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Spiegelkäfig


 
 
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MayraAlaria
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 29
Beiträge: 3
Wohnort: Husum


Beitrag26.08.2012 16:14
Spiegelkäfig
von MayraAlaria
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ein Gefühl,
Unscheinbar wie Morgentau.
Durchbricht ganz zart,
Nicht warm nicht kühl
Mit samtig weichem Windgesang
Den Käfig des Gebrochenen.

Macht tiefer Sehnsucht nun den Hof
Und scheint in dir zu spotten.
Nichts ist, es strahlt nicht.
Überall nur Schatten.
Es liegt das Sterben auf der Welt.
Und schreit,
Und schweigt,
Und singt gequält,
Wiegt vor, zurück.

Doch nicht die Mutter ist es, die dich hält.
Das Schlachtfeld voller Leichen.
Spielt herrlich hart und unbesorgt
Das Stöhnen der Gequälten.
Es starrt dich an, das Leben hinter dir.
Und spiegelt dir dich wieder.

Weitere Werke von MayraAlaria:
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Angst
Geschlecht:männlichScheinheiliger
A

Alter: 33
Beiträge: 1571



A
Beitrag26.08.2012 20:18

von Angst
Antworten mit Zitat

Hallo MayraAlaria

Mir gefällt dein Gedicht im Ansatz, auch wenn es sicher noch verbesserungswürdig ist. Ich habe dir zu den einzelnen Strophen Hinweise, Gedanken und Fragen notiert.

MayraAlaria hat Folgendes geschrieben:
Ein Gefühl,
Unscheinbar wie Morgentau.
Durchbricht ganz zart,
Nicht warm(,) nicht kühl
Mit samtig weichem Windgesang
Den Käfig des Gebrochenen.

"Ein Gefühl", hm? Normerweise würde ich sofort sagen: Nee, kein so abstraktes Wort! Aber in den nachfolgenden Zeilen beschreibst du es ja ziemlich ausführlich. Insofern ist das nur halb so schlimm. Trotzdem wäre es eleganter, würdest du mir als Leserin nicht gleich aufs Auge drücken, dass es sich um ein Gefühl handelt. Das ist mir zu plakativ. Ich erlaube mir mal ein Experiment und ersetze "Ein Gefühl" schlicht mit "Etwas".

Etwas,
Unscheinbar wie Morgentau.
Durchbricht ganz zart,
Nicht warm, nicht kühl
Mit samtig weichem Windgesang
Den Käfig des Gebrochenen.


Was ich erwartet habe, ist eingetreten: Die Strophe wirkt stärker. Weil ich diesem Etwas jetzt Konturen zu verpassen versuche. Ich erahne ein Bild, wohingegen bei deiner Version schon von Anfang an klar ist: Aha, es geht um ein Gefühl. Wir befinden uns in der Psyche. Das macht die Sache zu verkopft. Ich hoffe, du verstehst, worauf ich hinaus will.

MayraAlaria hat Folgendes geschrieben:
Macht tiefer Sehnsucht nun den Hof
Und scheint in dir zu spotten.
Nichts ist, es strahlt nicht.
Überall nur Schatten.
Es liegt das Sterben auf der Welt.
Und schreit,
Und schweigt,
Und singt gequält,
Wiegt vor, zurück.

Was macht tiefer Sehnsucht den Hof? Das Gefühl? Die erste Zeile finde ich etwas missglückt. Den Hof machen – das tun junge Männer, also Menschen. Wie habe ich mir nun das vorzustellen, dass ein Gefühl einem anderen Gefühl den Hof macht? Ich weiss schon, was du meinst, aber die Metapher funktioniert nicht, weil sie zwei Bereiche verbindet, die überhaupt nicht zusammenpassen. Bildlich kann ich mir darunter einfach nichts vorstellen.

MayraAlaria hat Folgendes geschrieben:
Doch nicht die Mutter ist es, die dich hält.
Das Schlachtfeld voller Leichen.
Spielt herrlich hart und unbesorgt
Das Stöhnen der Gequälten.
Es starrt dich an, das Leben hinter dir.
Und spiegelt dir dich wieder.

Ich verstehe nicht ganz, was es mit dem Spielen auf sich hat. Ein Schlachtfeld spielt? Was denn? Das müsste näher ausgeführt werden. Zumal ich den Gegensatz zwischen Schlachtfeld und Spiel eigentlich interessant finde. Ausserdem hat "herrlich hart" einen unangenehm widersprüchlichen Klang, der mir gefällt. Auch die letzte Zeile mag ich: "Und spiegelt dir dich wieder." Das klingt gut.

Also: Was mir an diesem Gedicht fehlt, ist die Kohärenz. Du hast einige starke Bilder der Verzweiflung drin, die ich aber nicht ganz miteinander vereinen kann. Dabei ist die erste Strophe ein so schöner Einstieg! Ich habe mir den Käfig des Gebrochenen schon ausgemalt, da wechselst du prompt den Schauplatz, sprichst ziemlich schwammig von der Welt, dann sind wir plötzlich auf einem Schlachtfeld, und ich bin endgültig verwirrt. Das Gedicht ist noch kein Ganzes.

Der zweite Kritikpunkt ist, dass du manchmal auf lyrische Floskeln zurückgreifst, ohne ihnen einen eigenen Twist zu geben. Zum Beispiel die "Dunkelheit". Aber ich glaube, hinter diesem Text steckt Einiges an Leidenschaft, und das ist bei mir schon die halbe Miete. Ich würde gerne mehr von dir lesen.


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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Gast







Beitrag27.08.2012 14:01

von Gast
Antworten mit Zitat

lb. marya alaria,

das ist in der tat ein sehr viel versprechender einstand. zuerst aber ein herzliches willkommen von meiner seite.

die beiden sprachlichen hinweise, die scheinheilige gegeben hat, gehen zwei schwächeren formulierungen auf den grund. dort solltest du ansetzen. der dritte punkt ist der überständige am ende von s3v4. den solltest du löschen, weil erst dann sich der gewünschte sinn ergibt.

ich würde ebenfalls gerne mehr von dir lesen. in diesem sinne!

lg w.
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MayraAlaria
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 29
Beiträge: 3
Wohnort: Husum


Beitrag27.08.2012 19:51

von MayraAlaria
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für Eure Kommentare smile

Ich werde über Eure Anmerkungen und Kritikpunkte nachdenken!
Wenn ich in Ruhe zu einer Lösung gekommen bin, dann lasse ich es Euch wissen smile Ich will es ja auch noch irgendwie in meinem Stil halten wink

Es freut mich, dass Ihr mehr von mir lesen wollt, mal sehen, was ich vielleicht mal einstellen werde smile

Liebe Grüße
Mayra
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