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Das Krokodil


 
 
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Hertau
Gänsefüßchen
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Beiträge: 29



H
Beitrag20.08.2012 20:41
Das Krokodil
von Hertau
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»Wer das Grinsen der Toten sieht, dem zieht es die Seele aus dem Leib, wenn er nicht stark genug ist! Traust du dich, Sibo?«
  
  Aufgeregt hüpfte Kwale vor Sibo auf und ab und streckte herausfordernd sein Kinn vor. Fast wäre er dabei in den umgeschnallten Bauchladen eines entgegenkommenden Händlers geprallt, der den Jungen unwirsch beiseite schob, und ihm empfahl, sich entweder am Hinterkopf ein paar Augen wachsen zu lassen, oder vorwärts zu gehen.

  »Ich war dort und sie hat mich angegrinst! Und nun schau mich an!« Kwale zog die Schultern hoch und verteilte mit seinen dürren Armen schnelle Boxhiebe in der Luft. »Und du Sibo? Bist du stark genug? Oder hast Du Angst?«

 Sibo gab keine Antwort und schritt weiter an der Seite seines Vaters. Was brauchte ihn dieser Nichtsnutz zu kümmern, mit seinen viel zu grossen Schuhen und der löchrigen Mütze, die roch wie die Latrine hinter Sibos Haus. Kwale hatte keinen Vater, der mit ihm zum Stadion gehen und ihn auf die Schultern nehmen und tanzen würde, wenn das Heimteam ein Tor erzielte. Kwale würde danach auch nicht vor der Feuerstelle sitzen und erwartungsvoll mit den Augen und der Nase das Grillfleisch genießen, während sein Vater Bier trinken, mit den anderen Männern reden und ihm ab und zu über den Kopf streicheln würde. Kwale wusste vermutlich gar nicht, wer sein eigener Vater war, auch wenn er viele unglaubliche Geschichten über ihn zu erzählen hatte.

  Die Leute aber sagten, Kwales Vater sei schon vor langer Zeit von der Polizei weggesperrt worden. Andere wiederum meinten, es sei der Landarbeiter Mbongeleni, vor dem sich nicht nur die Kinder fürchteten.

  Aber das alles war Kwale im Moment egal, denn jetzt triumphierte er. »Ich hab gewusst, dass du ein Feigling bist!« krähte seine heisere Stimme über die staubige Landstrasse. »Was meinst du, was wohl Lia dazu sagen wird, wenn ich ihr erzähle, dass Sibo die Hosen voll hat! Dass er Angst hat vor dem Grinsen der Toten, weil er ein Schwächling ist!«

  Warum wusste dieser armselige Herumtreiber immer wieder ganz genau, wie er Sibo zu fassen kriegte. Nein, von allen Menschen auf der Welt, durfte Lia am wenigsten von ihm denken, dass er ein Schwächling sei.

  »Papa, können wir uns nicht schnell die Tote ansehen gehen?«

  »Wir haben keine Zeit. Sowas brauchst du sowieso nicht zu sehen. Hör doch nicht auf das Geschwätz von diesem Straßenbengel.«

  »Aber Papa ...« Wie sollte er seinem Vater erklären, dass er nicht wollte, dass ihm Lia plötzlich nicht mehr hinter vorgehaltener Hand ein glucksendes Lächeln schenkte, wenn er sie ansah. Dass sie nicht mehr auf seine Schulbücher aufpassen würde, wenn er Fußball spielte. Dass sie es plötzlich doof fände, wenn er auf den Händen ging.

  »Aber schau doch Papa, es ist gleich da vorne!«

  Am Rande eines Zuckerrohrfeldes war der geschäftige Menschenstrom, der den Straßenrand säumte, zum Erliegen gekommen. Von weitem konnte man nicht erkennen, was der gespenstisch ruhige Pulk beobachtete, aber es musste direkt vor ihnen liegen. Die Erntezeit hatte schon eingesetzt und das Feld war niedergebrannt worden, um den Arbeitern das Gewinnen der spröden Stauden zu erleichtern. Die meisten der übermannshohen Pflanzen lagen auf dem Boden, vereinzelt glimmte es noch dazwischen und Rauch stieg empor. Über allem lag der süßliche Gestank des verbrannten Blattwerks.

  »Na gut.« hatte sein Vater ein Einsehen. »Aber mach schnell, wir wollen weiter.«

  Und Sibo rannte davon. Hinter ihm drein stürzte Kwale, der ihn zu überholen versuchte, denn er wollte derjenige sein, der ihm die Tote zeigte.

  Erst als sie bei der Menschenmenge ankamen, merkte Sibo, dass er Angst hatte. Er hatte zwar schon Tante Cebile und seinen Urgroßvater tot gesehen, aber die hatten nicht gegrinst. Das hier war anders.

  Sie nannten ihn das Krokodil, weil er seine Opfer packte, ins Feld zog und dort niedermetzelte, wie es das Krokodil mit seiner Beute am Fluss machte. Neun Frauen hatten sie schon gefunden. Sie waren im Staudenwald unentdeckt geblieben, bis das Feuer sie freigelegt hatte und zugleich jede Spur des Krokodils zerstörte.

  »Jetzt, wo alles vorbei ist, da kommt ihr. Wo wart ihr, als es passierte?«

  Es war der Reifenhändler James, der lauthals wetterte, während der dicke Polizist mit dem Turban die Menge erfolglos auf die Straße zurückzudrängen versuchte. »Da wart ihr auf Patrouille in den Vierteln der Weißen, stimmts?«

  Sibo dachte sich, wenn es stimmte, was man über die Geschäfte von James erzählte, war er in Wahrheit vermutlich ganz froh, dass die Polizei selten hierher kam. Der zweite Polizist stand breitbeinig über etwas, das Sibo nicht sehen konnte, als wolle er verhindern, dass es gestohlen würde. Er war ein Weißer mit Panzerweste und rasiertem Kopf, der seinen Blick ruhig über die immer feindseliger werdende Übermacht schweifen ließ, die sich vor ihm und seinem Kollegen ansammelte. Der Blick eines Jägers.

  Sibo duckte sich und schlängelte sich zwischen den Beinen der Männer hindurch. Meist waren sie in die zerschlissenen und stark nach Rauch und Schweiß riechenden Hosen von Landarbeitern gehüllt. Zuvorderst angekommen, ließ er sich zwischen zwei stämmigen Beinen auf alle Viere nieder. Er versuchte das Pochen in seinem Hals hinunterzuschlucken. Dann hielt er den Atem an und wagte einen Blick.

  Sie grinste ihm direkt ins Gesicht. Ihre Augen waren milchig und leer, aber sie schaute ihm damit bis tief in die Seele hinein. Sie hatte mehr Zähne, als er je bei einem Menschen gesehen hatte, und sie konnte sie nicht bedecken, denn es war nichts mehr da, mit dem sie das hätte tun können. Und so musste sie ihn in einem fort angrinsen, bis ihm ganz schwindlig wurde und alles außer diesem Grinsen zu verschwimmen begann. So fühlte es sich also an, wenn einem die Seele aus dem Leib gezogen wurde. Er hätte bei Papa bleiben sollen.

  »Siehst du sie? Da liegt sie!« Es war ausgerechnet Kwale, der ihn wieder zurückholte. Er hatte sich neben ihm niedergelassen und ihn aufgeregt in die Rippen gestupst.

  »Ich bin doch nicht blind, dummer Kwale!« raunzte Sibo, und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie froh er zum ersten Mal war, den Gestank von Kwales Mütze neben sich zu riechen. Er begriff zuerst aber nicht, wieso ihn Kwale plötzlich entgeistert anschaute und dann eilends davonschlich.

  Schnell verstand er. Die Beine, unter denen Sibo kauerte, gehörten Mbongeleni. Dem großen, bösen Mbongeleni. Und dieser Kwale hatte ihn einen Feigling genannt? Sibo hatte keine Angst vor Mbongeleni. Nicht hier unter allen Menschen, und nicht nachdem er der Toten seine Seele abgerungen hatte. Kwale war der Feigling, und das würde er Lia erzählen.

  Als er sich wieder aufrichten wollte, fiel Sibos Blick auf etwas, das nur eine Armlänge vor ihm auf dem Boden lag. Es war eine schwere Gürtelschnalle, die das Feuer nur zu schwärzen vermocht hatte, während der Gürtel weggebrannt war. Jesus, segne mich und vergib mir meine Sünden, war in sorgfältiger Handarbeit auf die Schnalle eingraviert worden.

  Vielleicht hatte es das Feuer dieses Mal doch nicht geschafft, alle Spuren des Krokodils zu tilgen. Sibo wusste, dass Polizisten aus der Stadt herausgefunden hatten, dass das Krokodil die jungen Frauen mit einem um den Hals gelegten Gürtel ins Feld zerrte, bevor er grauenhafte Dinge mit ihnen anstellte.

  Vielleicht war das Krokodil aufgeschreckt worden und hatte in der Eile seinen Gürtel verloren.

  Und mit einem Male war es Sibo gar nicht mehr recht, dass Mbongeleni über ihm stand. Denn der starrte auch auf die Gürtelschnalle. Sibo konnte es zwar nicht sehen, aber er spürte, wie Mbongelenis Blick auf der Schnalle brannte, und dann zwischen dem kleinen Jungen unter sich und dem Polizisten hin und her wanderte.

  Es waren nicht die Toten, die ihm an diesem Ort die Seele stehlen konnte. Hier grinste noch ganz anderes.

  »Geht zurück! Das ist kein Jahrmarkt hier! Ihr macht uns alle Spuren kaputt!«

   Die Verstärkung war eingetroffen. Breitgebaute weiße Männer mit Kampfuniformen und Schnurrbärten. Für einen Moment ruhte die ganze Aufmerksamkeit der Menge auf ihnen.

  Sibo packte zu. Mit fiebrig zitternden Händen stopfte er beim Aufstehen die Schnalle unter sein Hemd. Er konnte spüren, wie sich Mbongelenis gelb unterlaufene Augen in seinen Hinterkopf bohrten, als er durch die Menge davoneilte, bis er seinen Vater fand. Sibo nahm ihm an der Hand, als sie weitergingen.

  Er wollte nicht, dass das Krokodil weggesperrt wurde. Er wollte auf seinen Schultern sitzen und mit ihm Grillfleisch essen.

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Hertau
Gänsefüßchen
H


Beiträge: 29



H
Beitrag20.08.2012 20:42

von Hertau
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Dazu noch eine Hintergrundinformation: Dass ein Frauenmörder seine Opfer in ein Zuckerrohrfeld verschleppt, damit beim Abbrennen Spuren vernichtet werden, ist nicht eine literarische Idee von mir, sondern war tragische Tatsache einer Mordserie im Südafrika der Neunziger.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sipho_Thwala
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag26.08.2012 11:55

von adelbo
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Hallo Hertau,

das ist eine wirklich tolle Geschichte. Am liebsten würde ich fragen, wie ging es weiter?

Wusste Mbongeleni, hat er begriffen, dass der Gürtel dem Vater von Sibo gehört?


Ich gebe zu, dass ich mich zunächst ein wenig an deine Sprache gewöhnen musste. Aber um in diese andere Welt abtauchen zu können. war deine Wahl so zu schreiben genau richtig.

Richtig gerne gelesen, schöne Geschichte.

LG

adelbo


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„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
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cascail
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 72
Beiträge: 410
Wohnort: frankreich


Beitrag26.08.2012 12:15

von cascail
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Gut gemacht! Hat mich schnell reingezogen und das Kopfkino angeleiert!

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Nur mit Natur, möglichst pur!
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ney
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 187
Wohnort: Leipzig


Beitrag26.08.2012 14:37

von ney
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hallo Hertau,

der erste Satz zieht einen direkt in die Geschichte, deren ganzer Schrecken sich im Verlauf entfaltet. im Kontrast dazu wirkt der Stil sehr nüchtern, da ist kein Wort zuviel. alles liest sich sehr flüssig - nur bei dem Perspektivwechsel von Sibo zu Kwale war ich kurz raus.
Das Ende fand ich sehr gelungen - nicht nur wegen der unerwarteten Auflösung, sondern auch, weil es komplett die bisherige Vorstellung von den Protagonisten umwirft. (jedenfalls ging es mir so Sich kaputt lachen)
ich hab mich allerdings gefragt, ob es forensisch so ohne weiteres möglich ist, im Nachhinein noch festzustellen, wie der Täter genau vorgegangen ist, wenn die Leichen alle verbrannt sind? z.b. dass der Täter seine Opfer mit einem Gürtel ins Feld zog und sie dort niedermetzelte - lässt sich dieser Hergang wirklich noch rekonstrieren? (es hieß weiterhin, jede Spur des Krokodils sei durch das Feuer vernichtet - wie aber hat die Polizei die Gürtelschnalle übersehen können?)

doch davon ab, hab' ich die Geschichte gern gelesen. Auch, dass offen bleibt, was nun aus Sibo wird, der das Beweismittel ja nicht unbeobachtet beiseite schaffen konnte, finde ich gut. Das lässt genug Spielraum, zum einen für die Phantasie des Lesers, zum anderen für ein mögliche Fortsetzung.

liebe Grüße

ney


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all lives end. all hearts are broken. caring is not an advantage.
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Beobachter
Klammeraffe


Beiträge: 617



Beitrag26.08.2012 15:43

von Beobachter
Antworten mit Zitat

Hertau,

du meine Güte, was für eine steinstarke Kurzgeschichte. Gänsehaut pur, Begeisterung pur. Wie du diese Umgebung, diese Personen und die Athmosphäre einfängst, ist einfach phantastisch. Ein paar Zeichensetzfehler sind mir aufgefallen, aber an der Story selbst gibt's von meiner Seite aus nichts zu bemängeln. Chapeau!


_________________
Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt.
- Jean Cocteau
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gold
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Beiträge: 4943
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Beitrag26.08.2012 18:11

von gold
Antworten mit Zitat

hallo Hertau,


ich finde deine Geschichte auch total spannend. Der Schluss, nun ja, hat sich mir erst erschlossen, nachdem ich Adelbos Kommentar gelesen hatte.
Nachdem der Vater so positiv dargestellt war, ist  ein kognitiver  Riesensprung meinerseits erforderlich. Für mich kommt er zu unvermittelt, das heißt ein leiser Hinweis, dass der Vater das Krokodil sein könnte, wäre vielleicht schon vorher wünschenswert.

Aber wenn die Geschichte weiter geht, was ich hoffe, dann klärt sich vielleicht so Manches auf und der VAter ist dann vielleicht nicht der Mörder, das Krokodil? Sondern lediglich der Liebhaber??? Jedenfalls möchte ich gerne wissen, wie es sich weiter entwickelt...

Liebe Grüße
Gold


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anuphti
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Beitrag26.08.2012 18:51

von anuphti
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich habe auch und vor allem Schwierigkeiten mit der Logik der Geschichte.

Warum sollte der Täter dieses Mal seinen (für seine Vermögensverhältnisse sicher kostbaren) Gürtel mit der Metallschnalle vergessen haben?

Warum reagiert er so gelassen auf das Ansinnen seines Sohnes, sich die Ermordete im Zuckerrohrfeld anzuschauen? Er kann sich doch sicher denken, was den Menschenauflauf am Feld verursacht hat?

Recherchefehler:

wenn die Leiche verbrannt ist, sind keine Augen mehr vorhanden, die milchig schauen könnten.

Und die Zuckerrohrstangen stehen überwiegend noch nach dem Abbrennen, deshalb brauchen die Arbeiter ja noch die Macheten für die Ernte.


Unglaubwürdig fand ich dann die rasante Schlussfolgerung des kleinen Jungen, der von der Gürtelschnalle sofort auf seinen Vater als Mörder geschlossen hat, realistischer hätte ich gefunden, wenn er gerufen hätte, "Schau mal Papa, da liegt deine Gürtelschnalle", oder etwas ähnliches ...

Die Schlussfolgerung, dass er nichts sagt und die Schnalle einsammelt, damit sein Papa nicht ins Gefängnis kommt, war mir für einen sechs bis achtjährigen (wie lange kann man noch auf den Schultern vom Papa reiten?) definitv zu "erwachsen" ...

Nichts für ungut, trotzdem gut geschrieben, ich kenne Südafrika gut, die Atmosphäre ist authentisch, da gibt es nix zu meckern.

LG
Nuff


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Gast







Beitrag26.08.2012 22:50

von Gast
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Hallo Hertau,

deine Geschichte hat mir gut gefallen.
Durch den Perspektivenwechsel von Kwale zu Sibo habe ich allerdings erst beim zweiten Lesen begriffen, dass Kwale neben den beiden auf dem Weg ist. Anfangs dachte ich, das Gespräch zwischen den Jungen hätte früher stattgefunden und Sibo denke nur darüber nach oder erzähle seinem Vater davon. Ich glaube, deine Geschichte würde gewinnen, wenn du bei einer Perspektive bleiben würdest.

Das mehr oder weniger offene Ende passt für mich gut zur Geschichte.

Gerne gelesen.

Liebe Grüße
Monika
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Kara
Geschlecht:weiblichEselsohr
K

Alter: 46
Beiträge: 293



K
Beitrag27.08.2012 09:48

von Kara
Antworten mit Zitat

uuuhhh, krass... super!
Lg, Kara


_________________
...nur wer sich bewegt, bewegt auch was...
... Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht...
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Hertau
Gänsefüßchen
H


Beiträge: 29



H
Beitrag28.08.2012 23:34

von Hertau
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Hallo zusammen! Vielen Dank für die Rückmeldungen. Freut mich sehr, dass es den meisten gefallen hat. Eine Fortsetzung ist aber nicht geplant. Ihr und Sibo werdet wohl die einzigen bleiben, die das Krokodil kennen. Vielleicht noch Mbongeleni; aber das weiß ich selbst auch nicht.

Zuerst mal zu etwas, das viele angemerkt haben: Der Perspektivenwechsel von Kwale zu Sibo. Da habt ihr völlig recht, das kann zum Stolperstein werden. Wollte ich euch übrigens gar nicht zumuten; in meinem Kopf war ich nur bei Sibo. Da müsste ich noch ein paar Einleitungen hinbiegen.

Dann zu einzelnen Anmerkungen:

ney hat Folgendes geschrieben:
ich hab mich allerdings gefragt, ob es forensisch so ohne weiteres möglich ist, im Nachhinein noch festzustellen, wie der Täter genau vorgegangen ist, wenn die Leichen alle verbrannt sind? z.b. dass der Täter seine Opfer mit einem Gürtel ins Feld zog und sie dort niedermetzelte - lässt sich dieser Hergang wirklich noch rekonstrieren?


Das ist so exakt sicher nicht möglich. Aber je nach Verbrennungsgrad könnte man noch Male an der Leiche vorfinden - zum Beispiel Einschnitte am Hals durch ein breites Band - aufgrund deren Charakter ein Ermittler eine entsprechende Tathergangshypothese erstellen könnte. Es ist natürlich gut möglich, dass diese Hypothese auf extrem wackligen Füßen stehen würde und nur mit sehr viel Glück tatsächlich zuträfe, aber für die Geschichte fand ich es nur entscheidend, dass diese Annahme im Umfeld Sibos zum Allgemeinwissen geworden ist.

ney hat Folgendes geschrieben:
(es hieß weiterhin, jede Spur des Krokodils sei durch das Feuer vernichtet - wie aber hat die Polizei die Gürtelschnalle übersehen können?)


Vielleicht habe ich das im Text zu wenig deutlich herausgestellt, aber ich habe die Geschichte von der Warte aus geschrieben, dass sich der Fund der neun Leichen über einen zurückliegenden Zeitraum erstreckt, und die in der Geschichte beschriebene eine frisch entdeckte zehnte ist, wo noch keine Tatortarbeit vorgenommen wurde. Ich versuch das noch ein wenig klarer zu machen.

gold hat Folgendes geschrieben:
Nachdem der Vater so positiv dargestellt war, ist ein kognitiver Riesensprung meinerseits erforderlich. Für mich kommt er zu unvermittelt, das heißt ein leiser Hinweis, dass der Vater das Krokodil sein könnte, wäre vielleicht schon vorher wünschenswert.


Das verstehe ich, aber gerade das macht wiederum mir Spaß wink

anuphti hat Folgendes geschrieben:
Warum sollte der Täter dieses Mal seinen (für seine Vermögensverhältnisse sicher kostbaren) Gürtel mit der Metallschnalle vergessen haben?


Es gäbe viele Möglichkeiten, wie ich das erklären könnte. Vielleicht wurde er von einer Gruppe am Feld vorbeiziehender Landarbeiter aufgeschreckt, wollte sich davonmachen, hatte in der Eile seinen Gürtel in die Hosentasche gestopft, dabei den Hemdzipfel mitgenommen, womit der Gürtel gleich wieder rausfiel, ohne dass er es bemerkte? Vielleicht ist er dann später nochmals zurückgekehrt um den Gürtel zu suchen, war aber in der Dunkelheit erfolglos, und anderntags war es bereits zu spät? Ist dann davon ausgegangen, dass die Schnalle vom Feuer geschmolzen würde?

Vielleicht war es auch ganz anders. Aber ich hätte während des Schreibens nicht erwartet, das es für den Leser zur Logik-Stolperfalle werden könnte, wenn ihm hierzu vom Autor keine nähere Erklärung angeboten wird, als das vage "aufgeschreckt und verloren".

anuphti hat Folgendes geschrieben:
Warum reagiert er so gelassen auf das Ansinnen seines Sohnes, sich die Ermordete im Zuckerrohrfeld anzuschauen?


Warum sollte er nicht?

anuphti hat Folgendes geschrieben:
Recherchefehler: wenn die Leiche verbrannt ist, sind keine Augen mehr vorhanden, die milchig schauen könnten.


Es kommt auf den Verbrennungsgrad an. Ich habe bei meinen Recherchen ein Foto gefunden, das ziemlich genau dem Opfer aus der Geschichte entspricht.

anuphti hat Folgendes geschrieben:
Und die Zuckerrohrstangen stehen überwiegend noch nach dem Abbrennen, deshalb brauchen die Arbeiter ja noch die Macheten für die Ernte.


Verwurzelt sind die Stauden natürlich noch. Ich habe aber unter anderem folgendes Video http://www.youtube.com/watch?v=oBTxeMSpHf4&feature=player_detailpage#t=82s so interpretiert, dass das Abbrennen die Pflanzen erheblich niederdrücken kann. Ist das nicht so?

Zum Schluss nochmals vielen Dank an alle, dass ihr euch die Zeit genommen habt, ein wenig die Rolle des Lektors einzunehmen und mir mitzuteilen, ob ich es geschafft habe, euch mit meiner Geschichte zu unterhalten.
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Ronneburger
Geschlecht:weiblichEselsohr
R

Alter: 44
Beiträge: 316



R
Beitrag29.08.2012 13:10

von Ronneburger
Antworten mit Zitat

Hallo,

super Geschichte. Ich fand sie von Anfang an bis Ende sehr spannend und sehr bildreich beschrieben. Echt klasse.

Vielen Dank.

Liebe Grüße
Michi


_________________
If you have big ideas, you have to use big words to express them. (Anne of Green Gables)

Das ist einer dieser Tage, an dem ich erst weiß was ich rede, wenn ich höre, was ich sage. (Anett Louisan)
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Carter
Leseratte

Alter: 33
Beiträge: 123
Wohnort: Köln/Bonn(Arizona/Phoenix)


Beitrag31.08.2012 16:36

von Carter
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Wie geht es weiter?
Ich finde, du hast den Kopf auf den Hammer getroffen.
Ich bin förmlich elektrisiert Wink


_________________
Die Fähigkeit des Schreibens ist grenzenlos, gerade weil es die Fähigkeit des Schreibens ist.
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