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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Lesezeichenpoesie 03/2013
[1] An die Veränderung

 
 
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag17.03.2013 20:00
[1] An die Veränderung
von Jocelyn
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An die Veränderung


Stumm und endlos die Gesänge
aus bunt bemalten Kathedralen.

Im Nebenraum die Säulen des Glaubens -
eingewachsen dicht an dicht.

Täglich kräht ein Hahn auf dem Mist.

Doch irgendwann fällt der Himmel ein -
ins Feuer ohne Licht.

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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag18.03.2013 12:53

von holg
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täglich kräht ein Hahn auf dem Mist. Genau.

der Kandidat, der sich mir bisher am wenigsten erschließt, was nix heißen muss, denn ich werde wieder reinschauen. Vielleicht liegt's auch am glauben.

holg


_________________
Why so testerical?
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag19.03.2013 02:00

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-



An die Veränderung


Stumm und endlos die Gesänge
aus bunt bemalten Kathedralen.

Im Nebenraum die Säulen des Glaubens -
eingewachsen dicht an dicht.

Täglich kräht ein Hahn auf dem Mist.

Doch irgendwann fällt der Himmel ein -
ins Feuer ohne Licht.

------------------

Hi Inko,

so recht gedeiht mir zu diesem, quasi hoffnungs-hommagen Werk keine wirkliche, mich an die Hand nehmende Bildhintergründigkeit – bleibt alles mehr im undeutlich verstreuten Blätterwald. Ebenso sehe ich auch nicht das Thema1 (das Fremdwerden in seinen Nuancen) umgesetzt – das Oxymoron: stumm zu krähen, und/oder vllt auch das angepfropfte Anhängsel: “ins Feuer ohne Licht“ ...

/ ... eher doch das Thema2: inhaltlich vllt das Fassadenspiel des dogmatisch starren Glaubens/Denkens, der/das längst schon verstummt sein wiederleierndes Krähen auf dem Misthaufen dupliziert
(die Metaebene vllt: das unreflektierende Individuum – versinkend in der blöckenden Massendisposition ??? als vllt Abbild der verlorengehenden ICH Vielfalten? /... oder gehts doch einzig um den lieben Gott Wink )

Sehe hier mehr, mindestens formal, die katachresische Bildverknüpfung (oder vice versa Bildbruch) von stummem Glauben (Denken), der (das) sich selbst, stereotyp krähend, tagtäglich auf dem Misthaufen des Hahnes wachhält -  mit der ironischen Entblößung, dass selbst ein kaltes Feuer leblos weiterwuchern kann/wird.

Wie schon gesagt – für mich alles mehr eine vage nicht echt inspirierende Spekulation ...
Auch fällt mir das pointen-Anhängsel (letzte Zeile) als sehr gekünstelt auf.

Mal soviel meiner Gedanken dazu ... liebe Grüße, Stimmgabel


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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femme-fatale233
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Das Bronzene Pfand


Beitrag20.03.2013 12:07

von femme-fatale233
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Zufall oder Intention, dass es hier um Glauben geht, gerade jetzt, wo der neue Papst (und mit ihm vielleicht: Veränderung?) kommt?
Sollte dem so sein, gefällt mir "Täglich kräht ein Hahn auf dem Mist" als Stelle persönlich sehr gut. Die Säulen des Glaubens sind mir ein bisschen zu dick aufgetragen, das erinnert doch sehr an Fernsehdebatte, aber, dass sie dicht an dicht gewachsen stehen, finde ich dann schon wieder gut. Auch die in den letzten Zeilen angedeutete Apokalypse hat mich erst stutzig gemacht wegen des Feuers ohne Licht, aber wenn man es mehrmals liest, dann versteht man, wie es gemeint ist, insofern gefällt mir das.
Alles in allem ein sehr solide gemachter Text, der das Thema gut einbindet. Einziges Problem ist für mich, dass er nicht an mein persönliches Gefühl geht, er berührt in mir so nichts - wobei mir das bei meinem eigenen Gedicht auch so geht, insofern ist das vielleicht gar nicht so ein Manko.
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firstoffertio
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Beitrag20.03.2013 14:03

von firstoffertio
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"Stumme Gesänge" und "Feuer ohne Licht" sind die beiden Oxymorons (wie setzt man das in den Plural?) Der Titel "An die Veränderung" weckt sehr hohe Erwartungen, dass mir der Text etwas wesentliches über Fremdwerden sagen wird.

Da bin ich leider dann enttäuscht. Mir ist nicht eindeutig klar, worum es geht. Um das Verlieren des Glaubens? Um das Nachlassen der Bedeutung von Religion, Kirche; dass sie durch anderes ersetzt wird? Oder ist das Bild der Kathedrale nur eines für jegliche Veränderung ehemals fest geglaubter Überzeugungen?

Das allmorgendliche Krähen des Hahnes: Was will es mir sagen? Das immer Neues geschieht, und schleichende Veränderung damit verdeckt wird?

Die beiden Schlusszeilen sind mir als Antwort auf meine Fragen zu lapidar.

Das Gedicht lässt mich zu ratlos zurück, mir fehlt dabei ein Angelpunkt, etwas Eindeutiges. Vielleicht hat es etwas zu Großes  im Sinn, was mit so wenigen Zeilen schwer einzufangen ist.
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Aranka
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A
Beitrag20.03.2013 19:08

von Aranka
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„An die Veränderung“. !! Ein Lobgesang? Oder eine Anrufung?

Die erste Zeile eine Feststellung. Endlose stumme Gesänge, ich höre sie geradezu, wie sie sich in ihrem Widerspruch (Stummheit) singend ausspannen in „bunt bemalten“ Kathedralen.
„bunt bemalt“ sind das die „neuen“ Kathedralen, die „irdischen und lukrativen“ Gottestempel unserer Zeit, sind die hier gemeint?
Oder ist es ein ironischer Blick auf die so reich gestalteten, prunkvollen Kathedralen? Sind sie zu „bunt bemalten Räumen“ ohne „Bedeutung“ geworden, stehen sie nicht für mehr? Sind es diese Fragen, die die ersten zwei Verse stellen? Ist den Kathedralen die „Seele“ abhanden gekommen?

Die Säulen des Glaubens in Nebenräume verzogen? Das „eingewachsen dicht an dicht“ will mir im Augenblick als Bild nicht direkt aufgehen. Diese Verse bleiben mir verschlossen, unscharf.

Zitat:
Täglich kräht ein Hahn auf dem Mist.


Diese Satz platzt ganz unvermittelt hinein (auch formal eine Einzelzeile) und mir kommen da so zwei drei Assoziationen: einmal die Redensart: „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist.“ Also, ganz egal wie der Kerl da krakelt, es ändert sich nichts. Aber ihn stört es nicht, er schlägt weiter Alarm. Und er stört auch niemanden.

Dann fällt mir natürlich auch im Zusammenhang mit „Glauben“ (jetzt mal egal an welchen Tempelgott auch immer) folgendes ein: „bevor der Hahn drei Mal kräht, wirst du mich verraten haben.“

Der Hahn hat mit allem nichts zu tun, nicht mit dem Verrat, nicht mit dem Wetter. Er ist ein unbeteiligt Beständiger, einer der Lärm macht, Lärm, der nichts bewirkt.
Will mir die Zeile das sagen?

Zitat:
Doch irgendwann fällt der Himmel ein.


Dieses „Doch“ irritiert mich. Was ist da so erstaunlich und was steht im Gegensatz zu den ersten Zeilen, so dass es ein „doch / jedoch“ hervorruft.

Die bunten Kathedralen, die Säulen des Glaubens, ja sogar der Glaube an die Beständigkeit und Zuverlässigkeit des Hahnenschreis, waren das alles Versuche, den Himmel aufrecht zu erhalten? Und welcher Himmel sollte es sein? Ein falscher, ein künstlicher Himmel?

Und wohin stürzt der Himmel? Ins Feuer ohne Licht. Die neue Hölle? Ein wenig hadere ich mit der allerletzten zeile, schmeckt so ein wenig angehängt, diesem Oxymoron verpflichtet. Ich hätte sie nicht unbedingt gebraucht.

 So ganz bekomme ich den Text nicht gegriffen. Es ist eher, das er Fragen aufwirft. Es schauen Dinge heraus, die nicht das sind, was sie zu sein vorgeben: weder die Gesänge, noch die Kathedralen, noch der Glaube, noch das Feuer sind das, was man von ihnen erwartet. Den Fragen jedoch, die der Text in mir anstößt, gehe ich gerne noch ein wenig nach.

Mir gefällt die Machart des Textes und der Rhythmus der einzelnen Verspaare, auch der Textaufbau.


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Gast







Beitrag21.03.2013 18:10

von Gast
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Och, ihr wollt's mich doch fertig machen, oder?

ich verstehe es nicht. Wo ich am Anfang noch einen Wald sehe - Natur (unb.) vs. menschl. Gesellschaft. Glauben/Überbau ... Litanei ... also jedenfalls irgendwie ein Bild bekomme, wenn auch ein wackeliges.
Dann kräht plötzlich der Hahn dazwischen und dann tut sich die Hölle auf?

Ich mag nimmer.
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Zinna
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Beitrag21.03.2013 20:21

von Zinna
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Hallo liebe(r) Unbekannt!

Ich gehe in meinen Kommentaren nicht auf die Umsetzung der Vorgaben /Fremdwerden, wie das Oxymoron angelegt ist) ein und ich zähle auch nicht bis 45. Das wurde vom Org-Team übernommen.
Ich gehe auf jedes Gedicht ein, wie es auf mich wirkt.


Ich bin zunächst unsicher, Religionen, im „WettStreit“, welche die einzig wahre ist..?  Fest verwurzelt in Jahrhunderten, dieser Streit.
Laut preisen lässt du sie hier durch einen Hahn, den stolzen Gockel auf dem Mist, (der nicht nur verbal so oft verzapft wird.)
Ein anderes Bild für „fremd“ hast du gezeichnet, allerdings mit bösem Ausgang, wenn die Fronten weiter so verhärtet verteidigt werden.

So jedenfalls verstehe ich dein Werk. Müsste dann der Titel nicht eher „Für“ die Veränderung heißen…? Oder aber ich liege völlig falsch…

Lieber Gruß
Zinna


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(c) Zinna
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Grendel
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Beiträge: 243



G
Beitrag22.03.2013 13:10

von Grendel
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Es geht um Glaube und Kirche, soviel denke ich zu verstehen. Viel mehr nicht. Der Hahn auf dem Mist als Anspielung auf Petrus und die Verleugnung? Oder soll es bedeuten, dass der Glaube keine Rolle spielt, wie in der Bauernregel? Gleich zu Beginn habe ich meine erste Irritation: stumme Gesänge. Ich weiß, so etwas Widersprüchliches muss ja ins Gedicht laut Vorgabe. Trotzdem verstehe ich es nicht. Wenn die Gesänge endlos sind, wie dann gleichzeitig stumm? Ohne endlos könnte ich es als verstummt oder als etwas aus der Vergangenheit verstehen. Bunt bemalte Kathedralen. Außen habe ich noch keine Kirche bunt bemalt gesehen. Oder kaum eine, die orthodoxen Kirchen sind manchmal ziemlich farbig, oder die buddhistischen. Mit den Säulen und den Kathedralen verbinde ich aber in erster Linie katholische Bauten. Innen sind natürlich viele Bilder, das ist richtig. Aber das würde ich nicht als bunt bemalte Kathedrale bezeichnen, für mich bezieht sich das auf außen.

Die Säulen des Glaubens im Nebenraum. Sie sind dicht und eingewachsen. Das vermittelt Stärke, aber auch Starre, Unbeweglichkeit und der Nebenraum deutet darauf hin, dass der Glaube keine zentrale Bedeutung in der Kirche hat.

Und zum Schluss fällt der Himmel ins Feuer ohne Licht. Noch so ein Oxy..., das ich nicht verstehe. Wenn der Himmel einfällt wäre die Erde futsch. Oder die Macht der Kirche oder der Glaube. Feuer könnte ein Bild der Hölle sein. Ohne Licht wäre ohne Hoffnung. Oder ohne Glauben?

Beurteilen könnte ich das Gedicht nicht, dazu verstehe ich es zu wenig. Der Klang gefällt mir.

Gruß
Grendel
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anuphti
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Beitrag22.03.2013 21:51
Re: [1] An die Veränderung
von anuphti
Antworten mit Zitat

Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:
An die Veränderung


Stumm und endlos die Gesänge
aus bunt bemalten Kathedralen.

Im Nebenraum die Säulen des Glaubens -
eingewachsen dicht an dicht.

Täglich kräht ein Hahn auf dem Mist.

Doch irgendwann fällt der Himmel ein -
ins Feuer ohne Licht.


Hmm, erste Assoziationen waren das Konklave und der neue Papst, danach auch Asterix und Obelix, denen der Himmel auf den Kopf fällt, dann wider, Himmel stürzt in die Hölle (Feuer ohne Licht)

Irgendwie geschickt gemacht, aber nicht mein Thema.

Ich finde gleich zwei Oxymora, stumme Gesänge und das lichtlose Feuer.
Absicht oder Zufall?

Dafür gibt es 5 Federn von mir!

LG
Nuff


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Jocelyn
Bernsteinzimmer

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Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag23.03.2013 13:25

von Jocelyn
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So, ich bin ja jetzt mit dem Kommentieren durch. Das ist gut. Immer wieder ein schönes Gefühl, wenn die Hausarbeiten gemacht sind und nur noch die letzten Gedanken für die Befederung fehlen, Gedanken, die man nicht erzwingen kann, also besser ausgedrückt: Die Federzahl kommt mir, wenn sich alles etwas gesetzt hat.
Ich finde, dass mein Beitrag eher schlecht mit der Spitze, die ich als Spitze definiere, mithalten kann. Ich merke, dass ich aus dem Geschäft des Gedichteschreibens raus bin. Es gibt verdammt viele gute Beiträge, mehr gute Beiträge, als ich es hier gewohnt bin. Hut ab!!!!

Also bin ich wohl froh, wenn ich im Mittelfeld lande. Aber bitte, bitte nicht weitersagen!
 Embarassed


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If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

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Paradigma
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Podcast-Sonderpreis


Beitrag24.03.2013 11:56

von Paradigma
Antworten mit Zitat

Irgendwie scheint hier weder die Metrik noch der Inhalt wirklich zueinander zu passen.

Die ersten zwei Verse finde ich gut. Schöner Klang, interessanter Auftakt.

Zitat:
Im Nebenraum die Säulen des Glaubens -
eingewachsen dicht an dicht.


Das passt doch vorne und hinten nicht?
Ist diese holprige Wortkombination "Im Nebenraum die Säulen des Glauben" ironisch gemeint und ich verstehe es wieder nicht?
Das eingewachsen dicht an dicht klingt wieder schön.

Dann zu dem ganzen hochtrabenden Kirchenzeug der Hahn auf dem Mist (Kräht der Hahn auf dem Mist,
ändert sichs Wetter,
oder bleibt wie es ist.
Alte Bauernregel)

In welchem Bezug steht da ein dramatisch einfallender Himmel?

Wieso fällt der ein? Stürzt der Himmel nicht traditionell?
Und was für Feuer ohne Licht? Hä?


_________________
Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.

William Faulkner
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adelbo
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Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag28.03.2013 19:01

von adelbo
Antworten mit Zitat

Obwohl es so scheint, es ist nichts beständig. Auch das, was schon Jahrhunderte überdauert hat. Irgendwann wird alles nicht mehr existieren.
Wir haben oft das Gefühl, das etwas nie vergeht, wie ein Fels in der Brandung alles überdauert, zumal, wenn wir dagegen im Vergleich das Leben mit Geburt und Tod sehen.

So lese ich die Zeilen.

Ja, der Hahn auf dem Mist ist für mich schon irgendwo vom Rhytmus und Sprachgefühl störend.


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„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag28.03.2013 23:13

von Mardii
Antworten mit Zitat

Das ist eigentlich Thema 2. Und die Katachrese besteht aus: Und täglich grüßt das Murmeltier und Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist. Fertig. Aus. Razz  Surprised

 Laughing Edit:
Nein, so weit kommt es nicht, dass ich selbstherrlich deinen Beitrag umdefiniere. Aber wäre nicht das Oxymoron mit den Gesängen, wüsste ich erst Mal nicht, was der Text mit dem Thema zu tun hätte. Nur ist er mir zwischendurch öfter durch den Kopf gegangen und mir fiel ein, dass die Bezeichnung Kathedralen in der katholischen Kirche für die bischöflichen Hauptsitze verwendet wird. Ob mich das bezüglich der Themenumsetzung weiter bringt, kann jetzt auch nicht sagen..
Sonst fällt mir auf, dass da irgend etwas Organisches in dem Kirchenbau ist. Im Seitenschiff scheinen Verwachsungen zu sein. Hm.
Ich denke, dass der Text damit eine Kritik an der Kirche transportieren will. Mit den Säulen des Glaubens können die Sakramente gemeint sein. Es scheint mit der Architektur der Kathedrale zusammenzuhängen. Dass der Himmel einfällt und nicht stürzt, klingt als ob der Ausdruck eine Zweideutigkeit transportieren soll. Einfallen wie die Hunnen oder anderes Kriegsvolk. Und die Decke der Kirche symbolisiert so viel ich weiß, den Himmel. Wird hier vielleicht eine Ruine beschrieben?


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Jocelyn
Bernsteinzimmer

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Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag01.04.2013 14:58

von Jocelyn
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Liebe Leser!

Ja, mein Abschneiden in diesem Wettbewerb passt gut zu der Tatsache, dass ich ständig beim Einloggen mein Passwort wiederholen muss, weil es mir nicht mehr geläufig ist. Laughing

Tatsächlich habe ich mich beim Verfassen meines Beitrags fast ausschließlich von dem Bild leiten lassen, habe es mir auf den Desktop geholt und immer wieder angeschaut. Das offene Fenster erinnerte mich dann an die Tagespolitik, die Neuwahl der Papstes, der vom Fenster aus spricht und den Segen verteilt. Veränderung könnte diese Neuwahl bedeuten, muss sie aber nicht.

Das, was im Bild von Burgert von der Decke hängt, erinnerte mich auch an die katholische Kirche, diese "Weihrauchkugeln" - hoffentlich liest hier kein gebildeter Katholik mit  Embarassed  -, die beim Gottesdienst geschwenkt werden.

Der Nebenraum ist ja sicher gut zu erkennen, die eingewachsenen Säulen oder Baumstämme darin ebenso.

Die Haltung der Frau erinnerte mich an einen krähenden Hahn. Im Zusammenhang mit den grellen Rottönen dahinter, welche für den Gedanken von Feuer oder die Möglichkeit von Innovation standen - wie als Gegenpol zum zugewachsenen Nebenraum - bekam der Hahn sein leuchtend buntes Kleid, wie bei den bunt bemalten Kathedralen schon eingebracht. Mit dem Hahn formte ich aus der Frau den Mann, tatsächlich sieht sie ja nicht sooo weiblich aus bei Burgert.

Ok, meine sprachliche Umsetzung konnte ganz offensichtlich nicht mit der visuellen Vorlage mithalten, ich bin ja auch Jocelyn und nicht Burgert. Dieser Umstand  macht mir aber auch deutlich, dass bildnerische Kunst wesentlich bizarrer und verfremdeter und uneindeutiger sein "darf" als Sprache. Schließlich ist dieses Bild von Burgert auch nicht zu verstehen. Was meint er? Was möchte er mir sagen? Ich weiß es nicht. Ich müsste einen Kommentar zum Bild lesen, damit ich es sagen könnte.

Eine Schlussfolgerung könnte jetzt für mich sein, dass mein Gedicht durchaus nicht verstanden werden DARF, weil es aus einer entsprechenden Vorgabe entstanden ist. Andererseits kann ich mir in meiner Schreiberei so viel denken wie ich möchte - der Leser muss das Ergebnis annehmen wollen.

Ich hoffe, ihr könnt mit meinen Erläuterungen etwas anfangen,
liebe Grüße, Jocelyn.


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Jocelyn
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Beitrag01.04.2013 15:02

von Jocelyn
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Ach so, den einfallenden Himmel habe ich noch vergessen zu erklären: Das Fenster ist offen, draußen ist es hell. Diese Helligkeit fällt potentiell in das Geschrei des Hahnes ein, fällt in den Raum.

_________________
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Beitrag02.04.2013 12:23

von firstoffertio
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Da hatte ich eher ein Brett vor dem Kopf anstatt des Bildes. (Vielleicht, weil ich mich mit dem Bild nicht beschäftigt hatte, da ich ja das andere Thema wählte.)

Auf jeden Fall hast du eine interessante Vorgehensweise gewählt. Die Probleme damit schilderst du selber. Das reizt aber doch an zu überlegen, wie man sie überwinden könnte. Sich von Bildern zu Texten anregen lassen finde ich sehr spannend. Es ist dann wahrscheinlich die Frage, inwieweit der Text dann doch ein selbständiger wird, der das Bild nicht mehr braucht.
Oder aber, was es ja gibt, man schreibt ganz klar über das Bild.
Bleib dran.

(Mich hatte das Bild an einen eigenen Text, den ich hier zum Teil schon mal einstellte, ohne Titel) erinnert, zu dem ich mich tatsächlich von einer Reihe von Zeichnungen anregen ließ. Das war auch kein ganz gelungenes Experiment.)
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