Totgesagte leben länger: Wie kleine Buchhändler überleben

[agu]

Hier gibt es einen sehr schönen Artikel, der sich damit beschäftigt, dass die gefürchtete Amazon-Konkurrenz vor allem den großen Buchhandelsketten wie Thalia und Hugendubel zu schaffen macht, und weniger den kleinen Läden - die unter diesem Sturm über ihren Köpfen sogar besser gedeihen.

http://www.zeit.de/2013/10/Buchhandel-Amazon-Thalia-E-Books/komplettansicht

Dieser Artikel trifft mein Bauchgefühl.
Und ich würde mich sehr freuen, wenn sich ein Trend daraus ableitet, der dem Buchhandel die Vielfalt zurückgibt und damit den Erlebnischarakter, den kein Online-Bestellvorgang wettmachen kann.
Sowohl aus Leser- als auch aus Autorenperspektive verfolge ich durchaus besorgt die Entwicklungen der letzten Jahre auf dem Buchmarkt, vor allem die zahlreichen Panikattacken, die alle Beteiligten immer wieder befallen.
Ich sehe selbst mit meinen Büchern und denen befreundeter Autoren die Auswirkungen von Monopolisierung und Bestsellerwahn aus Überlebenspanik heraus auf dem Markt. Bücher, selbst bei renommierten Verlagsnamen verlegt, tauchen erst gar nicht in Buchläden der großen Ketten quer durch die Republik auf, weil über einen Zentraleinkauf von vornherein gesagt wird, das und das Buch nehmen wir nicht ins Sortiment, weil wir von diesem Genre über einen anderen Verlag (der am Ende auch noch besser verprovisionierte Mengendeals angeboten hat) schon genügend haben. In sämtlichen Kettenfilialen liegen immer die gleichen zehn oder zwanzig Titel auf den Stapeltischen, bis man jeden Käufer verstehen kann, der das Stöbern für die Zukunft genervt sein lässt und gleich bei Amazon bestellt.  
Und dass der Online-Buchhandel dem stationären Buchhandel - zumindest in den USA - gleich flächendeckend das Genick bricht (man denke nur an die Borders-Pleite), hat auch nicht gerade für Aufmunterung gesorgt. Ich fände - nicht nur als Autor, auch als Leser - es ausgesprochen bedauerlich, wenn noch mehr Buchläden aus dem Innenstadtbild verschwinden.

Das die Repressalien nun vor allem die großen Ketten zu spüren bekommen, erfüllt mich zu einem Teil mit Schadenfreude und einem anderen mit der Hoffnung, dass dies der Beginn einer Gegenbewegung ist, wie sie bei überstrapazierten Trends eigentlich immer entsteht.

LG, Andrea

[mpris]

...dieser allgemeine Trend weg von den Innenstadt-Läden hin zu den Einkaufszentren auf der grünen Wiese ist erschreckend und hält schon sehr lange an. In meiner Heimatstadt sind ein Tabakladen, ein Hutgeschäft, mehrere kleine Modegeschäfte und zwei Bücherläden (wie viele andere auch) "draufgegangen" zugunsten der großen Marken. Gerade die zwei Buchläden waren der Wahnsinn, weil die Betreiber eine sehr tolle Buch-Auswahl hatten und meine Kindheit großteils darin bestand, in dieser Auswahl zu schmökern

[G.T.]

Schöner, realistischer Artikel. Der Buchhandel hat zu kämpfen, seit langer Zeit schon, aber es ist eben kein Kampf, der plump mit "die Kleinen fliegen, die Große siegen" zusammengefasst werden kann. Dass sich z.B. Thalia an einigen Standorten wieder vom Acker macht, ist eine feine Sache - auch wenn es mir für die Angestellten herzlich leid tut! Denn ob bei Thalia oder selbstständig, Buchhändler bleibt doch Buchhändler. Auf die Kette selber aber mit ihren Stapeln an lahmer Literatur und Tischen voller Seifen und Buddhaköpfe kann ich gut verzichten. Wie es auch im Artikel heißt: Diese Riesen machen eigentlich nur bei "Zielkäufen" Sinn und Zielkäufe hängen wohl zu 95% (Bauchgefühl) mit Bestsellerlisten und Feuilletons zusammen. Entdecken kann und soll man da wenig. Das ist wie ne SB-Bäckerei, man kriegt schnell was man will, der Charme bleibt aber auf der Strecke. Und sonderlich neue Gebäcksorten findet man da wohl auch nicht.
Wäre schön, wenn der kleine Buchladen sich weiter wider alle Widrigkeiten behaupten könnte. Der Artikel macht Hoffnung.