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Kätzchen Klammeraffe
Alter: 33 Beiträge: 713 Wohnort: Katzenkörbchen
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03.01.2013 01:34 Wirre Träume von Kätzchen
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Wenn ich am Irrsinn zweifle:
kommt mir der süßeste Traum in den Sinn.
Dann schließe ich die Augen.
Und starre sterbend vor mich hin.
Beginne ich zu glauben:
das Herz der Welt im Inneren zu halten;
Sieht man durch träumend leere Augen.
Den Henker zum Schafott hin schreiten.
___
Die Fantasy-Prosa Tante hat wieder zugeschlagen. Würde mich interessen woran ihr dabei denkt und was ihr davon haltet.
Weitere Werke von Kätzchen:
_________________ Wir sind, wer wir sind.
Ich tippe und rede schneller, als mein Hirn denken kann.
Erwachsener und unvernünftiger als je zuvor. |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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03.01.2013 05:04
von BlueNote
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Hi Kätzchen!
Für mich ist das Gedicht einfach zu wirr. Weil:
1. Der Ausdruck "Wenn ich am Irrsinn zweifle" ergibt keinen Sinn. An den "Irrsinn" kann man weder glauben noch zweifeln, vielleicht verzweifeln.
2. Der Ausdruck "der süßeste Traum" ergibt (in diesem Zusammenhang) keinen Sinn. Vor allem hat man keinen Anhaltspunkt, welchen Inhalt dieser Traum haben sollte.
3. "Ich starre sterbend vor mich hin" würde bedeuten, dass der Protagonist tatsächlich sterben würde. Vielleicht "ich starre wie sterbend vor mich hin.
4. "das Herz der Welt" ergibt in diesem Zusammenhang keinen Sinn. Was soll das sein? Die Welt hat kein Herz, einen Mittelpunkt evtl. (der Urknall?). Der Ausdruck "das Herz der Welt im Inneren zu halten" könnte bedeuten, dass der Protagonist daran glaubt, in sich selber zu ruhen, das ergibt aber dann zum Rest (dem Henker) keinen Sinn.
5. "träumend leere Augen" ergeben keinen Sinn. Warum sind träumende Augen "leer"? Erst einmal sind träumende Augen meistens geschlossen. Wenn "man" durch träumende Augen sieht, dann ist das ja der Träumende selber. Wie kommt der dann zu der Auffassung, dass die Augen leer sind (er sieht sie ja nicht)? Der Schwenk vom "ich" zum "man" ist zudem wenig nachvollziehbar.
Lyrik ist für mich mehr als wirre Gedanken aneinanderzureihen und dem Leser die Sinnsuche und das Ordnen zu überlassen. In meinen Augen (durch meine Augen?) ist das Gedicht einfach nur schlecht formuliert.
BN
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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03.01.2013 09:18
von Stimmgabel
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Hallo Kätzchen,
Hi BlueNote,
habe Deine gelisteten, konsequent kritischen Gedanken gelesen, und dachte mir zunächst sehr Ähnliches - wobei diese erste Zeile "am Irrsinn zu zweifeln" doch etwas Verlockendes schon hat
Man könnte ja die Normalität (also das, was der Mensch auf der Welt tatsächlich da so vor sich hin bröselt - eben, in/aus seiner breiten Ego-Wut oder umgekehrt, in/aus seiner breiten Unbefriedigungswut heraus, vor allem die Erkenntnis, das kräftige Träume meist im Träumeland verhungern werden ...)
mal als normalisierten Irrsinn bezeichnen - und dann dem gegenübergestellt die interessante Frage:
Was bliebe, wie sähe dieses gesamte Menschengebilde aus, wenn ich an diesem Irrsinn mal zweifelte, einfach mal so theoretisch. (... der Versuch eines freien Träumens ...)
Theoretisch erwartet man nun doch, als würde/könnte sich träumend etwas Sinnigeres, Vernünftigeres daraus ergeben, verbildlichen - quasi mal als reines Fantasiespiel.
Und nun der Hammergag (so ahne ich die Gedichtsaussage):
Da man selbst schon in dieser selbstinitiiert, pseudoiert kaputt-psychisierten Normalität veranteilt ist (also, egal, wieviel man noch Teile des ICH ICH's überlebt hat - meint, überlebt zu haben ...), würde selbst dieses Spiel einer Gedankenfreiheit wohl doch dazu führen,
dass man nun damit nichts mehr anfangen könnte.
Als eröffnete sich mit diesem Gedankenspiel nun umsomehr, das eigene Kaputtsein, wie auch das große äußere Kaputtsein um einen herum - als sähe man mit dem Wegzweifeln umsomehr mehr diesen etablierten Irrsinn in seiner Nacktheit - vllt so ???
Könnte heißen - der selbstauferlegte Selbstschutz Mechanismus,
die real irrsinnige Normalität als Irrsinn zu bezeichnen,
bedeutet nichts weiter, als in diesem Irrsinn irrsinnig überleben zu versuchen - mit der schwälenden Konsequenz,
immer mehr eine theoretische Anders-Normalität nicht mehr sehen und fühlen zu können. / Man wird selbst mehr und mehr zu einem irrationalen Irrsinn-Objekt.
Wie auch Du, BlueNote, sehe ich ebenfalls das Metaph-Bild "das Herz der Welt" als sinnloses Hohlbild ,
doch mit den anderen Bildern könnte ich mich in meinen obigen Erklärversuchen ein Hubberle hineinflüchten.
Bleibt: Unter dem brutalen Ergo-Strich ist mir der gesamte Text, in seiner zu wenig erklärten Kürze dann doch zu schwer und zu vage bleibend, und ich lege ihn unausgegoren letztlich herzschmerzend beiseite ..., schade ,
obwohl nicht zu wenig dbzgl nachgedacht, hi, hi ...
soll heißen, Kätzchen - Du schwebst hier auf einem zu hohen, zugleich zu hermetisch ego-verschlossenen Gedankenniveau, dem z:B. ein Frank dann leider, leiterst (Sprossen zerbrochen) nicht mehr folgen kann ... ,
wohl deswegen so von Dir gewählt, um Dein eigenes Bewusstsein nur für Dich zu behalten ... ... nennt man so etwas angeben
... in diesem Sinne, mal so meine unbedeuteten Gedankensplitter dazu
Tschüss Euch beiden (BlueNote und Kätzchen), Frank
-
_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 03.01.2013 12:20
von Aranka
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Hallo Kätzchen,
noch zählt es ja: zuerst einmal ein gutes Jahr 2013. Und das eröffnest du gleich mit „wirren Träumen“?
Da will ich mal in deine „wirren Träume“ einsteigen. Und gleich nach der ersten Zeile frage ich mich, werden es nun Träume oder Gedankenspiele, denn hier setzt du ja eine recht interessante Hypothese:
Zitat: | „Wenn ich am Irrsinn zweifle“ |
Ich weiß nicht warum ich hier gleich den ganz normalen Irrsinn des Alltags, den politischen/ökologischen/wirtschaftlichen/sozialen Irrsinn dieser Welt auf dem Bildschirm habe, vielleicht weil ich sonst das Wort Irrsinn durch Irre-sein ersetzt hätte. Genau weiß ich es aber nicht, mal sehen, was der Text nun wirklich meint.
Zitat: | kommt mir der süßeste Traum in den Sinn. |
Mit dieser Wendung hätte ich nicht gerechnet. „süßeste Traum“ ist so nahe am Kitsch, dass ich jetzt mal deute, dass du sagen willst: wenn ich an dem was ist (irrsinn) zweifle, lande ich im Land der kitschigen Träume. Ist für mich ein Gedankenspagat, ich würde erst mal in einem einigermaßen großem Nichts und Chaos enden, denn hat man sich nicht an den Irrsinn ganz gut gewöhnt, sich darin sogar ein wenig eingerichtet, selbst wenn er einen immer wieder auch in Widerstreit und Auflehnung führt?
Also meinst du vielleicht doch nicht den ganz normalen Wahnsinn. Bin etwas ratlos ob der Träume. Denke ich die Sache mal andersherum an, heißt es auf jeden Fall: der Irrsinn verhindert süße Träume, erst wenn ich anfange zu zweifeln, habe ich wieder Träume.
Aber welch eine Alternative baust du da auf? Entweder Irrsinn oder süße Träume! Ich würde hier nicht fündig. Ich schaue weiter:
Zitat: | Dann schließe ich die Augen.
Und starre sterbend vor mich hin. |
Ja, da stimme ich zu, bei den Alternativen wäre mir auch nach sterben. Ist es das, was du sagen willst? Es fehlen bereits alle Zwischentöne, in die ich mich noch lebendig einfühlen könnte?
Zitat: | Beginne ich zu glauben:
das Herz der Welt im Inneren zu halten; |
Hier denke ich schon, es geht um den Irrsinn diese Welt und dagegen steht das „Herz der Welt“, von dem vielleicht Veränderung zu erwarten wäre. Hier nun eine neuer Versuch die „Welt“ zu betrachten und nun nicht mit dem Zweifel, sondern mit dem Glauben. Diese zweite Zeile ist nicht so leicht zu greifen. Ich könnte lesen, das LI glaubt selbst so etwas wie das Herz der Welt im Inneren zu haben, könnte auch lesen: das LI glaubt oder möchte glauben, das Herz der Welt gäbe es, eben nur im Innern. Hier bleibe ich ratlos. Auch die Zeichensetzung ( durchschaue ich nicht ganz.
Zitat: | Sieht man durch träumend leere Augen.
Den Henker zum Schafott hin schreiten. |
Hier stört mich das plötzliche „man“, das mir nun alles in eine unpersönliche allgemeine Ferne rückt. Warum hier nicht weiterhin „ich“. Es sind doch die Betrachtungen eines LI.
Ich lese mal mit „ICH“. Dann könnte ich deuten, auf der Suche nach dem Glauben an ein Herz der Welt muss das LI durch seine träumend leeren Augen schauen und was es erblickt ist ernüchternd trostlos endgültig: der Henker.
Es sei denn, der Henker legte seinen Kopf selbst auf das Schafott.
Gedanklich stecken da ja einige ganz reizvolle Ideen drin. Mich reizt die sprachliche Umsetzung stellenweise weniger, vielleicht liegt es an so Formulierungen wie: süße Träume / Herz der Welt. An der Textidee jedoch lohnte es noch ein wenig weiter zu denken und sprachlich zu basteln.
Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Kätzchen Klammeraffe
Alter: 33 Beiträge: 713 Wohnort: Katzenkörbchen
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03.01.2013 12:28
von Kätzchen
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Hallo ihr beiden!
Vielen Dank für die ehrliche Rückmeldung, es hilft mir die Gedanken geübter fremder Leser zu begreifen. Eins möchte ich gerne anmerken, in der Wirrheit die ihr darin seht:
Zitat: | Als eröffnete sich mit diesem Gedankenspiel nun umsomehr, das eigene Kaputtsein, wie auch das große äußere Kaputtsein um einen herum - als sähe man mit dem Wegzweifeln umsomehr mehr diesen etablierten Irrsinn in seiner Nacktheit - vllt so ??? Wink
Könnte heißen - der selbstauferlegte Selbstschutz Mechanismus,
die real irrsinnige Normalität als Irrsinn zu bezeichnen,
bedeutet nichts weiter, als in diesem Irrsinn irrsinnig überleben zu versuchen - mit der schwälenden Konsequenz,
immer mehr eine theoretische Anders-Normalität nicht mehr sehen und fühlen zu können. / Man wird selbst mehr und mehr zu einem irrationalen Irrsinn-Objekt. |
So ist das im Grunde genommen von mir beim Schreiben gedacht gewesen. Zu wenige Informationen, kann gut stimmen. Vielleicht weil ich nicht gerade das Talent besitze diese recht eigenen Gefühle in lyrische Paketchen zu drücken. Aber dennoch bin ich irgendwie auch froh, das beim sich-auf-den-Irrsinn-einlassen Stimmgabel in seinen durch mich verwrirrten Gedanken ( ) doch einen Kern gefunden hat.
Alles in allem hast du Recht Blue Note. Mit etwas Abstand und deinem Kommentar im Hinterkopf, fällt es mir tatsächlich ebenfalls schwer einen Sinn zu erkennen, wenn ich mein Hirn auf neutral stelle. Aber nur, weil es zu viele Möglichkeiten gibt, was es sein könnte. Leserfreiheit ja, diese Freiheit nein danke. Verstanden!
Zum Herz der Welt. Ich muss ehrlich sagen, ich habe lange überlegt wie ich es sonst nennen könnte. Was ich beschreiben wollte sage ich am besten mit Fausts Worten. Ich suche einen passenden Begriff für "was die Welt im Innersten zusammenhält." Etwas besseres ist mir im Schreibmoment wohl nicht eingefallen.
Auf jeden Fall vielen Dank für die Rückmeldungen. Ich denke für weitere lyrische Versuche einer Prosatante sollte ich mehr mit Bildern arbeiten, die eindeutiger sind. Obwohl es mich fasziniert, das Stimmgabel sich hat dahintreiben lassen und plötzlich in meinen Gedanken gelandet ist. Willkommen!
LG Mietze
_________________ Wir sind, wer wir sind.
Ich tippe und rede schneller, als mein Hirn denken kann.
Erwachsener und unvernünftiger als je zuvor. |
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Kätzchen Klammeraffe
Alter: 33 Beiträge: 713 Wohnort: Katzenkörbchen
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03.01.2013 12:36
von Kätzchen
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Liebe Aranka,
während der Antwort hast du dich dazwischen geschlichen!
Ich danke auch dir für deinen Kommentar den ich aufmerksam gelesen habe. Und danke dir erst einmal für den Versuch es zu verstehen. Und muss hinzufügen, dass du eigentlich sehr nah an der richtigen Spur warst (einer von mir sehr schlecht gelegten spur, wir wir alle leider feststellen mussten.)
Dennoch freue ich mich, dass dir die Grundgedanken gefallen. Für mich ist es nicht so einfach das lyrisch klar greifbar zu machen, umsomehr danke ich für die ausführlich aufgezeigten Schwachstellen.
Zitat: | Hier stört mich das plötzliche „man“, das mir nun alles in eine unpersönliche allgemeine Ferne rückt. Warum hier nicht weiterhin „ich“. Es sind doch die Betrachtungen eines LI |
Weil hier für mich eine Entfremdung der eigenen Gedanken entsteht. Aber ich schätze das war zu erzählerisch gedachte und gehört sich auch nicht so. Zumal niemand den gesamten Text richtig fassen kann.
Vielen Dank für deine Gedanken, da hab ich noch einiges vor mir!
LG
Kätzchen
_________________ Wir sind, wer wir sind.
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Erwachsener und unvernünftiger als je zuvor. |
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