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Perry Exposéadler
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Aranka Bücherwurm
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Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 01.07.2013 19:20
von Aranka
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Hallo Perry,
wenige Zeilen: und sie erzählen auf den ersten Blick einen Gang über den Strand. Dennoch sind sie keine Momentaufnahme, denn der Text öffnet sich zu einem Gedankenspaziergang. Aber ich fang mal vorne an:
Zitat: | in den sand gesetzt |
Was kann man nicht so alles in den Sand setzen! Wenn es ganz schlimm kommt, sein ganzes Leben. Aber es reicht auch schon, eine wichtige Unternehmung in den Sand zu setzen. Mal sehen, was hier gemeint ist.
Zitat: | morgens ruft mich die sonne
an den strand zeigt mir
die botschaft der gezeiten |
Das klingt ja erst einmal ganz positiv. Ein neuer Morgen, Sonne und der Strand lockt.
"Die Botschaft der Gezeiten" hat da schon mehr in seinem Gepäck. Hier öffnet der Text sich für eine zweite Ebene.
Was könnte diese Botschaft sein? Ein ewiges Auf und AB? Unbekümmert aller "Erdengeschicke" nimmt Ebbe und Flut ihren Lauf. Das Strandgeschehen, die Spuren der Menschen: Sandburgen und Fußspuren werden überspült. Oder auch das Gefühl von Unendlichkeit, von großer gelassener Gleichmut im Anschwellen und Abschwellen, im Rauschen der Wellen. Für mich, die ich viele Wochen im Jahr am Meer bin, birgt die Botschaft der Gezeiten, bei allem Hintergrundwissen immer etwas sehr "Großes", "Geheimnisvolles" und "Weites" in sich.
Zitat: | die krabbenschrift verwischt
folge ich im seitwärtsgang
dem zug der wanderdünen |
Eine weitere Zeile, die sich öffnet: die krabbenschrift verwischt
So winzige Lebewesen, aber eine Schrift! Schrift ist für mich immer etwas bewusst gestaltetes und hat immer eine Botschaft, also ist etwas deutlich anderes als die Spur, die einer hinterlässt. Da ist eine Mitteilung an andere.
Was erzählt diese Krabbenschrift? In jeden Fall war sie das, was ein Lebewesen in der Sand geschrieben hat. Für andere sichtbar nur für kurze Zeit. Die Botschaft: "ICH war HIER!" Geht sie mit der Flut ganz verloren?
Indem das LI dann im Krabbengang den Wanderdünen folgt, neige ich auch dazu, die anderen Bilder (Krabbenschrift) in das Leben des LI zu übertragen.
Diese schmale Text stellt mir die Frage: Was alles schreibt der Mensch "in den Sand" (so sieht es vielleicht vordergründig aus), was für mich hier dann aber weniger die Bedeutung von "umsonst" annimmt, sondern eher: ich schreibe es in den Sand und übergebe es dem ewigen Kreislauf von Ebbe und Flut. Nicht mehr sichtbar, aber noch... wer weiß es schon!
Vielleicht will der Text aber wirklich auf das "verloren gehen" anspielen, aber ich lese es heute einfach einmal als "Nichts ist so wirklich verloren, was ich der Natur übergebe!" Ich bekenne mich zu einem unverwüstlichen Optimismus.
Gern gelesen. Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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