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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag10.11.2012 17:27

von firstoffertio
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Hallo gitano, ich schreibe bei dir auch dazwischen:

gitano hat Folgendes geschrieben:
Hallo firstoffertio!
Bevor ich direkt auf den Text eingehe, bitte ich Dich ein paar Kleinigkeiten zu beachten:
Der Text ist größer als die meisten Texte hier in der Lyrik und erhat eine Fülle von Ideen...ein schon erkennbare "Machart".
Mir ist es unmöglich alle Gedanken in einen Kommentar unterzubringen und: Ich habe z.Zt. ne "Kaputte " rechte Hand....tipen ist zwar Teil meines täglichen Aufbautrainigs...aber es geht langsam und ich haue ständig daneben...will sagen: es ist verzwickt! ich würde die gern ein paar mehr Gedanken da lassen, als es mir derzeit möglich ist...
Vielleicht in Episoden (auch "Handtrainingseinheiten" wink   )

Ich freue mich sehr über deinen Kommentar, umso mehr, als ich von dem Problem mit deiner Hand weiss. Ich selbst schreibe sie selten so ausführlich. Also: vielen Dank!

Meine Buchempfehlung zeigte wgen Deiner eigenen Charakterisierung in Richtung Surrealismus...deshalb auch die Hinweise.
Beim Lesen und Sackenlassen fiel mir auf, dass ich nun eher den Eindruck des Fiktional Phantastischen im Vordergrund sehe...wenn man denn in so einem so frühen Arbeitsstadium eine Charakterisierung schon benötígt. Schnittmengen zum Surrealen gibt es natürlich ...aber Surrealistisches ist nach meiner Erfahrung schon etwas anders angelegt.
UNten dazu ein Gedichtbeispiel von Robert Desnos...das ich "typisch" finde.
Konzeptionelle Techniken wie Entkleidung, Überbetonung, Reduktion auf Einzelnes, Verbindung undVermischung, Umdeutungwaren, semantische Entsprechung... damals vorherrschend.
Schönes, einfaches  Beispiel: der Begriff "Handschuh"
Ein Schuh für die Hand, kann man eine Schleife binden?, hat er eine Sohle?....Irritationen die typisch sind für Surreales. Hingegen "InnenFutter" ist eine Schnittmenge...und ist keine Nahrung, die irgendwo innendrin im Handschuh vorhanden ist.

Danke für diese Erklärungen. Ich denke auch, es ist nicht surrealistisch, sondern wie du sagst: eher phantastisch, surreal.
Übrigens mag ich surrealistische Kunst, also Bilder, gar nicht. Texte sind eher interessant.
Ich habe mittlerweile überlegt, ob Lewis Carrol vielleicht etwas ähnliches gemacht hat wie ich hier? Und ich las heute seit längerem mal wieder über die Gedichte von Elisabeth Bishop in North & South. Ich hatte mir früher nämlich schon mal überlegt, dass sie da auch verschiedene Herangehensweisen ans Schreiben ausprobiert hat. Einige kommen mir nun durchaus auch so spielerisch phantastisch vor.


Kurz noch zur Metrik...wieder meine "Deutung"
Für mich spielt die Metrikin dem Text keine tragende Rolle - eher die Rhythmik des Textes...dies wieder meiner "musikalischen Höre" geschuldet.

Die ersten Zeilen:
v = Senkung, -  = Hebung, // =  Zäsur, /= Takt
(Symbolik aus: Wagenknecht "Deutsche Metrik" (2009) )

v-/ v - v v/ v - v-/
v -/ v - v - v / v v -    (Enjambement! und Endung von Orchideen = e - en)
v - v/ v - v / - v - v /
- v/ - v// v - v - v/ - v (Enjambement)
- v/ - v v /  v - /v - v /
v - v/ - v v  v/ - v v  (Enjambement)
v -/ v v - v/ - v v - v//

Ich muß dazu sagen, dass meine Lesart auch sehr von Wortlängen / Klanglängen beeinflusst ist (siehe Voß "zeitmessung der deutschen Sprache 1801)

Wie Aranka schon bemerkte, beginne die Zeilen in unterschiedlichem "Metrum" /Gewichtung:
Z 1,2 und 3 steigend
Z 4 und 5 fallend
Z 6 und 7 steigend
reimlose Zeilen,
ABER:
doch recht ungewöhnlich: Siebenzeiler

Eine durchgehende metrische Ordnung kann ich nicht erkennen

Vielen Dank für diese Analyse. Ich weiss nämlich wirklich nicht genau, was ich da mache. Ich denke, ich muss mich dann nicht um Metrik kümmern, wenn der Rhythmus ohne das entsteht. Sicher gibt's manchmal Hoppler, aber einige lasse ich auch extra zu. Die sieben Zeilen pro Strophe haben sich mir auch ziemlich am Anfang angeboten, ohne dass ich darüber nachdachte.

Inhaltlich finde ich als gedanklichen Plot:
Eintauchen, Umschauen, Auftauchen...dies alles natürlich mit Kontextkontrasten: Realität /Fiktion- Phantastisches...wobei es für mich zunächst unerheblich ist, ob die Eindrücke "Wahrnehmung oder Fantasie sind.

So habe ich in "Bedeutungssentenzen" gelesen:
/ = mögliche "Gelenke" für Deutungen
(die Lesart ist also nich tmit der metrischen identisch)

Sie trug im Inneren/ ein Spitzenkleid,/
verziert/ mit Orchideen,/ die sie nie
gesehen. /Dort wohnten Elefanten,/
Mäuse, Hunde /- in Spinnennetzen, die sich
spannten, glitzerten,/ benetzt mit Tropfen./
In ihnen spiegelten sich Welten wie
der Wald,/ in dem sie sich allein bewegte. /

Ja, so lese ich es auch in meinem Kopf. Das mit den "Gelenken" finde ich eine gute Art, dies zu beschreiben. Ist das deine eigene Idee, oder stammt sie von jemand?

das "sie" erscheint mir in Mehrfachbezug auf das Subjekt "Sie" und die Lebewesen im Wald.

Das kann man so lesen. Ich hatte selbst beide Male dieselbe Referenz im Sinn auf das Subjekt. Aber dies ist ja ein Text, der nicht auf ein  einziges Verstaendnis ausgerichtet ist

Dieser Einführung kann ich auch in ihrer "Verschachtelung" recht gut folgen. weiter...(ohne Enjambement....)

Verschlungen/ waren alle Bäume/ mit-
einander/ dort, /wie eine Handschrift,/ deren
Linien/ ein Garn,/ gestrickt /zu einem
unlesbaren Text./ Kein einzler Baum/ (Elision "einzler" ist unschön)
liess sich erkennen,/ als ob der ganze Wald
ein einz’ger Baum/, gebildet / aus nur einem
Faden./ Sie suchte sich hindurchzufinden
...(es folgt ein Enjambement)

Gut, dass du folgen kannst. Solche "Elisionen" (wieder ein Wort gelernt): Ich weiss, sie scheinen nicht so gemocht zu werden. Da ich immer noch etwas schwäbischen Dialekt spreche, sind sie mir vertraut. Ich werde aber später schaun, ob ich sie rausnehmen moechte.

mein Eindruck:
Der zweite Abschnitt ist inhaltlich dichter,
es gibt eine Reihe von Mehrfachdeutungsmöglichkeiten
die Bedeutungen sind m.M.n. eher verschachtelt als denn auch rückbezüglich...
Die Schreibart/Gedankenführung schafft eine gewisse Atmosphäre zu einem "immer tieferen Ort" zu gelangen...sich von Realität zu entfernen.
stilistisch wirkt es auf mich eher Prosaähnlich

das Gegenteil wäre wohl Extremverdichtung:
Wald. Verästelung
endlos erzählende Textur
in einer Krone

Dies finde ich eine interessante Beobachtung und Gegenüberstellung.


soweit erstmal zu einem erstenTexteindruck
Zum Abschluss noch das angekündigte Gedicht, dass ich für typisch surrealistsich halte und das auf den zweiten Blick durchaus "mörderische" Gedanken enthält.

Robert Desnos
Das Verb in Mokassins
(entnommen aus: Karheiz Barck (1986) Surealismus in Paris 1919 - 1939 (Reclam jun. Leipzig)

Du selbstmordest mich so gefügig
Dennoch werde ich eines Tages dich sterben
Ich wird diese makellose Dame erkennen
Und langsam werde ich schneien auf ihren Mund
     und gewiß werde ich regnen auch wenn ich spät
     werde, wenn ich schönes Wetter sei
Uns liebt es so wenig unsere Augen
Und ich träufele diese Tränen ohne Vernunft
selbstredend und ohne Traurigkeit...
Ohne!

Danke für den Text. Darin wird auch viel über ver-rückte Syntax gemacht.

So weit ersteinmal...
Fortsetzung ist sehr wahrscheinlich wink Au ja!

Liebe Grüße
gitano
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firstoffertio
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Beitrag10.11.2012 18:00

von firstoffertio
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Hallo Aranka,

ich hatte auch in deinen letzten Kommentar meine Antworten reingeschrieben. Der ist mir dann entwischt. Nun halt etwas kuerzer so:

Ich freue mich über deine ausführliche Beschreibung dessen, was bei dir ankommt, wie du den Rhythmus und die Sprache im Verhältnis zum Inhalt beschreibst Das ist hilfreich, und ich merke, dass es häufig meiner Lesart sehr nahekommt. Dass der Rhythmus eine Rolle spielt, fasziniert mich, denn ich setze ihn nicht bewusst ein an jeder Stelle ein, eher gefuehlsmaessig.

Nur einmal wurde mir nicht ganz klar, wie du es meintest. Da, wo es auch um "heraus" und "erst" geht.

Das Drinnen und Draussen ein Thema, ein Motiv in dem Text ist, stimmt wohl, habe ich mit deinen Kommentaren realisiert und selbst erkannt. Beim Schreiben passiert ja alles sehr spontan. Ich muss aufpassen, dass sich da nicht irgendwann und -wie eine Methode einschleichen will.
Deine Zusammenfassung spornt mich auf jeden Fall zum Weiterspielen an.
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gitano
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Beitrag10.11.2012 21:23

von gitano
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Hallo firstoffertio!

Zitat:
Das mit den "Gelenken" finde ich eine gute Art, dies zu beschreiben. Ist das deine eigene Idee, oder stammt sie von jemand?


Nun, in den Textanalysen zum vers libre habe ich Begrifflichkeitn gesucht, die möglichst leicht und bildhaft das bezeichnen was ich meine. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe solcher Begriffe...Ob ich sie zu allererst so verwende kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Es gibt relativ wenig detailierte Poetik zum vers libre...ist auch verständlich.
Mit der Zeit findet man aber Vokabular wink

Nun zu S3 und S4:
ich lese so:
Sie suchte sich hindurchzufinden (S2)

und kroch durch Schlingen, unter Maschenbildern,/
immer bemüht/, die Zwischenräume auszu-
nützen,/ bevor sie merkte,/ dass der Wald
ihr nachgab, /wie ein Pullover war,/
elastisch und flexibel./ Sie konnte ihn
zur Seite schieben,/ heben:/ kein Holz-
geflecht,/ nicht starr. /Er passte sich ihr an./

Ob dieser inhaltliche"Purzelbaum" von der Kritik so akzeptiert wird *kopfkratz* ...ich weiß nich tso recht. Schau mal bitte:

S1 Wald
S2 Wald Baumkronen /Geäst sind KordelSchrift erscheint wie "EIN Baum
S3 Wald /passt sich nun auf Berührung wie ein Pullover an...
ein bischen sehr Transformer...
S4 Wickel und wieder Wald

m.M.n. braucht es etwas mehr Logik, Nachvollziehbarkeit des transformens oder klare Bidlogik und Prozessbeschreibung

So ging sie schließlich unbekümmert weiter./
Bei Kälte wickelte sie sich ganz einfach
in ihren Wald/ und ließ an heißen Tagen
kühlen Wind von oben zu ihr wehn./
Am Boden fand sie Pilze und Kartoffeln./
Die briet sie auf dem Feuer, /das sie in sich
trug, /und schlief nicht hungrig ein am Abend. / (Inversion in S4/Z7 Empfehlung umformulieren)

S4 erscheint stilistisch wieder sehr prosaisch
die Wandelbarkeit der "Sie" und vor allem die Wandelbarkeit des Waldes kann ich noch nicht in eine Gesamtaussage einordnen..
ich verfolge also einfach nur die Phantastisch-fiktiv ausgeschmückte Handlung / Prozesse...wohin werden sie führen?
Stilistisch / betreff der Textgattung: frage ich mich natürlich warum hier in Kurzzeilen Prosa steht.

Bisher fällt mir S2 als stäkste Strophe auf...(Bilddichte, Deutungsdichte, Deutungsvielfalt...poetische Bilder, Anzahl der Versgelenke...usw.)

Die Lesbarkeit ist sehr gut (bis auf die angemerkten Kleinigkeiten), man kann Tempo aufnhemen,,,wenn man denn möchte...

Eine inhaltliche Deutung möchte zu diesem Zeitpunkt noch nicht vornehmen. nur Soviel Fortsetzung: Das lyrische Subjekt richtet sich nun im Wald zum Verweilen ein.

so weit mein nächster Eindruck
bis demnächst
gitano
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firstoffertio
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Beitrag11.11.2012 00:30

von firstoffertio
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Mal zum Thema Prosa oder Lyrik: So würde der erste Teil hier in Prosazeilen aussehen:

Sie trug im Inneren ein Spitzenkleid, verziert mit Orchideen, die sie nie gesehen. Dort wohnten Elefanten, Mäuse, Hunde -  in Spinnennetzen, die sich spannten, glitzerten, benetzt mit Tropfen. In ihnen spiegelten sich Welten wie der Wald, in dem sie sich allein bewegte.

Verschlungen waren alle Bäume miteinander dort, wie eine Handschrift, deren Linien ein Garn, gestrickt zu einem unlesbaren Text. Kein einzler Baum liess sich erkennen, als ob der ganze Wald ein einz’ger Baum, gebildet aus nur einem Faden. Sie suchte sich hindurchzufinden und kroch durch Schlingen, unter Maschenbildern, immer bemüht, die Zwischenräume auszunützen, bevor sie merkte, dass der Wald ihr nachgab, wie ein Pullover war, elastisch und flexibel. Sie konnte ihn zur Seite schieben, heben: kein Holzgeflecht, nicht starr. Er passte sich ihr an.

So ging sie schliesslich unbekümmert weiter. Bei Kälte wickelte sie sich ganz einfach in ihren Wald und liess an heissen Tagen kühlen Wind von oben zu ihr wehn. Am Boden fand sie Pilze und Kartoffeln. Die briet sie auf dem Feuer, das sie in sich trug, und schlief nicht hungrig ein am Abend.

Dann eines Tages fand sie eine Lichtung, Ein alter Garten war’s. Und weiter südlich endlich etwas Festes. Sie schlüpfte aus dem Pullover heraus, betrat den Garten erst, entdeckte Spuren alter Blumen- und Gemüsebeete. Doch wucherten darüber Unkraut, Moos, uralter Schachtelhalm.

Auch Walderdbeeren, Weidenröschen sah sie. Und erstmals einzle Bäume, junge Eschensämlinge. An manchen Stellen kratzten Brombeeren sie, versuchten festzuhalten, doch ging sie unter Vögeln, zwischen Faltern, Schnecken, über Würmern weiter, ein Stück noch durch den Wald, dann stand sie vor dem Festen.

Struktur gebaut einmal aus Stein, nun nur Ruine, Reste eines Heims. Fast ganz zerfallen waren Mauern unter moosbedeckten Haufen Stein auf Stein, aus Wänden wieder Stein geworden, nur ein Teil mit einem hohen Fenster hielt noch Stand, ein Fenster ohne Drinnen oder Draussen.

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gitano
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Beitrag11.11.2012 09:34

von gitano
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Hallo firstoffertio!
Kurz mal zwischendurch:
Variante I
Ja, nich tschlecht....sollte man mal ausprobieren. Wenn denn Dein Text sowieso ein Experiment ist, würde ich vorschlagen eine prosaische Langezeile zu setzen - aber schon noch als lyrische Form geordnet.
Damit der Text eine gewisse Rhythmik bekommt, könnte man die Zeilenumbrüchen an einem der Versgelenke setzen,oder am Ende einer Sinnsentenz (wird häufig gemacht) oder am Ende eines Sprechtaktes:

Beispiel:
Sie trug im Inneren ein Spitzenkleid, verziert mit Orchideen,
die sie nie gesehen. Dort wohnten Elefanten, Mäuse, Hunde
 - in Spinnennetzen, die sich spannten, glitzerten, benetzt mit Tropfen.
In ihnen spiegelten sich Welten wie der Wald, in dem sie sich allein
 bewegte.

Verschlungen waren alle Bäume miteinander dort, wie eine Handschrift,
 deren Linien ein Garn, gestrickt zu einem unlesbaren Text.
Kein einzler Baum liess sich erkennen, als ob der ganze Wald
ein einz’ger Baum, gebildet aus nur einem Faden. Sie suchte sich
 hindurchzufinden

Jeweils das letzte Wort bekommt viel Gewicht - sozusagen als Hauptverb im Nachklang.
Variante II
Anordnung in vers libre mit Beachtung der "Gelenke"

Sie trug im Inneren ein Spitzenkleid,
verziert mit Orchideen, die sie nie
gesehen. Dort
wohnten Elefanten, Mäuse, Hunde
 - in Spinnennetzen,
die sich spannten, glitzerten, benetzt
 mit Tropfen.

In ihnen spiegelten sich Welten
wie der Wald,
 in dem sie sich allein bewegte.

Verschlungen waren alle Bäume
 miteinander dort, wie eine Handschrift,
deren Linien ein Garn, gestrickt
 zu einem unlesbaren Text.

Kein einzler Baum
liess sich erkennen, als ob
der ganze Wald ein einz’ger Baum,
gebildet aus nur einem
Faden.
Sie suchte sich
hindurchzufinden


beide Varianten haben ihr Für und Wider;
variante I wirkt in sich geschlossener, Variante II könnte eventuell Nebenschauplätze in der Deutung beleuchten. In beiden Beispielen gibt es unterschiedliche Atmosphäre.  In  V1 mehr die fast "märchenhaft" erzählende (hier jetzt deutlich als Prosavers) in V2 die mehr Gedankenbrechende und in Zeilenbrüchen ausdeutende und etwas kryptisch  anmutend. Aber das Spielen mit Mehrfachbedeutungen ist sehr interessant. Ich möchte abe ran dieser Stelle noch anmerken, das Texte in dieser Spielart gewöhnlich inhaltlich dichter geschrieben sind...Ich wollte nur anhand Deines Textes eine Variante aufzeigen.

Dies mal als kleine Überlegung zwischendurch....
Sehr interessante Möglichkeiten wink

Bis bald!
gitano
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gitano
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Beitrag11.11.2012 10:30

von gitano
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Und nun zu S5 und 6

(Mit Muskelkater in der rechten Hand....vom gestrigen Bewegungs- und Tpptraining...muß aber alles sein, damit das Pfötchen wieder genauso geschmeidig wird wie es mal war....realistisch sind wohl eher 80% davon...)

Zunächst erst wierder meine "Lesart":

Dann eines Tages fand sie eine Lichtung,/
Ein alter Garten war’s./ Und weiter südlich/
endlich/ etwas Festes. /Sie schlüpfte aus dem
Pullover/ heraus, /betrat den Garten erst,/
entdeckte/ Spuren/ alter Blumen- und
Gemüsebeete./ Doch wucherten darüber
Unkraut, Moos,/ uralter Schachtelhalm./

Auch Walderdbeeren, Weidenröschen sah sie./
Und erstmals einzle Bäume,/ junge Eschen-
sämlinge.7 An manchen Stellen 7kratzten
Brombeeren7 sie,/ versuchten festzuhalten,/
doch ging sie /unter Vögeln,/ zwischen Faltern,
Schnecken, /über Würmern/ weiter, /ein Stück/
noch durch den Wald,/ dann stand sie vor dem Festen./

auch in diesen Abschnitten bekomme ich den Eindruck, das die Prosaverszeile (Langzeile) passen würde.

Ich kann mich Deiner Meinung leider nicht anschließen, dass die Inversionen (grammatikl. Wortstellungsanomalien) der Atmosphäre dienlich seinen und eine gute Bindung zwischen den Sinneinheiten bilden.
Mich persönlich stören sie so sehr, dass sie mich sogar vom Text ablenken. Wahrscheinlich wird es auch andere Leser geben, die dies weniger stört. Vielleich tsogar im Positiven Sinne als "maniriert" werten...kann alles sein.
... und auh kein Problem, solange dieser Text nicht in Richtung "verlagsreife" strebt...dort wird dann lektoriert  - und ich bin mir ziemlich sicher, es würde moniert werden.  
Mein Eindruck ist, dass die Inverisnen kein zusätzliches , verbesserndes gestalterisches Moment sind - sie haben keine tragende Funktion und sind daher unnötig. Mal abgesehen davon, dass diese Fehlstrellungen im Satz, im heutigen Deutsch - eher als schlechtes Deutsch gelten.
Warum also absichtlich "schlecht"?... als atmosphärische Nuance?

Etwas, dass ebenfalls für die Prosalversangzeile spricht (siehe meinen letzten Kommbeitrag), ist die relativ lockere Bilddichte und die überwiegend erzählende Haltung des LI /Erzählers.

kleiner Zwischenstand zu Inhalten (nicht symbolisch)
S1 imaginäre Innenwelt /Reisebeginn einer "Sie" und Ankunft in einem Wald
S2 Walddeutung: Äste verästelt wie eine Handschrift
S3 Sie begibt sich in die Schrift, Wandlung des Waldes zum sich an Sie anpassenden Kleidungstückes
S4 Nahrung im Wald anscheinend Verweilabsicht der Sie
S5 Sie findet alten garten / schlüpft aus dem Walpullover, findet überwucherte Beete
S6 weitere Gartenfunde,

Wofür diese fiktiv- phantastischen Inhalte symbolisch stehen /bzw. in meiner Interpretation stehen könnten, werde ich später aufgreifen.

Dass der Garten ein Textgewicht von 2 Abschnitten erhält...fällt mir  auf, ohne das inhaltlich ein ähnliches Gewicht gestezt ist als in den bisherigen Abschnitten.

Nun steht noch der siebente Abschnitt aus...
Danach wäre es dann Zeit, für ein kleines Resumée
...ohne Café ? Neee!
deshalb jetzt erstmal Päuschen wink

Bis bald und einen schönen Sonntag!
gitano
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firstoffertio
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Beitrag11.11.2012 23:58

von firstoffertio
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Hallo gitano,

Danke wieder!

habe ich das geschrieben:

"dass die Inversionen (grammatikl. Wortstellungsanomalien) der Atmosphäre dienlich seinen und eine gute Bindung zwischen den Sinneinheiten bilden."

Ich dachte, ich hätte zu "Elisionen" geschrieben, und den Begriff so verstanden, dass das so Zusammenziehungen wie "einzgen" sind.

Deine Überlegungen hinsichtlich der zwei alternativen Varianten finde ich sehr interessant, obwohl ich nicht ganz genau weiss, warum die jetzige nicht geht?

Aber ich werde mir alle Eure Anregungen ausdrucken, und sie schließlich zu Rate ziehen. Variation 2 finde ich angesichts der Länge, die das Ganze bekommen will, auch nicht so gut, eher verwirrend.

Deine kurze Zusammenfassung bisher ist interessant und trifft es wohl. Bin gespannt, was du da an Symbolik siehst.

Das ganze entwickelt sich anscheinend zu einer Art Odyssee. Es liegt wahrscheinlich an der Vorlage, die ein Nacheinander doch impliziert..

Aranka,

ich hatte vorgestern ein schönes Erlebnis/eine schöne Szene im Wald erlebt. Die hätte reingepasst, aber es ist nichts davon in der Vorlage, darum kommt sie nicht rein.  Nur nochmal, weil du fragtest, was ich da aufnehmen möchte, und was nicht.

Noch ein anderer Gedanke, der mir kam: Wenn ich statt "sie" andere Personalpronomen wählen würde, würde sich die Wirkung ändern.
Er, du, ich, es wären möglich. Es fände ich nicht so gut, das hat so etwas Esoterisches von vornherein.
Mit Ich wäre das ganze vielleicht spannender? Mit Du recht ungewöhnlich. Interessant fände ich einen Vergleich in der Wirkung zwischen Sie und Er.
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gitano
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Beitrag12.11.2012 11:45

von gitano
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Hallo firstoffertio!
Heute möchte ich beginnen, die bisherigen Gedanken zusammenzufassen und eine Interpretation der Symbolik zu wagen. Doch zuvor noch die Vorstellung meiner Lesart zu Abschnitt 7:
Inhaltlich Ich erwarte nun im letzten Abschnitt eine Art "Aufschluss" , eine Zusammenfassung oder Ausdeutung der bisherigen Bilderweiltsymbole....dieser Schlüssel könnte letztlich dem ganzen Text eine eine höhere  / tiefere Bedeutung verleihen, als die bisherige "Erzählebene".


Struktur/ gebaut/ einmal aus Stein,/ nun nur
Ruine,/ Reste eines Heims. /Fast ganz
zerfallen /waren Mauern / unter moos-
bedeckten Haufen /Stein auf Stein,/ aus Wänden
wieder Stein  geworden,/ nur ein Teil/
mit einem hohen Fenster/ hielt noch Stand,/
ein Fenster ohne Drinnen oder Draußen./

S1 imaginäre Innenwelt /Reisebeginn einer "Sie" und Ankunft in einem Wald
S2 Walddeutung: Äste verästelt wie eine Handschrift
S3 Sie begibt sich in die Schrift, Wandlung des Waldes zum sich an Sie anpassenden Kleidungstückes
S4 Nahrung im Wald anscheinend Verweilabsicht der Sie
S5 Sie findet alten garten / schlüpft aus dem Walpullover, findet überwucherte Beete
S6 weitere Gartenfunde,
S7 beim Weitergehen Entdeckung eines zerstörten Steinhauses, Ein Fenster bildet Eine Art "Scheide" zwischen Innen- und Außenwelt

Gedanken zu Symbolik:
Eine Reise in die Innenwelt von einer Sie.
Auf dieser Reise streift sie durch einen Wald, dessen Äste in den Baumkronen wie ein Wald erscheint, der ihr auch wie ein Kleidungsstück passT, sie findet später einen Garten mit überwucherter früherer Kultivierung und letztlich ein zerstörtes Steinhaus...

Für mich bleiben drei Deutungen möglich
Es ist eine biografische Reise der Sie in die Innenwelt
Der Wald wäre die Geschihcte ihres Lebens
oder es ist eine orientierende Reise in die Innenweilt
und auf einer gesellschaftlichen Ebene wäre SIE die imaginäre Vertreterin der Menschheit...in einer Art Parabel zum Thema Selbstzerstörung der Welt /Umwelt

Die INnenwelt mit SEELE gleichzusetzen würde mir eher nich tklar werden...Dazu fehlen einfach zu viele seh rwichtige Instanzen. (Motive, Werte, Handlungsintentionen...emotionale Impulse, Kulturelles..und und ...)

Den Wald betrachte ich dabei als Biografisches, Aufgeschriebenes (Handschrift, passt ihr wie ein Pullover, schmiegst sich an...)
Den Garten sehe ich als Symbol von angelegtem Wissen und einer Kultur....die Assoziation: Kultivierung liegt für mich nahe.
Die Symbolik "Überwucherung" deute ich als: die Kultur /Wissen ist noch da, nicht tot, wieder erweckbar bzw. nutzbar

unklar bleibt für mich das Haus in S7....der Körper? oder das Haus eiines früheren Lebens / auch Lebensabschnittes / das Haus der Symbol für Menschheit?

Spontane Eindrücke:
Sprachtechnisch irritieren mich oft die eigenwilligen Formulierungen, die wenig "reisedienlichen" Inversionen und Elisionen, zigfach geschachtelten Bilder mit teilw. nicht ganz stimmiger Bildaufbaulogik (wenn man denn soetwas anstrebt...) z.B. zum Wald (siehe meine Komms)
Es werden mal Enjambements genutzt mal Worttrennungen...ohne dass wirklich ersichtlich wird "warum"?
Mir scheinen diese Mittel willkürlich eingesetzt.
Anscheinend war die Textformatierung im Sinne von "Lyrik" wichtig?

Die INhaltsdichte erscheint mir für den beanspruchten Textraum sehr locker...dies ist eher typisch für mich, als Jemanden der verdichtete Sprache in Texten für ein relatives Normal in der Lyrik versteht.
Der Zeilensatz mag an Lyrik erinnern...der Text hingegen ist es meiner Meinung nach nicht.#
Lyrik?
Ich finde die typischen Merkmale einer metrisch geordneten und inhaltlich verdichteten Sprache nicht so recht wieder, ich finde keine klangkonzeptionellen Aspekte der Sprache berücksichtigt, ich finde kein sich konstituierendes lyrisches ICH, ich finde keine Sprache an, die hinter ihrer vordergründigen semantischen Bedeutung eine weitere Semantik in ihren Deutungsspielräumen im Sinne von Lyrik öffnet - inzwar wort- oder versweise, ich finde keine Sprache an die sich in derartige "Sinnsentenzen" gliedert und konzeptionell so angelegt ist.

demnach:
stilistisch ist der Text für mich  Erzählend,
ich treffe  die Symbolik einer Erzählung an
die in sprachlich verdichteter Form auch ein Prosavers sein könnte

Inhaltlich fühle ich mich schnell mitgenommen, doch wie oben schon angesprochen / oft auch irritiert /. Die symbolische Reise in die Innenwelt ist auch keine neue Idee. Es wäre spannend gewesen, wenn dort etwas passierte, was ich in anderen Texten mit dieser Konzeption weniger finde. Als jemand, der schon etwas lebenserfahrener ist und einige Fanatsie geschichten in dieser Konzeption kennt, kann ich dem Text bisher nur wenig abgewinnen...
Sehr schön in Erinnerung behalte ich das Bilod des Waldes, dessen Baumkronen sich nahe stehen und miteinander zu einer "Schrift verästeln". Dieses Bild ist für mich das Highlight.
ES MAG AUCH SEIN, dass ich die ganze  -und nenne ich den Text auch so - Erzählung nicht verstehe
 Meiner Meinung nach könnten ein paar Aspekte ,ohne  größere konzeptionelle Eingriffe, schnell zu Verbesserung der Klarheit des Textes führen:
Schriftsatz ändern z.B. (siehe meine Vorschläge, oder auch als Prosasequenz)
Bildlogik des "Waldsymboles" überarbeiten
Symbolik des "Hauses schärfen"
die sprachtechnischen Mängel beseitigen (siehe oben)
inhaltliche Klarheit straffen...die gibt es auch in der Fanatsiewelt

Von der Idee her spühre ich eher den Grundgedanken einer Erzählung oder Geschichte, als denn den von einem Gedicht (siehe oben, Stilmittel Lyrik)

Als Autor mag diese Kritik nicht besonders angenehm sein. Doch bedenke: ich lasse Dir eine ehrliche Meinung da, die aus meiner Sicht auch begründet ist - ohne dopeelten Boden. Unter denen, die LERNEN,  sich in literarischen Formen auszudrücken, ist dies das Allerbeste, was ich Dir geben kann. Auch wenn es im Ersten MOment vielleicht etwas weh tun mag...Wenn ich Dich richtig verstanden habe, möchtest Du auch Kritiken ohne Beschönigungen. Gesellschaften zur gegenseitigen Bewunderung wären sicher unbefriedigend ...

Natürlich lese ich gern weitere Versionen/Neuordnungen des Textes und lasse meine Eindrücke da.
ich wünsche Dir weiterhin viel Freude, gute Inspiration und aufmerksame Leser und Kritiker
gitano
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Beitrag12.11.2012 22:46

von firstoffertio
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Hallo gitano,

kein Problem mit deiner Analyse und dem Ergebnis, zu dem du gekommen bist. Ich schätze deine ausführliche Beschäftigung mit dem Text sehr. Mit meiner Antwort will ich mir ein bisschen Zeit nehmen.

Jetzt stelle ich, auch ein Experiment, den Text erst mal in die Prosa. Mal schaun, ob ich dort Reaktionen bekomme, und was für welche.
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Beitrag13.11.2012 23:26

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich schreibe mal wieder rein:

gitano hat Folgendes geschrieben:
Hallo firstoffertio!
Heute möchte ich beginnen, die bisherigen Gedanken zusammenzufassen und eine Interpretation der Symbolik zu wagen. Doch zuvor noch die Vorstellung meiner Lesart zu Abschnitt 7:
Inhaltlich Ich erwarte nun im letzten Abschnitt eine Art "Aufschluss" , eine Zusammenfassung oder Ausdeutung der bisherigen Bilderweiltsymbole....dieser Schlüssel könnte letztlich dem ganzen Text eine eine höhere  / tiefere Bedeutung verleihen, als die bisherige "Erzählebene".

Wieso erwartest du das hier? Der Text ist ja noch nicht fertig da.

Struktur/ gebaut/ einmal aus Stein,/ nun nur
Ruine,/ Reste eines Heims. /Fast ganz
zerfallen /waren Mauern / unter moos-
bedeckten Haufen /Stein auf Stein,/ aus Wänden
wieder Stein  geworden,/ nur ein Teil/
mit einem hohen Fenster/ hielt noch Stand,/
ein Fenster ohne Drinnen oder Draußen./

S1 imaginäre Innenwelt /Reisebeginn einer "Sie" und Ankunft in einem Wald
S2 Walddeutung: Äste verästelt wie eine Handschrift
S3 Sie begibt sich in die Schrift, Wandlung des Waldes zum sich an Sie anpassenden Kleidungstückes
S4 Nahrung im Wald anscheinend Verweilabsicht der Sie
S5 Sie findet alten garten / schlüpft aus dem Walpullover, findet überwucherte Beete
S6 weitere Gartenfunde,
S7 beim Weitergehen Entdeckung eines zerstörten Steinhauses, Ein Fenster bildet Eine Art "Scheide" zwischen Innen- und Außenwelt

Da habe ich mich wohl nicht deutlich im Text ausgedrückt? Das Fenster sollte gerade dies nicht sein. "Ein Fenster ohne Drinnen oder Draussen".

Gedanken zu Symbolik:
Eine Reise in die Innenwelt von einer Sie.
Auf dieser Reise streift sie durch einen Wald, dessen Äste in den Baumkronen wie ein Wald erscheint, der ihr auch wie ein Kleidungsstück passT, sie findet später einen Garten mit überwucherter früherer Kultivierung und letztlich ein zerstörtes Steinhaus...

Für mich bleiben drei Deutungen möglich
Es ist eine biografische Reise der Sie in die Innenwelt
Der Wald wäre die Geschihcte ihres Lebens
oder es ist eine orientierende Reise in die Innenweilt
und auf einer gesellschaftlichen Ebene wäre SIE die imaginäre Vertreterin der Menschheit...in einer Art Parabel zum Thema Selbstzerstörung der Welt /Umwelt

Die INnenwelt mit SEELE gleichzusetzen würde mir eher nich tklar werden...Dazu fehlen einfach zu viele seh rwichtige Instanzen. (Motive, Werte, Handlungsintentionen...emotionale Impulse, Kulturelles..und und ...)

Den Wald betrachte ich dabei als Biografisches, Aufgeschriebenes (Handschrift, passt ihr wie ein Pullover, schmiegst sich an...)
Den Garten sehe ich als Symbol von angelegtem Wissen und einer Kultur....die Assoziation: Kultivierung liegt für mich nahe.
Die Symbolik "Überwucherung" deute ich als: die Kultur /Wissen ist noch da, nicht tot, wieder erweckbar bzw. nutzbar

unklar bleibt für mich das Haus in S7....der Körper? oder das Haus eiines früheren Lebens / auch Lebensabschnittes / das Haus der Symbol für Menschheit?

Dass du überhaupt Symbolik darin finden kannst, finde ich gut. Es ist ja keine bestimmte beabsichtigt. Aber ich bin sicher, dass der Text verschiedene zulässt. Ich habe ja die Idee, das Sprache auch von sich aus mögliche Bedeutungen schafft, auch wenn man nicht bestimmte beabsichtigt.

Spontane Eindrücke:
Sprachtechnisch irritieren mich oft die eigenwilligen Formulierungen, die wenig "reisedienlichen" Inversionen und Elisionen, zigfach geschachtelten Bilder mit teilw. nicht ganz stimmiger Bildaufbaulogik (wenn man denn soetwas anstrebt...) z.B. zum Wald (siehe meine Komms)
Es werden mal Enjambements genutzt mal Worttrennungen...ohne dass wirklich ersichtlich wird "warum"?
Mir scheinen diese Mittel willkürlich eingesetzt.
Anscheinend war die Textformatierung im Sinne von "Lyrik" wichtig?

Bei der Textformatierung geht es mir einerseits um den Rhythmus, andererseits bestimmte Betonungen auch in einzelnen Phrasen, Wörtern, nahezulegen.

Die INhaltsdichte erscheint mir für den beanspruchten Textraum sehr locker...dies ist eher typisch für mich, als Jemanden der verdichtete Sprache in Texten für ein relatives Normal in der Lyrik versteht.
Der Zeilensatz mag an Lyrik erinnern...der Text hingegen ist es meiner Meinung nach nicht.#
Lyrik?
Ich finde die typischen Merkmale einer metrisch geordneten und inhaltlich verdichteten Sprache nicht so recht wieder, ich finde keine klangkonzeptionellen Aspekte der Sprache berücksichtigt, ich finde kein sich konstituierendes lyrisches ICH, ich finde keine Sprache an, die hinter ihrer vordergründigen semantischen Bedeutung eine weitere Semantik in ihren Deutungsspielräumen im Sinne von Lyrik öffnet - inzwar wort- oder versweise, ich finde keine Sprache an die sich in derartige "Sinnsentenzen" gliedert und konzeptionell so angelegt ist.

Teile von dem, was du sagst, sind ja Teil des Experiments, und der Absicht. Darum finde ich das ganz gut. Ich denke doch, dass ich Sprache  auch immer wieder klangkonzeptlich und ansonsten aufmerksam verwende. Die Auffassung, das Lyrik immer metrisch geordnet und inhaltlich  dicht sein muss, ist nicht meine eigene. Da kommst du natürlich mit bestimmten Postulaten an diesen Text. Schließt aber vielleicht auch einiges, was sonstwo auch als Lyrik oder Poetik betrachtet wird, aus?

demnach:
stilistisch ist der Text für mich  Erzählend,
ich treffe  die Symbolik einer Erzählung an
die in sprachlich verdichteter Form auch ein Prosavers sein könnte

Inhaltlich fühle ich mich schnell mitgenommen, doch wie oben schon angesprochen / oft auch irritiert /. Die symbolische Reise in die Innenwelt ist auch keine neue Idee. Es wäre spannend gewesen, wenn dort etwas passierte, was ich in anderen Texten mit dieser Konzeption weniger finde. Als jemand, der schon etwas lebenserfahrener ist und einige Fanatsie geschichten in dieser Konzeption kennt, kann ich dem Text bisher nur wenig abgewinnen...
Sehr schön in Erinnerung behalte ich das Bilod des Waldes, dessen Baumkronen sich nahe stehen und miteinander zu einer "Schrift verästeln". Dieses Bild ist für mich das Highlight.
ES MAG AUCH SEIN, dass ich die ganze  -und nenne ich den Text auch so - Erzählung nicht verstehe
 Meiner Meinung nach könnten ein paar Aspekte ,ohne  größere konzeptionelle Eingriffe, schnell zu Verbesserung der Klarheit des Textes führen:
Schriftsatz ändern z.B. (siehe meine Vorschläge, oder auch als Prosasequenz)
Bildlogik des "Waldsymboles" überarbeiten
Symbolik des "Hauses schärfen"
die sprachtechnischen Mängel beseitigen (siehe oben)
inhaltliche Klarheit straffen...die gibt es auch in der Fanatsiewelt

Danke nochmal für die Vorschläge. Ich werde sehen. Ich bin im Moment eigentlich ganz zufrieden, dass ich mich hier anscheinend stilistisch zwischen Stühlen bewege, denn das passt zur Erzählung und zur Spielabsicht ja.

Von der Idee her spühre ich eher den Grundgedanken einer Erzählung oder Geschichte, als denn den von einem Gedicht (siehe oben, Stilmittel Lyrik)

Narrative poems? Erzaehlende Lyrik? Gibt es, gab es doch schon.
Ein Beispiel:
http://www.poetryfoundation.org/poem/175892


Als Autor mag diese Kritik nicht besonders angenehm sein. Doch bedenke: ich lasse Dir eine ehrliche Meinung da, die aus meiner Sicht auch begründet ist - ohne dopeelten Boden. Unter denen, die LERNEN,  sich in literarischen Formen auszudrücken, ist dies das Allerbeste, was ich Dir geben kann. Auch wenn es im Ersten MOment vielleicht etwas weh tun mag...Wenn ich Dich richtig verstanden habe, möchtest Du auch Kritiken ohne Beschönigungen. Gesellschaften zur gegenseitigen Bewunderung wären sicher unbefriedigend ...

Natürlich lese ich gern weitere Versionen/Neuordnungen des Textes und lasse meine Eindrücke da.
ich wünsche Dir weiterhin viel Freude, gute Inspiration und aufmerksame Leser und Kritiker

gitano


Danke nochmal für deine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Text!
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