerl Protest anmeldet...
Vollkommen richtig! Denn Protest würde ja zeigen, dass der Mann nicht mit Leib und Seele bei der Sache ist:
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Paradigma Klammeraffe
Alter: 54 Beiträge: 962 Wohnort: Östlich von Westfalen
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15.04.2013 19:54
von Paradigma
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Zitat: | Ich bin relativ glücklich verheiratet; relativ, weil man eben mit den üblichen, alltäglichen Sachen zu kämpfen hat.
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Mein täglich Nudelholz gib mir heute?
_________________ Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.
William Faulkner |
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2700 Wohnort: in der Diaspora
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16.04.2013 06:19
von Lapidar
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noch mein Senf dazu
Für mich bedient der Text eigentlich genau das Klischee, wie ich mir so einen Herrenstammtisch vorstelle.
Eine Domäne wo MANN frei von schädlichen weiblichen Einfluss HERR und MEISTER sein darf.
Der Text ist ja wohl nur ein Anfang, nehme ich an.
Wagner sehe ich als jemanden der hier und nur hier am Stammtisch das große Wort führen kann. Bis jetzt war er mehr oder weniger der Anführer, der Leitwolf seiner Meute.
Dass ihm nun der Spezi Kuhn den Dolch in den Rücken stößt und diesen Fremdkörper "Frau" in die Sicherheitszone einschmuggelt ist schon wirklich unmöglich. Fast möchte ich Mitleid mit dem Kerl kriegen.
Wie er der Kuhn dann verbal den Abend vermiest, das kenne ich. Mein Vater kann das auch gut.
Also so als "Bild" kann ich das gut sehen. Was mir jetzt fehlt wäre: irgendwie der Grund warum der KUHN die KUHN mitgebracht hat.
Die Kuhn wurde ja relativ detailliert- wenn auch recht unfreundlich -beschrieben vom Äußeren her. Also eine relativ unsensible trampelige Person, die sich wo reindrängt wo sie nichts zu suchen hat und dann auch noch total unpassende "Tischgespräche" anfängt.
Die andren Beteiligten, da fehlt mir persönlich ein bisschen die Tiefe. Auch die Motivation warum bricht Kuhn das ungeschriebene Gesetz?
Aber vielleicht verlange ich da zuviel?
So als Situationszeichnung sehe ich die Szene vor mir und fühl mich unwohl. Was heißt Du hast das Bild aus meiner Sicht gut getroffen.
Aber wie gesagt mir fehlen ein paar Infos: Warum ist Wagner so..? (hat er daheim eine Xanthippe? Wurde er geschieden? Warum kommt die KUHN mit? Warum lässt der KUHN das zu?....
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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16.04.2013 07:18
von Heribert
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Lapidar, Hallo
Danke für deinen Senf, ich habe das Geschlechts-Symbol unter dem Avatar gesehen und schon geglaubt, ich bekomme jetzt wieder eine Abreibung von einer Frau für meinen Frauenfeindlichen Text. Aber zum Glück verläuft der Kommentar anders.
Also, eine ähnliche Situation gab es ja tatsächlich vor Jahren an unserem Stammtisch in Niederbayern. Der Wagner bin also nicht ich selbst, wie mir das hier immer unterschwellig zugeschoben wird, sondern der Wagner ist in Wirklichkeit ein Kininger und der Kininger ist heute noch eingefleischter Single. Ich hoffe, er wird nie dieses Forum besuchen - ist aber eh recht unwahrscheinlich.
Eigentlich, das hat uns in der Clique immer gewundert, ist der Kininger ein Frauentyp, auch von der Art her, lustig und klug, aber trotzdem hat er bis jetzt erst eine Beziehung gehabt, und die hat er abgebrochen, weil die Frau versucht hatte ihn nach seiner Mutter noch einmal zu erziehen, wie er selbst sagte.
Kuhn hat ebenfalls einen Namen, aber den nenne ich hier nicht; denn Kuhn weiß, dass ich hier schreibe. Und ganz wie du es erkannt hast, ist die Kuhn ein Trampel. Seit wir älter geworden sind, nehmen die gemeinsamen Treffen ab; also haben wir einen monatlichen Stammtisch eingeführt. Ganz davon abgesehen, dass Kuhn von seiner Frau völlig verändert wurde, erscheint er auch mittlerweile seltener dort, und als ob das nicht reichen würde, bringt er sie, die wenigen Male wenn wir uns treffen, dorthin mit und die Frau hat auch nichts anderes zu tun, als aufzupassen, dass dieser Pantoffelheld nicht zu viel Bier trinkt. Schlimm.
Eine Vorgeschichte habe ich für diese Kurzgeschichte nicht nötig gehalten, denn das ist für das Genre Kurzgeschichte nicht erfordelich. Eine KG ist lediglich eine Momentaufnahme, die ohne große Erklärungen oder Vor- und Folgegeschichten auszukommen hat. Charaktere werden aus der Situation heraus bildlich und greifbar gemacht und Sachen wie Wetter, Örtlichkeiten oder Zeitliches, werden max. in einem Satz abgehandelt.
Alles auszuleuchten ist Aufgabe eines Romans.
Zitat: | Für mich bedient der Text eigentlich genau das Klischee, wie ich mir so einen Herrenstammtisch vorstelle. Very Happy
Eine Domäne wo MANN frei von schädlichen weiblichen Einfluss HERR und MEISTER sein darf. |
Noch dazu: tatsächlich wurden Wirtshäuser aus mehreren Gründen erfunden; keiner davon ist, dass Männer einen Ort brauchen, wo sie ungezügelt Bier trinken können. Wirtshäuser hatten aus dem vergangenen Zeitkontext die Aufgabe, Männer auf andere Gedanken zu bringen oder abzuschalten. Arbeiten bedeutete früher 12h und mehr schuften, und für alle Beteiligten in der Familie war es früher besser, wenn der Mann am Abend verschwinden konnte, bevor er das Haus mit schlechter Stimmung verdirbt; Frauen haben sich oft zur Nachbarin verzogen. Heute gehen Frauen zu anderen Frauen mit den Kindern auf den Spielplatz oder zum Kaffeetrinken. Meine Frau hat alle zwei Wochen einen "Weiberstammtisch", wie sie das selbst nennt. Das tut ihr gut.
Außerdem war oder ist das Wirtshaus noch immer ein Platz, an dem Mann untereinander auf den Putz hauen kann. Mann redet vom Handwerk, über Politik, Gesellschaft und Sport; Themen, von denen Frauen auch heute noch überwiegend wenig wissen wollen.
Aber es gibt ja nicht nur Stammtische und Männerhaufen. Es gibt auch die Einzelgänger mit dem Buch und dem Bier am kleineren Tisch. Das sind meistens die Typen, die ohnehin nicht gern reden und die sich gern ganz in sich selbst zurückziehen. Und genau so einer ist Wagner/Kininger und seine Ex hatte ständig versucht, ihn zu einen zu machen, der er nicht war, nämlich ein Schwätzer oder Gesellschaftsmensch, oder wie immer man zu einen solchen sagen soll.
Nun ja. Also danke für deinen Kommentar und bis bald.
Heribert
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Janoeh D. G. Leseratte
Alter: 41 Beiträge: 140 Wohnort: In der Seele des Künstlers
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16.04.2013 08:49
von Janoeh D. G.
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Hallo Heribert,
Erst mal finde ich es gut, dass du deinen Ava gewechselt hast, der Tipp von sleepless war ein guter. Zu dem Gefecht-Feuer in deinem Grünschnabel hat es irgendwie noch gepasst aber jetzt kann man sich wirklich besser konzentrieren. Jetzt passt das Warnzeichen zu diesem Text, denn er ist Gift...
Wie der Grünschnabel ist auch dieser Text sehr gut geschrieben, er vermittelt ein konkretes Bild, man sitzt dort, um diesen Stammtisch, ist dabei. Mehr kann man von einem Text nicht verlangen. Mir gefällt vor allem, dass er so geschrieben ist, wie diese Männer um diesen Tisch reden würden, dadurch wird es noch lebendiger.
Ich habe mir die gleichen Fragen wie Lapidar gestellt aber dadurch, dass man die Beweggründe von keinem kennt, stehen die Emotionen vollkommen im Mittelpunkt und letztendlich ist es egal. Er ist ein Frauenfeind. Punkt. Das Warum würde ihn vielleicht symphatischer machen, aber das würde nichts an seiner Einstellung ändern. Wir suchen immer nach Erklärungen, versuchen zu verstehen aber ich denke, dass wir das zu sehr machen. Das ändert nämlich nichts an den Tatsachen. Er ist was er ist.
Dein Textes verarbeitet ein sehr heikles Thema, wie du festgestellt hast. Wenn man einem derart provozierenden Text gegenüber steht, reagiert man darauf emotional. Das gehört dazu. Solange der Text aber gut geschrieben ist, geht er das Thema irgendwie trotzdem mit Respekt an, denn jemand hat versucht, einer Provokation einen geformten Körper zu geben. Also war das keine spontane Eingebung, sondern gut durchdacht. Das macht das Ganze etwas erträglicher.
Oft lese ich Kommentare, dass man auf den Text achten sollte und nicht auf den Inhalt. Aber der Inhalt ist eng mit ihm verbunden. Der Inhalt ist die Seele des Textes, ohne ihn wären es nur aneinander gereihte Wörter. Deshalb werde ich darauf eingehen:
Ich bin in meinem Leben noch nie einem solchen Mann begegnet. Der Wagner hat meiner Meinung den Sinn seines Daseins verpasst. Und ich meine nicht, dass der Sinn des Daseins die Frau ist. Er ist nicht nur Frauenfeind, sondern auch Menschenfeind, er hasst sogar sich selber, bloß hat er es noch nicht bemerkt. Wenn man solches Gift wie den Hass in sich trägt, wird es irgendwann alles in einem durchtränken...
Deshalb bewegt mich das Schicksal dieses Wagners, aber wir sind frei, so zu leben, wie wir es für richtig halten. Bloß ist Hass keine gute Lösung. Freut mich trotzdem, den Wagner kennengelernt zu haben.
Ich kenne keine solchen Männer. Auch keine, die einen Stammtisch brauchen. Politik, Gesellschaft, Sport, Handwerk. Darüber kann man auch um den Essenstisch diskutieren, streiten, dass die Fetzen fliegen, im Kreis der Familie. Und diese Männer, die ich kenne, sind keine Weichlinge sondern Felsen. Aber wahrscheinlich hatte ich bloß Glück bisher.
Wir Frauen stehen den Männern nicht so gegenüber, wie du es emfindest, als gewalttätig und böse und wir leben auch in keine Luftschlösser. Zumindest ist das nicht die Regel. Aber diese Äußerungen sind die andere Seite des Klischees. Man macht es sich einfach. Frauen bekommen ihren Stempel, ihre Schublade. Man schließt sie dort ein und braucht sich nicht mehr damit auseinanderzusetzen...
Wie gesagt, sehr gut geschriebener Text und
ein heikles Thema mit explosiven Nebenwirkungen
LG
Janoeh
_________________ ...here is the deepest secret nobody knows
(here is the root of the root and the bud of the bud
and the sky of the sky of a tree called life;which grows
higher than soul can hope or mind can hide)
and this is the wonder that's keeping the stars apart
i carry your heart(i carry it in my heart)
by E.E. Cummings |
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Grendel Eselsohr
G Alter: 60 Beiträge: 243
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G 16.04.2013 08:56
von Grendel
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Hallo Heribert,
flott geschrieben. Inhaltlich erinnert mich die Szene an Gaststätten, die ich im letzten Jahrhundert bei Familienfeiern besuchte. Vielleicht besuche ich alleine auch einfach die falschen Kneipen. Vorstellen könnte ich mir die Geschichte in einer Dorfkneipe oder in einer kleinen Raucherrückzugsburg, oder in einer Trinkhalle.
Deine Erzählhaltung kommt bei mir zum Teil zu wertend an, drückt mir in dem Moment Deine Meinung vom Geschehen auf, die ich vielleicht sogar teile, aber mir dennoch lieber selbst bilden würde. Ein Beispiel dazu:
Zitat: | Nun kam also am letzten Samstag der dumme Kuhn, anders kann man es nicht ausdrücken, in die Kollermühle und brachte tatsächlich seine Gattin mit. | Stünde dort: "Nun kam also am letzten Samstag der Kuhn in die Kollermühle und brachte ...", hätte ich die Möglichkeit, mir selbst zu denken, dass das nicht gut gehen kann. Deine Färbung mit dem "dumm", und dass "man das nur so sehen könne", empfinde ich beim Lesen als störend. Das ist aber auch bereits der störendste Satz gewesen. Ansonsten ist mir aufgefallen, dass Du den Konjunktiv quälst:
Zitat: | So oft hatte der Wagner am Stammtisch gepredigt, dass es keinen Sinn habe, Frauen mit zum Männerabend zu nehmen. Tausend Abende waren es bestimmt, an denen der Wagner am Stammtisch auf seinem Stammplatz saß und betonte, dass am Samstagabend keine Frau etwas in der Kollermühle verloren hätte (habe) und millionenfach hatte er Begründung um Begründung gejagt, warum das nicht zu sein hat (habe), dass eine Frau am Samstagabend in der Kollermühle auftauche und das Männerbeisammensein durcheinanderbrächte (durcheinanderbringe). | Später im Text sind auch noch ein paar Zeitenfehler enthalten, da müsstest Du noch mal drüber gehen. Dann verwendest Du bei der wörtlichen Rede mal Anführungszeichen und mal nicht. Innerhalb eines Textes solltest Du Dich für eines von beiden entscheiden.
Für eine Kurzgeschichte ist mir die Szene etwas mager. Offener Schluss geht in Ordnung und mittendrin anfangen auch. Was mir hier fehlt, ist eine Wendung. Der Frauenfeind bleibt der Frauenfeind, die Frau eine Tussi, der Ich-Erzähler ein Zuschauer, der Kuhn ein armer Tropf. Jetzt kannst Du natürlich sagen, dass das Auftauchen der Frau in der geheiligten Trinkhalle eine Wendung sei, aber als Leser bin ich damit nicht so ganz zufrieden. Schließlich löst das Auftauchen einzig eine eher unerfreuliche Unterhaltung, die ich als den schwächsten Teil der Geschichte empfand, und den Aufbruch von Wagner aus, der mit Sicherheit am nächsten Abend bereits wieder auftauchte.
Gruß
Grendel
p.s.: Dass die Dead Kennedys nicht mehr blinken, ist eine echte Erleichterung für die Augen.
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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17.04.2013 16:34
von Heribert
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Hallo Grendel.
Zitat: | Zitat: | Nun kam also am letzten Samstag der dumme Kuhn, anders kann man es nicht ausdrücken, in die Kollermühle und brachte tatsächlich seine Gattin mit. | Stünde dort: "Nun kam also am letzten Samstag der Kuhn in die Kollermühle und brachte ...", hätte ich die Möglichkeit, mir selbst zu denken, dass das nicht gut gehen kann. Deine Färbung mit dem "dumm", und dass "man das nur so sehen könne", empfinde ich beim Lesen als störend. Das ist aber auch bereits der störendste Satz gewesen. Ansonsten ist mir aufgefallen, dass Du den Konjunktiv quälst: |
Da hast du recht, das muss ich ändern.
Zitat: | Später im Text sind auch noch ein paar Zeitenfehler enthalten, da müsstest Du noch mal drüber gehen. Dann verwendest Du bei der wörtlichen Rede mal Anführungszeichen und mal nicht. Innerhalb eines Textes solltest Du Dich für eines von beiden entscheiden. |
Das ist so eine Sache. Mit den Anführungszeichen gehe ich eher so vor, dass ich sie häufig am Anfang eines Satzes benutze, im Satz jedoch nicht, da sie dort nämlich als gemeine Bremsen im Schreibfluss wirken. Meine liebsten Schriftsteller benutzen sie so gut wie nie.
Zitat: | Für eine Kurzgeschichte ist mir die Szene etwas mager. |
Findest du das wirklich. Also ich habe schon deutlich magere KG gelesen, obwohl viel mehr Handlung und Nebenhandlung da hineingestopft wurde. Ist sicher Geschmackssache. Ich konzentriere mich gern mehr auf die Sprache, aber vielleicht fehlt mir auch das richtige Maß dabei.
Danke für deinen Kommentar und einen schönen Abend,
Heribert.
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Grendel Eselsohr
G Alter: 60 Beiträge: 243
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G 17.04.2013 19:15
von Grendel
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Zitat: | Ich konzentriere mich gern mehr auf die Sprache, | Darauf wäre ich allerdings beim Lesen nicht gekommen. Der Text lebte für mich eher vom Inhalt, der Figurenzeichnung, die dann leider doch an der Oberfläche blieb. Bei der Sprache wäre da zunächst die Zeitenfolge, die nicht beachtet wurde, dann die Anführungszeichen, die willkürlich mal gesetzt, mal nicht gesetzt wurden, was eher unkonzentriert als beabsichtigt wirkt. Dann sind noch solche Sätze vorhanden: Zitat: | Einen Augenblick kurz, sah mich der Wagner an und in seinem Gesicht konnte ich deutlich das Wort Verachtung lesen. | Einen Augenblick kurz - das ist redundant. Dann das Wort Verachtung, wenn Du das in dieser Form schreibst, entsteht beim Leser der Eindruck, dass Wagner das Wort Verachtung denkt. Das ist doch sicher nicht gemeint, eher meinst Du, dass er Verachtung empfindet.
Oder dieser Satz: Zitat: | Der Kuhn kam nicht etwa als erster in die Kollermühle; | Wenn ich den Satz lese, denke ich zunächst, dass Du davon sprichst, dass Kuhn nicht der erste Gast an diesem Abend in der Kneipe ist. Das klärt sich zwar danach, bleibt für sich aber dennoch ungenau formuliert.
Oder:
Zitat: | nachdem sie endlich damit fertig war, auf dem Platz herumzurutschen, und damit fertig war, in ihrer verkitschten Handtasche | Fertig ist hier keine schöne Wiederholung.
Ich könnte noch weiter graben, aber das hier ist die Prosa, nicht die Werkstatt. Wenn die sprachliche Ausarbeitung für Dich das Wichtigste an der Geschichte ist, würde ich sie an Deiner Stelle noch mal schleifen.
Gruß
Grendel
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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17.04.2013 19:51
von Heribert
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Servus Grendel,
Zitat: | Einen Augenblick kurz, sah mich der Wagner an und in seinem Gesicht konnte ich deutlich das Wort Verachtung lesen.
Zitat: | Einen Augenblick kurz - das ist redundant. Dann das Wort Verachtung, wenn Du das in dieser Form schreibst, entsteht beim Leser der Eindruck, dass Wagner das Wort Verachtung denkt. Das ist doch sicher nicht gemeint, eher meinst Du, dass er Verachtung empfindet. | |
Was zum ... meinst du denn mit redundant. Überladen, pompös oder doppelt? Ich finde nicht, dass irgendetwas davon auf diese Wortwahl passt. Wie jemand das Wort Verachtung in Wagners Gesicht sehen will, ist Geschmackssache; in die Fantasie des Lesers mische ich mich da nicht ein.
Zitat: | Der Text lebte für mich eher vom Inhalt, der Figurenzeichnung, die dann leider doch an der Oberfläche blieb. |
An der Oberfläche? Wie sehr soll ich denn noch auf die Figuren eingehen, bei etwa 900 oder 1000 Wörtern; soll ich ihr Leben aufschreiben? Das ist eine Kurzgeschichte - eine Momentaufnahme. Und kein Roman. Leider, leider wird immer wieder die KG als solches falsch interpretiert.
Zitat: | Wenn ich den Satz lese, denke ich zunächst, dass Du davon sprichst, dass Kuhn nicht der erste Gast an diesem Abend in der Kneipe ist. Das klärt sich zwar danach, bleibt für sich aber dennoch ungenau formuliert. |
Das könnte man sicher genauer schreiben. Find ich aber jetzt nicht so schlimm.
Servus,
Heribert
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Grendel Eselsohr
G Alter: 60 Beiträge: 243
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G 17.04.2013 20:29
von Grendel
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Guten Abend, Heribert,
ich dachte nicht, dass ich mich so unverständlich ausgedrückt hätte. Also nochmal:
Einen Augenblick, einen Augenblick lang, für die Dauer eines Augenblicks, aber nicht einen Augenblick kurz. Ein Augenblick ist kurz, ja. Die Information wird durch das kurz doppelt angehängt, das meine ich mit redundant. Formuliere es mit kurz doch mal anders: Eine Sekunde kurz, eine Minute kurz - und dann mal mit lang: Eine Sekunde lang - für die Dauer einer Sekunde, für einen kurzen Zeitraum.
Dann die Verachtung. Ich kann formulieren: Die Verachtung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Das besagt, dass er in diesem Moment Verachtung empfindet. Wenn ich "das Wort" verwende, weicht die Bedeutung davon ab. Das kann ich zum Beispiel machen, wenn ich die Gedanken der Figur darstellen will: Das Wort Schlampe stand ihm ins Gesicht geschrieben. - In dem Moment denkt er: "Schlampe!" Er denkt aber nicht: "Verachtung!" Er verachtet oder empfindet Verachtung.
Was die Tiefe von Charakteren angeht, dazu benötigst Du doch keinen Roman. Du hast einen Ich-Erzähler, der indirekt dadurch in Erscheinung tritt, dass man ihm Zustimmung zum Geschehen anmerkt. Ein Ehepaar, dessen männlicher Part gar nicht und der weibliche nur dumm dargestellt wird. Einen Frauenhasser, der sonst auch keine Eigenschaft hat, der weder Sympathie noch Antipathie erweckt, mit seinen Äußerungen eher ebenfalls als dumm eingestuft werden muss. Dann kommt die Unterhaltung, in der ich als Leser den Eindruck habe, dass der Erzähler mir die Provokationen der einen und die Hilflosigkeit der anderen Seite vorführen will. Das liest sich zwar runter, hat aber keinen Gehalt. Warum verwendest Du einen Ich-Erzähler, wenn der sich nicht einbringt? Ein allwissender Erzähler hätte es auch getan. Die Namensgeschichte allein kann die KG nicht tragen. Sie hakt sogar eher beim Lesen. Der erste Satz, in dem Wagner in etwa sagt: Diese X, die einst y hieß, und morgen Z heißen wird, überlegt schon bei der Hochzeit, wie sie Z gegen A eintauschen wird. Der hätte genügt. Die weitere Unterhaltung nimmt dem Satz das Treffende. An dem Punkt hätte auch die Geschichte bereits enden können, wenn vorher die Hochzeitsschwärmerei nicht mit der negativen Färbung des Erzählers dargestellt worden wäre. Dann hättest Du eine Wendung. Die Wendung gehört zur klassischen Kurzgeschichte. Was ich hier lese, ist die Schilderung einer Kneipenbegebenheit, wie sie in der Wirklichkeit so vorkommen mag und vielleicht auch vorgekommen ist. Mir wäre das in einem Buch zu wenig. In einem Buch mit Kurzgeschichten wohlgemerkt. Da müsste dann die Sprache schon einiges ausgleichen, unter anderem durch Genauigkeit. Das tut sie hier für mich noch nicht.
Klarer jetzt, oder noch mehr Verwirrung?
Gruß
Grendel
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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20.04.2013 16:45
von Heribert
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Servus Grendel
Zitat: | Warum verwendest Du einen Ich-Erzähler, wenn der sich nicht einbringt? |
Warum soll er sich denn einbringen? Er erzählt doch nur die Situation. Ich könnte schließlich noch Personen vom Nachbartisch einbringen, oder die Bedienung oder den Wirt. Und die soll ich dann noch genau beschreiben? Glaube mir, das ist alles nicht erforderlich, und ich sage es nochmal: das ist nicht Aufgabe einer Kurzgeschichte, hier alles und jeden einzubringen und auszuleuchten. Es gibt eine Menge Fachliteratur darüber, und die habe ich gewälzt; schon aus dem Grund, weil ich über ein Fernstudium den Kurs "Beletristik" belegt habe; 3 Jahre lang. Und das Kapitel Kurzgeschichte hat davon sicher 2/3 der Lernzeit ausgemacht.
Zitat: | Ein allwissender Erzähler hätte es auch getan. |
So ein Unsinn! Das hätte den ganzen Inhalt umgeworfen. Die Wahl des Erzählers prägt den Stil! Ich hätte auch die Kuhn erzählen lassen können, oder den Kuhn, habe ich aber nicht, weil ich jemand mit mehr Abstand brauchte.
Also, du kannst viel Kommentar einbringen, aber du sollstest den Text des Autors in seinem Stil, wie er dargebracht wird, in der Form bestehen lassen, und nicht einen solchen Satz (oben) so unsensibel in den Raum stellen. Finde ich.
Zitat: | Die Wendung gehört zur klassischen Kurzgeschichte |
Wie? Was? Beweise.
Zitat: | Klarer jetzt, oder noch mehr Verwirrung?
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Verwirrung ist das falsche Wort. Außerdem bin ich, was diesen Kommentar betrifft, meiner Sache so sicher, dass sich eine Art Verwirrung erst gar nicht einstellt.
Servus,
Heribert.
PS. Ich möchte dir noch, wegen deiner Haltung zur KG, ein kleines Beispiel geben. Die folgende KG hat bei einem Wettbewerb den ersten Preis gemacht. Bedingung war, dass die Geschichte nicht mehr als 300 Wörter haben durfte:
Zitat: | Als Latrine haben wir eine große Grube. An ihrem Rand sind zwei Pfosten in die Erde geschlagen und mit einer Querstange verbunden. Eines Abends sägten wir den Pfosten an.
Das sind neunundzwanzig Wörter. Die übrigen zweihunderteinundsiebzig sprach der Feldwebel, als er in die Grube gefallen war.
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So, Grendel; ich bitte um eine Charakterstudie aller beteiligten.
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Grendel Eselsohr
G Alter: 60 Beiträge: 243
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G 20.04.2013 17:14
von Grendel
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Hallo Heribert,
anscheinend bin ich Dir zu nahe getreten. Kommt nicht wieder vor.
Gruß
Grendel
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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20.04.2013 19:31
von Heribert
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Grendel, Quatsch! War doch nicht so schlimm!
Schönen Abend noch und einen schönen Sonntag!
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