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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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30.01.2013 21:21 Die Geschichte der Nebenrollen von nothingisreal
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Liebe Leute,
ich schreibe gerade an einem Buch (ach, ja? Und ich sitze nur dumm da und starre den Computer an! Das macht hier wohl jeder zweite, Schatz!), und stellte mir beim Schreiben folgende Frage:
Muss ich die Geschichte der Nebenrollen kennen.
Ich habe etliche Nebenrollen, die nicht selten in Laufe des Buches unzählige Male auftauchen, auch mehr oder weniger einen Einfluss auf die Handlung haben - aber keine eigene Geschichte haben. Zu mindestens nicht wirklich.
Ich sehe auch keinen Grund hierfür, das Wichtigste, was die Geschichte beeinflusst wird erwähnt, dadurch werden sie dimensionaller - aber mehr braucht doch kein Leser. Aber was ist mit mir? Soll ich ihre Geschichte kennen?
Liebe Grüße
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Fahrender Gaukler Grundgütiger
Alter: 40 Beiträge: 2697 Wohnort: Irgendwo in meinem Geiste
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30.01.2013 21:34
von Fahrender Gaukler
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Da es sich um Neben- und nicht um Randfiguren handelt, die einmal vorkommen und dann in der Versenkung verschwinden - ja, ich würde mich bemühen, ihnen ein anständiges Gerüst zu verpassen. Je mehr man über sie weiß, desto dreidimensionaler kann man sie darstellen, zB. anhand von Details, die man beiläufig einstreut. Ihr Lebenslauf muss vielleicht nicht ganz so wasserdicht sein wie der der Hauptfiguren, aber auch nicht so löchrig wie der der Statisten. Kommt darauf an, wie groß ihr Einfluss auf die Geschichte ist. Und selbst wenn vieles von dem, was man über sie weiß, es letztlich nicht in die Geschichte schafft, ist es immer gut, das Wissen parat zu haben, wenn/falls man es braucht.
_________________ Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.
(Mark Twain) |
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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30.01.2013 21:38
von nothingisreal
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Hm... Die Geschichte hat bereits zwei Protagonisten, zwei gutes Duzend wirklich wichtiger Nebenrollen... Wenn ich da auch noch die unwichtigen einbaue... Aber ich glaube, ich sollte wirklich auch die Geschichte der unwichtigen wichtigen Nebenrollen bereit halten - für alle Fälle.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Paradigma Klammeraffe
Alter: 54 Beiträge: 959 Wohnort: Östlich von Westfalen
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30.01.2013 21:43
von Paradigma
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Ich kenne meine Nebenfiguren, die haben alle eine Biografie. Ich finde das sehr hilfreich, denn oft genug wächst die Handlung aus den Schwierigkeiten und Wünschen die die Nebenfiguren mit in das Buch "einschleppen".
Die meisten haben sie sich aus irgendwelchen "Randfiguren" entwickelt, die eigentlich nur einen Kaffee servieren sollten, oder so. Und bevor ich es mich versehe haben die Guten eine ganze Familie im Schlepptau, einen Sack voller eigener Probleme und mischen sich munter mit ins Geschehen. Ich muss echt aufpassen, das mir diese Leute nicht zu sehr in den Plot pfuschen ... andererseits sind sie eine echte Bereicherung, und füllen die Szenen mit Leben. Manche miss ich aber radikal absägen, sonst nimmt das Gesindel überhand!
Bei mir ist das also keine Frage, ob ich diese Leute und ihre Geschichte kennen sollte oder nicht. Sie drängen sich einfach auf!
_________________ Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.
William Faulkner |
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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30.01.2013 21:47
von nothingisreal
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Paradigma hat Folgendes geschrieben: | Ich muss echt aufpassen, das mir diese Leute nicht zu sehr in den Plot pfuschen ... Sie drängen sich einfach auf! |
Das ist auch das Problem. Sobald sie eine Geschichte bekommen, werden sie sofort zu wichtigen Nebenrollen. Irgendwann wimmelt es nur noch von wichtigen Nebenrollen.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Nothingface Gänsefüßchen
Alter: 34 Beiträge: 40
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30.01.2013 21:48
von Nothingface
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Angenommen, du plottest den Handlungsstrang deiner Hauptfiguren, weißt also genau, wer was, wann und wo tun wird, dann würde ich für die Nebencharaktere nur eine grobe Rahmenhandlung skizzieren.
z.B.: Person X und Y begleiten deine Hauptpersonen in eine Bar und schauen sich in einem Nebensatz verliebt in die Augen. Drei Kapitel später heiraten X und Y. Natürlich bekommen deine Hauptfiguren Einladungen und auf der Hochzeit, geht deine Geschichte weiter, als wäre nichts passiert.
Deine Nebencharaktere X und Y haben ein kleines Eigenleben bekommen, das im Kopf deiner Leser stattfinden wird. Wenn du deine Hauptcharaktere dann ab und zu über sie sprechen lässt (z.B. "wusstest du, dass Y schwanger ist?"), dann passiert alles andere von ganz allein.
So hast du den roten Faden in eine Nebenhandlung eingebaut und anders herum.
Vielleicht etwas verwirrend ausgedrückt, aber ich hoff du verstehst was ich meine...
Ich jedenfalls, weiß bei meinen Hauptfiguren 70% der Zeit wo es hin gehen sollte, während ich das Leben meiner Nebenfiguren erst dann zu malen beginne, während ich schreibe.
_________________ Ich habe das Gefühl, wir haben die Frage nach dem Sinn des Lebens gar nicht mehr nötig. Warum also Leben unterstützen? |
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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30.01.2013 23:10
von nothingisreal
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Verstehe ich, aber es gibt inzwischen mehrere Handelsstränge, sodass es überflüssig wird, auch noch die Geschichten der anderen zu erwähnen.
Das ist das Problem. Die Leute kommen zwar vor, spielen auch irgendwo eine Rolle, aber ich kann nicht alles irgendwo erwähnen, weil das dann zu viel wird.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Nothingface Gänsefüßchen
Alter: 34 Beiträge: 40
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30.01.2013 23:41
von Nothingface
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Klingt jetzt ein bisschen so, als hättest du zu viele Hauptcharaktere
Wenn ein/zwei dabei sind, die nicht ganz so wichtig für den flüssigen Verlauf der Story sind, kannst du ihre Auftritte ja etwas weicher zeichnen – und zack: Du hast Nebencharaktere mit lebendiger Story
_________________ Ich habe das Gefühl, wir haben die Frage nach dem Sinn des Lebens gar nicht mehr nötig. Warum also Leben unterstützen? |
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Nothingface Gänsefüßchen
Alter: 34 Beiträge: 40
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30.01.2013 23:47
von Nothingface
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Irgendwann wirds nämlich zu viel.
Spontan fällt mir da jetzt "Die Zwölf" (Der Übergang – Fortsetzung) von Justin Cronin ein, weil ich das grade lese. Der hat gefühlte 200 Hauptcharaktere und 1000 weitere Nebencharaktere, deren Geschichten irgendwann bestimmt zusammenlaufen werden – aber bis dahin, verliert man ziemlich schnell den Überblick. Vor allem weil man nicht weiß, um was es jetzt wirklich geht. Handlungsstrang A? B? W? oder doch H?
Lieber ein paar Sachen zurücknehmen und den Fokus klar bei dem belassen, was dir am wichtigsten ist.
Wenn du viele Hauptpersonen hast, brauchst du vielleicht weniger Nebencharaktere. Andersherum --> hast du wenige Hauptcharaktere, bekommt die Geschichte erst durch Nebencharaktere Farbe ... usw ...
_________________ Ich habe das Gefühl, wir haben die Frage nach dem Sinn des Lebens gar nicht mehr nötig. Warum also Leben unterstützen? |
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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31.01.2013 05:21
von Nihil
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Ich halte es, ehrlich gesagt, für eine Illusion, dass Charakterbögen und Hintergrundgeschichten irgendeinen positiven Einfluss darauf haben, wie natürlich oder überzeugend man Figuren handeln lassen kann. Für mich haben beide Dinge nichts miteinander zu tun. In der praktischen Erfahrung, die ich mir jetzt langsam ansammele, hab ich gemerkt, dass andere Sachen (mir) besser helfen.
Ein Beispiel. Erst vorgestern oder so habe ich irgendwo sinngemäß gelesen:
Zitat: | „So eine Dreistigkeit!“, maulte Marisa und stampfte mit dem Fuß auf, als sie sich den Brief ihres Schwagers durchlas. |
Das ist nun wirklich ein affektiertes Verhalten, das hoffentlich in der Wirklichkeit so selten wie möglich vorkommt. Da hilft es auch nichts, dass man weiß, dass Marisa mit fünf Jahren zur Adoption freigelassen wurde und sie nur aus Geldnot in eine reiche, aber unerträgliche Familie eingeheiratet hat, wobei sie besonders unter den Stimmungen ihres Schwagers zu leiden hat. Ich behaupte, die Stelle würde auch mit einem fünfzigseitigen Kompendium aller Biographien der Familie genau so wie oben dastehen.
Im Beispiel oben wurde schlichtweg schlecht geschauspielt und das würde es auch bleiben, wenn man die Geschichte des Charakters kennt. Auch für Schriftsteller finde ich Fragen wichtiger wie: Wie viel Raum nimmt der Charakter ein? Ist er forsch oder schüchtern? Welche Themen sind ihm heilig, was kränkt ihn? Und so weiter.
Ich würde dir daher auf jeden Fall davon abraten, eine Geschichte zu den Nebenfiguren zu schreiben, denn das lenkt dich letztlich nur von der richtigen Arbeit ab.
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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31.01.2013 08:21
von nothingisreal
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Nihil hat Folgendes geschrieben: |
Ich würde dir daher auf jeden Fall davon abraten, eine Geschichte zu den Nebenfiguren zu schreiben, denn das lenkt dich letztlich nur von der richtigen Arbeit ab. |
Sehr gut, dann ist zu mindestens einer meiner Meinung
Ich glaube ich skizziere nur eine grobe Biographir von denen und basta.
@Nothingface: Ja und nein. Es gibt tatsächlich viele Hauptcharaktere. Aber anders funktioniert die Geschichte nicht. Aber es gibt nur zwei Handelssträngr und dir sind durch Kapitel voneinander getrennt.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Wolfi Klammeraffe
Beiträge: 600 Wohnort: München
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31.01.2013 10:06
von Wolfi
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@nothingisreal,
wenn deine Nebenfiguren nicht direkt mit dem Ablauf der Geschichte etwas zu tun haben und auch keinen Einfluss nehmen auf die Handlung, dann brauchst du ihnen auch kein Gewand anziehen. Dann haben sie auch im Exposé nichts zu suchen. Fahrender Gaukler hat das recht gut beschrieben.
LG
Wolfi
_________________ Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können.
(Albert Einstein) |
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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31.01.2013 10:10
von nothingisreal
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Jep
Ich weiß, Fahrender Gaukler hat es auf den Punkt gebracht, aber ich wollte sicher gehen, dass es jeder so sieht.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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