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WennMännerheulen


 
 
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag02.03.2013 22:39
WennMännerheulen
von lilli.vostry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wenn Männer heulen

Wehklagende Möwenschreie
und Meeresrauschen
tragen von wohligen Decken-Inseln
uns an dunkle Strände der Erinnerung

reißen ferne Melodien auf
was in der Tiefe festgefroren
auftaut Wellen schlägt
überfließt

keine Schulter zum Ausheulen
aber im Rücken
greifbar nahe
fließen Männertränen

als klopfe einer Steine weich
holpernd erschütternd stoßweise
brechen die Wellen sich Bahn
rollen aus in mir



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Achmed, der Ägypter
Erklärbär

Alter: 69
Beiträge: 2
Wohnort: 98693 Ilmenau


Beitrag03.03.2013 20:18
Hallo Lilly
von Achmed, der Ägypter
Antworten mit Zitat

Hallo Lilly,

es ist erstaunlich, aber es gibt auch sensible Männer auf dieser rauen Welt, die weinen.
Wenn es zuviel Leid für den einzelnen Menschen wird, erleichtern Tränen.

Das Wort "Ausheulen" finde ich nicht gerade treffend. Es klingt sehr abwertend.


Salemn aleikum


Achmed, der Ägypter
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag10.03.2013 15:44
aw:WennMännerheulen
von lilli.vostry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Achmed,

danke für Deine Zeilen zu meinem Gedicht. Wie im Titel bereits anklingt, ist das Gedicht mit einer gewissen Ironie geschrieben, das versucht dem Phänomen nachzugehen, warum es vielen Männern so schwer fällt, ihre Gefühle zu zeigen... Ob nun ganz privat oder in geschützen Räumen zusammen mit anderen Menschen.

Wann und warum heulen sie dann wirklich ungehemmt los... ? Habe ich mich gefragt.
Da mir "Weinen" zu nah am Gefühlskitsch ist und ich den gern vermeide, wählte ich das archaische und doch auch m.M. nach sehr männliche Wort "Heulen"...

Das Ausheulen können bezieht sich im übrigen auf beide Geschlechter, die Zeile ist sehr offen gefasst: "keine Schulter zum Ausheulen..."

Es ist also keinesfalls abfällig gemeint.

Bin gespannt auf weitere Meinungen zu den "Männertränen", die wenn sie denn einmal losbrechen, schon sehr bewegen können, sag ich ganz ehrlich und unsentimental.

Einen schönen Sonntag noch wünscht Dir,
Lilli


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Janoeh D. G.
Leseratte

Alter: 41
Beiträge: 140
Wohnort: In der Seele des Künstlers


Beitrag10.03.2013 16:57

von Janoeh D. G.
Antworten mit Zitat

Hallo lilly,

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich, als du dein Gedicht reingestellt hast,  einfach daran vorbeigelaufen bin ohne reinzuschauen. Und zwar wegen dem Titel.
Beinahe hätte ich es nochmal getan und hätte nicht einmal gewusst, was ich verpasst hätte.

Für mich ist die Frau die Erde, die lebengebende, innere, Kraft. Der Mann aber ist die Naturgewalt, eben diese Wellen die erschütternd und stoßweise, ihre Bahn brechen. Wenn der Mann dann auf diese Weise diese Flut aus sich raus lässt, ist das Bild einfach überwältigend.

Zitat:
als klopfe einer Steine weich
holpernd erschütternd stoßweise
brechen die Wellen sich Bahn
rollen aus in mir


Und natürlich die Frau, die all das in sich aufnimmt, die beständige, liebende Kraft. Überrollt von dieser Wucht und trotzdem dort.

ich bin sprachlos

Aber es gibt mM nach zwei Stellen, wo du dem text keinen Gefallen machst:

Zitat:
keine Schulter zum Ausheulen


Ich kann deine Erklärung mit dem maskulinen "Heulen" absolut verstehen, denn der Wind heult, der Wolf heult, eben diese Naturgewalt

Aber diese Formulierung ist für diesen text viel zu gewöhnlich, umgangsprachlich und das "ausheulen" hat auch was negatives, da stimme ich Achmed zu.
Es entsteht ein Bild, was einfach nicht dazu passt. Ausheulen assoziiere ich mit verwöhnt, egoistisch, manipulierend oder so ahnlich.  Ich kann es nicht genau fassen aber es ist da.

Und das ist auch der Grund warum ich den Titel nicht mag.
Wenn Männer heulen. Nein, das wird dem Mann den du beschreibst nicht gerecht.
Du könntest das Gefühl vom Weinen umschreiben? Vielleicht so wie : Keine Schulter zum Trost? Das ist nur ein Beispiel aber vielleicht ist es eine wegweisende Richtung.

Aber, und ich meine es ernst, ich bin von diesen Wellen überwältigt.

LG
Janoeh


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...here is the deepest secret nobody knows
(here is the root of the root and the bud of the bud
and the sky of the sky of a tree called life;which grows
higher than soul can hope or mind can hide)
and this is the wonder that's keeping the stars apart

i carry your heart(i carry it in my heart)

by E.E. Cummings
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag20.03.2013 23:37
aw:wennmännerheulen
von lilli.vostry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Janoeh,

es freut mich sehr, dass Du Dich auf dieses Gedicht eingelassen hast, es Dir naheging und Du von den Wellen überwältigt wurdest...

Deine Eindrücke stimmen weitgehend mit meiner Aussageabsicht überein.

Mir ist bewusst, dass das Wort "heulen" ganz verschiedene Gedanken und Empfindungen auslöst - das soll es auch. Die ganze Gefühls-Palette steckt da m.M. nach drin. Heulen mit den Wölfen, aus Schmerz, Wut, Trotz... Mehr unfreiwillig als gewollt und doch so befreiend, stark und menschlich, wenn die - in diesem Fall Männer-Tränen einmal frei und ungehemmt fließen.
 
Mit fällt kein passenderes Wort dafür ein. Und da das Heulen von Männern doch selbst oft eher abfällig betrachtet wird, trifft es doch das Zwiespältige dieses Gefühls auch ganz gut, meine ich.

Bin gespannt auf weitere Meinungen - gerade auch von Männern.

Viele Grüße,
Lilli


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appo
Leseratte


Beiträge: 111
Wohnort: Bremen


Beitrag21.03.2013 08:10

von appo
Antworten mit Zitat

Hallo Lilli,

du wünscht dir noch mehr Meinungen von Männern zu deinem Gedicht. Na, dann mach ich mal.
Nach dem Lesen des Titels habe ich etwas Ironisches erwartet. Was du dann anbietest, fand ich nicht ironisch. Du beginnst mit einem Naturbild und beschreibst, so verstehe ich es, in den ersten beiden Strophen das Entstehen von Trauer durch Erinnerung und zwar so, dass es für Männer wie Frauen zutrifft. Erst in der dritten Strophe taucht ein weinender Mann auf, der aber keine "Schulter zum Ausheulen" findet. Hinter dem Rücken des LI müht er sich ab, klopft Steine weich, bis er dann schließlich doch trauernd in den Armen der LI landet.
Aus den Zeilen lese ich, dass Männer es schwerer haben, zu weinen. Da muss schon was kommen. Es ist harte Arbeit, mal losweinen zu dürfen. Richtig? Ich persönlich erfahre es anders. Männer drücken Traurigkeit, Trauer anders aus, verarbeiten sie anders, nicht weiblich, nicht wie Frauen es tun, deshalb vielleicht auch für das andere Geschlecht nicht sofort erkennbar. Der Ausdruck männlicher Trauer ist natürlich auch gesellschaftlich beeinflusst ("Männer weinen nicht"), aber ebenso wichtig finde ich den Unterschied in der Gefühlsverarbeitung der beiden Geschlechter.

So weit.

Gruß
appo
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag21.03.2013 12:38
aw:wennmännerheulen
von lilli.vostry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Appo,

danke für Deine Zeilen zu diesem offensichtlich heiklen Thema....
Der Gedichttitel ist ironisch gewält, im Gedicht selbst bevorzuge ich eher einen leisen Humor, der m.M. nach zwischen den Zeilen hervorschimmert...

Beim Naturbild mit den Möwenschreien angefangen über das mit seinen Gefühlen allein sein auf den Decken-Inseln, der fehlenden Schulter zum Ausheulen, bis die Tränen sich dann doch steineerweichend, kraftvoll lösen, entladen... Alles andere ist bewusst sehr offen gehalten.

Einige Gründe warum es Männern so schwer fällt ihre Gefühle zu zeigen, hast Du benannt (mal abgesehen vom Freudengeheul und ungeniertem Tränenfluss beim Fußball, wenn die Lieblingsmannschaft verliert...).
Mich interessiert die andere Art, wie Männer mit ihrer Traurigkeit, Trauer umgehen, wie sie die denn verarbeiten...

Liebe Grüße,
Lilli


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