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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Erinnerungsscherben des Walter D.


 
 
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finis
Klammeraffe
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Beiträge: 577
Wohnort: zurück
Die lange Johanne in Bronze


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Beitrag25.06.2013 21:07

von finis
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madrilena-

DANKE! Ich bin sprachlos. Vielen herzlichen Dank Dir (auch für den Tippfehler, den ich hartnäckig übersehen habe).

Gruß
finis


Liebe Janoeh,

Ich muss Dich leider enttäuschen, meine Mal- und Zeichenkünste reichen so gerade mal für weiße Mäuse im Schneegestöber (ich guck mir das von den Leuten, die auch was anderes können, aber gerne an). Saiten habe ich aber. G,D,A,E. Damit kann man Dur UND Moll spielen...  Smile

Nein, im Ernst: Danke für Deinen Kommentar und mach Dir keine Sorgen. Ein Kommentar ist auch immer eine Hilfestellung, eine Anregung. Du warst mir keine Schranke.

Denn mit der Wiederholungsgeschichte hast Du Recht. Bisher mochte ich den Anfang so wie er ist, aber mittlerweile fällt mir auf, was Du meinst. Deine "Korrektur" ist sinnvoll, mir fehlen an ein paar Stellen ein paar Aspekte, ich schau da selber nochmal nach und wenn ich schon dabei bin gleich im ganzen Text... Mal sehen, was dabei rauskommt.

Ölende. Hm. Ich habe den Nachsatz bewusst stilistisch ganz anders gesetzt als den Vorlauf. Die Erinnerungsscherben sind an sich ein runder, in sich abgeschlossener Text (oder sollen es zumindest sein).
Da nochmal ein:

Jahre später hielt ich/er den Pinsel in den Händen, von dem Weiß der Leinwand schon lange nichts mehr zu sehen...

Finde ich -rein vom Textgefühl her - irgendwie unpassend. Als würde man versuchen an ein Ende ein zweites Ende dranzuhängen. Das funktioniert eigentlich schon rein vom Tempus her nicht wirklich, ich befinde mich am Ende der Erinnerungsscherben im Präsens. Wie soll ich da noch etwas nachsetzen? So:

Jahre später würde ich den Pinsel in den Händen halten, das Weiß der Leinwand schon lange unsichtbar unter geschichteter Farbe, überlappenden Schattierungen...

???

Das funktioniert für mich nicht wirklich. Hm. Ich werde darüber nachdenken - ich hoffe, ich habe Dich da doch richtig verstanden?


Dass meine Worte bei dir eine Melodie hinterlassen, freut mich sehr, wirklich sehr. (auch interessant welche. kenn ich ja noch gar nicht... aber jetzt! frage mich nur wie es zur assoziation kommt - warum gerade dieses? aber vermutlich gibt es dafür keine wirkliche erklärung...)
Vielen herzlichen Dank für Deine ausführlichen Gedanken
Gruß
finis


_________________
"Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky)
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finis
Klammeraffe
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Beiträge: 577
Wohnort: zurück
Die lange Johanne in Bronze


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Beitrag03.07.2013 18:53

von finis
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Hallo.

Ich habe überarbeitet - viel hat sich allerdings nicht getan. Die großen Redundanzen habe ich rausgenommen und durch annähernde Synonyme ersetzt. Die Fortsetzung habe ich gelassen, wie sie war (bis auf den Tippfehler).

Macht es Sinn die Überarbeitung hier reinzustellen?

Herzlichen Gruß
finis


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"Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky)
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Janoeh D. G.
Leseratte

Alter: 41
Beiträge: 140
Wohnort: In der Seele des Künstlers


Beitrag03.07.2013 19:18

von Janoeh D. G.
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Natürlich! Ich hatte keine Zeit, dir zu erklären, was ich mit dem Ölbild gemeint habe aber werde es noch tun. Aber ich finde es gut, dass du das Ende so beibelassen hast. Bin gespannt auf die Überarbeitung smile

LG
Janoeh


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...here is the deepest secret nobody knows
(here is the root of the root and the bud of the bud
and the sky of the sky of a tree called life;which grows
higher than soul can hope or mind can hide)
and this is the wonder that's keeping the stars apart

i carry your heart(i carry it in my heart)

by E.E. Cummings
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finis
Klammeraffe
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Wohnort: zurück
Die lange Johanne in Bronze


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Beitrag04.07.2013 15:01

von finis
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Liebe Janoeh-

Zitat:
Ich hatte keine Zeit, dir zu erklären, was ich mit dem Ölbild gemeint habe


Wusste ich's doch, dass mir da noch was durch die Lappen gegangen ist! Ich bin schon gespannt auf Deine Erklärung.

Du wirst vielleicht feststellen, dass ich mich in meiner Bearbeitung auf den ersten Absatz konzentriert habe, denn da habe ich die gehäuften Wiederholungen als besonders extrem empfunden. Im weiteren Verlauf geht's eigentlich. Das einzige, was mich noch ein bisschen stört, sind die vielen "und"s, allerdings will ich die Sätze nicht immer unterbrechen, um die Linie nicht zu verkürzen.
Wie wirkt das jetzt (mit den (noch) langen Sätzen)?

Voilà:


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finis
Klammeraffe
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Die lange Johanne in Bronze


F
Beitrag04.07.2013 15:06

von finis
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.



Erinnerungsscherben des Walter D.



Graphit

Er geht durch die Straßen, die Hände in den Manteltaschen vergraben, es ist kalt. Der Nebel liegt an diesem Tag über der Stadt wie Graphitstaub, alles verliert seine klaren Konturen, verschwimmt und rückt in weite Ferne. Und er geht durch die Straßen und schmeckt diesen metallischen Geschmack auf der Zunge, schmeckt die Erinnerung – doch da ist dieser Nebel und der Staub der Zeit verwischt die Silhouetten, die Spuren von einem unruhigen Bleistift, rauen Händen und langen Nächten. Er bläst über das Papier und der Staub wirbelt auf, eine Wolke fliegt über den Asphalt und das nebulöse Grau wird zu klaren schwarzen Strichen als er sich erinnert.

Kohle

Er erinnert sich an den Kontrast zweier Augenpaare, an Gesichtszüge, die er vergeblich mit dem Kohlestift versucht hat festzuhalten, einzufangen – und was hätte er dafür gegeben, wenn man ein Lächeln in Papier pressen könnte wie eine Blüte, damit es nicht verwelkt – er erinnert sich an schwarze Striche vor seiner Tür, die plötzlich da waren und sich weigerten Striche zu bleiben, sondern zu einer Person wurden, eine Bedeutung für ihn erlangten. Er erinnert sich an eine erloschene Feuerstelle, in der kein Funke mehr glomm, der einzige sichtbare Existenzbeweis für eine lange gemeinsam durchwachte Nacht, und daran, wie er mit einem Kohlestück versuchte ein Bild zu schaffen, auf dem nicht nur eine erkaltete Feuerstelle zu sehen war, nicht nur das, was jeder sieht.

Kreide

Später versuchte er es anders, später, nachdem er gelernt hatte, zwischen hell und dunkel zu unterscheiden. Er warf die Kohle weg und suchte nach etwas Neuem. Weiße Linien zogen sich über den Schiefer und seine Hände waren weiß, weißer denn je. Er roch Kerzenwachs und altes Holz, er blickte aus dem Fenster und sah Wolken über einen Himmel ziehen, der so unerreichbar weit weg war und doch nah genug um ihn zu erdrücken. Und er fragte sich, wie lange es dauert bis man an seiner Sehnsucht erstickt.

Acryl

Diesmal waren die Farben kräftig, fast schon grell. Er hörte den Stoff rascheln bei jeder Bewegung, hörte das Besteck klirren, hörte die Worte, die zwischen ihnen in der Luft hingen, und er wartete, er wusste nicht worauf. Er lächelte scheu und lachte nervös, er sprach schnell, die Worte sprudelten aus ihm heraus, ohne dass er wusste, was er sagte, überhaupt war alles zu schnell, seine Gedanken schleppten, hingen seinen Worten hinterher, konnte das alles denn real sein? Und während er sich in seinen Sätzen verhedderte, versuchte er den Moment in sein Gedächtnis zu brennen, den Geschmack des Essens, den Klang ihrer Stimme, das Funkeln in ihren Augen. Und er malte seine Erinnerung mit schillerndsten Farben, denn er wusste genau, dass sie das letzte Mal so da saßen, auch wenn sie beide das Gegenteil behaupteten.

Tusche

Die Zeichnung verschwamm vor seinen Augen, er war nicht bei der Sache, die Tusche kleckste auf das Papier, ruinierte tagelange Arbeit. Es war egal. Er dachte an all die ungeschriebenen Briefe in der obersten Schublade seines imaginären Schreibtisches und versuchte sie nicht hervorzukramen und nicht daran zu denken, dass er nach all den Jahren nichts von ihr gehört hatte, nicht ein einziges Wort. Und dann las er sie doch, die Worte, die er nie niedergeschrieben hatte und für die es nun zu spät war, die er vielleicht längst hätte abschicken sollen, aber er war schon immer ein Feigling gewesen. Er dachte an Sätze wie „Ich vermisse Dich“ und „Du fehlst mir sehr“ und daran, das einmal alles voller Farbe war und voller Schatten und nun nur die Schatten noch übrig geblieben waren, obwohl das so furchtbar abgedroschen klang. Die Tusche hatte sich längst aufgelöst, war verschmiert, verwischt, undeutlich, konturlos, von dem Bild war nichts übrig geblieben, und er dachte, dass es gut war, immer allein zu sein, dass ihn niemand so sehen konnte.

Aquarell

Es war Herbst geworden, die Sonne strahlte am blauen Himmel, die Farben explodierten, Blätter segelten durch die Luft, die so durchsichtig war, dass die Farben verwischten, der Wind lavierte die Konturen. Sie standen sich gegenüber und wussten nicht mehr, was sie einander sagen, was sie miteinander tun sollten, es war zu spät, viel zu spät. Das Schweigen hing schwer zwischen ihnen und unterdessen fallen die Blätter, fallen und fallen und fallen.

Glas

Und jetzt steht er da, mit seinen tausenden und abertausenden Scherben, die niemand mehr zusammensetzen kann, denn zu filigran war das Bild, zu dem sie gehörten, und in zu winzige Scherben ist es zerbrochen. Er schmeckt die Bitterkeit auf der Zunge und den Verlust. Und er weiß nicht, ob ihm das Bild leise und unbemerkt entglitten ist oder ob er es fallen gelassen hat.


--------------------



Interview mit Walter D.

F.: Herr D., wie war es für Sie als Sie Ihr Leben vor die Wand gefahren haben?
D.: Streng genommen kann man von fahren nicht sprechen, ich gehe viel lieber zu Fuß. Und es wird Sie sicherlich nicht überraschen, dass ich es nicht sonderlich angenehm fand, als ich mein Leben vor die Wand gegangen habe.
F.: Was sind Sie von Beruf, Herr D.?
D.: Ich bin freiberuflicher Maler.
F.: Künstler?
D.: Maler. Handwerker. Ästhet, sicher. Aber kein Künstler.
F.: Was würden Sie als den größten Fehler Ihres Lebens bezeichnen?
D.: Dass ich nicht gegangen bin. Dass ich versucht habe stehenzubleiben, festzuhalten.
F.: Was war die Folge davon?
D.: Man kann gewisse Dinge nicht festhalten. Und als ich es versucht habe, sind sie mir entglitten. Ich hätte es eigentlich vorher wissen müssen.
F.: Warum haben Sie dann gehandelt, wie Sie gehandelt haben?
D.: Weil es mein Beruf ist, die Dinge festzuhalten, ihnen Dauer zu verleihen. Maler verleihen Momenten Ewigkeit. Man muss nur unterscheiden können zwischen den Dingen, die für die Ewigkeit geschaffen sind und denen, die es nicht sind.
F.: Also doch ein Künstler?
D.: Nein, ganz sicher nicht. Manche Maler sind Künstler, das ist richtig. Aber ich nicht. Ist auch ganz gut so.
F.: Was unterscheidet Sie von einem Künstler?
D.: Ich halte mich nicht für einen, so einfach ist das manchmal. Ein Künstler muss wissen, was er kann, muss sich verkaufen können. Ich mache meine Arbeit gut. Aber es ist meine Arbeit, keine Kunst. Nichtsdestotrotz eine sehr schöne Arbeit.
F.: Also kein Künstler, sondern eher ein Philosoph?
D.: Wenn Sie meinen.
F.: Was war der schönste Moment in Ihrem Leben?
D.: Der Tag, an dem mir jemand zeigte, dass die Wolken nicht weiß sind und der Himmel grün sein kann.
F.: Was war an diesem Tag denn außergewöhnlich?
D.: Ich habe gelernt, dass Träume durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Eine sehr tröstliche Vorstellung, wenn Sie mich fragen. An diesem Tag habe ich ebenfalls gelernt, dass es sich manchmal lohnt, aus alten Denkmustern auszubrechen, den Himmel grün anzumalen.
F.: Hat sich das bis heute bewährt?
D.: Sicher. Wenn mir die blaue Farbe ausgeht, kann ich immer noch auf einen grünen Himmel zurückgreifen.
F.: Ich danke Ihnen für das Gespräch, Herr D.





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