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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Das Kopfgeschwür oder was ist Zeit?


 
 
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EWJoe
Geschlecht:männlichEselsohr
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Alter: 65
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Beitrag06.04.2014 20:23
Das Kopfgeschwür oder was ist Zeit?
von EWJoe
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Hallo,
dies ist eine Geschichte um einen hochbegabten Jungen, dem ein Gedanke fesselt. Was ist Zeit? Um diese Frage herum erlebt er die erste Liebe und lernt einige interessante Personen kennen. Im Alltag hat er einige Schwierigkeiten, mit seinem Bruder und Altersgenossen.
Ich plane die Geschichte ab 12Jährige und versuche hier neben alltäglichen Erlebnissen auch Wissen um das Wesen der Zeit zu vermitteln, verpackt in einer Geschichte und einer Priese Humor. Es ist natürlich ein Experiment. Ob der Weg überhaupt gangbar ist, da bräuchte ich eure Meinung. Vielleicht ist es dann doch zu schwer für die Altersgruppe? Aber es beginnt zunächst relativ harmlos.

Teil 1

Das Kopfgeschwür oder was ist Zeit?
Was ist Zeit? Diese Frage rumorte seit Tagen in Laurins Kopf. Er konnte an nichts Anderes mehr denken. Ein richtiges Kopfgeschwür. Schon oft haben sich Gedanken seiner gesamten Aufmerksamkeit bemächtigt, ließen ihn zerstreut erscheinen, aber so schlimm wie diesmal war es noch nie.
 
„Pass doch auf Laurin, wo du hintrittst!“ Klirrend zerbrach die Flasche Essig, die seine Mutter nach dem Einkauf kurz auf dem Küchenboden abgestellt hatte. Laurin sah zu, wie sich die Scherben über den Kachelboden verteilten und sich die Flüssigkeit über den Küchenboden ergoss. „Wie ein kleiner Zunami“, dachte er begeistert und beobachtete, wie kleine Splitter von der Flut fortgerissen wurde.

„Jetzt steh' nicht auch noch im Weg herum!“, unterbrach Mutter seine Beobachtungen und schob ihn energisch aus der Küche.
„Nimm dir ein Beispiel an deinem großen Bruder Paul. Der steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Du hängst mit deinem Kopf nur in den Wolken, daher bekommst du nicht mit, was gerade bei uns auf der Erde los ist.“, meckerte sie und nahm den Kampf mit der Überschwemmung auf.
 
Beißender Essiggeruch riss Laurin aus seinen Träumen. Mutter konnte er jetzt nicht über das Wesen der Zeit befragen. Aber sein Bruder fiel ihm ein, der steht ja mit beiden Beinen am Boden.
 
„Vielleicht weiß er über die Zeit Bescheid, schließlich ist er drei Jahre älter als ich“, überlegte er.
Obwohl Laurin in der Vergangenheit erfolglos von Paul Antworten erwartet hatte, ging er die Treppe zu seinem Zimmer hoch. Er zögerte kurz. Das Thema war ihm zu wichtig, also hinein in die Höhle des Löwen.

„Hey Paul, darf ich dich was fragen?“

Paul zuckte zusammen und stieß wieder das „Ach Zwerg Laurin! Die Nervensäge schon wieder!“ wie ein Asthmatiker aus. Demonstrativ gelangweilt drehte er sich mit dem Stuhl zu dem Kleinen.

„Tschuldige, aber vielleicht kannst Du mir helfen?“

Hausaufgaben waren nicht gerade Pauls Lieblingsbeschäftigung, da kam ihm jede Unterbrechung gerade recht.
„Wobei denn?“, klang es schon viel freundlicher.

„Was ist Zeit?“, fragte Laurin.

„Na, das weiß doch Jeder!“, triumphierte er. Paul hatte zuerst eine der unbeantwortbaren Fragen erwartet. „Du hast doch eine Uhr! Da siehst du was Zeit ist!“

Laurin blickte auf seine Armbanduhr. „Sie ist stehengeblieben.“ Er blickte noch immer auf seine Uhr, als er schloss: „Dann kann das Wesen der Zeit nicht mit einer Uhr erklärt werden. Zumindest nicht mit meiner.“
Diese bohrende Frage, dieses Kopfgeschwür, blieb und Laurin verließ den kopfschüttelnden Bruder, der wieder asthmatische Geräusche produzierte.

„Mit beiden Beinen am Boden, ist wohl eine Umschreibung für sehr einfach gestrickt. Aber was habe ich erwartet?“, dachte er.

Frau Weninger schlug noch immer die Essigschlacht. Obwohl sie alle Fenster aufgerissen hatte, dominierte der scharfe Geruch im ganzen Haus die Wahrnehmung.
Sie war noch immer sauer. Von ihr würde er heute keine Antwort mehr bekommen. Außerdem war sie keine gute Fragenbeantworterin, fand er.

Sein Vater kam nach Hause. Die Erwartung das Kopfgeschwür endlich loszuwerden stieg. Doch Mutter beauftragte Papa gleich mit einer Besorgung, unter anderem auch Essig. So musste Laurin sich gedulden.
Beim Abendessen waren alle vier versammelt. Mutter räsonierte noch über Laurins Zerstreutheit. Schließlich beruhigte sie sich wieder und alle ließen sich das Essighuhn schmecken.

Nach dem Essen fragte Laurin: „Papa, was ist Zeit?“

„Mein Gott, Zwerg Laurin nervt vielleicht. Er kapiert's ja eh nicht, wenn man's  ihm erklärt. Nur weil seine Uhr nicht geht, weiß er nicht was Zeit ist“, spottete Paul.

„Paul, so einfach ist das auch wieder nicht“, tadelte ihn der Vater.
„Zeit ist so etwas wie ein Fluss. Sie strömt, wie das Wasser, immer in eine Richtung. Aber mehr weiß ich darüber auch nicht“, wandte sich der Vater zu Laurin.

„Schiffe können auch gegen die Strömung fahren. Kann man daher auch in die Vergangenheit reisen?“ Laurin blickte seinen Vater erwartungsvoll an.

„Das mit dem Fluss war nur ein Sinnbild. Ob man in die Vergangenheit reisen kann? Vielleicht irgendwann.“ Vater strich seinem Jüngsten liebevoll über das Haar, während sich Paul über Zeitreisen lustig machte und seinem kleinen Bruder seine Verachtung zeigte.

„Hör nicht auf ihn. Er ist halt ein Praktiker. Die glauben nur das was sie angreifen und sehen können“, tröstete der Vater seinen Jüngsten.

„Praktiker, wieder so ein Wort für eine einfache Seele“, dachte Laurin bei sich, während sein Bruder mit theatralischer Mimik weiter spottete.

Am nächsten Tag musste Laurin wieder in die Schule. Er spielte noch immer mit seinen Uhrenbaukasten, den er vor ein paar Wochen zu seinem 10ten Geburtstag bekommen hatte. Hier konnte er eine Pendeluhr, eine mechanische Uhr mit Unruhe, eine elektronische Uhr und einiges mehr zusammenbauen.
„Du hast keine Zeit mehr! Komm jetzt, mach mal ein bisschen flotter. Du trödelst immer endlos lange herum. Wir werden wieder zu spät kommen!“, nörgelte die Mutter.

Sie schob ihren Sohn Richtung Auto.
Paul saß schon vorne auf seinem Platz und meckerte: „Natürlich, der Zwergenkönig Laurin musste wieder Hofstaat halten und mit dem Zeitgeist plaudern.“ Er lachte laut über seinen Witz. Im Grunde war er der Einzige, der über seine Scherze lachte.

In der Klasse saß Laurin neben Laura. Das fand er lustig, weil sie beide  fast gleich hießen. Er mochte das blondzöpfige Mädchen mit den wunderschönen blauen Augen, obwohl sie unentwegt den Mund offen hatte und immer irgendetwas erzählte. Aber er hörte gerne ihre Geschichten.

Laura war die Beste in Deutsch und die Lehrerin geriet ins Schwärmen, wenn sie wieder einen ihrer Aufsätze vorlas. Laura mochte Laurin ebenfalls, obwohl er immer etwas seltsam war und oft nicht bei sich zu sein schien. Aber sie wusste, dass er dann wieder über etwas Interessantes  nachdachte. Manchmal erzählte er ihr sogar darüber. Doch seit ein paar Tagen war er nur stumm und wirkte noch verlorener als sonst.
 
„Dir geht wohl was ganz Großes durch den Kopf?“, versuchte sie ins Gespräch zu kommen.
 
Laurin wandte ihr nur still den Kopf zu und nickte. Mehr kam nicht rüber, aber es begann sowieso der Unterricht und da passte Laura immer auf. Heute stand Sachunterricht auf dem Stundenplan. Die Lehrerin erklärte etwas über den elektrischen Strom. Natürlich erklärte Frau Rotter dies nur sehr einfach - auf dem Grundschulniveau eben. Das langweilte Laurin, da er darüber einfach zu viel wusste. Schließlich spielte er mit seinem Elektrobaukasten seitdem er vier war.

„Laurin, du passt schon wieder nicht auf!“, tadelte ihn die Lehrerin. „Was habe ich gerade erzählt?“

Laurin fühlte sich wieder einmal ertappt, aber antwortete: „ Der Begriff elektrischer Strom ist hier sehr ungenau definiert. Genau genommen ist der Begriff Strom mit der elektrischen Spannung und der Stromstärke verbunden. Erst beide…“

„Schon gut, Laurin. Trotzdem könntest du mal wieder Zeit in unserer Gegenwart zubringen“, unterbrach sie seinen Redefluss. Sie wusste, dass der Bub extrem unterfordert war. Aber eine Sonderrolle wollte sie ihm trotzdem nicht zugestehen.
Schließlich schloss die Lehrerin. „Hat noch irgendwer eine Frage?“
 
Nachdem sich niemand rührte versuchte Laurin sein Glück: „Frau Lehrerin, was ist Zeit?“
Immer wenn Laurin mit einer Frage kam, fühlte sie sich einfach unwohl.

„Zeit wird in Jahren, Monaten, Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden gemessen. Aber das hatten wir doch schon voriges Jahr durchgenommen. Hast du das vergessen?“, fragte sie ihn. Eigentlich hätte sie es besser wissen müssen, Laurin meinte es nie so einfach.

„Und sie wird  noch in Millisekunden, Mikrosekunden, Nanosekunden und so weiter gemessen. Das weiß ich längst, aber das erklärt nicht das Wesen der Zeit. Meine Uhr ist leider stehen geblieben, aber ich glaube sowieso nicht, dass man damit das Wesen der Zeit ergründen kann.“

„Vielleicht wissen die Experten im Rathaus über die Zeit besser bescheid, schließlich richten sich die Uhren der Stadt nach der Rathausuhr, weil sie so genau ist“, verwies sie ihn und war froh sich aus der Angelegenheit heraus lavieren zu können.
Laurins Kopfgeschwür musste wohl noch länger bleiben. Gleich nach dem Unterricht machte er sich auf den Weg ins Rathaus.



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LeoModest
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Beitrag07.04.2014 15:24

von LeoModest
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Hallo Joe,

ich finde, diesen Anfang sehr nett und interessant. Der kleine Bub fragt sich, was 'Zeit' ist und stößt leider nur auf Unverständnis. Keiner hat Zeit, es ihm zu erklären oder sich auf seine Fragen einzulassen - also macht er sich selber auf und versucht es, irgendwie herauszubekommen. Wir wünschen ihm, dass er bald jemanden findet, der seine Neugierde stillen und ihm alles erklären kann. Das ist also eine nette Geschichte!

Vom Stil finde ich es auch sehr passend: eine kindliche Perspektive wird dargestellt und was ich schön finde, ist wie du sein Irren durch die Welt beschreibst. Als 10-jähriger ist man nicht sein eigener Herr und die Mutter kann einen dahin schicken und dort abladen, der Bruder schickt einen raus und man ist ziemlich abhängig. Ich glaube, das beschreibst du sehr anschaulich.

Was mir jedoch nicht zusagt, ist der Ausdruck der Kinder. "Das Wesen der Zeit" ist kein Begriff, den ich einem 10-jährigen zutraue. Das wort "definiert" ebenso wenig und vielleicht weiß auch nicht jedes Kind, was Asthma ist: vielleicht wäre Husten oder dergleichn besser?
Ich würde dir vorschlagen, dass du jede Aussage von Laurin noch mal überdenkst: spricht ein 10-jähriger so? Sind seine Fragen nicht plumper formuliert, auch wenn sie Tiefgehendes herausfinden wollen? So etwas wie 'keine gute Fragebeantworterin' finde ich da viel besser: das ist ja kaum ein echtes Wort, zumindest kein niveauvoller Ausdruck, aber so denken und sprechen Kinder. In dieser Richtung würde ich also noch einige Verbesserungen anraten.

Beste Grüße

Leo
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EWJoe
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Beitrag07.04.2014 21:55

von EWJoe
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Servus Leo,

vielen Dank für Deine Antwort. Deine grundsätzlich positive Kritik auf den Set bestärkt mich, dass der Weg gangbar ist.

Zitat:" Was mir jedoch nicht zusagt, ist der Ausdruck der Kinder. "Das Wesen der Zeit" ist kein Begriff, den ich einem 10-jährigen zutraue. Das wort "definiert" ebenso wenig und vielleicht weiß auch nicht jedes Kind, was Asthma ist: vielleicht wäre Husten oder dergleichn besser? "

Grundsätzlich gebe ich Dir ja recht - das sind Worte die 10jährige wohl kaum in den Mund nehmen würden, aber Laurin ist ein Hochbegabter und die reden ganz anders als normale Kinder dieses Alters. Gerade solche Fachausdrücke nehmen sie sicher in den Mund, während sie in der Alltagssprache sich oft nicht wesentlich unterscheiden. Daher habe ich als Kontrapunkt die "Fragenbeantworterin" als kindliche Wortkreation geschaffen, wie du richtig erkannt hast.
Natürlich überfordern diese hochtrabenden Worte 10jährige Leser, daher sehe ich die Leserschaft eher bei 12.
Ich werde daher über eine Möglichkeit nachdenken, den Spagat hochtrabende Wortwahl und Leserwortschatz (der adäquaten Altersgruppe) zu schaffen. Die Dinge werden jedenfalls noch komplizierter, soviel kann ich wohl schon verraten. Vereinfachen kann wohl nicht schaden.

Vielen Dank, in jedem Fall hast Du mir eine erste Orientierung geboten. Ob ich die Klippe der Unmachbarkeit mit meinem Text umschiffen kann? Ich hoffe es!

LG
EWJoe


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Klemens_Fitte
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Beitrag09.04.2014 13:00

von Klemens_Fitte
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Hallo EWJoe,

ich denke auch, dass diese Geschichte durchaus funktionieren kann. Zum sprachlichen Ausdruck hat LeoModest ja schon etwas geschrieben, dem stimme ich grundsätzlich zu.

Ich hätte mir gewünscht, dass die einzelnen Stationen oder Episoden (Mutter, Bruder, Vater, Lehrerin) noch etwas ausgebaut werden, denn so wirkt das ganze etwas hastig am Plotfaden entlanggezogen. Die Details wie die Essigflasche nehmen fast so viel Raum wie die eigentliche Thematik ein. Zudem fände ich es schön, wenn vielleicht im weiteren Verlauf diese Thematik nicht nur erklärt, sondern auch die Fantasie der Leser angeregt wird, indem beispielsweise verschiedene Aspekte des Zeitbegriffs noch spielerischer behandelt werden.

Keine Ahnung, ob du "Und immer wieder die Zeit" von Alan Lightman kennst - ist mir als sehr unterhaltsamer Umgang mit der Zeitthematik in Erinnerung.

Und wenn du dich für die philosophische Komponente interessierst: "Was ist Zeit?" von Kurt Flasch war da immer mein Standardwerk.

Gruß,
Klemens
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G.T.
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Beiträge: 680



G
Beitrag09.04.2014 14:15

von G.T.
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Zwei kleine Anmerkungen von mir:

Überarbeite mal die Rechtschreibung. Oder soll "Zunami" ein Witz sein, den ich nicht verstehe? Da sollte nochmal ein Rechtschreibprogramm drüberrattern. Wink
Auch die Zeiten müssen hier und da angepasst werden ("schon oft haben sich Gedanken" -> "schon oft hatten sich Gedanken").

Und ich finde es schwer, diesen Protagonisten einer Zielgruppe von 12-Jährigen schmackhaft zu machen. In dem Alter ist man doch um jedes Jahr stolz, das man älter wird, und sucht Bezugspersonen vor allem in der eigenen Altersklasse oder unwesentlich Ältere, an denen man sich orientieren kann. Ich hätte mit 12 wohl nicht gerne ein Buch über einen 10-Jährigen gelesen, der sich dann auch noch ausdrückt wie ein Klassenlehrer. Ich glaube, über einen so aus dem Rahmen fallenden Charakter könnte man besser für eine noch etwas ältere Zielgruppe schreiben.
Oder aber du schreibst es für 10-Jährige, die sich mit dem Prota identifizieren können, und setzt quasi als Dolmetscher einen Freund o. ä. ein, der die Aussagen des Protas versteht und dem Leser übermitteln kann, oder einen Ich-Erzähler, der zusammen mit dem Leser ratlos ist an einigen Stellen. So kann verhindert werden, dass der Prota zu abgehoben rüberkommt, denke ich.

Das mit dem Rathaus zum Beispiel: Welcher 10- oder auch 12-Jährige geht für Infos über die Zeit schon ins Rathaus? Ich weiß, dein Prota ist eben anders, aber was er tut, sollte auch für die jungen Leser nachvollziehbar sein. Wenn diese Geschichte für 30-Jährige wäre, kein Problem, aber 12-Jährige rollen da doch nur die Augen und haben das Gefühl, es wird an ihrer Lebensrealität vorbeierzählt. Die würden wohl erstmal googlen. Da kann es nützlich sein, wenn Laurin nicht alleine ist, wenn er zum Beispiel einen Freund hat, der sich immer wieder wundert, was Laurin tut ("Wieso will der jetzt unbedingt, dass wir zum Rathaus gehen?"), der Laurins Ideen aber gut und spannend findet, wenn er sie ihm erklärt. Umgekehrt kann er Laurin ein bisschen an der "normalen" Welt teilhaben lassen und so als Brücke zwischen Leser und hochbegabten Protagonisten fungieren. Nur so ne Idee ...
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LeoModest
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Beitrag09.04.2014 15:14

von LeoModest
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Wenn ich die Gedanken G.T.'s für dich, Joe, noch ergänzen darf:

Ich persönlich würde keinen großen Widerspruch beim 10/12-Jahre-Problem sehen. Schließlich sind die Zielgruppen ja auch fließend, manch 10-jähriger liest dieses schon, manch 13-jährige findet das noch spannend. Da würde ich mir also nicht so den Kopf zerbrechen.

Eine Anregung G.T.'s möchte ich auch kommentieren: denn die Idee mit dem Begleiter (dafür ist Laura prädestiniert), ist wirklich prima! So eine Brücke könnte Vieles ermöglichen und erleichtern. Zum Beispiel könnte sie nachfragen, was 'definiert' heißt und dann erklärt er es irgendwie. Fernerhin könntest du dich als Erzähler auch an die Leser widmen und immer wieder etwas ergänzen wie: 'definiert' war eines der Wörter, die Laurin gerne verwendete. Er hatte es bei xxx gehört/gelesen und fand, dass das viel erwachsener klang als 'erklärt' (oder was halt Kinder für 'definiert' sagen). Wenn man das abwechslungsreich gestaltet, lernen die Leser auch, was da steht, und können kurzweilig unterhalten werden.

Und bei der Rathausstelle würde ich vielleicht auch erklären, wie Laurin diese Idee auffasst: eine unschuldige Neugierde und Überzeugung, dass die im Rathaus bestimmt ganz schlau sind (die arbeiten ja im schönsten Gebäude der Stadt), kann auch ein Kind nachvollziehen. Und schließlich wissen Kinder manchmal auch nicht, wo man Informationen herbekommt. Daher finde ich den Gedanken niedlich, dass Laurin ins Rathaus geht und fragt, was Zeit ist. Smile
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EWJoe
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Beitrag09.04.2014 15:23

von EWJoe
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Servus Klemens,

Danke für Deine Antwort und Deine Meinung, dass der Plot funktionieren könnte.

Zitat: "Ich hätte mir gewünscht, dass die einzelnen Stationen oder Episoden (Mutter, Bruder, Vater, Lehrerin) noch etwas ausgebaut werden, denn so wirkt das ganze etwas hastig am Plotfaden entlanggezogen."

Darüber werde ich nachdenken, glaube aber, dass damit die Geschichte zu sehr in die Länge gezogen wird. Zudem wird an anderen Stellen sicher wieder eine Begegnung mit den Nebenfiguren stattfinden.

Zitat: "Die Details wie die Essigflasche nehmen fast so viel Raum wie die eigentliche Thematik ein. Zudem fände ich es schön, wenn vielleicht im weiteren Verlauf diese Thematik nicht nur erklärt, sondern auch die Fantasie der Leser angeregt wird, indem beispielsweise verschiedene Aspekte des Zeitbegriffs noch spielerischer behandelt werden. "

Die Essigflaschenepisode ist mir wichtig, da sie zeigt, dass Laurin anders tickt und, dass seine Mutter nicht gerade einfühlsam ist. Sie hält ihn für einen Träumer, was er auch sicher ist, aber sie blickt nicht dahinter warum. Das hat auch Auswirkungen auf seine häusliche Umgebung, wo sie ihm deshalb einen PC und Internet verweigert.
Die Phantasie der Leser will ich erst später verstärken, da dies erst das Opening ist. Da wird eigentlich erst die Frage aufgeworfen: Was ist Zeit?

Zitat:"Keine Ahnung, ob du "Und immer wieder die Zeit" von Alan Lightman kennst - ist mir als sehr unterhaltsamer Umgang mit der Zeitthematik in Erinnerung.

Und wenn du dich für die philosophische Komponente interessierst: "Was ist Zeit?" von Kurt Flasch war da immer mein Standardwerk.
"
Vielen Dank für Deine Empfehlungen. Werde sie mir wohl besorgen. Und ja mich interessieren viele Aspekte von Zeit, wenngleich ich nicht alle im Text behandeln kann. Über den physikalischen Aspekt habe ich einige Bücher, die mir zugänglichen philosophischen Aspekte verteilen sich über ein paar Bücher, aber ein kompaktes Werk dazu ist gewiss hilfreich.
Der physiologische - neurologische Zugang zur Zeit wird auch ein Thema sein, er wird sich an der modernen Hirnforschung orientieren.


Vielen Dank nochmals.
LG
EWJoe


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EWJoe
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Beitrag09.04.2014 15:51

von EWJoe
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Servus G.T.

Natürlich danke ich auch Dir für Deine Kritik.

Zitat:"Überarbeite mal die Rechtschreibung. Oder soll "Zunami" ein Witz sein, den ich nicht verstehe?"

"Zu na'm i !" war der entsetzte Ausruf von Frau S, nach ihrer wirkungslosen Diät.
Nein, war kein Witz sondern ein Schreibfehler. Bei Worten, die aus dem asiatischen Raum kommen ist die Schreibweise oft nicht 100%ig. Im Chinesischen kenne ich drei Lautschriften, wobei han-pin-yin die Gebräuchlichste ist. Nun Tsunami kommt aus dem Japanischen und so steht's dann auch im Duden. Danke für den Hinweis.

Zitat: "Auch die Zeiten müssen hier und da angepasst werden ("schon oft haben sich Gedanken" -> "schon oft hatten sich Gedanken"). "

Klar PQP ist hier angemessen. Mein Fehler.
D'rum ist's gut, wenn ein Anderer d'rüberliest. Danke.

Deine anderen Bedenken teile ich teilweise, zumindest erfüllen sie mich mit Zweifel, sie haben mich dazu bewogen um Eure Kommentare bezüglich Machbarkeit zu bitten.

Zitat:"Oder aber du schreibst es für 10-Jährige, die sich mit dem Prota identifizieren können, und setzt quasi als Dolmetscher einen Freund o. ä. ein, der die Aussagen des Protas versteht und dem Leser übermitteln kann, oder einen Ich-Erzähler, der zusammen mit dem Leser ratlos ist an einigen Stellen. So kann verhindert werden, dass der Prota zu abgehoben rüberkommt, denke ich. "

Die Freundin Laura wird ein wenig später in diese Rolle, zumindest dort wo es nötig ist kommen. Das entwickelt sich erst. Laurin muss erst seine Liebe zu ihr entdecken dann...
Es werden auch noch einige anderer Personen auftauchen, die auch einen Übersetzer brauchen. Ein Physikprofessor, braucht als Gegenpart einen deutlich einfacher gestrickten Freund, der die Dinge auf ein verfolgbares Niveau bringen soll.

Zitat:"Das mit dem Rathaus zum Beispiel: Welcher 10- oder auch 12-Jährige geht für Infos über die Zeit schon ins Rathaus? Ich weiß, dein Prota ist eben anders, aber was er tut, sollte auch für die jungen Leser nachvollziehbar sein. Wenn diese Geschichte für 30-Jährige wäre, kein Problem, aber 12-Jährige rollen da doch nur die Augen und haben das Gefühl, es wird an ihrer Lebensrealität vorbeierzählt. Die würden wohl erstmal googlen. Da kann es nützlich sein, wenn Laurin nicht alleine ist, wenn er zum Beispiel einen Freund hat, der sich immer wieder wundert, was Laurin tut ("Wieso will der jetzt unbedingt, dass wir zum Rathaus gehen?"), der Laurins Ideen aber gut und spannend findet, wenn er sie ihm erklärt. Umgekehrt kann er Laurin ein bisschen an der "normalen" Welt teilhaben lassen und so als Brücke zwischen Leser und hochbegabten Protagonisten fungieren. Nur so ne Idee ..."

Da hast du ja nicht ganz unrecht. Aber Laurin hat kein Internet, da seine Mutter dessen Einfluss auf ihn für schädlich hält. Der Träumer soll sich zuerst um die Realität kümmern und sich nicht noch weiter zerstreuen lassen...
Dass Laurin schräg ist, ist rübergekommen. Und auch normale Kinder kommen auf die eigenartigsten Ideen, zumal ich die Idee mit dem Rathaus für keineswegs abstrus halte, denn früher richteten sich die Uhren nach der Rathaus- oder nach der Kirchenuhr und das ist nicht ewig her. Schließlich wurde er von seiner Lehrerin hier geschickt, die offenbar nicht den tiefsten Einblick hat. Auch so eine Realität, die Leute haben oft veraltetes Wissen.

Vielen Dank
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Beitrag09.04.2014 16:07

von EWJoe
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Servus Leo,

Vielen Dank für Deine konstruktive Kritik.

Zitat:"Ich persönlich würde keinen großen Widerspruch beim 10/12-Jahre-Problem sehen. Schließlich sind die Zielgruppen ja auch fließend, manch 10-jähriger liest dieses schon, manch 13-jährige findet das noch spannend. Da würde ich mir also nicht so den Kopf zerbrechen. "

Sehe ich eigentlich auch so. Dennoch habe ich im Hinterkopf noch Zweifel. Ich glaube es mal, dass es funktionieren könnte.

Zitat:"Eine Anregung G.T.'s möchte ich auch kommentieren: denn die Idee mit dem Begleiter (dafür ist Laura prädestiniert), ist wirklich prima! So eine Brücke könnte Vieles ermöglichen und erleichtern."

Du hast es bereits vorweggenommen. Laurin entdeckt seine Liebe zu Laura, dann entwickelt sich die Sache auch so.

Zitat:"Zum Beispiel könnte sie nachfragen, was 'definiert' heißt und dann erklärt er es irgendwie. Fernerhin könntest du dich als Erzähler auch an die Leser widmen und immer wieder etwas ergänzen wie: 'definiert' war eines der Wörter, die Laurin gerne verwendete. Er hatte es bei xxx gehört/gelesen und fand, dass das viel erwachsener klang als 'erklärt' (oder was halt Kinder für 'definiert' sagen). Wenn man das abwechslungsreich gestaltet, lernen die Leser auch, was da steht, und können kurzweilig unterhalten werden."
"

Das mit dem definieren muss ich sie wirklich nachfragen lassen. Aber ich glaube ich schreibe den Part doch um und verwende ein einfacheres Wort. An dieser Stelle hat Laura noch nicht die Funktion eines Alter Ego. Mit dieser Aussage hast Du natürlich in Summe recht. Der Plan war auch einige lehrreiche Dinge möglichst kurzweilig rüberzubringen.
Das ist die Grundidee.

Zitat:"Und bei der Rathausstelle würde ich vielleicht auch erklären, wie Laurin diese Idee auffasst: eine unschuldige Neugierde und Überzeugung, dass die im Rathaus bestimmt ganz schlau sind (die arbeiten ja im schönsten Gebäude der Stadt), kann auch ein Kind nachvollziehen. Und schließlich wissen Kinder manchmal auch nicht, wo man Informationen herbekommt. Daher finde ich den Gedanken niedlich, dass Laurin ins Rathaus geht und fragt, was Zeit ist"

Das sehe ich auch so. Werde Laurin ein paar Gedanken in diese Richtung einflechten lassen.

Vielen Dank
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Beitrag13.04.2014 13:47

von EWJoe
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Version 2. Ein paar kleine Änderungen nur.


Was ist Zeit? Diese Frage rumorte seit Tagen in Laurins Kopf. Er konnte an nichts Anderes mehr denken. Ein richtiges Kopfgeschwür. Schon oft hatten sich Gedanken seiner gesamten Aufmerksamkeit bemächtigt, ließen ihn zerstreut erscheinen, aber so schlimm wie diesmal war es noch nie.
„Pass doch auf Laurin, wo du hintrittst!“ Klirrend zerbrach die Flasche Essig, die seine Mutter nach dem Einkauf kurz auf dem Küchenboden abgestellt hatte. Laurin sah zu, wie sich die Scherben über den Kachelboden verteilten und sich die Flüssigkeit über den Küchenboden ergoss. „Wie ein kleiner Tsunami“, dachte er begeistert und beobachtete, wie kleine Splitter von der Flut fortgerissen wurde.
„Jetzt steh' nicht auch noch im Weg herum!“, unterbrach Mutter seine Beobachtungen und schob ihn energisch aus der Küche.
„Nimm dir ein Beispiel an deinem großen Bruder Paul. Der steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Du hängst mit deinem Kopf nur in den Wolken, daher bekommst du nicht mit, was gerade bei uns auf der Erde los ist.“, meckerte sie und nahm den Kampf mit der Überschwemmung auf.
Beißender Essiggeruch riss Laurin aus seinen Träumen. Mutter konnte er jetzt nicht über das Wesen der Zeit befragen. Aber sein Bruder fiel ihm ein, der steht ja mit beiden Beinen am Boden.
„Vielleicht weiß er über die Zeit Bescheid, schließlich ist er drei Jahre älter als ich“, überlegte er.
Obwohl Laurin in der Vergangenheit erfolglos von Paul Antworten erwartet hatte, ging er die Treppe zu seinem Zimmer hoch. Er zögerte kurz. Das Thema war ihm zu wichtig, also hinein in die Höhle des Löwen.
„Hey Paul, darf ich dich was fragen?“

Paul zuckte zusammen und stieß wieder das „Ach Zwerg Laurin! Die Nervensäge schon wieder!“ wie ein Asthmatiker aus.
Demonstrativ gelangweilt drehte er sich mit dem Stuhl zu dem Kleinen. Hinter ihm, über dem Schreibtisch, thronte der Pokal. Paul war in seiner Altersklasse Wiener Landesmeister in Jiu Jitsu geworden, worauf er natürlich sehr stolz war. Der große Bruder pflegte seine Probleme immer ganz anders zu lösen, als Laurin. Dennoch, jetzt gab es kein zurück.

„Tschuldige, aber vielleicht kannst Du mir helfen?“

Hausaufgaben waren nicht gerade Pauls Lieblingsbeschäftigung, da kam ihm jede Unterbrechung gerade recht.
„Wobei denn?“, klang es schon viel freundlicher.

„Was ist Zeit?“, fragte Laurin.

„Na, das weiß doch Jeder!“, triumphierte er. Paul hatte zuerst eine der unbeantwortbaren Fragen erwartet. „Du hast doch eine Uhr! Da siehst du was Zeit ist!“

Laurin blickte auf seine Armbanduhr. „Sie ist stehengeblieben.“ Er blickte noch immer auf seine Uhr, als er schloss: „Dann kann das Wesen der Zeit nicht mit einer Uhr erklärt werden. Zumindest nicht mit meiner.“
 
Diese bohrende Frage, dieses Kopfgeschwür, blieb und Laurin verließ den kopfschüttelnden Bruder, der wieder asthmatische Geräusche produzierte.
„Mit beiden Beinen am Boden, ist wohl eine Umschreibung für sehr einfach gestrickt. Aber was habe ich erwartet?“, dachte er.

Frau Weninger schlug noch immer die Essigschlacht. Obwohl sie alle Fenster aufgerissen hatte, dominierte der scharfe Geruch im ganzen Haus die Wahrnehmung.
Sie war noch immer sauer. Von ihr würde er heute keine Antwort mehr bekommen. Außerdem war sie keine gute Fragenbeantworterin, fand er.

Sein Vater kam nach Hause. Er war Manager in einer Baufirma und musste oft Überstunden machen. Sehr oft war er für mehrere Tage verreist, sodass er eigentlich nur am Wochenende verfügbar war. Papa war ein geduldiger Mann, der so gut er konnte Laurins Fragen beantwortete. Zumindest gab er sich immer viel Mühe dabei. Er verstand viel besser was seinen Jüngsten bewegte.

Die Erwartung das Kopfgeschwür endlich loszuwerden stieg. Doch Mutter beauftragte Papa gleich mit einer Besorgung, unter anderem auch Essig. So musste Laurin sich gedulden.

Beim Abendessen waren alle vier versammelt. Mutter räsonierte noch über Laurins Zerstreutheit. Schließlich beruhigte sie sich wieder und alle ließen sich das Essighuhn schmecken.
 
Nach dem Essen fragte Laurin: „Papa, was ist Zeit?“

„Mein Gott, Zwerg Laurin nervt vielleicht. Er kapiert's ja eh nicht, wenn man's  ihm erklärt. Nur weil seine Uhr nicht geht, weiß er nicht was Zeit ist“, spottete Paul.

„Paul, so einfach ist das auch wieder nicht“, tadelte ihn der Vater.
„Zeit ist so etwas wie ein Fluss. Sie strömt, wie das Wasser, immer in eine Richtung. Aber mehr weiß ich darüber auch nicht“, wandte sich der Vater zu Laurin.
„Schiffe können auch gegen die Strömung fahren. Kann man daher auch in die Vergangenheit reisen?“ Laurin blickte seinen Vater erwartungsvoll an.
„Das mit dem Fluss war nur ein Sinnbild. Ob man in die Vergangenheit reisen kann? Vielleicht irgendwann.“ Vater strich seinem Jüngsten liebevoll über das Haar, während sich Paul über Zeitreisen lustig machte und seinem kleinen Bruder seine Verachtung zeigte.
„Hör nicht auf ihn. Er ist halt ein Praktiker. Die glauben nur das was sie angreifen und sehen können“, tröstete der Vater seinen Jüngsten.
„Praktiker, wieder so ein Wort für eine einfache Seele“, dachte Laurin bei sich, während sein Bruder mit theatralischer Mimik weiter spottete.

Am nächsten Tag musste Laurin wieder in die Schule. Er spielte noch immer mit seinem Uhrenbaukasten, den er vor ein paar Wochen zu seinem 10ten Geburtstag von Papa bekommen hatte. Hier konnte er eine Pendeluhr, eine mechanische Uhr mit Unruhe, eine elektronische Uhr und einiges mehr zusammenbauen.

„Du hast keine Zeit mehr! Komm jetzt, mach mal ein bisschen flotter. Du trödelst immer endlos lange herum. Wir werden wieder zu spät kommen!“, nörgelte die Mutter.
Sie schob ihren Sohn Richtung Auto.

Paul saß schon vorne auf seinem Platz und meckerte: „Natürlich, der Zwergenkönig Laurin musste wieder Hofstaat halten und mit dem Zeitgeist plaudern.“ Er lachte laut über seinen Witz. Im Grunde war er der Einzige, der über seine Scherze lachte.

In der Klasse saß Laurin neben Laura. Das fand er lustig, weil sie beide  fast gleich hießen. Er mochte das blondzöpfige Mädchen mit den wunderschönen blauen Augen, obwohl sie unentwegt den Mund offen hatte und immer irgendetwas erzählte. Aber er hörte gerne ihre Geschichten.
Laura war die Beste in Deutsch und die Lehrerin geriet ins Schwärmen, wenn sie wieder einen ihrer Aufsätze vorlas. Laura mochte Laurin ebenfalls, obwohl er immer etwas seltsam war und oft nicht bei sich zu sein schien. Aber sie wusste, dass er dann wieder über etwas Interessantes  nachdachte. Manchmal erzählte er ihr sogar darüber. Doch seit ein paar Tagen war er nur stumm und wirkte noch verlorener als sonst.

„Dir geht wohl was ganz Großes durch den Kopf?“, versuchte sie ins Gespräch zu kommen.
Laurin wandte ihr nur still den Kopf zu und nickte.
Mehr kam nicht rüber, aber es begann sowieso der Unterricht und da passte Laura immer auf. Heute stand Sachunterricht auf dem Stundenplan. Die Lehrerin erklärte etwas über den elektrischen Strom. Natürlich erklärte Frau Rotter dies nur sehr einfach - auf dem Grundschulniveau eben. Das langweilte Laurin, da er darüber einfach zu viel wusste. Schließlich spielte er mit seinem Elektrobaukasten seitdem er vier war.

„Laurin, du passt schon wieder nicht auf!“, tadelte ihn die Lehrerin. „Was habe ich gerade erzählt?“

Laurin fühlte sich wieder einmal ertappt, aber antwortete: „ Der Begriff elektrischer Strom wird sehr ungenau verwendet. Genau genommen ist der Begriff Strom mit der elektrischen Spannung und der Stromstärke verbunden. Erst beide…“

„Schon gut, Laurin. Trotzdem könntest du mal wieder Zeit in unserer Gegenwart zubringen“, unterbrach sie seinen Redefluss. Sie wusste, dass der Bub extrem unterfordert war. Aber eine Sonderrolle wollte sie ihm  trotzdem nicht zugestehen.
Schließlich schloss die Lehrerin. „Hat noch irgendwer eine Frage?“

Nachdem sich niemand rührte, versuchte Laurin sein Glück: „Frau Lehrerin, was ist Zeit?“

Immer wenn Laurin mit einer Frage kam, fühlte sie sich einfach unwohl.
„Zeit wird in Jahren, Monaten, Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden gemessen. Aber das hatten wir doch schon voriges Jahr durchgenommen. Hast du das vergessen?“, fragte sie ihn. Eigentlich hätte sie es besser wissen müssen, Laurin meinte es nie so einfach.

„Und sie wird noch in Millisekunden, Mikrosekunden, Nanosekunden und so weiter gemessen. Das weiß ich längst, aber das erklärt nicht das Wesen der Zeit. Meine Uhr ist leider stehen geblieben, aber ich glaube sowieso nicht, dass man damit das Wesen der Zeit ergründen kann.“

„Vielleicht wissen die Experten im Rathaus über die Zeit besser Bescheid, schließlich richten sich die Uhren der Stadt nach der Rathausuhr, weil sie so genau ist“, verwies sie ihn und war froh sich aus der Angelegenheit heraus lavieren zu können.
Laurins Kopfgeschwür musste wohl noch länger bleiben. Gleich nach dem Unterricht machte er sich auf den Weg ins Rathaus.
...


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EWJoe
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Beitrag13.04.2014 13:50

von EWJoe
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2ter Teil

...
Der Portier hielt den Jungen auf. „Wo willst Du denn hin?“, fragte er freundlich.
„Meine Lehrerin hat mir gesagt, dass ich im Rathaus etwas über Zeit erfahren kann.“ Laurin blickte den verblüfften Portier mit einem entwaffnenden Lächeln an.
„So! Aha! Naja, dann lass mich mal nachdenken, wer könnte da etwas wissen?“, sprach er wohl eher zu sich und griff nach dem altertümlichen Telefonhörer. „Frau Tscheblichal, ich habe da jemanden, der etwas über Zeit wissen will. Wohin darf ich den jungen Mann schicken?“
Der Mann sprach mit der Dame am anderen Ende der Leitung. Offenbar herrschte auch dort Ratlosigkeit. Schließlich wandte sich der Portier, mit dem Hörer in der Hand, kurz an Laurin: „Was über die Zeit willst du wissen?“
„Alles. Ich will alles über die Zeit wissen. Meine Lehrerin meinte, dass sie hier die genaueste Uhr der Stadt hätten, da muss doch wer sein, der über die Zeit Bescheid weiß.“
Der Mann redete wieder lange mit der Dame am anderen Ende der Leitung. Schließlich legte er auf und bemerkte. „Wir müssen jetzt auf den Rückruf warten!“
 Ein reger Telefonverkehr entstand im Gebäude und riss so manchen Beamten aus seiner Routine. Schließlich, nach einer halben Stunde, kam der Rückruf und der Portier schickte Laurin in den ersten Stock zum Herrn Mayer. Er war für die Beleuchtung und Uhren und damit auch für die Rathausuhr zuständig.
Laurin klopfte artig an der Tür und trat erst ein, als er ein lautes „Herein“ vernahm.
„Guten Tag Herr Mayer.  Können Sie mir sagen, was ist Zeit?“
Der verständnislose Blick seines Gegenübers trübte Laurins Hoffnung dieses quälende Kopfgeschwür endlich loszuwerden.  Bevor sich der Beamte wieder fassen konnte setzte er fort: „Meine Lehrerin hatte mir gesagt, dass ihr hier im Rathaus die genaueste Uhr der Stadt habt, nach ihr richten sich alle Uhren. Daher meinte sie, dass es hier jemanden gibt, der über die Zeit Bescheid weiß.“
„Naja, die Rathausuhr ist längst nicht mehr die genaueste Uhr. Heute gibt es Atomuhren, die sind so genau, dass sie in einer Milliarde Jahren nur drei Sekunden falsch gehen.“ Damit dachte sich der Mann aus der Affäre gezogen zu haben.
„Aber diese drei Sekunden gehen diese Uhren auch falsch. Daher können sie nicht das Wesen der Zeit beschreiben und genau das wollte ich eigentlich wissen.“
„Hier im Rathaus stellen wir unsere Uhr auch nach Atomuhren. Ein Signal kommt aus Deutschland und andere von den GPS-Satelliten. Das geht heute automatisch. Für die landesweite Zeit ist die Atomuhr des Eichamtes zuständig. Daher gibt es bei uns keinen Experten, der dir etwas über das Wesen der Zeit verraten könnte. Aber vielleicht gibt es im Eichamt einen Menschen, der dir das beantworten kann.“
So, der schwarze Peter lag nun wo anders. Der Mann war zufrieden. Laurin verabschiedete sich samt seinem Kopfgeschwür , sagte höflich danke, ohne zu wissen wofür eigentlich, aber so gehörte es sich nun mal. Er verließ das Rathaus und machte sich auf den Heimweg.
Zu Hause angekommen war Mutter sehr aufgebracht. „Wo warst du denn so lange. Die Schule ist längst aus gewesen und ich habe bei Lauras Mutter angerufen. Die wusste auch nicht warum du noch nicht zu Hause bist. Wir machen uns Sorgen, aber dir ist das wohl egal.“ All dieser Zoff, nur wegen dem Kopfgeschwür, das nicht weggehen wollte!
Laurin hatte Zimmerarrest. Die Hausaufgaben „fetzte“ er schnell ins Heft. Er musste ins Eichamt, das stand fest. Nur wo lag das? Er hatte keinen Computer, mit dem er sich hätte informieren können. Mutter war der Meinung, dass er ohnehin zerstreut genug wäre und da würde solch ein Gerät gerade das Richtige sein.
Er ging wieder zu seinem „bodenständigen“ Bruder, obwohl der ganz schön grob werden konnte. „Hey, Paul!“, flüsterte er in die offene Tür.
Wieder kam das asthmatische Geräusch. Dann zischte der große Bruder: „Ach schon wieder! Zwerg Laurin. Du Nervensäge!“
Zum Glück war Paul wieder bei seinen Hausaufgaben, für die er immer viel Zeit brauchte. Da war sogar Laurin eine willkommene Unterbrechung.
„Kannst du mir sagen, wo ich das Eichamt finde?“, wollte der Kleine wissen.
„Bin ich der Herold?“, zitierte Paul eine Werbung für eine Suchmaschine, mit der man angeblich alles finden konnte.
„Du hast doch einen Computer mit Internet und wenn du mir das sagst, wirst du länger von mir verschont bleiben“, versprach Laurin.
„Na dann!  Aber wenn du dein Versprechen brichst gibt’s Haue, klar?“ Mit Paul war in dem Punkt nicht zu spaßen, das wusste Laurin.
„Na klar!“
Nach einem kurzen Moment der Suche hatte der große Bruder die Adresse.
„Danke. Übrigens bei der letzten Rechnung kommt 27,3 heraus, da hast du dich verrechnet.“ Laurin ging hinunter. Paul dachte erst, der Kleine wollte ihn leimen, rechnete aber die Aufgabe nochmals durch. Tatsächlich, nach einer halben Stunde kam 27,3 heraus. Wie Laurin das in so kurzer Zeit austüfteln konnte, blieb ihm aber ein Rätsel.
„Mutter ich muss mal kurz raus.“ Einen Versuch war’s wert.
„Hallo Freundchen! Was ist los? Plagt dich schon der Alzi? Für heute ist das Rumflanieren vorbei!“
Da ging nichts. Laurin zuckte mit den Achseln und baute wieder Uhren mit seinem neuen Bausatz.
Als ihm dies zu langweilig wurde, ging er in den Garten und donnerte seinen Fußball gegen die Garagenmauer. Tennisfußball nannte er das. Abstoß, Fußball gegen die Wand, einmal Aufspringen und wieder gegen die Wand kicken.
Sein Rekord war 449. Er liebte diese Zahl. Schließlich war sie eine Primzahl, also nur durch sich selbst und eins teilbar. Daneben kann man 449 als Summe von zwei Quadratzahlen, 20*20 + 7*7, darstellen. Solche Zahlen liebte er besonders.
Präzise, wie ein Uhrwerk erfolgte dieses Padam, Padam, immer im gleichen Rhythmus. Ein sehr gutes Rhythmusgefühl hatte er wohl auch, schließlich spielte er schon meisterhaft Schlagzeug.
Jedenfalls war es ein Glück, dass die Nachbarn, ein altes Ehepaar, fast taub waren.
„Wenn ich meinen Ball fester trete, dann läuft meine Fußballuhr schneller“, sprach er halblaut und variierte gleich die Geschwindigkeit. „Wäre keine gute Uhr“, stellte er fest. Auch dahinter verbarg sich nicht das Wesen der Zeit. Sie läuft unabhängig von seiner Fußballuhr.
„So muss das mit jeder Zeitmessung sein. Alle Uhren funktionieren mit Mechanismen, die immer gleich schnell, eigentlich nur fast immer gleich schnell ablaufen, so wie meine Fußballuhr. Gibt es einen Vorgang der immer genau mit der Zeit synchron geht? Der könnte das Wesen der Zeit beschreiben“, führte er sein Selbstgespräch zu ende. Fast meditativ trat er den Fußball gegen die Wand, dennoch der Rekord blieb heute unerreichbar.
Sein Kopfgeschwür hatte ihn voll im Griff. Bei allem was er tat, meldeten sich diese Gedanken, ließen sich nicht mehr zurückdrängen. Auch Schmerzen schafften dies nur kurzzeitig, er hatte es versucht, aber am Ende kamen sie wieder machtvoller und fordernder denn je.
Mutter verstand das nicht, verstand nicht welche Qualen er empfand, nicht sein Ziel verfolgen zu können. Trotzdem wagte er es nicht, sich eigenmächtig zum Eichamt aufzumachen. Vielleicht haben die dort eine Uhr, die ganz präzise mit der Zeit läuft. Zumindest erhoffte er dort jemanden zu finden, der sich mit dem Wesen der Zeit auskannte, einem Erlöser, der sein Kopfgeschwür endlich auflösen konnte.
Den ganzen Abend dachte er sich neue Uhren aus. Eine Wasseruhr, eine Federuhr, eine Feueruhr usw. Die Wasseruhr baute er, handelte sich dabei aber wieder Tadel ein, da der ganze Boden im Badezimmer nass wurde. Mutter ging wieder schimpfend mit dem Putzlappen gegen die Überschwemmung vor.

1Wie es weitergeht »



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LeoModest
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Beitrag15.04.2014 13:32

von LeoModest
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Hi Joe,

habe deine überarbeitete Version gelesen und habe nichts zu beanstanden; habe auch nicht viele Unterschiede erkannt, aber das zweite Lesen war nicht eintönig, was schon mal gut ist.

Die nächste Episode fand ich auch fein: habe sie mit Vergnügen gelesen. Sehr amüsant fand ich die Rathausepisode mit dem Portier: ein Anruf folgt dem anderen - scheinbar will da irgendwer etwas über die 'Zeit' wissen, zu wem schicken wir den Kerl denn jetzt?!? Das war lieb!

Was ich kritisch anmerken würde, ist aber dies: ist seine Obsession mit dieser Frage nicht ein wenig extrem? Gewiss, er ist ein Hochbegabter, vielleicht gar ein bisschen autistisch? Kann sich in seinen Gedanken verlieren, bleibt fern von der Welt - aber ich finde, man könnte es ein wenig angenehmer gestalten, wenn man es nicht gar so sehr betont, wie krass es ihn beschäftigt. Vielleicht bin ich nicht einfühlsam genug, aber mir kommt es etwas zu aufgesetzt vor, wie er beim Bolzen auch so sehr an diesem Kopfgeschwür zu leiden hat. Gerade in einer Kinder- oder Jugendlektüre würde ich mir ein bisschen Abwechslung wünschen: eine heitere Episode, die nicht gar so sehr die penetranten Gedanken unterstreicht; so wie das mit dem Essig, wo seine Verstreutheit kindlich zum Ausdruck kommt. Da beobachtet er den Essig, vergleicht ihn mit einem Tsunami, ist geistesabwesend - aber eben auf eine kindliche Weise.
Ich habe einen hochbegabten Kumpel, der in der Schule auch maßlos unterfordert war - aber er vertiefte sich auch ins (Erfinden von) Spielen: recht kindlich, aber doch anders. In einem Worte, ich würde Laurin ein wenig kindlicher darstellen, denn ich meine Hochbegabung bei Kindern führt findet eine kindliche Entsprechung: Neugierde, Begeisterungsfähigkeit etc. Diese Gedankengeschwüre kenne ich selber nur als Erwachsener - die Anwendung auf Kinder finde ich etwas übertrieben.
Vielleicht leuchtet das ja ein wenig ein und du kannst dem etwas abgewinnen; wenn du ihn aber genau so charakterisieren willst, ist das auch in Ordnung.

Zwei Punkte noch:

Die Anspielungen mit den Schmerzen verstand ich nicht so ganz. "Er hatte es versucht" - ist das eine autoaggressive Andeutung? Nun, ich hoffe nicht, weil das ein sehr trauriges Thema ist und ich es dem lieben Laurin nicht gönne, dass er zu diesem Mittel greifen musste.

Schließlich: 449 bei Fußballtennis? Wir nannten es übrigens Bretterwand, aber hatten keine gar so klare Regeln. Aber 449 für einen zehnjährigen ist absoluter Wahnsinn. Somit hätte er ein Riesentalent für Fußball. Selbst jetzt würde ich mir bei so einem Spiel kaum 50 zutrauen - und ein 10-jähriger Bub (E-Jugend!), der das 449 mal schafft, ist schon wirklich krass gut darin. Diese Zahl würde ich also etwas nach unten korrigieren.

Ansonsten: weiter so und ich freue mich auf die Fortsetzung

Leo

PS: Ich würde dem Laurin übrigens sehr stark raten, mal nach London zu fahren: in Greenwich steht das Royal Observatory, wo es eine großartige Ausstellung über Uhren gibt: wie baute man im 17. Jahrhundert eine Uhr, die auch seetauglich war. Faszinierend, der Laurin würde aufblühen! Smile
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Cheetah Baby
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Ei 6 Extrem Süßes!
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Beitrag15.04.2014 21:09

von Cheetah Baby
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Hallo EWJoe,

habe gesehen, dass die Geschichte für 13/14-jährige sein soll, und dachte mir, ich schau mir das mal an Smile

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Was ist Zeit? Diese Frage rumorte seit Tagen in Laurins Kopf. Er konnte an nichts Anderes mehr denken. Ein richtiges Kopfgeschwür. Kopfgeschwür? Eine Frage, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht, würde ich nicht als Kopfgeschwür bezeichnen. Das, und den Titel würde ich ändern
Schon oft hatten sich Gedanken seiner gesamten Aufmerksamkeit bemächtigt, ließen ihn zerstreut erscheinen, aber so schlimm wie diesmal war es noch nie.
„Pass doch auf Laurin, wo du hintrittst!“ Klirrend zerbrach die Flasche Essig, die seine Mutter nach dem Einkauf kurz auf dem Küchenboden abgestellt hatte. Laurin sah zu, wie sich die Scherben über den Kachelboden verteilten und sich die Flüssigkeit über den Küchenboden ergoss. „Wie ein kleiner Tsunami“, dachte er begeistert und beobachtete, wie kleine Splitter von der Flut fortgerissen wurde.
„Jetzt steh' nicht auch noch im Weg herum!“, unterbrach Mutter seine Beobachtungen und schob ihn energisch aus der Küche.
„Nimm dir ein Beispiel an deinem großen Bruder Paul. Der steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Du hängst mit deinem Kopf nur in den Wolken, daher bekommst du nicht mit, was gerade bei uns auf der Erde los ist.“, meckerte sie und nahm den Kampf mit der Überschwemmung auf.
Beißender Essiggeruch riss Laurin aus seinen Träumen. Mutter konnte er jetzt nicht über das Wesen der Zeit befragen. Aber sein Bruder fiel ihm ein, der steht ja mit beiden Beinen am Boden.
„Vielleicht weiß er über die Zeit Bescheid, schließlich ist er drei Jahre älter als ich“, überlegte er.
Obwohl Laurin in der Vergangenheit erfolglos von Paul Antworten erwartet hatte, ging er die Treppe zu seinem Zimmer hoch. Er zögerte kurz. Das Thema war ihm zu wichtig, also hinein in die Höhle des Löwen.
„Hey Paul, darf ich dich was fragen?“

Paul zuckte zusammen und stieß wieder das „Ach Zwerg Laurin! Die Nervensäge schon wieder!“ wie ein Asthmatiker aus.
Demonstrativ gelangweilt drehte er sich mit dem Stuhl zu dem Kleinen. Hinter ihm, über dem Schreibtisch, thronte der Pokal. Paul war in seiner Altersklasse Wiener Landesmeister in Jiu Jitsu geworden, worauf er natürlich sehr stolz war. Der große Bruder pflegte seine Probleme immer ganz anders zu lösen, als Laurin. Dennoch, jetzt gab es kein zurück.

„Tschuldige, aber vielleicht kannst Du mir helfen?“

Hausaufgaben waren nicht gerade Pauls Lieblingsbeschäftigung, da kam ihm jede Unterbrechung gerade recht.
„Wobei denn?“, klang es schon viel freundlicher.

„Was ist Zeit?“, fragte Laurin.

„Na, das weiß doch Jeder!“, triumphierte er. Das wirkt jetzt so, als würde sich das "er" auf Laurin bezeichnen, da zuvor Laurin sprach.
Paul hatte zuerst eine der unbeantwortbaren Fragen erwartet. „Du hast doch eine Uhr! Da siehst du was Zeit ist!“

Laurin blickte auf seine Armbanduhr. „Sie ist stehengeblieben.“ Er blickte noch immer auf seine Uhr, als er schloss: „Dann kann das Wesen der Zeit nicht mit einer Uhr erklärt werden. Zumindest nicht mit meiner.“
 
Diese bohrende Frage, dieses Kopfgeschwür, blieb und Laurin verließ den kopfschüttelnden Bruder, der wieder asthmatische Geräusche produzierte.
„Mit beiden Beinen am Boden, ist wohl eine Umschreibung für sehr einfach gestrickt. Aber was habe ich erwartet?“, dachte er.

Frau Weninger schlug noch immer die Essigschlacht. Obwohl sie alle Fenster aufgerissen hatte, dominierte der scharfe Geruch im ganzen Haus die Wahrnehmung.
Sie war noch immer sauer. Von ihr würde er heute keine Antwort mehr bekommen. Außerdem war sie keine gute Fragenbeantworterin, fand er.

Sein Vater kam nach Hause. Er war Manager in einer Baufirma und musste oft Überstunden machen. Sehr oft war er für mehrere Tage verreist, sodass er eigentlich nur am Wochenende verfügbar war. Papa war ein geduldiger Mann, der so gut er konnte Laurins Fragen beantwortete. Zumindest gab er sich immer viel Mühe dabei. Er verstand viel besser was seinen Jüngsten bewegte.

Die Erwartung das Kopfgeschwür endlich loszuwerden stieg. Doch Mutter beauftragte Papa gleich mit einer Besorgung, unter anderem auch Essig. So musste Laurin sich gedulden.

Beim Abendessen waren alle vier versammelt. Mutter räsonierte noch über Laurins Zerstreutheit. Schließlich beruhigte sie sich wieder und alle ließen sich das Essighuhn schmecken.
 
Nach dem Essen fragte Laurin: „Papa, was ist Zeit?“

„Mein Gott, Zwerg Laurin nervt vielleicht. Er kapiert's ja eh nicht, wenn man's  ihm erklärt. Nur weil seine Uhr nicht geht, weiß er nicht was Zeit ist“, spottete Paul.

„Paul, so einfach ist das auch wieder nicht“, tadelte ihn der Vater.
„Zeit ist so etwas wie ein Fluss. Sie strömt, wie das Wasser, immer in eine Richtung. Aber mehr weiß ich darüber auch nicht“, wandte sich der Vater zu Laurin.
„Schiffe können auch gegen die Strömung fahren. Kann man daher auch in die Vergangenheit reisen?“ Laurin blickte seinen Vater erwartungsvoll an.
„Das mit dem Fluss war nur ein Sinnbild. Ob man in die Vergangenheit reisen kann? Vielleicht irgendwann.“ Vater strich seinem Jüngsten liebevoll über das Haar, während sich Paul über Zeitreisen lustig machte und seinem kleinen Bruder seine Verachtung zeigte.
„Hör nicht auf ihn. Er ist halt ein Praktiker. Die glauben nur das was sie angreifen und sehen können“, tröstete der Vater seinen Jüngsten.
„Praktiker, wieder so ein Wort für eine einfache Seele“, dachte Laurin bei sich, während sein Bruder mit theatralischer Mimik weiter spottete.

Am nächsten Tag musste Laurin wieder in die Schule. Er spielte noch immer mit seinem Uhrenbaukasten, den er vor ein paar Wochen zu seinem 10ten Geburtstag von Papa bekommen hatte. Hier konnte er eine Pendeluhr, eine mechanische Uhr mit Unruhe, eine elektronische Uhr und einiges mehr zusammenbauen.

„Du hast keine Zeit mehr! Komm jetzt, mach mal ein bisschen flotter. Du trödelst immer endlos lange herum. Wir werden wieder zu spät kommen!“, nörgelte die Mutter.
Sie schob ihren Sohn Richtung Auto.

Paul saß schon vorne auf seinem Platz und meckerte: „Natürlich, der Zwergenkönig Laurin musste wieder Hofstaat halten und mit dem Zeitgeist plaudern.“ Er lachte laut über seinen Witz. Im Grunde war er der Einzige, der über seine Scherze lachte.

In der Klasse saß Laurin neben Laura. Das fand er lustig, weil sie beide  fast gleich hießen. Er mochte das blondzöpfige Mädchen mit den wunderschönen blauen Augen, obwohl sie unentwegt den Mund offen hatte und immer irgendetwas erzählte. Aber er hörte gerne ihre Geschichten.
Laura war die Beste in Deutsch und die Lehrerin geriet ins Schwärmen, wenn sie wieder einen ihrer Aufsätze vorlas. Laura mochte Laurin ebenfalls, obwohl er immer etwas seltsam war und oft nicht bei sich zu sein schien. Aber sie wusste, dass er dann wieder über etwas Interessantes  nachdachte. Manchmal erzählte er ihr sogar darüber. Doch seit ein paar Tagen war er nur stumm und wirkte noch verlorener als sonst.

„Dir geht wohl was ganz Großes durch den Kopf?“, versuchte sie ins Gespräch zu kommen.
Laurin wandte ihr nur still den Kopf zu und nickte.
Mehr kam nicht rüber, aber es begann sowieso der Unterricht und da passte Laura immer auf. Heute stand Sachunterricht auf dem Stundenplan. Die Lehrerin erklärte etwas über den elektrischen Strom. Natürlich erklärte Frau Rotter dies nur sehr einfach - auf dem Grundschulniveau eben. Das langweilte Laurin, da er darüber einfach zu viel wusste. Schließlich spielte er mit seinem Elektrobaukasten seitdem er vier war.

„Laurin, du passt schon wieder nicht auf!“, tadelte ihn die Lehrerin. „Was habe ich gerade erzählt?“

Laurin fühlte sich wieder einmal ertappt, aber antwortete: „ Der Begriff elektrischer Strom wird sehr ungenau verwendet. Genau genommen ist der Begriff Strom mit der elektrischen Spannung und der Stromstärke verbunden. Erst beide…“ Mir ist durchaus bewusst, dass du ein hochbegabtes Kind beschreibst, aber trotzdem: ich finde, auch hochbegabte 10-jährige würden nicht so etwas sagen. Vielleicht lässt sich darüber streiten, aber wenn ich das in einem Buch lesen würde, fände ich es äußerst unrealistisch

„Schon gut, Laurin. Trotzdem könntest du mal wieder Zeit in unserer Gegenwart zubringen“, unterbrach sie seinen Redefluss. Sie wusste, dass der Bub extrem unterfordert war. Aber eine Sonderrolle wollte sie ihm  trotzdem nicht zugestehen.
Schließlich schloss die Lehrerin. „Hat noch irgendwer eine Frage?“

Nachdem sich niemand rührte, versuchte Laurin sein Glück: „Frau Lehrerin, was ist Zeit?“

Immer wenn Laurin mit einer Frage kam, fühlte sie sich einfach unwohl.
„Zeit wird in Jahren, Monaten, Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden gemessen. Aber das hatten wir doch schon voriges Jahr durchgenommen. Hast du das vergessen?“, fragte sie ihn. Eigentlich hätte sie es besser wissen müssen, Laurin meinte es nie so einfach.

„Und sie wird noch in Millisekunden, Mikrosekunden, Nanosekunden und so weiter gemessen. Das weiß ich längst, aber das erklärt nicht das Wesen der Zeit. Meine Uhr ist leider stehen geblieben, aber ich glaube sowieso nicht, dass man damit das Wesen der Zeit ergründen kann.“

„Vielleicht wissen die Experten im Rathaus über die Zeit besser Bescheid, schließlich richten sich die Uhren der Stadt nach der Rathausuhr, weil sie so genau ist“, verwies sie ihn und war froh sich aus der Angelegenheit heraus lavieren zu können.
Laurins Kopfgeschwür musste wohl noch länger bleiben. Gleich nach dem Unterricht machte er sich auf den Weg ins Rathaus.
...


Ich finde die Frage, was Zeit ist sehr interessant. Und ich finde, man sollte sich damit beschäftigen, aber, dass sich ein 10-jähriges, "hochbegabtes" Kind damit beschäftigt, spricht mich als Leserin nicht unbedingt an.
Dein Schreibstil gefällt mir aber sehr gut smile

Liebe Grüße
Chee


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EWJoe
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Beitrag15.04.2014 22:27

von EWJoe
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Servus Leo,

danke für Deine Kritik. Freut mich, dass Du das im Ganzen einigermaßen lesbar hältst. Die positiven Punkte bestärken mich.
Natürlich sind auch Deine kritischeren Anmerkungen wichtig. Schließlich ist hier Deine Sicht ein sehr wichtiger Orientierungspunkt für mich.
Mit Deiner Anmerkung, dass Laurin autistische Züge hat, hast Du nicht unrecht. Es ist auch beabsichtigt, sonst wäre diese Obsession nicht verständlich. Neugierde verdichtet sich halt bei Laurin zu einer fixen Idee, die er nun fast zwanghaft verfolgt. Ich gebe allerdings zu, dass dies möglicherweise für normale Kinder schwer nachvollziehbar ist. Vielleicht ist die Isoliertheit des Buben auch eine Triebfeder zur Entwicklung solcher Störungen. Die Liebe zu Laura wird ihn aber hier sicher befreien, zumindest wird er entdecken, dass es noch ganz andere Erlebnisse gibt, die für ein menschliches Wesen bedeutend sind. Heitere Episode versuche ich natürlich auch immer wieder einzubauen, aber es gibt auch die schlechten Tage, die aber immer einen Neubeginn vorbereiten.

Autoaggressive Störungen wollte ich ihm aber nicht andichten, vielleicht ist dieser Abschnitt etwas zu dick aufgetragen. Er hat vielleicht mit der Faust auf die Wand geschlagen, als sich die Sache nicht lösen ließ, wie er es sonst aufgrund seiner außergewöhnlichen Begabung gewohnt war. Da sehe ich eher Frust als Ursache, als selbstzerstörerische Anwandlungen. Da muss ich wohl nochmals draufschauen.

Als Kontrapunkt zur mathematischen Hochbegabung habe ich ihm noch ein großes Talent im Fußball und Schlagzeug spielen mitgegeben. Zugegeben solche Zahlen (449) sind nur mit einer extremen Fähigkeit zum Sich-in-eine-Sache-hineinversenken denkbar. Sie ist daher auch Ausdruck des Isoliertseins, das er erst überwinden muss. Alleine kann er das nicht.

Das Royal Observatory ist ein hervorragender Gedanke. Ich beabsichtigte eine ähnliche Reise, aber nicht nach England. Werde nochmals darüber nachdenken.

Vielen Dank nochmals, es waren wieder wichtige Anregungen.

LG
Joe


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EWJoe
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Beitrag15.04.2014 22:43

von EWJoe
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Servus Chee,

danke für Deine Anmerkungen. Auch Du lieferst mir wertvolle Orientierung, auch wenn ich hier nicht alle Punkte so sehe wie Du.

Der Begriff Kopfgeschwür ist ohne Zweifel nicht alltäglich gewählt. Laurin bezeichnet seine Gedanken zum Thema Zeit so. Es ist daher eine Umschreibung für etwas furchtbar Schweres.

[quote]Zitat:„Was ist Zeit?“, fragte Laurin.

„Na, das weiß doch Jeder!“, triumphierte er. Das wirkt jetzt so, als würde sich das "er" auf Laurin bezeichnen, da zuvor Laurin sprach. [/quote]
Hier hast Du recht. Das liest sich nicht klar.


Strom und Spannung sind physikalische Begriffe, die Laurin aus seinem Elektrobaukasten kennt. Dort liegt auch ein kleines Buch bei, das er ohne Zweifel sehr genau studiert hat. Vielleicht kann er diese Begriffe noch nicht vollendet zuordnen, aber er kann es wohl differenzieren. Gerade technisch naturwissenschaftlich Begabte entwickeln ein tiefes Interesse in solchen Themengebieten. Die wissen oft mehr, als viele aus der Oberstufe.

Der 10jährige Hochbegabte macht es Dir schwierig die Geschichte ansprechend zu finden. Ist ein klares Statement.

Vielen Dank nochmals.

Liebe Grüße
Joe


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Lanea
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Beitrag01.05.2014 17:16

von Lanea
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Hallo EW-Joe,

deine Idee mit der Zeit finde ich im Prinzip gut. Die beabsichtigten Alters-Konstellationen halte ich aber für sehr schwierig.
Ich weiß ja nicht, was dein Ziel im Hinblick auf eine potentielle Veröffnetlichung ist. Eine der ungeschriebenen Regeln des Marktes für Kinderbücher ist allerdings:
Alter der Zielgruppe + ca. 2 Jahre = Alter des Protas
Soll heißen, wenn du für 10-Jährige schreibst, sollte deine Hauptfigur 12 Jahre alt sein, etc.

Kinder lesen etwas über ältere Kinder und orientieren sich nicht "nach unten". Darüber kann man natürlich diskutieren, aber unabhängig davon zu welcher Einschätzung wir kommen, ist das oben genannte eine grobe Richtlinie, an der sich Agenten bislang orientieren. Ich wurde auch gebeten, meine Hauptfigur ein Jahr jünger zu machen (war in dem Fall auch kein Problem).
An deiner Stelle würde ich also überlegen, ob ich
a) die Hauptfigur älter machen kann, oder
b) so schreibe, dass es auch eine jüngere Zielgruppe anspricht.

Herzliche Grüße
Lanea


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Beitrag02.05.2014 08:17

von EWJoe
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Servus Lanea,

vielen Dank für Deine klare Antwort.
Deine Aussage geht ganz konform mit den meisten anderen Postings. Ich glaube auch, dass Du recht hast. Kinder orientieren sich tatsächlich wohl an älteren Kindern. Leider verliert die Geschichte durch einen Altersupgrade des /der Protas an Charme. Würde ich die Altersgruppe der Leser herabsetzen, dann wird das Thema selbst unknackbar für die Jungleser.
Ein Dilemma. Aber in jedem Fall muss ich eine komplette Überarbeitung angehen.

Vielen Dank nochmals,

LG EWJoe


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