leben

[madrilena]

Ich möchte mal die Möglichkeiten der Werbung dieses Forums nutzen. Denn wenn man nicht unwahrscheinliches Glück hat oder berühmt oder gar berüchtigt ist, bedeutet es eine fast unüberwindliche Schwierigkeit, sich auf dem Büchermarkt durchzusetzen. Also suche ich Möglichkeiten, auf andere Weise meine Bücher vorzustellen.
madrilena




4. Auflage 2010
Zwei Ehen, drei Männer, vier Länder, viele Kinder
Glück und Selbstzweifel,
Aufbrüche, Zusammenbrüche,
Schicksalsschläge
leben!
Als Georg bei einem Spaziergang
neben ihr tot zusammenbricht,
scheint Hannahs Leben seinen Sinn zu verlieren.
Doch sie greift zur Feder,
schreibt...

20.10.2009 - Allgemeine Zeitung MAINZ

"Irgendwo ist immer ein Weg"
Von Katerina Ankerhold
"Zwei Ehen, drei Männer, vier Länder, viele Kinder, Glück und Selbstzweifel, Aufbrüche, Zusammenbrüche, Schicksalsschläge, leben!"

Der Text auf der Rückseite des autobiografischen Romans "leben" von Hilde Möller klingt nach einem Leben voller Höhen und Tiefen. Ein Blick in das fast 400 Seiten starke Buch bestätigt den ersten Eindruck. Die Autorin beschreibt darin ihr Leben von ihrer Jugend bis 2002. Obwohl sie ihren eigenen und die Namen ihrer Kinder verändert habe, sei alles, was sie schreibt, wirklich passiert, betont sie. "Entweder ich schreibe so ein Buch ehrlich oder gar nicht." Die Kleinschreibung des Titels "leben" sei eine bewusste Entscheidung gewesen, erzählt sie. Er soll Aktivität ausdrücken. Dieser Gedanke wird dem Inhalt des Romans auch gerecht.

Denn aktiv gelebt hat Hilde Möller wahrlich, und tut es immer noch. 1936 geboren, wuchs die Autorin - im Roman Hannah - während des Krieges auf und erlebte die Zeit danach als junge Frau. Trotz einer schweren Herzerkrankung, aufgrund derer ihr die Ärzte von Beruf und Familie abraten, heiratet Hannah zwei Mal, reist mit ihrem ersten Mann in den Iran, begleitet ihren zweiten nach einer Hotelfachausbildung nach Brüssel und Ankara, lebt dann mit ihm 28 Jahre lang in Madrid und bekommt sieben Kinder in achteinhalb Jahren. Permanent hat sie mit den traditionellen Geschlechterverteilungen zu kämpfen. Der Überforderung nicht gewachsen, sucht sie Hilfe im Alkohol, findet aus ihrer Abhängigkeit jedoch wieder hinaus. Anfang der 1990er Jahre kehrt sie gemeinsam mit ihrem Mann nach Deutschland zurück. Nachdem sie gerade den Darmkrebs besiegt hat, bricht ihr Leben mit einem Mal zusammen, als ihr Mann plötzlich stirbt. Nur mühsam hält sie sich aufrecht und wird noch einmal niedergeworfen, als einer ihrer Söhne kurze Zeit später ermordet wird.

"Ich hatte die Wahl: entweder aufgeben oder neu anfangen", sagt Hilde Möller. Sie entschied sich für zweiteres. Seit dem Verkauf ihres Hauses vor sieben Jahren lebt die Autorin in der Seniorenresidenz "Mundus" in der Mainzer Innenstadt. Sie hält Musikvorträge und liest aus ihren Romanen. Die Standhaftigkeit, mit der sie über ihr Leben spricht, und - vor allem - die Kraft, mit der sie es gemeistert hat, sind bewundernswert. Gewiss sei nicht alles rosig, sagt sie. "Doch mein Glas ist halbvoll, nicht halbleer."

[Nina]

Glückwunsch zur Veröffentlichung und viel Erfolg!
Sehr mutig, so ein persönliches Buch. Klasse!

[madrilena]

Danke Nina - es war mein bisher letztes Buch und ganz gewiss das Schwierigste. Aber manche Bücher MUSS man einfach schreiben.
Ich wünsche Dir alles Gute und ebenfalls viel Erfolg und Kreativität.
LG. madrilena

[firstoffertio]

Hallo Madrilena,

ich wünsche dir viel Erfolg mit diesem Buch, und auch mit deinem nächsten!
Ich lese eigentlich sonst keine Biographien, aber ich habe vor, mir deine, wenn ich im Dezember in Deutschland bin, zu kaufen. Ich glaube, meine Mutter würde das auch gerne lesen.

[madrilena]

Guten Morgen firstoffertio - danke für die Rückmeldung. Wenn Du "leben" kaufen möchtest, musst Du leider darauf bestehen, dass die ISBN Nummer  oder im Verzeichnis lieferbarer Bücher gesucht wird, da es nicht über den Großhändler zu bekommen ist (sondern über den Verlag oder bei dem Anbieter bei Amazon) Die meisten Buchhandlungen behaupten  einfach , das Buch sei nicht auf dem Markt. Das ist es ja, was ich meine, und was mich oft so wütend macht - es wird einem als Unbekannten unendlich schwer gemacht. Da unternimmt man alles, wirklich fast alles, das Buch in den Handel zu bringen und dann scheitert es oft an der Bequemlichkeit der Buchhändler. Aber es wird verkauft - trotz allem oder soll ich eher sagen: jetzt erst recht.
LG madrilena

[Fjodor]

4. Auflage - das ist ja unter den geschilderten Bedingungen geradezu famos.
wünsche weiterhin gute Ideen, insbesondere auch für Veranstaltungen, unter den genannten Bedingungen sicher die besten Absatzmärkte.

LG, F.

[madrilena]

Hallo Fjodor - ich mache sehr gern Lesungen und habe den Verkauf eigentlich vor allem durch Lesungen erreicht. Wenn man da vorne sitzt und spürt, dass man die Besucher anrührt, dass sie mitgehen, sich angesprochen fühlen und ganz da sind - und nicht etwa schlafen - das ist ein prickenldes und spannendes Gefühl. Und dann ist es gar nicht mehr so wichtig, ob man viele Bücher oder wenige verkauft.

Aber es ist auch anstrengend - manchmal sind es viele Zuhörer und manchmal ist man kilometerweit gefahren und dann sitzen da nur 10 oder 20 Interessierte. Und doch macht es mir immer wieder Spaß. Es sind ja meine, es sind von mir geschaffene Figuren,  die plötzlich lebendig zu sein scheinen, die Gelächter auslösen oder zu Tränen rühren, mit einem Wort, die angenommen werden. Und plötzlich ist es gar keine Anstrengung mehr, sondern nur ein tolles Erlebnis.

Das gilt natürlich alles nur für die Figuren meiner anderen Bücher. Bei einer Autobiographie ist es wieder völlig anders. Da bin ich es, ganz allein ich und mein Leben, ungeschützt und angreifbar.  Der Grund, eine Autobiographie zu schreiben, muss schon sehr wichtig sein, um sich dem auszusetzen.
LG madrilena

[Alien78]

Hallo Madrilena,

sehr bewegend, sehr persönlich ... Ich habe eine Gänsehaut bekommen ... Hut ab, dass du dich dazu durchringen konntest, diese Erlebnisse in einem Buch niederzuschreiben. Ich wünsche dir weiterhin viele begeisterte Leser und hohe Verkaufszahlen.

[hexsaa]

Hallo madrilena,

Herzlichen Glückwunsch!
Biografien sind ja sonst nicht meins, aber der Kurzinhalt liest sich wirklich interessant und verspricht eine bewegende Geschichte.
Ich wünsche dir gute Verkaufszahlen und weiterhin viel Erfolg!

LG
hexsaa

[madrilena]

Guten Morgen Alien 78 und hexsaa - vielen Dank für Eure guten Wünsche. Der Umsatz ist halt vor allem mit Lesungen zu machen, und ich bin heute schon dabei, mir für nächstes Jahr Lesungstermine zu organisieren. Bisher habe ich nur einen in Essen, aber es werden gewiss noch mehr.
LG. und eine gute Woche
madrilena

[Micki]

Wahnsinn, was du schon alles mitgemacht hast, madrilena.
Und auch wenn nicht immer schön, dann doch sicher sehr lesenswert,
denke ich. Hoffe ich.

Gratuliere, denn es war sicher nicht leicht alles so genau zu beschreiben.
Hut ab!

Lg
Micki

[Teutoni62]

Hallo madrilena,

Herzlichen Glückwunsch auch vom Maya-Frank!
Ich denke – leben – ist ein sehr wichtiges Buch. Denn jenseits der allgegenwärtigen Soap-Romantik schreibst Du wie "leben" sein kann, wie es einen Menschen immer wieder zu Boden schickt und wie sich so ein Menschlein immer wieder aufrappelt und immer wieder verkündet - ich lebe.

Und so wünsche ich Dir viel Erfolg beim Verkauf Deines Werkes, viele interessierte Besucher bei Deinen Lesungen und ein langes, erfülltes Autoren-Leben.

Frank

[madrilena]

Liebe Micki und lieber Frank - vielen Dank für Eure lieben und Mutmachenden Worte. Ich werde weiter alles versuchen, was ich für den - wenn auch begrenzten Erfolg meiner Bücher - machen kann. Und fühle mich von allen, die mir hier geantwortet haben, sehr unterstützt.
LG madrilena

[Pat Langdon]

Hallo meine herzallerliebste Madrilena,
du hast eine guten Weg gewählt, dein Buch hier publik zu machen. Ich hatte ja schon die Ehre es lesen zu dürfen. Und ich kann es nur emfehlen. Eine mehr als nur "bewegende" Geschichte, die mit sehr viel Herzblut von dir geschrieben wurde!!
Wenn du weitere Publikationsmöglichkeiten suchen solltest, kann ich dir Xing empfehlen. Dort gut es den Autorenstammtisch. Aber du darfst dort auch für dein Buch werben. Völlig kostenlos. Richte dir dort ein Profil ein und werbe dort auch, wie es dir gefällt.
LG
Viola

[madrilena]

Hallo liebe Viola - wie schön, wieder einmal von Dir zu hören. Vielen Dank für den Tipp, ich werde es versuchen, denn über die Schwierigkeiten bei der Vermarktung von Büchern haben wir beide ja schon gesprochen. Also möchte ich halt nach wie vor jede Gelegenheit zur Werbung ergreifen. Ich sage immer im Scherz, meine Bücher sind "meine Kinder ohne Mann", und für seine Kinder will man ja immer alles tun!!!
Ich hoffe, Dir geht es gut. In letzter Zeit setzt Du keine Texte mehr in die Foren oder habe ich da was überlesen?
Ganz lieben Gruß
madrilena

[madrilena]

Da ich am 8. März zum Weltfrauentag in Mainz in der Frankenhöhe aus meinem Buch "leben" lesen werde und ebenso am 22. März in Schloss Stetten/Künzelsau und am 12. April in Essen in der Mundus-Seniorenresidenz möchte ich heute mal wieder eine Kritik hier einstellen. Vielleicht gibt es Mitstreiterinnen an der Front der Schriftstellerei, die dort wohnen und Lust haben, zu kommen. Darüber würde ich mich natürlich riesig freuen.
LG madrilena


Ein „leben" voller Liebe und Kampf
Von Sabine Bongartz
 Hilde Möller hat leben dürfen, aber auch leben müssen, ständig gekämpft und mehrere Schicksalsschläge erlitten. Sie wohnte in Isfahan, Brüssel, Ankara, Madrid und kehrte 1992 nach Deutschland zurück. Mit 31 Jahren hatte sie sieben Kinder in acht Jahren zur Welt gebracht - in den 50er Jahren, als Pille, Gleichberechtigung oder Selbstbestimmung noch Fremdwörter waren.
Nach drei Romanen in fünf Jahren und einer anschließenden vierjährigen Schaffenspause hat sie in dem Buch „leben" ihr bewegtes und bewegendes Dasein aufgeschrieben. Den Titel lässt sie mit Absicht klein geschrieben wirken, „weil es sich um eine Aktivität handelt", erklärt Möller.

Die Protagonistin des Buches heißt Hannah, doch bei der Beantwortung der Zuhörerfragen im Anschluss an ihre Lesung rutscht die Autorin automatisch immer wieder in die Ich-Form und verrät so: „Hannah gleich Hilde". Die nächste Auflage wolle sie deshalb auch als reine Autobiographie bezeichnen. Da sie nie Tagebuch geführt habe, hätte sie 50 Jahre alte Dialoge natürlich nur mit einer gewissen künstlerischen Freiheit wiedergeben können und sich somit verpflichtet gefühlt, das Wort Roman hinzuzufügen.

Zwischen Herbstblumen, Lautsprechern und ihrem Exposé sitzt nun eine Frau, die niemals aufzugeben scheint. Die sich nach der Schule zur Hotelfachfrau ausbilden lässt und nach der Geburt von sieben Kindern auch noch zur Zahnarztassistentin. Das Schreiben sollte all die Jahre noch ein Traum bleiben, bis 2000 ihr erster Roman erschien.

Nach Sterilisation, Depression, Alkoholsucht und der erfolgreichen Überwindung all dessen mit Hilfe einer Psychoanalyse und der Rückkehr nach Deutschland  bricht Hilde Möllers herzkranker Mann Georg beim Spaziergang tot zusammen. Damit beginnt auch das erste Kapitel ihres nunmehr vierten Buches. Ein Jahr später fällt ihr jüngster Sohn einem Raubmord zum Opfer. Die Autorin gesteht sich selbst ein, dass das Schreiben ihres Buches sie letztendlich am Leben gehalten habe -„sonst wäre ich vielleicht nicht mehr hier".

Die gelesenen Passagen geben wichtige Stationen ihres Lebens wieder, unterbrochen von den passenden musikalischen Klängen vom Band. Dabei stehen Violine und Cello für die gelebte Trauer und türkische Weisen oder die spanische Gitarre für die entsprechenden Zeiten im Ausland. Die Zuhörer zeigen sich amüsiert von den humorigen Textstellen, aber auch teilweise sehr ergriffen vom erzählten Schicksal dieser Frau.

Dazu gehören nicht nur Scheidung oder Tod, sondern gerade in der Jugend der ständige Kampf gegen die gesellschaftlichen Zwänge und Vorgaben. „Die Jahre zwischen 1950 und 60 waren die verlogensten Jahre überhaupt!" ruft Hilde Möller heute noch voller Empörung aus. Die Trümmerfrauen hatten eigentlich mehr als bewiesen, eigenständig das Leben meistern zu können. „Und plötzlich fing man wieder an mit niedlichen Petticoats und trat freiwillig in die zweite Reihe zurück."

Der Mann gab den Lebensweg vor - im Buch wie im Leben. Der Papst höchstpersönlich verbot ihr auf Nachfrage des Arztes die Sterilisation nach dem fünften Kind. „Hannah entschied nicht mehr", so schreibt Hilde Möller, „sie wurde entschieden". Sie hatte insofern Glück, dass ihr Mann sich in den 43 gemeinsamen Jahren ebenfalls änderte und den Kampf um Selbstachtung und Gleichberechtigung mitging. Sie bewundert dieses Mitwachsen des Partners noch heute, „denn er hätte sich, von der Gesellschaft gestützt, auch gegen sie stellen können". Vor allem auch die männlichen Zuhörer honorieren, in Worten und spontanem Applaus, Möllers großen Mut zur Ehrlichkeit, ihren Bewusstwerdungsprozess und die angewandte Lebenshilfe, die aus „leben" hervorgeht. Dieses Wort mag Hilde Möller allerdings gar nicht hören, denn „es ist nichts dadurch leichter geworden!"

Dass diese selbstbewusste, gefasste Persönlichkeit in ihrer Jugend so stark von Selbstzweifeln geprägt gewesen sein soll, mag anfangs so recht niemand glauben. Doch zum Verständnis trägt das Buch bei, dessen wichtigstes Anliegen lautet: Wir mussten immer kämpfen. Ihre Kinder hatte sie um Erlaubnis gefragt, aus Angst, sie könnten ihre Zeilen als Angriff verstehen Die betitelten „leben" mittlerweile aber sogar als Liebesroman, freut sich die Mutter.

 

[madrilena]

Liebe Schreibgemeinde - ich stelle hier heute einen kurzen Auszug aus einer Lesung, die ich im Rathaus von Mainz hatte, rein. Natürlich habe ich bei dieser Lesung nicht den Grund für die Flucht der kleinen Familie gelesen, schließlich muss man bei Lesungen ja für Spannung sorgen. Den dick gedruckten Text habe ich diesem Kapitel voran gestellt, denn leider kann man ja Lesungen nie so ausführlich machen, wie man gern möchte ind muss dazwischen einige Erklärungen abgeben, damit die Zuhörerschaft den Fortgang des Buches nachvollziehen kann.
LG madrlena

Hannah und Georg lebten zusammen in Brüssel, kehrten dann nach Frankfurt zurück, Georg bewarb sich für eine Stellung als wirtschaftlicher Leiter im Nato-Offizierclub in Ankara in der Türkei, und wurde angenommen. Obgleich Hannah wenige Tage vor ihrer Abreise feststellte, dass sie wieder schwanger war, machte sie sich mit Georg, mit ihrer vier Monate alten Tochter und schwanger in die Türkei auf, wo sie fast zwei Jahre in Ankara lebten.


1960
Es war acht Tage vor Kens erstem Geburtstag. Noch ließ der Wintereinbruch auf sich warten. Hannah stellte sich den trüben deutschen November vor und genoss die noch immer wärmende Sonne Ankaras.
Ungewöhnlich früh am Nachmittag kam Georg nach Hause. Er war in Begleitung von Major Henry Jones, dem verantwortlichen Offizier des Natoclubs. Georg legte den Arm um Hannah, und in seinem Gebaren lag ein solcher Ernst, dass sie ängstlich von ihrem Mann zum Major sah:
„Schatz…“ Georg zögerte, das Sprechen schien ihm schwer zu fallen. Was war nur los… so kannte sie ihren Mann gar nicht. „Georg, was ist denn? Henry, ist etwas passiert?“
Georg schien sich ein wenig zu fassen. „Nein, nein, du brauchst nicht zu erschrecken, es ist... Henry wird es dir gleich erklären, ja?“
„Hannah, hören Sie mir zu!“ Gott sei Dank, Henrys Stimme klang einigermaßen normal.
„Lassen Sie es mich kurz machen. Ja, es ist etwas geschehen, und Sie müssen…“, seine Stimme stockte, doch dann sagte er rasch, als wollte er die Worte so schnell als möglich loswerden, „Sie müssen morgen früh mit ihrem Mann und den beiden Kindern die Türkei… verlassen“.
Hannah starrte den Amerikaner fassungslos an. Was hatte er da gesagt?  Die Türkei verlassen! Von einer Stunde zur andern!???? Unmöglich!
Doch der Major sprach schon weiter: „Sie dürfen leider nichts, hören Sie, nichts mitnehmen. Ihre persönlichen Dinge werden Ihnen von der Army nach Deutschland nachgeschickt. Niemand, wirklich niemand darf etwas von Ihrer Abreise erfahren, selbst nicht einmal Ihre Vermieter“.
 „Herrje, so sagen Sie doch endlich, was los ist! Warum so viel Geheimniskrämerei? Von einer Minute zur andern das Land, die Wohnung, so einfach alles aufgeben! Fast zwei Jahre leben wir hier! Und plötzlich..“.  Sie stockte. „Sagen Sie doch endlich, warum, was ist geschehen?“….

[Fjodor]

Das nenn ich einen wirklichen Spannungsaufbau  

Liebe Grüße,

Fjodor

[madrilena]

Am 18. April lese ich um 19 Uhr abends in der Mundus-Seniorenresidenz von Mainz. Wohnt jemand in der Nähe und hat vielleicht Lust, zu meiner Lesung "leben" zu kommen?
Wenn sie/er aber in Essen wohnt, könnte er/sie am 12. April in die Mundus-Seniorenresidenz in Essen kommen. Nicht etwa, dass ich nur in Seniorenresidenzen lese, aber manchmal ergibt es sich so.
Wer vorher vielleicht noch einige Kritiken und Besprechungen meines Buches "leben" lesen möchte, den lade ich auf meine homepage www.hillaseven.de ein. Wäre schön, jemand vom DSF persönlich kennen zu lernen.
Gruß madrilena

[Gamone]

Ich denke, dass ich einigermaßen viel lese, aber bisher gab es nur eine einzige Autorin, die es schaffte, mich bereits auf den ersten Seiten zum Weinen zu bringen. Jetzt gibt es zwei!
Wirklich sehr toll geschrieben.
Bewundernswert, wie Hilde ihre Leben so für die Öffentlichkeit darlegt.

Ich konnte "Leben" gar nicht aus der Hand legen.

[madrilena]

Hallo Gamone, ein bisschen spät, dass ich auf Dein feedback reagiere, aber ich bin im Augenblick verreist und nur mal ganz kurz an einen fremden PC gegangen. Danke.
Ich habe mein Buch "leben" jetzt auch im Seniorentreff von facebook reingestellt und freu mich über die gute Resonanz, die ich bekomme. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich versuchen, hier wieder mehr Werbung mit Kritiktexten zu machen. Und ich hoffe, dass meine Lesung über "leben" am 12. April in Essen gut besucht ist.
Bis bald madrilenas

[madrilena]

Ich möchte heute einmal das erste Kapitel meiner Biographie "leben" hier reinstellen. Ich hatte gestern eine der schönsten Lesungen aus diesem Buch, die ich bisher erlebt habe. Es waren nur 20 Zuhörerinnen da, der Rahmen war die gemütlich-schöne Bibliothek in unserer Residenz und es herrschte eine Stimmung, wie sie schöner nicht sein kann - das Publikum und ich waren eins, ein wunderbares Erlebnis.
Hier also jetzt das erste Kapitel.
 

2001
Berührung – nur einmal noch, überall berühren. Dich. Ich möchte dein Gesicht streicheln. Die vielen kleinen Lieblingsstellen küssen, die Nasenflügel, dein Grübchen am Kinn, die Augenlider. Ich möchte meine Stirn an deine Wange schmiegen, mit den Fingerspitzen deine Lippen nachzeichnen. In deinem Geruch versinken. Das Lächeln in deinen Augen lieben.
Ich muss dich fühlen, deine Wärme, deine Lebendigkeit - ich sehne mich nach dir, ich sehne mich so wahnsinnig nach dir.
Aber -  du bist tot. Tot!
Du warst so hoffnungsfroh – am kommenden Sonntag wollten wir nach Spanien, die Kinder besuchen. Wir fuhren immer einen anderen Weg durch Frankreich, nur keine Autobahn. Wir liebten es so sehr, einfach nur zu fahren, Landschaften neu zu entdecken, Musik zu hören, den Wind in den Haaren zu spüren, Lächeln zu tauschen, uns zu wundern, weil wir gleichzeitig wieder einmal dasselbe gedacht hatten.
Wir hatten Zeit, so viel Zeit.
Wir hatten so wenig Zeit – wir wussten es nur nicht….
Kurz vor dem Dorf bliebst du vor einer Abzweigung stehen: ‚Lass uns in diesen Wiesenweg einbiegen’.
Es war zehn Uhr, die Sonne stand schon hoch, der Himmel war tiefblau, die Luft erfüllt vom Geruch nach frisch geschnittenem Gras, nach Wärme und Leben.
Ich drehte mich zu dir um, wir konnten auf diesem schmalen Weg nicht nebeneinander gehen: „Es ist zwar noch früh, aber wird dir die Sonne nicht zu viel?“
‚Nein, warum denn?  Mir geht es doch sehr gut’.
Nur zwei Schritte gingst du weiter. Zwei Schritte! Nur zwei Schritte, als du ohne Laut, ohne Warnung an mir vorbei stürztest, der Länge nach, nicht erst auf die Knie oder die Hände, nein, direkt aufs Gesicht! Unerwartet, so schrecklich unerwartet. Ich schrie auf, kniete neben dir, rief deinen Namen, stammelte ‚nein, bitte, bitte, nein‘.
Wen habe ich angefleht?
Du kamst wieder zu dir und warst doch nicht mehr da, denn dein armes Gesicht war total zerschlagen, die gebrochene Nase blutete, aber du klagtest nicht über Schmerzen. Du hast mir geholfen, das Handy von deinem Gürtel zu lösen, hast nur ab und an fast erstaunt das Blut weggewischt. Ich wählte mit zitternden Fingern die Nummer meiner Freundin. Ihr Mann ist Förster, er wird uns finden, er kann mit seinem Geländewagen überall hin.
„Ich bin schon unterwegs“.
„Kannst du aufstehen, wenn ich dir helfe? Vielleicht können wir ein wenig Schatten suchen?“ Ich war so hilflos und doch schon wieder so hoffnungsvoll. Ich half dir aufstehen.
„Ich kann nicht, ich setze mich hier auf die Böschung bis Stefan kommt“.
„Ich lauf ihm entgegen, auf dem kleinen Weg übersieht er uns sonst. Er wird dich gleich ins Krankenhaus bringen“, wollte ich dich trösten und hätte selbst so viel Trost gebraucht.
Wie ich rannte, mein Gott, wie ich rannte! Steil war der Weg, ich achtete nicht darauf, das Herz hämmerte, ich flüsterte dauernd deinen Namen und betete, ja - ich betete: ‚Lieber Gott, bitte noch nicht, bitte nimm ihn mir nicht, lass die Hilfe rechtzeitig kommen’.
Ich winkte, rief und schrie, als ich den Wagen von Stefan entdeckte, er hielt nur kurz an, ich stieg ein, leitete ihn zu der kleinen Abzweigung. Am Beginn des Wiesenweges mussten wir halten, ich sah schon von weitem, dass du zusammen gesunken warst, ich rannte zu dir.
Dein Gesicht lag auf deinem Spazierstock, ich wusste, dass es zu spät war. Ich kniete nieder, presste mein Ohr auf dein Herz, es schlug nicht. Ich wollte deinen Atem spüren – nichts.
Zu spät! Du... du warst tot! Gestorben allein. Gestorben ohne mich...
Warum? Warum?
Warum war ich Hilfe holen gegangen? Warum war ich nicht einfach bei dir sitzen geblieben, habe dich in den Arm genommen, habe diese letzten Sekunden mit dir erlebt? Immer denke ich, mit meinem Tun alle lebenswichtigen Dinge beeinflussen zu können. Dachte ich, auch den Tod abwenden zu können? Wenn ich nur schnell genug reagierte!
Warum hatte ich nicht erkannt, dass es für uns kein Nachher mehr gab?
Ich wollte dich doch halten, dir meine Wärme geben, dein Gesicht streicheln, dich mit all meiner Zärtlichkeit über diese allerletzte Schwelle begleiten.
Aber du gingst allein.
43 Jahre waren wir zusammen gewesen, nichts wollten wir allein unternehmen, so vieles haben wir geteilt, und diesen letzten, allerletzten Augenblick war ich nicht da gewesen.
Hast du… Angst gehabt?
Hast du nach mir gerufen?
Warum warst du allein gegangen? Warum hat Gott oder wer auch immer mir nicht erlaubt, in diesem Augenblick mit dir zusammen zu sein? Warum?
Oft haben wir vom Sterben gesprochen. Vorbereiten wolltest du mich, weil du zehn Jahre älter warst als ich.
Vorbereiten auf was? Es gibt kein Vorbereiten.
Jetzt warst du so gestorben, wie du es dir vielleicht in kühnsten Träumen nicht ausgemalt hattest. Über uns blauer Himmel, am Horizont Wald, in der Luft der Gesang der Vögel, und die trägen Geräusche eines Sommertages.
Für dich war hier auf dem einsam-schönen Wiesenstück dein letzter Wunsch in Erfüllung gegangen, für mich hat sich auf diesem Weg ein Abgrund aufgetan und ich bin gestürzt, gestürzt und gestürzt.
Eben war doch noch...
Gerade hatten wir doch noch...
War es nicht erst einen Augenaufschlag her, dass er...
Wollten wir nicht morgen...
Und jetzt? Nie mehr! Nie, nie mehr! Kein Lächeln mehr, keine Stimme, keine Worte, keine Zärtlichkeiten, nichts, nichts.