18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Lesezeichenpoesie 03/2013
[2] Der Atem ihrer Redekunst

 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag17.03.2013 20:00
[2] Der Atem ihrer Redekunst
von firstoffertio
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Solange Paprika exotisch waren, schmierten sie einem
freundliche tausend Willkommen ins Gesicht
wie Butter auf getoastete Weissbrotscheiben,
dann bauten sie. Rief jemand  ‘Stop’, spuckten sie plötzlich
grinsend getrocknete Torfstücke, hart wie Beton.
Weiterhin beschlagen/zerschlagen sie Wahrheit so
mit dem lächelnden  Atem ihrer oral tradition.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag18.03.2013 12:07

von holg
Antworten mit Zitat

hm. weiß nicht, was ich davon halten soll. glaube, ich verstehe es nicht.
holg


_________________
Why so testerical?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag20.03.2013 09:47

von Gast
Antworten mit Zitat

Die Sprache hat schon was: Tempo, Klang - allein ich weiß nicht, worum es geht, was hier direkt oder metaphorisch entblößt wird.
Worum geht es? Um Paprika? Um Leute mit seltsamen Kaugewohnheiten?

Was mache ich denn nun damit?
Nach oben
femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag20.03.2013 12:00

von femme-fatale233
Antworten mit Zitat

Ich muss zugeben, dass ich nach dem Gedicht noch mal kurz zur Themenstellung an sich springen musste, weil da irgendwie für mich nicht rauskam, was das Thema sein sollte. Die Katachrese, die gefordert war, wird erkennbar, allerdings habe ich mit dem Gedicht allgemein ein bisschen Probleme, weil es so viel Bild- und Wortgewalt auffährt, dass man gar nicht mehr weiß, wo der Fokus liegt. Es fällt mir persönlich sehr schwer hier eine Interpretation zu wagen.
Vielleicht werde ich den Text aus diesem Grund auch nicht befedern. Wobei: Daumen hoch dafür, dass Du dich als einziger an Thema 2 versucht hast.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag20.03.2013 16:48

von firstoffertio
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Themenvorgabe hat mich gereizt, eine Vielfalt von Erfahrungen in diesem Text sehr zu komprimieren. Ich bin mir bewusst, dass er dadurch schwer nachvollziehbar sein mag. Auch etwas böse mag er klingen.

Aber das Abgabedatum, St. Patrick's Day, passte einfach zu gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag20.03.2013 20:23

von Aranka
Antworten mit Zitat

Ich sage es gleich vorab, es bleibt mir ein Text mit vielen Fragezeichen. Habe mich nun ausführlich auch mit diesem Thema vertraut gemacht: es geht um eine Entblößung, um ein hinter die Fassade schauen.
So wird hier aus meiner Sicht in den ersten drei Zeilen eine Fassade aufgebaut, eine butterweiche freundliche. Ich versuche einen realen Hintergrund zu finden, er wird jedoch nicht greifbar für mich. Versuche die Paprika als Hinweis auf ein Land zu erfassen, ein damals noch exotisches? Und sehe ein Willkommen-heißen der Menschen dieses Landes? Es ist jedoch ein wenig spekulativ.
Also Fremde: wilkommen zumindest äußerlich: bis sie zu bauen beginnen???
Mit diesem Einschub beginnt der Umschwung im Text, der Bruch, das Entlarven.
Auch hier kann ich die Bilder nicht wirklich öffnen: „Torfstücke hart wie Beton.“ Da entsteht nicht gleich etwas bei mir.

Zitat:
Weiterhin beschlagen/zerschlagen sie Wahrheit so
mit dem lächelnden Atem ihrer oral tradition.


Hier erscheint mir die Wahrheit auf einer sehr abstrakten Ebene und ich bin mir gar nicht so sicher, ob es nicht eher „Echtheit“ wäre. Aber das liegt vielleicht daran, dass mir die Metaphern nicht klarer werden. „Oral Tradition“, da kann ich jetzt eine Menge vermuten, beziehe es mal auf den Titel: Redekunst, hier dann vielleicht „hohle Worte“.

Für mich ein schwieriger Text, der um das Thema „Entlarven / Entblößen“ kreist in schwierigen Bildern und Metaphern. Ich weiß noch nicht, ob ich mir hier eine Bewertung zutraue, da ich das Gefühl habe, mich nur am Rand des Textes  zu bewegen.


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Grendel
Geschlecht:weiblichEselsohr
G

Alter: 60
Beiträge: 243



G
Beitrag21.03.2013 17:24

von Grendel
Antworten mit Zitat

So, jetzt steh ich hier als Tor. Ich versteh es nämlich nicht. Vielleicht bin ich zu prosaisch oder Zeilenumbrüche schädigen mein Denkvermögen. Was haben dem Autor die Paprika angetan? Oder sind die Paprika nicht sie? Das hasse ich bei Gedichten. Willkommen ins Gesicht schmieren wie Butter auf Toast, das gibt ein Bild von Küsschen links und Küsschen rechts. Hm. Klingt so, als wäre das Willkommen nur oberflächlich, nicht echt. Dann bauten sie? Was denn? Wer denn, die Paprika, oder wer ist sonst gemeint? Welcher jemand ruft Stopp? Und warum? Baustopp? Und dann kommen die Torfstücke. Wer würde Torfstücke spucken? Torf ist Dünger, getrocknete Schicht aus dem Moor, es gibt Torfstecher, aber Torfspucker? Hart wie Beton. Das wäre sehr alter Torf. Versteinert. Beton passt zu Bau. Da bebaut jemand etwas, jemand anderer sagt Stopp und dann fliegen Steine. So ganz überzeugt mich das nicht. Baustopp lässt mich an Stuttgart 21 denken. Aber was hätten Paprika und Torf damit zu tun? Der lächelnde Atem. Atem lächelt nicht. Ich könnte mit dem Kondenswasser aus dem Atem einen Smilie auf die Fensterscheibe malen, dann würde der Atem lächeln, irgendwie. Die mündliche Überlieferung beschlägt die Scheibe mit ihrem Atem. Beschlägt damit die Wahrheit, macht sie milchig, unklar. Oder zerschlägt sie gar, sodass sie gar nicht mehr zu erkennen ist. Wer? Vielleicht Politiker. Vielleicht Mächtige. Vielleicht ... Und was haben Paprika damit zu tun? Wann waren Paprika noch exotisch? Ich kann mich daran nicht mehr erinnern und so jung bin ich auch nicht mehr. Bleibt, dass "sie" die Wahrheit wegreden.

Lieber Lyriker, sei mir nicht böse, aber ich verstehe nicht genug, um das Gedicht zu bewerten. Vielleicht ereilt mich irgendwann im Laufe der Bewertungsphase noch die Erkenntnis und vielleicht verstehe ich irgendwann ja auch noch die Aufgabenstellung, dann hole ich das nach.

Gruß
Grendel
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Zinna
Geschlecht:weiblichschweißt zusammen, was


Beiträge: 1551
Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
Das Silberne Pfand Der silberne Durchblick
Lezepo 2015 Lezepo 2017
Podcast-Sonderpreis


Beitrag21.03.2013 20:00

von Zinna
Antworten mit Zitat

Hallo liebe(r) Unbekannt!

Ich gehe in meinen Kommentaren nicht auf die Umsetzung der Vorgaben  ein und ich zähle auch nicht bis 45. Das wurde vom Org-Team übernommen.
Ich gehe auf jedes Gedicht ein, wie es auf mich wirkt.


Die Worte eines Gastarbeiters(?), der nach lippenbekennten „Willkommensgruß“ dennoch fremd bleibt..? Bei Paprika kommt mir sofort Ungarn in den Sinn, aber es kämen auch zum Beispiel Italiener infrage.
Bin mir nicht einig über dieses Stück, es ist dicht, transportiert seine Kritik mit nicht  ausgelutschten Worten.  Die vorgegebene Katachrese dagegen ist mir sperrig.
Aber ich muss noch ein wenig daran kauen…
Ein  (nicht übel nehmen/falsch verstehen!) unbequemer Text. Dicht und gekonnt geschrieben.

Lieber Gruß
Zinna


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag22.03.2013 22:30

von anuphti
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

es tut mir leid, aber ich habe es wirklich versucht, aber ich finde keinen Zugang zu Deinem Werk.

Bitte um Erklärung nach dem Wettbewerb.

Deshalb vergebe ich auch keine Federn.

LG
Nuff


_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
eqvis
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 62
Wohnort: Tübingen


Beitrag22.03.2013 22:33

von eqvis
Antworten mit Zitat

Hallo,

Irgendwie denke ich bei diesem Text an Essensschlacht. Ich glaube ich habe ihn jetzt bestimmt 5-6 Mal gelesen und ich blicke immer noch nicht durch. Ich habe zig Bilder im Kopf und ein ziemliches Chaos, aber vielleicht liegt es an mir, oder aber es war Absicht. Auf jedem Fall bin ich beeindruckt (also voller Eindrücke) und dass finde ich gar nicht so schlecht. Belanglos oder uninteressant wäre sehr wohl schlecht.


_________________
Gruß,
Eqvis

"Mit leerem Kopf spricht man nicht!" Paradigma
"Nur Menschen brauchen Namen, weil sie nicht wissen wer sie sind" (Katze aus Coraline) Neil Gaiman
"Wenn man zu dem wird was erschreckt, braucht man keine Angst mehr zu haben" (Alice Cooper) Neil Gaiman
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag23.03.2013 13:17

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Hallo,

etwas holprig formal, finde ich, aber du triffst die Stimmung des Bildes sehr gut. Kommunikation der Neureichen ist gestörte Kommunikation. Orale Bedürfnisse sind zu befriedigen, aber nicht verbale Notwendigkeiten. Das haben sich diese Figuren in dem Bild abgewöhnt.
Also der Atem der Redekunst entspricht dem, was sie in den Hals bekommen, und das kann offensichtlich nicht genug sein.

Pluspunkt ist ja, dass du Thema 2 genommen hast, als einziger Teilnehmer!

Obere Wertung, das ist schon klar, frohe Ostern, Jocelyn.


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Paradigma
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 54
Beiträge: 959
Wohnort: Östlich von Westfalen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag24.03.2013 12:38

von Paradigma
Antworten mit Zitat

Mal wieder ein Gedicht, das ich nicht verstehe. Ich ordne es mal unter Nonsense ein, gebe die Suche nach Sinn entsprechend auf und beschließe, das es mir gefällt.

_________________
Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.

William Faulkner
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag26.03.2013 11:21

von adelbo
Antworten mit Zitat

Das sind für ein Gedicht sehr harte, angreifende Zeilen.

Gedacht sind so wohl als Dokumentation des Verhaltens der Südeuropäer.  
Wir waren immer willkommen, solange wir Devisen brachten und den Mund hielten über ihre Art der Wirtschaftsführung. Sie lassen sich nicht belehren, leben lieber in ihren alten Traditionen weiter und lügen sich lieber weiter in die eigene Tasche.

Eine Betrachtungsweise eines Teiles der heutigen Situation in Europa. Ich persönlich finde viel, viel schlimmer, das Unwesen der Banken in den vergangenen Zeiten.

Was mich sehr stört sind die Worte "schmierten sie einem" in einem Gedicht, das klingt für mich ein wenig, nach einer politischen Rede.


_________________
„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag28.03.2013 10:19

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


[2] Der Atem ihrer Redekunst      


 
Solange Paprika exotisch waren, schmierten sie einem
freundliche tausend Willkommen ins Gesicht
wie Butter auf getoastete Weissbrotscheiben,
dann bauten sie. Rief jemand ‘Stop’, spuckten sie plötzlich
grinsend getrocknete Torfstücke, hart wie Beton.
Weiterhin beschlagen/zerschlagen sie Wahrheit so
mit dem lächelnden Atem ihrer oral tradition.

-----------------------------


Hallo Inko,

hier geht es um eine katachresische Bildgegenüberstellung – mit Auflösung. Denke mal, dass hier das Paprika-Bild (pseudo pro) dem Beton-Bild (nach dem Stop?) gegenübergestellt sein soll – mit der Auflösung: diese (unbenannten) “sie“ haben scheinbar schon immer mit der (unbenannten) Wahrheit gespielt .

Zum einen erschließt es sich mir überhaupt nicht, wer diese (Paprika) “sie“ sind (ja hier wohl permanente Täuscher, oder?) – sind es auch wechselnde, verschiedene “sie“ Personalien hier im Text??? Und dieses plötzliche „bauen“ ? Wer begann zu bauen – und was?

/ Gehts hier tatsächlich um Paprika, Früchte, Gemüse – oder wofür steht diese Metapher? / Gehts hier um Handelsbeziehungen/Handelsstop über die Grenzen hinaus – oder um  Erzeugnisverbote?
/ Manchmal habe ich auch das vage Gefühl, als ginge es hier um quasi soziale Eingliederung, die dann langfristig doch nicht funktioniert ...
/ ... und dieses “oral tradition“( = mündliche Überlieferung?) erschließt sich mir gar nicht – als ging es hier um was originär Typisches/Verhaltensweise einer bestimmten Spezies? (und dann wohl hier doch in Englisch bedeutet?)
Letztlich – wer ist dieses “sie“ LI ????

Leider erkenne ich wegen meiner grundsätzlichen Fragezeichen den kontextalen Sinn nicht. – schade, da mir hier eine interessante Geschichte dahinter erscheint.
Dann meine ich auch, dass es sich hier mehr um eine saubere, umgebrochene Prosa handelt, als um Lyrik, oder?

Diese Sequenz errachte ich bildlich als sehr gelungen Smile

spuckten sie plötzlich
grinsend getrocknete Torfstücke, hart wie Beton
.


Mal soviel meiner fragezeichenden Gedanken zum Gedicht - liebe Grüße, Stimmgabel



-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag28.03.2013 22:54

von Mardii
Antworten mit Zitat

Anfangs bestätigte das Gedicht meinen Irrglauben, bei Katachrese handele es sich um das Endstadium der Magersucht. Aber ich  habe Nihils Nachhilfe angenommen und mich in dem einzigen Entblößungsgedicht auf die Suche nach verschmolzenen Redensarten und Sprichwörtern gemacht. Und ich wurde fündig: Jemanden Honig ums Maul schmieren. Hurra, Lernziel erreicht. Ähm, hoffe ich doch. Jedenfalls scheint mir die Redensart in die ersten drei Verse mit eingeflossen zu sein. Mal sehen. Ich denke, diese gespuckten Torfstückchen, könnten auch so etwas enthalten. Hm. Große Töne spucken, fällt mir ein. Oder Des langen Bauklotzes staunender Atem zerrann im Getriebe ohnmächtigen Sandes. Nee, sorry, das ging durch mit mir. Ich wollte nur sagen, über die Details bin ich mir noch mehr im Unklaren. Im Ganzen scheint mir das Gedicht das Überrollen einer Kultur durch eine imperatorische Übermacht zu betrauern. Elegisch-hymnisch, wie es ausschaut. Irgendwie fehlt mir die conclusio.

_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag01.04.2013 16:31

von firstoffertio
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Ihr, herzlichen Dank für eure Kommentare. Ich hatte ja weiter oben schon geschrieben, dass ich da sehr viele Erfahrungen hineingezwängt habe. Die kann ich nicht alle nun beschreiben, das würde ein Buch werden müssen. Aber einige eurer Fragen, die eigentlich genau die richtigen waren, möchte ich beantworten. Ich hatte gehofft, dass die Anspielungen doch vielleicht von einigen erkannt werden könnten.

Es geht um ein Land und seine Leute, um meine Erfahrung mit Irland.

Die exotischen Paprika mussten einfach rein. Ich denke zu oft daran, als mir der Metzger im Dorf, wo es auch Gemüse gab, bei einem meiner ersten Einkäufe, als ich nach Paprika fragte, erklärte, die habe er nicht, sie seien zu exotisch. (Der Metzger war später einer derer, die "Torfstücke spuckten".)

Ja, der Torf. Mit Torf wurde, wird noch, hier geheizt. Und die getrockneten Stücke können in der Tat steinhart sein. Früher von Hand gestochen, dann maschinell, auch industriell gefördert und zu Briquettes gemacht. Aktuell sind gerade wieder Auseinandersetzungen, weil Bauern in den Naturschutzgebieten nun nicht mehr dürfen. Das lauft auf ähnliche Weise ab, wie damals, als die Bauerei losging, und einige Leute Einspruch gegen Siedlungen, Hotels, Golfplätze usw. erhoben hatten. Ich gehörte zu den ersten, die Einspruch erhoben, und erlebte daraufhin sehr unschöne Reaktionen, um es mild auszudrücken. Alle verbal, entweder direkt, oder in den Medien...

Ich dachte, es sei bekannt, dass Irland wegen dieser irrationalen Bauerei erst boomte, dann die Wirtschaft zusammenbrach.

Ach so, das Weißbrot. "Fluffy stuff" nennt es der Fahrer, der es hier liefert. Eigentlich auch typisch für Irland. Erst Ende der Neunziger gab es Brötchen...  Jetzt gibt es alles, aber zur paprikalosen Zeit war man hier noch sehr eingeschränkt, was das Essen betraf.

Die "oral tradition", ja, das meint schon so etwas wie Tradition der Redekunst. Darauf sind sie sehr stolz hier: Geschichten,  Literatur, Theater. Mir schwebte aber auch die Art vor, wie hier über Dinge, Probleme geredet wird, oder nicht, oder nicht offen. Ein gutes neues Beispiel für letzteres ist die neu aufgeworfene Debatte um das Abtreibungsgesetz. Aber geredet und geschrieben wird, gern und viel.

Das sind so ein paar der Hintergründe, auf denen das Gedicht basiert.
Für mich war es eine gute Erfahrung, sie einmal so kurz zu fassen.

Edit: Eine wichtige Anspielung, die ich auch als Aufhänger benutzt habe, vergaß ich zu erwähnen. Die tausend Willkommen. Irland ist bekannt als/wirbt auch damit Touristen, "land of a thousand welcomes". Mit der besonderen Freundlichkeit der Menschen. Da hatte ich auch erwartet, das hätte jemand doch schon mal gehört.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Lesezeichenpoesie 03/2013
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Der Glücksritter
von Peter Hort
Peter Hort Werkstatt 0 22.04.2024 20:39 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Der Bandit
von dirkheg
dirkheg Einstand 3 22.04.2024 12:43 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rechtliches / Urheberrecht / Copyright
Nach Vertragsabschluss wird der Verla...
von Mion
Mion Rechtliches / Urheberrecht / Copyright 33 22.04.2024 12:05 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Der rote Teppich hat Flecken - oder t...
von schreiby
schreiby Roter Teppich & Check-In 5 22.04.2024 10:09 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Trash
Der Renegat
von wohe
wohe Trash 2 22.04.2024 08:58 Letzten Beitrag anzeigen


Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!