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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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06.02.2013 16:36 Teil eins von Heribert
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Schmidt sagte, dass das erst der erste Teil sei, aber Albrecht hielt dagegen und behauptete, dass es keinen zweiten geben würde. Engelbrecht sagte, dass der erste Teil zu überladen wäre, wenn man den ganzen Stoff in ihm unterbringen wollte, und er fuhr fort, dass nichts anderes übrig bliebe, als schon einmal einen zweiten Teil in Betracht zu ziehen. Während Schmidt noch mit dem Kopf nickte, fragte Albrecht Engelbrecht, ob dieser das wirklich glaube, und Engelbrecht bekräftigte mit weitem Augenaufschlag, dass es früher oder später zu einem zweiten Teil kommen würde. Ja, sagte Albrecht, dann wird das schon so sein.
Albrecht selbst sagte einmal, dass einem das Wort Ja viel zu schnell über die Lippen käme, und eigentlich, da waren sich die anderen beiden sicher, hätte Albrecht lieber nein gesagt, hätte es nicht zwei gegen einen gestanden. Albrecht sagte stets lieber Nein, durfte dabei aber nie in der Unterzahl sein und erst recht nicht allein. Wenn Albrecht mit dem sprichwörtlichen Rücken zur Wand steht, so Engelbrecht einmal im Urbacher, am Spittelplatz, dann kann er ganz gut Ja sagen; hat er, Albrecht, jedoch genügend Unterstützung von oben, wird sehr schnell klar, dass er nie etwas anderes sagen wird als Nein, nie etwas anderes sagen wollte, denn schließlich, so Engelbrecht damals, sei ja der Albrecht ein einziges, fleischgewordenes Nein selbst.
Schmidt nickte damals, als Engelbrecht im Urbacher verkündete, dass der Albrecht, mit all seinen Marotten, mit seinem herabhängenden, rechten Mundwinkel, mit der Wutfalte über seinen grauen Knopfaugen, in all seiner steifen Gestik und in all seinen stockenden Bewegungen, nicht mehr und nicht weniger sei, als ein einziges, wandelndes Nein und endlich stand sogar die Frage im Gastraum, ob Albrecht dieses schreiende Nein anerzogen bekommen habe, oder ob es naturgemäß in seinem Charakter verankert sei, so die große Frage damals im Urbacher.
Als Albrecht einräumte, dass für einen zweiten Teil eventuell keine Mittel mehr zu bekommen seien und ob man grundsätzlich bereit sei, den Stoff zu kürzen, umzuschreiben, sagte Engelbrecht nein und Schmidt schüttelte bejahend dazu den Kopf.
Weitere Werke von Heribert:
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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08.02.2013 10:56
von Stimmgabel
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Hallo Heribert,
habe nun 2mal Deinen Text gelesen, und bin mir sehr unschlüssig, was er mir als Leser eigentlich besagen möchte - außer, dass zwei Leute (Schmidt, Engelbrecht) die Ja-Sager sind - und Albrecht der zwar Nein-Sager ist, aber dennoch über ein Ja nachdenken kann -
und jeder dieser beiden Parteien trägt ihre Argumente vor. Das Objekt, um dass es geht, bleibt unerklärt (vllt eine Bühnenaufführung???) - dann gibt es noch ein Stammtischgerede der 2er Fraktion über diesen Albrecht - und das war es.
Vielleicht gehts dem Text aber auch darum, dass hier, egal welche Fraktion, das Theme der massen-dispositiven Meinungsbildung angesprochen sein soll - also das Thema der sogenannten Fähnchen-im-Winde Meinung der Meisten - egal, was letztlich ein Ja oder Nein bedeutet?
Soll heißen für mich - der Text arbeitet mir in keiner Weise aus, was er nun wirklich intendieren will. Hier wird mir die Thematik nicht nahe gebracht (ich kann sie zu Null spüren, zwischenzeilig fühlen ...),
als einzig, doch sehr allgemeinplätzig, in einem Hin und Her Ja/Nein Allerweltsgerede hängen zu bleiben.
Ich denke, dass das Thema in seinerselbst interessant ist - nür müsste es auch zu einem Thema werden , mMn.
In der sprachlichen Umsetzung wird mir hier am Anfang auch viel zu schnell einzig auf der Ebene des tanzenden Ja und Nein gewechselt - und dann sofort im Namenspiel der drei Protagonisten, ohne, dass ich mich als Leser am Meinungsobjekt selbst festhalten kann ...
MMn müsste der Text mehr konkret werden, worum es ihm gehen will - und selbst dafür, wenn es sich hierin einzig um eine Fähnchen-Meinung handeln soll.
Heribert, mal soviel aus meiner Brille - und ehrlich, hat mich nicht so nachhaltig mitgenommen. , zumal Du ja mit der Sprache bewusst umgehen kannst ...
wieder ein Tschüss, Stimmgabel
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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08.02.2013 13:02
von Heribert
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Hallo Stimmgabel,
ich möchte mich für Deinen Kommentar recht herzlich bedanken. Ich musste etwas lachen, da Dein Kommentar sogar im Wortlaut dem ähnlich ist, den ich vor Monaten in einem anderen Forum für "Teil Eins" bekommen habe.
Ich wollte mit Absicht kein Objekt in diesem Text erscheinen lassen. Vielmehr ging es mir einfach darum, den Text sprachlich schön zu komponieren, was mir hoffentlich gelungen ist. Die Handlung ist also in dem Falle (fast) wurscht.
Zudem bin ich der Meinung, dass in den meisten Texten der meisten Autoren, hier im Forum oder anderswo, ohnehin zu viele Objekte besprochen und zerpflückt und zerfieselt werden. Das ist nicht unbedingt Aufgabe einer Kurzgeschichte - im Gegenteil.
Danke und auf wiederhören
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sinuhe Wortedrechsler
Alter: 62 Beiträge: 68 Wohnort: Rheinland
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10.02.2013 10:12
von sinuhe
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Hi Heribert,
das hatte ich damals (Apr-2012) zu deinem recht vergnüglichen Text angemerkt. Das Haus (pardon: die Festplatte) verliert nichts.
Teil (1): „von was?“, habe ich zuerst gedacht. Hat der Autor da evtl den zweiten Teil der Überschrift vergessen? Aber: es geht ja in der KG um das Thema „Teil (1)“. Also passt der Titel.
Drei Personen:
Schmidt, Albrecht, Engelbrecht.
Alle drei wahrscheinlich Filmschaffende. ZB. eine Dokusendung im ÖR-TV. Keiner von ihnen ragt besonders heraus.
Absatz (1):
- Schmidt: auf Teil (1) wird noch Teil (2) folgen
- Albrecht: nein, es wird nur diesen einen Teil geben. Keine Fortsetzung
- Engelbrecht: vertritt in etwa dieselbe Auffassung wie Schmidt. Also in toto zwei Teile.
Albrecht lässt sich von Engelbrechts Argumentation überzeugen.
Absatz (2)
<Z1>
Albrecht bereut jetzt sein Einlenken gegenüber den beiden anderen.
Nun erfahren wir von Engelbrecht die „Ja“-„Nein“-Taktik von Albrecht.
Absatz (3)
Engelbrecht (der den Albrecht anscheinend besser/ länger kennt als der Schmidt) hatte bereits vor einiger Zeit im Urbacher über die genetischen Ursachen des „Neins“ reflektiert.
Absatz (4)
Albrecht (notorischer Neinsager) drängt nun auf eine Straffung der Handlung, um es doch bei einem Einteiler belassen zu können. Nun sagt zur Abwechslung Engelbrecht: „nein“, u. Schmidt schüttelt dazu mit dem Kopf (wahrscheinlich zustimmend zu Engelbrecht).
Es geht in dieser KG um …. Ja, um was eigentlich? Natürlich um die Darstellung eines der grundlegenden Phänomene der Menschheit; nämlich das „fleischgewordene Nein.“ Wer kennt sie nicht, die Verwandten/ Kollegen, die zu allem, was man ihnen vorschlägt, zuerst einmal mit „Nein“ antworten? Kulminierend im russischen: „Njet!“
Während bei „Venus, Polymer u. Sekt“ noch der spannenden Frage nach dem Urgrund (Urarsch?) nachgegangen wurde – ein eher philosophisches Thema –, steht hier ein stark praxisrelevanter Gedanke im Vordergrund: warum reagieren manche Menschen nahezu reflexartig mit „Nein“? Ist ihnen das qua Geburt in die Wiege gelegt worden? Falls ja: mütterlicher- o. väterlicherseits? Greifen hier die Mendelschen Gesetze? O. ist das abwehrende „Nein“ das Resultat eines jahrzehntelangen Sozialisationsprozesses?
Interessant auch der Hinweis, dass vom „Nein“ oft dann Gebrauch gemacht wird, wenn der Sprecher glaubt, damit auf geringen Widerstand beim Adressaten zu stoßen. Sobald er jedoch meint, dass das „Nein“ vom Publikum nicht goutiert wird, wechselt er mitunter chamäleonartig zum „Ja“. Wenngleich ihm dieser Schwenk im Nachhinein Leid tut, u. er versucht, das unfreiwillige „Ja“ durch einen Kompromiss irgendwie zu verwässern. Womit Engelbrecht eines der Kernelemente des parlamentarischen Entscheidungsprozesses klar erkannt u. verbal auf den Punkt gebracht hat. An dieser Stelle: Szenenapplaus!
Albrecht (der notorische Neinsager) wird auch kurz skizziert: herabhängender Mundwinkel, Wutfalte, steife Gestik, stockende Bewegung. Erinnert mich von der Physiognomie her so ein bisschen an Herbert Wehner. Der auch gerne „Njet“ sagte. Allerdings mitunter sehr erheiternde Redebeiträge im Bundestag ablieferte.
Ich finde die Geschichte recht amüsant. Aber: was die einen als lustig ansehen, entlockt den anderen allenfalls ein müdes Gähnen. Speziell der Humor ist vollkommen unterschiedlich verteilt auf die Menschen. Habe ich bereits als Kind bemerkt, wenn sich mein Vater (frühe 70er Jahre) über Dick & Doof o. Charlie Chaplin halbtot amüsierte u. meine Mutter ihn dabei nur mitleidsvoll von der Seite ansah. Die verzog damals keine Miene, während er vor Lachen beinahe vom Sofa runterfiel.
Im Gegensatz zu „Venus, ….“ hast du dieses Mal Absätze gebildet u. die Bandwurmsätze etwas verkürzt. Zudem bist du mit „sagte“ sparsamer umgegangen. Liest sich deshalb flüssiger als die Vorgängergeschichte.
Das Lesen von Geschichten in dieser Machart setzt eine gewisse Form des Humors voraus, den der eine halt hat u. der andere wiederum nicht. Auch hier könntest du Engelbrecht darüber nachdenken lassen, ob die individuelle Witzwahrnehmung vererbt o. anerzogen wird. Wäre – in deinem ureigenen Interesse als Autor – eine spannende Recherche.
Ich habe den Text auf jeden Fall gerne gelesen!
Ob’s dennoch Teil (2) geben wird? Lasse mich überraschen.
VG sinuhe
_________________ Beim Schreiben ist es wie mit der Prostitution. Zuerst macht man es aus Liebe, dann für ein paar Freunde und schließlich für Geld. (Molière) |
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