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Bücher, die man gelesen haben sollte

 
 
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Ahriman
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 89
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Beitrag12.04.2008 12:57
Bücher, die man gelesen haben sollte
von Ahriman
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Es gibt viele Bücher, die uns hilfreich sein können, wenn wir beim Verfassen einer Geschichte in ein anderes Zeitalter und/oder ein anderes Milieu eintauchen wollen. Man kann bekanntlich nicht gut über etwas schreiben, von dem man keine Ahnung hat. Arrivierte Schriftsteller mit Geld machen "Milieu-Studien", sie begeben sich in die betreffende Gegend oder sie spuken eine Weile in der jeweiligen Berufs- oder Geschäftswelt herum. Wer beispielsweise einen Fernfahrer-Roman schreiben will (neudeutsch Trucker-Story) tut gut daran, ein paar Tage oder Wochen auf einem Lastzug mitzufahren. Wenn er die Zeit dazu hat.

Ich möchte hier euch ein paar Bücher vorstellen, die auf dem einen oder anderen Gebiet sehr hilfreich sein können.

Wer auf hölzernen Segelkriegsschiffen reisen und Piraten bekämpfen will, der sollte C.S.Forresters Hornblower-Romane lesen. Hier erfährt man auf unterhaltsame Weise sehr genau, wie es auf solchen Schiffen zuging, unter welchen Bedingungen die Seeleute lebten und kämpften, und vor allem, wie so ein Schiff gesegelt wird.

Für die Freunde des Mittelalters empfehle ich die Volksmärchen, wie sie Gustav Schwab, Gotthold Klee, Karl Simrock und Ludwig Bechstein uns überliefert haben: Siegfried, die schöne Magelone, Genoveva, Fortunatus und so weiter.
So sprach der tapfere Recke Siegfried:
"Viel tugendreiche Jungfrau! Laßt von Eurem Trauern ab und schicket Euch zur Reise an, denn unseres Bleibens hier wird nicht lange sein."
"Ach mein edler Ritter," sprach die Jungfrau, "ich habe große Sorge um Euch: Ihr werdet mich nicht ohne Streit von hinnen bringen..."

Desgleichen sollte man unbedingt Eduard Mörickes "Das Stuttgarter Hutzelmännlein" lesen. Amüsant, unterhaltend und sehr lehrreich für Mittelalter-Freunde.

Wer wissen will, wie es im Kesselraum eines kohlebefeuerten Hochseeschiffes zuging (es gibt nur noch ein einziges, liegt in Hamburg am  Museumskai Övelgünne) kann das in B. Travens "Das Totenschiff" nachlesen. Der Roman ist Weltliteratur und gehört zu den Büchern "die man gelesen haben muß".

Für die neuere Zeit und die feine Gesellschaft so um 1700 herum empfehle ich E.T.A. Hoffmann "Klein Zaches, genannt Zinnober". Ein äußerst lustiges Märchen, und toll geschrieben:
"Candida war, jeder mußte das eingestehen, ein bildhübsches Mädchen, mit recht ins Herz hinein strahlenden Augen und etwas aufgeworfenen Rosenlippen. Ob ihre übrigens schönen Haare, die sie in wunderlichen Flechten gar phantastisch aufzunesteln wußte, mehr blond oder mehr braun zu nennen, habe ich vergessen, nur erinnere ich mich sehr gut der seltsamen Eigenschaft, daß sie immer dunkler und dunkler wurden, je länger man sie anschaute."

Nichts schildert uns besser die Mentalität, Denkungsweise und Lebensart der amerikanischen Bürger um 1800 am Missisippi als Mark Twains "Huckleberry Finn". Aber aufgepaßt: Juendbuchausgaben sind fast immer gekürzt! Wie ging es zu auf einem Erweckungs-Gottesdienst? Wie war das mit der Blutfehde?

Ich werde das hier fortsetzen.
Wer ebenfalls Buchempfehlungen geben will: Schreib dazu, was das jeweilige Buch uns bietet, was wir daraus lernen können. Nur auf den Titel hin kann man keine 20 Euro rauswerfen!

Ach, noch ein Tip: Viele Bücher, vor allem die erfolgreichen, bekommt man billig im Antiquariat. Und davon gibt es im Internet einige!
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Coyo
Wortedrechsler
C


Beiträge: 65



C
Beitrag12.04.2008 14:15

von Coyo
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Hm. Daher unzählbar viele Motive, Perspektiven, Orte und Zeitabschnitte gibt, in denen oder von denen man erzählen kann, dürfte dieser Thread bald sämtliche Rahmen sprengen.

Also sollte man erstens, wenn diese Idee weiter fortgesetzt wird, diese Überschrift überschaubarer gestalten. Beispielsweise:

Leben einer Waise
Autor: Charles Dickens
Titel: Oliver Twist
"Kleiner Junge gerät in die Fänge einer Diebesbande, etc..."

Dann kommen wir aber ganz schnell zu einem Problem. Klar hat jedes Buch seine Prioritäten, aber meistens findet man doch mehrere Dinge in einem Roman als nur das eben Hervorgehobene.

Wie sollte das jetzt weiterhin aussehen?
Thematik, Motive, Schwerpunkt....:
Leben einer Waise
London im 18. Jh.
Diebesbanden
Juden in der Literatur
Abenteuerroman
Blablabla, es gibt unglaublich viel.


Verstehst du, was ich meine?
Es gibt einfach zu viele Bücher mit zu vielen Schilderungen. Außerdem setzt jede Erzählung auch ganz andere Maßstäbe! Wer sagt denn, dass  das, was man an Lebensweisen um 1800 sucht, bei Mark Twain findet? Ich glaube, das ist viel zu schwer zu differenzieren.

Nochmal zur Übersicht. Das hier ist ein Forum. Wenn ich diesen Thread tatsächlich irgendwann mal durchforste, weil ich wissen will, wie das Leben ohne Kühlschrank war: Wie suche ich danach? Woher weiß ich, dass die Leute, welche eben das aufzeigen wollten, auch so formulieren?

Weiterhin: Wer sagt, dass ein Buch gelesen werden muss? Und vor allem: Warum ein anderes nicht?
Bücher über Literaturgeschichte beispielsweise haben immer das Problem, dass sie auswählen müssen, was zum literarischen Bildungskanon gehört und was nicht. Und da gehen die Meinungen seeehr weit auseinander.

Also, ich weiß nicht, ob dieser Thread eine so gute Idee ist.

Wie wäre es denn stattdessen mit Buchempfehlungen?


_________________
Gordon Street? Ah, yes, ... Gordon Street. I once knew a girl who lived on Gordon Street. Long time ago, when I was a young man. Not a day passes I don't think her and the promise that I made which I will always keep. That one perfect day on Gordon Street. That's uh, five blocks up, two over.
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Brynhilda
Felix Aestheticus

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Wohnort: Oderint, dum probent.


Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag12.04.2008 14:48

von Brynhilda
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Es gibt bereits verschiedene Threads zu diesem Thema.
Ich werde diesen hier erst einmal in den Bereich "Lesen - Bücher - Talk - Empfehlungen" verschieben und später mit einem der andren Threads verbinden.

Herzlichst,
Brynhilda
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Ahriman
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Beitrag13.04.2008 11:57

von Ahriman
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Coyo,
die Problematik liegt ganz woanders:
Es gibt so viele, die Schriftsteller sein wollen (nicht werden wollen, sie glauben sie sind es schon) und haben die wichtigsten Werke der Weltliteratur nicht gelesen. Und dann weinen sie über die bösen Verleger, die ihre Manuskripte nicht haben wollen.
Jemand, der dreißig Bände Konsalik im Bücherschrank hat (habe ich mal bei einem gesehen) und sonst nichts anderes, kann nie einen gescheiten Text verfassen.
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Brynhilda
Felix Aestheticus

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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag13.04.2008 12:34

von Brynhilda
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@Ahriman
Wenn es um einen literarischen Kanon geht, ist dir leider MRR zurvor gekommen.
Wenn jemand nur Bücher von Konsalik (den ich leider nie gelesen habe) hat, aber so schreiben möchte wie Konsalik, dann ist das doch in Ordnung.
So toll ist Thomas Mann auch nicht. Ich finde sogar, daß sein Stil, verglichen beispielsweise mit Goethe, recht altbacken ist. (Bezogen auf Prosa, mehr hat Mann ja nicht gemacht.)
Ich würde mich also eher an Goethe orientieren.

Darüber hinaus soll jeder die Bücher lesen, an denen er Freude hat. Ohne Freude geht gar nichts.
Und dann soll jeder die Bücher schreiben, an denen er Freude hat.
Schreiben ist ein einsames Geschäft. Andere fahren hinaus ins Grüne, gehen ins Kino, auf Partys, treffen sich mit Freunden. Und man selbst sitzt da und schreibt und schreibt und schreibt, weil etwas fertig werden muß.
Da sollte man doch wenigstens an dem, was man schreibt, Freude haben.
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Ahriman
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Beitrag13.04.2008 19:53

von Ahriman
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Recht haste.
Was Thomas Mann betrifft, bin ich an den Buddenbrocks gescheitert. Mich hat die dämliche Tochter genervt, so eine dumme Zicke.
Aber lies mal seinen Felix Krull! Der ist Klasse und überaus lustig!
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Brynhilda
Felix Aestheticus

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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag13.04.2008 21:34

von Brynhilda
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Jeder schlägt mir ein anderes Buch von Thomas Mann vor.
Nun, ich habe "Doktor Faustus" gelesen, und damit ist mein Verlangen nach diesem Autor eigentlich gestillt.

Da lese ich lieber zum 10. Mal "Dichtung und Wahrheit".
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Ahriman
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Beitrag14.04.2008 11:48

von Ahriman
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Okay, dann sieh dir den Film mit Horst Buchholz an. Eine durchaus werktreue Verfilmung, das glückliche Ende des Filmes (das Buch hat keinen Schluß) wurde damals von Thomas Mann (oder seinen Erben, weiß nicht mehr genau) genehmigt.
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Scifi-Writer
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Beitrag18.06.2008 00:12

von Scifi-Writer
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Hallo, Ihr Lieben!

Habt Ihr mal Der Mann im Mond von Wilhelm Hauff gelesen? Ich bin gerade dabei und vollkommen überwältigt von dieser wunderschönen Sprache.
Ahriman, ich kann Dich verstehen - einerseits. Ich spreche von dem Anspruch gute Literatur, Klassiker gelesen haben zu sollen, um eventuell selbst Literarisches auf die Beine stellen zu können.
Ich hätte mir als junger Mensch gewünscht, dort herangeführt zu werden. Nun, in meiner Jugend sah es aber anders aus. Somit habe ich erst spät damit begonnen mir auch die "alten Herren" der Bücherwelt zu Gemüte zu führen. Jedoch nicht allzu zahlreich, da Vieles mir so gar nicht gefiel.
Und geschrieben habe ich viel früher.
Du wirst vielleicht entsetzt sein, dass ich Science-Fiction schreibe. In manchen Kreisen gilt dies gewiss als Frevel. Für mich aber bietet dieses Genre Möglichkeiten in jeder Hinsicht.
Was denkst Du darüber?

Grüße aus Köln
Oliver

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Ahriman
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Beitrag18.06.2008 08:45

von Ahriman
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Ich habe früher SF geliebt. Als Jüngling war ich vor allem von der um 1950 so weit verbreiteten technischen SF begeistert. Das war die Zeit, als K.H.Scheer und Konsorten anfingen zu schreiben, die sich dann etwas später zum Perry-Rhodan-Team zusammenfanden. Älter geworden und damit belesener merkte ich, daß diese Leute zwar tolle Ideen hatten, aber saumäßig schlechte Schriftsteller sind.
Dann wandelte sich die SF-Literatur. Der Optimismus ging dahin, heute werden nur noch rabenschwarze Geschichten geschrieben, die Zukunft in diesen Büchern und Filmen ist derart Sch..., daß man sich gleich umbringen möchte. Weshalb viele jungen Leute von dieser Art Literatur nichts mehr wissen wollen.
Vorgestern unterhielt ich mich mit dem hiesigen Buchhändler darüber. SF ist heute völlig out. Fantasy dagegen boomt. Man sieht es in seinem Laden: Ein trauriger Perry-Rhodan als Ladenhüter, ansonsten füllt Fantasy das Regal von oben bis unten, von Harry Potter bis Eragon. Auch Terry Pratchett ist eher Fantasy den SF. Und Douglas Adams findet man auch schon in der Grabbelkiste beim Drogeriemarkt Müller.
Klar, Fantasy zu schreiben ist auch viel leichter. Für SF braucht man gute Kenntnisse in Physik und Soziologie. Als Fantasy-Autor muß man nicht mal wissen, daß in unserer Welt die Drachen niemals fliegen könnten, und das zweite thermodynamische Gesetz kann man völlig ignorieren. Wenn es schwierig wird, wird einfach mal gezaubert.
Ja, ich habe auch SF-Geschichten geschrieben, aber von der freundlichen Art. Und wer mal richtig lustige Science-Fiction lesen will, der soll sich die "Robotermärchen" von Stanislaw Lem besorgen, von den Elektrorittern und Uranohren, von der Rechenmaschine, die den Elektrodrach bekämpfte und dergleichen mehr. Die sind umwerfend!
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pna
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Paterson
Beitrag18.06.2008 09:57

von pna
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Du unterschlägst Ray Bradbury Smile

Die Mars Chroniken waren wohl seinerzeit ein Meilenstein in Sci-Fi und eine wunderbare Reflektion auf die Belange der Menschen in den Fünfzigern. Und Bradbury schreibt alles andere als mies...

lg/Peter


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Mensch sein heißt, an dem Ort zu stehen, wo ein neugieriger Affe einem stürzenden Engel begegnet.
(Terry Pratchett)
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Gast







Beitrag18.06.2008 10:03

von Gast
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Ahriman hat Folgendes geschrieben:
Ja, ich habe auch SF-Geschichten geschrieben, aber von der freundlichen Art. Und wer mal richtig lustige Science-Fiction lesen will, der soll sich die "Robotermärchen" von Stanislaw Lem besorgen, von den Elektrorittern und Uranohren, von der Rechenmaschine, die den Elektrodrach bekämpfte und dergleichen mehr. Die sind umwerfend!

Ja, das stimmt. Smile Aber auch Asimov und Eric Frank Russell waren sehr lustig. Ich finde, es gibt viel zu wenig von den beiden. Das mit Perry Rhodan habe ich genauso empfunden (jetzt bezogen auf die ersten 100 oder 200 Hefte): gute Ideen, leider meistens nicht sehr literarisch hochstehend verarbeitet (bis auf William Voltz). Dennoch war Perry Rhodan eine großartige Sache damals – deutsche SF ohne amerikanisches Vorbild, eine ganz eigene Art. Und der Erfolg zeigte, daß sie den Nerv der Zeit trafen.

Was mir daran gefehlt hat, waren die Frauen. Da die Hefte damals alle ausschließlich von Männern geschrieben wurden (auch heute noch gibt es kaum Frauen, die Perry Rhodan schreiben), dreht sich alles um die Interessen der Männer und wird alles aus männlicher Perspektive betrachtet und beschrieben, das wird dann nach einiger Zeit langweilig, weil Frauen entweder nur Klischee sind oder gar nicht vorkommen. Frauen untereinander, wie sie sich unterhalten, was ihre speziellen Interessen sind usw. kommen überhaupt nicht vor.

Das ist schade, denn wenn man die Welt sich Hunderte oder Tausende von Jahren weiterentwickeln läßt und dabei die Frauen außen vor läßt, bleibt die soziale Entwicklung auf der Strecke. Die Männer entwickeln die Technik weiter, aber wo sind die veränderten sozialen Strukturen, wie leben Familien mit Kindern in Hunderten von Jahren, wie werden Kinder geboren, versorgt, wie vereinbaren Frauen Familie und Beruf? Oder ziehen in Hunderten von Jahren die Männer die Kinder groß und die Frauen steuern allein die Raumschiffe? Dazu erfährt man in von Männern geschriebener SF leider nichts.

Und das ist meistens auch das Manko jedes Literaturkanons: es werden fast nur Männer in ihn aufgenommen. Wenn ich Hornblower lese, erfahre ich viel über die Männer auf den Schiffen, das ist wahr, aber wo sind die Frauen? Wie lebten sie, wenn die Männer auf See waren? Wie schlugen sie sich durch, wenn der Mann von einer Fahrt nicht mehr zurückkam? Wie lebten die Kinder (außer dem Schiffsjungen)? Darüber erfährt man nichts. Also wird immer nur die Hälfte der Welt beschrieben.

Zum Beispiel: Ich möchte einen Roman über Hornblowers Frau schreiben, welche Bücher kann ich da lesen, damit ich weiß, wie sie damals lebte?

Dennoch kann Bücher lesen nie schaden, aber wir Frauen müssen uns dann Informationen oft sehr mühsam zusammensuchen, wenn wir über Frauen schreiben wollen. Es gibt natürlich auch Romane von Männern, deren Heldin eine Frau ist, aber daraus lernt man eben nur, wie die Männer die Frauen damals sahen, nicht wie die Frauen wirklich lebten und waren. Das ist ein großes Manko in unserer Literatur.

Liebe Grüße
Angela
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BlackRider
Richter und Henker
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B
Beitrag18.06.2008 12:27

von BlackRider
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Naja Ahrimann, SF schreiben ist auch nicht mehr so schwierig, seit es sich mit der Fantasy zu vermischen beginnt. Wenn man das Genre allerdings gemaess der Bedeutung Science Fiction bearbeiten will... yo, dann hast Du recht.
Die meiste SF die ich lese, wurde bereits vor meiner Geburt geschrieben. Es stimmt schon, dass es da heute eher mau aussieht. Hin und wieder kommt was gutes (Dieser Englaender mit den Takeshi Kovac Romanen oder Hyperion von Simmons).

Die Sache mit dem SF/Fantasy Regal stoesst mir natuerlich seit Jahren bitter auf. Man hat ja schon probleme, wirklich SF Klassiker zu finden, waehrend jeder Drachenschmuh da praesentiert wird.
Da faengt man natuerlich auch an, unserem lieben Peter Jackson den Erfolg des Herrn der Ringe ein wenig zu vergaellen. Waere der nicht gewesen, wuerde sich das SF/Fantasy Regal vielleicht noch halbwegs vernuenftig unter den Genres aufteilen.

Na, Perry Rhodan ist eben eine Heftserie. Es ist schon klar, dass die mit Romanen nicht mithalten kann. Deswegen ist sie nicht unbedingt schlecht, aber man darf auch keinen Wuestenplaneten erwarten, wenn man es liest.

KH Scheer war ja schon sowas wie der deutsche Heinlein. Ich hab die ZBV Series gern gelesen. Auch nix fuer grosse Literaten, aber es war einfach nett smile

Marschroniken... ha ha ha, die Geschichte in der die Raumfahrer im marsianischen Irrenhaus landen ist ein Meilenstein smile smile

Mit Asimov konnte ich nie wirklich was anfangen. Er war allerdings auch nicht schlecht. Fuer mich war sein ebstes Buch NEMESIS und ichy koennte wetten, Schaetzing hat es auch gelesen smile

Dass es nicht viele Frauen bei Perry Rhodan gab mag daran gelegen haben, dass nicht viele Frauen es lesen. Frauen tendieren generell eher zu Fantasy als zu SF.

He he, faellt mir gerade ein "Scheiss Zainz Pficktsch. Bloede Raumschiffe, wen interessieren die? Das kanns doch alles gar nie geben." Sagte mir eine Harry Potter Leserin smile

Hm, wer gerne Seefahrergeschichten liest, der liest nicht unbedingt gerne Geschichten von Frauen, deren Maenner Seefahrer sind  die fuer die Dauer des Romans leider auf See weilen smile

Heinlein hatte (in seinen spaeteren Romanen) viele Frauen als zentrale Figuren.


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Rheinsberg
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Beitrag18.06.2008 12:51

von Rheinsberg
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Black Rider, da ich einen Sohn habe, kenne ich auch Perry Rhodan und habe etliches gelesen. Allerdings sammelte er die Reihe in Buchform, kam durch Zufall darauf, weil wir auf dem Flohmarkt die ersten 25 Bände für einen Pauschalpreis erstehen konnten. Ich habe erst später erfahren, dass die Originalausgabe in Heftchen war.

Ahriman, wenn du alte Sci-Fi magst: erinnerst du dich an Hans Dominik?


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Beitrag18.06.2008 15:11

von Scifi-Writer
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Ahriman,

Raumschiff Titanic ist ein wirklich lustiger SF-Roman. Kann ich absolut empfehlen. Und ja, es stimmt, viel Scifi ist eher düster und malt unsere Zukunft nicht gerade rosig aus.
Mein eigener Roman Grenzgänger, den ich allerdings eher als Zukunftsroman bezeichnen würde, zeichnet ebenfalls kein schönes Bild unserer zukünftigen Welt auf. Aber - und das beobachte ich auch bei wirklichen Scifi-Büchern - es gibt an vielen Stellen Hoffnung und die Aussicht das Ruder doch noch herumzureißen.
In den Vereinigten Staaten übrigens, wo ich beruflich ein bis zweimal im Monat hin muss, sind die Regale noch prall gefüllt mit Science-Fiction. Aber auch dort überwiegt die Fantasy, was mich etwas enttäuscht. Denn es stimmt, was Black Rider sagt: Fantasy schreibt sich easy ohne viel Vorkenntnisse. Hab ja selbst als ersten Roman einen Fantasy geschrieben - weil es einfacher war (und ich jung). Die Recherche jedoch für einen guten Science-Fiction-Roman macht ungeheuer viel Spaß. Und der Versuch, utopische Ideen realistisch umzusetzen, hat Anspruch.
Schade übrigens, das Arthur C. Clarke im April verstorben ist. Er war ja ein genialer Schreiberling.

Grüße aus Köln
Oliver

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Paterson
Beitrag18.06.2008 15:12

von pna
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Clarke war Klasse! Ich liebte seinen RAMA Zyklus!

lg/Peter


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Beitrag18.06.2008 15:54

von Scifi-Writer
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Hast Du die Rama-Reihe im Original gelesen?
Weil ich den ersten Roman in deutscher Fassung erst jetzt kaufen konnte. Aber ich hatte auch wenig Zeit vergangene Monate, so dass ich nur online geschaut habe.

Nun warte ich gierig auf die Fortsetzungen.
Hast Du Sonnensturm gelesen? Mit Baxter zusammen?


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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag18.06.2008 17:56

von Enfant Terrible
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Scifi-Writer hat Folgendes geschrieben:
Die Recherche jedoch für einen guten Science-Fiction-Roman macht ungeheuer viel Spaß.

 Shocked  Shocked  Shocked
Aha.


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Beitrag19.06.2008 08:00

von BlackRider
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Rama gibts schon seit Ewigkeiten auf deutsch. Alle Teile.

Die Fortsetzungen sind gut, aber die duestere Atmosphaere des ersten Buchs wird leider nicht mehr erreicht.

Grins, das beste: Es wird wohl ein Film geplant. Regie David Fincher. Der Mann ist ein Genie, auch wenn er mit Pank Room mal daneben gegriffen hat smile

Mit dem Tod von Clarke sind dann wohl fast alle der ganz Grossen dahingeschieden. Wer lebt noch? Bradbury und Niven, das wars fast schon, oder?


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Paterson
Beitrag19.06.2008 08:40

von pna
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Und Bradbury ist ja nun schon wirklich ein echt alter Kracher Smile

Ich habe alle RAMA Bücher auf deutsch gelesen. Ich arbeite beruflich zwar hauptsächlich englischsprachig, lese aber keine Bücher in englisch, da ich die Sprache nicht so gut beherrsche, um dabei ein echtes Lesevergnügen zu empfinden.

lg/Peter


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Beitrag19.06.2008 13:19

von Ahriman
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Zitat:
KH Scheer war ja schon sowas wie der deutsche Heinlein.

Na, da fehlte aber viel. Vor allem hatte Scheer nicht die Spur Humor. Eher den Landserhumor, er war wohl Soldat unter Hitler gewesen. Seine Figuren haben so was wie Landsknechte an sich. Gut war er im Faseln von technischen Geräten und Maschinen. Perry Rhodans Kumpel Reginald Bull erinnerte mich immer ein bißchen an Hermann Göring.
Zitat:
Ahriman, wenn du alte Sci-Fi magst: erinnerst du dich an Hans Dominik?

Na, und ob! Da waren wir Schuljungs ganz scharf drauf. Aus der Leihbücherei, pro Buch und Woche zehn Pfennig, und dann untereinander ausgeliehen. Ich habe noch ein paar seiner Romane, aus nostalgischen Gründen mal aus dem Internet-Antiquariat gefischt. Dort habe ich auch alle Heinleins gefunden, die mir noch fehlten.
Mit Dominick verknüpft sich bei mir eine amüsante Erinnerung:
Es war um 1947 in Chemnitz, da marschierte unsere Schulklasse von der Schloßschule in die Stadt zu irgendeinem Gymnasium, wo sich in der Aula noch mehr Schulkinder anfanden. Dort wurde uns ein Film vorgeführt: "Der erste Präsident". Ein russischer Film, deutsch synchronisiert. Fragt mich nicht, worum es darin ging: Ich saß an einem der Fenster hinter dem langen Vorhang, wo ich Tageslicht hatte, und las Dominicks "Wettflug der Nationen". Unweit von mir hörte ich einige meiner Klassenkameraden. Die führten eine Blödel-Diskussion darüber, ob Pferde wirklich schwimmen können. Denen hat der Film offenbar auch nicht gefallen.
Clarkes Rama (meine Ausgabe trägt den Titel "Rendezvous mit 31/439") ist wirklich großartig. Die Folgebände (die m.W. nicht von Clarke sind) habe ich auch gelesen - und ins Altpapier gefeuert.
Ja, Hornblower ist für jeden Pflichtlektüre, der Seefahrt- oder Piratengeschichten schreiben will. Da lernt man, was Hollywood-Regisseure nie wußten: Daß man die Segel nachbrassen muß, wenn man den Kurs ändert. Und daß ein Segelschiff nie Rückenwind hat, so wenig wie ein Radfahrer. Beispielsweise.
Ja, Frauen und SF, das gibts bei Heinlein:
"Segeln im Sonnenwind"
"Freitag"
"Die Straße des Ruhmes."
"Die Zahl des Tieres"
Und was für Frauen! Die haben was drauf! Da muß Mann sich ordentlich anstrengen.
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BlackRider
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B
Beitrag19.06.2008 16:19

von BlackRider
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Desswegen sage ich ja auch, dass Scheer der deutsche Heinlein war und nicht dass Heinlein der amerikanische Scheer war smile
Aber so im ganzen... if finde schon, dass die Aehnlichkeiten der beiden da sind. Nicht unbedingt auf demselben niveau, aber yo.

Die Rama Nachfolger waren von Clarke und Gentry Lee. Warum man der deutschen Ausgabe diesen seltsamen Namen gegeben hat.. weiss nicht, aber Rama merkt sich leichter smile
Naja, die Nachfolger sind immer noch ganz toll (der Abschluss mit diser Gott Sache passt mir nicht so recht), aber das erste Buch ist DAS Buch.


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