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Junger Mann in der Krise ( Übung zur Charaktererstellung)

 
 
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Cris
Geschlecht:männlichWortedrechsler
C

Alter: 57
Beiträge: 68
Wohnort: Wien


C
Beitrag03.12.2012 11:17
Junger Mann in der Krise ( Übung zur Charaktererstellung)
von Cris
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das hier ist mein erster Versuch einen Charakter zu schaffen. Ich würde mich über jede Kritik sehr freuen.

Charaktererstellung
Matthias Rheim war gerade 24 Jahre alt, als seine Mutter ihn ermutigte mit dem Studium anzufangen. Nicht dass er ein Studium brauchte. Die Familie Rheim hatte keine Geldsorgen.
Nach dem Millionengewinn im Lotto habe sie alle definitiv ausgesorgt.
Aber seine Mutter machte sich Sorgen um die Gesundheit des jungen Mannes. Er brachte immer weniger auf die Waage. Mit 1,80 m wog er ein bisschen weniger als 60 kg und die Tendenz war fallend.
Seine Mutter wusste alles über ihn. Irgendetwas bedrückte ihren Sohn. Seine schöne schwarze Augen waren früher Diskussionsthema in Frauenkreisen, die den schwarzhaarigen als einen sehr attraktiven Mann einstuften. Sein Gesicht ähnelte aber in der letzten Zeit, immer mehr das eines kranken Menschen, der von einer verschleißenden Krankheit heimgesucht wäre.
Auch sein Kleidungsstil war jetzt anders als vor dem Lotteriegewinn.
Bei seinen finanziellen Möglichkeiten könnte sich Matthias in gehobenen Stil zeigen lassen.
Und was war der Fall? Er trat meistens geschmacklos auf, ja sogar ungepflegt.
Und was ist aus seiner sympathischen, extrovertierten Art übrig geblieben? Nichts. Er ist immer unauffälliger geworden, und wenn er bei Gelegenheit seine Meinung äußerte, machte auf die Umgebung einen nervigen Eindruck.
Alle denkbaren Varianten zog sie in Betracht nur nicht, dass ihr geliebter Sohn in so eine Situation geraten würde. Reiche junge Männer stellte sie sich anders vor. Egoistisch, von hundert Freunden die ihm seines Geldes wegen den Rücken kraulen, oder umgeben von jungen schönen Frauen, die nur das Heiraten im Sinn hätten.
Das Geld verwandelte stattdessen aber ihren Sohn, in einem Wrack.
Und da kam ihr die Idee mit dem Studium. Umgeben von vielen vielen junge Menschen, Matthias schaffen, sich aus der Krise zu befreien.

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Hosenträger
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 21
Wohnort: Schwarzwald


Beitrag03.12.2012 18:03

von Hosenträger
Antworten mit Zitat

Hi Chris,

ich schon wieder. Selbst schuld, du wolltest es ja so.  Razz

Nur kurz was mir beim Drüberlesen auffällt:
Ich erfahre fast mehr von der Mutter, als von Matthias. Also davon, wie sie tickt, was ihr Inneres ausmacht.
Von Matthias erfahre ich die Äußerlichkeiten. Die sind auch wichtig, der Leser braucht sie, um ihn sich vorstellen zu können. Nur dann kann er mit ihm mitfiebern. Und Äußerlichkeiten können Hinweise aufs Innenleben sein.
Bei der Charakterentwicklung, denke ich, darfst (oder musst) du die Dinge beim Namen nennen. Sie müssen nicht aus Gründen des Lesegenusses dosiert oder indirekt preisgegeben werden (Das kannst du ja dann im Roman machen)
 
Langer Rede kurzer Sinn: Eine einfache Auflistung ist übersichtlicher, etwa so:

Größe:
Gewicht:
Haare: u.s.w.

Weit wichtiger jedoch finde ich die psychische Ausstattung des Charakters. Denn die ist es, die ihn veranlassen die Geschichte voran zu treiben. Ohne Seelenleben kein Plot. Wenn den Protagonisten nichts antreibt, gibt es keine Geschichte über ihn zu erzählen.
Also, was treibt ihn an, was sind seine Grundängste, seine innersten Wünsche? Welches sind seine Fähigkeiten, seine Ressourcen? Ist er ein Kopfmensch, ein Gefühlsmensch oder ein Handlungsmensch? Was ist für ihn wichtig, welche moralischen Grundsätze hat er? ist er religiös ... u.s.w.
Das alles ist nicht nur von akademischen Interesse, sondern bestimmt sein Handeln in der Geschichte und somit die gesamte Handlung.

Liebe Grüße, Dietmar


_________________
Glaub' nicht alles, was du denkst.
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drhilbert
Gänsefüßchen
D


Beiträge: 15



D
Beitrag13.10.2017 15:17

von drhilbert
Antworten mit Zitat

@Hosenträger: Deine Anmerkungen am Schluss verwundern mich etwas. Das würde bedeuten, dass ein Charakter ohne jede Moralvorstellungen (ein Nihilist), ohne inneren Antrieb, der weder Gefühls- noch Handlungsmensch ist niemals eine Geschichte antreiben könnte. Man denke etwa an Antoine Roquentin in Nausea, der zwar ein gut ausgearbeitetes Vorleben hat in der Geschichte, aber während der Geschichte selbst aus einer existenziellen Krise heraus jeden Antrieb und Lebenssinn verliert. Oder etwa an Meursault aus Camus der Fremde.
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Ruyi
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 149
Wohnort: in meiner eigenen kleinen Welt


Beitrag13.10.2017 16:27

von Ruyi
Antworten mit Zitat

Ich muss Hosenträger zustimmen, dass man von Matthias eigentlich nur die Äußerlichkeiten erfährt. Man liest zwar, dass er sich verändert hat, aber auch das bleibt eine Erkenntnis von außen, von seiner Mutter.

Ich verstehe auch nicht ganz, warum ihn das Geld verändert. Ist er durch die Kohle in Kreise geraten, in denen er sich nicht wohlfühlt? Hat er dadurch sein altes Umfeld verloren, z.B. haben sich seine Freunde von ihm abgewandt, weil er jetzt reich ist? Ist er zum Sklaven seiner Millionen geworden, immer in dem Bestreben, das Geld durch gute Investitionen zu vermehren und das hat ihn kaputt gemacht? Ist ihm einfach nur todlangweilig, weil er nur sinnlos rumhängt? Oder oder oder? Will sagen, der eigentliche Grund für seine Änderung kommt im Text für mich nicht raus (oder ist so nebensächlich geschrieben, dass ich ihn zweimal überlesen habe), wäre aber gerade das Interessante bei so einer Charaktervorstellung, zumal eine große Zahl auf dem Konto ja nicht automatisch heißt, dass man sein Leben zwingend und komplett ändern muss.

Ich verstehe auch nicht ganz, warum das Studium ihn aus dem Tief retten soll (weil er sich da in das ganz normale Mädchen von nebenan verliebt, das nichts von seinen Millionen weiß?). Als übersorgsame Mutter würde ich eher an eine Esstörung denken und ihn zum Therapeuten schicken ... Und ist es wirklich das Ziel der Mutter, dass ihr Sohn eine Tussi heiratet, die nur an seine Kohle will?

Millionengewinn im Lotto und eine ganze Familie hat für alle Zeiten ausgesorgt? Das muss dann entweder ein unvorstellbar großer Betrag sein oder die Familie müsste sehr sparsam leben, um den Gewinn nicht gleich wieder loszusein. Letzteres könnte evtl. funktionieren, wenn sich das ganze Leben der Familie nur noch um den Kontostand dreht, der gefälligst so groß zu bleiben hat, aber ich kann mir gut vorstellen, dass du eigentlich in eine ganz andere Richtung willst ...

Ich glaube, du kennst deinen Charakter einfach noch nicht gut genug. Grabe lieber noch ein bisschen tiefer: Arbeite die Zusammenhänge zwischen Geld und Krise bzw. zwischen Krise und Studium heraus. Erkläre die Änderungen, die durch den Geldgewinn in seinem Leben stattgefunden haben, wie sah sein Lifestyle damals und heute aus und was gefällt ihm daran (nicht), was vermisst er jetzt usw.

LG
Ruyi
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