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Zehntes Kapitel


 
 
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag12.03.2013 13:31
Zehntes Kapitel
von Andi Fontäne
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Kapitel 10

Madonna hatte eine starke Rückhand. Ich spielte gerade mir ihr eine Runde Tennis auf ihrem Anwesen, als man mir einen Brief in die Hand drückte, der sich als Drohbrief an Madonna entpuppte. Der Butler hatte ihn mir gebracht, der Brief habe vor der Einfahrt gelegen, man habe gleich erkannt, dass es ein Drohbrief war, denn es stand auf dem Umschlag.
Ich las in Gedanken den Brief, während Madonna bereits ungeduldig mit dem Schläger gegen ihr Bein schlug. Es war eine kryptische Nachricht. Natürlich die alte Masche mit den Zeitungsausschnitten. Alt, aber gut. Der Verfasser postulierte Madonnas Tod, wenn sie vorhabe weiterhin ihre Liedchen zu trällern.
„Was ist denn, Juan? Was steht in dem Brief? Geht es nun endlich weiter mit dem Spiel?“
„Halt die Schnauze“, brüllte ich zurück, zerknüllte hastig den Brief und ließ ihn in meiner Tasche verschwinden.

Die Tage vergingen und ich brachte meine Zeit damit zu, Madonnas Umfeld zu studieren, um ihr den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten. Ihre Villa war sicherheitstechnisch eine einzige Katastrophe. Keine Kampfunde, keine Kameras, keine Fallen. Stattdessen war mir ständig ihr misstrauischer Bruder Donald im Nacken, der den erworbenen Wohlstand seiner Schwester nutzte, um ein kostspieliges Leben mit Champagner, Frauen und Glücksspiel zu führen. Eigentlich ein Kamerad im Geiste, in einem anderen Universum wäre er vermutlich ein guter Freund geworden, doch sah er in mir nur einen Rivalen. Einen neuen Mann im Hause, der ihm seine Rolle als Alpha-Männchen streitig machen wollte und alles auf den Kopf stellte.
„Donald muss um zehn Uhr zuhause sein.“, sagte ich eines Abends, als ich die lange Liste an Sicherheitsverbesserungen verlas, die ich durchzusetzen gedachte. Und Donald war ganz und gar nicht einverstanden. Mit abfälligem Lächeln schwenkte er sein Martiniglas.
„Schwester, wie lange soll dieser Unfug denn noch weitergehen? Dieser Kerl will, dass wir in einem Gefängnis leben. Wir haben es nicht so weit gebracht, um uns jetzt in eine Ecke zu verkriechen. Wir müssen leben!“
Ich sagte, dass, wenn er leben wolle, er meine Anweisungen befolgen müsse. Ich bemerkte aber, wie keiner im Raum sich mit dem Gedanken anfreunden wollte, die nötigen Einschränkungen in Kauf zu nehmen.
„Na gut“, sagte ich schließlich, „Dann erzähle ich ihnen jetzt von den Briefen.“
„Welche Briefe?“, quietschte Madonna aufgebracht.
„Drohbriefe!“
Jetzt sah ich die Angst in ihnen aufsteigen. Madonna fächerte sich nervös Luft zu und Donald umklammerte seinen Drink, dass das Glas zu zerspringen drohte.
„Unsinn! Es gibt keine Drohbriefe, Juan. Ich verlange, dass sie sofort aufhören, meiner Schwester so eine Angst einzujagen.“
„Aber es gibt sie.“
Ich zog einen der Briefe aus der Tasche und las ihn vor.
Mit offenen Mündern vernahmen die zwei jämmerlichen Figuren den Text.

„Madonna, Du Schlampe, ich hasse Dich. Ich hasse Dich, Deinen Erfolg und Deinen Reichtum. Du bist nicht der Mensch, der Du vergibst zu sein. Ich kenne Dich, Schlampe. Ich kenne Dein Geheimnis. Hör auf mit der Musik, verkriech Dich, dann wirst Du verschont. Ansonsten wird etwas Schlimmes passieren.“

Madonna war fassungslos. Sie brach sofort in Tränen aus. Donald eilte auf sie zu, schloss sie in seine Männerarme und sagte:
„Unsinn, alles Unsinn. Wer soll Dir denn etwas Böses wollen. Also wirklich. So etwas darf man nicht ernst nehmen. Ach Gott, wenn wir alles ernst nehmen würden, was ein missgünstiger Mensch sich da draußen in seinem Wahn wünscht, dann würden wir ja gar nicht mehr leben können. Kann man ja dann gar nicht mehr.“
Und so schaffte es der Schwachkopf nach einiger Zeit, seine Schwester davon zu überzeugen, dass alles halb so schlimm sei und es das Beste wäre, einfach weiterzumachen, wie bisher. Man müsse schließlich „leben“.
Nun reichte es mir, ich fegte mit einer Armbewegung den ganzen Schreibtisch leer, der neben mir stand. Madonnas kitschiger Krimskrams fiel zu Boden und zerbrach in tausend Teile.
„So“, schrie ich in ihre entgeisterten Visagen, „Wir machen jetzt reinen Tisch! Ich bin BODYGUARD, und zwar der Beste, damit wir uns da mal nicht falsch verstehen, Junge. Ich bin hier, um das zu tun, was getan werden muss. A man must do, what a man do must. Oder wie das heißt! Ich weiß es nicht, ich habe nie eine Schule von innen gesehen. Von so was verstehe ich nix, aber ich verstehe was davon, wie man stalkenden Abschaum verkloppt. Junge, ich finde diesen Typen, und dann hau ich dem in die fiese Fresse, Junge. So einfach geht das. Und bis dahin, wird hier gemacht, was ich sage. Kapiert?“
Donald sprang unverzüglich auf und trat an mich heran, bis sein nach Zigarillo stinkendes Gesicht ganz nah vor dem meinen war, dann sagte er:
„Du sollst nur Eines wissen: Wenn meiner Schwester auch nur ein Haar gekrümmt wird, dann mache ich DICH dafür verantwortlich!“
Sein Blick durchbohrte mich, dann verschwand er schnellen Schrittes, sein Martiniglas im Vorbeigehen mitzerrend, aus dem Raum.

Madonna saß wimmernd auf dem Sofa.
„Ihr Bruder ist voll scheiße“, sagte ich zu ihr, doch sie sah mich nur fragend an.
„Wie?“
„Ihr Bruder… der ist voll scheiße“
„Mein Bruder? Oh, es ist nicht einfach für ihn. Diese ganzen Veränderungen.“
„Hallo?“, ich zeigte Madonna den Vogel, „Wach mal auf, und denk mal an dich, Junge. Echt jetzt. Es steht dein Leben auf dem Spiel, nicht das von deinem Bruder. Der fiese Kerl, der denkt doch nur an sich und seine Partys. Dem bist du doch scheißegal.“
„Juan, hören Sie sofort auf, so über meinen Bruder zu sprechen. Er war für mich da, als es mir richtig dreckig ging, und dafür werde ich ihm ewig dankbar sein!“
„Wie jetzt? Wann war’n das?“
„Das ist jetzt egal, Juan. Aber bitte… lassen Sie meinen Bruder, verstanden?“
„Mh, wenne unbedingt willst, Alde. Dein Bruder, ey, der is trotzdem voll scheiße.“
„Aber Juan, wie reden Sie denn auf einmal?“
„Is so, Junge. Wenn ich wütend bin, Junge, dann red ich so. Isn Dialekt, Junge.“
„Tatsächlich?“
„Wirklich wahr, Junge.“
„Sachen gibt’s.“
„Tja, Alde.“

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