freitags-melancholie

[jim-knopf]

auf dem japan-festival im englischen garten
schlagen sich die japaner mit holzstöcken die köpfe
ein der regen wült im eisbach ein paar enten durch
aufgesprungenes wasser und das haus der

kunst dunstet in fleckigen schwaden mit licht
losen regenbögen verknotet (und alle gedichte wickeln irgendwie
ihre wörter mit regenbögen ein) am monopteros
ziehen marmorne fäden die kuppel
 
in den himmel der regen verwischt die wiesen
zu zitternden seen und ein altes ehepaar liegt im schlamm weil
sie beide schon viel zu lange alt sind küssen sich fast
als hätten sie noch eine zukunft oder ein lachen und

am ende liegen sie da jeder für sich die haare
in die sträucher verwoben da hilft auch
keine fernöstliche kampfkunst oder lebensweisheit oder
aufgedunsene kirchblüten am wegrand die aufgemotze

mangafigur mit grünem haar und zugedröhnt großen
augen (alle gedichte müssen sich die augen wie
schrauben zwischen die sätze drehen und)
in der veterinärstraße schwappt erbrochenes

durch den rinnstein ein zerbeulter hund
ein blau verschmiertes gesicht hinter blicklosen fenstern ein
verspiegeltes prasseln auf kopfsteinpflaster und
hinter mir wedeln sich bäume vom regen in die nacht

[_narrative]

Hey Jim.

Das gefällt mir.  So gut, dass ich am liebsten in diese ungemütlich nass-kalte Stimmung des Textes kriechen und lange Zeit nicht mehr herauskommen wollen würde. Wehmütig, ironisch, müde. Ein genialer Stil, kreative Formulierungen zum Niederknien. Was ich nicht mag: das fehlende "h", das nach seinem Platz in "wühlen" schreit, die Regenbögen und den Satz in der zweiten Klammer, über den ich bei jedem Lesen stolpere. Was ich mag: den Rest.
Absolute Favoriten: das alte Ehepaar und das verspiegelte prasseln auf kopfsteinpflaster.

Grüße,
narrative