18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Montagsjazz: My Name Is...


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Vogel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag08.02.2013 22:52
Montagsjazz: My Name Is...
von Vogel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Es war das große Festival. Ganz große Namen. Alte Impulse-Helden und aktuelle Stars. Jeder, der in der Stadt etwas mit Jazz zu tun hatte, war dort. In dem schäbigen Club waren nur die letzten Verlierer übrig. Die, die kein Geld hatten und die, die keine Ahnung hatten. Die meisten hatten beides nicht. Und ein paar Typen, die immer da waren, weil sie spielen wollten, nur spielen, und die beim großen Festival nichts zu gewinnen hatten. Rolf am Schlagzeug, Christoph am Saxofon, Steve am Bass und Stefan am Piano. Der schäbige Club. Abgewetzte rote Sessel. Dunkle Wände, bierbespritzt. Ihr zweites zuhause.
„Komm spiel heute ein Schlagzeugsolo“, sagte Christoph, um Rolf zu ärgern.
„Schlagzeug ist kein Soloinstrument“, sagte Rolf zum tausendsten Mal, ohne Melodie in der Stimme und durch zusammengebissene Zähne. „Meinetwegen ein paar Fours. Aber das wars.“ Nie wollte er Soli spielen. Rolf im weinroten Pullover. Rolf, der auch wenn er rasiert war einen grauen Bartschatten hatte, grau wie ein Stück Recyclingpapier. Rolf ohne Humor.
Die Jungs legten los. Christoph war der Leader, ganz klar, schnippte den Rhythmus vor und dann bliesen sie den Watermelon Man. Christophs Hemd drei Knöpfe offen. Blitzende Uhr am Handgelenk. Das Publikum ignorierte sie. Wer hier war, wollte bloß Bier trinken. Kein Grund, sich nicht ins Zeug zu legen. Eindruck machen, bei den drei, vier anderen Musikern, die da auch noch saßen, die auf die Jam-Session warteten, die aber natürlich auch nicht hinguckten, viel zu cool dafür. Christoph beendete sein Solo mit einem Nicken zu Stefan, der auch so gewusst hätte, dass er an der Reihe ist. Er spielte Herbie Hancocks Solo mehr oder weniger nach und verspielte sich nur selten. Routinequalität. Lange, kantige Glieder in Jeans und weißem Hemd. Nase passend: eckiger Zinken. Dann wieder die Strophe, auf Christophs Kommando hin. Die Jungs hatten Spaß, aber sie hätten auch im Proberaum sein können. Christoph bedeute Steve, dass er dran war und er spielte sein Basssolo. Hopsendes Brummen, lustiger Melonenmann. Dann kamen die Fours. Schlagzeug, Saxofon, Schlagzeug, Piano, Schlagzeug, Bass und dann das ganze von vorn. Noch mal Strophe und aus. Sie ließen sich Zeit bis zum nächsten Stück und während dessen kam einer rein, der fiel auf.
Ein alter Schwarzer. Im Anzug, graue Wolle, Hemd in der Farbe von Zahnpastawerbung, Krawatte dunkle Seide. Hut auf dem Kopf, Trenchcoat. Saxofonköfferchen in der Hand. Voll das Klischee, der Typ. Ein feiner alter Jazzer. Bluenote-Bildband Fleisch geworden. Umständlich setzte er sich auf einen Stuhl, ganz nah an der Bühne. Er kaute auf seinem Gebiss und wartete auf die Bedienung. Die Jungs spielten weiter, Night in Tunisia. Alter Mann sah etwas zu und sein Fuß wippte und das Gebiss wackelte im Takt und zeigte, dass Musik im Blut war. Irgendwann begriff er, dass keine Bedienung kam und ging an die Theke und holte sich Cola.
Die vier auf der Bühne weiter mit dem Standardprogramm. Gleiche Reihenfolge der Soli, wieder die Fours am Schluss. Nur Christoph jetzt noch offensiver in seiner Leaderrolle, dauernd Nicken und kleine Gesten mit dem Sax. Der Alte hatte es ihm angetan, der sollte wissen, wer Christoph war. Aber der Greis sah kaum hin, nur das Fußwippen bewies, dass die Musik bei ihm ankam. Er hatte Papiere aus seinem Köfferchen geholt und blätterete darin. Rechnungen oder Noten. Als das Stück fertig war, stand er auf und ging an die Bühne.
„Can I play with you?“, fragte er heiser. Eindeutiger Verstoß gegen die Ettikette, denn die Jam-Session war erst später und jetzt spielte das Quartett, das Christoph-Quartett. Aber heute war sowieso kein normaler Abend und offenbar traute sich Christoph bei einem Schwarzen nicht, nein zu sagen.
„No problem, come up“, sagte er.
Der Alte holte sein Saxofon und erklomm mühsam die Bühne. Christoph sah nur zu. Stefan stand auf um zu helfen. Der Alte sah sich nach einem Sitz um und Stefan gab ihm einen Hocker.
„What will you play?“, fragte der Alte.
„What can you play, man?“, fragte Christoph. Der Alte hob nur die Brauen.
„Do you know on green dolphin street, man?“, fragte Christoph.
Der Alte grinste. Gebiss hemdfarben. „Yeah, I know that one. Let´s play.“
Christoph schnippte sich einen und los. Sie spielten das Thema und gleich war klar, dass der Alte was konnte. Ein weicher, voller Sound, fast schon Coleman-Hawkins-Schule, aber dann wieder einige Schärfen drin, die sich gewaschen hatten. Christoph nahm sich das erste Solo und legte gut vor. Silberbänder in der Luft, die das Leiter-Rutschbahnspiel spielten. Rauf, runter, Akkordtreppengetrappel. Der Alte unterstüzte ihn immer wieder mit Fill-Ins. Jedesmal zog Christoph die Brauen streng zusammen. Was wollte der Alte eigentlich. Christoph spielte soliden Bebop und endete mit einem spektakulären Stakkato. Dann nickte er dem Alten zu, ein bißchen zu aufmunternd. Doch da hatte der sich schon eingeschaltet. Und er meldete sich mit einem Ton zu Wort, scharf wie Sandpapier, zugleich mit einem Oberton, einem Vogelsang, einem klaren Zwitschern, das beinahe zweistimmig klang. Den Sound kannte man doch. Das hatte er doch von irgendeinem der Meister geklaut, von wem doch gleich. Wessen Trademark kopierte er da? Und dann legte er los und schleuderte Grooves heraus und Harmonieketten, dass die Wände wackelten. Das war nicht normal. Wenn es hier in der Region einen alten Sack gab, der so spielen konnte, wieso kannten sie ihn noch nicht? Das war höchstes Niveau. Der Alte hielt sich nicht mehr ans Tempo sondern wurde schneller und drückte der Rhythmusgruppe einen neuen Swing auf. Nahm sich einfach den Beat und zog ihn an.
Moment mal, Moment mal, dachten Rolfs Augen, zwischen empört und panisch. Steve hatte den Takt des Alten aufgegriffen, und nun war es der Drummer, der hinterher musste. Der Alte beendete sein Solo. Christoph vergaß, seine überflüssigen Kommandos zu verteilen. Aber Stefan setzte auch von sich aus mit dem Piano-Solo an. Er spielte brav und gut. Sobald er mal etwas Interessantes läuten ließ, verstärkte ihn der Alte mit Appreggios und sparte nicht daran, kleine Rhythmusfiguren einzustreuen, die den verschärften Swing in Gang hielten. Christoph versuchte mit ihm mitzuziehen, aber was er spielte, war jetzt erstickt und schwach. Der Alte spielte immer schrägere Sachen und zwang Stefan dadurch, Harmonien zu nutzen, die gar nicht vorgesehen waren. All die vorgefertigten Solofragmente verloren an Gültigkeit und Stefan haute einfach raus, was ihm in die Finger zuckte. Das Ganze hatte nicht mehr viel mit On Green Dolphin Street zu tun.
In einer Trotzreaktion begann Christoph mit einem zweiten Solo. Der Alte wollte Avant-Garde? Sollte er Avant-Garde kriegen. Christoph packte alles aus, was er hatte. Er verließ die Harmoniegesetze und überbließ die Töne. Er quietschte und knarrzte und machte Geräusche wie ein Pharoah-Sanders-Imitator. Er legte richtig was vor. Pech gehabt. Sollte er mal nicht denken, dass er da dem Alten was voraus hatte. Der fing erst an. Zweites Solo alter Mann. Spielte Hochgeschwindigkeitsläufe von Coltraneschen Ausmaßen. Teile, die wie Wasserfarben ineinander liefen. Keine Töne, nur noch Strudel aus Sound, die verschwammen, geronnen, Blasen warfen. Schreie, Sirenen, Melodiewasserfälle. Die Jungs waren platt. Münder offen, Stirnen gerunzelt.
Aber dann war Steve dran und spielte ein Basssolo jenseits aller Grenzen. Es lief und lief und lief, wie Jimmy Garrison live in Japan. Immer wieder gab es Yeahs von dem alten Mann. Steve wuchs über sich hinaus. Und schließlich wieder die Fours. Aber was geschah? Rolf spielte weiter. Über die Breaks hinweg. Der Alte feuerte ihn an. Christophs und Stefans Versuche, die Strophe wieder zu spielen, verhallten, abgebrochen, weil der Alte Rolf mit Saxofonstößen zu einem Solo trieb, das sich gewaschen hatte. Rolf schrie über die Toms hinweg, die Augen gechlossen, den Kopf im Nacken. So etwas war noch nie geschehen. Rolf, der am liebsten mit Besen spielte. Rolf, der seine Sticks in einem Aktenkoffer transportierte. Rolf, der täglich die Schuhe putzte und nie ein Solo spielte. Schlagzeug ist kein Soloinstrument. Dieser Rolf schnarrte auf der Snare, rumpelte über die Tomtoms, ließ Becken krachen und hielt trotzdem den Beat.
Und während er immer weiter wirbelte, griff der Alte die Melodie wieder auf, führte sie alle zusammen wieder zur Strophe und unisono swingten sie die Delphinstraße entlang. Eine Coda über fünf Minuten und schließlich Ende. Sie hatten eine Dreiviertelstunde gespielt. Die Jungs schwitzten. Sie atmeten schwer. Sie sahen sich aus weiten Augen an. Christoph gab Zigaretten aus. Schweigend, wie Bergsteiger, die am Gipfel wortlos ihr Vesper teilen.
Der Alte packte sein Saxofon ein. „Sorry guys“, sagte er. „I was just looking for a quiet place to play a little. Just some warmup for the show tomorrow. I´m in town for that festival, you know? Sorry guys, I shoulda told you. My name is Archie Shepp.“





Der dritte Teil meiner Serie Montagsjazz. Irgendwie ist es mir nicht gelungen, die Intensität von "little Redhead" ( http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=39998&highlight= )zu erreichen. Ich fand die Idee gut, aber irgendwie springt der Funken nicht über. Habt Ihr eine Idee, wieso?



_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
Beiträge: 647



Beitrag09.02.2013 10:10
Re: Montagsazz: My Name Is...
von madrilena
Antworten mit Zitat

Hallo Vogel - hier ein paar Anmerkungen zu Deinem Text, der mich vom ersten Augenblick an fesselte. Es muss einer aber sehr viel von Jazz verstehen, um all die Begriffe einordnen zu können, was ich nicht kann. Aber was ich toll fand, war das Tempo, war der Aufbau, war das Nachvollziehenkönnen von dem Wandel in der Gruppe - erst grau und unbeachtet, eigentlich lahm und soooo ordentlich und dann das Gegenteil. Toll beschrieben. Was ich "verbessert" habe, sind peanuts. Übrigens passt hier für mich auch das Englisch, obgleich ich sonst so sehr das Deutsch betone und richtig finde. In diese Geschichte passt es einfach. Deine Frage betreffend, für mich springt der Funke über.
Gruß madrilena

Vogel hat Folgendes geschrieben:
Es war das große Festival. Ganz große Namen. Alte Impulse-Helden und aktuelle Stars. Jeder, der in der Stadt etwas mit Jazz zu tun hatte, war dort. In dem schäbigen Club waren nur die letzten Verlierer übrig. Die, die kein Geld hatten und die, die keine Ahnung hatten. Die meisten hatten beides nicht. Und ein paar Typen, die immer da waren, weil sie spielen wollten, nur spielen, und die beim großen Festival nichts zu gewinnen hatten. Rolf am Schlagzeug, Christoph am Saxofon, Steve am Bass und Stefan am Piano. Der schäbige Club. Abgewetzte rote Sessel. Dunkle Wände, bierbespritzt. Ihr zweites zuhause.
„Komm, spiel heute ein Schlagzeugsolo“, sagte Christoph, um Rolf zu ärgern.
„Schlagzeug ist kein Soloinstrument“, sagteantwortete Rolf zum tausendsten Mal, ohne Melodie in der Stimme und durch zusammengebissene Zähne. „Meinetwegen ein paar Fours. Aber das wars.“ Nie wollte er Soli spielen. Rolf im weinroten Pullover. Rolf, der, auch wenn er rasiert war, einen grauen Bartschatten hatte, grau wie ein Stück Recyclingpapier. Rolf ohne Humor.
Die Jungs legten los. Christoph war der Leader, ganz klar, schnippte den Rhythmus vor und dann bliesen sie den Watermelon Man. Christophs Hemd drei Knöpfe offen. Blitzende Uhr am Handgelenk. Das Publikum ignorierte sie. Wer hier war, wollte bloß Bier trinken. Kein Grund, sich nicht ins Zeug zu legen. Eindruck machen, bei den drei, vier anderen Musikern, die da auch noch saßen, die auf die Jam-Session warteten, die aber natürlich auch nicht hinguckten, viel zu cool dafür. Christoph beendete sein Solo mit einem Nicken zu Stefan, der auch so gewusst hätte, dass er an der Reihe ist. Er spielte Herbie Hancocks Solo mehr oder weniger nach und verspielte sich nur selten. Routinequalität. Lange, kantige Glieder in Jeans und weißem Hemd. Nase passend: eckiger Zinken. Dann wieder die Strophe, auf Christophs Kommando hin. Die Jungs hatten Spaß, aber sie hätten auch im Proberaum sein können. Christoph bedeute bedeutete Steve, dass er dran war und er spielte sein Basssolo. Hopsendes Brummen, lustiger Melonenmann. Dann kamen die Fours. Schlagzeug, Saxofon, Schlagzeug, Piano, Schlagzeug, Bass und dann das ganze von vorn. Noch mal Strophe und aus. Sie ließen sich Zeit bis zum nächsten Stück und während dessen kam einer rein, der fiel auf.
Ein alter Schwarzer. Im Anzug, graue Wolle, Hemd in der Farbe von Zahnpastawerbung, Krawatte dunkle Seide. Hut auf dem Kopf, Trenchcoat. Saxofonköfferchen in der Hand. Voll das Klischee, der Typ. Ein feiner alter Jazzer. Bluenote-Bildband Fleisch geworden. Umständlich setzte er sich auf einen Stuhl, ganz nah an der Bühne. Er kaute auf seinem Gebiss und wartete auf die Bedienung. Die Jungs spielten weiter, Night in Tunisia. Alter Mann sah etwas zu und sein Fuß wippte und das Gebiss wackelte im Takt und zeigte, dass Musik im Blut war. Irgendwann begriff er, dass keine Bedienung kam und ging an die Theke und holte sich Cola.
Die vier auf der Bühne weiter mit dem Standardprogramm. Gleiche Reihenfolge der Soli, wieder die Fours am Schluss. Nur Christoph jetzt noch offensiver in seiner Leaderrolle, dauernd Nicken und kleine Gesten mit dem Sax. Der Alte hatte es ihm angetan, der sollte wissen, wer Christoph war. Aber der Greis (passt meiner Meinung nach nicht zum Stil und nicht zu dieser Figur. Dann schon eher Opa oder so) sah kaum hin, nur das Fußwippen bewies, dass die Musik bei ihm ankam. Er hatte Papiere aus seinem Köfferchen geholt und blätterete darin. Rechnungen oder Noten. Als das Stück fertig war, stand er auf und ging an die Bühne.
„Can I play with you?“, fragte er heiser. Eindeutiger Verstoß gegen die Ettikette, (Etikette)denn die Jam-Session war erst später und jetzt spielte das Quartett, das Christoph-Quartett. Aber heute war sowieso kein normaler Abend und offenbar traute sich Christoph bei einem Schwarzen nicht, nein zu sagen.
„No problem, come up“, sagte er.
Der Alte holte sein Saxofon und erklomm mühsam die Bühne. Christoph sah nur zu. Stefan stand auf, um zu helfen. Der Alte sah sich nach einem Sitz um und Stefan gab ihm einen Hocker.
„What will you play?“, fragte der Alte.
„What can you play, man?“, fragte Christoph. Der Alte hob nur die Brauen.
„Do you know on green dolphin street, man?“, fragte Christoph.
Der Alte grinste. Gebiss hemdfarben (das Gebiss wird meiner Meinung nach zuoft erwähnt). „Yeah, I know that one. Let´s play.“
Christoph schnippte sich einen und los. Sie spielten das Thema und gleich war klar, dass der Alte was konnte. Ein weicher, voller Sound, fast schon Coleman-Hawkins-Schule, aber dann wieder einige Schärfen drin, die sich gewaschen hatten. Christoph nahm sich das erste Solo und legte gut vor. Silberbänder in der Luft, die das Leiter-Rutschbahnspiel spielten. Rauf, runter, Akkordtreppengetrappel. Der Alte unterstüzte ihn immer wieder mit Fill-Ins. Jedesmal zog Christoph die Brauen streng zusammen. Was wollte der Alte eigentlich? Christoph spielte soliden Bebop und endete mit einem spektakulären Stakkato. Dann nickte er dem Alten zu, ein bißchen zu aufmunternd. Doch da hatte der sich schon eingeschaltet. Und er meldete sich mit einem Ton zu Wort, scharf wie Sandpapier, zugleich mit einem Oberton, einem Vogelsang, einem klaren Zwitschern, das beinahe zweistimmig klang. Den Sound kannte man doch. Das hatte er doch von irgendeinem der Meister geklaut, von wem doch gleich. Wessen Trademark kopierte er da? Und dann legte er los und schleuderte Grooves heraus und Harmonieketten, dass die Wände wackelten. Das war nicht normal. Wenn es hier in der Region einen alten Sack gab, der so spielen konnte, wieso kannten sie ihn noch nicht? Das war höchstes Niveau. Der Alte hielt sich nicht mehr ans Tempo, sondern wurde schneller und drückte der Rhythmusgruppe einen neuen Swing auf. Nahm sich einfach den Beat und zog ihn an.
Moment mal, Moment mal, dachten Rolfs Augen, zwischen empört und panisch. Steve hatte den Takt des Alten aufgegriffen, und nun war es der Drummer, der hinterher musste. Der Alte beendete sein Solo. Christoph vergaß, seine überflüssigen Kommandos zu verteilen. Aber Stefan setzte auch von sich aus mit dem Piano-Solo an. Er spielte brav und gut. Sobald er mal etwas Interessantes läuten ließ, verstärkte ihn der Alte mit Appreggios und sparte nicht daran, kleine Rhythmusfiguren einzustreuen, die den verschärften Swing in Gang hielten. Christoph versuchte mit ihm mitzuziehen, aber was er spielte, war jetzt erstickt und schwach. Der Alte spielte immer schrägere Sachen und zwang Stefan dadurch, Harmonien zu nutzen, die gar nicht vorgesehen waren. All die vorgefertigten Solofragmente verloren an Gültigkeit und Stefan haute einfach raus, was ihm in die Finger zuckte. Das Ganze hatte nicht mehr viel mit On Green Dolphin Street zu tun.
In einer Trotzreaktion begann Christoph mit einem zweiten Solo. Der Alte wollte Avant-Garde? Sollte er Avant-Garde kriegen. Christoph packte alles aus, was er hatte. Er verließ die Harmoniegesetze und überbließ (überblies) die Töne. Er quietschte und knarrzte und machte Geräusche wie ein Pharoah-Sanders-Imitator. Er legte richtig was vor. Pech gehabt. Sollte er mal nicht denken, dass er da dem Alten was voraus hatte. Der fing erst an. Zweites Solo alter Mann. Spielte Hochgeschwindigkeitsläufe von Coltraneschen Ausmaßen. Teile, die wie Wasserfarben ineinander liefen. Keine Töne, nur noch Strudel aus Sound, die verschwammen, geronnen, Blasen warfen. Schreie, Sirenen, Melodiewasserfälle. Die Jungs waren platt. Münder offen, Stirnen gerunzelt.
Aber dann war Steve dran und spielte ein Basssolo jenseits aller Grenzen. Es lief und lief und lief, wie Jimmy Garrison live in Japan. Immer wieder gab es Yeahs von dem alten Mann. Steve wuchs über sich hinaus. Und schließlich wieder die Fours. Aber was geschah? Rolf spielte weiter. Über die Breaks hinweg. Der Alte feuerte ihn an. Christophs und Stefans Versuche, die Strophe wieder zu spielen, verhallten, abgebrochen, weil der Alte Rolf mit Saxofonstößen zu einem Solo trieb, das sich gewaschen hatte. Rolf schrie über die Toms hinweg, die Augen gechlossen, den Kopf im Nacken. So etwas war noch nie geschehen. Rolf, der am liebsten mit Besen spielte. Rolf, der seine Sticks in einem Aktenkoffer transportierte. Rolf, der täglich die Schuhe putzte und nie ein Solo spielte. Schlagzeug ist kein Soloinstrument. Dieser Rolf schnarrte auf der Snare, rumpelte über die Tomtoms, ließ Becken krachen und hielt trotzdem den Beat.
Und während er immer weiter wirbelte, griff der Alte die Melodie wieder auf, führte sie alle zusammen wieder zur Strophe und unisono swingten sie die Delphinstraße entlang. Eine Coda über fünf Minuten und schließlich Ende. Sie hatten eine Dreiviertelstunde gespielt. Die Jungs schwitzten. Sie atmeten schwer. Sie sahen sich aus weiten Augen an. Christoph gab Zigaretten aus. Schweigend, wie Bergsteiger, die am Gipfel wortlos ihr Vesper teilen.
Der Alte packte sein Saxofon ein. „Sorry guys“, sagte er. „I was just looking for a quiet place to play a little. Just some warmup for the show tomorrow. I´m in town for that festival, you know? Sorry guys, I shoulda told you. My name is Archie Shepp.“





Der dritte Teil meiner Serie Montagsjazz. Irgendwie ist es mir nicht gelungen, die Intensität von "little Redhead" ( http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=39998&highlight= )zu erreichen. Ich fand die Idee gut, aber irgendwie springt der Funken nicht über. Habt Ihr eine Idee, wieso?


_________________
Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
Erhältlich bei Amazon über buchimport Peter Reimer + in Buchhandlungen
Schatten umarmen auch über Libri.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag09.02.2013 18:33

von Malaga
Antworten mit Zitat

Hallo Vogel,
mir ging es so, dass mir die Geschichte zunächst sehr gut gefiel, doch in der Mitte hätte ich wohl, wenn's nicht hier im Forum stehen würde, nicht weiter gelesen, weil ich den Eindruck hatte, dass ist von einem Jazzer für Jazzer, also für eine ganz bestimmte Zielgruppe, der ich nicht angehöre. Das suggeriert ja auch schon dieser Serien-Titel "Montagsjazz".
Dass ich dann doch weiter gelesen habe, hat sich sehr gelohnt, die Idee und die Pointe sind total gut.
Deine Sprache gefällt mir, auch der Humor im Kleinen, z.B. das im Rhythmus wackelnde Gebiss, wobei das Bild einige Sekunden zm Entstehen brauchte über den Umweg des Gebisses einer Großtante Smile
Etliche kleine Fehler gibt es, aber danach hast Du ja nicht gefragt.
Hoffe, die Rückmeldung nützt etwas.
Grüße,
Malaga
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag10.02.2013 18:30

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Also bei mir sprang der Funke über. Hat aber sicherlich damit zu tun, dass ich riesen Jazz-Fan bin. Insofern kann ich das nachempfinden, wie die Gruppe hier völlig in Ekstase gerät (auch wenn "On green dolphin street" doch eigentlich sehr gechillt ist?).
Für mich erzeugt Jazz, wenn er sich nicht gerade völlig in seiner Dynamik auflöst, immer ein Kopfkino, d.h. ich bin völlig woanders, vergesse fast, dass ich da Musik höre, bspw. bei "A night in Tunisia" oder auch bei "So What", da spüre ich die Stadt förmlich. Daher finde ich, dass der Text auch an der ein oder anderen Stelle mal aus der Kneipenszenerie ausbrechen darf, die Musik sich mal vergessen und zu Bildern werden sollte, d.h. die technischen Details runtergefahren werden könnten. Ansonsten fand ich den Groove des Textes sehr passend.
Komisch fand ich, dass Jazz-Musiker wie die Archie Shepp nicht erkennen.

LG David


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
Beiträge: 647



Beitrag10.02.2013 19:39

von madrilena
Antworten mit Zitat

Hallo Vogel - was ich noch vergessen habe - wo ist die Reaktion des Publikums? Schließlich ist es eines, das in Jazzkeller oder -cafés geht, die müssten doch reagieren, aufspringen vorstürmen, irgend etwas, aber etwas Begeisterndes.
madrilena


_________________
Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
Erhältlich bei Amazon über buchimport Peter Reimer + in Buchhandlungen
Schatten umarmen auch über Libri.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Vogel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag10.02.2013 23:42

von Vogel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für Eure Antworten!
Es freut mich, dass der Text offensichtlich auch für nicht-Jazz-Freunde funktioniert und verständlich ist.

@Malaga: kannst Du noch genauer sagen, an welcher Stelle Du die Lust verloren hättest? Vielleicht kann ich analysieren, was den Spannungsfaden abreißen lässt. Die etlichen kleinen Fehler würden mich schon interessieren, aber nur, wenn Du die Muße dafür hast.

@David: ein Lob von einem Jazzfreund freut mich besonders. Bis jetzt haben die Texte in erster Linie "Jazz-Laien" gelesen. Ja, vielleicht hätte ich mutiger mit Bildern sein können, vielleicht kam mir der Text daher etwas zu hölzern vor. "On green dolphin street" hatte ich gewählt, damit der Kontrast stärker ist, von dem, wie es anfängt und dem, was daraus wird. Eigentlich müssten sie Shepp natürlich erkennen, aber meine Idee war, dass sie eben überhaupt nicht damit rechnen, gerade an einem Abend wo so tote Hose ist. Sie halten ihn eben eher für einen Aufschneider. Allerdings - das fällt mir jetzt erst auf - dass Archie Shepp in der Stadt ist müssten sie natürlich mitbekommen haben, das Programm des Festivals werden sie wohl studiert haben. Dann müsste man ihn auch erkennen... Vielleicht sollte man es ändern und er macht dort Studioaufnahmen oder so. Muss ich drüber nachdenken.

@Madrilena: stimmt, ich sollte das Publikum mehr einbeziehen. Wobei ja kaum jemand da ist, der es zu schätzen weiß. Aber die paar, die habe ich unterschlagen...

Noch mal Danke!
Vogel


_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
Beiträge: 647



Beitrag11.02.2013 11:04

von madrilena
Antworten mit Zitat

Die etlichen kleinen Fehler habe ich doch schon in Deinem Text rot markiert und das Richtige dahinter oder meine Meinung dazu und das alles in grün.
Vielleicht hilft das.
madrilena


_________________
Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
Erhältlich bei Amazon über buchimport Peter Reimer + in Buchhandlungen
Schatten umarmen auch über Libri.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Vogel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag11.02.2013 13:45

von Vogel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ja, danke. Meine Bitte war an Malaga gerichtet, die offenbar noch mehr gefunden hat (oder die gleichen meint?).

_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag11.02.2013 14:36

von Malaga
Antworten mit Zitat

Hallo Vogel,
der Faden riss ab, als die detaillierte Beschreibung der Jazz-Session begann, ein Grund waren sicher die von madrilena bereits erwähnten Fachbegriffe, auf jeden Fall hatte ich den Eindruck, der Text ist nicht an mich als Laien gerichtet(ganz normaler durchschnittlicher Mensch, der Jazz mag, aber nicht ausschließlich und nicht jeden), sondern an insider. Man ahnt als Leser ja nicht, zu welcher dicken Pointe die Geschichte führt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag11.02.2013 15:03
Re: Montagsazz: My Name Is...
von Malaga
Antworten mit Zitat

Fortsetzng:
Vogel hat Folgendes geschrieben:
Es war das große Festival. Ganz große Namen. Alte Impulse-Helden und aktuelle Stars. Jeder, der in der Stadt etwas mit Jazz zu tun hatte, war dort. In dem schäbigen Club Name fände ich hier gut, waren nur die letzten Verlierer übrig. Die, die kein Geld hatten und die, die keine Ahnung hatten. Die meisten hatten beides nicht. Und ein paar Typen, die immer da waren, weil sie spielen wollten, nur spielen, und die beim großen Festival nichts zu gewinnen hatten. Rolf am Schlagzeug, Christoph am Saxofon, Steve am Bass und Stefan am Piano. Der schäbige Club. Abgewetzte rote Sessel. Dunkle Wände, bierbespritzt. Ihr zweites Zuhause.
„Komm, spiel heute ein Schlagzeugsolo“, sagte Christoph, um Rolf zu ärgern.
„Schlagzeug ist kein Soloinstrument“, sagte Rolf zum tausendsten Mal, ohne Melodie in der Stimme und durch zusammengebissene Zähne. „Meinetwegen ein paar Fours. Aber das wars.“ Nie wollte er Soli spielen. Rolf im weinroten Pullover. Rolf, der auch,Komma wenn er rasiert war,Komma einen grauen Bartschatten hatte, grau wie ein Stück Recyclingpapier. Rolf ohne Humor.
Die Jungs legten los. Christoph war der Leader, ganz klar, schnippte den Rhythmus vor und dann bliesen sie den Watermelon Man. Christophs Hemd drei Knöpfe offen. Blitzende Uhr am Handgelenk. Das Publikum ignorierte sie. Wer hier war, wollte bloß Bier trinken. Kein Grund, sich nicht ins Zeug zu legen. Eindruck machen, bei den drei, vier anderen Musikern, die da auch noch saßen, die auf die Jam-Session warteten, die aber natürlich auch nicht hinguckten, viel zu cool dafür. Christoph beendete sein Solo mit einem Nicken zu Stefan, der auch so gewusst hätte, dass er an der Reihe war. Er spielte Herbie Hancocks Solo mehr oder weniger nach und verspielte sich nur selten. Routinequalität. Lange, kantige Glieder in Jeans und weißem Hemd. Nase passend: eckiger Zinken. Dann wieder die Strophe, auf Christophs Kommando hin. Die Jungs hatten Spaß, aber sie hätten auch im Proberaum sein können. Christoph bedeutete Steve, dass er dran war und er spielte sein Basssolo. Hopsendes Brummen, lustiger Melonenmann. Dann kamen die Fours. Schlagzeug, Saxofon, Schlagzeug, Piano, Schlagzeug, Bass und dann das ganze von vorn. Noch mal Strophe und aus. Sie ließen sich Zeit bis zum nächsten Stück und während dessen [b]währenddessen [/b]kam einer rein, der fiel auf.
Ein alter Schwarzer. Im Anzug, graue Wolle, Hemd in der Farbe von Zahnpastawerbung, Krawatte dunkle Seide. Hut auf dem Kopf, Trenchcoat. Saxofonköfferchen in der Hand. Voll das Klischee, der Typ. Ein feiner alter Jazzer. Bluenote-Bildband Fleisch geworden. Umständlich setzte er sich auf einen Stuhl, ganz nah an der Bühne. Er kaute auf seinem Gebiss und wartete auf die Bedienung. Abschnitt machen. Die Jungs spielten weiter, Night in Tunisia. Alter Mann sah etwas zu und sein Fuß wippte und das Gebiss wackelte im Takt und zeigte, dass Musik im Blut war. Irgendwann begriff er, dass keine Bedienung kam und ging an die Theke und holte sich Cola.
Die vier auf der Bühne weiter mit dem Standardprogramm. Gleiche Reihenfolge der Soli, wieder die Fours am Schluss. Nur Christoph jetzt noch offensiver in seiner Leaderrolle, dauernd Nicken und kleine Gesten mit dem Sax. Der Alte hatte es ihm angetan, der sollte wissen, wer Christoph war. Aber der Greis sah kaum hin, nur das Fußwippen bewies, dass die Musik bei ihm ankam. Er hatte Papiere aus seinem Köfferchen geholt und blätter[b]e[/b]te darin. Rechnungen oder Noten. Als das Stück fertig war, stand er auf und ging an die Bühne.
„Can I play with you?“, fragte er heiser. Eindeutiger Verstoß gegen die Ettikette, denn die Jam-Session war erst später und jetzt spielte das Quartett, das Christoph-Quartett. Aber heute war sowieso kein normaler Abend und offenbar traute sich Christoph bei einem Schwarzen nicht, nein zu sagen.
„No problem, come up“, sagte er.
Der Alte holte sein Saxofon und erklomm mühsam die Bühne. Christoph sah nur zu. Stefan stand auf um zu helfen. Der Alte sah sich nach einem Sitz um und Stefan gab ihm einen Hocker.
„What will you play?“, fragte der Alte.
„What can you play, man?“, fragte Christoph. Der Alte hob nur die Brauen.
„Do you know on green dolphin street, man?“, fragte Christoph.
Der Alte grinste. Gebiss hemdfarben. „Yeah, I know that one. Let´s play.“
Christoph schnippte sich einen und los. Sie spielten das Thema und gleich war klar, dass der Alte was konnte. Ein weicher, voller Sound, fast schon Coleman-Hawkins-Schule, aber dann wieder einige Schärfen drin, die sich gewaschen hatten. Christoph nahm sich das erste Solo und legte gut vor. Silberbänder in der Luft, die das Leiter-Rutschbahnspiel spielten. Rauf, runter, Akkordtreppengetrappel. Der Alte unterstüzte ihn immer wieder mit Fill-Ins. Jedesmal zog Christoph die Brauen streng zusammen. Was wollte der Alte eigentlich. Christoph spielte soliden Bebop und endete mit einem spektakulären Stakkato. Dann nickte er dem Alten zu, ein bißchen zu aufmunternd. Doch da hatte der sich schon eingeschaltet. Und er meldete sich mit einem Ton zu Wort, scharf wie Sandpapier, zugleich mit einem Oberton, einem Vogelsang, einem klaren Zwitschern, das beinahe zweistimmig klang. Den Sound kannte man doch. Das hatte er doch von irgendeinem der Meister geklaut, von wem doch gleich. Wessen Trademark kopierte er da? Und dann legte er los und schleuderte Grooves heraus und Harmonieketten, dass die Wände wackelten. Das war nicht normal. Wenn es hier in der Region einen alten Sack gab, der so spielen konnte, wieso kannten sie ihn noch nicht? Das war höchstes Niveau. Der Alte hielt sich nicht mehr ans Tempo sondern wurde schneller und drückte der Rhythmusgruppe einen neuen Swing auf. Nahm sich einfach den Beat und zog ihn an.

Hier ungefähr hätte ich abgebrochen.
Vielleicht reicht es schon, Absätze zu machen oder Musikbeschreibung und Reaktionen der Musiker deutlicher zu trennen, keine Ahnung.
Deine Art zu beschreiben ist wirklich total gut, unabhängig vom Thema.
Grüße, Malaga
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Vogel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag12.02.2013 23:19
zweite Fassung, grunderneuert.
von Vogel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das einzige, was heute abend tanzte, war der Staub unter den abgewetzten roten Sesseln, von den Schallwellen zum Hüpfen gebracht. Montags war nie viel los, in dem kleinen Jazzclub. Aber heute hatte die Montagsflaute ihren Tiefpunkt erreicht. Hinter der Bar stützte Resa ihren runden, blondgelockten Kopf auf die Hände. Ihre kugeligen Brüste dehnten das Feinripp eines weißen Unterhemds. Ein großer Moment in der Geschichte des Sexappeals, der genauso unbeachtet blieb, wie die Musik. In dem Tonstudio zwei Straßen weiter war wahrscheinlich mehr Stimmung als hier. Da, wo sie manchmal sogar richtig große Namen produzierten.
Auf der Bühne ein stinkender Teppich, der das Schlagzeug am Rutschen hindern sollte. Ein Wald aus glänzendem Gestänge: Teile des Drumsets, Notenhalter, Mikrofonständer, höhenverstellbare Hocker. Flügelschrauben, verchromte Gelenke, Gummifüße. Am Boden eine Schlangengrube aus schwarzen Kabeln, tausendfach von biernassen Schuhsohlen getreten. Vier Kerle da oben, tiefenentspannt. Rolf am Schlagzeug, Christoph am Saxofon, Steve am Bass und Stefan am Piano.
„Komm spiel heute ein Schlagzeugsolo“, sagte Christoph, um Rolf zu ärgern.
„Schlagzeug ist kein Soloinstrument“, sagte Rolf zum tausendsten Mal, ohne Melodie in der Stimme und durch zusammengebissene Zähne. „Meinetwegen ein paar Fours. Aber das wars.“ Nie wollte er Soli spielen. Rolf im weinroten Pullover. Rolf, der, auch wenn er rasiert war, einen grauen Bartschatten hatte, grau wie ein Stück Recyclingpapier. Rolf ohne Humor.
Eine Nummer hatten sie schon gespielt, nach langem Warten. Irgendwann hatte Resa sie aufgefordert, anzufangen. Kippe im Mund hatte sie Bier gebracht und im Weggehen gesagt: „Und jetzt wird mal Musik gemacht.“ Oberste Coolnessregel für Musiker: immer so tun, als wolle man nicht spielen. Sich bitten lassen. Zeit lassen.
Aber jetzt das zweite Stück. Christoph war der Leader, ganz klar, schnippte den Rhythmus vor und dann bliesen sie den Watermelon Man. Christophs Hemd drei Knöpfe offen. Blitzende Uhr am Handgelenk. Das Publikum ignorierte sie. Das Publikum bestand aus vier amerikanischen College-Studenten, unter 21, in Deutschland berechtigt, Alkohol zu kaufen. Aus Horst, jeden Abend hier seit 1978, Gehirn in dieser Zeit in einer Bierflasche liegen gelassen. Und aus einer ungefähren Handvoll Musiker, genaue Anzahl schwankend um kommende und gehende Kompagnons und Freundinnen, positioniert am Stammplatz links vor der Bühne. Die warteten auf die Jam-Session. Wenn sie denn später spielen würden, unklar, Coolness-Regel.
Auch wenn keiner guckte, gehört wurde es doch, und daher musste man oben gute Läufe spielen, es galt einen Ruf zu verteidigen. Christoph beendete sein Solo mit einem Nicken zu Stefan, der auch so gewusst hätte, dass er an der Reihe ist. Er spielte Herbie Hancocks Solo mehr oder weniger nach und verspielte sich nur selten. Routinequalität. Lange, kantige Glieder in Jeans und weißem Hemd. Wie eine Marionette über das Klavier geklappt. Nase passend: eckiger Zinken. Dann wieder die Strophe, auf Christophs Kommando hin. Die Jungs hätten auch im Proberaum sein können. Christoph bedeutete Steve, dass er dran war. Basssolo. Hopsendes Brummen, lustiger Melonenmann. Dann kamen die Fours. Schlagzeug, Saxofon, Schlagzeug, Piano, Schlagzeug, Bass und dann das ganze von vorn. Noch mal Strophe und aus. Sie ließen sich schon wieder Zeit bis zum nächsten Stück. Resa brachte Bier und Schnaps für die Amis. Vierte Runde. Baseballkappen und Poloshirts. Jetzt wurde doch noch ihre Sexiness bemerkt. Und kommentiert. „Shut the fuck up or I´ll kick your asses out of this place.“ Sie drückte ihre Zigarette im Aschenbecher des Amitischs aus und sie verstummten. Jeder der vier konnte sich vorstellen, wie sein Gesicht unter ihrem Absatz zigarettenfilterartig zerquetscht wurde.
Und dann kam einer rein, der fiel auf.
Ein alter Schwarzer. Im Anzug, graue Wolle, Hemd in der Farbe von Zahnpastawerbung, Krawatte dunkle Seide. Hut auf dem Kopf, Trenchcoat. Saxofonköfferchen in der Hand. Voll das Klischee, der Typ. Ein feiner alter Jazzer. Bluenote-Bildband Fleisch geworden. Umständlich setzte er sich auf einen Stuhl, ganz nah an der Bühne. Die Jungs spielten weiter, Night in Tunisia. Alter Mann sah etwas zu und sein Fuß wippte und das Gebiss wackelte im Takt und zeigte, dass Musik im Blut war. Resa kam zu ihm und was er sagte, veranlasste sie nicht zu Drohungen, sondern zu einem Schelmenlächeln. Sie brachte ihm Cola.
Die vier auf der Bühne weiter mit dem Standardprogramm. Gleiche Reihenfolge der Soli, wieder die Fours am Schluss. Nur Christoph jetzt noch offensiver in seiner Leaderrolle, dauernd Nicken und kleine Gesten mit dem Sax. Der Alte hatte es ihm angetan, der sollte wissen, wer Christoph war. Aber der Greis sah kaum hin, nur das Fußwippen bewies, dass die Musik bei ihm ankam. Er hatte Papiere aus seinem Köfferchen geholt und blätterete darin. Rechnungen oder Noten. Resa saß jetzt auf einem Barhocker, den Oberkörper halb über den Tresen gehängt, und schrieb etwas in ein Tagebuch. Mit der anderen Hand stützte sie den Kopf, eine Zigarette zwischen den Fingern bedrohlich nah am zerzausten Haar.
Als das Stück fertig war, stand der Schwarze auf und ging an die Bühne.
„Can I play with you?“, fragte er heiser. Eindeutiger Verstoß gegen die Etikette, denn die Jam-Session war erst später und jetzt spielte das Quartett, das Christoph-Quartett. Aber heute war sowieso kein normaler Abend und offenbar traute sich Christoph bei einem Schwarzen nicht, nein zu sagen.
„No problem, come up“, sagte er.
Der Alte holte sein Saxofon und erklomm mühsam die Bühne. Christoph sah nur zu. Stefan stand auf, um zu helfen. Der Alte sah sich nach einem Sitz um und bekam einen Hocker.
„What will you play?“, fragte der Alte.
„What can you play, man?“, fragte Christoph. Der Alte hob nur die Brauen.
„Do you know on green dolphin street, man?“, fragte Christoph.
Der Alte grinste. Gebiss hemdfarben. „Yeah, I know that one. Let´s play.“
Christoph schnippte sich einen und los. Sie spielten das Thema und gleich war klar, dass der Alte was konnte. Ein weicher, voller Sound, fast schon Coleman-Hawkins-Schule, aber dann wieder einige Schärfen drin, die sich gewaschen hatten. Christoph nahm sich das erste Solo und legte gut vor. Silberbänder in der Luft, die das Leiter-Rutschbahnspiel spielten. Rauf, runter, Akkordtreppengetrappel. Der Alte unterstüzte ihn immer wieder mit Fill-Ins. Jedesmal zog Christoph die Brauen streng zusammen. Was wollte der Alte eigentlich. Christoph spielte soliden Bebop und endete mit einem spektakulären Stakkato. Dann nickte er dem Alten zu, ein bißchen zu aufmunternd. Doch da hatte der sich schon eingeschaltet. Und er meldete sich mit einem Ton zu Wort, scharf wie Sandpapier, zugleich mit einem Oberton, einem Vogelsang, einem klaren Zwitschern, das beinahe zweistimmig klang. Den Sound kannte man doch. Das hatte er doch von irgendeinem der Meister geklaut, von wem doch gleich. Wessen Trademark kopierte er da? Und dann legte er los und schleuderte Grooves heraus und Harmonieketten, dass die Wände wackelten. Das war nicht normal. Wenn es hier in der Region einen alten Sack gab, der so spielen konnte, wieso kannten sie ihn noch nicht? Das war höchstes Niveau. Der Alte hielt sich nicht mehr ans Tempo sondern wurde schneller und drückte der Rhythmusgruppe einen neuen Swing auf. Nahm sich einfach den Beat und zog ihn an.
Moment mal, Moment mal, dachten Rolfs Augen, zwischen empört und panisch. Steve hatte den Takt des Alten aufgegriffen, und nun war es der Drummer, der hinterher musste. Der Alte beendete sein Solo. Christoph vergaß, seine überflüssigen Kommandos zu verteilen. Aber Stefan setzte auch von sich aus mit dem Piano-Solo an. Er spielte brav und gut. Aber sobald er mal etwas Interessantes läuten ließ, verstärkte ihn der Alte mit Appreggios und sparte nicht daran, kleine Rhythmusfiguren einzustreuen, die den verschärften Swing in Gang hielten. Christoph versuchte mit ihm mitzuziehen, aber was er spielte, war jetzt erstickt und schwach. Der Alte spielte immer schrägere Sachen und zwang Stefan dadurch, Harmonien zu nutzen, die gar nicht vorgesehen waren. All die vorgefertigten Solofragmente verloren an Gültigkeit und Stefan haute einfach raus, was ihm in die Finger zuckte. Das Ganze hatte nicht mehr viel mit On Green Dolphin Street zu tun.
Die Musiker am Stammtisch vergaßen die Coolness. Acht Augen gebannt auf die Bühne. Ein Mund offen. Ein anderer flüsternd an einem Ohr. Selbst ein besoffener Ami blickte immer wieder auf. Die anderen drei hatten nur noch glasige Murmeln im Kopf, da kam nichts mehr an. Stadium Horst. Resa stand kopfnickend direkt an der Bühne und war für Bestellungen taub.
In einer Trotzreaktion begann Christoph mit einem zweiten Solo. Der Alte wollte Avant-Garde? Sollte er Avant-Garde kriegen. Christoph packte alles aus, was er hatte. Er verließ die Harmoniegesetze und überblies die Töne. Er quietschte und knarrzte und machte Geräusche wie ein Pharoah-Sanders-Imitator. Er legte richtig was vor. Pech gehabt. Sollte er mal nicht denken, dass er da dem Alten was voraus hatte. Der fing erst an. Zweites Solo alter Mann. Spielte Hochgeschwindigkeitsläufe von Coltraneschen Ausmaßen. Teile, die wie Wasserfarben ineinander liefen. Keine Töne, nur noch Strudel aus Sound, die verschwammen, geronnen, Blasen warfen. Schreie, Sirenen, Melodiewasserfälle. Die Jungs waren platt. Münder offen, Stirnen gerunzelt. Der Staub unter den Stühlen bildete kleine Hurricans, die sich wie Feuerteufel umtanzten. Einer vom Musikantentisch war jetzt aufgestanden. Resa hingegen hatte sich gesetzt, an einen Tisch, und notierte in Hochgeschwindigkeit Dinge in ihr Buch - Inspirationskick - und vergaß sogar zu rauchen.
Und dann spielte Steve ein Basssolo jenseits aller Grenzen. Es lief und lief und lief, wie Jimmy Garrison live in Japan. Immer wieder gab es Yeahs von dem alten Mann. Steve wuchs über sich hinaus. Und wie die Tinte auf Resas linierten Seiten Berge und Täler und Kringel und Wellen formte, weiter floss, Punkte setzte, weiter floss und kritzelte, krakelte, über Unebenheiten aus Holzmehl und Leim kratzte, Gedanken hinter sich herziehend, an langer Leine, bis sie verloren gingen, Reime stapelnd, Worte türmend, eine Bugwelle von Ideen vor sich, Ideen die noch kommen wollten und die von anderen Worten überholt wurden, im Inspirationsfeuer, das nur raus musste, das Blau auf Weiß, Tinte auf Papier, von den Neuronen zur Wahrheit des geschriebenen Wortes werden musste, so rumpelte der Bass immer weiter und trieb über den turbulenten Green-Dolphin-Fluss.
Und schließlich war der Bass fertig und es kamen wieder die Fours. Resa ließ den verwschwitzten Stift fallen und zündete sich Eine an. Die Fours. Schlagzeugbreak, Solist… Aber was geschah? Rolf spielte weiter. Über die Breaks hinweg. Der Alte feuerte ihn an. Christophs und Stefans Versuche, die Strophe wieder zu spielen, verhallten, abgebrochen, weil der Alte Rolf mit Saxofonstößen zu einem Solo trieb, das sich gewaschen hatte. Rolf schrie über die Toms hinweg, die Augen gechlossen, den Kopf im Nacken. So etwas war noch nie geschehen. Rolf, der am liebsten mit Besen spielte. Rolf, der seine Sticks in einem Aktenkoffer transportierte. Rolf, der täglich die Schuhe putzte und nie ein Solo spielte. Schlagzeug ist kein Soloinstrument. Dieser Rolf schnarrte auf der Snare, polterte über die Tomtoms, ließ Becken krachen und hielt trotzdem den Beat. Pistolenschüsse die Snare. Chinaböller die Toms. Ein Fauchen, ein Schrei nach Freiheit, ein wildes Tier ohne Käfig.
Und während er immer weiter wirbelte, griff der Alte die Melodie wieder auf, führte sie alle zusammen zurück zur Strophe und unisono swingten sie die Delphinstraße entlang. Eine Coda und schließlich Ende. Sie hatten eine Dreiviertelstunde gespielt. Die Jungs schwitzten. Sie atmeten schwer. Sie sahen sich aus weiten Augen an. Christoph gab Zigaretten aus. Schweigend, wie Bergsteiger, die am Gipfel wortlos ihre Vesper teilen. Resa eilte zur Theke und zapfte. Sechs große Bier. Christoph-Quartett, alter Mann, Resa.
Der Alte packte sein Saxofon ein. „Sorry guys“, sagte er. „I was just looking for a quiet place to play a little. Just some warmup for tomorrow. I´m in town for a recording you know? Sorry guys, I shoulda told you. My name is Archie Shepp.“




Jetzt gefällt es mir viel besser. Ich hatte die Story im Kopf und die runtergeschrieben. Aber jetzt ist mir klar, dass ich die Szene nicht wirklich vor Augen hatte, jedenfalls nicht genug. Es war zu theoretisch, wie Ihr ja auch bemerkt habt. Ist auch länger jetzt, aber ich finde das ist okay. Was sagt Ihr?


_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Sabine1986
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 119
Wohnort: Mittelfranken


Beitrag14.02.2013 01:16

von Sabine1986
Antworten mit Zitat

Ich habe mir gerade beide Varianten durchgelesen.  Ich muss sagen, dass bei der ersten der Funke nicht übergesprungen ist. Dafür aber bei der zweiten. Sie ist ru der und man bekommt einen viel besseren Eindruck vom Ort und von den Charakteren. Auch die Pointe funktioniert besser, da man nicht damit rechnet, dass es ein bekannter Musiker ist. Gefällt mir richtig gut.

_________________
Grüße
Sabine

"Ein Herz und eine Handvoll Asche" (AllAge 2013)
"Mipu - Die Geschichte eines kleinen Helden" (Ab 10 Jahren, 2013)
"Die ersten Schritte als Autor" (noch nicht erschienen, Sieben-Verlag 2013)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag14.02.2013 01:44

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Yeah. Das fetzt. So stelle ich mir textgewordenen Jazz vor smile

Cool.
 
LG David


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Vogel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag14.02.2013 12:14

von Vogel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Cool, danke. Dann werde ich es noch einmal kritisch lesen und dann in meinen Blog stellen. Eigentlich logisch und doch erstaunlich, wie sehr Kritik von Gleichgesinnten hilft.

_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
Beiträge: 647



Beitrag14.02.2013 17:31
Re: zweite Fassung, grunderneuert.
von madrilena
Antworten mit Zitat

Hallo Vogel - der Text ist einfach Spitze. Auch wenn ich kaum bis keine Jazzkenntnisse habe außer von der Musik als solcher, bin ich voll begeistert und ich finde auch, Du hast jetzt den Text so umgestaltet, dass er jeden, nicht nur den Jazzbegeisterten,  mitreißt. Es kommt mir ziemlich komisch vor, dass ich ein paar winzige Kleinigkeiten anmerken möchte, aber das sind ja nur Schönheitsoperationen.
Weiterhin viel Schaffensfreude
LG madrilena


]Das einzige (groß), was heute abend (groß) tanzte, war der Staub unter den abgewetzten roten Sesseln, von den Schallwellen zum Hüpfen (find ich nicht so gut, vielleicht gibt es ein besseres Wort) gebracht. Montags war nie viel los, in dem kleinen Jazzclub. Aber heute hatte die Montagsflaute ihren Tiefpunkt erreicht. Hinter der Bar stützte Resa ihren runden, (einen viereckigen kann ich mir schlecht vorstellen, kann doch eigentlich ganz weg) blondgelockten Kopf auf die Hände. Ihre kugeligen Brüste dehnten das Feinripp eines weißen Unterhemds. Ein großer Moment in der Geschichte des Sexappeals, der genauso unbeachtet blieb, wie die Musik. In dem Tonstudio zwei Straßen weiter war wahrscheinlich mehr Stimmung als hier. Da, wo sie manchmal sogar richtig große Namen produzierten.
Auf der Bühne ein stinkender Teppich, der das Schlagzeug am Rutschen hindern sollte. Ein Wald aus glänzendem Gestänge: Teile des Drumsets, Notenhalter, Mikrofonständer, höhenverstellbare Hocker. Flügelschrauben, verchromte Gelenke, Gummifüße. Am Boden eine Schlangengrube aus schwarzen Kabeln, tausendfach von biernassen Schuhsohlen getreten. Vier Kerle da oben, tiefenentspannt. Rolf am Schlagzeug, Christoph am Saxofon, Steve am Bass und Stefan am Piano.
„Komm Komma spiel heute ein Schlagzeugsolo“, sagte Christoph, um Rolf zu ärgern.
„Schlagzeug ist kein Soloinstrument“, sagte Rolf zum tausendsten Mal, ohne Melodie in der Stimme und durch zusammengebissene Zähne. „Meinetwegen ein paar Fours. Aber das wars.“ Nie wollte er Soli spielen. Rolf im weinroten Pullover. Rolf, der, auch wenn er rasiert war, einen grauen Bartschatten hatte, grau wie ein Stück Recyclingpapier. Rolf ohne Humor.
Eine Nummer hatten sie schon gespielt, nach langem Warten. Irgendwann hatte Resa sie aufgefordert, anzufangen. Kippe im Mund hatte sie Bier gebracht und im Weggehen gesagt: „Und jetzt wird mal Musik gemacht.“ Oberste Coolnessregel für Musiker: immer so tun, als wolle man nicht spielen. Sich bitten lassen. Zeit lassen.
Aber jetzt das zweite Stück. Christoph war der Leader, ganz klar, er schnippte den Rhythmus vor und dann bliesen sie den Watermelon Man. Christophs Hemd drei Knöpfe offen. Blitzende Uhr am Handgelenk. Das Publikum ignorierte sie. Das Publikum bestand aus vier amerikanischen College-Studenten, unter 21, in Deutschland berechtigt, Alkohol zu kaufen. Aus Horst, jeden Abend hier seit 1978, Gehirn in dieser Zeit in einer Bierflasche liegen gelassen. Und aus einer ungefähren Handvoll Musiker, genaue Anzahl schwankend um kommende und gehende Kompagnons und Freundinnen, positioniert am Stammplatz links vor der Bühne. Die warteten auf die Jam-Session. Wenn sie denn später spielen würden, unklar, Coolness-Regel.
Auch wenn keiner guckte, gehört wurde es doch, und daher musste man oben gute Läufe spielen, es galt einen Ruf zu verteidigen. Christoph beendete sein Solo mit einem Nicken zu Stefan, der auch so gewusst hätte, dass er an der Reihe ist. Er spielte Herbie Hancocks Solo mehr oder weniger nach und verspielte sich nur selten. Routinequalität. Lange, kantige Glieder in Jeans und weißem Hemd. Wie eine Marionette über das Klavier geklappt. Nase passend: eckiger Zinken. Dann wieder die Strophe, auf Christophs Kommando hin. Die Jungs hätten auch im Proberaum sein können. Christoph bedeutete Steve, dass er dran war. Basssolo. Hopsendes Brummen, lustiger Melonenmann. Dann kamen die Fours. Schlagzeug, Saxofon, Schlagzeug, Piano, Schlagzeug, Bass und dann das ganze von vorn. Noch mal Strophe und aus. Sie ließen sich schon wieder Zeit bis zum nächsten Stück. Resa brachte Bier und Schnaps für die Amis. Vierte Runde. Baseballkappen und Poloshirts. Jetzt wurde doch noch ihre Sexiness bemerkt. Und kommentiert. „Shut the fuck up or I´ll kick your asses out of this place.“ Sie drückte ihre Zigarette im Aschenbecher des Amitischs aus und sie verstummten. Jeder der vier konnte sich vorstellen, wie sein Gesicht unter ihrem Absatz zigarettenfilterartig zerquetscht wurde.
Und dann kam einer rein, der fiel auf.
Ein alter Schwarzer. Im Anzug, graue Wolle, Hemd in der Farbe von Zahnpastawerbung, Krawatte dunkle Seide. Hut auf dem Kopf, Trenchcoat. Saxofonköfferchen in der Hand. Voll das Klischee, der Typ. Ein feiner alter Jazzer. Bluenote-Bildband Fleisch geworden. Umständlich setzte er sich auf einen Stuhl, ganz nah an der Bühne. Die Jungs spielten weiter, Night in Tunisia. Alter Mann sah etwas zu und sein Fuß wippte und das Gebiss wackelte im Takt und zeigte, dass Musik im Blut war. Resa kam zu ihm und was er sagte, veranlasste sie nicht zu Drohungen, sondern zu einem Schelmenlächeln. Sie brachte ihm Cola.
Die vier auf der Bühne weiter mit dem Standardprogramm. Gleiche Reihenfolge der Soli, wieder die Fours am Schluss. Nur Christoph jetzt noch offensiver in seiner Leaderrolle, dauernd Nicken und kleine Gesten mit dem Sax. Der Alte hatte es ihm angetan, der sollte wissen, wer Christoph war. Aber der Greis sah kaum hin, nur das Fußwippen bewies, dass die Musik bei ihm ankam. Er hatte Papiere aus seinem Köfferchen geholt und blätterete darin. Rechnungen oder Noten. Resa saß jetzt auf einem Barhocker, den Oberkörper halb über den Tresen gehängt, und schrieb etwas in ein Tagebuch. Mit der anderen Hand stützte sie den Kopf, eine Zigarette zwischen den Fingern bedrohlich nah am zerzausten Haar.
Als das Stück fertig war, stand der Schwarze auf und ging an die Bühne.
„Can I play with you?“, fragte er heiser. Eindeutiger Verstoß gegen die Etikette, denn die Jam-Session war erst später und jetzt spielte das Quartett, das Christoph-Quartett. Aber heute war sowieso kein normaler Abend und offenbar traute sich Christoph bei einem Schwarzen nicht, nein zu sagen.
„No problem, come up“, sagte er.
Der Alte holte sein Saxofon und erklomm mühsam die Bühne. Christoph sah nur zu. Stefan stand auf, um zu helfen. Der Alte sah sich nach einem Sitz um und bekam einen Hocker.
„What will you play?“, fragte der Alte.
„What can you play, man?“, fragte Christoph. Der Alte hob nur die Brauen.
„Do you know on green dolphin street, man?“, fragte Christoph.
Der Alte grinste. Gebiss hemdfarben. „Yeah, I know that one. Let´s play.“
Christoph schnippte sich einen und los. Sie spielten das Thema und gleich war klar, dass der Alte was konnte. Ein weicher, voller Sound, fast schon Coleman-Hawkins-Schule, aber dann wieder einige Schärfen drin, die sich gewaschen hatten. Christoph nahm sich das erste Solo und legte gut vor. Silberbänder in der Luft, die das Leiter-Rutschbahnspiel spielten. Rauf, runter, Akkordtreppengetrappel. Der Alte unterstüzte ihn immer wieder mit Fill-Ins. Jedesmal zog Christoph die Brauen streng zusammen. Was wollte der Alte eigentlich. Christoph spielte soliden Bebop und endete mit einem spektakulären Stakkato. Dann nickte er dem Alten zu, ein bißsschen zu aufmunternd. Doch da hatte der sich schon eingeschaltet. Und er meldete sich mit einem Ton zu Wort, scharf wie Sandpapier, zugleich mit einem Oberton, einem Vogelsang, einem klaren Zwitschern, das beinahe zweistimmig klang. Den Sound kannte man doch. Das hatte er doch von irgendeinem der Meister geklaut, von wem doch gleich. Wessen Trademark kopierte er da? Und dann legte er los und schleuderte Grooves heraus und Harmonieketten, dass die Wände wackelten. Das war nicht normal. Wenn es hier in der Region einen alten Sack gab, der so spielen konnte, wieso kannten sie ihn noch nicht? Das war höchstes Niveau. Der Alte hielt sich nicht mehr ans Tempo Komma sondern wurde schneller und drückte der Rhythmusgruppe einen neuen Swing auf. Nahm sich einfach den Beat und zog ihn an.
Moment mal, Moment mal, dachten Rolfs Augen, zwischen empört und panisch. Steve hatte den Takt des Alten aufgegriffen, und nun war es der Drummer, der hinterher musste. Der Alte beendete sein Solo. Christoph vergaß, seine überflüssigen Kommandos zu verteilen. Aber Stefan setzte auch von sich aus mit dem Piano-Solo an. Er spielte brav und gut. Aber sobald er mal etwas Interessantes läuten ließ, verstärkte ihn der Alte mit Appreggios und sparte nicht daran, kleine Rhythmusfiguren einzustreuen, die den verschärften Swing in Gang hielten. Christoph versuchte mit ihm mitzuziehen, aber was er spielte, war jetzt erstickt und schwach. Der Alte spielte immer schrägere Sachen und zwang Stefan dadurch, Harmonien zu nutzen, die gar nicht vorgesehen waren. All die vorgefertigten Solofragmente verloren an Gültigkeit und Stefan haute einfach raus, was ihm in die Finger zuckte. Das Ganze hatte nicht mehr viel mit On Green Dolphin Street zu tun.
Die Musiker am Stammtisch vergaßen die Coolness. Acht Augen gebannt auf die Bühne. Ein Mund offen. Ein anderer flüsternd an einem Ohr. Selbst ein besoffener Ami blickte immer wieder auf. Die anderen drei hatten nur noch glasige Murmeln im Kopf, da kam nichts mehr an. Stadium Horst. Resa stand kopfnickend direkt an der Bühne und war für Bestellungen taub.
In einer Trotzreaktion begann Christoph mit einem zweiten Solo. Der Alte wollte Avant-Garde? Sollte er Avant-Garde kriegen. Christoph packte alles aus, was er hatte. Er verließ die Harmoniegesetze und überblies die Töne. Er quietschte und knarrzte und machte Geräusche wie ein Pharoah-Sanders-Imitator. Er legte richtig was vor. Pech gehabt. Sollte er mal nicht denken, dass er da dem Alten was voraus hatte. Der fing erst an. Zweites Solo alter Mann. Spielte Hochgeschwindigkeitsläufe von Coltraneschen Ausmaßen. Teile, die wie Wasserfarben ineinander liefen. Keine Töne, nur noch Strudel aus Sound, die verschwammen, geronnen, Blasen warfen. Schreie, Sirenen, Melodiewasserfälle. Die Jungs waren platt. Münder offen, Stirnen gerunzelt. Der Staub unter den Stühlen bildete kleine Hurricans, die sich wie Feuerteufel umtanzten. Einer vom Musikantentisch war jetzt aufgestanden. Resa hingegen hatte sich gesetzt, an einen Tisch, und notierte in Hochgeschwindigkeit Dinge in ihr Buch - Inspirationskick - und vergaß sogar zu rauchen.
Und dann spielte Steve ein Basssolo jenseits aller Grenzen. Es lief und lief und lief, wie Jimmy Garrison live in Japan. Immer wieder gab es Yeahs von dem alten Mann. Steve wuchs über sich hinaus. Und wie die Tinte auf Resas linierten Seiten Berge und Täler und Kringel und Wellen formte, weiter floss, Punkte setzte, weiter floss und kritzelte, krakelte, über Unebenheiten aus Holzmehl und Leim kratzte, Gedanken hinter sich herziehend, an langer Leine, bis sie verloren gingen, Reime stapelnd, Worte türmend, eine Bugwelle von Ideen vor sich, Ideen die noch kommen wollten und die von anderen Worten überholt wurden, im Inspirationsfeuer, das nur raus musste, das Blau auf Weiß, Tinte auf Papier, von den Neuronen zur Wahrheit des geschriebenen Wortes werden musste, so rumpelte der Bass immer weiter und trieb über den turbulenten Green-Dolphin-Fluss.
Und schließlich war der Bass fertig und es kamen wieder die Fours. Resa ließ den verwschwitzten Stift fallen und zündete sich Eine an. Die Fours. Schlagzeugbreak, Solist… Aber was geschah? Rolf spielte weiter. Über die Breaks hinweg. Der Alte feuerte ihn an. Christophs und Stefans Versuche, die Strophe wieder zu spielen, verhallten, abgebrochen, weil der Alte Rolf mit Saxofonstößen zu einem Solo trieb, das sich gewaschen hatte. Rolf schrie über die Toms hinweg, die Augen gechlossen, den Kopf im Nacken. So etwas war noch nie geschehen. Rolf, der am liebsten mit Besen spielte. Rolf, der seine Sticks in einem Aktenkoffer transportierte. Rolf, der täglich die Schuhe putzte und nie ein Solo spielte. Schlagzeug ist kein Soloinstrument. Dieser Rolf schnarrte auf der Snare, polterte über die Tomtoms, ließ Becken krachen und hielt trotzdem den Beat. Pistolenschüsse die Snare. Chinaböller die Toms. Ein Fauchen, ein Schrei nach Freiheit, ein wildes Tier ohne Käfig.
Und während er immer weiter wirbelte, griff der Alte die Melodie wieder auf, führte sie alle zusammen zurück zur Strophe und unisono swingten sie die Delphinstraße entlang. Eine Coda und schließlich Ende. Sie hatten eine Dreiviertelstunde gespielt. Die Jungs schwitzten. Sie atmeten schwer. Sie sahen sich aus weiten Augen an. Christoph gab Zigaretten aus. Schweigend, wie Bergsteiger, die am Gipfel wortlos ihre Vesper teilen. Resa eilte zur Theke und zapfte. Sechs große Bier. Christoph-Quartett, alter Mann, Resa.
Der Alte packte sein Saxofon ein. „Sorry guys“, sagte er. „I was just looking for a quiet place to play a little. Just some warmup for tomorrow. I´m in town for a recording you know? Sorry guys, I shoulda told you. My name is Archie Shepp.“[/quote]

Das wars auch schon. Toll.
m.


_________________
Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
Erhältlich bei Amazon über buchimport Peter Reimer + in Buchhandlungen
Schatten umarmen auch über Libri.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Vogel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag15.02.2013 11:39

von Vogel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke! Die Kommas und Großbuchstaben werde ich noch ändern. Ich finde schon, dass es Leute mit eckigen Köpfen gibt oder ovalen.

Gruß
Vogel


_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Ich: "Hallo, mein Name ist Joe.&...
von Joe
Joe Roter Teppich & Check-In 5 22.03.2024 12:21 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Trash
Was ist ein Name?
von Charlie Brokenwood
Charlie Brokenwood Trash 3 12.03.2024 10:18 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Genre, Stil, Technik, Sprache ...
Name dieses Versmaßes
von Vogelsucher
Vogelsucher Genre, Stil, Technik, Sprache ... 4 03.08.2023 15:14 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Mein Name ist Rachael
von Rachael
Rachael Roter Teppich & Check-In 5 26.11.2022 16:39 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Genre, Stil, Technik, Sprache ...
Name für ein "Objekt" bzw....
von Zirkusaffe
Zirkusaffe Genre, Stil, Technik, Sprache ... 17 10.09.2022 14:01 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungBuchBuch

von jon

von Gefühlsgier

von nicolailevin

von Ruth

von Berti_Baum

von fancy

von EdgarAllanPoe

von Enfant Terrible

von fancy

von Leveret Pale

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!