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Einsamkeit


 
 
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wayne
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Beiträge: 47



W
Beitrag27.11.2012 23:02
Einsamkeit
von wayne
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Herr H. war plötzlich alleine. Er saß an seinem Schreibtisch und sah auf die halb offene Tür zu seinem Büro, durch die vor einem kurzen Augenblick ein sanfter Windstoß gezogen war; der letzte seiner Kollegen war also gegangen. Herr H. nahm den Stapel Formulare von seinem Tisch und ging hinaus auf den Flur. Er war leer. Mit einer viel zu routinierten Bewegung legte er den Stapel in einem Fach mit der Aufschrift „Formulare“ ab. Das tat er jeden Abend bevor er nach Hause ging und jeden Morgen, wenn er wieder kam, war das Fach leer. Er wusste nicht, wer die Papiere herausnahm oder was weiter mit ihnen passierte, aber darüber dachte er auch nicht nach. Er hatte seine Pflicht für heute erledigt.
Herr H. wollte eigentlich nur noch seinen Anorak holen und dann wie alle anderen nach Hause gehen, doch stattdessen ließ er sich wieder in den ledernen Bürosessel sinken. Er wusste nicht genau warum er das tat. Er neigte den Kopf leicht zur Seite und betrachtete den Schreibtisch. Alles stand da wo es hingehörte; nur ein einzelner Bleistift lag einsam ziemlich genau in der Mitte des Tisches. Herr H. hatte plötzlich Mitleid mit dem alleine gelassenen Bleistift und steckte ihn zurück zu den Anderen in einen silbernen Köcher. So war es besser.
Stille.
Dann ein kaum hörbares Knistern. Es regnete. Die zarten Tropfen klopften sanft an das Fenster, das sich am Ende des Ganges befand, der das Fach mit der Aufschrift „Formulare“ beherbergte.
Herr H. stand auf und streifte sich mit einer unbewussten Bewegung über sein Hemd. Die einzige kaum sichtbare Falte gehorchte seinen Händen und verwandelte sich wieder in makellose Glätte. Er ging auf den Flur und horchte; der Regen war stärker geworden und er sah, dass sich auf dem Fenster bereits ein wässriger Film gebildet hatte, der die graue Dunkelheit, die draußen herrschte, langsam zu verschlucken schien, um sie gleich darauf wieder auszuspucken.
Er ging ans Fenster und sah hinaus und obwohl er schon unzählige Male auf diesem Flur gestanden hatte, hatte er genau das noch nie gemacht. Herr H. seufzte. Er hatte keinen Schirm dabei.

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MR.MARVEL
Erklärbär
M

Alter: 26
Beiträge: 4
Wohnort: Neumünster


M
Beitrag28.11.2012 23:31

von MR.MARVEL
Antworten mit Zitat

Naja, also ehrlich gesagt finde ich den Text eher nicht sehr künstlerisch wertvoll! Ich habe mich schon nach den ersten Zeilen gelangweilt gefühlt. Das ständige Beginnen der Sätze mit "Er" und das häufige "Formulare" etc. brachten mich zum Gähnen.

Übung macht den Meister, ich denke trotzdem, dass du Potential hast, irgendwo.
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Bücherli
Geschlecht:weiblichLeseratte
B

Alter: 36
Beiträge: 126



B
Beitrag29.11.2012 00:33

von Bücherli
Antworten mit Zitat

Hallo wayne,
wolltest du mit dem Text die Einsamkeit darstellen? Ich habe die Geschichte nicht wirklich verstanden... . Und der Schluss ist mir ein Rätsel geblieben. Was wolltest du damit sagen??
Also wenn du die Einsamkeit darstellen wolltest, dann finde ich, solltest du den ersten Satz streichen und den Text nochmal gründlich überarbeiten.

"Die zarten Tropfen klopften sanft an das Fenster, .." hmm, also das hört sich seltsam an. Entweder zart oder sanft sollte weg.

".., der die graue Dunkelheit, die draußen herrschte, langsam zu verschlucken schien, um sie gleich darauf wieder auszuspucken." Das verstehe ich nicht..du hast es bestimmt gut gemeint, aber das macht keinen Sinn für mich.  

Bin gespannt auf deine Erklärungen zu dem Text!

LG Bücherli
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5994
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag29.11.2012 01:30
Re: Einsamkeit
von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo wayne,

habe erst mal ein bisschen in deinen Roman reingelesen und frage mich gerade, ob dieser Text hier vielleicht noch älter ist? So wirkt er irgendwie auf mich.
Ich habe überlegt, ihn Absatz für Absatz oder sogar Satz für Satz durchzugehen, wie es in der Werkstatt ja nicht unüblich ist. Ich habe mich aber dagegen entschieden.
Denn das größte Problem für mich sind hier nicht sprachliche Unsauberkeiten, sondern dass ich die Geschichte nicht verstehe.

Das größte Geheimnis, das mir ins Auge springt, ist die Frage, wer die Formulare aus dem Fach nimmt. Da die "Geschichte" aus der Sicht von Herrn H. erzählt wird und er ja nicht darüber nachdenkt, soll mich das aber offensichtlich gar nicht interessieren.

Dann denke ich an den Titel, "Einsamkeit". Herr H. tut nur seine Pflicht, er empfindet keine Leidenschaft dabei, er interessiert sich nicht für seine Kollegen oder wer welche Aufgabe hat (z. B. Formulare aus einem Fach zu nehmen). OK, in gewisser Hinsicht ist das Einsamkeit, Mangel an sozialer Empathie o. ä. Da muss ich aber schon ganz schön interpretieren.

Nun wird es noch mysteriöser: Herr H. will nach Hause, überlegt es sich plötzlich anders, sitzt langweilig rum und geht dann doch nach Hause. Das erinnert mich an so bestimmte Filmszenen, die Nachdenklichkeit suggerieren sollen, aber Herr H. denkt ja nicht erkennbar nach, er beendet nur nebenbei das Aufräumen seines Schreibtischs.

Wofür steht der Regen, wofür der Schirm? Fragen die mir offenbleiben, der wichtige letzte Satz ist der enttäuschendste des ganzen Textes.

Tja, keine Ahnung, was du damit willst, aber vielleicht helfen dir ja meine Eindrücke, zu verstehen, wo es ein Missverständnis gibt?

Grüße
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag29.11.2012 03:32

von Dienstwerk
Antworten mit Zitat

Für mich ist der Text eine Szene, die Düsternis und Einsamkeit in einem menschenleeren Büro nach Feierabend greifbar macht. Nicht mehr und nicht weniger.

Das ist, trotz einiger textlicher Unstimmigkeiten, recht gut gelungen.

Herr H. hat einen derart langweiligen Job, dass es wohl schon ein Ereignis darstellt, plötzlich allein zu sein. Denn so beginnt der Text.

Zitat:
Mit einer viel zu routinierten Bewegung

Was soll ich mir darunter vorstellen?

Zitat:
Das tat er jeden Abend bevor er nach Hause ging und jeden Morgen, wenn er wieder kam, war das Fach leer.

Hier fehlt entweder ein Komma oder ein Punkt.

Zitat:
Herr H. wollte eigentlich nur noch seinen Anorak holen und dann wie alle anderen nach Hause gehen, doch stattdessen ließ er sich wieder in den ledernen Bürosessel sinken. Er wusste nicht genau warum er das tat.

Das erfährt der Leser leider auch nicht. Der Begriff Anorak ist wunderbar antiquiert.

Zitat:
Herr H. hatte plötzlich Mitleid mit dem alleine gelassenen Bleistift und steckte ihn zurück zu den anderen ...

Das hat mich amüsiert. Dieses Gefühl war sicher nicht beabsichtigt.

Zitat:
Dann ein kaum hörbares Knistern. Es regnete. Die zarten Tropfen klopften sanft an das Fenster, das sich am Ende des Ganges befand, der das Fach mit der Aufschrift „Formulare“ beherbergte.

Regen knistert? Na gut. Mit dem letzten Satz kann ich allerdings gar nichts anfangen, weil das beschriebene Bild nicht stimmt bzw. die Perspektive völlig im Eimer ist.

Zitat:
und er sah, dass sich auf dem Fenster bereits ein wässriger Film gebildet hatte, der die graue Dunkelheit, die draußen herrschte, langsam zu verschlucken schien, um sie gleich darauf wieder auszuspucken.

Ich ahne, was Du meinst: Die Schlieren, die der Regen bildet, sind mal mehr, mal weniger dicht.

Zitat:
Er ging ans Fenster und sah hinaus und obwohl er schon unzählige Male auf diesem Flur gestanden hatte, hatte er genau das noch nie gemacht.

Warum?

Zitat:
Herr H. seufzte. Er hatte keinen Schirm dabei.

Achso. Ja, das ist bei Regen ärgerlich.

Also, eine gewisse trostlose Stimmung wird schon vermittelt. Nur wohin willst Du mit dem Text, was möchtest Du aussagen?

LG, Ana
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wayne
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Beiträge: 47



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Beitrag29.11.2012 21:14

von wayne
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Danke erstmal für die rege Anteilnahme  Very Happy

Der Text ist gedacht als der erste Teil einer dreiteiligen Serie, bei der jeweils ein bestimmtes Gefühl dargestellt werden soll. Er ist in etwa 20 Minuten entstanden.

Mein Ziel war es, das trostlose (Arbeits-)leben von Herren H. darzustellen und sein Gefühl wiederzugeben, dass er mit der Welt in der er lebt nicht viel anfangen kann und deshalb auf eine gewisse Art und Weise bereits resigniert hat. Ausserdem hat er sich in eine eigene Gefühlswelt zurückgezogen (immerhin hat er Mitleid mit einem seelenlosen Bleistift) und sein Glaube, dass er vom Pech verfolgt wird (er hat keinen Regenschirm mit und quitiert das Ganze nur mit einem Seufzer - "war doch klar" könnte er sich denken).

Es stimmt aber, dass ich wohl mehr auf seine Gedanken und Gefühle eingehen muss, da der Leser diese natürlich nicht kennt. Ich tendiere dazu, zu versuchen, Gefühle mit Aktionen anschaulich zu machen. Funktioniert nur leider nicht so wie ich mir das vorstelle...

Ansonsten werde ich noch an manchen Formulierungen feilen, denn hier war ich mir auch nicht sicher ob man das versteht:
der Regen war stärker geworden und er sah, dass sich auf dem Fenster bereits ein wässriger Film gebildet hatte, der die graue Dunkelheit, die draußen herrschte, langsam zu verschlucken schien, um sie gleich darauf wieder auszuspucken.

und den Text vielleicht nochmal zur "Begutachtung" einstellen.

mfg,
Wayne
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wayne
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Beiträge: 47



W
Beitrag06.12.2012 21:23

von wayne
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Überarbeitete Version:

Herr H. war plötzlich alleine. Er saß an seinem Schreibtisch und sah auf die halb offene Tür zu seinem Büro, durch die vor einem kurzen Augenblick ein sanfter Windstoß gezogen war; der letzte seiner Kollegen war also gegangen. Er fragte sich, ob wohl jemand gemerkt hatte, dass in seinem Büro noch Licht brannte, denn wenn dem so war, hatte es offensichtlich niemanden interessiert. In der letzten halben Stunde hatte Herr H. ein gutes Dutzend seiner Kollegen vorbeihuschen gesehen, ohne dass auch nur ein einziger sich die Mühe gemacht hätte, sich von ihm zu verabschieden.
Herr H. nahm den Stapel Formulare von seinem Tisch und ging mit trägen Schritten hinaus auf den Flur. Er war leer und die Stille, die das geschäftige Treiben abgelöst hatte, legte sich wie ein schwerer Mantel auf sein Gemüt. Es fühlte sich an wie ein lautloses Dröhnen, das sich langsam in das Innere des Herrn H. bohrte. Mit einer mittlerweile zur Routine verkommenen Bewegung legte er den Stapel in einem Fach mit der Aufschrift „Formulare“ ab. Das tat er jeden Abend bevor er nach Hause ging und jeden Morgen, wenn er wieder kam, war das Fach leer. Er wusste nicht, wer die Papiere herausnahm oder was weiter mit ihnen passierte, aber darüber machte er sich auch keine Gedanken. Er hatte seine Pflicht für heute erledigt.
Herr H. wollte eigentlich nur noch seinen Anorak holen und dann wie alle anderen nach Hause gehen, doch stattdessen ließ er sich wieder in den ledernen Bürosessel sinken. Er versuchte das unfreiwillige Gefühl in dem elfstöckigen Bürogebäude alleine zu sein, zu genießen oder es sich in anderer Weise irgendwie schön zu reden. Es gelang ihm nicht; seine Gedanken begannen stattdessen langsam abzudriften, sprangen von einer Szene zur nächsten und zauberten ihm Bilder in den Kopf, die seine Schwermütigkeit nur ein wenig erträglicher machten.
Er neigte den Kopf verträumt zur Seite und betrachtete den Schreibtisch. Alles stand da wo es hingehörte; nur ein einzelner Bleistift lag einsam ziemlich genau in der Mitte des Tisches und Herr H. empfand plötzlich Mitleid. Er steckte den alleine gelassenen Bleistift schließlich wieder zurück zu den anderen in einen silbernen Köcher. So war es besser.
Ein kaum hörbares Knistern holte Herrn H. aus seiner Lethargie. Es regnete. Die zarten Tropfen klopften sanft an das Fenster, das sich am Ende des Ganges befand, der das Fach mit der Aufschrift „Formulare“ beherbergte.
Herr H. stand auf und streifte sich mit einer unbewussten Bewegung über sein Hemd. Die einzige kaum sichtbare Falte gehorchte seinen Händen und verwandelte sich wieder in makellose Glätte. Er ging auf den Flur und horchte; der Regen war stärker geworden und ließ wässrige Schlieren über die Scheibe gleiten, welche die graue Realität die draußen herrschte in einem abstrakt verzerrten Bild darstellten. Herr H. trat näher an das Fenster heran und er hatte plötzlich irgendwie den Eindruck, dass sein halbdurchsichtiges Spiegelbild, welches ihn aus müden Augen anstarrte, nur auf den richtigen Moment wartete, endgültig und gänzlich zu zerlaufen.
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