Morgenritual

[Nitribitt]

Von unten weht ein kühler Wind herauf.
Vorm Fenster schimmert etwas Grau in Grün.
Von Wänden fällt diffuses Schattenlicht.
Und was du fühlst, woran es dir gebricht,
es wühlt dich wach, du fragst dich nach dem Sinn.
Schon glüht die Sonne über Dächern auf.

Dein Tagwerk wartet auf dem Arbeitstisch.
Du träumst ein wenig noch in deinem Bett.
Nichts gibt es jetzt, das dich schon eilen hieße -
als lägest du im Halbschlaf auf der Wiese.
Der Tag tritt durch die Tür, nicht sehr diskret,
du quälst dich hoch, kaum ausgeruht und frisch.

Du gehst ans Fenster, leer ist noch die Straße,
ganz einsam dröhnt ein frühes Blechgefährt.
Du reckst dich, junge Luft drängt in das Zimmer.
Dir ist nichts neu, die Bäume stehn noch immer
am Ort, wie's nach der Ordnung sich gehört.
Der Wind schlägt Kapriolen, nur zum Spaße.

[ricochet]

Hallo Nitribitt,


sehr schön, wie du die Stimmung eingefangen hast. Keine Klischees, handwerklich ausgefeilt, gefällt mir.
 

LG


rico

[firstoffertio]

Das gefällt mir in seiner Art auch gut.

Aber hier empfinde ich etwas Widersprüchliches in der Reihenfolge:
Erst kommt:

"Und was du fühlst, woran es dir gebricht,
es wühlt dich wach, du fragst dich nach dem Sinn"

und etwas später:

"Du träumst ein wenig noch in deinem Bett.
Nichts gibt es jetzt, das dich schon eilen hieße -
als lägest du im Halbschlaf auf der Wiese."