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schlaf


 
 
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_narrative
Eselsohr


Beiträge: 210
Wohnort: Augsburg


Beitrag31.12.2012 03:00
schlaf
von _narrative
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

schlaf

mit vorsicht zupfst du
mich aus der wirklichkeit
hinein in silberhelle weidenhaine
du rieselst uns durch die
perlenblätter und wiegst mich
auf ihren mondkronen

weich wie abendwind
webst du mich in deine arme
bis ich in deiner dunkelheit
zerfalle verrauchende
schneeflocken auf der haut

bis das licht die luft
erblinden lässt
uns auseinander
kratzt

mich in die
müdegeschuppte
kälte zerrt und dich
zurücklässt

wartend

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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag31.12.2012 13:45
Re: schlaf
von anuphti
Antworten mit Zitat

_narrative hat Folgendes geschrieben:
schlaf

mit vorsicht zupfst du
mich aus der wirklichkeit
dieses Bild gefällt mir ausgesprochen gut

hinein in silberhelle weidenhaine
hmm, das wird mir ein bisschen "too much", vielleicht findest Du ein anderes Wort für silberhell?
du rieselst uns durch die
hier frage ich mich wer "uns" ist, weil Du sonst immer in der Einzahl sprichst, oder rieselt das LI mit dem Schlaf zusammen?
perlenblätter und wiegst mich
Perlenblätter ist mir wieder zuviel und zu bekannt, auch im Zusammenhang mit silberhell wünsche ich mir hier einen anderen Vergleich
auf ihren mondkronen
hier stolpere ich über das "auf den Kronen wiegen", ich würde "in den Kronen wiegen", aber das ist sicher Geschmackssache, auch der Mond ist mir im Zusammenhang mit "Schlaf" zu naheliegend

weich wie abendwind
würde ich weglassen
webst du mich in deine arme
bis ich in deiner dunkelheit
zerfalle verrauchende
schneeflocken auf der haut
das gefällt mir wieder sehr gut

bis das licht die luft
erblinden lässt
uns auseinander
kratzt

Sehr schönes Bild


mich in die
müdegeschuppte
würde ich getrennt schreiben

kälte zerrt und dich
zurücklässt
beschreibt genau, wie ich mich fühle, wenn ich aufwachen muss

wartend


Hallo Du Liebe,

sehr gerne gelesen, den einen oder anderen Ausdruck würde ich persönlich ersetzen, weil mir "silber", "Perlen" und "Kronen" etwas zu sehr in Richtung Prinzessinträume zeigt. Aber ansonsten beschreibst Du treffend den Übergang in den Schlaf und das Auftauchen aus demselben.

Und David, bevor Du wieder meckerst, ja, man kann in Dunkelheit zerfallen lol

Ganz liebe Grüße
(und einen Guten Rutsch und weiter so im neuen Jahr wünscht Dir)Nuff


_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
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Strichpunkt
Geschlecht:männlichLeseratte
S


Beiträge: 166

Bronzene Neonzeit


S
Beitrag31.12.2012 20:53

von Strichpunkt
Antworten mit Zitat

Guten Abend _narrative

Du verwendest viele Bilder in diesem Text. Einige Dinge sehe ich anders, andere gleich wie anuphti:

Die letzten beiden Strophen halte ich für sehr gelungen. Das "auseinderkratzen" drückt einen gewaltsamen Akt aus, auch etwas sehr Unangenehmes. "müdegeschuppte kälte" gefällt mir; es klingt verbraucht, abweisend, ja sogar ein bisschen eklig.

Ich würde noch einmal über die beiden ersten Strophen schauen:

Zitat:
du rieselst uns durch die
perlenblätter und wiegst mich
auf ihren mondkronen


Das "rieselst uns durch die / perlenblätter" irritiert mich. Auch ist die Bewegungsrichtung nicht ganz klar für mich. "Rieseln" assoziiere ich mit einer Abwärtsbewegung, aber die Mondkronen befänden sich am oberen Ende eines Perlenblattes; oder? (Bin analog zu BaumKRONE vorgegangen). Hier könnte man etwas genauer werden.

Zitat:
weich wie abendwind
webst du mich in deine arme
bis ich in deiner dunkelheit
zerfalle verrauchende
schneeflocken auf der haut


Die Alliteration des "w" gefällt mir gut, weil das W stimmhaft ausgesprochen wird. Die "Weichheit" transportierst du also auch auf einer lautlichen Ebene. Schön!
Das Bild "verrauchende / schneeflocken auf der haut" stört mich irgendwie. Es stellt für mich einen Fremdkörper im Text dar, es passt nicht so richtig in den weichen Grundton, den du vorhin angeschlagen hast. Zwar sehr sinnlich, aber auch der Bildinhalt ist ein völlig anderer. Vorher hast du mit Dunkelheit, Mond und Licht (in diesem Fall silbrigem Licht) gespielt. Diese Begriffe befinden sich alle etwa noch im selben Bildfeld. Aber die Schneeflocken wirken etwas überladen auf mich.

Vielleicht sollte noch jemand anders den Finger drauflegen.

Liebe Grüsse und einen guten Rutsch
Strichpunkt
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag01.01.2013 16:22

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo narrative,

ein Gedicht mit vielen reizvollen Stellen.

Zitat:
bis das licht die luft
erblinden lässt
uns auseinander
kratzt

mich in die
müdegeschuppte
kälte zerrt und dich
zurücklässt

wartend


Die beiden letzten Strophen finde ich überzeugend. Unverbrauchte Bilder und Wortsetzungen. Die Konzentration tut dem Text hier gut.

An den ersten beiden Strophen würde ich noch einmal arbeiten und da du das Gedicht in die Werkstatt gestellt hast, gehe ich davon aus, dass du selbst noch hier und da unschlüssig bist. Schreibe jetzt mal einfach meine Gedanken zwischen deinen Text.

Zitat:
mit vorsicht zupfst du
mich aus der wirklichkeit

Gefällt mir!

hinein in silberhelle weidenhaine
du rieselst uns durch die
perlenblätter und wiegst mich
auf ihren mondkronen

Ich denke, das DU kann die Nacht sein aber ebenso ein LD. Bei dem UNS, denke ich ist auf jeden Fall ein LD gemeint. So ganz klar sind die Pronemen hier nicht gesetzt. Das Bild der „Weiden mit ihren schmalen silberweißen Blättern und ihren herabhängenden Ästen, funktioniert bei mir, das mit den „perlenblättern /auf mondkronen“ weniger. Du wirfst mich hier ein wenig hin und her in Bilder, die ich nicht unbedingt verbinden kann. Mir ist diese Strophe auch etwas überladen. Das ist aber einfach ein Empfinden.

weich wie abendwind
webst du mich in deine arme
bis ich in deiner dunkelheit
zerfalle verrauchende
schneeflocken auf der haut

Hier wird aus dem UNS wieder ein MICH. „Webst“ du mich in deine Armen. Ungewöhnlich, habe zuerst „wiegst“ gelesen. Auch hier: plötzlich dann die „Schneeflocken“. Diese Bildervielfalt ist für mich nicht ganz stimmig. Sehe noch den Silberhain, einen weichen Abendwind. Bisher hatte ich weniger Winter auf dem Bildschirm.


Aus meiner Sicht würde ein etwas konzentriertere und reduzierterer Bildeinsatz gut tun.

Das du mit Worten umgehen kannst, ganz bildgewaltig damit spielen kannst, hast du schon in anderen Texten gezeigt und das spürt man auch hier.

Vielleicht kannst du ja was mit meinen Gedanken anfangen.

Liebe Neujahrsgrüße Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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_narrative
Eselsohr


Beiträge: 210
Wohnort: Augsburg


Beitrag01.01.2013 22:57

von _narrative
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Abend ihr drei.

Anuphti, freut mich von dir zu hören und dass dir der Text gefällt! Das mit der Prinzessinnentraumwirkung ist mir nicht mal in den Sinn gekommen, ich war eher in der "zarte, silbrigfiligrane Wirkung"-Schiene, zumindest gefühlt. Aber jetzt merke ich es auch, dass die zwei Strophen nicht so ganz ins Bild passen. Danke, danke! Ich werde mich noch mal dran setzen und das ausbügeln.
Die Glückwünsche fürs neue Jahr kann ich nur zurückwünschen, liebe Nuff!   smile extra

Strichpunkt, vielen Dank auch für deine Anmerkungen!
Ich finde es schön, dass dir die Lautmalerei aufgefallen ist und du sie magst, die Weichheit habe ich versucht zu erreichen. Toll, dass ich es geschafft habe. smile
Mit den Schneeflocken wollte ich einen Wendepunkt in den Text setzen, als erste Ausprägung der Trennung. Wenn es so sehr stört, werde ich es auf jeden Fall ändern, danke dafür. Ich hoffe, du hattest einen guten Rutsch!

Liebe Aranka, es freut mich sehr, dass du dich mit so viel Aufmerksamkeit meinen Texten widmest, ich lese immer gern von dir. Deine Gedanken kann ich nachvollziehen, du hast ein gutes Gespür für Lyrik smile
Ich werde mich mithilfe deiner Anmerkungen noch mal dransetzen, vielen, vielen Dank!

Wünsche euch allen nachträglich ein frohes neues Jahr.
Grüße,
n
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