Montag

[Lucienna]

Montag


Es ist Montag Morgen. Wobei der Wochentag eigentlich keine Rolle spielt, weil jeder Morgen bei uns im völligen Chaos ausbricht. Mein Wecker klingelt um sechs. Aus dem Haus müssten wir um acht. Der Plan hierbei ist ursprünglich gewesen, wenigstens eine halbe Stunde für mich zu haben, um wach zu werden und einen Augenblick mit einer Tasse Kaffee die Ruhe zu genießen. Das hat leider noch nie funktioniert.Obwohl ich die Melodie meines Handyweckers öfter mal umstelle, gelingt es mir wunderbar, sie in meinem Traum einfach mit einzubauen. Solange, bis die Kinder davon wach werden, ich meistens dann auch schon zu spät dran bin und in der Hektik mal wieder nichts finde.

Vanessa sitzt mit ihrer Strumpfhose in der Hand auf dem Badezimmerteppich und heult, weil sie keine Lust hat sich an zuziehen, während dessen ich mir die Haare kämme, mich dabei suchend nach meinem linken Schuh umschaue und auf Vanessa einrede, drückt Kathi eine Tube Zahnpasta im Kinderzimmer aus. Egal, bleibt jetzt so, wir müssen los. Ich ziehe beide Kinder fertig an und finde meinen Schuh in der Küche. Leider nur noch mit halben Schnürsenkel, weil unser Dackel sich daran ausgelassen hat. Mir auch egal, wir müssen los! Wo ist der Schlüssel? „Vanessa, Katharina, wo ist mein Schlüssel?“ Grundsätzlich ist es eine dumme Idee, Kinder zu fragen wenn man etwas sucht, den entweder sie sind Schuld daran wenn es weg ist, oder sie wissen es einfach wirklich nicht, weil es sie nicht interessiert. Ich finde den Schlüssel nach  langem Suchen, halb ausgeräumten Schränken, lautem Schimpfen und vor mir her Fluchen, in dem Halter der Klobürste.

Als ich eilig die Richtung zur Haustür anschlage, beißt mir Herr Werner von hinten ins Bein, um mich daran zu erinnern, das er noch nicht gefüttert wurde. Da versteht er keinen Spaß. Herr Werner ist unser weißer Kater. Zu seinem Vorteil in diesem Haushalt, ist er taub. Und er ist garstig. Wer zwei Jahre mit meinen Kindern wohnt, kann auch schon mal ein wenig zu Aggressionen neigen. Zu meinem Entsetzen stellte ich vor ein paar Tagen fest, das seine Schnurrhaare um die Hälfte gekürzt wurden. Wieder erwartend, war es laut Kathi Vanessa und umgekehrt. Kinder sind Tierquäler, grundsätzlich!  

So der Napf ist voll, die Hälfte liegt daneben, wir können endlich los.

[Gast]

Hallo, Lucienna - ich habe ein Faible für humorvoll geschilderte Alltagssituationen. Für meinen Geschmack kann das Tempo Deiner Geschichte durch Kürzungen erhöht werden und im Ausdruck/Satzbau pointierter sein. Mein Vorschlag, den Du bitte nur als eine Möglichkeit der Veränderung und keinesfalls als die bestmögliche Veränderung sehen solltest:

Warum kann ich eigentlich nicht aufstehen wie andere Mütter? Die lassen den Wecker um sechs Uhr klingeln, wenn sie um acht Uhr aufstehen müssen, können sich perfekt stylen, ihre Kinder adrett anziehen, in Ruhe frühstücken und haben mindestens noch eine halbe Stunde für sich.
Gute Idee.
Leider hat das bei mir noch nie funktioniert.
Obwohl ich die Melodie meines Handyweckers öfter mal umstelle, gelingt es mir wunderbar, sie in meinen Traum mit einzubauen. Solange, bis die Kinder davon wach werden. Und dann ist es natürlich schon zu spät.
Mein Tag beginnt also damit, daß ich, sobald ich die Augen geöffnet habe, in Hektik gerate und deshalb nichts finden kann. Während ich vor dem Spiegel stehe und versuche, mein Haar zu bändigen, hockt meine Tochter Vanessa mit ihrer Strumpfhose in der Hand auf dem Badezimmerteppich und heult Rotz und Wasser. Ich rede tröstend auf Vanessa ein, die keine Lust hat, sich anzuziehen, während ich mich nebenbei nach meinem zweiten Schuh umschaue, auf den ich einfach nicht verzichten kann.
Das gibt meiner anderen Tochter Kathi genügend Spielraum, im Kinderzimmer in aller Ruhe eine Tube Zahnpasta auszudrücken.
Ich habe keine Zeit mehr, die Sauerei wegzuwischen, statt dessen muß ich beide Kinder fertig anziehen - dabei finde ich auch meinen zweiten Schuh: wie kommt der bloß in die Küche? Leider hat er nur noch einen halben Schnürsenkel, weil unser Dackel sich daran ausgelassen hat. Herrgott, wir müssen los! Wo ist mein Schlüssel?
„Vanessa, Katharina, wo ist der Schlüssel?“
 Grundsätzlich ist es dumm, Kinder zu fragen wenn man etwas sucht - entweder haben sie direkt etwas damit zu tun, daß es verschwunden ist, oder nicht - in beiden Fällen interessiert sie die Suche danach nicht die Bohne.
 Nachdem ich, von wilden Flüchen begleitet, etliche Schränke ausgeräumt habe, finde ich den Schlüssel endlich: im Halter der Klobürste.
In dem Moment, in dem ich im Eiltempo in Richtung Flur jogge, krallt sich Herr Werner in mein Bein, um seinen Dosenöffner daran zu hindern, das Haus zu verlassen.
Ich habe vergessen, den Kater zu füttern. Herr Werner ist taub. Das ist durchaus ein Vorteil in diesem Haushalt. Nach zwei Jahre mit meinen Kindern weiß er sich mit aggresiven Attacken zu wehren - was allerdings nicht verhindert hat, wie ich vor ein paar Tagen entdeckte, daß seine Schnurrhaare um die Hälfte gekürzt wurden.
 Also schnell noch seinen Napf gefüllt - im Eiltempo geht natürlich die Hälfte daneben - und raus aus meiner Wohnung, die wie immer aussieht wie ein Schlachtfeld ...


Lieben Gruß, Inky