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Polnischer Abgang


 
 
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casabonita
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Alter: 32
Beiträge: 15



C
Beitrag02.02.2013 00:33
Polnischer Abgang
von casabonita
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Betrunken und halb nackt irrte Alexander durch die Wohnung seines tief schlafenden One-Night-Stands. Wie so oft fragte er sich, warum er – ironischerweise - mit dem Nachnamen Klug geboren wurde, wenn er nicht einmal mehr seine eigene Hose finden konnte. Beinahe entfuhr ihm ein Jubelschrei, als er seine zweite Socke unter einem Stuhl in der Küche liegen sah. Dieses kleine, graue Stück Stoff erinnerte ihn an die vielen Mäuse, die ihm seine Katze Georgina regelmäßig stolz vor sein Bett legte, in der Hoffnung, dafür belohnt zu werden. Als er versuchte, seine Socke im Stehen über seinen Fuß zu ziehen, verlor er das Gleichgewicht und schaffte es - mit mehr Glück als Verstand - sich zu drehen und nahezu lautlos sitzend auf dem Stuhl, der kurz zuvor noch seinem Strumpf als Obdach diente, zu landen. Während er nun seinen rechten Fuß endgültig wieder in die warme Socke hüllte, bereitete er sich mental darauf vor, ein letztes Mal in das Schlafzimmer seiner heutigen Bettgefährtin zu schleichen. Die Altbauwohnung war, bis auf die Fließen in Bad und Küche, komplett mit Parkett ausgelegt. Aus Angst, die Frau zu wecken, vor der er sich davonstehlen wollte, hatte er die Tür beim Verlassen des Schlafzimmers nur angelehnt. Dabei war ihm gar nicht aufgefallen, wie laut der Boden bei jedem Schritt, unter seinem Körper knarzte. Ich sollte langsam wieder anfangen Sport zu treiben, dachte er, als er einen Spiegel passierte und den kleinen Bierbauch, der sich unter seinem T-Shirt abzeichnete, im Mondlicht erblickte.
Einzig seine muskulösen Beine ließen noch erkennen, dass er – bis zu seinem Kreuzbandriss vor einem halben Jahr – ein leidenschaftlicher Fußballspieler gewesen war. Allerdings war er erst einundzwanzig Jahre jung, und hoffte deswegen auf eine baldige Rückkehr zu seinem Verein in die Landesliga. Trotz seines Alters und seiner nicht gerade beeindruckenden Größe von einem Meter fünfundsiebzig, nahm er die Rolle eines Schlüsselspielers im zentralen Mittelfeld ein und verdiente so, in guten Monaten, immerhin ein paar Hundert Euro an Prämien. Einem faulen Philosophie Studenten, der noch niemals in seinem Leben ernsthaft gearbeitet hatte, reichte das vollkommen aus, um die Miete seiner Wohnung, die er sich mit seinem besten Freund Leon teilte, zu bezahlen und dabei noch gut über die Runden zu kommen.
Das schwache Licht des Mondes genügte, um den kompletten Boden überblicken zu können. Sein kurzes Stimmungshoch wurde von einem Tiefschlag der Erkenntnis verdrängt. Keine Spur von seiner Hose. Er warf einen letzten Blick auf die schnarchende Frau – die ihm auf einmal sehr stämmig und unattraktiv vorkam – und verließ dann angewidert das Zimmer. Im Flur knipste er das Licht an und fragte sich gleichzeitig, warum er das nicht schon vorher getan hatte. Unter dem Schuhregal neben der Wohnungstür erkannte er etwas, das die Farbe seiner Jeans hatte. Hoffnungsvoll und raschen Schrittes machte er sich auf den Weg und sein Bemühen wurde belohnt, denn er fand dort tatsächlich die vermisste Hose. In seiner Euphorie wunderte er sich nur einen bedeutungslosen Augenblick, über den bereits eingetretenen Gedächtnisverlust. Außerdem beanspruchte seine Hose seine komplette Konzentration, damit er nicht wieder ein unfreiwilliges Kabinettstückchen hinlegen musste. Nachdem er auch den letzten seiner Knöpfe geschlossen hatte, zog er seine Schuhe, die er sich zu Beginn der letzten Saison zugelegt hatte, und die eigentlich für das Lauftraining gedacht waren, an. Es war immer wieder ein Genuss in sie hinein zu schlüpfen, denn durch die Luftpolsterung waren sie an Gemütlichkeit kaum zu übertreffen.
Seltsamerweise hing seine Jacke fein säuberlich an dem Ständer, unmittelbar neben dem Schuhregal. Einzig die vielen Flecken (vermutlich von den unzähligen alkoholischen Getränken, die er im Laufe des Abends in sich hineingekippt hatte) gaben der schwarzen, schlichten Lederjacke eine alternative Note. Ich Hipster, ging ihm durch den Kopf und dabei musste er schmunzeln. Er machte sich nicht die Mühe, seinen Reißverschluss zu zu ziehen, sondern wandte sich, mit einem triumphierenden Gefühl, der Tür zu. Fast feierlich umfasste er die Klinke und atmete ein letztes mal erleichtert durch, bevor er sie hinunterdrückte. Sein Lächeln gefror zu einer schrägen Grimasse, mit der er jedem Kindergartenkind Angst eingejagt hätte, als er merkte, dass sich nichts tat. Die Tür war abgeschlossen. Alexander war eingesperrt.

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BlueNote
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Beitrag02.02.2013 10:27

von BlueNote
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Hehe! Die Schlusspointe ist dann doch ganz witzig! Insgesamt könnte das alles noch ein bisschen schärfer sein. Beim Lesen weiß man nie so recht, wo die Geschichte eigentlich hin will.
Warum die Socke "warm" ist, bevor er sie anzieht, fragte ich mich (z.B.) beim Lesen. Wahrscheinlich meinst du eine "wärmende" Socke. Ja ... sprachlich ist das alles ein bisschen lau. Die Geschichte möchte originell sein, ist es aber nur im begrenzten Maße. Da ließe sich schon noch einiges machen -  aus der an sich guten Grundidee.

BN
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casabonita
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Beitrag02.02.2013 10:37

von casabonita
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Hi BlueNote.
Was meinst du mit "schärfer"? Ich wusste selbst nicht so recht, was ich schreiben wollte. Hatte gestern Abend spontan Lust und das ist dabei irgendwie herausgekommen. Das sollte auch nicht das Ende sein, ich wollte nur endlich mal hier etwas posten. Ich versuche es zu verbessern und ich weiß auch, dass meine sprachlichen Skills noch nicht besonders ausgereift sind.

Gruß
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BlueNote
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Beitrag02.02.2013 10:42

von BlueNote
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Zitat:

Was meinst du mit "schärfer"?

Witziger, pointierter, übertriebener. MosesBob kann so etwas ganz gut - vielleicht liest du mal einen alten Text von ihm. Wenn du den Text gestern erst geschrieben hast, ist er ja noch nicht "überarbeitet". Oder: Wenn ein junger Mann über Sex schreibt, könnte da schon noch mehr rüber kommen ... vom Leben, von Erfahrungen, von (männlichen(+weiblichen)) Denkmustern, oder?

BN
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casabonita
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Beiträge: 15



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Beitrag02.02.2013 10:52

von casabonita
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Überarbeitet ist es noch nicht. Wenn ich heute Abend nicht zu müde bin, werde ich nochmal alles durchgehen.
Ich finde es unglaublich schwierig, witzig zu schreiben. Im "echten Leben" habe ich kein Problem damit, Leute zum Lachen zu bringen, aber hier verzweifle ich dabei fast. smile
Um den Sex an sich, habe ich mich kaum gekümmert, da er zu sehr auf seine Hose fixiert war. Vielleicht kann ich da noch was reinpacken, als er wieder in ihr Zimmer kommt.
Danke für den Tipp, ich werde mal etwas von ihm lesen.
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BlueNote
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Beitrag02.02.2013 10:59

von BlueNote
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Ich denke schon, dass man anhand dieser Geschichte gut lernen kann, Pointen richtig zu setzen. Diese ganzen Gedanken (ich müsste mal mehr Sport treiben etc.) sind zu ... unbestimmt ... das Suchen nach den Klamotten hält über lange Zeit nichts Neuse (Überraschendes) bereit.

Trotzdem gefällt mir die Grundstruktur der Geschichte sehr gut. Es gäbe sehr viele Möglichkeiten, daraus etwas richtig Gutes zu machen.

Ach ja, der Titel ... unter "Abgang" hatte ich zunächst etwas anderes verstanden. Und was daran "polnisch" ist, ist mir immer noch ein Rätsel.
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casabonita
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C

Alter: 32
Beiträge: 15



C
Beitrag02.02.2013 11:17

von casabonita
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Ich werde mir Mühe geben.

Der "Polnische Abgang" dürfte eher Leuten in meinem Alter bekannt sein. Ist eine "scherzhafte" Umschreibung für "sich davon stehlen". Hier findest du eine Definition. http://mundmische.de/bedeutung/22861-polnischer_Abgang Wink
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sinuhe
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 62
Beiträge: 68
Wohnort: Rheinland


Beitrag02.02.2013 14:10

von sinuhe
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Hallo casabonita,

das Hübsche Haus. Eine mexikanische Restaurantkette in den USA. Habe dort in den 80-ern ein ganz hervorragendes Chicken-Taco gefuttert. Für Studenten war v.a. das Angebot All you can eat sehr interessant.

Du hast eine kleine Geschichte mit dem Titel Polnischer Abgang* in die Prosawerkstatt eingestellt. Die schaue ich mir gerne an.
* Ich las zuerst: Polnischer Abgesang.
Abgang meint ebenfalls Orgasmus. Das wusstest du?  Mr. Green

Weshalb in Sonstiges?
mMn hätte Gegenwartsliteratur gepasst.
Die Rubrik Sex & Drugs existiert leider nicht.

Zitat:
    Betrunken und halb nackt irrte Alexander durch die Wohnung seines tief schlafenden One-Night-Stands. Wie so oft fragte er sich, warum er – ironischerweise - mit dem Nachnamen Klug geboren wurde, wenn er nicht einmal mehr seine eigene Hose finden konnte. Beinahe entfuhr ihm ein Jubelschrei, als er seine zweite Socke unter einem Stuhl in der Küche liegen sah. Dieses kleine, graue Stück Stoff erinnerte ihn an die vielen Mäuse, die ihm seine Katze Georgina regelmäßig stolz vor sein Bett legte, in der Hoffnung, dafür belohnt zu werden.    

Das Adjektiv (halb) weicht den Anfangssatz auf. Würde ich weglassen, um den Start in die Story plakativer zu gestalten.
warum er, derKlug (könntest du kursivieren)
noch nicht einmal in der Lage war, seine eigene Hose aufzuspüren/ entdecken/ finden.
liegen & legte (eines der beiden Verben würde ich auswechseln)

Zitat:
    Als er versuchte, seine Socke im Stehen über seinen Fuß zu ziehen, verlor er das Gleichgewicht und schaffte es - mit mehr Glück als Verstand - sich zu drehen und nahezu lautlos sitzend auf dem Stuhl, der kurz zuvor noch seinem Strumpf als Obdach diente, zu landen. Während er nun seinen rechten Fuß endgültig wieder in die warme Socke hüllte, bereitete er sich mental darauf vor, ein letztes Mal in das Schlafzimmer seiner heutigen Bettgefährtin zu schleichen.    

Zum 2-ten Mal als
seinen Fuß = den Fuß
, sich (Komma) zu drehen
Stuhl als Obdach für einen Strumpf: ist ein komisches Bild
Weshalb wieder und warm?
sich mental vorbereiten: ist für mich eine ziemlich ausgelutschte Floskel
Bettgefährtin: da existieren – zumal in der Jungendsprache – (deutlich) bessere Begriffe für One-Night-Stand
2x Socke, 1x Strumpf (evtl einmal weglassen. Versteht man ja als Leser, dass es sich in dieser Passage um eine alte Socke dreht)

Zitat:
    Die Altbauwohnung war, bis auf die Fließen in Bad und Küche, komplett mit Parkett ausgelegt. Aus Angst, die Frau zu wecken, vor der er sich davonstehlen wollte, hatte er die Tür beim Verlassen des Schlafzimmers nur angelehnt. Dabei war ihm gar nicht aufgefallen, wie laut der Boden bei jedem Schritt, unter seinem Körper knarzte. Ich sollte langsam wieder anfangen Sport zu treiben, dachte er, als er einen Spiegel passierte und den kleinen Bierbauch, der sich unter seinem T-Shirt abzeichnete, im Mondlicht erblickte.    

Fliesen
zum 2-ten Mal Schlafzimmer
Schritt (kein Komma) unter
wobei ich die Formulierung unter seinem Körper knarzen ohnehin merkwürdig finde
Den Gedanken evtl kursivieren, damit man ihn als solchen direkt erkennt
passieren ist zu sophisticated in deinem Kontext. Eher vorbeischleichen
Beim Mondlicht bin ich leicht verwirrt. Ich vermutete, die Szene spielt am Morgen danach. Vllt anfangs darauf hinweisen, dass sich die Episode mitten in der Nacht zuträgt.

Zitat:
    Einzig seine muskulösen Beine ließen noch erkennen, dass er – bis zu seinem Kreuzbandriss vor einem halben Jahr – ein leidenschaftlicher Fußballspieler gewesen war. Allerdings war er erst einundzwanzig Jahre jung, und hoffte deswegen auf eine baldige Rückkehr zu seinem Verein in die Landesliga. Trotz seines Alters und seiner nicht gerade beeindruckenden Größe von einem Meter fünfundsiebzig, nahm er die Rolle eines Schlüsselspielers im zentralen Mittelfeld ein und verdiente so, in guten Monaten, immerhin ein paar Hundert Euro an Prämien.   

leidenschaftlich gerne Fußball gespielt hatte (um die hässliche Anhäufung von war zu umschiffen)
.. jung (kein Komma)
fünfundsiebzig (kein Komma)
so (kein Komma) in guten Monaten (kein Komma) …

Zitat:
   Einem faulen Philosophie Studenten, der noch niemals in seinem Leben ernsthaft gearbeitet hatte, reichte das vollkommen aus, um die Miete seiner Wohnung, die er sich mit seinem besten Freund Leon teilte, zu bezahlen und dabei noch gut über die Runden zu kommen.     

Ich würd’s zusammenschreiben: Philosophiestudent
Einem oder für einen (?)
Du arbeitest mit vielen Einschüben. Dieser hier (mit Kumpel Leon) ist mMn überflüssig, da er die Story nicht voranbringt.

Zitat:
    Das schwache Licht des Mondes genügte, um den kompletten Boden überblicken zu können. Sein kurzes Stimmungshoch wurde von einem Tiefschlag der Erkenntnis verdrängt. Keine Spur von seiner Hose. Er warf einen letzten Blick auf die schnarchende Frau – die ihm auf einmal sehr stämmig und unattraktiv vorkam – und verließ dann angewidert das Zimmer. Im Flur knipste er das Licht an und fragte sich gleichzeitig, warum er das nicht schon vorher getan hatte. Unter dem Schuhregal neben der Wohnungstür erkannte er etwas, das die Farbe seiner Jeans hatte.    

komplett ist kein schönes Adjektiv, wenn es im Zusammenhang mit einem Fußboden benützt wird
Tiefschlag der Erkenntnis (??) Woher stammt diese Formulierung? Aus den Abgründen der Sartreschen Existenzialphilosophie?
auf einmal = plötzlich
stämmig = fett (andernfalls bleibt das Bild, das du zeichnest, zu schwach)
angewidert empfinde ich wiederum als zu drastisch. Vor einer halben Stunde hatte er noch fröhlich (hoffe ich zumindest) mit der „Gefährtin“ gevögelt.
zum 3-ten Mal: Licht
erkannte = entdeckte

Zitat:
    Hoffnungsvoll und raschen Schrittes machte er sich auf den Weg und sein Bemühen wurde belohnt, denn er fand dort tatsächlich die vermisste Hose. In seiner Euphorie wunderte er sich nur einen bedeutungslosen Augenblick, über den bereits eingetretenen Gedächtnisverlust. Außerdem beanspruchte seine Hose seine komplette Konzentration, damit er nicht wieder ein unfreiwilliges Kabinettstückchen hinlegen musste.

Hört sich an, als ob der Prota einen 50km-Marsch absolvieren muss, bevor er endlich zu seiner Hose gelangt.
bedeutunglos kann ersatzlos gestrichen werden
Augenblick (kein Komma)
Der Gedächtnisverlust tritt nicht in diesem Moment ein, sondern vorher. Justament kann sich der Prota an nichts mehr erinnern, was er vor dem Sex getan hat. Ist ähnlich, aber von der zeitl. Abfolge her doch anders.
seine Hose = die Jeans
wieder = ein weiteres Mal oder erneut
Kabinettstückchen gefällt mir nicht. Weil der Prota das in diesem Augenblick nicht selbst empfindet, sondern du als Autor diese Wertung nachträglich abgibst.

Zitat:
    Nachdem er auch den letzten seiner Knöpfe geschlossen hatte, zog er seine Schuhe, die er sich zu Beginn der letzten Saison zugelegt hatte, und die eigentlich für das Lauftraining gedacht waren, an. Es war immer wieder ein Genuss in sie hinein zu schlüpfen, denn durch die Luftpolsterung waren sie an Gemütlichkeit kaum zu übertreffen.       

Nachdem er den letzten Knopf zugemacht hatte, … (so viele Knöpfe hat eine Jeans nicht)
Die Einschübe bringen keinerlei Erkenntnisgewinn und stören den Lesefluss.
Genuss, (Komma)
Der letzte Satz ist mMn völlig überflüssig.

Zitat:
    Seltsamerweise hing seine Jacke fein säuberlich an dem Ständer, unmittelbar neben dem Schuhregal. Einzig die vielen Flecken (vermutlich von den unzähligen alkoholischen Getränken, die er im Laufe des Abends in sich hineingekippt hatte) gaben der schwarzen, schlichten Lederjacke eine alternative Note. Ich Hipster, ging ihm durch den Kopf und dabei musste er schmunzeln. Er machte sich nicht die Mühe, seinen Reißverschluss zu zu ziehen, sondern wandte sich, mit einem triumphierenden Gefühl, der Tür zu.   

an einem Ständer (besser: Garderobe. Denn mit Ständer assoziiere ich was anderes. Ich dachte spontan an einen zweiten Mann in der Wohnung)
KEINE Klammereinschübe in Belletristik!
Weshalb die Einschränkung mit einzig? Von der „Normalität/ Konformität“ der Jacke war doch bisher gar keine Rede gewesen.
Ich Hipster = Gedanke = kursivieren
zuzuziehen bzw. zu schließen
sich zuwenden: sehr gehobene Ausdrucksweise für eine Säufergeschichte.

Zitat:
      Fast feierlich umfasste er die Klinke und atmete ein letztes mal erleichtert durch, bevor er sie hinunterdrückte. Sein Lächeln gefror zu einer schrägen Grimasse, mit der er jedem Kindergartenkind Angst eingejagt hätte, als er merkte, dass sich nichts tat. Die Tür war abgeschlossen. Alexander war eingesperrt.

Weshalb – um Himmelswillen – feierlich? Reicht nicht erleichtert?
letztes mal = letztes Mal
gefror passt nicht. Verzog sich zu einer
Wo kommt das Kindergartenkind (2x Kind in einem Wort) auf einmal her?
.., dass sich nichts tat = nichts rührte oder bewegte
2x war

Betrunkener Philosophiestudent begleitet eine Gefährtin (Kommilitonin?) abends in deren Wohnung und hat Sex. Wacht mitten in der Nacht auf, weiß nicht so genau, wo er sich befindet und versucht – mit schmerzendem Schädel –, sich in der ungewohnten Umgebung zurechtzufinden. Spürt nacheinander seine Socken, die fette Lady, die versiffte Hose und die bekotzte Lederjacke auf. (ICH habe noch nie zuerst nach meinen Strümpfen gesucht). Prota verursacht Lärm, weil die Bohlen knarzen, die Alte schnarcht, und er entdeckt endlich den Lichtschalter. Alexander kann sich an nichts (wenig) erinnern, die Dame ist hässlich, er will nur noch weg aus ihrer Bude. Möchte sich still und leise davonstehlen (= polnischer Abgang), packt erfreut an die Klinke und stellt erschrocken fest, dass die Tür verriegelt und er eingesperrt ist. ENDE.

Diese Story könntest du deutlich flotter und plakativer formulieren. Empfehle als Anregung bspw. Schlechte Verlierer von Bukowski (Kurzgeschichten. Erschienen im Maro Verlag). Da schreibt einer über Sex & Drugs, der zum einen weiß, worum es sich handelt und zum anderen die Sequenzen realitätsgetreu (UND amüsant) zu Papier bringt.

Du streust für meinen Geschmack zu viele Bewertungen ein. Bei denen merkt man, dass sie der Autor im Nachhinein vornimmt (also der Prota im Augenblick des Erlebens nicht so denkt oder fühlt). Und du arbeitest mit zahlreichen Einschüben. Die bringen jedoch häufig keinerlei Erkenntnisgewinn und lassen den Lesefluss ins Stocken geraten.

Für mich ist die Geschichte nur halb erzählt. Bzw. verbleibt im Oberflächlichen. Weshalb richtest du die Kamera nicht genauer auf die Szene? Wie fühlt sich der Prota im Moment des Aufwachens in der (für ihn) fremden Umgebung? Pochen seine Schläfen, muss er würgen, spielt der Kreislauf verrückt? Warum widert ihn die Bekannte (oder Unbekannte) plötzlich an? Weshalb fällt er beim Anziehen der Strümpfe beinahe hin? Klar, weil er auf Gummibeinen steht. Das könntest du alles detailgetreuer schildern. Weil man dir dann erst die Säufergeschichte abkauft. Blackout: seit wann? Hat er den Sex ebenfalls vergessen? Über all diese interessanten Informationen breitest du den Mantel des Schweigens aus. Leider.

Zudem könntest du überlegen, solch eine Story in der Ich-Form zu verfassen. Wer ist Alexander? Kenne ich nicht.


casabonita, vllt kannst du mit einigen der o.g. Anmerkungen was anfangen.

Wünsche dir ein produktives WE!

Lg sinuhe


_________________
Beim Schreiben ist es wie mit der Prostitution. Zuerst macht man es aus Liebe, dann für ein paar Freunde und schließlich für Geld. (Molière)
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