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15 Minuten in Spritzerei 2


 
 
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Tassilo Mesmer
Geschlecht:männlichErklärbär
T

Alter: 44
Beiträge: 4



T
Beitrag10.03.2013 13:01
15 Minuten in Spritzerei 2
von Tassilo Mesmer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

15 Minuten in Spritzerei 2

Hier sitzt du
an diesem anti-erlesenen Ort
und isst verklebt-pappige Waffeln,
die dir als Pausenmahl dienen
und doch eigentlich nur
die Zeit ausfüllen sollen.
Hier vorn ist der Gestank schwächer,
in der Nähe des Rolltores,
durch das kalte Nachtluft hereinweht.
Eine Reihe von Metallspinden
trennt dich vom hinteren Teil der Halle.
Auf dem Pausentisch liegt nicht viel,
Kippen in Aschenbechern hauptsächlich,
ausgedrückt von Leuten, die aussehen
als hätten sie die Teile nicht hinterlassen
sondern aufgegessen.
Hier ist sonst niemand,
du verbringst die Pause allein –
mit den aufgedunsenen Pin-Up-Girls,
die irgendwer aufgehängt hat,
für das Flair.

Die Nahrungsaufnahme ist heute Nacht
die größte motorische Herausforderung
für deinen Körper.
Während der Schicht redet man hier selten miteinander,
das Gemüt kontaminiert vielleicht,
von der warmen, giftigen Atemluft,
die alle Arbeitsplätze umgibt.

Wer trägt die Verantwortung für das hier?
Es gibt da einen, der die Schicht leitet,
aber der ist nur Teil des Theaters.
In Wirklichkeit hasst ihr es doch alle hier,
ihr wollt kotzen, ihr solltet ausrasten
wegen der Stunden, die euch diese Halle
absaugt, oh, wie gern ihr hier
alles zerlegen würdet, zersägen, zerfetzen, zersetzen,
eure Magensäure auf die Maschinen brechen – aber
irgendwas bringt euch dazu
Komplizen zu sein, und das, obwohl
ihr jeden anderen um euch ohne Weiteres
verbrennen sehen könntet ohne
das Gesicht zu verziehen,
2 Minuten Unterhaltung auf dem Weg
zum Schichtwechsel
und so immer weiter und weiter...

Deine 15 Minuten sind um,
nichts hat sich geändert,
du gehst besser zurück an die Maschine,
wo es nichts gibt als
heißes Plastik, das dich versengt,
diese verbotene Luft und die Frage:
Warum seid ihr hier?

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Stimmen
Geschlecht:männlichWortedrechsler


Beiträge: 74



Beitrag10.03.2013 16:55

von Stimmen
Antworten mit Zitat

Zitat:
heißes Plastik, das dich versengt,
 diese verbotene Luft und die Frage:
 Warum seid ihr hier?


Warum bin ich hier?


_________________
Gedichtssadist.
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Tassilo Mesmer
Geschlecht:männlichErklärbär
T

Alter: 44
Beiträge: 4



T
Beitrag10.03.2013 17:36

von Tassilo Mesmer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi, zunächst mal danke fürs Lesen.

Als ich gepostet habe, fragte ich mich auch, ob die Frage als 'ich' besser gestellt wäre.

Wenn ich die Person adressiere oder miteinbeziehe, sollte ich vielleicht besser schreiben:

Warum bist du hier?

Bin noch unentschieden. Mal sehen, ob noch eine Meinung kommt.
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dürüm
Wolf im Negligé

Alter: 46
Beiträge: 966
Wohnort: Cape Town
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Vorlesbar I


Beitrag10.03.2013 18:06
Re: 15 Minuten in Spritzerei 2
von dürüm
Antworten mit Zitat

Tassilo Mesmer hat Folgendes geschrieben:


15 Minuten in Spritzerei 2

Hier sitzt du
an diesem anti-erlesenen Ort
und isst verklebt-pappige Waffeln,
die dir als Pausenmahl dienen
und doch eigentlich nur
die Zeit ausfüllen sollen.


Hallo Tassilo,

bei dem Titel habe ich mich gefragt, wieso da Spritzerei 2 steht und was im ersten Teil steht? Oder gibt es zwei verschiedene Spritzereien?

Gibt dem Leser zumindest keine zusätzliche Information, insofern recht überflüssig.

Den Begriff anti-erlesen finde ich misslungen, genauso wie die Konstruktion verklebt-pappig. Und der Begriff Pausenmahl klingt sehr nach Abendmahl.

Soweit fürs Erste. Möchtest Du überhaupt an dem Teil arbeiten, oder suchst Du nur Leser?

Gruß
Kerem


_________________
Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
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Gast







Beitrag10.03.2013 19:12

von Gast
Antworten mit Zitat

lb. kollegen,

der text gehört als tagebucheintrag in die prosa. aus ihm wird auch durch verschlimmbesserung kein gedicht, weil es sich nicht um verdichtete sprache handelt.

danach könnte man sich mit dem text selbst befassen. veröffentlichungsfähig ist er aber in keinem fall. weder als prosa noch als poesie.

lg w.
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Tassilo Mesmer
Geschlecht:männlichErklärbär
T

Alter: 44
Beiträge: 4



T
Beitrag11.03.2013 12:02
Re: 15 Minuten in Spritzerei 2
von Tassilo Mesmer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

dürüm hat Folgendes geschrieben:
Tassilo Mesmer hat Folgendes geschrieben:


15 Minuten in Spritzerei 2

Hier sitzt du
an diesem anti-erlesenen Ort
und isst verklebt-pappige Waffeln,
die dir als Pausenmahl dienen
und doch eigentlich nur
die Zeit ausfüllen sollen.


bei dem Titel habe ich mich gefragt, wieso da Spritzerei 2 steht und was im ersten Teil steht? Oder gibt es zwei verschiedene Spritzereien?

Den Begriff anti-erlesen finde ich misslungen, genauso wie die Konstruktion verklebt-pappig. Und der Begriff Pausenmahl klingt sehr nach Abendmahl.



Hallo Kerem,

danke für deine Anmerkungen. Ich mag den Ausdruck anti-erlesen, gerade weil er ungelenk ist. Pausenmahl gefällt mir, weil es nach Abendmahl klingt, aber kein Abendmahl ist.

Verklebt-pappig werde ich überarbeiten.

Zum Titel: kunststoffverarbeitende Betriebe haben oft mehrere Spritzereien, die üblicherweise einfach numeriert sind.

Ich überarbeite gerne, freue mich aber auch über Lesermeinungen.
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8666
Wohnort: Bayern
DSFo-Sponsor


Beitrag11.03.2013 14:22

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo Tassilo Mesmer

Ich muss mich leider Walthers Bedenken anschließen: Dieser Text ist (für mein Gefühl jedenfalls) weit davon weg, schon veröffentlichungsreif zu sein und ich sehe ihn auch eher in der Prosa, als in der Lyrik.

Es wird zwar schon deutlich, wohin Du mit ihm eigentlich gelangen möchtest, aber es sind immer nur kurze Schnipsel, die ins Schwarze treffen und die sind leider eingebettet in Abschnitte und Sentenzen, die überwiegend den nötigen Schmiss vermissen lassen.

„Die Nahrungsaufnahme ist heute Nacht die größte motorische Herausforderung für deinen Körper.“
Solche Sätze sind sprachliche Liebestöter  und zerstören den Lesefluss und -Genuss in geradezu sträflicher Weise – zumindest den meinen.
Leider gibt es davon viel zu viele ...

Doch nicht nur diese sprachlichen Schwächen gilt es aufzubohren, sondern auch den dramatischen Aufbau des Inhalts.
Egal ob ungereimte Lyrik oder Kurzprosa: Auch ein Stimmungsbild, wie hier wohl anvisiert, braucht seine großen und kleinen Spannungsbögen, verlangt das dramatische  Spiel mit Worten und inhaltlichen Bausteinen.
Das aber ist Dir hier nicht gelungen. Für Lyrik ist der Text ohnehin nicht dicht genug, aber auch als Kurzprosa vermag er nicht zu fesseln.

Dramaturgie im Textaufbau findet schlicht und ergreifend nicht statt. Der Leser wird deshalb nicht in den Text hineingezogen, sondern mit gleichberechtig nebeneinandersitzenden Beschreibungen und Deklarationen solange zugeschüttet, bis sein Interesse und seine Geduld erlahmen, weil die aneinandergereihten, jedes für sich eigentlich recht gewichtigen Statements in ihrem Zusammenspiel  keine Spannung aufkommen lassen, sondern sich im Gegenteil  gegenseitig müde ersticken.

Es gibt noch viel zu tun an diesem Text. Die Intention ist gut und er vermittelt schon ein intensives Gefühl dafür, was Du mit ihm am Ende anstrebst.
Aber um das dann auch tatsächlich zu erreichen bedarf es noch einiger Arbeitsschritte.
Mein Vorschlag ist daher, ihn in die Prosa-Werkstatt zu überführen und noch kräftig daran zu feilen.

Ob die Sprache jemals dicht genug gelingen wird, dass man ihn in die Lyrik zurückverfrachten kann, sehe ich im Augenblick noch nicht.
Offengestanden habe ich da meine Zweifel.

Ich hoffe, Du kannst mit dieser zugegebenermaßen deftigen Kritik etwas anfangen.
Sie ist nicht böse gemeint und wenn sie Dir zu neuen Erkenntnissen verhilft, würde ich mich freuen.
Und vergiss nicht: Es handelt sich hier nur um meine ganz persönliche Einschätzung.
Was davon Du annehmen willst, liegt ganz bei dir.

LG Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Tassilo Mesmer
Geschlecht:männlichErklärbär
T

Alter: 44
Beiträge: 4



T
Beitrag11.03.2013 17:03

von Tassilo Mesmer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke, ich nehme dir die Kritik nicht übel, schließlich ist es mein erster Beitrag hier. Vielmehr werde ich auf deine Anregung hin Texte ähnlichen Stiles in der Sektion Prosa posten, bei diesem aber davon absehen.
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8666
Wohnort: Bayern
DSFo-Sponsor


Beitrag11.03.2013 19:37

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo Tassilo Mesmer

Ich nehme mir trotzdem die Freiheit und transferiere den Text in die Prosa-Werkstatt.
Ich bin gespannt, was für Ergebnisse eine Überarbeitung und Verfeinerung des Stoffes durch Dich erbringt.
Falls Du Dich an so eine Überarbeitung machen willst, selbstverständlich.

Schön wäre es schon, denn die konstruktive Textarbeit voranzutreiben ist ja der eigentliche Sinn unseres Forums.
Zum Texte bestaunen gibt es genug andere Treffpunkte.
Hier bei uns steht die kritische Überarbeitung im Vordergrund.

LG Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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