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Klaus Eselsohr
K Alter: 73 Beiträge: 247 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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K 20.08.2012 11:08 Zirkus Maximus von Klaus
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Zirkus Maximus
Im letzten Jahr, oder war es letzten Monat, haben auch wir unseren Zirkus Maximus bekommen. Er befindet sich unten, auf dem eingezäunten parkähnlichen Freigelände mit den vielen Schnüffelhochbeeten. Im alten Rom fanden dort ja die berühmten Wagenrennen statt. Bei uns jetzt die Rollator-Rennen. Nach jeder Runde klappt eine Urinflasche herunter, und statt Sandauffüllung benutzen wir einen mit Apfelsaft gefüllten Tropf.
Gestern hat Rüdiger gewonnen; aber erst, nachdem er Liselotte in den Rhododendronhain abgedrängt hatte. Und wenn Franz an den Rennen teilnimmt, lichtet sich die Zahl unserer Athleten dramatisch. Er war früher passionierter Falschfahrer auf der Autobahn, bis es einmal fürchterlich gekracht hat. Sie haben ihm dann mit 90 Jahren seinen Führerschein abgenommen und bei uns zwangseingewiesen. Begründung: Er sei auf dem Foto nicht mehr zu erkennen. Viele sagen auch, er ist wirklich nicht mehr wiederzuerkennen. Dafür sorgt er jetzt bei unseren Rennen immer wieder für Verwirrungen, und Frontalzusammenstöße sind quasi vorprogrammiert.
Dreimal wurde er deswegen schon disqualifiziert. Beim letzten Mal hat er Susanne über den Haufen gefahren. Wir haben sie dann zu viert auf die Schubkarre gehievt und auf die Krankenstation gebracht. Franz bekam Zirkusverbot. Aber er lässt sich immer wieder unter falschem Namen in die Teilnehmerliste eintragen. Letztens hat er sich als Paul McCartney ausgegeben, wo doch jeder Mensch weiß, dass der schon längst … Nee, das war ja dieser Lennone. Jedenfalls suchte Brigitte nach diesem Vorfall drei Tage lang vergeblich ihre Wuschelperücke.
Die Teilnehmerliste führt übrigens Jan-Peter. Er war früher mal Computerspezialist an einem 386iger. Als es dann später in seiner Branche mit Mega und Giga anfing, hat er das Handtuch geschmissen, sich ausgestöpselt und ist freiwillig in unsere Seniorenanlage gezogen. Er ist auch der Einzige, der einen Schlüssel für die Eingangstür besitzt, quasi ein Freigänger. Na ja, mit seinen sechsundsechzig Jahren ist er ja auch noch ein junger Hüpfer.
Den Schlüssel kann man übrigens bei ihm mieten, stundenweise, und das auch nur nachts, wenn er der Nachtwache einen Besuch abstattet. Stundenweise - weil er nicht mehr länger durchhält, der Schlappschwanz. Er hält nichts von Viagra, da er eh immer auf hundertachzig sei, hat er gesagt. Neulich wäre das Ganze fast aufgeflogen, weil wir vergessen hatten die Sicherung für die Notklingeln abzuschalten. Wenigstens ist in der Nacht keiner gestorben. Die Nächte, hier in der Einrichtung sind also recht aufregend, aber auch anstrengend.
Wir überlegen deshalb gerade, ob wir das Programm nicht um einige Schaukämpfe erweitern sollten, damit in der Nacht wieder etwas mehr Ruhe einkehrt.
Gleich neben der Zielgeraden des Zirkus Maximus hat die Heimleitung jetzt übrigens eine Bushaltestelle einrichten lassen, als Sammelplatz. Nach Beendigung der Spiele kann man sich dort abholen lassen. Besonders unsere Alzies nehmen diesen Service gut an. Bei denen ist übrigens immer was los, und es geht recht freizügig zu. Ich überlege glatt, ob ich mich nicht in die Abteilung verlegen lassen sollte. Der Service dort ist übrigens erstklassig, und am Kiosk kann man noch mit D-Mark bezahlen. Wollten die mich doch letztens in unserer Abteilung an der Kasse bescheißen! Ich wollte einen Hundertmarkschein wechseln und die Bedienung drückte mir doch glatt nur zwei Zwanziger und einen Zehner in die Hand.
Morgen machen wir einen Ausflug in den Zoo. Wenn es regnen sollte, fällt der aus - und wir verlegen das Rollator-Rennen in den Aufenthaltsraum, und Hans-Peter erzählt uns wieder Geschichten über seine USA-Reise, von vor zwanzig Jahren. Wobei er sich bis heute nicht erklären kann, warum gröhlendes Gelächter ertönte, als er seine Bankfiliale in Deutschland anrief. Sagte er doch nur die Wahrheit:
„Mein Name ist Hans-Peter Grömmel. Ich bin hier in Las Vegas. Zuerst waren wir essen, dann sind wir ins Casino gegangen, und jetzt funktioniert meine Kreditkarte nicht mehr.“
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gold Papiertiger
Beiträge: 4939 Wohnort: unter Wasser
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20.08.2012 12:03 Re: Zirkus Maximus von gold
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[quote="Klaus"]Zirkus Maximus
Im letzten Jahr, oder war es letzten Monat, haben auch wir unseren Zirkus Maximus bekommen. Er befindet sich unten, auf dem eingezäunten parkähnlichen Freigelände mit den vielen Schnüffelhochbeeten. Im alten Rom fanden dort ja die berühmten Wagenrennen statt. Bei uns jetzt die Rollator-Rennen. Nach jeder Runde klappt eine Urinflasche herunter, und statt Sandauffüllung benutzen wir einen mit Apfelsaft gefüllten Tropf.
Zitat: |
Hallo Klaus,
upps, ist der schwarz, der Humor, aber treffend und gut nachvollziehbar -
bis auf den ersten Absatz, da verstehe ich leider gar nichts: also:
was sind Schüffelhochbeete? Und dass da im alten Rom Wagenrennen stattgefunden haben, kapier ich auch nicht. und die Sandauffüllung und der Tropf?
Kapier ich leider nicht, naja, vielleicht bin auch bald eine Kandidatin für dein Rennen!?
Lg Gold
edit: der Grund des Führerscheinentzugs- man erkannte den Unfallverursacher nicht auf dem Foto- finde ich mehr als genial. |
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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20.08.2012 15:25
von adelbo
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Schwarzer Humor oder Wunschvorstellung ab 75? Geht doch lustig zu, in dem Heim. Wobei ich sagen muss, eher aus der Sicht der männlichen Heimbewohner. Sieht so aus, als bleiben die Unterschiede auch noch im ganz hohen Alter.
Den ersten Abschnitt habe ich so verstanden, dass es sowas wie dieses Freilaufgehege in jedem Altenheim gibt, und dieses Heim letztes Jahr dran gewesen ist. Und die Schnüffelhochbeete sind für mich ganz klar. Heute hat doch wirklich jeder einen Hund, auch die Alten. Die Hochbeete, damit die Vierbeiner die Blumen in Ruhe lassen.
Gerne gelesen Klaus.
LG
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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Klaus Eselsohr
K Alter: 73 Beiträge: 247 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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K 21.08.2012 16:29
von Klaus
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Hallo gold, hallo adelbo,
danke fürs Lesen, schön, dass es gefallen hat.
„Schnüffelhochbeete“ weil:
Hochbeete lassen sich bequem bewirtschaften (keine Bücken mehr), eignen sich hervorragend zur Wegbegrenzung und zur Bepflanzung mit Kräutern, Gemüse in kleinem Stil (z.B. Tomaten), Blumen etc.. Sie bieten den Heimbewohnern zudem die Möglichkeit der Pflanzenwelt wieder etwas näher kommen zu können (anfassen, riechen, schmecken und auch das Pflegen solcher Hochbeete ist älteren Leuten so wieder möglich.) Eine feine Sache also. Man sollte die Beete nur nicht zu hoch anlegen, sonst mutiert das Ganze noch zu einem Irrgarten.
Ben Hur, ein Monumental- und Kultfilm vergangener und auch noch heutiger Tage, in dessen Verlauf besonders ein in ihm stattfindendes Wagenrennen (im Zirkus Maximus in Konstantinopel) in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen ist. Es dauert im Film (wenn ich mich recht erinnere) etwa 17 Minuten und wurde von den Filmtheatern nach einiger Zeit sogar extra angekündigt: „Beginn des Wagenrennens um … Uhr“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ben_Hur_(1959)
http://de.wikipedia.org/wiki/Wagenrennen
Der von mir im Text verwendete Begriff „Urinflaschen“:
waren im Film neun Fischsymbole, nach jeder Runde wurde eines von ihnen heruntergeklappt. Bei mir füllten sich die „Symbole“ eben langsam mit Apfelsaft, bis sie dann herunterklappten. Ich gebe zu, eine etwas „abenteuerliche“ und auch unrealistische Methode.
Egal. Nochmal vielen Dank an euch beide fürs Lesen und Kommentieren.
LG
von
Klaus
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Wolfi Klammeraffe
Beiträge: 600 Wohnort: München
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21.10.2012 20:52
von Wolfi
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Zitat: | Ben Hur, ein Monumental- und Kultfilm vergangener und auch noch heutiger Tage, in dessen Verlauf besonders ein in ihm stattfindendes Wagenrennen (im Zirkus Maximus in Konstantinopel) in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen ist. Es dauert im Film (wenn ich mich recht erinnere) etwa 17 Minuten und wurde von den Filmtheatern nach einiger Zeit sogar extra angekündigt: „Beginn des Wagenrennens um … Uhr“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ben_Hur_(1959)
http://de.wikipedia.org/wiki/Wagenrennen
Der von mir im Text verwendete Begriff „Urinflaschen“:
waren im Film neun Fischsymbole, nach jeder Runde wurde eines von ihnen heruntergeklappt. Bei mir füllten sich die „Symbole“ eben langsam mit Apfelsaft, bis sie dann herunterklappten. Ich gebe zu, eine etwas „abenteuerliche“ und auch unrealistische Methode. |
Hallo Klaus,
ich muss schon sagen, die Idee mit Ben Hurs Wagenrennen versus Rolator Rennen der Altenheimbewohner - einfach köstlich. Noch besser aber die herunterknickenden Urinflaschen. Find ich Super Idee. Nur was mich etwas stutzig macht: Wie können die sich mit Apfelsaft füllen?
Ansonsten ist das eine gute Idee für einen evtl. Roman.
Liebe Grüße
Wolfi
_________________ Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können.
(Albert Einstein) |
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