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totalschaden
Geschlecht:männlichErklärbär

Alter: 46
Beiträge: 3



Beitrag17.11.2012 16:18
Die erste Seite
von totalschaden
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,
mein großes Projekt begleitet mich seit nunmehr mehreren Jahren. Immer wieder gab es familiär oder berufsbedingt Unterbrechungen. Vor einigen Tagen habe ich mir mein Projekt wieder vorgenommen und den so wichtigen Anfang noch einmal unter die Lupe genommen.

Thema meines Buches:
Oliver Tornau, Selbstwertgefühl nahe null, Gewicht nahe 120, erlebt Metamorphose, verliert sich auf dem Weg und findet sich am Ende wieder. ~ Totalschaden

Da Buch ist eine Mischung aus Komik und Drama und wird am Ende an tatsächliche Begebenheiten angelehnt sein.
Man stelle sich vor ein Mensch, der nie attraktiv auf das andere Geschlecht gewirkt hat findet sich auf einmal in einer Welt wieder in der er viele Frauen kennenlernt, unmoralische Angebote bekommt, von einer Beziehung in die Andere schlittert und dabei letztendlich versucht herauszufinden was er zum Glücklich sein braucht.

Der Prolog handelt von einschneidenenden Erlebnissen aus der Beziehung, dargestellt in kurzen Szenen, welche letztendlich zur Trennung und zur eigentlichen Handlung des Romans führen.

Ich möchte mit dieser ersten Szene natürlich die Aufmerksamkeit des Lesers bekommen und zugleich den Protagonisten und seine derzeitige Umgebung einführen.
Ich bin mir nicht sicher, ob es sinnvoll ist gerade ganz am Anfang noch mehr über den Protagonisten zu erzählen oder Details lieber in den weiteren kommenden Szenen zu bringen.
Ich könnte  zum Beispiel die Spiegelszene weiter detaillieren oder beim Ausziehen der Kleidung auf die Übergröße eingehen?

Ich danke Euch im vorraus für Eure ehrliche Meinung!

Betriebsfest mit Hindernissen

Es ist 20:30 Uhr, auf dem Fernseher flimmert eine belanglose Quizshow und ich weiß, dass es wegen einer Selbstverständlichkeit nun zu einer Konfrontation kommen wird.

„Musst Du da wirklich hingehen?“ Jacqueline schaut mich fragend an.
Nur heute, nur einmal werde ich nicht nachgeben ermahne ich mich selber.
„Es ist das jährliche Betriebsfest, da muss ich mich schon blicken lassen.“
Jacquelines Blick verfinstert sich.
Schnell werfe ich „aber Lust habe ich ehrlich gesagt nicht, ich wäre viel lieber hier bei Dir“ ein und ärgere mich direkt über dieses falsche Eingeständnis.
Ich umarme Jacqueline, schließe die Wohnungstür hinter mir, gehe die Treppen des Mehrfamilienhauses leise nach unten, betrete den Parkplatz vor dem Haus, und setzte mich in mein Auto. Es bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen als ich den Rückwärtsgang einlege und losfahre.
 
Sechs Stunden später betrete ich die gemeinsame Wohnung erneut.
Es war ein gelungener Abend. Seit mehreren Jahren war ich das erste Mal wieder alleine aus. Ich habe es genossen in nicht beruflicher Umgebung ungezwungen mit Menschen zu sprechen.
Ohne Jacqueline kann ich ich sein. Oliver Tornau, ein erwachsener Mann von 28 Jahren, der nicht nach jedem Gespräch seiner Freundin erzählen muss wer die Person war und vor allem, warum er so lange mit ihr gesprochen hat.

Ich schleiche durch den dunklen Flur, fluche leise, als ich fast über eine der viel zu teuren Rassekatzen stolpere und begebe mich ins Bad.
Ich setzte meine unmodische, randlose Brille ab, ziehe die Jeans und das dunkle Hemd aus und lege Beides sorgfältig auf den dafür vorgesehenen Stapel. Abschließend putze mir die Zähne und begebe mich ins Schlafzimmer.
Es ist still.
Vorsicht schiebe ich mich unter meine Decke und schließe meine Augen nur um sie direkt wieder aufzureißen.

„Kommst Du auch mal nach Hause? Du hast doch gesagt Du hast überhaupt gar keine Lust und würdest viel lieber bei mir sein?“

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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag17.11.2012 16:53
Re: Die erste Seite
von Nina
Antworten mit Zitat

tach totalschaden,

ich geh mal durch den text.

totalschaden hat Folgendes geschrieben:


Betriebsfest mit Hindernissen

Es ist 20:30 Uhr, auf dem Fernseher flimmert eine belanglose Quizshow und ich weiß, dass es wegen einer Selbstverständlichkeit nun zu einer Konfrontation kommen wird.

dieser einstieg ist nicht "elegant". du bist hier m.e. zu schnell, meint: du skizzierst hier einen "typischen'" (trockenen) abend, aber als leserin fühle ich mich nicht "gereizt" hier weiter lesen zu wollen, was daran liegt, dass die szene zu unbedeutend ist und mich nicht neugierig macht.

ich könnte mir vorstellen, dass dieser einstieg gewinnen würde, würdest du etwas mehr hinein bringen, andeuten, ausschmücken. wie? mit einem spannenden satz beginnen. mit einem starken satz. mir fällt nur gerade keiner ein *g*. aber dir vielleicht? einen, der vielleicht andeutet und stark ist und neugierig macht.

"auf dem fernseher" flimmert allenfalls ein lichtspiel, - eine sendung wird gezeigt "IM" fernsehen.
die andeutung: "dass es wegen einer selbstverständlichkeit zur konfrontation kommen wird" kann ich an dieser stelle nicht einordnen als leserin. ich habe beim ersten lesen gedacht, es beziehe sich auf die sendung. tatsächlich bezieht es sich aber auf die beziehung.



„Musst Du da wirklich hingehen?“ Jacqueline schaut mich fragend an.
Nur heute, nur einmal werde ich nicht nachgeben ermahne ich mich selber.
„Es ist das jährliche Betriebsfest, da muss ich mich schon blicken lassen.“
Jacquelines Blick verfinstert sich.
Schnell werfe ich „aber Lust habe ich ehrlich gesagt nicht, ich wäre viel lieber hier bei Dir“ ein und ärgere mich direkt über dieses falsche Eingeständnis.

hier ist nicht nur die beziehung müde, sondern auch der dialog. vielleicht kannst du ihn pointierter gestalten? vielleicht kannst du etwas aus diesen informationen in den einstiegspart bringen. also das mit dem betriebsfest zum beispiel.

Ich umarme Jacqueline, schließe die Wohnungstür hinter mir, gehe die Treppen des Mehrfamilienhauses leise nach unten, betrete den Parkplatz vor dem Haus, und setzte mich in mein Auto. Es bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen als ich den Rückwärtsgang einlege und losfahre.

hier sind m.e. ein paar dinge redundant. dass du die wohnungstür nicht vor dir schließt zum beispiel, dass du die treppe vermutlich nicht herauf gehst, wenn du gehen möchtest, sondern hinunter. den parkplatz betreten klingt,als wäre das eine verbotene rasenfläche, die soll man nicht betreten. der protagonist "geht" einfach oder überquert den parkplatz. "es bildet sich ein lächeln" ist sehr umständlich formuliert. wie wäre es direkter, zum beispiel: ich lächelte ... ?
 
Sechs Stunden später betrete ich die gemeinsame Wohnung erneut.

hier bin ich etwas enttäuscht. ein wichtiger abend wird eingeläutet und dann wird alles übersprungen und ausgelassen? ich hätte gern etwas mehr über den prota erfahren zum beispiel über gespräche, die er auf der party führt.

Es war ein gelungener Abend. Seit mehreren Jahren war ich das erste Mal wieder alleine aus. Ich habe es genossen in nicht beruflicher Umgebung ungezwungen mit Menschen zu sprechen.

darf er das haus nicht verlassen? kauft er nie ein? geht zur mülltonne? spricht mit dem postboten?

Ohne Jacqueline kann ich ich sein. Oliver Tornau, ein erwachsener Mann von 28 Jahren, der nicht nach jedem Gespräch seiner Freundin erzählen muss wer die Person war und vor allem, warum er so lange mit ihr gesprochen hat.

da frage ich mich als leserin: wenn diesem typen klar ist, dass diese frau absolut nicht gut für ihn ist, - warum bleibt er?
erwachsen mit 28? klingt nicht so, wenn ich mir anschaue, wie wenig verantwortungsvoll er für sich selbst einsteht. die problematik, die zwischen diesen beiden menschen besteht, hast du hier für meine begriffe noch nicht klar genug skizziert. "erklären, warum er so lange mit ihr gesprochen hat" - sagt nicht soviel aus. außerdem ist es ein widerspruch zu dem, dass er nie außerhalb der arbeit spricht. demzufolge spricht er also doch außerhalb der arbeit mit jemandem.


Ich schleiche durch den dunklen Flur, fluche leise, als ich fast über eine der viel zu teuren Rassekatzen stolpere und begebe mich ins Bad.

warum begibt er sich? warum geht er nicht einfach?

Ich setzte meine unmodische, randlose Brille ab, ziehe die Jeans und das dunkle Hemd aus und lege Beides sorgfältig auf den dafür vorgesehenen Stapel. Abschließend putze mir die Zähne und begebe mich ins Schlafzimmer.
Es ist still.

du zeichnest hier einen menschen, der mich immer weniger interessierst. ich weiß, worauf du hinaus willst, - nämlich eine wundersame wandlung eines menschen, der nicht richtig lebt. aber du machst ihn mir nicht "schmackhaft", weißt du, wie ich es meine? ich denke: er bezeichnet sich als erwachsen, kann nicht ehrlich mit seiner freundin sein, er hat einen schlechten oder keinen geschmack, er legt alles brav zusammen ... was für ein langweiler! gib ihm eigenschaften, die ihn dennoch interessant machen. lass ihn etwas tun oder sagen, was klug ist, was überrascht. irgendwas in der art. wenn du ihn so einseitig langweilig darstellst, habe ich kein interesse daran, mich weiter mit ihm aufhalten zu wollen.

Vorsicht schiebe ich mich unter meine Decke und schließe meine Augen nur um sie direkt wieder aufzureißen.

hier würde ich den satz enden lassen schon nach "decke" und danach den dialog beginnen lassen.

„Kommst Du auch mal nach Hause? Du hast doch gesagt Du hast überhaupt gar keine Lust und würdest viel lieber bei mir sein?“


ich hoffe, ich konnte dir mit meinem leseeindruck etwas helfen. grundsätzlich finde ich die idee eines "entwicklungsromans" gut. es ist wichtig, den protagonisten so zu zeigen, dass man als leser dran bleiben möchte. ich weiß, dass das nicht einfach ist. absolut nicht einfach. stell dir vor, dein protagonist würde dich besuchen. wen würdest du erwarten und was würdest du ihn fragen? hättest du überhaupt lust mit ihm sprechen, im jetzigen stadion, d.h. von diesem startpunkt aus? falls nicht, gibt dir das schon ein paar ideen an die hand, was er bräuchte, damit du richtig lust hättest mit ihm zu reden, was er bräuchte als figur, damit er interessanter wird für die leser.

liebe grüße
nina


_________________
Liebe tut der Seele gut.
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totalschaden
Geschlecht:männlichErklärbär

Alter: 46
Beiträge: 3



Beitrag17.11.2012 22:31

von totalschaden
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Nina,
vielen Dank für Deine ausführlichen Kommentare.

Neben den handwerklichen Themen an denen ich mit Sicherheit arbeiten muss haben mich Deine Gedanken auf die grundsätzliche Struktur meines Romans (der bei Weitem nicht fertig ist) aufmerksam gemacht.

In kurzen Worten gibt es in der aktuellen Version den ersten Akt, hier wird in den oben schon exemplarisch dargestellten Szenen die verfahrene Situation in der Beziehung des Protagonisten dargestellt. Die Situationen spitzen sich mehr und mehr zu, gehen in Akt 2 über, welcher mit der Trennung beginnt und sich dann mit dem eigentlichen "Leben" beschäftigt. Das Ende von Akt 2 zeigt das vermeintliche Glücklichsein, was jedoch in  Akt 3 in einer Katastrophe endet. Der dritte Akt ist der Schlüsselakt für die Entwicklung des Protagonisten und führt zum letzten Akt, der mit den Worten "für immer, vielleicht" endet.

In Prozenten ausgedrückt verhält es sich die (zum Teil noch gedachte) Aufteilung des Romanes etwa so:
Akt 1: 5%
Akt 2: 70%
Akt 3: 15%
Akt 4: 10%


Ich frage mich in wie weit es vielleicht mehr Sinn macht (war in einer frühen Version des Skriptes so) direkt im zweiten Akt einzusteigen, und durch geschickte Rückblenden die Charakterentwicklung deutlich zu machen. Ich hab mich seinerzeit dagegen entschieden, da ich das Gefühl hatte zuviel Erklärungsbedarf zu haben und von der Geschwindigkeit der eigentlichen Handlung abzulenken.

Vielleicht macht es aber auch mehr Sinn den ersten Akt wesentlich tiefer und detaillierter zu gestalten.
Wenn man hier wirklich überzeugend den Charakter zeichnen will benötigt man eventuell mehr Platz...
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nebenfluss
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Beiträge: 5982
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Beitrag19.11.2012 17:04

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo totalschaden,

ich glaube, deine Frage nach der Aufteilung kann man so pauschal nicht beantworten. Wenn die Beziehung zu Jacqueline nur die "Vorgeschichte" ist, Jacqueline in der eigentlichen Geschichte nur noch die indirekte Rolle als Auslöser spielt, aber nicht mehr auftritt/handelt - ja, dann solltest du an den 5 Prozent für diesen "1. Akt" festhalten, weil sich der Leser sonst zu sehr an sie gewöhnt und vielleicht wissen möchte, wie es mit IHR weitergeht. Verstehst du, was ich meine?

Der wichtige erste Satz: Es ist sehr schwer, einen spannenden ersten Satz zu schreiben, wenn darin das Wort "belanglos" vorkommt!

Unlogisch war für mich dieser Satz:

Zitat:
Ich habe es genossen in nicht beruflicher Umgebung ungezwungen mit Menschen zu sprechen.


Ich denke, es kommt von einem Betriebsfest? Ist das wirklich keine berufliche Umgebung? Hat er keine "echten" Freunde, so dass ein Abend mit Kollegen für ihn schon der Gipfel der Ungezwungenheit ist? Wenn ja, würde ich das anders darstellen.

Ich schließe mich Nina an, ein Entwicklungsroman ist oft vielversprechend, stellt aber natürlich auch seine Ansprüche. Dass aus deinem Anti-Helden schon noch eine Art Held, oder wenigstens eine interessante Figur werden wird, enthebt dich nicht der Aufgabe, dem Leser gleich zu Anfang eine Identifikation zu ermöglichen. Auch und gerade Anti-Helden müssen sympathisch sein.

Jetzt aber genug besser gewusst und klug geschissen

ich wünsche dir viel Erfolg bei der Überarbeitung
Grüße
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