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Hauptfigur mit anderer Hautfarbe?


 
 
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Jo-jo
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 26
Beiträge: 61
Wohnort: Schw. Gmünd


Beitrag20.03.2013 19:36
Hauptfigur mit anderer Hautfarbe?
von Jo-jo
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich wüsste gern eure Meinung zu einem Problem. Ich sortiere gerade Ideen für ein neues Buch (ein Jugendbuch) und spiele mit dem Gedanken, einer meiner Hauptfiguren eine andere Hautfarbe zu geben. Sie soll eine - Moment, korrekte Bezeichnung: stark pigmentierter Afro-Amerikanerin - sein. Damit möchte ich den Multi-Kulti-Aspekt betonen und es würde Sinn machen, dass ihr Gegner Rassist ist.

Meine Familie hat gesagt, ich solle das lieber lassen, das Buch würde niemand kaufen (oder so ähnlich).  Mad
Meint ihr, dass das stimmt? Ich will deswegen keine Probleme bekommen. Zur Not könnte ich aus der Figur auch eine "normale" Deutsche machen, aber so wäre es mir schon lieber.  Sad
Soll ich einfach dazu stehen oder lieber vorsichtig sein und es lassen?

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.
Jojo
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag20.03.2013 19:38

von BlueNote
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Ich würde es lassen. Suche dir besser ein einfacheres Thema. "Rassismus" drückt sich meistens subtiler aus als das Wort Rassismus vorgibt.
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Beobachter
Klammeraffe


Beiträge: 617



Beitrag20.03.2013 19:48

von Beobachter
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Hör nicht auf den Blauen. Und auf deine Familie erst recht nicht (jedenfalls in Bezug auf das, was du schreiben willst). In erster Linie schreibt man die Geschichte auf, die raus will, das tut man für sich - wenn sich dann ein Agent/Verlag findet, umso besser. Während du schreibst, wirst du lernen und auch erkennen, ob das Thema Rassismus dir liegt oder nicht.

_________________
Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt.
- Jean Cocteau
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Nayeli Irkalla
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 41
Beiträge: 1083
Wohnort: Ruhrgebiet
Extrem Süßes!


Beitrag20.03.2013 20:03

von Nayeli Irkalla
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Ich würde den Ideen immere erst mal dahin folgen, wo sie dich hinziehen. Wenn sie gut geschrieben ist, halte ich es für unwahrscheinlich, dass du mit einem solchen Thema grundsätzlich und partout keinen Verlag findest (falls wirklich nicht, kannst du immer noch umschreiben). Und wenn die Geschichte schlecht geschrieben wäre, würde eine deutsche Prota auch nichts nützen.

Viel Erfolg beim Schreiben smile.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag20.03.2013 20:05

von BlueNote
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Beobachter hat Folgendes geschrieben:
Hör nicht auf den Blauen. Und auf deine Familie erst recht nicht (jedenfalls in Bezug auf das, was du schreiben willst). In erster Linie schreibt man die Geschichte auf, die raus will, das tut man für sich - wenn sich dann ein Agent/Verlag findet, umso besser. Während du schreibst, wirst du lernen und auch erkennen, ob das Thema Rassismus dir liegt oder nicht.

Ich finde das seltsam, einem 15-jährigen etwas von einem Agenten zu erzählen.
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Paradigma
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 54
Beiträge: 959
Wohnort: Östlich von Westfalen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag20.03.2013 20:11

von Paradigma
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Zitat:
für ein neues Buch (ein Jugendbuch)


Warum sollte das nicht funktionieren? Gerade aus den Schwierigkeiten, die so eine andere Hautfarbe mit sich bringt, könnte doch eine interessante Story entstehen.

Die Frage ist eher, in welchem Umfeld willst du diese Geschichte handeln lassen? In Deutschland? USA? In einer multikulturellen Großstadt wie Berlin oder Frankfurt? Einem Ghetto wie der Bronx? In einem verträumten Dorf in der Südeifel oder in einem Kuhkaff in Missisippi?

Ist die Hauptperson dort geboren und aufgewachsen, evtl. von deutschen (reichen und angesehenen) Leuten adopiert? Oder mit ihren Eltern erst vor kurzer Zeit "gekommen" und ist eien bettelarme und  heimatlose Asylantin? Spricht sie die Sprache, kennt sie die Kultur, hat sie Freunde, oder ist sie verloren und allein und verwirrt?


_________________
Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.

William Faulkner
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Gast







Beitrag20.03.2013 20:24

von Gast
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Die Hauptfrage ist doch: Was weißt du über stark pigmentierte Afro-Amerikaner? Was weißt du über kulturelle/religiöse Wurzeln, das Leben in einer Klein- oder Großstadt? Über Familienstrukturen? Denn alltäglichen Rassismus oder die Hyperbewusstseinskorretheit?

Was meint denn schwarz sein für deine Hauptfigur? Was macht sie aus? Es ist ja nun kein Unfall mit einem Edding - Afroamerikaner sein, meint mehr als das ein Sonnenstudio unnötig ist - dahinter steht ein ganzes Leben.

Erzähle nie aus Welten, die du nicht kennst.

Wenn du aber aus dieser Welt etwas zu erzählen hast und die Geschichte stark und authentisch ist, dann gibt es nichts, was du fürchten musst.
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3755



Beitrag20.03.2013 20:43

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Solange du dich in jemanden mit anderer Hautfarbe einfühlen kannst, zB Freunde anderer Hautfarbe hast, die du über ihre Erfahrungen als "sichtbare Minderheit" (wenn das sie Situation deines Prota ist) befragen kannst, oder dich auf entsprechenden Blogs umguckst, wieso nicht?
In eine andere Haut zu schlüpfen und die Welt aus der Perspektive des anderen Geschlechts, ethnischen Guppen, anderen Problemen, Interessen und Veranlagungen zu betrachten, als man selbst hat, macht ja gerade einen großen Reiz des Schreibens aus. Damit es auch gelingt, ist halt etwas Recherche und Einfühlungsvermögen gefordert.


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Jo-jo
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 26
Beiträge: 61
Wohnort: Schw. Gmünd


Beitrag20.03.2013 21:02

von Jo-jo
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Danke für eure Antworten, ihr habt mir etwas Klarheit verschafft.  Smile

Ich weiß leider immer noch nicht, was ich machen will  rotwerd Ich denke, ich lass es mir durch den Kopf gehen.
So wichtig ist das Ganze jetzt auch nicht, die Figur ist nicht die Protagonistin, aber trotzdem wichtig. (Zur Klärung: Es ist eine Erwachsene, die hierher gezogen ist.)
Aber ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird, es richtig darzustellen ... Im Zweifelsfall lass ich es lieber, falls das Buch tatsächlich irgendwann veröffentlicht wird, will ich den Lesern ja kein falsches Bild vermitteln. Ob ich es einer Agentur oder einem Verlag anbieten will, hängt davon ab, wie gut es wird.

Nochmal danke für eure Meinungen.
Jojo
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nothingisreal
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Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag20.03.2013 21:31

von nothingisreal
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Also, ich würde ein Buch über einen Schwarzen lesen!

Und selbst wenn alle Weißen tatsächlich das Buch nicht leden würden, was ein absoluter Schwachsinn ist Rolling Eyes , würden es immer noch Schwarze tun. Stell dir vor, die lesen auch! lol

Ein Gegenbeispiel für deine Eltern: Django. Ich glaube, ich muss kein weiteres Wort dazu sagen.


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nothingisreal
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3994
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag20.03.2013 21:33

von nothingisreal
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@Nordlicht: Ich kenne sehr viele Schwarze und ich wüsste keinen Unterschied zwischen ihnen und "uns". Ist klar, was ich meine ist, dass man sich sehr wohl in sie einsetzten kann!

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Nr. 5
Geschlecht:weiblichLachfaltensammler

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Beitrag20.03.2013 21:49

von Nr. 5
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Jo-jo hat Folgendes geschrieben:
... Im Zweifelsfall lass ich es lieber, falls das Buch tatsächlich irgendwann veröffentlicht wird, will ich den Lesern ja kein falsches Bild vermitteln. Ob ich es einer Agentur oder einem Verlag anbieten will, hängt davon ab, wie gut es wird.


Vielleicht wird das Buch ja gerade deshalb gut, weil es dich durch deine Zweifel jetzt am Anfang dazu bringt, dich richtig reinzuknien.
Ich kann dir nur sagen, dass es nicht gut wird, wenn du es lässt. Dann bleibt es nämlich eine Idee, die in einer Schublade verstaubt.

Meine Hauptperson ist übrigens blau. Von der Hautfarbe her, meine ich. Der hat auch mit Ausgrenzung zu kämpfen und ich glaube, ich kann mich gut reinversetzten, ohne selbst blau sein zu müssen.

Tu, was du tust und lerne daraus. Arbeit an einem Buch macht es in der Regel nie schlechter, sondern besser. Vielleicht ist deine Idee ja genau das, was dich am Ende das Ganze durchziehen lässt.
Du weißt es nie, bevor du es nicht versucht hast und es gibt nur einen, der dir die Frage beantworten kann: Du selbst.


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Karin
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Beitrag20.03.2013 22:07

von Karin
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Hey Jo-Jo,
ich möchte dich auch dazu ermuntern, deinen Plan von einer schwarzen Nebenfigur nicht gleich über den Haufen zu werfen.
Schau, ich bin kein Engländer und kein Schotte, kein Chinese, kein Inder, kein Mann, kein Kleinwüchsiger, kein Riese, nicht schwarz, nicht homosexuell, nicht uralt, nicht wunderschön, nicht reich, nicht strohdoof, nicht böse ... Und? Soll ich deswegen auf all diese Figuren verzichten? Dann würde niemand in meiner Geschichte mehr rumlaufen. Da ist die Hautfarbe ja noch das kleinste Problem.

Versuche es einfach ... ganz besonders, wenn es nur eine Nebenrolle ist. Ich meine, so schlimm wie bei Karl May und den Indianern wird's wohl nicht werden, wenn du dir mit der Recherche etwas Mühe gibst und nicht jedes Klischee in deine Story einbaust, das du finden kannst. Auf Amazon habe ich sogar einen Thread im Forum gefunden, wo Leser ganz gezielt nach Büchern mit schwarzen Protagonisten suchen. Weil im deutschen Sprachraum das wohl viel zu selten zu finden ist.
klick

Liebe Grüße
Kaa
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Bananenfischin
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant

Moderatorin

Beiträge: 5340
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag21.03.2013 00:19

von Bananenfischin
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Hallo Jo-jo,

ich hätte einen Buchtipp als Anregung. Dann eben mit Gewalt wird momentan gern in der Schule gelesen; vielleicht kennst du es ja sogar schon. smile


_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3755



Beitrag21.03.2013 02:02

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
@Nordlicht: Ich kenne sehr viele Schwarze und ich wüsste keinen Unterschied zwischen ihnen und "uns". Ist klar, was ich meine ist, dass man sich sehr wohl in sie einsetzten kann!


Laughing Das ist klar. Ich meinte das Erlebnis, in einer "weißen" Gesellschaft "schwarz" rumzulaufen - jemand, der anhand seiner Hautfarbe (oder auch Sprache, Behinderung) als Angehöriger einer Minderheit auffällt, ist oft subtilen bis heftigen Vorurteilen und Rassismus ausgesetzt, mit denen man als "Mehrheitsangehöriger" nicht konfrontiert wird. Was dann einen Rattenschwanz an Fragen bzgl des Selbstwertgefühls und Identifikation nach sich zieht, die ein "Mehrheitsangehöriger" sich in der Form, aus der Perspektive, nicht stellt.


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agu
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Alter: 49
Beiträge: 2009
Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag21.03.2013 02:55

von agu
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Ich sehe jetzt auch kein Problem darin, einen afro-amerikanischen Charakter in Dein Buch aufzunehmen, erst recht, wenn es sich um eine Nebenfigur handelt - sofern Du die von Nordlicht und anderen angemerkten Probleme des Einfühlens in diese Figur bewältigen kannst.

Über die Vermarktung würde ich mir an Deiner Stelle noch keinen so großen Kopf machen, sofern das nicht schon Dein zweites oder drittes fertiggestelltes Manuskript ist - schreib das Buch erst einmal.

Nur ein paar allgemeine Worte zum Thema Verkäuflichkeit:
Ja, es ist in der Tat so, dass statistisch gesehen die meisten Leser Hauptfiguren bevorzugen, mit denen sie sich - auch optisch - identifizieren können. Das bedeutet, dass Weiße gern Bücher mit weißen Hauptfiguren lesen, Schwarze gern solche mit Schwarzen, und Latinos gern welche mit Latinos. Deutlich extremer als in Deutschland habe ich das in den USA in den großen Buchläden gesehen: Da gibt es eigene Regale, die 'schwarze' und 'Latino' - Literatur haben. Diese Vorlieben kommen ganz besonders zum Tragen in Genres, bei denen das Identifikations- und ich sag mal böse Schmachtpotential sehr hoch ist, also z.B. Liebesroman und alle artverwandten Varianten, in denen die Liebesgeschichte zumindest eine wichtige Rolle spielt. Auch im Bereich YA / Junge Erwachsene sollte man das zumindest im Hinterkopf behalten, wenn die Bücher einen Sehnsuchtsfaktor beinhalten.
Im in den letzten Jahren populär gewordenen Sehnsuchts-Sagas (zu erkennen an den exotischen Covern schöner Orte und Titeln nach dem Strickmuster 'Der Duft der...', Im Tal des... , Die Bucht der ...  (Hibiskusblüte, Schmetterlinge, goldenen Pfefferwurzel - hier beliebiges exotisches Sehnsuchtsattribut einfügen) kollidiert diese Erwartungshaltung mit dem Wunsch, ein exotisches Element einzufügen, denn der Leser will sich ja in ferne Paradiese des 19.Jahrhunderts am andern Ende der Welt träumen, und da gehören mit Federn geschmückte und über mysteriöse Weisheiten verfügende Eingeborene dazu.
Deshalb ist die Hauptfigur in der Regel weiblich, weiß und gebildet, ihr LoveInterest ist ein weißer Jäger/Offizier/Wissenschafter/Viehzüchter, den es zufällig auch nach Australien oder wo immer das Buch spielt hinverschlagen hat, und dann gibt es eine tragende dritte Nebenfigur, z.B. den besten eingeborenen Pfadfinderfreund des Liebhabers, der darf dann schwarz und eingeboren sein.

Aber wie gesagt, das muss für Dein Projekt nicht zwingend zutreffen.
Am wichtigsten ist für Dich, dass Du eine Figur entwirfst, in die Du Dich glaubwürdig hineinversetzen kannst.



Liebe Grüße,
Andrea


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Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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Trearu
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Beitrag22.03.2013 15:37

von Trearu
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Mich stört es, wenn Autoren einen einfach so mit Informationen über einen Charaktere überschütten. Ist es nicht interessanter im Verlauf der Handlung immer wieder neue Eigenheiten zu entdecken?

Ich las irgendwann mal eine interessante Geschichte, in der eine recht seltsame Atmosphäre herrschte. Charaktere verhielten sich irgendwie 'off', in Gegenwart des Protagonisten. Als einer, aus den nichts, das Wort "Neger" verwendete, veränderte sich plötzlich die ganze Bedeutung der Geschichte - Einfach großartig!

Ich würde empfehlen den Erzähler Farbenblind zu machen und die Hautfarbe eher später durch eine Situation (in der dieses Detail relevant ist), als eine Beschreibung, zu offenbaren.
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nothingisreal
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Beitrag22.03.2013 16:29

von nothingisreal
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Trearu hat Folgendes geschrieben:


Ich würde empfehlen den Erzähler Farbenblind zu machen und die Hautfarbe eher später durch eine Situation (in der dieses Detail relevant ist), als eine Beschreibung, zu offenbaren.


Das würde ich schön lassen!

Ich wäre sofort angepisst, wenn ich erst hundert Seiten später erfahre, dass mein Liebling ein Schwarzer ist! Es ist nun mal so, dass die meisten Bücher über Weiße handeln und da geht man einfach davon aus, dass diese Menschen aus weiß sind. Als Weiße habe ich zu mindenst die naheliegendste Vorstellung die Leute sind auch weiß. Es ist in Ordnung, wenn sie es nicht sind, aber dann will ich es bitte auch wissen.


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Trearu
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Beitrag22.03.2013 16:55

von Trearu
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nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
Ich wäre sofort angepisst, wenn ich erst hundert Seiten später erfahre, dass mein Liebling ein Schwarzer ist!

Wenn man einen Charakter liebgewonnen hat, sollte man wohl dazu in der Lage sein, über seine Hautfarbe hinwegzusehen ... vorausgesetzt man ist kein totaler Rassist.

Zitat:
Es ist nun mal so, dass die meisten Bücher über Weiße handeln [...]

Wenn die Hautfarbe nie erwähnt wird, sind Charaktere  automatisch weiß?
Sind die Charaktere der Bibel 'weiß'?
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Nordlicht
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Beitrag22.03.2013 17:08

von Nordlicht
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Amdir
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Beitrag22.03.2013 17:23

von Amdir
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Beim Schreiben ist fast alles möglich. Eine Geschichte sollte wachsen und sich entfalten können. Ob de Figur jetzt Rot, Schwarz, weiß, Blau, Grün oder weiß Gott nicht  ist ist eigentlich egal, wichtig ist, das DU der über die Figur/Wesen schreibt, die  bist bzw. wie diese denken und fühlen kannst. Das mit unter auch alles was mit der Figur zu tun hat oder haben könnte, in Erfahrung zu bringen. Je wichtiger der Charakter um so genauer sollte er beleuchtet werden. Es muss nicht Gleich alles am Anfang davon auftauchen, aber so Stück für Stück. Die wichtigsten Dinge sollten aber recht Früh klar werden.

_________________
Schreiben ist mehr als nur Buchstaben zusammen zu fügen, es ist viel mehr die Kunst, Bilder aus Worten zumalen.
(Unbekannt/ da ich weiß nicht ob er von mir ist oder ob ich jenen hörte)
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agu
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Beitrag22.03.2013 17:48

von agu
Antworten mit Zitat

Egal, ob der Charakter nun schwarz, weiß, gelb oder grün mit roten Punkten ist, es ist - zumindest in der Genreliteratur - niemals eine gute Idee, zu einem sehr späten Zeitpunkt der Handlung mit Details zu seinem Aussehen herauszurücken, die den Leser überraschen.

(In der E-Literatur ist das was anderes, aber das ist auch eine gänzlich andere Zielgruppe)

Der gewöhnliche Leser eines Krimis, Fantasy-Romans, Jugend-Thrillers oder Liebesabenteuers interessiert sich in der Regel sehr stark dafür, wie der Protagonist aussieht und macht sich natürlich, basierend auf den Beschreibungen (oder Nicht-Beschreibungen) des Autors, sein eigenes Bild im Kopf, mit dem er sich identifiziert und das er lieb gewinnt.
Das hat überhaupt nichts mit Rassismus zu tun, sondern mit den persönlichen Vorlieben bis hin zum Beuterasters des einzelnen Lesers. Wie ich schon weiter oben schrieb, vor allem in den klassischen Unterhaltungsgenres, insbesondere denen zum 'Wegträumen', haben die Leser sehr klare Erwartungshaltungen. Wird damit gebrochen, toleriert das der Großteil des Publikums das nicht.
Es hat nichts mit Rassismus zu tun, dass sich viele Leute lieber einen Helden zusammenträumen, der ihnen äußerlich ähnlich ist, nur in idealistischer Vervollkommnung. Deshalb auch mein Beispiel mit den Latino- und African - Regalen in den US-Buchläden. Die meisten schwarzen und lateinamerikanischen Leserinnen scheinen sich genauso wenig mit einem Held auf weißem Ross anfreunden zu können, der weiß ist, als wie umgekehrt. Entspricht nicht dem politisch-gesellschaftlichen Ideal, ist aber nun mal so.

Irgendein schlauer Schreibratgeber (ich glaube es war 'Wie man einen verdammt guten Roman schreibt') sagte mal: Der Autor schließt mit dem Leser am Anfang des Buches einen Vertrag. Wenn er diesen Vertrag bricht, verzeiht ihm das der Leser nie.

Wer in einem Unterhaltungsroman seinen Charakter komplett der Imagination des Lesers überlässt und auf Seite 150 damit herausplatzt, dass der übrigens eine bestimmte Hautfarbe hat (die von der Vorstellung des Lesers abweichen könnte), riskiert man damit, den Leser massiv zu verprellen.
Gleiches gilt übrigens auch für Alter und Haartracht. Vor allem Liebesromanleser kommen nicht damit klar, wenn der von ihnen vergötterte Held, den sie sich in Ermangelung einer Beschreibung blond und grünäugig Mitte Zwanzig geträumt haben, plötzlich ein Typ Ende Vierzig ist, mit Knitterfalten um die Augen und einem fetten mexikanischen Schnauzbart.


Trearu hat Folgendes geschrieben:
[]Wenn die Hautfarbe nie erwähnt wird, sind Charaktere automatisch weiß? Sind die Charaktere der Bibel 'weiß'?

Die Hautfarbe eines Charakters erschließt sich in der Regel aus Name und räumlicher Herkunft der Figur. Wenn das Buch in Nordschottland spielt und die Figur Anne heißt, wird der Leser automatisch annehmen, dass es sich um eine Weiße handelt. Spielt das Buch in Nairobi und die Figur heißt Jamie und es wird auf Seite 3 klar, dass Jamie mit 7 Geschwistern in einer Hütte am Stadtrand lebt und seinen Eltern auf dem Acker hilft, statt zur Schule zu gehen, dann geht man davon aus, dass er schwarz ist, trotz des englischen Namens - weil es wahrscheinlich sehr wenige weiße Kinder gibt, die in Nairobi in einer Großfamilie unter ärmlichsten Verhältnissen aufwachsen.
Die Charaktere in der Bibel dürften (ohne dass ich jetzt bibelfest bin) höchstwahrscheinlich so ausgesehen haben, wie das in der Gegend, wo die Episoden spielen, eben üblich war. Da ich aber kein Völkerkundler mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika bin, kann ich jetzt nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Stämme da vor ein paar tausend Jahren lebten und ob die nun hell- oder dunkelbraun waren. Spielt auch keine Rolle - denn jeder Leser wird die Bibel so verstehen, wie sie ihm gefällt. Das ist die Interpretationsfreiheit des Einzelnen.


Was ich sagen will: Es ist schnurzwurst, welche Farbe, Form oder Stimmhöhe der Charakter hat, wenn der Autor in der Lage ist, diese Figur so, wie er sie sich vorstellt, von Anfang an dem Leser zu vermitteln und vor allem, sie - ihrem kulturellen Hintergrund entsprechend - mit Leben zu füllen.



Das alles gilt aber 'nur' für Unterhaltungsliteratur.
Leser, die 'ernsthafte' Literatur bevorzugen, dürften derlei Experimenten aufgeschlossener entgegen treten. Aber natürlich auch nur, wenn sie gut gemacht sind.

LG, Andrea


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Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
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Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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