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Zeit auf den Fall bezogen

 
 
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nothingisreal
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3994
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag25.02.2013 16:32
Zeit auf den Fall bezogen
von nothingisreal
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo meine Lieben,

ich stehe gerade hier vor einer Frage, auf die ich keine Antwort finde.
Mir ist klar, wenn ich in der Vergangenheit schreibe, dann schreibe ich es auch, auch wenn etwas immer so ist.
Was ist aber, wenn einer meiner Protas die Augen schließ und etwas sieht, was zuvor passiert ist. Er hatte es bereits durchlebt.

Auf den Fall bezogen. Der Prota hatte seinen Bruder in einen See befördert. Nun steht er da und denkt zurück. Er erinnert sich nicht, sondern sieht alles wieder vor seinen inneren Auge. Zuerst habe ich es angefangen Präteritum zu schreiben, auch wenn es eigentlich Plusquamperfekt hätte sein müssen.

Aber wenn es etwas ist... ach ich geb auf. Widerspreche ich mir selbst? Soll ich es einfach in Präteritum schreiben?

Grüße.


_________________
"Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham
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Eimerian
Geschlecht:männlichLeseratte
E

Alter: 38
Beiträge: 193



E
Beitrag25.02.2013 16:45

von Eimerian
Antworten mit Zitat

Zitat:
Soll ich es einfach in Präteritum schreiben?


Kurz: Ja.

Lang: Wenn du einen Roman im Präteritum schreibst, ist das Präteritum keine Vergangenheitsform. Man spricht vom epischen Präteritum oder Präteritum narrans, wenn man auf fancy Fachausdrücke steht.

Präteritum: Was "jetzt gerade" in der Geschichte passiert.
Plusquamperfekt: Vorzeitiges

Wenn deine Erinnerung ein einziger Nebensatz ist, dann nimm PQP, wenn es aber ein längerer Abschnitt ist, empfehle ich das Präteritum.

Vielleicht stellst du diese Stelle in die Werkstatt?
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mati
Eselsohr
M


Beiträge: 203



M
Beitrag25.02.2013 16:51

von mati
Antworten mit Zitat

Hoffe, dein Problem erkannt zu haben.
Es kommt auf die Länge des Absatzes (Rückblicks) an. Bei eins, zwei Sätzen kann man im PQP bleiben. Bei einem längeren Text beginne ich im ersten Satz mit dem PQP und schwenke unbemerkt und heimlich ins Präteritum. Da hatte ich noch keine Beschwerden.

Zitat:
Paul erinnerte sich an den schicksalhaften Tag vor einem Jahr. Laura hatte ihre gesamte Familie eingeladen. Sogar Onkel Albert war gekommen. Er trug wie immer seinen schäbigen, karierten Anzug und fingerte die ganze Zeit an der kleinen Juliette herum. Ihr Kleid bekam im Laufe des Tages immer mehr Flecken ...


So oder so ähnlich. Passt das?


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Nayeli Irkalla
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 41
Beiträge: 1083
Wohnort: Ruhrgebiet
Extrem Süßes!


Beitrag25.02.2013 16:54

von Nayeli Irkalla
Antworten mit Zitat

Grammatisch richtig ist der Plusquamperfekt auf jeden Fall. Und bei einem oder zwei Absätzen würde ich ihn auch auf jeden Fall benutzen.

Wenn es jetzt wirklich um eine längere Sequenz geht, quasi um ein ganzes Kapitel in der Vorvergangenheit, würde ich mit Schnitt-Technik arbeiten. Soll heißen, die Vorvergangenheit wird durch einen Cut von der umgebenden Szene abggegrenzt. Dabei muss man ein wenig darauf achten, dass dem Leser der Zeitwechsel auch wirklich deutlich wird, aber das ist machbar.

Für die Verdeutlichung und bessere Lesbarkeit werde ich gleich einen Doppelabsatz machen, wo ein einfacher Absatz hingehört, und drei Sternchen ***, wo ein Doppelabsatz hingehört - sonst ist es im Internet immer so schwer zu lesen.

Beispiel (ohne literarischen Anspruch, nur zur Verdeutlichung der technischen Herangehensweise):

Jan dachte an seinen Bruder. Jakob hatte Kartoffelbrei gemocht. Kartoffelbrei war sogar sein Lieblingsessen gewesen, für das Jakob frewillig Spinat gelöffelt hatte.

Komisch, es war schon Jahre her, seit Jan das letzte Mal an Jakob gedacht hatte. Kartoffelbrei ... Kartoffelbrei hatte es auch an dem Tag gegeben, an den er nicht mehr denken wollte. Jakob und Jan hatten sich damit abgewechselt, den Brei zu stampfen. Beide hatten immer wieder versucht, dem Bruder den Stampfer wegzunehmen ...

(bis hierhin also Plusquamperfekt, weil es in Jans Gegenwart spielt. Jetzt kommt ein Cut und wir wechseln die Zeitebene in die Vorvergangenheit, also die Zeit, in der Jan noch ein Kind ist. Damit das dem Leser auch wirklich deutlich wird, greife ich Elemente aus dem Absatz davor auf)

***

"Du kriegst den Stampfer nicht!" Jakob lachte und hielt das Küchengerät hoch über seinen Kopf, damit sein Bruder nicht danach greifen konnte. Dass dabei Kartoffelbröckchen auf seine Haare hinabfielen, nahm er billigend in Kauf.

"Hast du eine Ahnung!" Jan sah sich um. Bestimmt gab es einen Weg, Jan den Kartoffelstamper abzunehen. Vielleicht ...

[Hier Rest der Rückblende einfügen. Vielleicht endet die z.B. damit, dass die beiden Jungen sich bereit machen, auf einem Hausboot zu fahren. Dieses Detail kann man dann wieder mit in die erlebte Gegenwart von Jan nehmen, um dem Leser deutlich zu machen, dass ab jetzt wieder die usprüngliche Zeitebene des erwachsenen Jans gilt. Die beiden unterschiedlichen Zeitebenen, die beide im Präteritum geschrieben sind, werden wie beim Beginn der Rückblende durch einen Cut respektive Doppelabsatz voneinander abgegrenzt.]

***

Ja, ja, das Hausboot. Auf dem hatte Jan mit seinem Bruder früher tatsächlich viele Abenteuer erlebt. Mehr als einmal war damals eine Hose in Fetzen gegangen und hatte von Mutter sorgfältig und mühsam mit vielen kleinen Stichen geflickt werden müssen.

[Und dann schreitet die Erzählung in der eigentlichen Zeit, nämlich der des erwachsenen Jans, einfach im Präteritum weiter voran.]
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nothingisreal
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3994
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag26.02.2013 18:46

von nothingisreal
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Also ich habe das Problem, wie ihr mir geratet habt gelöst. Kurze Erinnrungsstücke im PQP - also so, wie man es normalerweise macht -, den Rest als Erinnerungsfragment, sprich mit Zeilenunterbrechung und im Präteritum - wie ich es eigentlich auch vorhatte, bis mir die dumme Idee nicht kam, es in Gegenwart zu schreiben  Rolling Eyes

Sehr gut. Merci smile


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