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Die Kiefer


 
 
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Anabelle
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 24
Beiträge: 22



Beitrag17.11.2012 11:25
Die Kiefer
von Anabelle
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Kiefer

In einem kleinen Vorort lebte einmal ein kleines Mädchen, das jeden Tag bei Sonnenaufgang auf eine Kiefer kletterte und erst spät in der Nacht wieder herunterkam. Viele Leute blieben vor dem Baum stehen, sahen mit erstaunten auf zu dem Mädchen. Doch keiner konnte ihr folgen denn die Kiefer war einer dieser Bäume auf die man als Kind nie zu turnen imstande war, da sie unten keine Äste hatte. Aber der Kleinen gelang es bis in die Krone vorzudringen und dort saß sie dann bis es dunkel wurde und noch länger. Sie liebte es in der Krone zu sitzen wie eine Königin und die starken Äste gaben ihr Halt.
 Sie sah herunter auf die Menschen und hörte wie sie lachten, wie sie schrien.
Sie beobachtete, wie ein Baby in einen Fluss sprang, als sich seine Mutter mit ihrer Freundin unterhielt.
Sie beobachtete eine Frau, die von einem Mann mit einem Messer bedroht wurde.
 Sie beobachtete den Vergewaltiger, der sich von hinten an  seine Opfer schlich.
Und doch berührte sie das alles nicht. Denn sie hörte und sah die Dinge durch die Schutzhülle, die ihr die geliebte Kiefer gab. Nachts, wenn sie nach Hause schlich, weinte sie. Denn Weinen war etwas, dass man durch eine Schutzhülle nicht kann und zum Lachen stand ihr der Sinn nicht.
 Das Mädchen begann die Menschen zu verachten, denn sie waren unehrlich. Und so beschloss sie, ganz auf der Kiefer zu bleiben kam nur für herunter um zu Weinen. Ihre Haut wurde immer blasser, durchbohrt von den spitzen Nadeln der Kiefer. Doch das störte sie nicht. Denn der Schmerz war ehrlich zu ihr.
Eines Tages beschloss man, dass es so nicht weitergehen konnte. Das Mädchen wurde dünner, unscheinbarer, kranker und sollte zudem etwas lernen um dem Leben gerecht zu werden. Man entschied sich, es werde das Beste sein, die Kiefer des Mädchens abzuholzen.
An jenem Tag, an dem der sonderbaren Freundschaft zwischen Kind und Baum ein Ende gesetzt werden sollte, schickte man das Mädchen in die Schule, zum ersten mal in seinem Leben. Doch Sie lief nicht in die Schule, sie lief zu ihrer Kiefer, kletterte den Stamm hoch, bis in die Krone und verbarg sich zwischen den Nadeln. Als der Förster kam, mit der Säge in der Hand, um die Kiefer zu fällen, sah er das Mädchen nicht. Er sah sie erst, als sie am Boden lag, ihren vertrauten Baum fest umklammert. Und er rannte zu ihr und schüttelte sie und schrie voller Panik.
 Aber das Kind sah ihn nur noch durch ihre Schutzhülle, in der es von jetzt an für immer gefangen sein sollte.


Anabelle, 13 Jahre

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Neraka
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 31
Beiträge: 70



Beitrag17.11.2012 17:41

von Neraka
Antworten mit Zitat

Erst einmal finde ich deine Kurzgeschichte gelungen. Sie regt zum Nachdenken an, enthält (wenn ich sie richtig deute) recht viel Symbolik und wirkt dadurch tiefgründig.

Ein paar kleine Verbesserungsvorschläge meinerseits:
Im ersten Satz stolpert man beim Lesen etwas über die Wiederholung des Wortes "klein", wobei ich persönlich aber auch denken könnte, dass genau diese Wortwiederholung absichtlich gewählt wurde. Falls das richtig ist, so ignoriere man diesen Vorschlag^^

In der vierten Zeile finde ich "... da sie unten keine Äste hatte" etwas unglücklich gewählt. Vielleicht könnte man hier eine längere Umschreibung verwenden, eventuell sogar mit einer Personifikation, um der Kiefer zusätzlich "Leben einzuhauchen". Denn sie scheint schließlich das einzige Lebewesen zu sein, zu dem das Mädchen einen emotionalen Bezug aufbauen kann. Ein Beispiel wäre: "..., denn die Kiefer streckte erst in beachtlicher Höhe ihre starken Äste zu allen Seiten aus. Dennoch gelang es dem Mädchen, in die Krone des Baumes vorzudringen."

Ein ähnlicher Satz findet sich weiter unten noch einmal. "Und so beschloss sie, ganz auf der Kiefer zu bleiben."
Auch hier könnte man vielleicht eine etwas längere Umschreibung verwenden, um den Satz etwas eleganter klingen zu lassen. Ein Beispiel wäre: "Und so fasste sie den Entschluss, ihr Leben lang in den Wipfeln des Baumes zu verweilen."

Alles in allem eine schöne Geschichte!


Liebe Grüße,
Neraka


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-Faun-
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5994
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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Beitrag20.11.2012 00:54

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo Anabelle,

auch von mir "Glückwunsch" zu dieser schönen Idee.

Ich hätte auch noch ein paar Vorschläge...

Zitat:
Denn Weinen war etwas, dass man durch eine Schutzhülle nicht kann und zum Lachen stand ihr der Sinn nicht.


Das habe ich nicht verstanden. Meinst du, dass das Mädchen durch die Schutzhülle vor seinen eigenen Gefühlen geschützt ist? Für mich ist das unklar, weil ich es gelesen habe als "durch die Schutzhülle hindurch" weinen. Außerdem sagt man, glaube ich, "nach Lachen stand ihr nicht der Sinn".

Zitat:
Das Mädchen begann die Menschen zu verachten, denn sie waren unehrlich.


Findest du, dass alle Menschen unehrlich sind? So klingt es hier.
Oder ist das nur die Sicht des Mädchens? Dann würde ich schreiben:

Das Mädchen begann die(se) Menschen zu verachten, denn es fand sie unehrlich. oder
Das Mädchen begann, diese Menschen für ihre Unehrlichkeit zu verachten.

Zitat:
Eines Tages beschloss man, dass es so nicht weitergehen konnte. Das Mädchen wurde dünner, unscheinbarer, kranker und sollte zudem etwas lernen um dem Leben gerecht zu werden. Man entschied sich, es werde das Beste sein, die Kiefer des Mädchens abzuholzen.


Wer ist "man"? Das klingt etwas unpersönlich. Vielleicht die Eltern des Mädchens?

Ansonsten, weiter so!

Grüße
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag20.11.2012 06:17

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Hallo Anabelle!

Ich muss echt sagen, für eine 13-Jährige ist das verdammt gut. Ich wette, als ich in deinem Alter war, hätte ich so eine Geschichte nicht hinbekommen. Nicht nur inhaltlich - auch sprachlich ist das überwiegend souverän und liest sich angenehm "runter".
Kleine sprachliche Schnitzer wie diese:
Zitat:
sahen mit erstaunten Erstaunen auf zu dem Mädchen. Doch keiner konnte ihr folgen(Komma) denn die Kiefer war einer dieser Bäume auf die man

verzeiht man da auch.
Ich verstehe, dass das Ganze symbolisch sein soll, aber vielleicht könntest du die Dinge, die das Mädchen von oben sieht, etwas realistischer gestalten? Vllt nicht unbedingt gleich eine Vergewaltigung, sondern lieber Jungs, die einen schwächeren verhauen oder sowas. Mir kommt es sonst so merkwürdig vor, dass so viele erschreckende Dinge auf einmal im Umkreis der Kiefer passieren.

Nichtsdestotrotz eine gelungene Geschichte. Mach unbedingt weiter mit dem Schreiben, du hast Talent! smile

Liebe Grüße
Anne


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Mr. Curiosity
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Beitrag20.11.2012 12:11

von Mr. Curiosity
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Hallo,

ich schließe mich den Kommentaren an. Wenn du wirklich 13 sein solltest, ist das richtig gut, aber auch ganz abgesehen von deinem Alter.
Die Vergewaltigung usw. fand ich nicht problematisch. Es ist ein symbolisches Setting, habe also weniger eine echte Kiefer vor Augen, sondern vielmehr eine offene Sichtweise des Mädchens auf die Welt und was in ihr vorgeht. Die Übertreibungen machen es für mich eher surrealer als unrealistischer im negativen Sinne.
Just my 5 cents ..

LG David


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"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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firstoffertio
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Beiträge: 5854
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Beitrag21.11.2012 00:26

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich finde den Inhalt dieser Geschichte nachdenklich machend.. Ein (unschuldiger) Mensch zieht sich möglichst weit zurück von den andern, und von diesem Ort aus beobachtet er und sieht mehr als andere. Das macht ihn krank, weil er sich nicht in die Gesellschaft, die er beobachtet, eingliedern will, weil er so viel über sie weiss. Dann wird versucht, ihn mit Gewalt (Absägen des Baumes, ihm seine Zuflucht nehmen) dazu zu zwingen. Es missglückt. Dieser Mensch stirbt dabei.

Schreiberisch mag das zu verbessern sein, aber von der Idee her finde ich das sehr gut.

Hatte mir erst gedacht: Liesse sich nicht ein gutes Ende finden, aber nein, wohl nicht.
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