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Merlinda Gänsefüßchen
Beiträge: 26
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01.10.2012 15:59 Schicksalsnacht (beruht auf einer wahren Begebenheit) von Merlinda
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Dieser Text hier beruht auf einer wahren Begebenheit. Ich würde mich sehr über euer Feedback freuen.
Liebe Grüße,
Merlinda
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Die stickige Luft, der Alkohol, die donnernden Beats und die blinkenden Lichtspiele in der Disko ließen mich regelrecht schweben. Ich war wie in Trance. Kichernd ließ ich mich von meiner besten Freundin im Takt der Musik auf den Boden ziehen und schraubte mich ebenso elegant mit ihr wieder hoch.
„Ich dachte immer Engel hätten Flügel“, raunte mir jemand ins Ohr und legte mir die Hände auf die Schultern. Ich lachte und drehte mich um. Gut sah der Fremde aus. Groß, muskulös aber trotzdem schlank. Die dunklen Haare fielen ihm frech in das attraktive Gesicht.
„Wer sagt denn, dass ich ein Engel bin?“, fragte ich kokett lächelnd.
Ein schelmisches Grinsen huschte über sein Gesicht. „Was sollte so ein schönes Wesen denn sonst sein?“
Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit zwischen diesem lockeren Flirt und dem verhängnisvollen Augenblick verstrichen war. Minuten? Stunden?
Fakt ist, dass ich mich dem Fremden gegenüber an der Außenmauer der Disko wiederfand.
Stürmisch erwiderte ich seine hungrigen Küsse, forderte noch mehr. Das Blut rauschte mir in den Ohren, als seine Lippen sanft über meinen Hals glitten. Ich wollte mehr. So viel mehr! Ungeduldig zerrte ich ihm das Hemd aus der Hose, während seine Finger unter den Saum meines Tops glitten.
Ich schauderte und ließ meinerseits meine Lippen über seinen Hals wandern, während ich mich gleichzeitig daran machte, ihm das störende Hemd aufzuknöpfen...
Und plötzlich wurde er brutal von mir weggezerrt.
Ich schwöre, dass ich im ersten Moment nicht wusste, was geschah.
Ich war viel zu perplex. Und außerdem ging es ging so rasend schnell. In einem Augenblick war ich noch dabei, ihm das Hemd vom Leib zu reißen und im Nächsten lag er vor mir auf dem Asphalt und krümmte sich vor Schmerzen.
Bevor ich wusste, was ich tat, rannte ich los. Weit weg. Weit weg von dem schönen Fremden und den vier Männern, die grundlos auf ihn losgegangen waren. Ich war wie in Trance, als ich mich auf dem dunklen Parkplatz zusammenkauerte.
Ich weiß, dass es falsch war. Ich weiß, dass ich schneller hätte reagieren müssen, aber ich war wie gelähmt.
Erst viel zu spät wurde mir bewusst, dass ich handeln musste, indem ich zumindest den Security holte.
Es war schrecklich, als ich mit den Männern des Sicherheitsdienstes zurück kam.
Der Fremde lag auf dem Boden und die anderen Männer traten immer noch auf ihn ein. Ich sah sein Blut, dass sich auf dem dunklen Asphalt fast überdeutlich abhob.
Bei der Erinnerung an dieses schreckliche Bild, zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Wie ein Häufchen Elend sitze ich im Gerichtssaal und schaffe es kaum dem Fremden anzusehen.
Der Richter nickt nur. Ich höre kaum, wie ich aus dem Zeugenstand entlassen werde. Ich bin die letzte Zeugin gewesen.
Während wir auf die Urteilsverkündung warten, kommt er zu mir, bedankt sich. Wofür? Hätte ich früher reagiert, dann könnte er seinen rechten Arm noch richtig bewegen, hätte keinen Rippenbruch davongetragen, hätte keine inneren Blutungen gehabt. Wäre nicht Wochen im Krankenhaus gelegen ...
Beschämt sehe ich zu Boden.
„Was hältst du davon: Wir fangen noch einmal von vorne an.“
Ich sehe auf. Er lächelt kokett und streckt die Hand aus. „Hi, ich bin Daniel.“
„Lea“, nuschele ich kaum hörbar und laufe rot an.
„Freut mich dich kennen zu lernen, Lea. Wie sieht es aus, gehen wir einen Kaffee zusammen trinken?"
Ein Jahr später werden wir heiratetn.
Und zwei Jahre später wird er an den Spätfolgen der inneren Verletzungen sterben und mich mit unserem vier Monate altem Baby zurücklassen.
Weitere Werke von Merlinda:
_________________ Fantasie ist viel wichtiger als Wissen!
Wissen ist begrenzt! - Fantasie nicht!! |
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Nightflyer Leseratte
N Alter: 41 Beiträge: 128
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N 01.10.2012 16:19
von Nightflyer
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Zitat: |
ließen mich regelrecht schweben. Ich war wie in Trance.
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Alternativ einen Gedankenstrich statt des Punkts
Zitat: |
Groß, muskulös aber trotzdem schlank.
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Noch ein Komma nach muskulös
Zitat: |
Fakt ist, dass ich mich
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"Fakt ist.." finde ich hier deplatziert. Ich an deiner Stelle würde mir da einen weicheren Anfang für den Satz aussuchen.
Zitat: |
„Was hältst du davon: Wir fangen noch einmal von vorne an.“
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"Was hältst du von 'Wir fangen noch einmal von vorne an?'" oder
"Was hältst du von einem Neuanfang?"
Zur Geschichte: Nette kleine Kurzgeschichte, welche aber im Kernpunkt ( von wem und weshalb wurde Daniel angegriffen?) Fragen offen lässt.
_________________ Jeder Tag verwelkt dahin wie die Blüte einer ausgedörrten Blume - doch der Wandel der Zeit ist der Sinn des Lebens. |
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Fahrender Gaukler Grundgütiger
Alter: 40 Beiträge: 2697 Wohnort: Irgendwo in meinem Geiste
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01.10.2012 19:29
von Fahrender Gaukler
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Hallo Merlinda!
Der Text hat Potenzial, du verstehst es, die richtigen Adjektive und Verben zu setzen, um Worte in Bilder umzuwandeln. Auch wenn der Anfang vielleicht auf das ein oder andere Adjektiv verzichten könnte. Dennoch liest es sich weitgehend flüssig und ansprechend.
Mit diesen Ein-Zeilern zwischen den Absätzen konnte ich zunächst aber rein gar nichts anfangen. Sie wirkten auf mich wie ein Fremdkörper im Text; "telling" in Reinkultur, während sich der Rest der Erzählung um "showing" bemüht, Dann aber habe ich verstanden, dass diese Ein-Zeiler Stellvertreter für das nüchterne Protokoll im Zeugenstand sind. Sachlich vorgetragene Ankerpunkte einer schmerzlichen Erinnerung. Keine schlechte Idee. Dennoch würde ich dazu raten, diese Einschübe entweder kursiv zu schreiben oder in Anführungszeichen zu setzen und somit als wörtliche Rede zu kennzeichnen. Wobei mir kursiv allerdings deutlich besser gefallen würde, das hat so etwas "Stimme aus dem Off"-mäßiges und reißt einen nicht so sehr aus dem Lesefluss, weil man sich plötzlich fragt, was denn die wörtliche Rede auf einmal da zu suchen hat. Aber wie gesagt: Gute Idee.
Soviel zum Lob, Kritik habe ich aber auch. Der Text wirkt auf mich unfertig, er kratzt zu sehr an der Oberfläche. Wie Nightflyer schon sagte, die Hintergründe der Tat bleiben für den Leser vollkommen rätselhaft. Dadurch wird die Geschichte schwer nachvollziehbar und baut keine Brücken zwischen Leser und Figuren. Emotionen köcheln daher beiderseitig auf Sparflamme. Auch die Panik der Protagonistin hättest du noch deutlicher herausarbeiten können.
Das Ende, die Pointe, kommt unvermittelt, was eigentlich gut ist, aber da ich zuvor nicht genug Zeit hatte, Sympathie zur Figur aufbauen zu können, lässt mich das Ende leider verhältnismäßig kalt. Da hast du meiner Meinung nach jede Menge Potenzial verschenkt. Ich würde dazu raten, die Geschichte ein wenig zu unterfüttern, d.h. die Hintergründe zu klären und den Figuren mehr Tiefe, sprich: Menschlichkeit, zu verleihen. Gegen Ende, als klar wird dass sich die Protagonistin im Zeugenstand befindet, könnte sie mehr Emotion zeigen, beispielsweise könnte sie ein Schluchzen unterdrücken oder die Stimme versagt. Sie kämpft mit ihren Gefühlen. Ein solches Erlebnis ist ja auch für sie traumatisch. Sie sitzt den Angeklagten gegenüber, schaut ihnen in die Augen, hat bestimmt auch Angst vor ihnen. Da kann sie ruhig auch mal an sich selbst denken, anstatt sich Vorwürfe zu machen, dass sie Daniel nicht geholfen hat.
Wie dem auch sei, ich denke, dass man aus dem Text noch einiges rausholen könnte. Die Rahmenbedingungen sind da, aber in der vorliegenden Fassung wird für mich alles viel zu schnell abgehandelt. Mehr Emotion, mehr Tiefe, mehr Inhalt. Und wenn das zwangsläufig auch auf "mehr Text" hinausläuft, ist das auch nicht unbedingt das schlechteste.
Gruß,
~~Der Gaukler
_________________ Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.
(Mark Twain) |
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G.T. Klammeraffe
G Alter: 38 Beiträge: 680
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G 02.10.2012 11:24
von G.T.
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Starke Geschichte.
Umsetzung noch so lala. Ich hätte einen Vorschlag: Mach den ersten Teil der Geschichte doch zu einer einzigen Zeugenaussage. Das hätte den doppelten Effekt, dass eine Gerichtsszene (DIE Szene im Liebesleben der Protagonisten, wie mir scheint) suggeriert wird und gleichzeitig eine Form des "vor-sich-selbst-zu-Gericht-sitzens". Und die ganzen Leerzeilen könnten auch weg.
Noch ein Manko: Einige Beschreibungen wirken in dem dramatischen Zusammenhang fast unfreiwillig komisch ("schraubte mich ebenso elegant wieder hoch" - bei diesem Geschichtenanfang rechne ich mit völlig anderen Szenen im Anschluss Es wirkt etwas narzisstisch angesichts des Folgenden).
Die Idee mit der Zeugenaussage ist natürlich auch zwiespältig, denn dann müsste sich die Geschichte im ersten Teil auch stilistisch etwas ändern. Ich fummel da mal nicht unnötig dran rum, bin erstmal gespannt, was du von meinen (unseren) Vorschlägen hältst.
Zitat: | "Die stickige Luft, der Alkohol, die donnernden Beats und die blinkenden Lichtspiele in der Disko ließen mich regelrecht schweben. Ich war wie in Trance. Kichernd ließ ich mich von meiner besten Freundin im Takt der Musik auf den Boden ziehen und schraubte mich ebenso elegant mit ihr wieder hoch.
'Ich dachte immer Engel hätten Flügel', raunte mir jemand ins Ohr und legte mir die Hände auf die Schultern. Ich lachte und drehte mich um. Gut sah der Fremde aus. Groß, muskulös aber trotzdem schlank. Die dunklen Haare fielen ihm frech in das attraktive Gesicht.
'Wer sagt denn, dass ich ein Engel bin?', fragte ich kokett lächelnd.
Ein schelmisches Grinsen huschte über sein Gesicht. 'Was sollte so ein schönes Wesen denn sonst sein?'
Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit zwischen diesem lockeren Flirt und dem verhängnisvollen Augenblick verstrichen war. Minuten? Stunden?
Fakt ist, dass ich mich dem Fremden gegenüber an der Außenmauer der Disko wiederfand.
Stürmisch erwiderte ich seine hungrigen Küsse, forderte noch mehr. Das Blut rauschte mir in den Ohren, als seine Lippen sanft über meinen Hals glitten. Ich wollte mehr. So viel mehr! Ungeduldig zerrte ich ihm das Hemd aus der Hose, während seine Finger unter den Saum meines Tops glitten.
Ich schauderte und ließ meinerseits meine Lippen über seinen Hals wandern, während ich mich gleichzeitig daran machte, ihm das störende Hemd aufzuknöpfen...
Und plötzlich wurde er brutal von mir weggezerrt.
Ich schwöre, dass ich im ersten Moment nicht wusste, was geschah.
Ich war viel zu perplex. Und außerdem ging es ging so rasend schnell. In einem Augenblick war ich noch dabei, ihm das Hemd vom Leib zu reißen und im Nächsten lag er vor mir auf dem Asphalt und krümmte sich vor Schmerzen.
Bevor ich wusste, was ich tat, rannte ich los. Weit weg. Weit weg von dem schönen Fremden und den vier Männern, die grundlos auf ihn losgegangen waren. Ich war wie in Trance, als ich mich auf dem dunklen Parkplatz zusammenkauerte.
Ich weiß, dass es falsch war. Ich weiß, dass ich schneller hätte reagieren müssen, aber ich war wie gelähmt.
Erst viel zu spät wurde mir bewusst, dass ich handeln musste, indem ich zumindest den Security holte.
Es war schrecklich, als ich mit den Männern des Sicherheitsdienstes zurück kam.
Der Fremde lag auf dem Boden und die anderen Männer traten immer noch auf ihn ein. Ich sah sein Blut, dass sich auf dem dunklen Asphalt fast überdeutlich abhob."
Bei der Erinnerung an dieses schreckliche Bild, zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Wie ein Häufchen Elend sitze ich im Gerichtssaal und schaffe es kaum dem Fremden anzusehen.
Der Richter nickt nur. Ich höre kaum, wie ich aus dem Zeugenstand entlassen werde. Ich bin die letzte Zeugin gewesen.
Während wir auf die Urteilsverkündung warten, kommt er zu mir, bedankt sich. Wofür? Hätte ich früher reagiert, dann könnte er seinen rechten Arm noch richtig bewegen, hätte keinen Rippenbruch davongetragen, hätte keine inneren Blutungen gehabt. Wäre nicht Wochen im Krankenhaus gelegen ...
Beschämt sehe ich zu Boden.
„Was hältst du davon: Wir fangen noch einmal von vorne an.“
Ich sehe auf. Er lächelt kokett und streckt die Hand aus. „Hi, ich bin Daniel.“
„Lea“, nuschele ich kaum hörbar und laufe rot an.
„Freut mich dich kennen zu lernen, Lea. Wie sieht es aus, gehen wir einen Kaffee zusammen trinken?"
Ein Jahr später werden wir heiratetn.
Und zwei Jahre später wird er an den Spätfolgen der inneren Verletzungen sterben und mich mit unserem vier Monate altem Baby zurücklassen. |
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Lonlav Wortedrechsler
Beiträge: 71 Wohnort: Zuhause, bei Vogel und in der WG
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02.10.2012 12:56
von Lonlav
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Ich kann mich meinen Vorgängern nur vollständig anschließen, was ihre Kritik betrifft. Trotzdem schreibe ich hier, und zwar, weil ich deinen Text trotz allen kleineren Schwächen sehr schön finde. Eventuell zu kritisierende Stellen wurden von meinen Vorgängern schon genannt, daher beschränke ich mich jetzt auf das Lob. :)
Schöner Text und wenn du ihn noch ein bisschen flüssiger machst, wird er richtig gut!
_________________ Per aspera ad absurdum.
Aktiver-Wortschatz-To-Do-Liste:
grenzdebil, jegliche, weiland,
the antidote was poison too |
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