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Der Karton

 
 
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag10.12.2012 12:05

von The Brain
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Hallo Inko ...

die idee hätte eine Überarbeitung verdient ...

hier in der Kürze der Zeit fehlt leider noch Einiges.

Liebe Grüße

Brain


_________________
Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

***********

Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

***********

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5002
Wohnort: Berlin


Beitrag10.12.2012 13:22

von Nina
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Der Karton

Guy Incognito hat Folgendes geschrieben:
Nur noch schnell ein paar Möhrchen an den Salat…
Möhren, verdammt, haben wir den keine Möhren mehr im Regal? Die Alte aus der Seifengasse hatte doch vor ein paar Monaten ein paar Möhren abgegeben und nicht mehr eingelöst. Karl Senf rührte schnell noch einmal das Risotto um, wendete die Buletten und rannte in die Reservatenkammer. Strahlend kam er mit zwei Bündeln welken Möhren in den Händen zurück.

(Waren das Möhren aus dem Atomkraftwerk?)

Herr Wirt, unsere Mägen knurren schon!“  
„Drei Minuten, meine Damen und Herren, dann wird serviert!“
Heute brannte in seinem Pfandleihhaus wieder die Luft. Einmal im Monat kochte er aus all den Lebensmitteln, die seine Kunden verpfändet und nicht abgeholt hatten, ein leckeres Menü. Er war stolz auf seinen Pioniergeist, besaß er doch das einzige Leihhaus, wo man fast alles loswerden konnte. Und Karl machte tatsächlich fast alles zu Geld.

(Alte Lebensmittel zu Geld machen? Und wie? Vielleicht an den Zoo verkaufen? Als Idee zulässig, in der Realität ziemlich unwahrscheinlich. A) aus dem Grund, weil die Leute sicher keine Lebensmittel verkaufen, wenn das Geld knapp ist, weil sie das Geld, das sie brauchen, vermutlich genau in Lebensmittel übersetzen müssten und B) weil es sich für den Händler sicher nicht rentiert, drei Möhren die schon alt sind, gewinnbringend an einen z.B. Zoo zu verkaufen. Weil dieser aber davon lebt, müsste er schon ziemlich viel verkaufen und schnell, damit es lohnt. Aber vielleicht ist der Prota so außergewöhnlich, dass er alles auf sich nimmt? Auch eigene Armut? Ein Robin Hood also? So muss es sein. *g*)

Die illustre und hungrige Gesellschaft in seinem Geschäft trommelte derweil auf Tischen, Kisten und Blechtonnen – alles aus dem Pfandbestand. Gleich würde er servieren.
Und noch ein Knurren war zu hören. „Ruhig Samu!“ rief  er zur Kiste unter dem Regal, wo Samuel, sein Riesenschnauermischling mürrisch auf sein Fressen wartete.

(Riesenschnauermischling – das ist eine osteuropäische Riesenschnecke, stimmts? Grrrr.)
 „Ding-dong“ machte es und ein neuer Gast betrat zögerlich den Raum. Mit einem Male war es mäuschenstill.

(Kann sein, dass das geht – ich kenne es ausschließlich als „Mucksmäuschenstill“)

 Fensterscheiben beschlugen und ein eiskalter Hauch wehte Karl entgegen. Der Herr in Frack und Zylinder war leichenblass, die Augen tief eingefallen. Unter seinem Arm trug er einen Karton.

(Hier würde ich lediglich: war etwas Kantiges verborgen oder ähnliche Formulierung. Also, dass es ein Karton ist, erst im folgenden Abschnitt erklären, als das Gespräch mit Karl beginnt.
In diesem Abschnitt Deiner Geschichte lässt Du Dich richtig aus. Ich kann lesen, dass Du Spaß beim Schreiben und Beschreiben dieses Mannes und seiner Wirkung hattest. Prima! Es geht ins Absurde – aber das darf es ja.)

Karl legte die Schöpfkelle beiseite und stützte sich auf den Tresen.
„Guten Tag, sie sind Herr Senf?“
„Ähm, ja.“ Karl spürte ein Frösteln.
„Und hier kann man tatsächlich alles verpfänden?“ Der ungewöhnliche Gast stellte einen schmuddligen Karton auf den Tresen.
„Fast alles, ja.“ Karl musterte argwöhnisch das locker verschnürte Paket. Plötzlich zuckte er zusammen. Im Paket hatte sich etwas bewegt, Besteck und Gläser im Tresen begannen zu vibrierten.

(vibrieren –Tempus!)

„Karl hob beschwörend seine Hände …“
„Nein, sie brauchen wirklich keine Angst zu haben“, sagte der Fremde mit eiskalter Mine.

(Goldmine? Der Mann hat ja anscheinend alles in seinem Pfandhaus. Oder meintest Du Miene? *g*)

„Es wird sich ab und zu bewegen, mal kurz zucken - aber nicht mehr lange.“
„Ein Haustier sicher?“
„Nein. Guter Mann. Mein Herz!“

(„Guter Mann.“ Gruselformulierung. „Hey, du guter Mann!“, so was kenne ich aus Indianerfilmen. Aber „Guter Mann“ in einer Unterhaltung, finde ich nicht so passend. Ist aber vielleicht auch Geschmackssache. Ich würde es komplett streichen und der Geschichte ginge m.E. nichts verloren.)

Karl ließ vor Schreck seine Schöpfkelle auf den Fliesenboden fallen. Samuel winselte in seiner Kiste unter dem Regal. Der ungewöhnliche Herr hob das Päckchen etwas an.
„Schauen sie, ein kleiner Blutfleck auf der Unterseite. Keine Sorge, das hört bald auf!“
„Aber warum in Herrgotts Namen wollen sie … Ihr Herz verpfänden?“
„Nicht verpfänden. Ich brauche es nicht. Behalten sie es, ich werde nie wieder kommen.

(Er wird nie wieder kommen? Hm. Ich werde es nicht mehr abholen o.ä. Formulierung vielleicht. Geschmackssache.)

Geben sie mir vierzig, besser fünfzig …, oder haben sie zufällig eine Opernkarte für heute Abend?“
Karl hatte tatsächlich eine Karte und die Vorfreude auf die Oper war ihm grade gründlich vergangen. Er kramte in seinem Schubfach und reichte dem überraschten Kunden die Opernkarte.
„Hier bitte, bitte nehmen sie nur ...“ Der Fremde nahm wortlos die Karte und drehte sich langsam um. Karl konnte seine Neugierde einfach nicht verbergen: „Aber warum brauchen Sie Ihr Herz nicht …“
Der ungewöhnliche Gast schien mit dieser Frage gerechnet zu haben, drehte sich kurz um
und raunte: “Sie hat mich betrogen! Und sie lügt mich an. Dabei habe ich sie beide
gesehen, gesehen, wie sie turtelten und es miteinander trieben.“ Er grinste. „Heute Abend wird sie zum allerletzten Mal auf der Bühne stehen.“
Der Herr griff in seine  Fracktasche zog eine blank geputzte Pistole heraus. Ein Raunen ging durch den Raum, Karl wich einen Schritt zurück. Wortlos steckte der Fremde die Waffe wieder ein und schritt zur Tür hinaus. Karl und seine Gäste stürzten an die großen Fensterscheiben und drückten ihre Augen ans Glas.

(Die Augen? Wirklich?)

Der Unbekannte musterte soeben das Opernplakat auf der anderen Straßenseite. Der Unbekannte schien plötzlich wie zu Stein erstarrt.
Karl hatte sich das Plakat oft angeschaut. Heute Abend wird Premiere sein. Ella, die Star-Sopranistin singt mit ihrer Zwillingsschwester im Duett.
Alles stürmte wieder zu den Plätzen, als der Mann mit dem  Zylinder umdrehte und auf die Eingangstür zuschritt. Karl, wusste, was er abholen wollte und schaute sich nach dem Päckchen auf der Theke um.
Zerrissene Kartonteile lagen auf der Theke und davor ein Riesenschnauermischling, der sich genüsslich seine Schnauze leckte.


Falls Du Dich fragst, warum manche Worte kursiv geschrieben sind – das sind die Stellen, die m.E. Nacharbeit brauchen. Formulierungen. Rechtschreibung (s.o.) Riesenschnauer zweimal falsch geschrieben. Etwas nachlässig in Formulierungen und auch mit der Perspektive haperts z.T. noch. In dem Part mit dem seltsamen Kunden hast Du Dich richtig ausgelassen. Lesbar, dass es Dir Spaß gemacht hat, das zu Schreiben. Das Ende hat einen makabren Anteil. Warum der Mann plötzlich doch sein Herz will, obwohl er vorher schier ohne Zweifel schien, das weiß ich nicht. Aber vielleicht ist er ja ein spontaner Typ. (Gibt’s ja). Vermutlich haben Sie anschließend den Hund aufge … nein, das möchte ich weder sagen, noch zu Ende denken. Ich muss los!

Bewertung im nächsten Durchlauf. Ich möchte erstmal alle Geschichten lesen.


_________________
Liebe tut der Seele gut.
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag10.12.2012 18:16

von adelbo
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Hallo Inka/o

Die Idee mit dem verpfändeten Herz ist für mich doch irgendwie schon ziemlich ausgelutscht, bitte nicht böse sein.
Ich weiß zwei Stunden und die Vorgabe, das war nicht so einfach.
Dafür ist der Text nicht schlecht geschrieben, aber so ganz mein Ding ist er nicht.
Wer waren denn die geheimnisvollen Gäste des Pfandleihers?
Mir bleibt zu viel im Dunkelen in der Geschichte und dass ich am Ende vermuten soll, dass der Mann umsonst sein Herz herausgerissen hat, finde ich auch nicht so gut.
Mit dem Hund der dann das Herz frisst, das ist m.E. Geschmacksache. Irgendwie ein bisschen zu viel Klamauk in der Geschichte für mich.

Freundliche Grüße
adelbo


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lupus
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Beitrag10.12.2012 19:51

von lupus
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Seltsam das alles

der Einstieg extrem langatmig
der Mann weiß nix von einer Zwillingsschwester?

sprachlich .. fehlerhaft und ziemlich flach, die Pointe recht nett, aber sooo vorhersehbar, der Spannungsbogen also nicht gehalten

die Grund-Idee nicht super kreativ, aber endlich einmal ein andere Essensgeschichte (eigentlich recht kreativ)

trotz der Kürze is das alles recht langatmig


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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Bananenfischin
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Beitrag11.12.2012 02:45

von Bananenfischin
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Da ich momentan nicht viel Zeit habe, aber dennoch bewerten möchte und diese Bewertung auch nachvollziehbar sein soll, gebe ich jeweils ein kurzes Statement dazu ab, was ich an dem Text für gelungen oder weniger gelungen halte und ob ich die Vorgabe als umgesetzt erkennen kann.

Die Federn habe ich versucht so zu verteilen, dass der Rahmen weitgehend ausgeschöpft wird und die Bewertung vor allem meine Meinung in Bezug auf den Stand eines Textes im Vergleich zu den anderen wiedergibt.

Gute Umsetzung der Vorgabe: Ja.

Gelungen: Das eigene Herz zu verkaufen ist eine gute Idee (erstaunlich finde ich, dass die Zwillingsidee im Wettbewerb sogar doppelt vorkam). Die Pointe finde ich überzeugender als in manch anderem Text.

Weniger gelungen: Das Eingangsbild des Versetzens von Lebensmitteln und deren anschließenden „Verkochen“ hat mich nicht überzeugt, auch die Überzufälligkeit der Opernkarte vermochte das nicht. Stilistisch ist dieser Text eher schwächer als andere.

Fazit: 4 Federn.


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Amaryllis
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Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag11.12.2012 16:58

von Amaryllis
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Liebe/r Inko,

deine Geschichte hat ein paar sehr gute Ansätze finde ich. Der Anfang hat mich gleich eingefangen, ich finde die Idee toll, dass bei deinem Pfandleiher Menschen Lebensmittel verpfänden können und er daraus etwas für seine Freunde zaubert. Auch der Schluss war genial, einerseits, weil er Mann es sich noch einmal anders überlegt, vielleicht erkennt, dass es die Frau nicht wert ist, sein Leben (sein Herz) so wegzuschmeißen und dann die Ironie des Schicksals, dass es für dieses Einlenken zu spät ist, weil der Hund das Herz verputzt hat.

Leider kann der Mittelteil aber nicht mit dem Anfang und dem Schluss mithalten, ich finde ich holprig. Besonders die Schilderung, warum er das macht, klingt für mich nicht authentisch.

Und du hast eine Wiederholung drinnen, die ich nicht schön finde, wahrscheinlich hast du da am Schluss noch einen Satz hinzugefügt, relativ am Ende, die zwei Unbekannten.

Alles in allem habe ich die Geschichte aber sehr gern gelesen, landet bei mir sicher im oberen Drittel.

Ich hoffe, du kannst mit diesem Feedback etwas anfangen. Für Rückfragen oder Anmerkungen stehe ich natürlich auch nach dem Wettbewerb zur Verfügung. Die Befederung erfolgt dann abschließend (auch im Vergleich), wenn ich alle Texte kommentiert habe.

Liebe Grüße,
Ama


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gold
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Beitrag12.12.2012 20:10

von gold
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hallo Guy,
 
ich verstehe den Schluss nicht. Aber die Idee vom herzauffressenden Riesenschnauzer finde ich gut!

Der Stil passt auch. Stil sechs Federn, Story fünf(wegen des für mich nicht verständlichen Schlusses), macht 11:2 = sechs Federn.

Lg Gold


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Dienstwerk
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Beitrag13.12.2012 22:03

von Dienstwerk
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Meine Befederung im Überblick:

 0 x 1 Feder
 1 x 2 Federn
 2 x 3 Federn
 5 x 4 Federn
 6 x 5 Federn
10x 6 Federn
 5 x 7 Federn
 2 x 8 Federn
 1 x 9 Federn

LG, Ana
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag13.12.2012 22:29

von Nihil
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Aufgrund von Zeitmangel hier leider nur ein Platzhalterkommentar.
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Myrine
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Beiträge: 478
Wohnort: München


Beitrag13.12.2012 22:54

von Myrine
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Erst einmal finde ich die Eingangsszene super - der Pfandleiher gewinnt für mich durch seinen originellen Ideen schnell Kontur.

Der Herr, der sein Herz verleihen (und seine Geliebte umbringen) will, weil er glaubt, dass er betrogen worden ist, ist mir dagegen etwas zu klischeehaft. Der Zufall mit der Opernkarte und dem Plakat ist mir auch etwas zu groß.

Das Ende liest sich etwas unklar und ich bin mir nicht sicher, ob ich es verstanden habe - ich vermute, da hat die Zeit nicht mehr gereicht? Das das Herz dann vom Hund gefressen wird, ist mir dann auch ein bisschen zu viel - nichts für ungut.

Vier Federn und liebe Grüße,
Myrine


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Schläft ein Lied in allen Dingen,
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und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.
(Joseph Freiherr von Eichendorff)
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seitenlinie
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag14.12.2012 18:40

von seitenlinie
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Auwei, ich hab’s gewusst … wer nicht zu den schnellsten Tippsern unter der Sonne zählt, sollte die Finger davon lassen.
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wunderhuhn
Leseratte


Beiträge: 172

Der bronzene Spiegel - Prosa


Beitrag14.12.2012 20:51

von wunderhuhn
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Leider verstehe ich das Ende nicht. Was stellt der Mann ohne Herz fest, als er auf das Plakat schaut? Warum will er in die Pfandleihe zurückkehren? Die einzige plausible Erklärung, die ich mir denken kann, ist, dass die andere Person, mit der seine Freundin zusammen war, ihre eigene Schwester war und sie ihren Auftritt planten, und er das ganze mit Fremdgehen verwechselte.

Die Geschichte (auf der Seite des Mannes) endet dann leider ziemlich abrupt; der Schnauzer, der das Herz frisst, ist dann noch für einen Lacher gut, aber so ganz passt das irgendwie alles nicht zusammen.


Aufgrund der Kürze der verbleibenden Zeit muss ich die Länge meiner Kommentare leider etwas reduzieren. Ich hoffe, ich tue dadurch bei meiner Kritik keinem Text Unrecht.
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seitenlinie
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag18.12.2012 00:54

von seitenlinie
Antworten mit Zitat

Vielen Dank allen, die sich mit meinem Beitrag beschäftigt und befedert haben, vor allem für die Kommentare und
interessanten Kritiken. Der Inhalt deckt sich überwiegend mit dem, was ich vermutet hatte.

Am Ende wurde es wirklich sehr knapp und darunter leidet vor allem der letzte Akt.

Eintippen kostet mich viel Zeit. Werde ich schneller, sind zwar alle Buchstaben drin, nur nicht in richtiger Reihenfolge.
Ich hab es diesmal mit einem Spracheingabeprogramm probiert. Das hat jedoch seine Tücken. Es verlangt zu hohe
Konzentration und fabriziert laufend Fehler, die man manuell beheben muss. Aus „Herr Wirt“  wird “Herr wird“,
es kennt keinen Unterschied Miene/Mine oder sie/Sie (Anrede), um ein paar Beispiele zu nennen. Die gesparte Zeit
geht mit den Korrekturen verloren.

Ich hätte noch einen Stein des Anstoßes vermutet. Ob es das Wort Reservatenkammer offiziell gibt, konnte ich auf
die Schnelle nicht klären. Treffend wäre es (reservare = „retten, aufbewahren, vorbehalten“ / asservare = „(amtlich)
bewachen“), im Sprachgebrauch taucht es auf - aber es dürfte sich wohl um einen Fehler handeln.


Ein paar eurer Fragen und kritischen Bemerkungen habe ich herausgepickt:

@Stimmgabel und @halcyonzocalo

Schade, dass ihr mit der Story überhaupt nichts anfangen konntet. Ein Autor wird seinen Text nicht komplett erklären.
Ich denke, es war einfach nicht eure Wellenlänge. (Dann zählen Rechtschreibfehler doppelt.)

@crim
Ich mag nicht: das Ende mit der Opernkarte und dem Plakat und der Sopranistin und vor allem stößt mir die
Waffe übel auf. Der Schlussgag könnte sehr viel besser ausgearbeitet sein.

Mit dem Ausarbeiten hast du recht. Alles andere gehört unbedingt zur Story. Warum stört dich die Waffe?

@MosesBob
Diese Stelle wäre ein super Anlass gewesen, ein bisschen über Karls Talent zu schwadronieren.
Ich möchte eine Kurzgeschichte eher straff erzählen, das Bild der Figuren soll sich aus dem Zusammenhang ergeben.

Das Ende klingt nach Holterdiepolter. Wie spät war es da schon?  

Es standen Holterdiepolter, eine halbfertige Geschichte und ein weißes Handtuch zur Auswahl.


@ mati
Plot: Ja, ja, ja! Das genau ist der Plot, an dem sich alle messen müssen. Ich dachte schon, zu strenge Maßstäbe
anzusetzen. Aber der Text beweist, dass es geht.

Wie schön - ich glaub, du bist der Erste, der das mal richtig würdigt.

... zutorkelte (weil er ja plötzlich ein Problem mit dem Herz verspürt)
Jein. Der Umschwung hat etwas mit dem Plakat zu tun (nicht mit dem Hund).
Der Unbekannte wurde zur allegorischen Figur (Solange er sein Herz nicht braucht, kann er auch ohne existieren).
Die Geschichte hat ein Nachspiel, das ich dem Leser überlasse. Es funktioniert nicht, wenn der Unbekannte draußen
zusammensackt.

Karl konnte nur vermuten, dass er seine Meinung geändert haben musste und ... (weil keine Allwissenheit von Karl das
Finale einleiten sollte).

Das ist eine heikle Frage. Subjektiv hat eine Person das Gefühl, aufgrund von Schlussfolgerungen oder Indizien etwas
zu wissen. Objektiv kann er es nicht wissen. Der Erzähler kann jedoch immer nur teilweise in eine Figur eintauchen
und verschwindet nie vollständig (mit Ausnahme der wörtlichen Rede ohne Begleitsatz). Ahnen oder vermuten wäre
mir zu schwach, ich hab es jetzt anders gelöst.

Der ungewöhnliche Gast schien ...
Stimmt, das sehe ich auch so.

@lady-in-black
Aber vermutlich hat der Zeitdruck dann doch dazu geführt, dass es in deinem Text abschließend an einigen Stellen hakt
und holpert, dem Leser leider so manches unklar bleibt.

Die "illustre Gesellschaft" bleibt genauso unklar wie der Sinn einer erwähnten Zwillingsschwester. Und wieso drehte sich
der Mann mit dem Zylinder am Ende wieder um? Es fehlt eine Erklärung für seinen plötzlichen Sinneswandel.


Illuster war nicht glücklich gewählt, da stimme ich dir zu. Der Text hakt vielleicht sprachlich, enthält jedoch alle
relevanten Informationen zur Auflösung. Der Sinneswandel hat etwas mit der Zwillingsschwester zu tun.

@ nebenfluss Soweit ich verstehe, kehrt dieser herzlose Mann wieder ins Pfandhaus zurück, um sein Herz wieder
abzuholen, welches aber der Hund gefressen hat. Aber er hatte doch vorher gesagt, er brauche es nicht mehr.

Stimmt, aber das war vor dem Betrachten des Plakates.

@ Jenni Nicht so gut gefällt mir der Zufall mit der Opernkarte und noch weniger die Erklärung mit den Zwillingen für das
Missverständnis, das finde ich sehr abgedroschen.

„ … oder haben sie zufällig“ gefällt mir auch nicht. Karl verhökert alles, was Geld bringt. Deshalb war es kein reiner
Zufall.

Mit „abgedroschen“ habe ich kein Problem. Es gibt viele Motive, die sich in Geschichten wiederholen. Ich hab die
Zwillingsschwester gewählt, weil die Auflösung so einfacher war. Etwas anderes wäre unter dem Zeitdruck zu kompliziert
geworden.

Mit der Überarbeitung wurde beides modifziert.

@ Nordlicht
Deinen Einwänden kann ich mich anschließen. Nur das Risotto ist nun wirklich nicht so wichtig.

@hobbes Ein nicht ganz so echter Kerl ohne Herz, der eben dieses verpfänden will. Aber warum denn? … müssten
unrealistische Dinge nicht auch wenigstens plausibel sein?

Plausibel sollten sie sein. In einer Pfandleihe lässt sich schnell etwas eintauschen, selbst wenn man nicht beabsichtigt,
es wieder einzulösen.

@Piratin
Du hast alles goldrichtig verstanden, und dein kleiner Einwand ist auch völlig o.k.

@Nina

Mit der Auswertung hast du dir sehr viel Mühe gemacht.
Das schau ich mir auch genau an. Dass du so verkrampft auf Realität pochst, überrascht mich allerdings.

…mäuschenstill. (Kann sein, dass das geht – ich kenne es ausschließlich als „Mucksmäuschenstill“)
Es war nur mäuschenstill - Mucksmäuschen haben empfindlichere Ohren als Mäuschen.

„Guter Mann.“ Gruselformulierung.

Deshalb muss sie dort unbedingt stehen (bleiben).

Warum der Mann plötzlich doch sein Herz will, obwohl er vorher schier ohne Zweifel schien, das weiß ich nicht.
Aber vielleicht ist er ja ein spontaner Typ.

Das hängt mit dem Plakat und einer plötzlichen Erkenntnis zusammen.

@adelbo

... verpfändeten Herz ist für mich doch irgendwie schon ziemlich ausgelutscht, bitte nicht böse sein.

Du weißt doch, dass ich gern mit Klischees spiele.

Wer waren denn die geheimnisvollen Gäste des Pfandleihers?
Opfer einer unglücklichen Formulierung.

Mir bleibt zu viel im Dunkelen in der Geschichte und dass ich am Ende vermuten soll, dass der Mann umsonst sein Herz
herausgerissen hat, finde ich auch nicht so gut.

Es ist nicht nur Klamauk, und die Hinweise finden sich im Text. Nicht umsonst, vorschnell !

@lupus
sprachlich .. fehlerhaft und ziemlich flach, die Pointe recht nett, aber sooo vorhersehbar,

Wenn (nur) jeder dreißigste Leser die Pointe vorhersieht, kann ich damit leben.


@Bananenfischin

Weniger gelungen: Das Eingangsbild des Versetzens von Lebensmitteln und deren anschließenden „Verkochen“ hat mich
nicht überzeugt,

Ich finde den Beginn immer noch gut. Schon deshalb, weil es zur Geschichte gehört – was ich bei vielen anderen Texten
nicht empfunden habe.

… auch die Überzufälligkeit der Opernkarte vermochte das nicht.
Das hat mich selbst etwas gestört. Auf Feinheiten konnte ich am Ende leider keine Rücksicht nehmen.

@Amaryllis
Danke. Den wichtigsten Teil der Intention hast du gut erfasst. Mit einer Überarbeitung wurden ein paar Sachen
ausgemerzt, die mich auch gestört hatten.

@gold
ich verstehe den Schluss nicht. Aber die Idee vom herzauffressenden Riesenschnauzer finde ich gut!
Du verstehst die plötzliche Wendung des Unbekannten nicht? Sie hängt mit einer Tatsache zusammen, die er erst durch
das Plakat erfährt.

@Myrine
… ist mir dagegen etwas zu klischeehaft.
Klischee trifft auf Karl Senf und seinen Riesenschnauzermischling.
Wie das ausgeht – am Ende nach dem Ende – möchte ich mir gar nicht ausmalen …

Der Zufall mit der Opernkarte und dem Plakat ist mir auch etwas zu groß.
Ja, der Zufall wirkt überstrapaziert - die fehlenden Feinheiten.

@wunderhuhn
Leider verstehe ich das Ende nicht.
Abgedroschene Zwillingsschwestern sind ein Indiz für Verwechslung.


@hexsaa   Schade, was hätte man aus der Geschichte machen können mit ausreichend Zeit. und
@The Brain  … die Idee hätte eine Überarbeitung verdient.

Was sie verdient, soll sie kriegen!
Bedenkt aber, unter anderen Umständen wäre die Geschichte gar nicht entstanden. Die Neufassung kommt dem
näher, was ich mir vorgestellt hatte. Ich erwarte nicht, dass es überall Anklang findet.


Über eure Zustimmung und positiven Kommentare

@KeTam, @OrangeHair, @Duffydoof, @Zauberstift, @Keren, @Beobachter, @Lorraine und @Aiyra

habe ich mich sehr gefreut. Vielleicht gefällt euch auch die überarbeitete Variante.
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Beitrag18.12.2012 01:05

von Nina
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seitenlinie, ja, ich hab mir viel Zeit genommen für Deinen Beitrag. Was verstehst Du nicht?

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Beitrag18.12.2012 19:28

von seitenlinie
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Nina hat Folgendes geschrieben:
seitenlinie, ja, ich hab mir viel Zeit genommen für Deinen Beitrag. Was verstehst Du nicht?


Das habe ich nicht geschrieben. Ich war nur überrascht über derartige Kommentare:

Alte Lebensmittel zu Geld machen? Und wie? Vielleicht an den Zoo verkaufen? Als Idee zulässig, in der Realität ziemlich unwahrscheinlich.
A) aus dem Grund, weil die Leute sicher keine Lebensmittel verkaufen, wenn das Geld knapp ist, weil sie das Geld, das sie brauchen,
vermutlich genau in Lebensmittel übersetzen müssten und B) weil es sich für den Händler sicher nicht rentiert ...
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Pokapro 2015


Beitrag31.12.2012 17:11

von seitenlinie
Antworten mit Zitat

Zum Jahresende die überarbeitete Version - falls jemand Lust hat, reinzuschauen:




Nur noch schnell ein paar Möhrchen an den Salat …  Möhren. Verdammt, haben wir denn keine Möhren mehr im
Regal? Die Alte aus der Seifengasse hatte doch vor einigen Monaten welche abgegeben und nicht eingelöst.
Karl Senff rührte das Risotto um, wendete die Buletten und rannte in die Asservatenkammer. Strahlend kehrte
er mit zwei Bündeln welker Möhren zurück.
„Herr Wirt, unsere Mägen knurren!“
„Drei Minuten, meine Damen und Herren, dann wird serviert!“
Heute brannte in seinem Pfandleihhaus wieder die Luft. Einmal im Monat kochte er aus all den Lebensmitteln,
die seine Kunden verpfändet und nicht abgeholt hatten, ein leckeres Menü. Er war stolz auf seinen Pioniergeist,
führte er doch das einzige Leihhaus, wo man fast alles loswerden konnte. Und er machte tatsächlich fast alles
zu Geld. Karl ließ die Buletten abtropfen, deren Zusammensetzung ein Geheimnis blieb, füllte Risotto in Teller,
Schalen und Behältnisse diverser Zeitepochen und pfiff halblaut vor sich hin.   
Die bunte Gesellschaft in seinem Laden trommelte bereits ungeduldig auf Tischen, Kisten und Blechtonnen aus
dem Pfandbestand. Und noch ein Knurren war zu hören. „Ruhig Samu!“ rief Karl zur Kiste unter dem Regal, wo
Samuel, sein Riesenschnauzermischling mürrisch auf das Fressen wartete.
„Ding-dong“ machte es und ein neuer Gast betrat zögerlich den Raum. Mit einem Male war es mäuschenstill.
Fensterscheiben beschlugen und ein eiskalter Hauch wehte Karl entgegen. Er legte die Schöpfkelle beiseite und
stützte sich auf den Tresen. Der Herr in Frack und Zylinder war leichenblass, die Augen eingefallen. Unter dem
Arm trug er ein Paket. „Guten Tag, Sie sind Herr Senff?“
„Ähm, ja.“ Karl verspürte ein Frösteln.
„Und hier kann man tatsächlich alles verpfänden?“ Der Unbekannte stellte einen schmuddligen Karton auf den
Tresen.
„Fast alles, ja.“ Karl musterte argwöhnisch das locker verschnürte, leicht zerbeulte Paket. Plötzlich zuckte
er zusammen. Im Karton hatte sich etwas bewegt, Besteck und Gläser im Tresen begannen zu vibrieren.
„Karl hob beschwörend die Hände …“
„Nein, Sie brauchen keine Angst haben“, sagte der Herr mit eiskalter Miene. „Es wird sich ab und zu bewegen,
mal kurz zucken - aber nicht mehr lange.“
„Ein Haustier, bestimmt?“
„Nein. Guter Mann. Mein Herz!“
Karl ließ vor Schreck die Schöpfkelle auf den Fliesenboden fallen. Samuel winselte in seiner Kiste unter dem
Regal. Der Herr hob das Päckchen etwas hoch.
„Schauen Sie, ein kleiner Blutfleck an der Unterseite. Keine Sorge, es hört bald auf.“
„Aber warum in Herrgotts Namen wollen Sie … Ihr Herz verpfänden?“
„Ich werd es nicht einlösen, werde nie wieder kommen. Ich brauche es nicht mehr.“
Karl kratzte sich im Nacken: „Aber das ist ungewöhnlich und der Wert, nun ja, ... kaum einschätzbar.“
„Mag sein. Sie geben mir dafür …“, der Fremde zögerte einen Moment und ließ seine kreideweißen Finger
auf dem Tresenrand wie über eine Klaviertastatur laufen, „eine Karte für die Opernpremiere!“   
Karl schüttelte den Kopf. Was er an Karten auftreiben konnte, hatte er, wie immer, meistbietend verkauft.
Da traf ihn ein Blick, der sein Mark gefrieren ließ. Er riss die Schublade auf und stammelte: „Hier bitte, bitte
nehmen Sie ...  erste Reihe, ich hab … heute Abend eigentlich, sowieso keine Zeit.“  
Der Herr nahm die Opernkarte kommentarlos entgegen und drehte sich langsam um.
Karl konnte seine Neugier nicht unterdrücken: „Aber warum brauchen Sie Ihr Herz nicht …“
Der Fremde wendete kurz und zischte: “Sie hat mich betrogen! Sie lügt! Dabei habe ich sie mit einem Mann
gesehen, beobachtet, wie beide turtelten und sich küssten.“  Er grinste. „Heute Abend wird die Primadonna das
letzte Mal auf der Bühne stehen.“ Der Herr griff in die Fracktasche und zog eine blank geputzte Pistole hervor.
Ein Raunen säuselte durch den Raum, Karl wich einen Schritt zurück. Wortlos steckte der Unbekannte die Waffe
ein und ging hinaus.
Die Gäste stürzten zu den halbhoch bespannten Fenstern und drückten ihre Augen ans Glas. Karl eilte zur Tür
und zog die Scheibengardine einen Spalt weit beiseite: Der Fremde musterte das Plakat auf der anderen
Straßenseite.  
„Was ist da? Kann nichts erkennen.“ – „Ella, die Star-Sopranistin, und ihr Spiegelbild.“ – „Auf dem Plakat?“ –
„Ja doch, beide singen im Duett.“
Der Zylindermann schien zu Stein erstarrt.
Das Plakat. Karl versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Frau im Spiegel wirkte faszinierend, anmutiger
fast als das Original. Allein wegen ihr hatte Karl eine Karte gekauft, obwohl er nichts mit jener Art Musik anfangen
konnte. Und sie war Ella … verblüffend ähnlich.

Der Unbekannte strauchelte, stolperte über die Bordsteinkante, fing sich wieder. Alles stürmte zurück auf die
Plätze. Karls Finger umkrampften den Türknauf. Zwei schwarze Augenhöhlen und eine Pistolenmündung steuerten
auf die Pfandleihe zu und Karl erahnte, was sie holen wollten. Er schaute nach dem Päckchen. Zerrissene
Kartonteile lagen auf dem Tresen und davor ein Riesenschnauzermischling, der sich genüsslich die Schnauze
leckte.
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag01.01.2013 20:14

von adelbo
Antworten mit Zitat

Hallo Carsten,

so gefällt mir der Text gut. Jetzt kann ich alles nachvollziehen und es macht Spaß die Geschichte zu lesen. Auch mit dem Ende kann ich mich so besser abfinden.  Smile

LG
adelbo


_________________
„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
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