Ich wollte niemals 50 sein

[Hallogallo]

Ich hätte nie geglaubt so alt zu werden
zu zerbrechlich
zu flüchtig
kam mir das Leben vor

oft sind Wege
die du gehen musst zugeschneit
und es braucht Mut
Spuren in den Schnee zu drücken
auch wenn du nicht weißt
wie tief dein Schritt darin versinkt

hat lang gedauert zu verstehen
dass man erfriert wenn man auf Tauwetter warten will

sollte ich demnächst aus dem Leben kippen
dann möglichst schweißverklebt und aus vollem Lauf
unrasiert und mit dickem tätowierten Bizeps
einem Song von Captain Beefheart im Ohr
und dem Bild ein paar endloser Frauenbeine im Kopf

ich will nicht um Sekunden winseln
mich für gestohlene Zeit verhuren
ich möcht einfach weiter laufen
bis irgendjemand die Zielflagge winkt

ich werd dann schauen wo ich angekommen bin
vielleicht ist das ja daheim
und genau dort
wo ich vor langer Zeit gestartet bin

und wenn ich viel Glück hab
sind im Zielraum sogar ein paar Mädels
in kurzen engen Kleidern
die mir eine Medaille um den verschwitzen Hals hängen
mich anlächeln und auf beide Wangen küssen

[Narziss]

Hallo Hallogallo,

als ich die ersten drei Strophen deines Gedichtes las, hatte ich das Bild eines alternden, nachdenklichen, fast schon philosophischen Mannes vor Augen, der über das Leben sinniert.
Die folgenden Verse brachten allerdings einen Umschwung und ließen mich stutzen. Ist dieser Bruch beabsichtigt? Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.

Liebe Grüße
Narziss

[firstoffertio]

Ich finde die vorletzte Strophe interessant. Was ist "daheim"?

[BlueNote]

*deleted*