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Die Brücke der Seelenlosen


 
 
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Schmuddelkind
Geschlecht:männlichSchneckenpost
S

Alter: 38
Beiträge: 14
Wohnort: Berlin


S
Beitrag25.08.2012 20:36
Die Brücke der Seelenlosen
von Schmuddelkind
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Am 26. Oktober 2013 gewann Horst Fernsehsessel aus Eidengesäß eine Hand voll Millionen Euro im Lotto. Er freute sich so sehr, dass er nackt, wie Gott ihn schuf und wie er während der Bekanntgabe der Lottozahlen vorm Fernseher saß jubelnd auf die Straße rannte. Die Nachbarn schauten ihn mit einer Mischung aus Interesse und Abscheu an, aber es war ihm egal; denn er war jetzt ein Millionär. Endlich war er jemand und er hatte allen Grund dies zu zeigen. Kurz darauf setzte die Hyperinflation ein und einige Wochen später konnte er sich mit dem Geld gerade mal ein Radio leisten. Aus diesem vernahm er die Stimme des Nachrichtensprechers, der von der Brücke der Seelenlosen sprach, an der in letzter Zeit die Zahl der Suizide stark angestiegen war, weil irgendein vorrübergehend bekannter DSDS-Gewinner dort den Freitod gewählt hatte. "Die Polizei warnt dringend vor Nachahmern. Zuwiderhandlungen werden mit einer Geldstrafe nicht unter 50.000 Euro belegt." Das entsrpach zu der Zeit, als der Strafenkatalog festgelegt wurde immerhin dem Wert eines Mittelklassewagens, an diesem Samstagvormittag konnte man sich davon jedoch nur ein paar Brötchen kaufen. Horst, der über den Verlust seines Vermögens nicht hinwegkommen konnte, beschloss darauf hin, sich den Seelenlosen anzuschließen und fuhr zu der Brücke, deren Adresse glücklicher Weise im Radio durchgesagt wurde.

Am 22. September 2013 gewann die SPD die Bundestagswahlen und bildete (oh Überraschung!) mit der CDU eine große Koalition, denn die Alternative wäre gewesen, mit den Piraten oder den Linken zusammenzugehen und man wollte nicht mit den Schmuddelkindern spielen. Eine der ersten Maßnahmen, die die neue Regierung beschloss, war die Einführung des Mehrheitswahlrechts, denn man fand, dass die Opposition doch reichlich stark wurde in den letzten Jahren. Lasse Grevenig aus dem Frankfurter Gallus-Viertel hat danach alle Hoffnung auf eine bessere, gerechtere Welt verloren. Er sah schon seit Jahren, dass die Welt vor die Hunde ging, nicht seine Welt, nicht sein Privatleben, denn er hatte ja keins, so sehr wie er sich der Arbeit für die Linkspartei verschrieben hatte. Aber nun, nachdem diese aufgrund eines politischen Beschlusses auf Dauer keinen Fuß mehr ins Parlament setzen würde, gesellte sich die Hoffnungslosigkeit zur Wut und er wusste keinen Daseinszweck mehr. Also machte er sich auf zur Brücke der Seelenlosen.

Im Herbst 2013 war Hauke Hund aus Wachenbuchen depressiv. Ihm ging es nicht unbedingt schlecht; er war einfach depressiv. Er wusste auch nicht warum und hatte kaum Antrieb, es herauszufinden; denn er war depressiv. Es war nicht so, als habe er den ganzen Tag heulend Käsenachos in sich hinein gestopft oder als habe er ununterbrochen darüber nachgedacht, wie er sich umbrigen sollte - daran hat er tatsächlich nur sehr selten gedacht. Er kam einfach kaum aus dem Bett, schlief ohnehin sehr unregelmäßig, fand an kaum etwas noch einen Gefallen, hatte kaum den Impuls, irgendetwas anders zu machen, als zuvor, bis zu diesem einen Samstag: da hatte er genauso ohne Anlass, wie seine Depression von ihm Besitz ergriffen hatte, plötzlich den lebendigen Impuls, sich von der Brücke zu stürzen.

Nach dem Selbstmord ihres über alles geliebten DSDS-Stars "Justin" (der Typ hatte offensichtlich keinen Nachnamen) schloss sich Rabea Neuberger aus Offenbach wochenlang in ihrem Zimmer ein, wollte mit niemandem mehr reden und hörte Justins Songs in Dauerschleife. Justin war der Einzige, der sie je verstanden hatte, auch wenn sie ihn nicht kannte. Seine Lieder, die von unerwiderter Liebe und der tiefen Sehnsucht nach "shaking the booty once more on the dancefloor" kündeten, sprachen der jungen Dame aus der Seele und manchmal stellte sie sich vor, dass sie ihr gewidmet seien. Dann sprach sie mit dem Poster über ihrem Bett: "Dummerchen, natürlich liebe ich dich. Denk doch nicht so was!" Sie wusste, dass es Unsinn war, aber sie fühlte sich besser dabei. Es war so ziemlich das Einzige im Leben, das ihr ein gutes Gefühl gab, denn die Reduktion des Menschen Rabea auf eine Zahl (das war in der Schule meisten so etwas um die vier oder fünf) aufgrund von Leistungen, die nichts über ihre Persönlichkeit aussagten ließ sie vor ihren Eltern, ihren Freunden und vor allem vor sich selbst bedeutungslos erscheinen. Dabei hatte sie so eine liebevolle, empathische Art, konnte wirklich gut singen und schrieb für eine Siebzehnjährige technisch saubere Gedichte in gehobener Sprache. Aber dafür gab es natürlich keine Noten, denn das gehört nicht zum Fähigkeiten-Katalog der deutschen Industrienorm für junge Menschen. Sie ging schließlich zu der Brücke, von der ihr Idol in den Tod gesprungen ist, desillusioniert, aber entschlossen.

Am 23. November 2013 reihte sich eine riesige Menschenschlange auf der Brücke der Seelenlosen auf. An der Spitze saß Horst auf dem Betonsockel, der vor dem Stahlgerüst hervorragte und einen ungehinderten, freien Fall versprach seit einer halben Stunde und dachte über sein Leben nach, darüber, dass er Wünsche und Ziele hatte, von denen er keine verwirklicht hatte - bis auf die Millionärssache. Da hatte er einmal einen Erfolg, konnte einmal ein Häkchen in seine To-Do-Liste des Lebens machen und als er es erreicht hatte, war es wertlos. Er begann sich zu fragen, ob es so viel wertvoller gewesen wäre, wenn es nicht zu der Inflation gekommen wäre. Klar, er hätte sich ein Haus kaufen können und ein paar andere schöne Dinge, über die er sich sehr gefreut hätte. Aber wie lange hätte seine Freude angedauert? Er erinnerte sich daran, wie er einmal einen Flachbildfernseher gekauft hatte, den er unbedingt haben wollte, auf den er zwei Monate hingespart hatte. Die ersten zwei Wochen war er begeistert von dem Ding, von der hohen Bildqualität, von der Größe und dem modernen Design. "Das ist ein ganz anderes Fernseherlebnis" dachte er. Aber nach einer Weile war es einfach nur ein Fernseher, der ihn seine Fußballberichte und seinen Tatort ins Wohnzimmer brachte, genauso wie das alte Aldi-Gerät, das er vorher besaß. Wäre es nicht auch so mit all den anderen Dingen auf seiner To-Do-Liste? "Man glaubt immer, dass man irgendetwas um jeden Preis haben will und richtet sein Leben danach aus, bemerkt vielleicht gar nicht die vielen schönen Eindrücke auf dem Weg, weil man den Fokus nur auf die eigene Planerfüllung richtet und wenn man es dann geschafft hat, ist man so weit wie zuvor", reflektierte er und es kam ihm in den Sinn, dass das Leben vielleicht einfach nur ein zielloses Dasein sei und man versuchen müsste, von Tag zu Tag so viel Gutes wie möglich mitzunehmen. Er war im Zweifel, ob dieser Umstand das Leben sinnvoller oder sinnloser machen würde.

Lasse, der hinter ihm in der Schlange stand, wurde zunehmend verärgert und wippte schon seit einiger Zeit demonstrativ mit dem rechten Fuß. Schon als Kind dachte er, wenn er sich mal das Leben nehmen sollte, dann würde er von dieser Brücke springen. Und jetzt muss er so lange warten, nur weil es ausgerechnet jetzt zu einer Modeerscheinung geworden war, von dieser Brücke zu springen. Überhaupt war er verärgert darüber, dass er diesen intimen Moment nun mit so vielen fremden Menschen teilen musste und er war verärgert über den Herdentrieb der Menschen, über ihr angepasstes Verhalten, über die Gesellschaft generell - einfach über die Gesamtsituation. Er konnte nie verstehen, dass sich die Menschen mit den Zuständen zufrieden gaben, die sie nun massenhaft in den Freitod treiben sollten (seine Entscheidung nahm er da freilich heraus, denn er wollte sterben, weil seine Bemühungen, den Menschen ebendies klar zu machen fruchtlos waren und er war der Meinung, seine Entscheidung zum Freitod sei moralisch überlegen) und gerade jetzt konnte er es nicht verstehen, dass sich die Menschen damit zufrieden gaben, so lange auf ihren Suizid warten zu müssen, nur weil ein Einzelner so egoistisch war und seine Entscheidung offenbar nicht gründlich genug bedacht hatte.

"Hallo, hier wollen noch Andere springen!" rief er schließlich mit der Stimme der Gerechtigkeit, der etwas quietschigen Stimme, die jedesmal tief aus seiner Seele kam, wenn er jemandem erklären musste, warum es ein unhaltbarer Zustand sei, dass wir in Deutschland keinen flächendeckenden Mindestlohn haben, warum es wichtig sei, sich für die Minenräumung in Kambodscha einzusetzen, was es mit dem feigen amerikanischen Imperialismus zu tun habe, dass die Amis in Kambodscha einen Krieg führten, den es offiziell nie gegeben hat oder warum Amerika überhaupt die Wurzel allen Übels sei. "Ich treffe hier gerade die Entscheidung meines Lebens" erwiderte Horst.

"Du solltest aber eigentlich die Entscheidung deines Todes treffen!"
"Da ist es sicherlich kein... ähäh ähm... du weißt schon, wenn ich da mal ein paar Minuten drüber nachdenke."
"Erstens: von "ein paar Minuten" kann überhaupt keine Rede sein. Zweitens hättest du dir das ruhig auch schon vorher überlegen können. Hast du mal an die Mitwartenden gedacht? Wenn sich bei dem Wetter Einer eine Erkältung holt, dann hast du das mitzuverantworten."
"Die könnten sich doch auch eine andere Brücke aussuchen."
"Und jetzt willst du auch noch die Menschen hier vertreiben, die seit Stunden warten, nur weil du nicht in der Lage bist, einen wohlüberlegten Beschluss zu fassen?!"
"Ich vertreibe doch niemanden. Aber wenn man einige Millionen Euro verloren hat,..."
"Ach, das habe ich mir doch gedacht. Nur Kapitalisten können so egoistisch sein. Auf dem Rücken der Arbeiterschaft eignest du dir den Mehrwert an, mit dessen Verfügung du so überfordert bist, dass..."
"Ich bin selbst Arbeiter, du linke Bazille!"
"Deine Haltung spiegelt genau wieder, was in der westlichen Welt schief läuft."

Der Disput wurde jäh unterbrochen durch die herannahenden lauten Poliziesirenen. Ein Streifenwagen hielt auf der Brücke, drei Polizisten stiegen aus und liefen mit gezückter Waffe auf Horst zu: "Keine Bewegung!", rief der Dienstälteste bestimmt. Horst rief zurück: "Ihr bleibt, wo ihr seid, oder ich springe! Noch einen Schritt und ich springe!" Die zwei erfahreneren Polizisten kamen abrupt zum Stehen, doch Martin, der jüngste, der frisch von der Polizeischule kam, stand nur mit einem Bein auf dem Boden, der Körper durch die Laufbewegung leicht nach vorn geneigt, als er Horsts Befehl vernahm. Er betete still, dass er noch das Gleichgewicht wiedererlangen würde, doch war nach einigem Wackeln endlich zum Ausfallschritt gezwungen. Vielleicht hätte ein Profi-Geräteturner diesen Schritt noch verhindern können, aber nicht Martin, der mit ansehen musste, wie gleich in seinen ersten Dienstmonaten ein fremder Mensch seinetwegen von einer Brücke sprang.

"So, Mittach! Martin du machst das hier, ja?", beschloss der Dienstälteste und fuhr mit dem anderen Polizisten weg. Martin wusste, dass er die Personalien der Anwesenden kontrollieren musste, den Notarzt rufen musste (auch wenn er wusste, dass Horst diesen Sprung nicht überleben konnte) und vielleicht die ein oder andere Verhaftung durchführen musste, aber eine unbekannte Kraft zog ihn auf den Sockel, auf dem eben noch Horst stand. Er schaute hinunter und wusste, dass er nie wieder auf einen Einsatz fahren könnte, ohne an dieses schreckliche Bild zu denken, das so viel mit ihm zu tun hatte. Er holte tief Luft und sprang. Lasse rief ihm noch "Vordrängler" nach, stieg entschlossen auf den Sockel, drehte sich kurz mit erhobener Faust in Richtung der Menge um, stieß mit bedeutungsschwerer Mimik "Genossen, der Kampf geht weiter!" aus und sprang, während von irgendwo aus der Menge ein kurzes "Solidarität!" zu hören war.

Einige Seelenlose dahinter stand Hauke in der Reihe und fragte sich, warum der Sozialist es wohl so eilig mit dem Sterben hatte. Dass das Leben viel zu hastig sei, ist ihm schon oft so vorgekommen. Warum also noch diese Ungeduld beim Sterben? Hinter ihm stand Rabea. Er fand es angenehm, mit ihr zu warten, auch wenn er bisher noch kein Wort mit ihr gesprochen hatte. Die schweigsame Anwesenheit mancher Menschen kann eine unangenehme Situation sein, aber in ihrer Nähe fühlte er sich wohl, ohne einen Grund dafür nennen zu können. Dennoch wollte er gerne mit ihr ins Gespräch kommen und fragte etwas unelegant: "Na, warum stehst du an?" "So eine blöde Frage!", dachte er zu sich selbst. "Da stehe ich mit der jungen Frau eine knappe Stunde an und mir fällt nichts Besseres ein." Doch sie lachte ausgelassen darüber und meinte dann:

"Ach, wegen Justin."
"Justin? Der DDS-Sänger?"
"Ja", antwortete sie schmunzenld.
"Aber warum denn seinetwegen?"
"Ich mochte alle seine Lieder..."
"Der hatte doch nur eins."
"Zwei!", grummelte sie. "Zwei Lieder, die über mich mehr sagten, als es meine Eltern oder die Lehrer könnten."
"Aber im Grunde hatte er doch nichts mit dir zu tun? Das Leben ist doch viel größer. Du bist doch jung und ich glaube, wenn du dich heute nicht von der Brücke wirfst, wirst du in einigen Jahren sagen: "Zum Glück!" Das Leben kann so schön sein. Wirf es nicht einfach weg!"
"Das sagt gerade der Richtige", entgegnete sie schreiend vor Lachen.
"Na ja, ich denke, ich habe mir einfach ein paar zu viele Fragen vorgenommen und keine befriedigende Antwort erhalten. "Intellektuell ist der Weg zur Hölle leicht. Ein falscher Schritt und die Logik wird den Rest besorgen." Das ist von George Homans. Er ist witzig."
"Aha... schon verrückt, dass wir so lange darauf warten, zu sterben."
"Ja, 26 Jahre lang habe ich darauf gewartet." Sie lacht wieder und er fährt fort: "Aber die Menschen stehen oft für unbedeutendere Dinge an, z.B. für Achterbahnen oder KFZ-Zulassungen."
"Da hast du auch wieder recht."

Noch einige Minuten ging die Unterhaltung weiter, an der beide große Freude hatten, während der beide zum ersten mal das Gefühl hatten, bedeutsam zu sein, für einige Momente im Mittelpunkt des Lebens eines anderen Menschen zu stehen, auch wenn sie nicht wussten, ob dies der Tatsache geschuldet war, dass es für beide eben das letzte Gespräch ihres Lebens war oder ob es aufgrund einer wunderbaren unerklärlichen Anziehung zwischen zwei Menschen war. Dann kam Hauke an die Reihe:
"Das war das schönste Schlangestehen, das ich je erlebt habe.", sagte er etwas pathetisch, aber völlig authentisch und brachte Rabea ein letztes Mal zum Lachen.
"Das fand ich auch."
"Oh, Ladies first.", besann er sich noch gerade rechtzeitig, mit seinem Charme, für den nur sie einen Sinn zu haben schien.
"Nein, nach dir."
"Nein, ich bestehe darauf."
"Ach was"
"Gut", sagte er, "dann springen wir gemeinsam."

Er nahm ihre Hand, half ihr über das Geländer und stieg mit ihr auf den Sockel, der so klein war, dass sie ganz eng aneinander rücken mussten. Hauke nahm allen Mut zusammen und meinte: "Gut, auf drei: eins - zwei - drei!" Doch keiner sprang. Sie waren heftig am Atmen und nach einiger Zeit äußerte Rabea, die nun mit beiden Händen fest Haukes Hand hielt ihre Idee: "Du schubst mich, ich ziehe dich!" So geschah es und beide rauschten aneinander gebunden in den sicheren Tod. Rabea hatte Angst, aber fühlte sich dennoch wohl an Haukes Seite, während dieser sich seine letzten Gedanken machte: was es wohl zu bedeuten hatte? Diese Vertrautheit? Diese Nähe? Diese Sehnsucht nach noch mehr Nähe? Dieser Seelengleichklang? Da durchfuhr ihm zum ersten mal eine Antwort mit absoluter Gewissheit und er gestand ihr eilig: "Ich liebe dich.". Sie schaute ihn mit großen Augen an und das harte Wasser spreitete die Körper der beiden.

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gold
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Beitrag26.08.2012 07:41

von gold
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hallo Schmuddelkind,

erst einmal guten Morgen und schön, dass du in unserem Forum gelandet bist. Und- du schreibst im Genre Humor, was mich besonders freut- deren gibt es m.E. nicht allzu viele, obwohl die meisten hier viel Humor haben.

Zu deinem Text: ich muss das Lesen unterbrechen, da es für mich zu anstrengend ist, das alles auf einmal zu lesen. Vielleicht kannst du so einen langen Text das nächste Mal in Häppchen, zumindest in zwei Teilen, präsentieren?

Viel Spaß hier! Wink
Liebe Grüße
Gold


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BlueNote
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Beitrag26.08.2012 10:46

von BlueNote
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Hi Schmuddelkind,

inhaltlich und von der fachlichen Recherche her ist der Text unterstes Niveau. Auch den "Humor" (gegenüber Depressive z.B.) kann ich kaum nachvollziehen. Schade eigentlich, denn der Schreibstil klingt eigentlich recht brauchbar.

Habe ich das richtig gelesen: Selbstmörder werden mit einem Bußgeld bestraft? Die Namen (Horst Fernsehsessel) klingen nach Donald Duck, Hyperinflation von einem Tag auf den anderen, die so nebenbei erwähnt wird, klingt unglaubwürdig und die DSDS Anleihen sind langweilig. Die Beschreibung der Suizide ist einfach nur blöde.

Also Schuddelkind, denk dir einfach einen besseren Plot aus, dann klappt's auch mit der positiven Kritik.

BN
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crim
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Beitrag26.08.2012 11:10

von crim
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Ganz grob: Der Aufbau könnte anders besser sein, denke ich. Die vier anfänglichen Charakterisierungen würden für mich besser funktionieren, wenn sie nicht der eigentlichen Situation auf der Brücke nebeneinander vorangestellt wären, sondern sich erst auf der Brücke aufschlüsseln würden. So wie du es aufgezogen hast, wirkt die Geschichte nicht wie aus einem Guss.
Ich schwanke auch noch, ob das jetzt seltsame Gestalten sind, oder nicht doch eher vier Klischees, die sich in einer ungewöhnlichen Situation begegnen. Bei Haukes Charakterisierung spielt noch etwas anderes rein: Die Redundanz. depressiv depressiv depressiv. Das hat mich ziemlich genervt. Ich entwickle zu keiner Figur irgendeine Bindung, was vielleicht daran liegt, dass sie von vorneherein als lächerliche Persönchen angelegt sind. Ihre Handlungsmotive sind nicht nachvollziehbar, vielleicht sollte das so sein, das Ende der Geschichte deutet ja darauf hin. Die fünfte Person, der Martin, ist da die Krönung. Irgendetwas fehlt mir, dass ich mich entweder köstlich amüsiere oder etwas gesellschaftkritisch anspruchsvolles herauslesen könnte. Oder besser noch beides. Das wirkt alles ein wenig halbgar und ich kann es nicht mal an etwas Bestimmtem festmachen. Das sind so meine Eindrücke. Bei mir zündet es noch nicht.

LG
Crim
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Schmuddelkind
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Beitrag26.08.2012 13:53

von Schmuddelkind
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Lieber crim,

das

Zitat:
Die vier anfänglichen Charakterisierungen würden für mich besser funktionieren, wenn sie nicht der eigentlichen Situation auf der Brücke nebeneinander vorangestellt wären, sondern sich erst auf der Brücke aufschlüsseln würden. So wie du es aufgezogen hast, wirkt die Geschichte nicht wie aus einem Guss.


ist eine gute Idee, die ich mir auf jeden Fall noch mal durch den Kopf gehen lassen werde. Vielleicht schreibe ich es nochma um. Ich wollte zwar von Anfang an, dass gerade dies nicht aus einem Guss wirkt, aber vielleicht ist es gerade dramaturgisch besser, die Motive erst im Laufe der Geschichte aufzulösen.

LG
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Ronneburger
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Beitrag29.08.2012 15:56

von Ronneburger
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Hallo,

ich fand es wirklich recht gelungen. Mag aber auch "bösen" Humor.

Verstehe jetzt auch den Einwand nicht, warum über Depressive nicht gescherzt werden sollte? Es sollte keine Themen geben über die man nicht schreiben bzw. lachen sollte, sonst gibt man diesen Themen zu viel Macht.

Ist aber nur meine Meinung.

Jedenfalls fand ich deinen Text gut und flüssig, schöne Charaktere, wenn auch ein bissel langatmig beschrieben.

Ansonsten hast du ein schwieriges Thema gut aufgegriffen. Schließlich kommt es immer wieder zu Nachahmern, wenn es einen Selbstmord gegeben hat und man fragt sich tatsächlich, ob die sich das alles so genau überlegt haben, da find ich die Idee mit der Warteschlange echt super.

Liebe Grüße
Michi


_________________
If you have big ideas, you have to use big words to express them. (Anne of Green Gables)

Das ist einer dieser Tage, an dem ich erst weiß was ich rede, wenn ich höre, was ich sage. (Anett Louisan)
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Schmuddelkind
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S
Beitrag30.08.2012 11:30

von Schmuddelkind
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Hallo Ronneburger und danke für deinen freundlichen Kommentar! Smile

Zunächst zum Kritikpunkt: "Zu langatmig" - ich halte mich eher für einen Lyriker und bei Prosatexten fehlt mir noch ein wenig die Übung. Da habe ich es schon selbst oft so wahrgenommen, dass meine Prosatexte langatmig sind. Hier komischer Weise nicht. Aber jeder hat ja unterschiedliche Ansprüche an so einen Text, auch was die "Geschwindigkeit" anbelangt. Aber ich freue mich, dass du darauf aufmerksam gemacht hast. Kann ich ja nochma drüber nachdenken.

Freut mich sehr, dass dir der Humor (ist ja nicht durchgängig eine "lustige" Geschichte) zugesagt hat. Ich denke auch nicht, dass man keine Witze über Depression machen darf. Ich würde mich nur nicht über Depressive lustig machen - das ist ein Unterschied. Eigentlich habe ich ja aber die Depression sehr nüchtern beschrieben; deswegen verstehe ich diese Kritik ebensowenig wie du.

Danke für das Lob an meiner Sprache und an der Zeichnung der Charaktere. Die habe ich ja absichtlich nicht als Personen beschrieben, mit denen man sich identifizieren kann, sondern die etwas transportieren (und wenn es nur ein Klichee ist).

LG
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crim
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Beitrag31.08.2012 14:36

von crim
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Zitat:
Eigentlich habe ich ja aber die Depression sehr nüchtern beschrieben; deswegen verstehe ich diese Kritik ebensowenig wie du.


Ich denke, du sprichst damit vor allem BlueNotes Kommentar an, aber ich hatte ja auch einen Kommentar zu der Stelle hinterlassen, der sich in keiner Weise dagegen aussprach, "Humor" (steht übrigens auch bei mir in Klammern, das sehe ich wie Blue) und Depressivität überein zu bringen. Meine Kritik richtete sich gegen die sprachliche Seite, gegen die Redundanz:

Zitat:
Im Herbst 2013 war Hauke Hund aus Wachenbuchen depressiv. Ihm ging es nicht unbedingt schlecht; er war einfach depressiv. Er wusste auch nicht warum und hatte kaum Antrieb, es herauszufinden; denn er war depressiv.


Der Hauke war depressiv. Er war einfach depressiv. Jetzt echt mal, er war depressiv. Hier drängt sich mir unweigerlich dieselbe Frage auf, die ich immer habe, wenn ich durch Eisenbahnunterführungen laufe: Warum dreimal dasselbe Plakat an die Wand klatschen? Da verstehe ichs halbwegs: Damit mans spätestens beim dritten sieht, wenn man dran vorbeifährt, aber in einem Text? Da denk ich dann nur: Herr Gott, ich habs ja kapiert.  hmm
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Carter
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Beitrag31.08.2012 21:29

von Carter
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Etwas zu lang(Obwohl..ging noch.)
Ich finde diese "Poesi" sehr schön.


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Schmuddelkind
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Beitrag01.09.2012 11:43

von Schmuddelkind
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Zitat:
aber ich hatte ja auch einen Kommentar zu der Stelle hinterlassen, der sich in keiner Weise dagegen aussprach, "Humor" (steht übrigens auch bei mir in Klammern, das sehe ich wie Blue) und Depressivität überein zu bringen. Meine Kritik richtete sich gegen die sprachliche Seite, gegen die Redundanz:


Ich weiß. Smile
Ich denke nicht, dass die sprachliche Redundanz mich hier stört, denn dadurch wird etwas betont. Wollte damit v.a. betonen, dass es für seine Situation nicht darauf ankommt, wie er depressiv wurde (vielleicht auch, dass jeder Versuch, Gründe für eine Depression zu finden zu kurz greift), sondern das entscheidend die Tatsache ist, dass er nun einmal depressiv ist.

@Carter: Danke!

LG
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Carter
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Beitrag01.09.2012 11:44

von Carter
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@Schmuddelkind: Könntest du mir die Geschichte als PN schicken?

Tony


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Beitrag01.09.2012 11:58

von Schmuddelkind
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Klar...
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Carter
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Beitrag01.09.2012 12:10

von Carter
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Danke für die PM!

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Schmuddelkind
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Beitrag01.09.2012 12:23

von Schmuddelkind
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Keine Ursache. Smile
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Carter
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Beitrag01.09.2012 14:06

von Carter
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Nur so eine Frage:
Wie lange hast du gebraucht, diesen Text anzufertigen?


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Beitrag02.09.2012 00:04

von Schmuddelkind
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Hab ihn vor ein, zwei Monaten geschrieben, weiß es also nicht so genau. Aber ich würde sagen, ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde. Hatte das Meiste schon im Kopf und musste es fast nur noch aufschreiben.
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Carter
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Beitrag02.09.2012 19:43

von Carter
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Schmuddelkind hat Folgendes geschrieben:
Hab ihn vor ein, zwei Monaten geschrieben, weiß es also nicht so genau. Aber ich würde sagen, ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde. Hatte das Meiste schon im Kopf und musste es fast nur noch aufschreiben.


Wow! Dafür ist das ja wirklich eine glanzleistung!


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Schmuddelkind
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Beitrag06.09.2012 16:27

von Schmuddelkind
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Na ja, ne Glanzleistung sieht wahrscheinlich anders aus. Denke auch nicht, dass man das an der Bearbeitungszeit festmachen sollte. Ein Text fordert natürlich den ihm notwendigen Arbeitsaufwand ein, ist aber gut oder schlecht unabhängig davon.

Trotzdem vielen Dank, dass du das positiv angemerkt hast! Smile

LG
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