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Der alltägliche Wahnsinn


 
 
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Träumerle
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 57
Beiträge: 4
Wohnort: Zuhause


Beitrag13.03.2013 15:40
Der alltägliche Wahnsinn
von Träumerle
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Als ich letztes Jahr nach einem grauenhaften Urlaub mit meiner Tochter aus Italien komme, ist es Samstag und ich wundere mich warum mein Kater Micky so schmusig ist, denke aber nicht weiter darüber nach sondern freue mich. Eine so weiche Pelzkugel, die sich mit Hingabe an dich schmiegt, kann vieles wieder gut machen. Früh am Montagmorgen nehme ich endlich wahr, dass die Fell-Ressource nicht ganz in Ordnung ist. Er schleicht in Zeitlupe herum und frisst nicht. Jetzt erinnere ich mich den ganzen Sonntag keinen Kater in der Küche gesehen zu haben. Ich bin noch völlig fertig und kraftlos von dem Urlaub inklusive Heimreise. Hilft nichts. Muss zum Tierarzt.
Also Kind wecken, kranke Katze und müdes Kind einpacken und mit nahendem Nervenzusammenbruch ins Auto steigen. Nachdem müdes Kind von überforderter Mutter zum x-ten Male angemacht wird –und das auch noch vor dem Frühstück- wehrt Kind sich endlich und sagt:
> Aber dafür musst du mich nicht anschreien.. <Hysterische> ICH SCHREI DOCH GAR NICHT..oh…doch, ich schreie dich an <Wir> Jetzt wird mir schwarz vor Augen..<. Füße hoch. Wird nicht besser. Wir blockieren den Behandlungsraum. So geht das nicht.
Schließlich spazieren wir an der Anmeldung und dem Wartezimmer vorbei. Ich vorne weg, die aufgrund der Absurdität der Situation nun doch grinsen muss, mit krankem Kater im Korb. Hinter mir netter, hübscher Tierarzt mit ohnmachtsnahem Kind auf dem Arm. Aufgeregt neben uns her tippelnde Sprechstundenhilfe, die uns die Tür öffnet. Am Auto angekommen, verfrachte ich den Kater auf die Rückbank, dann öffne ich dem Tierarzt die Beifahrertür, wo er seine kleine Braut vorsichtig auf den Sitz gleiten lässt. Ich bedanke mich tausendmal bei grinsendem Tierarzt und beschließe auf dem Heimweg beim Bäcker anzuhalten um kraftloses Kind mit Gebackenem aus der Unterzuckerung zu holen, was auch sofort gelingt.

Endlich wieder Zuhause erreicht mich ein Anruf von der Freundin meiner Tochter mit der erlösenden Frage ob Besagte ihr womöglich einen Besuch abstatten möchte? Bis zum Abend. Hurra! Ich kann mich ausruhen! Nachdem ich also meine Tochter zu ihrer Freundin gefahren habe, kehre ich auf meine Couch zurück, beobachte wie kranker Kater durch Infusion und Antibiotika aufgefrischt, schon wieder zu akustischen Belästigungen übergeht. Da ich froh bin, dass er wieder gesund wird, füttere ich ihn ohne zu murren. Alles erledigt. Zurück auf der Couch schalte ich in Stand-by-Modus.

Am Nachmittag stelle ich mit Entsetzen fest, dass kranke Katze nun auch noch zu offensichtlich stark frequentiertem Flohtaxi avanciert ist. Zum Glück muss ich diesmal die Katze nicht mitnehmen, als ich vom Tierarzt die Waffe zur Beseitigung der neuen zahlreichen Mitbewohner besorge, zumindest das Kind ist ja versorgt. Das Bekämpfungsmittel lässt sich relativ leicht anwenden - man muss es nur ins Nackenfell einreiben - was zwar bei der Katze abneigende Gefühle hervorruft, aber für mich lange nicht so lebensgefährlich ist, wie die tägliche Sache mit dem Antibiotika.
Denn leider hat mir der Tierarzt statt Tropfen Tabletten gegeben, von denen dem Kater täglich 1/3 Pille verabreicht werden soll. Neun Tage lang. Neun Tage Hölle. Hast du schon mal versucht eine Tablette in eine ausgewachsene Katze zu bekommen?
Ich halte mich an die scheinbar einfachste Methode und verstecke die, immerhin pulverisierte, rettende Arznei in einem Bällchen aus frischem Hackfleisch. Hat bisher bei allen Katzen funktioniert. Was tut mein Kater? Verweigert seine Leibspeise. Na toll. Wie kriege ich die Tablette da wieder raus? Okay, bekommt er halt nur acht Tage Antibiotika. Ist er selber schuld. Das muss reichen.

Nach einem Telefonat mit helfendem Rat meiner Mutter, öffne ich ihm mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand das Maul, werfe ihm mit rechts die Tablette in den Rachen und versuche das Maul beidhändig solange zu zu halten, bis der Schluckreflex einsetzt. Wusstest du wie lange eine Katze, trotz massiver – für den Angreifer (hier ich) sehr schmerzhaften - Gegenwehr die Luft anhalten kann? So geht das also auch nicht. Dann kommt die Idee. Wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen? In Ahnung einer eventuellen Flucht schließe ich alle Türen und Fenster. So hole ich in Seelenruhe und Gewissheit des Erfolges, den Frischkäse aus dem Kühlschrank, entnehme ihm eine Messerspitze voll und vermenge diese mit der zerbröselten Tablette. Dann schnappe ich mir den Kater, der mich sowieso die nächsten zehn Tage mit Verachtung strafen wird, packe ihn entschlossen im Genick, drücke mit einer Hand seine Kiefer auseinander und schmiere ihm die bitter schmeckende Medizin in die Backentasche. Den Rest vereibe ich im Fell um seine Schnauze. Ob er will oder nicht. Die Pille muss er schlucken.
Innerlich triumphierend versuche ich ihn liebevoll zu trösten, was merkwürdigerweise nicht gelingt.

Hübscher Tierarzt, der beim zweitem Besuch meinerseits am Nachmittag, sofort vom morgendlichen Grinsen eingeholt wird, enthält sich Gott sei Dank jedes Kommentars, ist ja auch überflüssig, das Grinsen sagt auch so genug, Mitgefühl kennt er wohl nur vom Hörensagen.
Wieder Zuhause geht die Folter (die Frage ist noch immer für wen) nach der Pillenaktion in die nächste Phase - für meinen Kater offensichtlich nicht verwunderlich, hatte er doch schon immer gewusst in jedem Menschen steckt eine sadistische Ader - nun noch das Mittel für halbwüchsige Vierbeiner um Mitreisende abzuwerfen und Neue von der Übernahme abzuhalten in den Nacken schmieren.
Kein Problem, Kater ist noch sehr geschwächt, ich presse ihn einfach auf dem Boden hockend zwischen die Beine, wobei mein Arm als Schranke fungiert, mit dem anderen blitzschnell das Zeug in den Nacken geschmiert. Bevor er weiß wie ihm geschieht, lasse ich den Gequälten frei, der sogleich für die nächsten hundert Jahre unter dem Bett verschwindet – ist auch schon egal, die liebevolle Zuwendung meiner Fell-Ressource habe ich ohnehin verspielt.

Am Abend liegen wir alle drei erschöpft in der Ecke, das Kind vom anstrengenden Spiel, ich vom Urlaub und anstrengendem Katzendesaster und der Kater von dem Selbigen.
Was soll's – denke ich noch bevor ich einschlafe – morgen ist ein neuer Tag.

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Anni6p
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 37
Beiträge: 64
Wohnort: Dresden


Beitrag13.03.2013 17:29
Re: Der alltägliche Wahnsinn
von Anni6p
Antworten mit Zitat

Hi Träumerle, das liest sich, als wäre es ein Tagebucheintrag. Dein Schreibstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber er gefällt mir.
Ich habe dir ein paar wenige Anmerkungen gemacht:
Träumerle hat Folgendes geschrieben:
von dem Urlaub

Hier würde ich vom Urlaub nehmen
Träumerle hat Folgendes geschrieben:
... wehrt Kind sich endlich und sagt:
> Aber dafür musst du mich nicht anschreien.. <Hysterische> ICH SCHREI DOCH GAR NICHT..oh…doch, ich schreie dich an <Wir> Jetzt wird mir schwarz vor Augen..<. Füße hoch. Wird nicht besser. Wir blockieren den Behandlungsraum. So geht das nicht.

Diesen Abschnitt habe ich nicht so richtig verstanden, auch nach mehrmaligen Lesen nicht. Wo findet die Unterhaltung statt? Auf dem Weg zum Tierarzt, oder bereits im Behandlungsraum? Der Übergang ist so plötzlich.
Träumerle hat Folgendes geschrieben:
... wobei mein Arm als Schranke fungiert, mit dem anderen blitzschnell das Zeug in den Nacken geschmiert...

Das mit dem Reim, den du hier im fließenden Text versteckt hast, find ich gut smile
Grüße
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Paradigma
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 54
Beiträge: 959
Wohnort: Östlich von Westfalen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag13.03.2013 17:42

von Paradigma
Antworten mit Zitat

Hallo Träumerle, hast du hier bei mir eine versteckte Kamera installiert und perfider weise einfach abgetippt, was auf selbiger zu sehen war?

Grundsätzlich sind scheints Katzen und Tabletten nicht kompatibel.
Außer natürlich, man bringt das liebe Tier zum Tierarzt. Dort dauert es ungefähr 3 Sekunden, bis das Ding dort ist, wo es hingehört (im Katzenmagen), und dafür kassiert er dann freundlich lächelnd 15,- Euro. ICH glaube ja, da System dahinter steckt. Ich muss nur noch rauskriegen, womit der Tierarzt die vierpfotigen Fellmonster bestochen hat.

Mir hat es jedenfalls gefallen, ich mag vor allem auch den selbstironischen Grundton.


_________________
Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.

William Faulkner
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Träumerle
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 57
Beiträge: 4
Wohnort: Zuhause


Beitrag13.03.2013 17:49
Re: Der alltägliche Wahnsinn
von Träumerle
pdf-Datei Antworten mit Zitat

... wehrt Kind sich endlich und sagt:
> Aber dafür musst du mich nicht anschreien.. <Hysterische> ICH SCHREI DOCH GAR NICHT..oh…doch, ich schreie dich an <Wir> Jetzt wird mir schwarz vor Augen..<. Füße hoch. Wird nicht besser. Wir blockieren den Behandlungsraum. So geht das nicht.

Diesen Abschnitt habe ich nicht so richtig verstanden, auch nach mehrmaligen Lesen nicht. Wo findet die Unterhaltung statt? Auf dem Weg zum Tierarzt, oder bereits im Behandlungsraum? Der Übergang ist so plötzlich.

vielen Dank erst Mal für deinen Beitrag. Der folgende Text gehört eigentlich noch dazwischen, aber aus irgendeinem Grund hat das System diesen Teil rausgelöscht. Keine Ahnung warum...

..Hysterische Mutter antwortet: "ICH SCHREI DOCH GAR NICHt..oh….doch, ich schrei dich an"  Wir gucken uns verdutzt an und müssen gleichzeitig lachen. Okay, so ist es wieder besser.

Beim Tierarzt der Schreck. Kater über 40°C Fieber. Dehydriert. Muss an den Tropf (ich bald auch) und bekommt Antibiotika. Nach einer halben Stunde sind wir fertig und wollen gehen, da wird müdem Kind – das ohne Frühstück aus dem Haus gejagt wurde - schlecht. Netter Tierarzt reicht Kind einen Stuhl und holt ein Glas Wasser. Kind trinkt und auf Nachfrage zur Besserung sagt Kind:
"Jetzt wird mir schwarz vor Augen.." Füße hoch. ...


vielleicht wird es jetzt verständlicher für dich? Ich versuche den Text nochmal einzustellen...

lieber Gruß
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Träumerle
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 57
Beiträge: 4
Wohnort: Zuhause


Beitrag13.03.2013 17:53
korrigierte Version (Textstück fehlte): Der alltägliche..
von Träumerle
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der alltägliche Wahnsinn

Als ich letztes Jahr nach einem grauenhaften Urlaub mit meiner Tochter aus Italien komme, ist es Samstag und ich wundere mich warum mein Kater Micky so schmusig ist, denke aber nicht weiter darüber nach sondern freue mich. Eine so weiche Pelzkugel, die sich mit Hingabe an dich schmiegt, kann vieles wieder gut machen. Früh am Montagmorgen nehme ich endlich wahr, dass die Fell-Ressource nicht ganz in Ordnung ist. Er schleicht in Zeitlupe herum und frisst nicht. Jetzt erinnere ich mich den ganzen Sonntag keinen Kater in der Küche gesehen zu haben. Ich bin noch völlig fertig und kraftlos von dem Urlaub inklusive Heimreise. Hilft nichts. Muss zum Tierarzt.
Also Kind wecken, kranke Katze und müdes Kind einpacken und mit nahendem Nervenzusammenbruch ins Auto steigen. Nachdem müdes Kind von überforderter Mutter zum x-ten Male angemacht wird –und das auch noch vor dem Frühstück- wehrt Kind sich endlich und sagt:
"Aber dafür musst du mich nicht anschreien.. " Hysterische Mutter antwortet: "ICH SCHREI DOCH GAR NICHt..oh….doch, ich schrei dich an" Wir gucken uns verdutzt an und müssen gleichzeitig lachen. Okay, so ist es wieder besser.

Beim Tierarzt der Schreck. Kater über 40°C Fieber. Dehydriert. Muss an den Tropf (ich bald auch) und bekommt Antibiotika. Nach einer halben Stunde sind wir fertig und wollen gehen, da wird müdem Kind – das ohne Frühstück aus dem Haus gejagt wurde - schlecht. Netter Tierarzt reicht Kind einen Stuhl und holt ein Glas Wasser. Kind trinkt und auf Nachfrage zur Besserung sagt Kind:
"Jetzt wird mir schwarz vor Augen.." Füße hoch. Wird nicht besser. Wir blockieren den Behandlungsraum. So geht das nicht. Schließlich spazieren wir an der Anmeldung und dem Wartezimmer vorbei. Ich vorne weg, die aufgrund der Absurdität der Situation nun doch grinsen muss, mit krankem Kater im Korb. Hinter mir netter, hübscher Tierarzt mit ohnmachtsnahem Kind auf dem Arm. Aufgeregt neben uns her tippelnde Sprechstundenhilfe, die uns die Tür öffnet. Am Auto angekommen, verfrachte ich den Kater auf die Rückbank, dann öffne ich dem Tierarzt die Beifahrertür, wo er seine kleine Braut vorsichtig auf den Sitz gleiten lässt. Ich bedanke mich tausendmal bei grinsendem Tierarzt und beschließe auf dem Heimweg beim Bäcker anzuhalten um kraftloses Kind mit Gebackenem aus der Unterzuckerung zu holen, was auch sofort gelingt.

Endlich wieder Zuhause erreicht mich ein Anruf von der Freundin meiner Tochter mit der erlösenden Frage ob Besagte ihr womöglich einen Besuch abstatten möchte? Bis zum Abend. Hurra! Ich kann mich ausruhen! Nachdem ich also meine Tochter zu ihrer Freundin gefahren habe, kehre ich auf meine Couch zurück, beobachte wie kranker Kater durch Infusion und Antibiotika aufgefrischt, schon wieder zu akustischen Belästigungen übergeht. Da ich froh bin, dass er wieder gesund wird, füttere ich ihn ohne zu murren. Alles erledigt. Zurück auf der Couch schalte ich in Stand-by-Modus.

Am Nachmittag stelle ich mit Entsetzen fest, dass kranke Katze nun auch noch zu offensichtlich stark frequentiertem Flohtaxi avanciert ist. Zum Glück muss ich diesmal die Katze nicht mitnehmen, als ich vom Tierarzt die Waffe zur Beseitigung der neuen zahlreichen Mitbewohner besorge, zumindest das Kind ist ja versorgt. Das Bekämpfungsmittel lässt sich relativ leicht anwenden - man muss es nur ins Nackenfell einreiben - was zwar bei der Katze abneigende Gefühle hervorruft, aber für mich lange nicht so lebensgefährlich ist, wie die tägliche Sache mit dem Antibiotika.
Denn leider hat mir der Tierarzt statt Tropfen Tabletten gegeben, von denen dem Kater täglich 1/3 Pille verabreicht werden soll. Neun Tage lang. Neun Tage Hölle. Hast du schon mal versucht eine Tablette in eine ausgewachsene Katze zu bekommen?
Ich halte mich an die scheinbar einfachste Methode und verstecke die, immerhin pulverisierte, rettende Arznei in einem Bällchen aus frischem Hackfleisch. Hat bisher bei allen Katzen funktioniert. Was tut mein Kater? Verweigert seine Leibspeise. Na toll. Wie kriege ich die Tablette da wieder raus? Okay, bekommt er halt nur acht Tage Antibiotika. Ist er selber schuld. Das muss reichen.

Nach einem Telefonat mit helfendem Rat meiner Mutter, öffne ich ihm mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand das Maul, werfe ihm mit rechts die Tablette in den Rachen und versuche das Maul beidhändig solange zu zu halten, bis der Schluckreflex einsetzt. Wusstest du wie lange eine Katze, trotz massiver – für den Angreifer (hier ich) sehr schmerzhaften - Gegenwehr die Luft anhalten kann? So geht das also auch nicht. Dann kommt die Idee. Wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen? In Ahnung einer eventuellen Flucht schließe ich alle Türen und Fenster. So hole ich in Seelenruhe und Gewissheit des Erfolges, den Frischkäse aus dem Kühlschrank, entnehme ihm eine Messerspitze voll und vermenge diese mit der zerbröselten Tablette. Dann schnappe ich mir den Kater, der mich sowieso die nächsten zehn Tage mit Verachtung strafen wird, packe ihn entschlossen im Genick, drücke mit einer Hand seine Kiefer auseinander und schmiere ihm die bitter schmeckende Medizin in die Backentasche. Den Rest vereibe ich im Fell um seine Schnauze. Ob er will oder nicht. Die Pille muss er schlucken.
Innerlich triumphierend versuche ich ihn liebevoll zu trösten, was merkwürdigerweise nicht gelingt.

Hübscher Tierarzt, der beim zweitem Besuch meinerseits am Nachmittag, sofort vom morgendlichen Grinsen eingeholt wird, enthält sich Gott sei Dank jedes Kommentars, ist ja auch überflüssig, das Grinsen sagt auch so genug, Mitgefühl kennt er wohl nur vom Hörensagen.
Wieder Zuhause geht die Folter (die Frage ist noch immer für wen) nach der Pillenaktion in die nächste Phase - für meinen Kater offensichtlich nicht verwunderlich, hatte er doch schon immer gewusst in jedem Menschen steckt eine sadistische Ader - nun noch das Mittel für halbwüchsige Vierbeiner um Mitreisende abzuwerfen und Neue von der Übernahme abzuhalten in den Nacken schmieren.
Kein Problem, Kater ist noch sehr geschwächt, ich presse ihn einfach auf dem Boden hockend zwischen die Beine, wobei mein Arm als Schranke fungiert, mit dem anderen blitzschnell das Zeug in den Nacken geschmiert. Bevor er weiß wie ihm geschieht, lasse ich den Gequälten frei, der sogleich für die nächsten hundert Jahre unter dem Bett verschwindet – ist auch schon egal, die liebevolle Zuwendung meiner Fell-Ressource habe ich ohnehin verspielt.

Am Abend liegen wir alle drei erschöpft in der Ecke, das Kind vom anstrengenden Spiel, ich vom Urlaub und anstrengendem Katzendesaster und der Kater von dem Selbigen.
Was soll's – denke ich noch bevor ich einschlafe – morgen ist ein neuer Tag.
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Anni6p
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 37
Beiträge: 64
Wohnort: Dresden


Beitrag13.03.2013 18:03

von Anni6p
Antworten mit Zitat

Ahhh ... besser smile
Achja, das Problem mit Katzen und Tabletten kenn ich auch nur zu gut smile
Und ich find auch, dass du das Problem super dargestellt hast.
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Träumerle
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 57
Beiträge: 4
Wohnort: Zuhause


Beitrag13.03.2013 18:08

von Träumerle
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke smile Das ist mein erste vollendete Kurzgeschichte. Schön, dass sie dir gefallen hat. Die kleine hier beschriebene Fellkugel lebt natürlich bei mir, auch das Kind existiert smile wer hätte das gedacht? Das Leben schreibt doch immer noch die besten Geschichten und manchmal kann ich dann eben einfach nicht anders, als daraus eine Story zu machen..
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