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Der Schlaf


 
 
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piet schreibt gerne
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
P

Alter: 32
Beiträge: 23
Wohnort: Hamburg


P
Beitrag22.08.2012 13:36
Der Schlaf
von piet schreibt gerne
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wenn sich der einsame Schlaf über dich beugt
den zarten Kuss der Erlösung dir gibt
gleich an deinen Augenwinkeln Tränen erzeugt
so vertraue auf die Hand, die dir zum Sprunge verhilft

bleiche vernebelte Gassen
werfen Schatten wie lang nach sich ziehende Bäume,
die gen Himmel blicken und sich niederlassen
zu den vertrautesten aller Träume



_________________
„Der Dichter als Spezialist der Sprache ist ein Spezialist der Unsicherheit“ (Merleau-Ponty)
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Gast







Beitrag27.08.2012 10:51

von Gast
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Hallo gerne schreibender Piet! Smile

Das ist wirklich ein faszinierendes Gedicht.
Beim ersten Lesen war ich mehr mit dem Kopf dabei und dachte mir, dass die beiden Strophen nicht unbedingt zusammen passen/gehören/homogen sind und fragte mich, ob das "aus einem Guss" ist.
Mittlerweile finde ich schon, dass die beiden Strophen auch so zusammengehören.
Meiner Ansicht nach hast Du hier Gefühle und traumhafte Visionen toll dargestellt.
Die verschwimmenden, gleitenden Bilder in S.2 treffen es, ich jedenfalls kann das Gefühl nachvollziehen (und darum geht es doch bei Lyrik, oder?).

Kritikpunkte habe ich hier:

 Ich hake bei dem Wort "Sprunge" in S.1, weil ich mich frage, ob es denn wirklich ein Sprung ist, wenn man einschläft, nicht eher ein Gleiten oder Treiben oder was auch immer und ich würde klanglich hier auch eher Sprung statt Sprunge schreiben.

Ach ja, eins noch:
Die uneingeschränkte Form gefällt mir an sich ganz gut, doch würde ich im Hinblick auf Form/Inhalt zu Bedenken geben, dass ein bewusstes Spiel, vielleicht auch Schema besser zur Thematik passen würde, weil es den "Einlulleffekt" des Einschlafens vielleicht verstärken könnte, denn was Hebungen und enkungen betrifft, holpert es teilweise schon ganz schön...
Will nur sagen:
Ich denke, das Gedicht hat wirklich Substanz, aus der Du, meiner Ansicht nach, noch mehr herausholen könntest.

Aber auch so:
Schönes Gedicht und wirklich gern gelesen!

Liebe Grüße,
Jack
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piet schreibt gerne
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
P

Alter: 32
Beiträge: 23
Wohnort: Hamburg


P
Beitrag29.08.2012 15:24

von piet schreibt gerne
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin Jack,


danke vorab,
dass du dir die Zeit genommen hast meinen Text zu "signieren".
Und du hast richtig empfunden; die Strophen sind aus einem Guss entstanden Wink
Schön, dass die vagen Bilder den Weg zu dir gefunden haben.
(mir jedenfalls reicht dieses Gefühl Wink )

Für mich ist es deswegen ein Sprung, weil man sich gewissermaßen trauen muss in die "Arme" des Schlafs zu springen und zu hoffen aufgefangen zu werden. Hast aber Recht, im Gleiten oder Treiben kann ähnliches Gefühl entstehen. Hab mich eben doch für den Sprung entschieden. Mir gefällt Sprunge im Klang besser.
Beides wohl rein intuitiv.
Danke für diese Anmerkung Smile

Magst du mir da n Tipp geben an welcher Stelle ich dazu beitragen könnte, dass sich das Gedicht gleichmäßiger liest?!
(So von mir aus komm ich nämlich nicht drauf)

Gern geschrieben und schön Anklang gefunden zu haben!

auf einen sonnigen Tag,
Piet


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Gast







Beitrag29.08.2012 21:21

von Gast
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Hey Piet!

Solche Taktverbesserungen sind immer so eine Sache, weil ich ja nicht genau in Deinem Geist dichten kann, ich kann aber Deine Worte benutzen und sie umstellen, um Dir zu zeigen, was ich meine.

Zum Grundsätzlichen Verständnis:
Es geht dabei eigentlich nur um den Rhytmus und den Takt, ist also eigentlich nur Musik.

Man unterscheidet da zwischen betonten und unbetonten Silben und wenn Du da einen Fluss hineinbekommen willst, kannst Du diese Silben einem System unterwerfen.
Das Gute:
Du kannst es als zusätzliches Stilmittel benutzen!
In diesem Fall, wenn es um den Schlaf geht, könntest Du einen Walzer wählen, das wäre dann einen Schlag betont und zwei unbetonte, also
um- ta- ta
x--

Ich manipuliere Deine erste Strophe mal ein bisschen, achte weniger auf Wortstellung und Ausdruck, sondern lege das Gewicht auf den Takt:

Wenn sich der Schlaf einsam über dich beugt,
den zarten Kuss der Erlösung dir gibt,
gleich in den Augen dir Tränen erzeugt,
dann trau der Hand, die zum Sprunge verhilft.

Und noch mal die Betonungen dargestellt:
x--x--x--x
x--x--x--x
x--x--x--x
x--x--x--x

Hier habe ich auch die Silbenanzahl angepasst, jetzt ist der Fluss sehr stark.
Wenn Dir das zuviel ist, oder Du etwas betonen willst kannst Du es erweitern.
Die ganz große Kunst ist es dann noch die Betonungen auf die Worte zu legen, die Du betont haben willst.
In der ersten Zeile ist das Wort Schlaf betont.
Wolltest Du einsam und Schlaf betonen, könntest Du umstellen:

Wenn sich der einsame Schlaf überbeugt,

Hört sich bescheiden an, aber es ging ja nicht um den Sinn.

Es gibt ja viele Möglichkeiten.
Du kannst auch einfach immer unbetont, betont oder betont, unbetont wechseln, dann schaffst Du auch innere Melodie und guten Lesefluss.

Ich weiß, ist viel, wenn man sich noch nicht so damit beschäftigt hat, Du musst es ja auch nicht nutzen, geht ja nur darum, dass Du weißt, wie es geht und es benutzen kannst, wenn Du es willst.

Ich hoffe, es hat Dir irgendwie geholfen oder war zumindest interessant.

Liebe Grüße und einen schönen Abend,
Jack
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

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Beitrag30.08.2012 01:19

von Harald
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Jack hat Folgendes geschrieben:


Wenn sich der Schlaf einsam über dich beugt,
den zarten Kuss der Erlösung dir gibt,
gleich in den Augen dir Tränen erzeugt,
dann trau der Hand, die zum Sprunge verhilft.

Und noch mal die Betonungen dargestellt:
x--x--x--x
x--x--x--x
x--x--x--x
x--x--x--x


Hm,

gesungen kann man das ja gelten lassen, metrisch gleich ist es am Ende eben nicht, denn dies beim Lesen so zu betonen, wie du es darstellst, das kann der Leser nicht, das geht nur über das gesprochene Wort und hört sich schon ein wenig unnatürlich an.

Die Betonung, so wie sie sich für einen Erstleser ergibt, ist eben anders und lässt die Sätze "holpern":

Wenn sich der Schlaf einsam über dich beugt,
den zarten Kuss der Erlösung dir gibt,
gleich in den Augen dir Tränen erzeugt,
dann trau der Hand, die zum Sprunge verhilft.

Hier mit der normalen Betonungen dargestellt:
-x-x--x--x
-x-x--x--x
x--x--x--x
-x-x--x--x

Walzertakt als Lied, ja, als Betonung für den Text eher nein!

 Wink


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Harald

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Gast







Beitrag30.08.2012 14:28

von Gast
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Hallo Harald,

ich hatte nicht vor eine Lösung zu präsentieren, sondern wollte Piet nur etwas zeigen. Ich meine, das kommt auch in meinem Kommentar rüber.
Deswegen bin ich anschließend darauf eingegangen, wo denn die Betonung liegen soll, nur dass muss Piet für sich entscheiden.
Hätte ich es gemacht, hätte ich den Text mit eigenen Worten umstrukturiert und quasi neu geschrieben, nur hätte dass dann (ausser der Idee) nicht mehr viel mit Piets Text zu tun gehabt und um den geht es hier schließlich.

Von daher liebe Grüße,
Jack
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Harald
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Beiträge: 5103
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag30.08.2012 15:26

von Harald
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Hallo Jack,

das habe ich schon mitbekommen, ich wollte auch nur darauf hinweisen, dass erhebliche Unterschiede bestehen, einen Text als Songtext oder als Gedicht zu konzipieren - wobei ein metrisch sauberes, gut strukturiertes Gedicht in der Regel leicht zu vertonen ist, ein guter Songtext aber noch lange kein gutes, gereimtes Gedicht sein muss.

 Wink

@ piet schreibt gerne

Diese Art Gedichte, auf Reimworte "getrimmte" freie Verse, so wie du es in der zweiten Strophe "hingebogen" hast, die werden inzwischen immer häufiger, ich würde dir dagegen empfehlen, lege mehr Wert auf die Aussagen  und gestalte deine Sätze nicht zwangsweise so um, dass  gereimte Endungen herauskommen müssen.

LG

Harald


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Harald

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piet schreibt gerne
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P
Beitrag09.09.2012 18:38

von piet schreibt gerne
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Hi Jack,

hat doch etwas mit meinen Antwort gedauert, konnte nicht die richtigen Wörter finden Embarassed

vielen Dank für die ausführliche Erklärung  Very Happy
Ich versuch mal drauf zu achten, ob ich die Betonungen bewusst in meinen Texte einbauen kann.
Meistens lese ich meine Texte oder auch andere Texte nicht nach solch einem Schema.
Dein Beitrag hab mich angestoßen mal etwas genauer hinzuschauen Wink

Lieber Harald,

auch dir danke ich, dass du hier deinen Senf dazu gegeben hast.
Erstaunlich, welchen Rythmus du beim ersten Lesen aus der 1. Strophe herausliest.
Ich hab in der 2. Strophe, so wie auch im ganzen Gedicht keinesfalls bewusst die Sätze so hingebogen, dass dabei gereimte Endungen herauskommen.

Kennen tu ich diesen Gedankengang aber auch, wenn ich merke, dass mein Gedicht sich eher nach dem Prinzip ableitet "Reim dich oder ich schlag dich".
Also abschließend ein dickes Dankeschön an dich, mich darauf hinzuweisen smile
und für mich festzustellen, dass ich versuche bei den Entstehungen meiner Texte auf "gewollte Endungen" besser zu verzichten. (komischer Satz ist das geworden....)

Liebe Grüße
Piet


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