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Boubacar Miller Erklärbär
Beiträge: 2 Wohnort: Hamburg
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12.02.2013 16:27 "Du brauchst uns nicht zu testen" von Boubacar Miller
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"DU BRAUCHST UNS NICHT ZU TESTEN"
Da bist du eines Nachts in deinem Bettchen
Schon gänzlich am Verzweifeln,
Liebkost die Superlative negativer Ader
In hassverliebter Melancholie und findest
Allzu harsche Worte
Über dein dir selbst auferlegtes Urteil;
Da wird die Nacht dir,
Plötzlicher als erhofft, zum Morgen
Und dein Wachen zum Schlafe
Und ein neuer Tag birgt
Urheimlich längst begraben geglaubten,
Neuen Mut.
Skeptisch noch beim ritualisierten Waschen
- Du weißt ob der Laune
Und neckischen Art der ruhigen See
Nur zu gut Bescheid -
Eröffnet sich ein Tor mit einem Garten dahinter
Blühend märchenhaften Ausblicks.
Auch den bittersten,
Gestandenen Zyniker
Lockt es nun aus der Reserve,
Er riecht hier und da noch zögerlich
An wohltuenden Düften, glaubt sich doch
Noch zunächst umgeben
Von parfümierten Stoffrosen
In schwedischen Möbelhauswintergärten.
Doch ist er echt,
Dieser Duft sonnengewandter Blüte,
Du machst die Probe aufs Exempel
Und die Blätter fallen zu Boden,
Die Dornen pieksen und sie piesacken dich,
Flüstern:
"Du brauchst uns nicht zu testen,
Wenn du dich selbst nur nicht testen brauchst...".
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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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A 14.02.2013 13:56
von Angst
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Hallo Boubacar Miller!
Hmm. Interessant ist dein Gedicht jedenfalls. Die lyrische Stimme sehe ich in einem Spagat zwischen zwei Tonlagen. Einerseits ist da dieses Analytische, das die Stimmung des Lyrischen Dus ziemlich abstrakt und distanziert erklärt (in der ersten Strophe). Andererseits hat sie einen romantisierenden Ton, was sich vor allem gegen Ende im Garten, aber auch schon an Formulierungen wie "Da wird die Nacht dir, / Plötzlicher als erhofft, zum Morgen" zeigt. (Übrigens eine unglückliche Ausdrucksweise: Ist es sinnvoll, "plötzlich" zu steigern?) Mit dieser Spannung scheinst du spielen zu wollen. Am deutlichsten wird mir das bei den parfümierten Stoffrosen.
Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Spagat funktioniert. Persönlich und spontan würde ich sagen: Nein. Ich finde, du kippst ins Sentimentale, wenn du die bitteren Zyniker in den hübschen Garten lockst. Nichts gegen Sentimentalität, aber im Bezug auf den distanzierten Beginn wirkt das etwas schief. Aber vielleicht irritiert das nur mich; bin gespannt auf andere Ansichten.
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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Boubacar Miller Erklärbär
Beiträge: 2 Wohnort: Hamburg
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21.02.2013 17:21
von Boubacar Miller
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Hey Scheinheilige,
vielen Dank für dein Statement, deine Bemerkungen. Ich freue mich sehr, so detaillierte Resonanz von dir zu bekommen.
Das einfache vorweg: Bei Steigerungen bin ich auch immer gewillt, zu diskutieren, vieles finde ich da häufig krumm und schief, einige Tabus werden wieder und wieder gebrochen. Allerdings bin ich der Meinung, ein "plötzlich" könne grundsätzlich schon in den Komparativ und auch Superlativ gesteigert werden, oftmals ist dies, ohne Zweifel, mit einer Übertreibung einhergehend. In diesem Fall ist es daher tatsächlich wohl besser ausgetauscht oder weggelassen!
Ich sehe die Struktur des Gedichtes dreigeteilt, eine anfängliche, willkommengeheißene Niedergeschlagenheit, die dann trotz fester Fängen darauf drängt, abgelegt zu werden. Die dritte, letzte, Stufe ist höchstens eröffnet, und wird über die Negativerfahrung mit den Dornen vermittelt. Sie stellt für mich eine weckende Erfahrung dar.
Also herzlichen Dank noch einmal für deinen Kommentar. Ich versuche, zu berücksichtigen, was auch für die nächsten Zeilen gelten könnte.
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 22.02.2013 18:38 Hallo Boubacar, von Perry
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der Text mutet mich etwas zu lyrisch gewollt an (Liebkost die Superlative negativer Ader), aber das ist vermutlich Geschmacks- oder Stilsache.
Als erstes fällt mir die Verniedlichung beim "Bettchen" auf, die so gar nicht zur Superlative oder den bittersten Zynikern zu passen scheint.
Inhaltlich lese ich ein langsames morgendliches in die Gänge kommen.
Besonders gut gefällt mir der Rückbezug am Schluss zum Titel.
LG
Perry
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