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hexsaa Reißwolf
Alter: 56 Beiträge: 1826 Wohnort: im Schneckenhaus
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03.12.2012 00:00 Der Pfandleiher und ich von hexsaa
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Der Pfandleiher und ich
Seelenruhig verspeiste der fette, bleichhäutige Pfandleiher vor mir einen riesigen Hamburger, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Es war widerlich anzusehen, wie er seine gelben Zähne in das Brötchen schlug und ihm der Ketchup in den Bart tropfte. Dazu die schmatzenden Laute, wenn er kaute, begleitet von dem enervierenden Ticken der Wanduhr. Ich war nicht gewalttätig veranlagt, dennoch verspürte ich den Impuls, ihn am Kragen zu packen und ihm den scheiß Hamburger aus der Hand zu schlagen. Ihn anzuschreien, er sei wahrlich fett genug und ob er unbedingt eines frühzeitigen Herztodes sterben wollte.
Natürlich tat ich das nicht. Seit ich meinen Job verloren hatte, war das Pfandleihhaus so etwas wie meine Existenzsicherung geworden. Alles, was ich an wertvollen Gütern besaß, verweilte an diesem Ort. Manches hatte ich wieder ausgelöst. Meinen alten Verlobungsring zum Beispiel oder die Brosche von meiner Oma. Anderes würde ich wohl nie wiedersehen. Aber wer brauchte schon eine Wii oder einen Flachbildfernseher?
Ich räusperte mich. Der Kerl blickte auf, maß mich mit einem unverschämten Blick und biss erneut in den Hamburger. Wäre ich hübscher, hätte er mich bestimmt sofort bedient. Doch ich war nicht hübsch. Bestenfalls ansehnlich.
Nervös ballte ich die Hände zu Fäusten. Ich hatte mich extra hergerichtet so gut es ging, bevor ich den Weg zum Pfandleihhaus angetreten habe, hatte meinen Pushup-BH angezogen, Lippenstift aufgetragen und sogar drei Baldriantabletten eingeworfen, in der Hoffnung, sie würden meine Nerven beruhigen. Und jetzt besaß der Kerl die Unverschämtheit, mich nicht zu beachten. Dabei hatte ich mir alles genau überlegt. Was ich sagen würde, wenn er nicht auf meinen Vorschlag eingehen wollte. Hatte mir Argumente ausgedacht, die ihn überzeugen sollten. Hatte Lächeln geübt, um ihm zu zeigen, wie charmant ich sein konnte.
Endlich stopfte er den letzten Bissen in seinen Schlund und spülte ihn mit einem Becher Cola runter. Das Schlurfen zerrte an meinen Nerven. Während er sich erhob, wischte er die fettigen Finger an seiner Jeans ab. Schnell stellte ich meine präparierte Tasche auf die Theke, strich meine Haare zurück und straffte mich. Brust raus, Bauch rein und lächeln.
„Na, auch mal wieder da?“, brummte er.
„Ja“, war alles, was ich hervorbrachte. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Verdammt.
Da ich keine Anstalten machte, etwas hervorzuholen, spähte er über die Theke nach meinen verborgenen Schätzen. „Was hast’n diesmal für mich?“
Ich räusperte den Kloß im Hals weg und strich mit den Handflächen über meinen Rock.
„Mich“, sagte ich. „Ich habe mich mitgebracht.“
Das hatte er nicht erwartet. Stirnrunzelnd richtete er sich auf und bedachte mich nun schon zum zweiten Mal mit diesem unverschämten Blick, den ich so hasste.
„Soll das’n Witz sein?“
Mein Mund war so trocken wie ein alter Luffaschwamm. „Nein. Ich möchte mich in Zahlung geben.“
Einen Augenblick lang schien er ehrlich verdutzt, dann schlug er sich auf den Oberschenkel und lachte laut los.
„Ich hätt’ dir beinahe geglaubt, Süße.“
„Das ist kein Scherz“, erwiderte ich so würdevoll wie möglich. „Mein Kühlschrank ist leer, mein Strom wurde abgestellt und ich habe keinen Cent in der Tasche. Sogar meine Katze musste ich einer Bekannten überlassen. Ich möchte mich in Zahlung geben, weil ich nichts mehr habe außer mich.“
Schlagartig verstummte sein Lachen. Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Offensichtlich dachte er angestrengt nach.
„Ist das hier versteckte Kamera oder was?“, fragte er schließlich und blickte sich misstrauisch um.
„Nein. Nicht das ich wüsste.“
Erneut beugte er sich über die Verkaufstheke. „Und was soll ich mit dir anfangen? Ich bin verheiratet. Außerdem ist Menschenhandel verboten und das Rotlichgewerbe ist nix für mich.“
„Ich möchte keine Prostituierte sein. Es sei denn, Sie zwingen mich dazu, wenn Sie mich in Zahlung nehmen. Ich könnte arbeiten, den Laden putzen …“
„Das macht meine Frau“, unterbrach er mich.
„… oder Ihnen mit der Buchhaltung oder den Kunden helfen“, fuhr ich unbeeindruckt fort. „Zehn Jahre lang habe ich im Kundendienst gearbeitet, ich kenne mich bestens aus.“
Er begann, sich sichtlich unwohl zu fühlen. „Hör mal, ich kann dich nicht in Zahlung nehmen. Nix was lebt und sich bewegt, verstehste?“
Verzweifelter Blick, den hatte ich geübt. „Was bleibt mir dann noch? Wenn sie mich nicht kaufen, dann brauche ich wenigstens einen Job. Eine andere Lösung gibt es nicht für mich.“
„Geh doch zum Sozialamt. Die helfen dir.“
„Da war ich schon“, erwiderte ich konsterniert. „Doch das Geld reicht hinten und vorne nicht.“
Sein gerötetes Gesicht zeigte mir, dass ich fast am Ziel war. Jetzt bloß nicht locker lassen.
„Nehmen Sie mich in Zahlung oder geben Sie mir einen Job“, drängte ich, während ich demonstrativ die Konturen meines Körpers nachfuhr.
Die Geste schien ihn noch mehr zu verunsichern.
„Du kannst Buchhaltung?“, fragte er plötzlich kleinlaut.
„Ja. Buchhaltung, Rechnungen schreiben, Botengänge. Alles“, beteuerte ich.
„Hm“, brummte er. „Eine Hilfe könnt ich wirklich gebrauchen. Das Geschäft läuft.“
„Bitte“, flehte ich. „Sie werden es nicht bereuen.“
Er zögerte. Eine Sekunde. Zwei. Ich hielt den Atem an.
„Also gut, versuchen wir's“, gab er nach.
Ich merkte, wie das erste echte Lächeln des Monats mein Gesicht erhellte. „Hand drauf“, sagte ich und streckte ihm meinen Arm entgegen.
„Ja, Hand drauf“, erwiderte er und schlug ein.
Ich wagte eine letzte Frage zum Organisatorischen. „Wann kann ich anfangen?“
„Am Montag“, brummte er.
„Also gut, bis Montag dann“, sagte ich, nahm meine Handtasche und verließ beschwingten Schrittes das Pfandleihhaus.
Hoffentlich hatte die Kamera, die ich in meiner Handtasche installiert hatte, alles aufgenommen. Zuhause würde ich es gleich überprüfen und dann einen privaten TV-Sender kontaktieren, RTL2 oder Pro7 oder wie sie alle hießen, und ihnen exlusives Material für ihre unsäglichen Nachmittagssendungen anbieten.
Wäre doch gelacht, wenn sich mit Armut und sozialem Abstieg nicht ein paar Euro verdienen ließen.
Weitere Werke von hexsaa:
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Duffydoof Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 121 Wohnort: Municia
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03.12.2012 13:05
von Duffydoof
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Schön, hart, verlogen und ziemlich dreist. Für die Pointe war wahrscheinlich nicht mehr genügend Zeit übrig. Und eigentlich Schade, dass sie bereits vorher schon vom Pfandleiher angedeutet wurde.
Was mich allerdings interessiert, ist, ob sie nun zweischienig fährt oder nicht; sprich: beim Pfandleiher arbeiten möchte und gleichzeitig noch das Video einschickt. Das wäre das Tüpfelchen auf dem I.
_________________ Es trägt nicht immer faulende Früchte, wenn man einem zweifelnden Rebellenbaum Sonnenstrahlen schenkt.
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lady-in-black Bitte nicht füttern
Beiträge: 1474 Wohnort: Killer Förde
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03.12.2012 13:15
von lady-in-black
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Moin,
dickes Lob, dass du dich getraut hast, beim FFF mitzumachen.
Und jetzt ein dicker Tadel, weil du selbst in der Kürze der Zeit hättest problemlos mit einem "Klick" hättest recherchieren können ... nee, eigentlich sogar müssen!
Zitat: | § 201 StGB
Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes.
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt
1. das nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen auf einen Tonträger aufnimmt oder
2. eine so hergestellte Aufnahme gebraucht oder einem Dritten zugänglich macht. |
Es geht hier nicht um eine Lapalie, sondern um eine echt schwere Straftat, die du als "Pointe" verwendest.
Ansonsten war deine Geschichte sicher, allerdings auch recht vorhersehbar geschrieben.
_________________ - Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt. |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4279
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03.12.2012 19:26
von hobbes
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Na, das ist mal eine Leistung. Dass mir der fette, schmatzende Pfandleiher sympathischer ist, als sie (... die geldgierige Ziege, die eine helfende Hand bei RTL verscherbelt).
Tja. Die Umsetzung passt, aber der Inhalt ist nix für mich. Keine Ahnung, wie ich das bewerten werde.
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crim sex, crim & rock'n'roll
Beiträge: 1578 Wohnort: München
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04.12.2012 12:17
von crim
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Eine sehr sicher erzählte Geschichte mit einer sehr guten Idee. Selbstverpfändung. Sie ist aus einem Guss, aber die Kamera und den ganzen Schluß hätts für mein Empfinden nicht mehr gebraucht. Es scheint mir nicht stimmig, denn letzten Endes tut der Pfandleiher nichts weiter, als angemessen reagieren, Mitleid bekommen und findet dann sogar noch einen Job für die Ich-Erzählerin. Die Aussage, die der Text mit dem letzten Satz bekommt, missfällt mir so sehr, dass ich eine Feder abziehe. Sechs bleiben übrig.
LG Crim
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OrangeHair Leseratte
Alter: 53 Beiträge: 108 Wohnort: Wien
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04.12.2012 15:52
von OrangeHair
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Igitt! Bei den ersten Sätzen dachte ich wirklich nur "igitt", so schön eklig hast du den Pfandleiher beschrieben.
Gute Idee mit der Tasche, gute Story!
LG Orange
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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04.12.2012 22:36
von Stimmgabel
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Habe den Text sorgfältig zweimal gelesen - und macht mich immer noch nicht so recht an - die Pointe?? / Ist sie nun gut oder schlecht - ich weiß es nicht ?
Die Grundidee hat ja was, ohne Zweifel ..., aber dann irgendwie mir zu geradlinig (fast schon früh absehbar) ..., und klar, mit happy-end.
"Ich möchte mich in Zahlung geben, weil ich nichts mehr habe außer mich.“ / ... bin echt nicht sicher (mich oder mir)?? - oder doch korrekt?
interessante Frage! / ... geht es in Richtung: außer mir selbst?
... oder:
"Ich möchte mich in Zahlung geben, weil ich nichts mehr habe als mich.“
Gruß Stimmgabel
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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05.12.2012 10:35
von MosesBob
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Hallöchen!
Eine Menschenhandel-Geschichte der etwas anderen Art. Locker geschrieben, für meinen Geschmack teilweise einen Tick zu locker: "Beschwingten Schrittes" ist zum Beispiel so eine Floskel, mit der ich, wenn ich sie lese, nur in den allerseltensten Fällen warm werde. Sie klingt zu beschwingt, fast künstlich. Die Idee, die Not der Ich-Erzählerin medienwirksam zu vermarkten, finde ich klasse. Ich finde sie so klasse, dass meine Ansprüche an den Rest der Geschichte sprunghaft steigen: die Erzählerin hätte dreister sein müssen, vielleicht sogar tränenreicher, ein richtiges Schmierentheater mit der Lizenz zum Auf-die-Tränendrüse-drücken hätte sie abziehen müssen, ins Burleske driftend, so dass sich der Leser fragt: dreht die jetzt völlig durch? Eine Melange aus Talkshow-Stuss und diesem unsäglichen, gestellten "Reality"-TV. Für ihre schlussendliche Absicht ist sie mir einfach zu brav. Leider bleibt der Pfandleiher charakterlich blass. Er lebt nicht, er kann sich nicht in der Geschichte entfalten. Hier wäre mehr drin gewesen. Aber allein für die Idee, auch wenn ihr Potenzial meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft wurde, gibt es einen Pluspunkt.
Viele Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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mati Eselsohr
M
Beiträge: 203
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M 05.12.2012 12:36
von mati
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Plot: Der Seitenhieb auf 'Vorsicht Kamera!' am Anfang schwächt den Clou am Ende. Ansonsten ein passabler, wenn auch garstiger Plot, der den Sympathievorsprung des Ich-Erzählens wieder zerstört. Danach tut einem der Pfandleiher leid, der eine ungerechtfertigte Strafe erwartet.
Stil: keine Einwände. Flüssig und plastisch.
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Zauberstift Honigkuchenpferd
Alter: 44 Beiträge: 389
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05.12.2012 15:26
von Zauberstift
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schlechte Idee von dem Mädel... wäre sie ab Montag arbeiten gegangen, hätte sie mehr Geld bekommen unterhaltsam geschrieben
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Beobachter Klammeraffe
Beiträge: 617
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05.12.2012 17:23
von Beobachter
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Interessante Idee, routiniert umgesetzt, sauber formuliert. Hab ich gern gelesen.
_________________ Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt.
- Jean Cocteau |
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Keren Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 260 Wohnort: Die alte Kaiserstadt
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05.12.2012 19:06
von Keren
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Schöner Text, hat mir gefallen. Ich mag die Idee hinter der Geschichte und finds kreativ, den eigenen Niedergang ausnuzten zu wollen, um die eigene finanzielle Situation zu verbessern. Ein durchaus sozialkritisches und hochaktuelles Thema.
Du hast die Aufgabenstellung ebenfalls gut umgesetzt und mir gefallen die Beschreibungen der beiden Charaktere in der Szene.
Wenn du noch Fragen hast, gerne per PN.
_________________ Ich weiß, dass ich nichts weiß.
- Sokrates
Und der Tod warf die Sense hin und stieg auf den Mähdrescher, den es ward Krieg. |
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Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
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05.12.2012 21:56
von Dienstwerk
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Mit der Lyrik bin ich durch, da waren meine Bewertungen geringfügig detailfreudiger. Bei der Prosa erlaube ich mir einen neutralen Befederungskommentar. Zu den Texten, die mir besonders gut gefallen haben, schreibe ich später evtl. noch ein paar ausführlichere Zeilen.
Quergelesen habe ich bereits - es sind ein paar sehr tolle Geschichten dabei. Wirklich schlechtes Textmaterial habe ich nicht gefunden. Trotzdem werde ich der Fairness halber die Federmöglichkeiten von 1-9 ausschöpfen - der Abgrenzung wegen. Wer also eine 1 von mir bekommt, hat deswegen keine grottenschlechte Geschichte, sie ist halt nur nicht so gut wie die mit einer 9.
Daumen hoch für alle, die die Vorgaben begriffen haben und in der kurzen Zeit eine stimmige Geschichte in die Tasten hauen konnten. Ich Depp habe sowohl das Essen als auch das Plakat am Anfang ignoriert und mein Text wurde disqualifiziert.
Aber wenn ihr dann alle eure Federchen habt, dürft ihr meinen geistigen Erguss trotzdem lesen. So lange kann ich auch noch warten.
LG, Ana
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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06.12.2012 15:09
von nebenfluss
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Mein Lob für die Pointe. Die kam für mich überraschend und gelungen. Gefragt habe ich mich dann aber, ob denn deine Protagonisten jetzt wirklich verarmt ist oder Journalistin auf Skandalsuche.
Und dann viel mir auf, dass die Geschichte ja eigentlich nicht im Sinne einer Verpfändung funktioniert. Letzten Endes wird die Frau von den Pfandleiher einfach als Hilfskraft eingestellt. Daran ist nichts Skandalöses, aöso können die Fernsehsender doch da auch keine Story draus machen, oder?
LG
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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06.12.2012 21:44
von Jenni
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Hier gehört es wenigstens mal zur Story, dass der Pfandleiher dick, hässlich und eklig ist. Weil es dadurch ein noch größeres Opfer ist, ihm - sich selbst anzubieten. Aber warum dann der Rückzieher, wenn doch alles eine Fakenummer für's Fernsehen ist? Warum dann die Demütigung nicht ein bisschen krasser gestalten? Vielleicht ist das aber der Clou, dass die Demütigung der Prota so schon groß genug für's Privatfernsehen erscheint. Hm.
Was mich stört: von einer ich Erzählerin, die ihre scheinbar innersten Gedanken mit mir teilt, belogen worden zu sein, zugunsten der Pointe. Dadurch wirkt sie insgesamt unauthentisch, diese Erzählerin, und dann ist mir die Geschichte doch zu unexplizit.
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Nordlicht Waldschrätin
Beiträge: 3761
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06.12.2012 23:45
von Nordlicht
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Gute Pointe! Es dauert zu Anfang etwas, bis die Geschichte in Schwung kommt, aber dann ist es unterhaltsam zu lesen, wenn auch mit ultraklischeehaftem Frauenbild Sprachlich sind mir weder große Höhenflüge noch Aussetzer aufgefallen; der Einstieg ist ziemlich adjektivlastig, aber im Laufe der Geschichte dünnt sich das aus
_________________ If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4952
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07.12.2012 09:50
von KeTam
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Die Idee finde ich eigentlich gut, nur der Pfandleiher ist m.M.n. zu schnell überzeugt.
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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08.12.2012 21:02
von femme-fatale233
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Hm, kickt mich irgendwie nicht. Ich finde schon den Hass auf den Dicken am Anfang etwas unrealistisch, dafür ist er einfach nicht widerlich genug. Gut ist der Versuch, sich selbst feilzubieten, aber dann die Bettelei um den Job - das zerstört vieles. Noch mehr zerstört allerdings die RTL-Pointe. Schade.
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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09.12.2012 14:00
von halcyonzocalo
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Sprachlich ist der Text in meinen Augen sehr gelungen. Ein schöner Schreibstil, geschmückt mit vielen schönen Beschreibungen und einem gelungenen Satzbau. Leider fällt der Inhalt im Vergleich etwas ab. Da gibt mir die Geschichte zu wenig her. Außerdem kann mich das Ende nicht überzeugen. Für mich wirkt es ein wenig so, als wolle man die Geschichte damit schlicht zu Ende bringen. Fazit: Sprachlich ziemlich gut, inhaltlich eher schwach. 5 Federn
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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09.12.2012 17:50
von Piratin
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Hallo Inko,
eine Frau bietet sich selbst an ... und bekommt am Ende ein Jobangebot. Ob das einen Fernsehsender wirklich interessiert? Ich glaube nicht. Es ist gut geschrieben, aber das Ende mit der Kamera hätte es für die Geschichte nicht unbedingt gebraucht.
Liebe Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Aiyra Wortedrechsler
Alter: 28 Beiträge: 76
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09.12.2012 20:13
von Aiyra
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Solide Geschichte, aber nicht herausragend.
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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10.12.2012 12:30
von Nina
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Der Pfandleiher und ich
Guter Einstieg in die Szene und gleichzeitig auch die Charakterisierung des Protagonisten und Erzählers. Komisch, ich dachte das sei ein Mann, der da spricht. Ist mir umgekehrt in einer anderen Geschichte passiert, dass ich, aufgrund der Schreibeweise nicht „Jonas“, sondern eine Frau assoziiert hatte. Interessant, nicht?
Zitat: | sogar drei Baldriantabletten eingeworfen |
Also bei drei Baldriantabletten, da schläfst Du nach zehn bis fünfzehn Minuten.
Zitat: | Und jetzt besaß der Kerl die Unverschämtheit, mich nicht zu beachten |
Er hat sie doch beachtet. Er hat sie angesehen, schreibst Du vorher. Beachten ist also das falsche Wort.
Zitat: | Mein Mund war so trocken wie ein alter Luffaschwamm. |
Was ist ein Luffaschwamm?
Die Passage, in der die Prota sich „anpreist“, finde ich, ist Dir gut und glaubwürdig gelungen.
Ich schenk Dir ein „T“.
Zitat: | „Du kannst Buchhaltung?“, fragte er plötzlich kleinlaut. |
Das kleinlaut ist nicht passend, finde ich. Der Typ macht das vermutlich seit Jahren und vermutlich ist sie nicht die Erste, die mit einer tragischen Geschichte in den Laden kommt. Insofern denke ich, dass er Fähigkeiten entwickelt hat oder besitzt, die ihn das nämlich genau nicht sein oder tun lassen: kleinlaut fragen. Aber gut – Du als Autorin darfst das ja schreiben. Aber ich, als Leserin, darf es auch unglaubwürdig finden.
Das Ende enttäuscht mich. Warum sollte sie sich selbst alles versauen? Total unrealistisch. Was hat der Mann denn Schlimmes gemacht? Ihr aus Mitgefühl oder einem Gefühl der Schwäche heraus, einen Job angeboten. Und das wirft sie in ihrer Not weg? Mit diesem kleinen Schlenker am Schluss, hat m.E. die Geschichte etwas verloren. Schade.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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