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Hugo

 
 
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4947

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag03.12.2012 01:00
Hugo
von KeTam
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hugo wischte sich die Knoblauchsosse aus dem Mundwinkel , betrachtete den Döner als Suche er die schmackhafteste Stelle, und senkte sein gelblichen Zähne erneut in seine Mahlzeit.  Eine Weile kaute er energisch. Köstlich. Er seufzte, rülpste und spülte den letzten Bissen mit einem Schluck Radeberger herunter. War nicht viel los in seinem Pfandleihhaus. Die zweite Woche im Monat war immer Flaute. Seine Kunden hatten gerade erst ihren Lohn bekommen und die, die sich ihre Schätze zurückkauften, taten das meist in der ersten Woche. Die Fensterscheiben waren dreckig. Fliegenschiss und Staub.
Er setzte sich auf seinen Barhocker hinter dem Tresen und beobachtete die Straße. Wenn er irgendwas wirklich konnte, dann zu sehen, was welchen Wert hatte. Es gab genau drei Kategorien. Oberklasse, Mittelklasse, Unterklasse. Danach konnte man alles, wirklich alles auf dieser verdammten Welt einteilen.
Vor dem Laden parkte ein Wagen, Mittelklasse. Heraus stieg ein Mann in einem billigen Anzug. Stangenwahre, Unterklasse. Hugo zündete sich eine Zigarette an und ließ den Rauch in einer kleinen Wolke aufsteigen. Uninteressant, dieser Mann. Lieber wäre ihm gewesen, die Bedienung der Kneipe von nebenan wäre vorbeigelaufen. Da hätte er was zu sehen gehabt. Definitiv Oberklasse. Hugo grinste und strich sich eine fettige Locke aus der zerklüfteten Stirn.
Mit einem Quietschen öffnete sich die Ladentüre. Der Mann aus dem Mittelklassewagen. Zeit ihn genauer zu betrachten. Hugo ließ seinen Blick langsam an dem Kunden herunter und wieder hoch wandern. Brauner Anzug, schütteres Blondes Haar, Mitte vierzig schätzte Hugo. So wie der Mann aussah, war da nichts zu holen. Einer von denen, die ihm nutzlosen Ramsch anboten und erwarteten, er würde den Einkaufspreis auszahlen. Lächerlich. Mein Gott, irgendwie musste er auch leben. Einer von denen, die ihren Ramsch hier ließen um ihn nie wieder abzuholen.
Hugo drückte seine Zigarette im übervollen Aschenbecher aus .
„ Guten Tag, mit was kann ich dienen?“
Eine Kundin hatte ihn vor Jahren darauf hingewiesen, dass es eigentlich recht unpassend war, diese Frage zu stellen. Denn Hugo wusste ja, mit was er „dienen“ konnte und sollte. Aber es hörte sich gut an, fand Hugo, unpassend hin oder her. Sein ganzes Leben war unpassend.
Mit einer fahrigen Handbewegung strich siech der Kunde über die Stirn.
„Haben sie einen Moment Zeit, ich will ihnen etwas zeigen.“
Zeit. Was für eine Frage, Ja, die hatte er.
„Ja, aber selbstverständlich habe ich Zeit. Zeigen sie her.“
Der Kunde holte eine Kamera aus einer schwarzen Tasche und stellte sie auf den Tresen. Eine Cannon. Oberklasse. Nicht schlecht, dass hätte Hugo diesem Waschlappen, wie er ihn kurzerhand getauft hatte, nicht zugetraut.
„Dafür bekommen sie 200 Euro von mir, hier ist das Formular, das müssen sie ausfüllen. Haben sie ihren Ausweis dabei?“
Der Kunde lächelte.
„Nein, sie verstehen mich falsch. Bitte, schauen sie sich diesen Film an!“
Hugo schnaubte, schüttelte den Kopf und steckte sich eine weitere Marlborough an.
„ Haben sie etwas, was sie beleihen möchten? Ansonsten, verschwinden sie“
Der Mann antwortete nicht, sondern drückte hektisch auf ein paar Knöpfe an der Kamera und drehte Hugo dann das Display zu.
Darauf war eine Geburtstagstorte zu sehen, ein Kindergesicht kam ins Bild, blies die Kerzen aus und lächelte in die Kamera.
„Mein Sohn“, bemerkte der Kunde.
Eigentlich wollte Hugo diesen Spinner so schnell wie möglich aus dem Laden begleiten, er hatte jeden Tag mit solchen Gestalten zu tun. Lauter Durchgeknallte, die einfach zu blöd waren um ihr Geld zusammen zu halten. Und dann war er doch neugierig. Mal sehen, auf was diese Viedovorführung hinauslief.
Die Kamera schwenkte und ein Geburtstagstisch erschien. In der Mitte stand ein ziemlich klobiges Ding, dass mit einem Tuch bedeckt war. Eine Hand kam ins Bild, zog das Tuch weg und ein Freudenschrei  ertönte.
Unter dem Tuch befand sich ein Käfig, darin saß ein Hamster.
Hugo wusste nicht, was das alles sollte, aber er erinnerte sich, dass auch er als Kind einen Hamster geschenkt bekommen hatte. Krümel. Der einzige Glücksgriff seines ewig besoffenen Vaters. Hugo hatte Krümel geliebt. Er war wirklich ein ganz besonderer Hamster gewesen. Hugo lächelte , auf dem Display flimmerte der Hamster vorbei. Ja, das war eine gute Zeit gewesen mit Krümel. Einmal hatte er ihn sogar mit zur Schule genommen. Immer wieder hatte er sich versichert, dass es Krümel gut ging. Seine Hand in den Ranzen gesteckt und das seidige Fell des Tieres Gestreichelt. Er war winzig, deshalb hatte Hugo ihn Krümel genannt. Auf einmal sehnte er sich nach Krümel. Nach der Sicherheit, die er ihm geboten hatte. Der Hamster war immer für ihn da gewesen, hatte immer in seinem Käfig auf Hugo gewartet. Wenn sein Vater seine Mutter grün und blau prügelte, so dass Hugo ihr Weinen hören konnte, hatte er Krümel mit ins Bett genommen. Ganz vorsichtig hatte er ihn gehalten, mit seiner Wange das Tier berührt und seinen raschen Herzschlag gespürt.
„So. Das wars.“
Die Worte des Kunden rissen Hugo aus seinen Gedanken.
Im nächsten Moment verschwand der Kunde, die Ladentür quietschte und schlug scheppernd zu.
Hugo trank einen Schluck Bier. So was war ihm auch noch nicht passiert:
Kam einer rein, zeigte ihm ein Homevideo und verschwand wieder.
Sachen gibt’s.
Doch im nächsten Moment, erschien der Kunde wieder. In seiner rechten Hand trug er einen Karton, stellte ihn auf die Theke und lächelte.
„Ich liebe meinen Sohn. Mein Sohn liebt Goldi, das haben sie gesehen, nicht wahr?“
Hugo kratzte sich verwirrt an der Schläfe und lugte in den Karton.
Im Karton war ein Käfig und in dem Käfig war ein Hamster.
Verdammt noch mal, was wollte dieser Verrückte?
„Geben sie mir 500 Euro! Ich lasse ihnen Goldi da! In zwei Wochen löse ich ihn aus!“
Hugo spürte, wie sein Augenlid anfing zu zucken.
Dieser Kerl, dieser Waschlappen, bot ihm doch tatsächlich den Hamster seines Sohnes an! Den Hamster, den sein Sohn offensichtlich genauso liebte, wie er, Hugo, Krümel geliebt hatte.
Deshalb die Show mit dem Video: Schau her, ich bin ein guter Vater, ich liebe meinen Sohn, filme seinen Geburtstag, schenke ihm einen Hamster! Vertraue mir, ich löse diesen geliebten Hamster wieder aus!
Der Kunde grinste Hugo schief an:
„Sie sehen, ich liebe meinen Sohn! Er liebt seinen Hamster! Nie, nie im Leben, würde ich die 500 Euro nehmen, und Goldi nicht auslösen! Ich weiß, dass ist ein stolzer Preis, für einen Goldhamster! Aber bedenken sie seinen ideellen Wert! Bedenken sie, was ich zu verlieren habe! Sie haben mein Ehrenwort!“
Hugos Augenlid zuckte nun so sehr, dass er seine Hand dagegen presste. Sein Kopf begann zu schmerzen. Sein Herz pochte hart, er spürte es bis in die Kehle.
Verschwommen nahm er wahr, dass der Kunde seinen Mund bewegte, lächelte, eifrig gestikulierte.
Hugo nahm die Bierflasche, seine Hand schloss sich fest um ihren Hals. Dann holte er aus und schlug zu. Er schlug diesem Waschlappen sein blödes Grinsen aus dem rasierten Gesicht.
Er schlug, holte aus und schlug erneut mit voller Wucht zu. Als der Kunde zu Boden ging, lief er in aller Ruhe um den Tresen herum, griff dem leblosen Mann in die Hosentasche. Er nahm den Autoschlüssel, dann hob er vorsichtig den Karton hoch und verließ den Laden.
Die Ladentüre quietschte, eine Autotür fiel zu, ein Motor wurde gestartet.

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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4947

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag03.12.2012 12:40

von KeTam
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Naja. Hab hier auf jeden Fall schon weitaus Besseres gelesen. *gähn*
Ich vergebe trotzdem zwei Federn:
Die erste fürs Mitmachen.
Die zweite einfach so.
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag03.12.2012 19:50

von adelbo
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Ich weiß nicht so recht, normalerweise bin ich niemand der das Wort Klischee bei Texten nutzt, aber hier könnte ich es fast anbringen. Der Pfandleiher aus dem Kino. Nichts Menschliches ist im fremd. Dabei ist er ein weicher Kerl, hat er doch furchtbar an seinem Krümel gehangen. Und dann das schlechte Elternhaus, dass ihn letztendlich zu dem gemacht was er geworden ist. Einer der zuschlägt, war das anders zu erwarten, bei diesem Vater.
So stellt sich für mich der Text dar und das ist überhaupt nicht das was ich gerne lese.
Tut mir Leid, ist nicht mein Text.
Freundliche Grüße
adelbo


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„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

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Stimmgabel
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Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag04.12.2012 15:53

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Mmhh, eine trantränendrüsende, episodisch angehauchte Geschichte, die mir was erzählen möchte - leider, als Substanz, keine Ahnung  Embarassed

Da ist ein unter-unterklassender, herabgekommener, versiffter Schmatz Pfandleiher, der sich an seinen Hamster Krümel erinnert (mal paar innere Tränchen vergießt), um dann einem Unterklasse-Kunden ein Flasche Bier über den Schädel zu ziehen,

um dann mit dem Autoschlüssel des Kunden und seinem Mittelklasse Wagen den Abflug zu machen - und das wars. / ... und mMn so überlang und dadurch verwässernd erzählt.

Die hier wohl angedachte Moral der Geschichte, einer Kinderseele nie sein Allerliebstes gedankenlos zu enteignen (...und, und, ...), greift mMn kaumstens - zumindest bei mir nicht ..., leider ...

Gruß Stimmgabel

-


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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4297

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag04.12.2012 17:37

von hobbes
Antworten mit Zitat

Hugo, der eklige Rülpser und Goldi alias Krümel, der liebliche Hamster.

Wie gut, dass du meine Frage "Aus welchem Grund zeigt der Kunde Hugo dieses Video" vorausgeahnt und auch gleich beantwortet hast.
Mir wäre es allerdings lieber gewesen, mir hätte sich diese Antwort aus dem Kontext heraus erschlossen und nicht mit einem "Da schau, das ist der Grund." Zumal ich diesen Grund immer noch ein bisschen absurd finde. Aber na gut, daran will ich mich mal nicht stören.
Es gibt überhaupt viele FFF-Geschichten dieses Mal, die ins Absurde gehen. Vielleicht wäre das auch gar nicht so schlimm, wenn nicht vieles (oder alles?) auf dieser Absurdität aufbaut.

Will sagen: Das ist ja eine ganz nette Idee, dass der fette Kerl plötzlich ein Kindheitstrauma hat und deshalb durchdreht. Aber Hugo fühlt sich für mich einfach nicht echt an. Oder, um mal das Modewort zu bemühen: nicht authentisch.

Dabei war der Anfang ganz vielversprechend, mit dieser Einteilung in Unter-, Mittel- und Oberklasse.
Oder auch sowas
Zitat:
Sein ganzes Leben war unpassend.
hat mir gefallen.

Alles, was darauf folgt, ist dann leider nicht mehr so meins.
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Beobachter
Klammeraffe


Beiträge: 617



Beitrag04.12.2012 21:06

von Beobachter
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Ich gebe zu, zuerst war ich ein bisschen gelangweilt. Da ist dieser Hugo, der sämtliche Sachen und Leute in Klassen einteilt. Ich dachte, er sei einer dieser typischen Loser, wie er auch bei Rowlings "Plötzlicher Todesfall" vorkommen konnte, aber dann hast du mich doch noch positiv überrascht. Nicht, weil ich Gewalt gutheiße, aber ich fand die Reaktion Hugos gar nicht mal sooooooo unangemessen. Allerdings hast du eine Menge RS-Fehler drin, das hat mich schon ein bisschen gestört.

_________________
Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt.
- Jean Cocteau
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crim
Geschlecht:männlichsex, crim & rock'n'roll


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Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag05.12.2012 11:42

von crim
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Ok, dieser Hugo ist mir (bis auf den Schlussteil) trotz seiner Verdrossenheit ganz sympathisch. Halt so ein Antiheld, der in Kategorien denkt. Aber gerade das mit der Unterteilung in Unter- Mittel- und Oberklasse, fand ich gut, flott, witzig geschrieben. Überhaupt habe ich hier stilistisch wenig zu bemängeln. Ich mag nur wirklich das Ende nicht, obwohl ich ein wenig seine Handlungsmotivation nachempfinden kann, ist mir das einfach zu heftig. Fünf Federn.

LG Crim
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mati
Eselsohr
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M
Beitrag05.12.2012 16:16

von mati
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Plot: Glück gehabt! Kurz bevor der Text in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden droht, dreht der Erzähler durch. Doch dadurch wurde die Geschichte nicht gerettet.

Stil: Vergessen wir den Anfang und den Mittelklasse-Teil. Gegen Ende, da wo der Aggro den Langeweiler von hinter dem Tresen nach vor dem Tresen etwas aus dem rasierten Gesicht schlägt, was der Autorenkommentar als 'blödes Grinsen' bezeichnet, ohne dass der vor dem Tresen zurückweicht, was er könnte, da der hinter dem Tresen ja erst um der Tresen herumkommt, nachdem der vor dem Tresen zu Boden gegangen war ... Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, beim Perspektivwechsel, weil der Leser allein mit der blutenden Sauerei vor dem Tresen im Leihhaus zurückbleibt und mit einer quietschenden und einer zufallenden Tür vertröstet wird.

Nicht bewegen, bin gleich wieder da.


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lady-in-black
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Der goldene Käfig Extrem Süßes!


Beitrag05.12.2012 17:41

von lady-in-black
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Moin,  smile

egal, was die Federn am Ende für ein Gesamtgewicht ergeben ... du kannst dich auf jeden Fall als ein Gewinner fühlen, weil es dir gelungen ist, einen Text innerhalb kürzester Zeit relativ "unfallfrei" ins Ziel zu bringen.  Daumen hoch

Zu deinem Text kann ich ansonsten eigentlich nichts weltbewegendes sagen. Und diesen Umstand solltest du positiv auffassen.  Denn er haut mich zwar nicht vor Begeisterung vom Hocker ... aber auch nicht vor Entsetzen. Razz  Wink


_________________
- Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt.
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Dienstwerk
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DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag06.12.2012 00:13

von Dienstwerk
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Mit der Lyrik bin ich durch, da waren meine Bewertungen geringfügig detailfreudiger. Bei der Prosa erlaube ich mir einen neutralen Befederungskommentar. Zu den Texten, die mir besonders gut gefallen haben, schreibe ich später evtl. noch ein paar ausführlichere Zeilen.

Quergelesen habe ich bereits - es sind ein paar sehr tolle Geschichten dabei. Wirklich schlechtes Textmaterial habe ich nicht gefunden. Trotzdem werde ich der Fairness halber die Federmöglichkeiten von 1-9 ausschöpfen - der Abgrenzung wegen. Wer also eine 1 von mir bekommt, hat deswegen keine grottenschlechte Geschichte, sie ist halt nur nicht so gut wie die mit einer 9. wink

Daumen hoch für alle, die die Vorgaben begriffen haben und in der kurzen Zeit eine stimmige Geschichte in die Tasten hauen konnten. Ich Depp habe sowohl das Essen als auch das Plakat am Anfang ignoriert und mein Text wurde disqualifiziert.

Aber wenn ihr dann alle eure Federchen habt, dürft ihr meinen geistigen Erguss trotzdem lesen. So lange kann ich auch noch warten. smile

LG, Ana
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nebenfluss
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Podcast-Sonderpreis


Beitrag06.12.2012 01:29

von nebenfluss
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Die Idee mit dem "Klassendenken" gefällt mir ganz gut, ist auch schön umgesetzt. Soweit kann ich mir Hugo gut vorstellen. Überhaupt liest sich der Text flüssig.

Allerdings hat die sentimentale Erinnerung an seinen Ex-Hamster für mich nicht zu dieser Figur gepasst. Er durchläuft diese Charakteränderungen zu schnell, vom Schubladendenker zum Tierfreund und von dort zum Gewalttäter und Dieb. Das macht ihn mir sehr unglaubwürdig.
Auch der "Erpressungsversuch" des Besuchers hat mich nicht so recht überzeugt.

LG
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wunderhuhn
Leseratte


Beiträge: 171

Der bronzene Spiegel - Prosa


Beitrag06.12.2012 02:08

von wunderhuhn
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Wow! Dieser Text gefällt mir richtig, richtig gut.

Die Charakterisierung von Hugo ist bildhaft, wohl auch dadurch, dass Hugos Charakter zu einem gewissen Teil polarisiert ("Es gab genau drei Kategorien. Oberklasse, Mittelklasse, Unterklasse. Danach konnte man alles, wirklich alles auf dieser verdammten Welt einteilen" oder auch: "Lauter Durchgeknallte, die einfach zu blöd waren um ihr Geld zusammen zu halten. Und dann war er doch neugierig"), aber genau das macht es so spannend, ihm und seinen Gedanken/Ansichten zu folgen.
Hugos Charakter trägt diese Geschichte und die Entscheidung, die er am Ende trifft, und das finde ich alles in allem äußerst gelungen.

Gegen Ende des Texts war ich erfreut, weil ich dachte: "Juchhu, endlich mal eine Geschichte, die ganz ohne Gewalt auskommt!" … Na ja, das war dann wohl doch nichts Sich kaputt lachen
Gerade diese unerwartete Wendung im Handlungsverlauf (ich hätte nie und nimmer damit gerechnet, dass Hugo gleich mit der Flasche auf den armen Kerl einkloppt) ist es, die mich einerseits vor Entrüstung aufschreien ließ ob der Ungerechtigkeit gegen den Kunden; die andererseits beim Weiterlesen aber auch die Erklärung liefert, warum das alles nötig ist: Hugos Sehnsucht nach Liebe und Halt, deren Erfüllung er in Goldi sieht. Super gemacht!

Lange Rede usw.: Dieser Text hat mir alles gegeben, was ich von einer Geschichte wissen möchte: einen starken Protagonisten mit Motiven, nach denen er handelt, und eine ungewöhnliche, aber sich aus dem innersten Kern der Figuren ergebende nachvollziehbare Wendung.
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Zauberstift
Geschlecht:weiblichHonigkuchenpferd

Alter: 44
Beiträge: 389



Beitrag06.12.2012 13:43

von Zauberstift
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neutraler Kommentar. lg
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OrangeHair
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 53
Beiträge: 108
Wohnort: Wien


Beitrag06.12.2012 13:59

von OrangeHair
Antworten mit Zitat

Oberklasse!
Hat mir gut gefallen.

LG Orange
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wunderhuhn
Leseratte


Beiträge: 171

Der bronzene Spiegel - Prosa


Beitrag06.12.2012 14:36

von wunderhuhn
Antworten mit Zitat

Nach erneutem Durchlesen ist mir gerade noch eine weitere Interpretationsmöglichkeit in den Sinn gekommen, die die erste mit der Sehnsucht nach Geborgenheit noch ergänzen könnte:
Hugo findet es angesichts seiner Vergangenheit vielleicht einfach unmöglich von dem Kunden, dass der des Geldes wegen ausgerechnet etwas beleihen will, was sein Sohn abgöttisch liebt. Das ist ja auch eine Art, wie jemand zeigen kann, dass er/sie keinen Respekt vor den Gefühlen des eigenen Kindes hat, was Hugo selbst so wahrscheinlich auch (in anderer Form) erfahren hat.

(Ja, ok, wir sind jetzt hier nicht im Deutschunterricht, Thema: "Schreibe eine Interpretation zu diesem Text!" Embarassed Ich bin ja schon weg. Vielleicht ist ja auch alles letztlich ganz anders gemeint, als ich mir das hier zusammendenke.)
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag06.12.2012 21:10

von Jenni
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Den Einstieg mit dem Döner fand ich nicht so interessant und hat auch m.E. keinen Bezug zum Rest. Einen sehr guten Ansatz fand ich dafür, wie Hugo die Welt in drei Kategorien einteilt, da wurde ich sehr neugierig, auf was das hinausläuft. Leider auf gar nichts, das verlief sich dann so im Sande zugunsten der Hamstergeschichte. An der fand ich am interessantesten die Idee, bei einer Verpfändung den ideellen Wert mit in Feld zu führen. Das Ende fand ich dann widerum etwas unvermittelt.
Einige sehr gute Ideen stecken in diesem Text, doch der rote Faden, der sie zu einem Ganzen verstrickt, der fehlte mir etwas.
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3755



Beitrag07.12.2012 01:44

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Hui, hat er ihn gleich totgeschlagen? Die Idee für die Story find ich nicht schlecht, die Ausführung schleppt für mein Empfinden etwas – wie so viele Beiträge könnte man auch hier um einiges kürzen wink Der Einstieg mit Ober-, Mittel-, Unterklasse ist etwas lang, der Flashback bremst und das Hamsterhickhack könnte man mE reduzieren. Die Essensvorgabe ist nicht weiter in die Geschichte eingebunden, das fehlt mir etwas.
Sprachlich ist mir aufgefallen, dass du „Sie“ in der wörtlich Rede durchgängig klein geschrieben hast, das gehört großgeschrieben wink  Ansonsten weder große Höhenflüge noch Abstürze.
Gute Pointe!


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If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
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MosesBob
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Alter: 44
Beiträge: 18339

Das Goldene Pfand DSFo-Sponsor



Beitrag08.12.2012 12:30

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallöchen!

Die Geschichte beginnt mit der Einteilung in die drei Klassen sehr erfrischend. Dieses Schubladendenken hätte man meiner Meinung nach ruhig noch vertiefen und im weiteren Verlauf der Geschichte mit einbinden können. Die Idee ist wirklich toll. Leider wird die Story in der zweiten Hälfte etwas dröge. In meiner eigenen Geschichte hatte ich Schwierigkeiten, unter Zeitdruck ein einigermaßen plausibles Ende zu finden. Gelungen ist mir das nicht wirklich. Auch das Ende deiner Geschichte lässt mich leider unzufrieden zurück. Aber: der Text hat seine hellen Momente, keine Frage.

Beste Grüße,

Martin


_________________
Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)

Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)

Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse)
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hexsaa
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Wohnort: im Schneckenhaus
Ei 6 Extrem Süßes!


Beitrag08.12.2012 14:11

von hexsaa
Antworten mit Zitat

Ein Pfandleiher prügelt mit einer Bierflasche auf einen Mann ein, weil dieser den Hamster seines Sohnes verpfänden möchte. Eine Satire? Dafür fehlte der humorvolle Ton. Ein Drama? Ne, auch nicht. Ein Krimi? Es gab keine Spurensuche und keine Auflösung.
Ich weiß nicht, was ich dazu sagen und wie ich den Text bewerten soll. Er liest sich flüssig, keine Frage, aber er hat mir nicht gefallen. Tut mir wirklich leid.

LG
hexsaa


_________________
Ich lebe in meiner eigenen Welt.
Das ist okay, man kennt mich dort.
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Gast







Beitrag08.12.2012 14:58

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo smile
Nun, wie soll ich sagen schreiben? Ich habe Hugo kennengelernt, sein "unpassendes" Leben einen kurzen Moment beobachtet und seine überaus unangemessene Reaktion mit einem innerlichen Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Nicht ihrer pseudo-motivierten Brutalität wegen, sondern weil die recht eintönig erzählte Geschichte durch ein wenig Gewalt aufgewertet werden sollte. Du hast dich der Herausforderung gestellt. Immerhin.

LG
Lorraine
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag09.12.2012 11:04

von Nihil
Antworten mit Zitat

-> „Die zweite Woche im Monat war immer Flaute. Seine Kunden hatten gerade erst ihren Lohn
bekommen und die, die sich ihre Schätze zurückkauften, taten das meist in der ersten Woche.“
Nach diesem Einstieg hatte ich gedacht, dass eine interessante Geschichte folgen würde. Denn
 dies ist, wenn ich nicht falsch liege, die einzige, in der tatsächlich ein paar geschäftliche Abläufe
beschrieben werden. Hier war ich positiv überrascht, weil der Pfandverleih meistens nur
Nebensache war und keine besondere Verwendung gefunden hat.

Diese positive Einstellung hat sich leider nicht besonders lange gehalten, da mich eine eine Reihe
von Dingen an deinem Text gestört hat, manche weniger groß, manche grundlegend und damit
wichtig. Flüchtigkeitsfehler sind natürlich bei diesem Wettbewerb kein großes Problem, auch
wenn es etwas unglücklich ist, dass schon der erste Satz einen enthält. Mein größtes Problem mit
deiner Geschichte ist jedoch, dass du die Hintergrundgeschichte Hugos und damit seine
Motivation für den späteren Eklat sehr auffällig und sehr platt an die erstmögliche Überleitung
„drangeschrieben“ hast, was deine Absicht an dieser Stelle bereits deutlich macht und ahnen
lässt, worauf das Ganze hinausläuft. Dass er allerdings einen Fremden niederschlägt und den
Hamster dann selbst zu dessen Sohn nach Hause zurückfährt, anders lässt sich das Ende ja nicht
interpretieren, finde ich etwas zu weit hergeholt. Die Adresse kann er noch vom Personalausweis
aus der Tasche des Mannes haben, aber davon schreibst du nichts. Das wirkt mir unüberlegt und
ist eine Falle bei solchen Kurzgeschichten für Wettbewerbe, weil man gerne mit einem Knaller
abschließen möchte. Alles, was du im Vorfeld gesagt hast, reicht aber für dieses dramatische Ende
nicht. Und ich denke ganz ehrlich, dass es besser gewesen wäre, wenn der Verleiher den Hamster
behalten hätte und für ein paar Tage in Erinnerungen hätte schwelgen können.

Insgesamt nur eine mittelmäßige Geschichte, die die Wahrscheinlichkeit des Plots etwas zu sehr
strapaziert. Vermutlich, um den Pfandverleiher nach der ersten ekligen Beschreibung doch noch
sympathisch werden zu lassen, was jedoch eher ins Gegenteil umschlägt.
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halcyonzocalo
Geschlecht:männlichEinsamer Trancer

Alter: 34
Beiträge: 1202
Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo


Beitrag09.12.2012 16:22

von halcyonzocalo
Antworten mit Zitat

Leider eine ziemlich schwache Geschichte, die vor allem dadurch leidet, dass sie von Fehlern übersät ist. Das stört den Lesefluss ungemein. Die Story wirkt insgesamt unausgereift und auch etwas zusammengewürfelt, als hätte man alles, was einem gerade einfällt, aufgeschrieben. Schade. 2 Federn

_________________
Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum.
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