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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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15.09.2012 10:43
von Stimmgabel
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Hallo Perry,
diesesmal bleibt mir das Erzählen, aus sich heraus, in seiner gesamten Kausalität hermetisch komplett verschlossen.
Die Zusammenhänge von:
der Titel / neben der autobahn
und
/ draußen die fahrt nach jerusalem
und
/ es ist schwer parkplätze zu finden
und
/ erst in den späten abendstunden ... läuft ein mädchen durch den park
bekomme ich übergeordnet (auf erster, zweiter Ebene ...), geschweige in der Bildebene bleibend, nicht auf die Reihe - eben, was das eine mit dem anderen (zumindest indrekt) bindend zu tun hat, haben könnte?
Stehe da wohl momentan auf dem geistigen Schlauche
.. bis dann wieder / Tschüss Frank
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 15.09.2012 14:22
von Aranka
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Hallo Perry,
ein Gedicht, wie meist bei dir, reduziert auf die Bilder, die dann herausführen in weitere Ebenen. Hier vielleicht nicht alle ganz leicht zu fassen. Ich versuche mal aufzuschreiben, was mir so beim Lesen durch den Kopf ging, dann kannst du vielleicht Rückschlüsse auf die Bilder ziehen.
neben der stadtautobahn
Erinnert mich auch an den Ausdruck: neben der spur sein . Auf der Autobahn pulst das Leben, es führt heraus aus der Stadt, vielleicht ins Freie. Auf der Autobahn zeigt sich die Mobilität einer Stadt, auch ihre Dichte, ihre Staus, ihre Betriebsamkeit. Der Blick dieses Gedichtes ruht ein wenig Abseits dieser Betriebsamkeit.
Zitat: | eine altbauwohnung der genossenschaft
im treppenhaus steht türen schließen
was gut ist denn aus dem keller
steigt jahrealter desinfektionsgeruch |
Hier habe ich ein klares Bild, wer kennt sie nicht, diese Wohnungen, deren Grüche, deren Geschichte und Geschichten und deren Umgebung.
Zitat: | draußen die fahrt nach jerusalem
es ist schwer parkplätze zu finden
am rand des wachsenden büromolochs
der hinabschaut aufs kleine ziegelbunt |
Nun schwenkt die Blickrichtung wieder ein wenig nach draußen, auf die Betriebsamkeit, die Fahrt (knüpft an an die Autobahn), aber das Jerusalem, was will das da drin? Es kann kaum die zum Namen gehörende Stadt gemeint sein. Die Wohnbauten liegen woanders, also ein Jerusalem im Kopf der jeweiligen Menschen? Wofür steht es? Für triumpfvoll Einzug halten auf einem Esel, um dann gekreuzigt zu werden? Dazugehören um jeden Preis? Scheint mir ein wenig weit gegriffen, meine Überlegung. Warum diese Stadt? Es gibt ein Spiel, in der Schule immer nochbeliebt. Auf ein Startzeichen hin läuft alles los um einen Stuhlkreis herum. Auf ein erneutes Zeichen sturzt sich alles auf die Stuhle. Jeder ergattert einen Platz. Wer zu spät kommt, bleibt ohne Stuhl. Ein Spiel, fast typisch für das Leben auf der Autobahn des Lebens. Würde ja auch zur nächsten Zeile passen, es ist eben nicht für alle möglich, einen Platz zu finden. Warum bin ich erst so spätz darauf gekommen? Die Fahrt hat
wahrscheinlich irre geleitet. Das Spiel heißt: die Reise nach Jerusalem und ich frage mich, warum sagst du nicht auch „Reise“. Damit weitetest du auch die Vorstellungsmöglichkeit. Denn auch das, was da auf den Autobahnen des Lebens passiert ist mehr als eine Fahrt von A nach B. Es ist für manchen eine Lebensreise und die Suche und der Rann nach dem freien Platz gehört wohl dazu.
Dann ist da noch so ein Wort, das ich als Wortschöpfung sehr schön finde, hier jedoch etwas schwer einordnen kann. „ziegelbunt“. Für mich tut sich hier eine bunte Vielfalt aus, Ziegel signalisieren mir aber eher nette kleine verschlafenen Häuser, zwar alt, vielleicht ein wenig zerfallen, übergestrig, aber durchauch mit Charme und Wärme. Will mir nicht si passen zu den Genossenschaftswohnbauten. Das die Großen heraubschauen, auf die Kleinen ist generell ein zur gemalten Szene terffende Feststellung. Nur dies „Ziegelbunt“ mutet mir zu friedlich und idyllisch an.
Zitat: | erst in den späten abendstunden
wenn das hektische verschwunden ist
läuft ein mädchen durch den park
gibt sich hin der mondenden nacht |
Wie gut, dass der Mond noch der Alte scheint und auch über den Genossenschaftswohnungen scheint. Und abseits der Autobahn kennt man immer noch das sich hingeben, also die Liebe. Der hoffnungvolle Ausblick, das ewige dennoch eines Gedichtes.
Hier fällt „das hektische“ heraus. Inhaltlich stimmt es zwar, aber es ist hier die grammatikalische Form, das nominalisierte Adjektiv, das so fremdkörperhaft wirkt. Man fragt unwillkürlich: Das Hektische wovon? Es bleibt abstrakt und es ruft als solches nicht nach Anknüpfungen. Bei mir löst dieses Wort keine Wirkung aus, ich rutsche daran herunter ohne Reibung. Da wäre für mich Betriebsamkeit schon eher ein Wort, an dem ich kleben bliebe. Ich wünschte mir hier aber ein noch konkreter an die Situation „Leben auf der Autobahn“ anknüpfendes Wort. (Lärm/Geschwindigkeit/Tempo/Rasen..sie sind alle nicht ideal, aber vielleicht weißt du jetzt was ich meine.)
Ich denke, die Botschaft der Zeilen hat mich erreicht. Das Bild der ersten Strophe holt mich gleich in eine Szene mit allen Sinnen hinein, die Anknüpfung an das Kinderspiel und die letzte Strophe, den Ausklang auf das Bild der mondenden Nacht und des Mädchens im Park finde ich sehr sehr schön. Meine kleinen Wortstolperer spielen da sicher eine untergeordnete Rolle ud sind vielleicht auch sehr an meine Person gebunden.
Gerne gelesen. Gruß Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 16.09.2012 21:09 Hallo Aranka, von Perry
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danke fürs ausgiebige Einlassen auf die Bilder und vor allem das konstruktive Nachspüren einzelner Passagen.
Da Dir das "Jerusalem-Spiel-Bild" etwas Probleme gemacht hat, denke ich nach, es mit der "Reise" eindeutiger zu machen.
Was das "ziegelbunt" anbelangt, liegt das "bunt" im verschiedenen Farbspiel von Ziegeldächern, auch durch Witterung und Ausbesserungen verursacht und weniger in der meist einheitlichen Siedlungsstruktur, wobei die im Gegensatz zur Büroarchitektur schon wieder "bunt" ist.
Durch die Personifizierung der Hektik, erhält diese ein menschliches Gesicht, hält jedem den Spiegel vor, der sich von ihr vereinnahmen lässt.
Das alternativ vorgeschlagene "Betriebsamkeit" ist mir zu allgemein, auch weil es den "Ameiseneffekt" zu sehr verstärkt, den es zwar gibt, den ich aber mit der Focusierung auf das Individuum (ein Mädchen) aufbrechen wollte. Wenn es eine Lösung für die Anonymität gibt, dann liegt die im zwischenmenschlichen Bereich.
Mal sehen, was sich noch aus den Bildern entwickelt, genügend Facetten gibt es ja.
LG
Perry
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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17.09.2012 17:07
von Stimmgabel
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Hallo Perry (ich nochmal),
Danke für Dein Erklärungen (inklusive Arankas Gedanken) / jetzt natürlich klar, worum es geht (nun auch mir ).
Habe mal meine Version mit quasi Deinen Worten umformuliert (primär die 2.Strophe) - so würde ich den Kontext gut assoziieren können / klar, dass Dir meine Machart nicht zusagt - es geht ja nun auch um das Verstehen
eine letzte altbauwohnung
der genossenschaft neben der stadtautobahn
im treppenhaus steht türen schließen
was gut ist denn aus dem keller
steigt jahrealter desinfektionsgeruch
draußen hektik keine parkplätze .................... <-- für mich 3 gelungene Umbrüche /nach unten gehend /kaskadisch
zu finden die reise nach jerusalem
noch am rand der hungrige büromoloch
der hinabschaut aufs kleine ziegelbunt
erst in den späten abendstunden
wenn das hin und her verschwunden ist
zeigt sich ein mädchen im park noch .............. <-- diese Zäsur gefällt mir extra gut : -)
gibt sich hin der mondenden nacht
Zumindest sähe ich so dieses langsam geschluckt Werden von noch teilweise bewohntem Leben in diesem Stadtbezirk, durch des sich mehr und mehr ausbreitenden Büromolochs - tatsächliches Leben der Menschen mit -und untereinander wird hier quasi sukzessive ausgebürgert. / Im Bild des jungen Mädchens die quasi Versinnbildlichung des "noch" anwesenden Fühlens der verbliebenen Menschen, und ihren Zueinander Bedürfnissen.
(... na, vllt gefällt Dir ja doch etwas ????)
Perry, mal so meine Betrachtung zu Deinem Gedicht / wieder ein Tschüss, Frank
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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