Zahlen von Novelrank - Folter, Quatsch oder sinniges Tool?

[L.L.A.]

Das Buch ist draußen, eine Kollegin verrät einem den Link von Novelrank, dem Tool, das angeblich einen Weg gefunden hat, die Verkaufszahlen bei Amazon zu "tracken", der Jung-Autor stiefelt wohlgemut los, legt sein Buch zur Beobachtung an (bzw. seine Bücher, weil's ja meist auch die E-Book-Ausgabe begtrifft).

Und schon geht die Novelrank-Sucht los!

- Schon wieder drei Stunden nicht ein einziges Exemplar verkauft?
- Verdammt, seit drei Tagen nichts an den Mann gebracht?
- Oma hat gesagt, sie hat gestern bestellt, aber trotzdem kein Verkauf angezeigt?
- Oder einfach mal sehen, was die "Stars" in den Top 100 umsetzen, damit wir wissen, wo wir hin müssen?

Die ersten Wochen ziehen zwischen Verzweiflung und Jubelstürmen ins Land. Das Novelrank-Fenster bleibt auch bei der Arbeit geöffnet - man will ja kein verkauftes Buch verpassen.
Die Lebensgefährtin sagt, sie macht Schluss, sollte der Jung-Autor nicht aufhören, nachts rumzurumoren, um die Zahlen zu tracken.
Dann endlich der Sprung in die Top 100 und damit erste echte Vergleichsmöglichkeiten.

Aber was ist das?
- Der Thriller nebenan verkauft pro Tag 5 Exemplare weniger als man selbst und steht dennoch tagelang 10 Plätze besser? Skandal!
- Wie jetzt? Die Novelrank-Verkäufe brummen nur so und trotzdem verliert das Buch bei Amazon 10 Plätze im Ranking?

Erst nach und nach bekommt man heraus: Novelrank ist nichts als ein Programm, das Pi mal Daumen die Bestsellerlisten auswertet und in grob geschätzte Verkaufszahlen umrechnet. Wer bei Novelrank 50 Downloads verkauft, der hat noch lange keine Ahnung, wie viel sein Verlag ihm später melden wird.

Die Schätzungen von Kollegen differieren grob. Einer sagt: Wennste bei Novelrank 100 Dowloads hast, kannst Du die Zahl getrost mit 4 mulitplizieren. Andere sagen: Vielleicht mal 1,5. Noch andere sagen: Nö, die Zahlen sind schon echt.

Welche Erfahrungen habt Ihr???

Fragt
LeiLa

(der voll auf glühenden Kohlen sitzt, weil Novelrank 1031 Downloads und 80 Print-Verkäufe im März anzeigt, aber die Zahlen vom Verlag erst im Juli kommen)

[Paradigma]

[pna]

Hi,

ich sehe die Verkaufszahlen zwei mal jährlich: einmal im Mai und einmal im Oktober, bei der Honorarrechnung. Ich habe es mir nie angewöhnt oder zueigen gemacht, den Wert meiner Arbeit an irgendwelchen Rankings festzumachen. Diese Form von Selbstausbeutung finde ich etwas ... schräg.

lg/Peter

[L.L.A.]

[L.L.A.]

[quote="Paradigma"]

[G.T.]

Ich kann dein "Suchtverhalten" gut nachvollziehen. Das ist nicht schön, aber das ist auch nicht dumm oder dergleichen, das ist einfach da. Wenn man lange über einem, gar dem ersten Projekt gesessen hat, kann es schwer sein, sich davon zu lösen und sich mit einem mangelnden oder den ursprünglichen Erwartungen nicht entsprechenden Interesse der Öffentlichkeit abzufinden.
Dass das nicht gut tut, ist wohl klar.
Mein Tipp: Mach dir erstmal eigene Regeln, zum Beispiel wie oft du dir Zahlen in irgendwelchen Rankings angucken darfst. An sich ist die Neugier auf Verkaufszahlen ja nichts Schlechtes, aber sie sollte einen nicht zu gefangen nehmen, weil man sonst zu sehr am "Alten" (das gerade erst erschienen ist, ich weiß) klebt und auch in zu große Selbstzweifel rutschen kann. Nimm dir vor, nur morgens und abends einmal Zahlen zu checken, später vielleicht nur noch einmal pro Tag, einmal alle zwei Tage usw. Eine Form von Entzug, ich denke, die könnte angebracht sein. Denn dass die Zahlen nicht die Realität abbilden, hast du ja schon selber gemerkt. Umso wichtiger, dass du dich nicht von ihnen einnehmen lässt.
Zweiter Tipp: Wieso fragst du im Verlag nicht nach? Eine Bescheinigung über Verkaufszahlen gibt ein Verlag zwar ein- bis zweimal pro Jahr raus, aber ich denke nicht, dass es ein Problem ist, wenn du deinen Lektor oder andere einfach mal nach dem aktuellen Stand fragst. Oder hat man dir schon gesagt, dass man dir nichts mitteilen kann? Nach meiner Erfahrung ist es kein Hals- und Beinbruch, einen Zwischenstand zu erfragen. Dann sitzt du nicht mehr auf glühenden Kohlen und hast wenigstens zeitweise Gewissheit.  

Edit: Wobei - hust - dein Problem in gewisser Weise lächerlich ist, wenn ich mir die Resonanz und deinen Stand auf Amazon angucke. Meine Güte, da gibt's aber noch ganz andere Debütanten! Wie gesagt, ich kann deine Gefühle nachvollziehen, aber sie sind wirklich "süß" angesichts der wahnsinnigen Resonanz. Ruf im Verlag an, ein Verlag dieser Größe wird dir ja wohl gerne Auskunft geben über die Verkäufe. Und komm runter! Auch wenn du nie auf der Spiegelbestsellerliste landen wirst, du bist schon jetzt auf einem Rang, von dem viele Debütanten nur träumen können.

[L.L.A.]

[Alien78]

[pna]

Das würde auch kein Gesamtbild des Verkaufs ergeben. Bei mir ist das so, dass der Verlag zwei Drittel meiner Bücher über andere Kanäle als Amazon verkauft. Hauptsächlich über die Website und im Buchhandel. Amazon allein sagt bei mir zumindest gar nichts aus.

lg/Peter

[Roalf]

Hallo L.L.A.

ohne in dieser Situation sein zu dürfen ... Novelrank zu benutzen, erscheint mir wie der Versuch zu sein, einer Waschmaschine bei ihrer Arbeit zuzusehen. Es passiert  zwar viel Action, aber man kann nicht beurteilen, ob die Wäsche schon sauber ist. Das geht erst wenn sie auf der Leine hängt. Und da hat schon so mancher Vogel ...

Gruß
Ralf

[Alien78]

@pna: Ach so, ich dachte, es ginge ausschliesslich um Bücher, die über Amazon verkauft werden. Novel Rank gilt doch nur dafür, oder liege ich da falsch? Und bei Amazon kann man jederzeit nachschauen, wieviele Ex. verkauft wurden (also als Verleger oder als Self Publisher).

Was bei Novel Rank vor allem für Verwirrung sorgt ist, dass ebooks, die nur ausgeliehen werden, ebenfalls als Verkäufe aufgelistet sind.

[wortaholic]

Nutze als Verleger Amazon Advantage, kann also die Print-Verkäufe genau prüfen.
Bei täglich 1-2 Verkäufen eines Buches (Print) hält novelrank noch mit, bei über 4 kommt es bereits zu Abweichungen (teils 40-60 % weniger bei novelrank).

Aktuelles Beispiel: ein Print-Titel hatte in den ersten beiden Apriltagen 10 Buchverkäufe auf amazon, bei novelrank nur 4 registriert. Die Verkäufe ergaben in der Spitze ca. Rang 3500 (alle Bücher). Also ist in den Top 100 bzw. 1000 mit noch erheblich größeren Differenzen zu rechnen.

[L.L.A.]

[pna]

[L.L.A.]

Ja. Mir geht's um Amazon-Verkäufe. Und um Erfahrungswerte, was das Verhältnis Novelrank/Verkäufe geht.

Von den Abverkäufen im ganz normalen Handel bekommt man ja eh nichts mit, bis die Abrechnung kommt. Außerdem liegt es bisher weder bei Thalia noch bei Hugendubel, da wird also nicht viel passieren.

In meinem Fall deutet sich ein gewisser Erfolg bisher tatsächlich nur auf der E-Book-Schiene an. Das Baby hat noch einen langen Weg zu gehen.

[Alien78]

Also, wenn es ausschliesslich um die Amazon Verkäufe geht, dann muss dein Verlag jederzeit in der Lage sein, diese nachzuprüfen. Ich weiss das, wie gesagt, von meiner Verlegerin und auch, weil ich selbst schon über Amazon veröffentlicht habe. Bei "Berichten" kann man jederzeit nachschauen, wieviel Ex. in welchem Zeitraum verkauft wurden.

[G.T.]

[L.L.A.]

[Murmel]

Hast du nicht irgendwo erwähnt, dass du eine Umsonstaktion hattest? Dann hättest du zwar eine hohe e-book Verkaufszahl, aber die übersetzt sich natürlich nicht in viele Lattes.

Meiner Erfahrung nach dauern Erfolge, vor allem bei Debutautoren, LLA. Kein Megaseller entstand in drei Wochen, bisher. Da immer noch Mundpropaganda die Werbung Nummer 1 ist, dauert es etwas länger. Ziehe nach 6 Monaten eine Bilanz, das ist gescheiter. Mit noch mehr Erfahrungswerten wirst du feststellen, dass mit gaaaaanz wenigen Ausnahmen, dass es einen Domino-effekt durch Nachfolgetitel gibt. Backlist ist das Zauberwort, vor allem im schnelllebigen E-book Bereich. In USA empfiehlt man, alle drei Monate einen neuen Titel herauszubringen.

[Jana2]

Die Sache ist die - Novelrank funtkioniert nur bei "niedrigen" Verkäufen gut! Nach deren Angaben bis 100 Stück im Monat - eher aber noch weniger.
Der Amazon-Verkaufsrank wird stündlich aktualisiert, sobald 2 od. mehr Bücher in einer Stunde verkauft werden, zählt Novelrank nur 1x.

Die Verkaufszahlen deiner Printausgabe dürfte Novelrank also gerade noch so ungefähr erfassen, wobei du 10-20 Stück aufrunden kannst.

Bei deinem ebook bringt Novelrank einfach nichts - da ist alles multiplizieren Kaffeesatzleserei.

Und die Amazonverkäufe können dir auch - wie Peter schon sagte - nichts über die sonstigen Buchverkäufe sagen. Bei mir schwankt das wirklich zwischen 5 und 70 %!

Da hilft nur kontrolliertes Trinken   Bin gerade grandios mit meinem Vorsatz "nur noch 1x statt 3-4x täglich" gescheitert - aber wie heißt es: "Fortschritt statt Perfektion"  

[Jana2]

Achso - Novelrank wertet keine Bestsellerlisten aus. Es checkt den Verkaufsrang, sobald der hochgeht, zählt das Programm einen Verkauf (in Zahlen: 1). Deswegen nur was für geringe Verkäufe. Und bei Titel in der Kategorie Erotik nicht möglich, weil kein Verkaufsrang (Böser, böser Verlag - voll auf Entzug).

Daran, dass du denkst, Novelrank würde die Bestsellerlisten checken, kannst du schon sehen, wo dein Buch sich so bewegt.  

[L.L.A.]