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Lisa


 
 
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madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
Beiträge: 647



Beitrag07.08.2012 17:18

von madrilena
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Liebes Kätzchen (was ist Dir als Anrede lieber - Kätzchen oder Mietze?)

Ich sag es doch immer wieder: mehrere Augen und Sinne sehen mehr als ich, die Schreibende. Hab mir noch nicht alles gründlich angesehen. Habe es mir aber ausgedruckt und werde Deine Punkte mit meinem Text vergleichen.
Danke.
LG madrilena


_________________
Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
Erhältlich bei Amazon über buchimport Peter Reimer + in Buchhandlungen
Schatten umarmen auch über Libri.
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madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
Beiträge: 647



Beitrag09.08.2012 15:41

von madrilena
Antworten mit Zitat

Auch wenn kaum einer auf meine Texte reagiert, stelle ich mal das nächste Kapitel, die Auseinandersetzung zwischen Lisa und Caroline rein. Für Kritik bin ich immer offen, gleichgültig, wie sie ausfällt.
madrilena

11
„Ich werde zu Caroline gehen.“ Ich fasste diesen Entschluss, als ich wieder einmal ziellos durch die Straßen eilte, Touristen mit Kameras um den Hals und Straßenkarten in Händen ausweichend. Ich beobachtete traurig diskutierende und lachende Menschen, die vor den Gaststätten noch letzte Sonnenwärme genossen. Sie machten einen so unbekümmerten Eindruck. An der Ecke, eine alte Frau. Sie saß auf einem Klappstuhl, von dem die Farbe abgeblättert und der wohl irgendwann weiß gewesen war, und verkaufte die Obdachlosenzeitung. Stolz war sie. Ich wollte ihr zwei Euro geben, ohne die Zeitung zu nehmen. Die Alte musterte mich mit einem zornigen Blick: „Kein Trinkgeld! Nimm die Zeitung“! Wie sehr bereute ich meine gedankenlose Geste, nahm aus der spindeldürren Hand die 50 Cent Rückgeld entgegen und ging weiter. Immer noch ohne Ziel.
Vom Kirschgarten ertönte Musik – eine einschmeichelnde, zärtliche Melodie, die mir Tränen in die Augen trieb.
Der Abreisetag von Caroline rückte näher und näher und noch immer nichts, absolut nichts von ihr. Kein Anruf, keinen Brief, keine Mail, keine SMS – nur Schweigen. Erst hatte ich mir überlegt, ihr zu schreiben, aber das ging nicht. Was sollte ich denn schreiben, was wir nicht schon in unserem letzten Zusammensein besprochen hatten? Es war so offensichtlich, dass sie keinen Kontakt wollte. Sollte ich tatenlos die Zeit verstreichen lassen, bis meine Tochter, mein KIND  endgültig neben der inneren, auch eine äußere Entfernung zwischen uns geschaffen hatte? Unzählige Male hatte ich ihre Nummer gewählt, vor der letzten Zahl aber aufgelegt. Manchmal habe ich es auch läuten lassen – umsonst. Ob Caro zu Hause war und – weil sie meine Nummer auf dem Display erkannte – einfach nicht an den Apparat ging?  Ich wusste es nicht.
Doch wenn ich wirklich zu ihr gehe, was sollte ich ihr sagen? Dass es mir Leid tut? Aber es gab doch gar nichts, was mir Leid tun müsste.  Sollte ich noch einmal um ihr Verständnis bitten? Unmöglich, wenn sie nicht von sich aus kam, war auch nicht mit ihrem Verständnis zu rechnen.
Ich war inzwischen auf dem Domplatz angekommen, entdeckte im Domcafé noch einen freien Seitentisch, bestellte ein Wasser und eine Latte macchiato.
Mutlos stützte ich den Kopf in die Hand. War mit meinen Gedanken weit fort.
‚Wo war Caroline an einem solchen Morgen, an all den vielen Tagen, wenn ich, wie eben, allein an einem kleinen Tisch saß? Wenn von den Nachbartischen angeregte Gespräche, Lachen und Zweisamkeit in meine eigene Stummheit drangen?’ Es war mir nie in den Sinn gekommen, meine Tochter mit meinem Alltag zu belasten. Nie war ich mit Problemen, die vielleicht von meinem Alleinsein kamen, zu ihr gegangen. Wir lebten beide unser eigenes Leben, und Caroline sollte frei sein, ungebunden entscheiden können, sich niemals bevormundet fühlen. Warum will sie dann mein Leben so begrenzen?
Wieder flammte Zorn in mir auf – ist es ihr im Grunde nicht völlig gleichgültig, wie es mir geht, es sei denn, an den wenigen Tagen, an denen wir uns treffen? Macht sie sich nur ein einziges Mal Gedanken, wie meine Tage, meine Nächte aussehen, wenn wir uns nicht sehen?’
Schnell sah ich ein, dass diese Frage ungerecht war! Und doch dachte ich spöttisch: 'Und obendrein werde ich für ein Gefühl, dessen ich mir nicht mal ganz sicher bin, auch noch verurteilt’.
In diesem Augenblick vermisste ich Philipp so sehr, dass ich am liebsten sofort wieder zu ihm gefahren wäre. Ich möchte mit ihm zusammen sein, seine Stimme hören, sein unbeschwertes Lachen, möchte mit ihm über meine und seine Pläne sprechen und Carolines Reaktion vergessen. War das Liebe? Konnte ich diesem Gefühl, dieser Sehnsucht vertrauen?
Ich nahm einen großen Schluck von meiner Latte macchiato und dachte: ‚Warum immer diese Zweifel? Warum immer alles hinterfragen? Nur sich nie wirklich hingeben! Immer schön die Kontrolle über alles behalten! Ich hab das so satt!’
Meine Gedanken kehrten zu Caroline zurück und mein Entschluss stand fest:  ‚Wenn ich bis morgen nichts von ihr höre, gehe ich zu ihr’.  
Am nächsten Morgen regnete es in Strömen. Die ersten Blätter fielen von den Bäumen. ‚Passt irgendwie zu dem, was ich vorhabe’, stellte ich unruhig fest, als ich ins Auto stieg und zur Görresstraße fuhr.
‚Ob Caroline um diese Zeit überhaupt zu Hause ist’?
Ich parkte vorsichtshalber in der Windhorststraße, weil ich nicht riskieren wollte, dass Caroline mich vielleicht schon vom Fenster aus entdecken und mir einfach nicht aufmachen würde.
Je näher ich Carolines Wohnung kam, desto langsamer wurde mein Schritt. Ob meine Entscheidung wirklich richtig war? Ich wusste es nicht. Und doch war ich entschlossen, das Gespräch zu suchen. Verzweifelt dachte ich, ich kann Caroline doch nicht so ziehen lassen, in eine andere Stadt, einen anderen Lebensabschnitt – unversöhnt und voll innerer Vorwürfe.
Zögernd ging ich auf die Haustür zu. Hielt einen Augenblick inne, bevor ich auf den Klingelknopf  neben Carolines und Amelies Namen drückte. Sie wohnten hoch oben, in einer Maisonette-Wohnung mit einem traumhaften Blick bis zum Volkspark.
Als der Türöffner summte, drückte ich die Tür auf, war froh, dass es keinen Aufzug gab. Ich wollte jede Stufe einzeln nehmen. Zeit gewinnen? Ja, wahrscheinlich!
Ich wurde immer aufgeregter. Wie würde Caroline reagieren, wenn sie überhaupt da war? Wie würde die Begegnung ausgehen? Ich blieb verschnaufend stehen. Ob ich ihr klarmachen konnte, dass ich ihr doch nichts wegnehmen möchte. Dass ich nur auch noch ein erfülltes Leben wollte?
Carolines Wohnungstür war nur angelehnt. Wer immer zu Hause war, musste jemanden erwarten. Ich wollte nicht einfach eintreten. Dieses Recht hatte ich nicht. Daher drückte ich nochmals auf den Klingelknopf und hörte gleich darauf Carolines Stimme: „Christian, komm doch rein – ich bin gerade in der Küche“.  
Wer war Christian? Traurig wurde mir bewusst, wie wenig Caroline mich wirklich an ihrem Leben teilnehmen ließ. Trotz der Enttäuschung darüber, stärkte mich dieses Wissen aber auch, dem, was nun kommen mochte, ruhig entgegen zu treten. Vorsichtig öffnete ich die Tür ganz und ging auf die Küche zu. Caroline stand mit dem Rücken zu mir am Herd und briet kleine Pfannkuchen.
„Warum bist du denn so schüchtern, ich habe doch absichtlich die Tür…“ in diesem Augenblick entdeckte sie mich. „Ach, du bist es“. Ich hatte mich auf einen kühlen Empfang innerlich  vorbereitet, aber nicht auf diesen ablehnend-gleichgültigen Ton in der Begrüßung.
Caroline hatte sich wieder ihren Pfannkuchen zugewandt, als sei ich Luft für sie.
„Caroline, wir müssen sprechen! Dieses Schweigen ist kaum auszuhalten. Dein Umzug nach Berlin rückt immer näher. Willst du wirklich so weggehen?“
Ich hasste den bettelnden Ton in meiner Stimme.
Caroline nahm den letzten Pfannkuchen aus der Pfanne, drehte die Herdplatte ab und blieb noch einen Augenblick abgewandt stehen. Dann drehte sie sich um, sagte leise: „Ich kann es einfach nicht fassen, dass du Papa so verrätst. Immer hast du behauptet, er und ich wären dein Leben, offensichtlich war das gelogen, denn du ersetzt ihn.“
„Stimmt, ihr wart der Inhalt meines Lebens, von meinem Beruf mal abgesehen.“ Ich schaute Caroline herausfordernd an: „Es stimmt einfach nicht, dass ich meinen Mann verrate. Ich möchte nur nicht den Rest meines Lebens  mit Erinnerungen zubringen“. Und ermahnte mich gleichzeitig:  ‚Ruhig, lass dich nicht wieder aus der Fassung bringen’, deshalb schwieg ich einen Augenblick, atmete tief durch, und fügte hinzu: „8 Jahre sind seit seinem Tod vergangen, und für dich war ich immer da. Das heißt doch nicht, dass ich meine eigenen Wünsche, meine Vorstellung von Lebendigkeit verleugnen muss! Ich selbst hätte nie geglaubt, dass ich mein Alleinsein einmal aufgeben würde. Aber mittlerweile ist dieses Alleinsein zur Einsamkeit geworden. Und in diese Einsamkeit  fiel der Augenblick, dass ich Philipp kennen lernte. Bin ich dir dafür eine Erklärung schuldig? Nein! Und dennoch wollte ich unbedingt mit dir sprechen, weil mir das Vertrauen zwischen uns am wichtigsten ist.“
Caroline lachte bitter auf: „Du kennst doch den Satz „hättest du geschwiegen, Desdemona! Noch vor ein paar Tagen hast du mich getröstet, als du meinen Schmerz um Papas Tod gespürt hast. Und dann teilst du mir so nebenbei mit, dass da ein anderer seinen Platz einnehmen soll.“
„Verdammt noch mal – begreif es doch endlich. Niemand soll seinen Platz einnehmen! Ich nehme mir nur das Recht auf ein eigenes Leben, genau wie du, ob dir das nun passt oder nicht. Du schaffst dir doch auch eine eigene Gegenwart und Zukunft, gehst ohne zu zögern nach Berlin, was völlig richtig ist. Aber warum gestehst du mir das nicht auch zu?“
„Was soll das – du sprichst dauernd von „noch leben“. Das tust du doch, du hast zum Beispiel deine Kunst. Sieh doch endlich einmal ein, dass es auch eine Zeit gibt, wo du zufrieden sein solltest mit dem, was und wie du gelebt hast.“
„Sag mal, flippst du nun vollständig aus?“ Ich erschrak – ‚‚ich wollte doch ruhig bleiben. Aber ich konnte die aufflammende Wut, die plötzlich alles auslöschen wollte, nicht mehr kontrollieren. „Du meinst also mit anderen Worten: du hast dein Leben gelebt, wie kannst du da noch Ansprüche stellen. Wer bist du, dass du das bestimmen kannst? Ich bin 55 Jahre alt und denke nicht daran, nur noch auf das Ende und  auf den Tod zu warten und im höchsten Fall noch Kaffeekränzchen zu veranstalten oder Seniorenreisen mitzumachen. Du sprichst von verletztem Vertrauen! Noch nie hast du mir gegenüber einen Christian erwähnt! Wo ist da Ehrlichkeit, wobei ich damit nicht sagen will, dass du mir jeden deiner Bekannten vorstellen sollst. Er scheint aber in deinem Leben eine nicht unwichtige Rolle zu spielen“.
„Na und, wenn es etwas Ernstes wäre, hätte ich ihn dir schon vorgestellt. Aber du lenkst vom Thema ab.“
Plötzlich sank Caroline auf einen der Küchenstühle, barg ihr Gesicht in ihren Händen und fing an zu schluchzen. „Mama, kannst du das nicht verstehen? Überall in deiner Wohnung, in unserem Leben sind noch die Spuren von Papa.“
Warum war ich so auffahrend geworden? Warum hatte ich mich nicht besser in der Gewalt. Ich beugte mich zu Caroline, wollte sie umarmen, merkte, als sie sich versteifte und auswich, dass sie das nicht wollte, so sagte ich nur  sehr leise und eindringlich: „Das stimmt, Caroline. Aber es sind tote Spuren. Es sind Erinnerungen aus der Vergangenheit, deshalb kann ich aber doch die Gegenwart nicht einfach verleugnen, von der Zukunft ganz zu schweigen. Was sie uns bringen wird, wissen wir nicht, aber wir leben hier und heute.“
„Und… muss in einer Gegenwart unbedingt etwas Neues beginnen, wenn schon alles gelebt ist“, Carolines Stimme war wieder hart geworden.
„Alles gelebt? Das habe ich erst in dem Moment, wo ich sterbe. Bis dahin aber atme ich, fühle ich, sehne ich mich, lach und wein, mache Pläne und habe Ziele.“
„Das kann dir keiner verwehren, aber ich muss nicht damit einverstanden sein.“
„Stimmt, das kann ich nicht verlangen, obgleich Toleranz im Leben nicht ganz unwichtig ist. Und wie stellst du dir unser weiteres Verhältnis vor?“
Caroline zuckte nur mit den Achseln.
In diesem Augenblick schellte es. Da ich die Tür hinter mir zugezogen hatte, konnte dieser Christian oder wer auch immer nicht so einfach in die Wohnung. Caroline stand auf. Würde sie mich  bitten, zu gehen. Was für eine unwürdige Situation.
„Caroline…“, aber diese ging zur Tür, um zu öffnen. Noch nie hatte ich mich so überflüssig gefühlt. Entschlossen wandte ich mich zum Gehen. Im Flur begegnete mir ein junger Mann, gut aussehend, höflich grüßend. ‚Ob Caroline ihn mir vorstellen wird?’
Caroline zögerte einen Augenblick, dann bemerkte sie eher wie nebenbei: „Christian, das ist meine Mutter – Mutter, das ist Christian, ein Freund.“ Ich überlegte kurz: ‚Hat sie absichtlich die Etikette verletzt, indem sie Christian zuerst mich vorstellte’? Entschied, dass dies völlig unwichtig war.
Christians Verlegenheit war physisch spürbar, als er auf mich zutrat.  Wahrscheinlich hatte Caroline doch mit ihm gesprochen, und er fragte sich, wie er reagieren sollte.’
Ich streckte zuerst die Hand aus: „Nett, sie kennen zu lernen.“ Ich drehte mich wieder zu Caroline um: „Bitte lass vor deinem Umzug noch etwas von dir hören“, und hätte mich im gleichen Augenblick ohrfeigen können, weil die Worte wieder wie Bettelei klangen. Plötzlich überschwemmte mich ein solch körperlicher  Schmerz, eine auf mich einstürzende Verzweiflung, dass ich mich schnell zur Tür wandte, weil ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Caroline hielt mich nicht auf]


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Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Wohnort: Deutschland


Beitrag09.08.2012 18:55

von Hardy-Kern
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madrilena hat Folgendes geschrieben:
Auch wenn kaum einer auf meine Texte reagiert, stelle ich mal das nächste Kapitel, die Auseinandersetzung zwischen Lisa und Caroline rein. Für Kritik bin ich immer offen, gleichgültig, wie sie ausfällt.


Eine interessante Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter.
Mir gefällt der Stil, sehr emotionell-feinfühlig und lässt auf wahre Begebenheiten schließen. Eine typische Geschichte aus dem Leben, in der ich leider eine gewisse erzieherische Moral vermisse. Das scheint es heutzutage nur noch wenig zu geben, denn gewisse Familientraditionen scheinen out und weggebrochen zu sein. Ist sicher eine Frage der Erziehung- auch, nicht immer.

Das ist ein schweres Thema, denn ich weiß von einigen Beispielen, dass die Töchter meistens zum Vater stehen, egal was der "Lausejunge" getan hatte oder versäumte. Die Natur hat's wohl so eingerichtet.

Wer kann schon richten, wenn Caroline keinen neuen Mann an der Seite der Mutter sehen möchte? Niemand. Die Gefühle sind zu verschieden und man weiß nicht wodurch sie entstehen. Ich vermute es liegt in den Genen und die sind nicht manipulierbar, zum Glück.

Hardy
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madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
Beiträge: 647



Beitrag09.08.2012 20:58

von madrilena
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Danke Hardy für Deine Antwort. Diese Auseinandersetzung ist nicht aus dem Leben gegriffen, zumindest nicht aus meinem. Sie gehört zum späteren Entschluss von Lisa dazu.
Erziehung? Caroline ist 25, da geht es meiner Meinung nach nicht mehr um Erziehung, sondern um Egoismus. Gleichgültig ob das Kind, die Eltern, oder sonst irgendjemand lebenslange Forderungen an Mutter, Vater, Partner oder wen auch immer stellt und dabei selbst eigene Wege geht, ohne irgendwelche Rücksichten auf den/diejenigen zu nehmen, die man verlässt, ist einfach nicht erwachsen oder eben egoistisch. Das läuft unter der für mich unmöglichen Liebeserklärung "du gehörst mir". Niemand ist von irgendjemandem der Besitz, auch nicht die Mutter für das Kind.
Ja, das könnte ein sehr gutes Thema sein, über das zu schreiben es sich lohnen würde, aber in diesem Buch geht es um anderes.
Schönen Abend noch, den  ich jetzt erstmal mit der Lektüre der vielen von Dir eingestellten Fortsetzungen füllen werde.
Bis bald
madrilena


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10:3934136303
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madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
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Beitrag10.08.2012 11:48

von madrilena
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Fortsetzung!

12
Ich war so verstört durch die Begegnung mit Caroline, dass ich keinen Menschen sehen und mit keinem sprechen wollte. Wie sollten wir je wieder den Weg zueinander finden. Sie war doch mein Kind! Meine Tochter! Immer waren wir uns so nah gewesen, vor allem nach dem gemeinsam durchlebten Leid und der Zeit danach, als wir völlig aufeinander angewiesen waren.
Meine Welt erschien mir plötzlich eng und kalt. Mainz ebenso wie meine Wohnung. Manchmal glaubte ich, keine Luft mehr zu bekommen, ersticken zu müssen.
Nur in meinem Atelier konnte ich wenigstens zeitweise den trüben Gedanken entfliehen. Nahm gierig den Geruch nach Stein, Staub und Jahrhunderten auf. Blickte auf das Durcheinander von Entwürfen, Skizzen und halbfertigen Arbeiten aus Ton zum neuen Projekt, das mich vor der Auseinandersetzung mit Caroline so völlig gefangen genommen hatte.
Sehnsüchtig erinnerte ich mich meiner Unbeschwertheit damals, als ich kurz entschlossen eine Tagesfahrt zum Schloss Sayn unternommen hatte. Ein Zeitungsartikel hatte mich auf diesen Ort aufmerksam gemacht. Nicht das im alten Glanz wieder auferstandene Schloss am Fuß des Burgbergs in der Nähe von Koblenz hatte mich interessiert.  
Verzaubert war ich vom Schlosspark mit seinen hohen alten Bäumen, den Bächen und Teichen und dem Garten der Schmetterlinge. Zwischen Bananen, Hibiskus und vielen anderen tropischen Pflanzen, umflattert von unzähligen Schmetterlingen, fühlte ich mich in eine andere Welt versetzt. Gebannt hatte ich der Beschreibung des Gärtners gelauscht, der mir den großen Atlas-Spinner aus China zeigte, der bewegungslos auf Orangenscheiben verharrte, weil der Saft und Duft der vergärenden Frucht ihn betrunken machte. Ich war mit meinen Blicken dem majestätischen Flug des blauen brasilianischen Morpho gefolgt, dessen Freiheitsdrang am Dach des Glashauses endete.
Und hier geschah es - hier in diesem tropischen Stückchen Urwald hatte ich die Idee zu meinem nächsten Thema gefunden. Es geschah,  als ich die verpuppten Larven der Schmetterlinge entdeckte und voller Bewunderung beobachtete, wie aus einem der aufgehängten Kokons ein Schmetterling schlüpfte. Staunend verfolgte ich dieses langsame Werden. Innehalten.  Den Versuch, wieder zurück zu kriechen in die Sicherheit der Hülle. Dieses Zaudern und doch nicht mehr aufzuhaltende Entstehen eines völlig neuen Daseins. Schwebend und befreit von irgendwelchen Fesseln.
In diesem Augenblick entschied ich, ‚das wird meine neue Arbeit’. Eine Skulptur aus drei Teilen, zuerst der verschlossene Kokon – geheimnisvoll und rätselhaft - dann das Wagnis, den Schutz und die Wärme hinter sich zu lassen und zuletzt die unbegrenzte Freiheit des Davonfliegens. All dies wollte ich in dieser Schmetterlingstrilogie ausdrücken.
Vor einigen Tagen, früh am Morgen, als die Sonne gerade aufgegangen war, hatte  ich in meinem kleinen Lager den weißen Macael, einen Marmor aus der Nähe von Almeria wieder entdeckt. Jenen Stein, der schon seit mehr als 700 Jahren die Alhambra von Granada zierte.
Mühsam hatte ich ihn auf meinen Arbeitsplatz gehoben. Und es war mir, als wolle er, dessen Reinheit in diesem frühen Licht besonders intensiv strahlte, wie mit einer geheimen Kraft all meine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Ich musste sogar den spontanen Wunsch, mit ihm zu sprechen, unterdrücken. Ich hätte ihm so gern zugeflüstert: ‚Hallo, kannst du mich hören? Ich habe dich ausgesucht, um aus dir heraus etwas Wunderbares zu gestalten – bist du damit einverstanden?’  Gleichzeitig empfand ich wieder diese Magie, die von dem Stein auszugehen schien, obgleich er doch bisher noch nichts anderes verkörperte als einen Traum. Nein, nicht nur Traum – er war vor allem ein Zeichen für Unvergänglichkeit.
Vor Tagen las ich in einem Buch über Mythen eine kleine Geschichte eines indonesischen Mythos, die mich sehr berührte: Obgleich ich auch erstaunt darüber war, dass mir, gerade mir der ewig Zweifelnden, der alles Hinterfragenden diese begegnete. Oder war es gerade deshalb?
Sie spielte am Anfang aller Zeit, der Himmel war noch ganz nah über der Erde, und Gott ließ für das erste Menschenpaar seine Gaben an einer Schnur hinunter. Einmal schickte er ihnen einen Stein, aber erstaunt und verletzt wiesen die Menschen ihn zurück. Ein wenig später ließ Gott an der Schnur eine Banane hinunter, die sofort freudig entgegengenommen wurde. Da hörten sie über sich die Stimme des Schöpfers: „Ihr habt die Banane angenommen, also wird euer Leben so vergänglich sein wie das einer Frucht. Wenn ihr aber den Stein gewählt hättet, so wäre euer Leben wie das des Steins, unveränderlich und unsterblich.“
Unsterblich! Während ich mich dieser kleinen Parabel erinnerte, überfiel mich eine verzweifelte Niedergeschlagenheit. Wieder war sie da, die latent stets vorhandene Angst vor dem Nichts, vor dem Tod. Ich hatte das Gefühl, als umhülle sie mich wie mit einem großen grauen Tuch. Immer war sie da gewesen, seit ich anfing, nachzudenken. Später verdrängt durch meine  Liebe zu Lukas, das gemeinsame Leben mit Caroline, aber immer irgendwo gegenwärtig.
Mutlos ließ ich mich auf einem der beiden Stühle im Raum nieder. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten, dachte nur wie in einem unermüdlichen Refrain. ‚Wie werden andere mit dem Gedanken des Nichtmehrseins fertig? Was oder wer gibt ihnen die Ruhe, diesem Augenblick entgegen leben zu können? Wer tröstet sie? Was erfüllt sie mit Hoffnung?’
Verzweifelt begehrte ich auf: ‚Mit welcher Hoffnung denn? Glaube – Kirche - unbeweisbare Versprechen? Versprechen, die nur dazu dienten, die Macht der jeweiligen Religion zu festigen?’
Heftig schüttelte ich den Kopf und fuhr in meinem Selbstgespräch fort: ‚Nein, das ist für mich auch kein Weg. Aber wie soll ich mit dieser Angst fertig werden? War deshalb Philipp so wichtig für mich geworden? Wollte ich mich durch und mit ihm noch einmal und immer wieder aufs Neue lebendig fühlen?’
Ich hob den Kopf, ein Sonnenstrahl, der durch die weit geöffneten Fenster fiel, blendete mich. Und da sah ich den Macael wieder in jenem unwirklichen, eher überirdischen Licht aufleuchten, ein Licht, das das Gegenwärtige verdrängte. Jede Pore und jede Kante, jede Schnittstelle und Unregelmäßigkeit strahlte in einem Glanz, wie ich ihn noch nie in meinem Leben wahrgenommen hatte. Ich erhob mich, zitternd und unsicher, strich mit bebenden Händen über seine Oberfläche, legte meine Finger in seine Vertiefungen, und es war mir, als wolle der Stein sein Geheimnis enthüllen, in das er mich vielleicht eines Tages einweihen würde. Plötzlich fühlte ich eine ganz neue Kraft in mir und entschlossen dachte ich. ‚Ich muss diese Todesangst überwinden. Sie kann doch nicht all die Jahre, die mir vielleicht noch bleiben, wie ein Damoklesschwert über allem, was ich fühle, denke und unternehme hängen. Ich will das nicht! Ich fühle mich so lebendig, ich sehne mich so sehr danach, aufzubrechen!
Wohin?
Ich weiß es nicht. Vielleicht in eine neue Gedankenwelt, in fremde Kontinente, in noch nie gelebte Erfahrungen.  
Und Caroline?
Und Philipp?


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madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
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Beitrag13.08.2012 11:39

von madrilena
Antworten mit Zitat

Auch wenn ich keine Kritik bekomme oder niemand meinen Text liest, ich gebe noch nicht auf. Hier ist das 13. Kapitel. Bin für alle kritischen und unkritischen Bemerkungen dankbar und hoffe, dass gegen eine Liebesszene hier im Forum nichts einzuwenden sein wird.
madrilena

Fortsetzung

13
Es war einige Tage später. Ich hatte mich seit meinem letzten Besuch in Konstanz nicht mehr bei Philipp gemeldet. Worauf wartete ich eigentlich? Ich wollte mit ihm sprechen, ihn sehen, seine Nähe spüren und leise gestand ich mir ein - und mit ihm schlafen. Ich war so voller Wünsche, voller Begehren. Doch wie passte das zu den Gedanken vor Tagen in meinem Atelier? Was war mit mir geschehen? War ich im Begriff, alle bisher geltenden Hemmungen abzustreifen, aus meinem Leben wie aus einem Zug auszusteigen – neu zu sein und doch ich zu bleiben?  
Ein wenig schuldbewusst überlegte ich, ob all diese Empfindungen auch mit der augenblicklichen Trennung von Caroline zu tun haben könnten. Fühlte ich mich plötzlich frei oder gar befreit? Entsetzt wich ich vor solchen Gedanken zurück. Caro ist meine Tochter, nie würde es eine innere Trennung geben können. Aber gleichzeitig dachte ich, sie ist aber auch nicht jemand, dem gegenüber ich Rechenschaft ablegen, den ich um Erlaubnis für irgendein Tun von mir fragen muss.
‚Ach, Lisa, lass doch all diese sinnlosen Überlegungen, sie führen im Augenblick eh nirgends hin.’ Ich merkte, dass ich laut mit mir gesprochen hatte – erste Alterserscheinungen?
Entschlossen zog ich eine Jacke über, stieg die Treppen hinunter, trat auf die Straße.
Voll Zuversicht schaute ich mich  um, so, als müsste der Tag heute ein anderes Gesicht, eine ganz neue Ausstrahlung haben. Doch die Sonne schien wie immer, nur mir kam sie heller, wärmer, lebendiger vor.
Dieser Tag sollte anders werden als all die Tage der vergangenen Wochen.
Wo war meine Unbeschwertheit, mein intensives Lebensgefühl geblieben?
Verloren gegangen durch die Trennung von Caroline?
Nein, nichts und niemand hatte das Recht, so zerstörerisch in mein Leben einzugreifen. Während ich die Ludwigstraße hinunterging, beschloss ich, mir heute ein ausgiebiges Frühstück in irgendeiner Cafeteria zu gönnen und fügte trotzig hinzu: ‚Mit Sekt und allem, was dazu gehört.’  Mir fiel ein Lokal auf dem Ballplatz ein – ich erinnerte mich an das reichhaltige Büfett, an die nette Kellnerin und spürte schon im Voraus die Intimität dieses von Häusern bewachten Platzes. Freute mich auf den kleinen Brunnen mit den beiden Kindern unterm Regenschirm und auf die Tauben,  die über das Pflaster stolzierten auf der Suche  nach ein paar Krümeln von reich gedeckten Tischen.
Als ich einen freien Tisch gefunden, das Frühstück mit einem Glas Prosecco bestellt und serviert bekommen hatte, hob ich spontan mein Glas, prostete dem Morgen, der Sonne und der Neugier auf die nächste Zeit zu. Wiederholte leise die Frage, die ich vor einigen Tagen in einem Buch gelesen hatte: ‚Welche Farbe hat die Freude, welcher Klang die Hoffnung?’ Doch gab es sie überhaupt noch in meinem Leben – Freude – Hoffnung? Ja – ja, und sie würde ich mir auch nicht nehmen lassen.
Plötzlich war es mir, als würde ich Philipps Stimme hören. Suchend schaute ich mich um – nein, es war die Stimme eines an-deren Mannes. Er musste ebenfalls aus der Gegend von Konstanz kommen – es war der gleiche Tonfall. Unerwartet wieder Sehnsucht, die meinen ganzen Körper, jede Zelle durchflutete. Ich spürte die Hitze, die über meine Brüste und meinen Hals zu meinem Gesicht hochstieg.
Ich muss ihn spüren, seine Haut riechen, mich seinen zärtlich über meinen Körper streichelnden Händen hingeben und in seinem Begehren die Antwort auf meine Wünsche finden. Es war schon so lange her, dass ich mir solche Gedanken oder gar Gefühle eingestanden habe. Mit Lukas – ja, aber das war Vergangenheit: Meistens konnte ich mich nicht mehr an seine Zärtlichkeiten erinnern. Konnte nicht mehr den erregten Klang seiner Stimme hören, wenn er mir die verrücktesten Liebesworte ins Ohr flüsterte. Wusste nicht mehr, was ich empfunden hatte, als er langsam in mich eindrang, darauf bedacht uns gleichzeitig Lust zu schenken..
Manchmal war die Erinnerung beinahe wieder fühlbar, dann,  wenn ich die Musik hörte, die Lukas und ich in solchen Stunden liebten – die warme Stimme Nat King Coles brachte mir eine Ahnung unserer Nächte zurück und dann hörte ich unser Lieblingslied:
‚Oh how I miss you tonight’
leise summte ich den Text vor mich hin:
Oh, how I miss you tonight,
 miss you while lights are low.
Oh, how I need you tonight,
more than you'll ever know.’

Und nun Philipp? Ja, mein Gott, das ist doch kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Lukas ist tot, aber ich lebe, ich fühle, ich begehre, ich möchte meine Lebendigkeit spüren, und ich möchte mit Philipp zusammen sein.  
Und deine Wünsche nach Aufbruch, nach Fremde und deine Suche nach Antworten! Was hat denn das eine mit dem andern zu tun?
Was? Ist das nicht Betrug an Philipp, wenn du ihn in dieser Situation an dich binden willst. Ich hasste diese vorwurfsvollen Diskussionen in mir. Entschlossen kramte ich in meiner Handtasche, holte mein Handy hervor, drückte auf die Einschalttaste und wählte Philipps Nummer.
Als sein heiteres „Hallo“ – nie meldete er sich mit seinem Namen – die Kilometer zwischen Mainz und Konstanz überbrückte, empfand ich nichts anderes als eine helle, heiße Freude, die mich zunächst stumm sein ließ. Auf sein fragendes „Lisa?“ hin, zögerte ich nur einen winzigen Augenblick, dann sagte ich: „Schade, dass du nicht hier bist!“
„Soll das heißen, du möchtest, dass ich komme?“
Verwirrt über die Direktheit dieser Frage lenkte ich ab, beschrieb ihm lachend meine Umgebung, die Vielseitigkeit meines Frühstücks, die Menschen ringsumher. Prostete ihm mit meinem Sekt zu. Bis er fragte:
„Und wo bist du in diesem Bild?“
Statt ihm zu antworten, fragte ich nur¨ „Kommst du?“ Ich hielt den Atem an – wie wichtig war mir plötzlich seine Antwort, nein, die Art seiner Antwort. Seine Stimme klang sachlich, nicht drängend, als er fragte: „Willst du das wirklich?“
‚Er hat gemerkt, dass es diesmal ein anderes Kommen bedeutet’. Deshalb antwortete ich rasch mit einem klaren „Ja“ und schaltete mein Handy aus.

Stunden später. Wir stehen uns gegenüber, zögernd, beinahe schüchtern. Doch dann nimmt mich Philipp in die Arme.
„Endlich“, seine Stimme, so zärtlich und leidenschaftlich. Das Gefühl, sich nie mehr loslassen zu wollen. Keine Zeit mehr zu verlieren. Sein Mund sucht meine Lippen, streicht mit der Zunge darüber, bis sie sich öffnen zu einem hungrigen Kuss voll Begierde und Sehnsucht. .Ungeduldig ziehen wir uns gegenseitig aus. Seine Hände in meinem Haar, Finger, die mein Gesicht nachzeichnen, über den Hals zu meinen Brüsten gleiten. Ich  zittere, möchte mehr und mehr, wehr mich nicht, lass seine Hände und Lippen gewähren, mich überall berühren, spüre sein Erschauern, als ich seine Zärtlichkeiten erwidere!  
Meine Haut brennt, mein Körper glüht, ein helles Lachen steigt in mir auf – ich bin jung. Ich bin stark und schön und ich lebe – und zu leben ist herrlich.
Als ich wieder zu Atem komme, sagt er sehr leise direkt an meinem Ohr „Ich hab so auf dich gewartet. Könnte es so nicht im-mer sein?“
Diesmal lass ich meine Zweifel nicht zu Wort kommen, nicht fragen „wie lange ist immer“. Ich kuschle mich an seine Haut. Seine Arme halten mich fest. Mein Gesicht an seinem Hals. Tief atme ich den Geruch nach Schweiß und Rasierwasser ein - glücklich wie seit Jahren nicht mehr.


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Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
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Kätzchen
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Beitrag13.08.2012 12:08

von Kätzchen
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Hallo Madrilena!

Ja wie du siehst hab ich aktuell auch alle Hände voll zu tun, aber ich dacht mir ich schau mal wieder rein. Zum ersten Text:

Zitat:
Ich war so verstört durch die Begegnung mit Caroline, dass ich keinen Menschen sehen und mit keinem sprechen wollte. Wie sollten wir je wieder den Weg zueinander finden? Sie war doch mein Kind! Meine Tochter! Immer waren wir uns so nah gewesen, vor allem nach dem gemeinsam durchlebten Leid und der Zeit danach, als wir völlig aufeinander angewiesen waren.
Meine Welt erschien mir plötzlich eng und kalt. Mainz ebenso wie meine Wohnung. Manchmal glaubte ich, keine Luft mehr zu bekommen,(irgendwie fehlt mir hier ein Wort, damit es sich besser lesen lässt!) ersticken zu müssen.
Nur in meinem Atelier konnte ich wenigstens zeitweise den trüben Gedanken entfliehen. Nahm gierig den Geruch nach Stein, Staub und Jahrhunderten auf (Vielleicht besser: "von Jahrhunderten"? Denn ob Jahrhunderte an sich einen Duft haben, ist mir nicht ganz klar). Blickte auf das Durcheinander von Entwürfen, Skizzen und halbfertigen Arbeiten aus Ton zum neuen Projekt. Auf mein unfertiges Projekt, das mich vor der Auseinandersetzung mit Caroline so völlig gefangen genommen hatte.
Sehnsüchtig erinnerte ich mich meiner Unbeschwertheit, damals, als ich kurz entschlossen eine Tagesfahrt zum Schloss Sayn unternommen hatte. Ein Zeitungsartikel hatte mich auf diesen Ort aufmerksam gemacht. Nicht das im alten Glanz wieder auferstandene Schloss am Fuß des Burgbergs in der Nähe von Koblenz hatte mich interessiert (Ich würde es umstellen: Nicht das alte Schloss, das im Glanz...)
Verzaubert war ich vom Schlosspark mit seinen den hohen alten Bäumen, den Bächen und Teichen und dem Garten der Schmetterlinge. Zwischen Bananen, Hibiskus und vielen anderen tropischen Pflanzen, umflattert von unzähligen Schmetterlingen, fühlte ich mich in eine andere Welt versetzt. Gebannt hatte ich der Beschreibung des Gärtners gelauscht, der mir den großen Atlas-Spinner aus China zeigte, der bewegungslos auf Orangenscheiben verharrte, weil der Saft und Duft der vergärenden Frucht ihn betrunken machte. Ich war mit meinen Blicken dem majestätischen Flug des blauen brasilianischen Morpho gefolgt, dessen Freiheitsdrang am Dach des Glashauses endete.
Und hier geschah es - hier in diesem tropischen Stückchen Urwald hatte ich die Idee zu meinem nächsten Thema gefunden. Es geschah, als ich die verpuppten Larven der Schmetterlinge entdeckte und voller Bewunderung beobachtete, wie aus einem der aufgehängten Kokons ein Schmetterling schlüpfte. Staunend verfolgte ich dieses langsame Werden. Innehalten. Den Versuch, wieder zurück zu kriechen in die Sicherheit der Hülle. Dieses Zaudern und doch nicht mehr aufzuhaltende Entstehen eines völlig neuen Daseins. Schwebend und befreit von irgendwelchen Fesseln. (Toll!!)
In diesem Augenblick entschied ich, das wird meine neue Arbeit: Eine Skulptur aus drei Teilen, zuerst der verschlossene Kokon – geheimnisvoll und rätselhaft - dann das Wagnis, den Schutz und die Wärme hinter sich zu lassen und zuletzt die unbegrenzte Freiheit des Davonfliegens. All dies wollte ich in dieser Schmetterlingstrilogie ausdrücken.
Vor einigen Tagen, früh am Morgen, als die Sonne gerade aufgegangen war, hatte ich in meinem kleinen Lager den weißen Macael, einen Marmor aus der Nähe von Almeria, wieder entdeckt. Jenen Stein, der schon seit mehr als 700 Jahren die Alhambra von Granada zierte.
Mühsam hatte ich ihn auf meinen Arbeitsplatz gehoben (Wenn sie es tut während sie nachdenkt, müsste es: "mühsam hob ich" heißen. Wenn sie es irgenmdwann einmal getan hat, finde ich die information irrelevant und würde sie streichen!). Und es war mir, als wolle er, dessen Reinheit in diesem frühen Licht besonders intensiv strahlte, wie mit einer geheimen Kraft all meine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Ich musste sogar den spontanen Wunsch, mit ihm zu sprechen, unterdrücken. Ich hätte ihm so gern zugeflüstert: ‚Hallo, kannst du mich hören? Ich habe dich ausgesucht, um aus dir heraus etwas Wunderbares zu gestalten – bist du damit einverstanden?’ Gleichzeitig empfand ich wieder diese Magie, die von dem Stein auszugehen schien, obgleich er doch bisher noch nichts anderes verkörperte als einen Traum. Nein, nicht nur Traum – er war vor allem ein Zeichen für Unvergänglichkeit.
Vor Tagen las ich in einem Buch über Mythen eine kleine Geschichte eines indonesischen Mythos (WW. Vielelicht den Satz so stellen, dass du es nur einmal brauchst!), die mich sehr berührte: Obgleich ich auch erstaunt darüber war, dass mir, gerade mir der ewig Zweifelnden, der alles Hinterfragenden diese begegnete. Oder war es gerade deshalb?
Sie spielte am Anfang aller Zeit, der Himmel war noch ganz nah über der Erde, und Gott ließ für das erste Menschenpaar seine Gaben an einer Schnur hinunter. Einmal schickte er ihnen einen Stein, aber erstaunt und verletzt wiesen die Menschen ihn zurück. Ein wenig später ließ Gott an der Schnur eine Banane hinunter, die sofort freudig entgegengenommen wurde. Da hörten sie über sich die Stimme des Schöpfers: „Ihr habt die Banane angenommen, also wird euer Leben so vergänglich sein wie das einer Frucht. Wenn ihr aber den Stein gewählt hättet, so wäre euer Leben wie das des Steins, unveränderlich und unsterblich.“
Unsterblich! Während ich mich dieser kleinen Parabel erinnerte, überfiel mich eine verzweifelte Niedergeschlagenheit. Wieder war sie da, die latent stets vorhandene Angst vor dem Nichts, vor dem Tod. Ich hatte das Gefühl, als umhülle sie mich wie mit einem großen grauen Tuch. (Schon) Immer war sie da gewesen, seit ich anfing, nachzudenken. Später verdrängt durch meine Liebe zu Lukas, das gemeinsame Leben mit Caroline, aber immer irgendwo gegenwärtig.
Mutlos ließ ich mich auf einem der beiden Stühle im Raum nieder. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten, dachte nur wie in einem unermüdlichen Refrain. ‚Wie werden andere mit dem Gedanken des Nichtmehrseins fertig? Was oder wer gibt ihnen die Ruhe, diesem Augenblick entgegen leben zu können? Wer tröstet sie? Was erfüllt sie mit Hoffnung?’
Verzweifelt begehrte ich auf (unglücklich formuliert): ‚Mit welcher Hoffnung denn? Glaube – Kirche - unbeweisbare Versprechen? Versprechen, die nur dazu dienten, die Macht der jeweiligen Religion zu festigen?’
Heftig schüttelte ich den Kopf und fuhr in meinem Selbstgespräch fort: ‚Nein, das ist für mich auch kein Weg. Aber wie soll ich mit dieser Angst fertig werden? War deshalb Philipp so wichtig für mich geworden? Wollte ich mich durch und mit ihm noch einmal und immer wieder aufs Neue lebendig fühlen?’
Ich hob den Kopf, ein Sonnenstrahl, der durch die weit geöffneten Fenster fiel, blendete mich. Und da sah ich den Macael wieder in jenem unwirklichen, eher überirdischen Licht aufleuchten, ein Licht, das das Gegenwärtige verdrängte. Jede Pore und jede Kante, jede Schnittstelle und Unregelmäßigkeit strahlte in einem Glanz, wie ich ihn noch nie in meinem Leben wahrgenommen hatte. Ich erhob mich, zitternd und unsicher, strich mit bebenden Händen über seine Oberfläche, legte meine Finger in seine Vertiefungen, und es war mir, als wolle der Stein sein Geheimnis enthüllen, in das er mich vielleicht eines Tages einweihen würde. (Doppelt gemoppelt sinngemäß!) Plötzlich fühlte ich eine ganz neue Kraft in mir und entschlossen dachte ich: ‚Ich muss diese Todesangst überwinden. Sie kann doch nicht all die Jahre, die mir vielleicht noch bleiben, wie ein Damoklesschwert über allem, was ich fühle, denke und unternehme hängen. Ich will das nicht! Ich fühle mich so lebendig, ich sehne mich so sehr danach, aufzubrechen! (Schöner Satz, aber kann man den nicht besser verbauen? Nach einem "dachte ich:" kommt dieser Satz so gekünstelt daher)
Wohin?
Ich weiß es nicht. Vielleicht in eine neue Gedankenwelt, in fremde Kontinente, in noch nie gelebte Erfahrungen.
Und Caroline?
Und Philipp?



Schöner Abschnitt, ich mag die Fragen die du stellst und die Gedanken dahinter. Nur wenige sprachliche Holperer und Zeichenfehler - ansonsten hat es viel Spaß gemacht es zu lesen!

LG

Mietz


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madrilena
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Beitrag13.08.2012 14:33

von madrilena
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Liebe Mietzekatz - zuerst allerherzlichen Dank für Deine Geduld und Deine Vorschläge. Nicht bei allen war ich Deiner Meinung, aber das brauchen wir gegenseitig ja auch gar nicht zu sein. Ich finde es schon toll, dass Dich meine Texte ansprechen. Auf der letzten Seite habe ich mir überlegt, wie ich Deiner Anregung, die Sätze besser zu gestalten, nachkommen kann. Hier das Ergebnis:


Ich erhob mich, zitternd und unsicher, strich mit bebenden Händen über seine Oberfläche, legte meine Finger in seine Vertiefungen, und es war mir, als wolle der Stein mir sein Geheimnis enthüllen.Plötzlich fühlte ich eine ganz neue Kraft in mir und ich wusste, dass ich eines Tages diese Todesangst überwinden würde. Sie kann doch nicht all die Jahre, die mir vielleicht noch bleiben, wie ein Damoklesschwert über allem, was ich fühle, denke und unternehme hängen. Ich will das nicht! Ich fühle mich so lebendig, ich sehne mich so sehr danach, aufzubrechen!


Ich kann so gut verstehen, dass Deine Zeit ausgefüllt ist mit Deinem Schreiben. Es geht mir nicht viel anders, dennoch macht es Spaß, auch fremde Texte zu lesen und eventuell Verbesserungsvorschläge machen zu können.
Ich wünsche Dir viel kreatives Weiterführen Deiner "Vorboten"
LG
madrilena


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Kätzchen
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Beitrag13.08.2012 14:52

von Kätzchen
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Hallo Madrilena -

Ja viel zu tun habe ich, dennoch lese ich hier sehr gerne weiter, weil mich dein Buch tatsächlich anspricht. Dass wir aus zwei verschiedenen Ecken und Enden nicht einer Meinung sind, ist auch gut so!  Smile  Sonst wären ja alle Genres gleich. Trotzdem hoffe ich das ein oder andere kannst du gebrauchen!

Zitat:
Ich erhob mich, zitternd und unsicher, strich mit bebenden Händen über seine Oberfläche, legte meine Finger in seine Vertiefungen, und es war mir, als wolle der Stein mir sein Geheimnis enthüllen.Plötzlich fühlte ich eine ganz neue Kraft in mir und ich wusste, dass ich eines Tages diese Todesangst überwinden würde. Sie kann doch nicht all die Jahre, die mir vielleicht noch bleiben, wie ein Damoklesschwert über allem, was ich fühle, denke und unternehme hängen. Ich will das nicht! Ich fühle mich so lebendig, ich sehne mich so sehr danach, aufzubrechen!


Gefällt mir viel besser, weil das Geheimnis nicht mehr gedoppelt wird. Also stilistisch ist es gelungener als der Satz zuvor, auch der Gedanke in Lisa scheint mir nun mehr denn je zu brennen, weil kein "dachte" ihn mehr entkräftet. Gelungen, finde ich!
Lesen und Schreiben ist aber deswegen ein sinnvolles Geben und Nehmen, weil man immer noch was voneinander lernen kann! Wie gesagt ich lese hier sehr gerne mit, sobald ich etwas Luft habe smile

Ganz liebe Grüße

Katze


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madrilena
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Beitrag15.08.2012 17:58

von madrilena
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Warum ist mir die Kritik, von diesem Forum ausgehend, so wichtig? Vielleicht weil ich merke, wie ernsthaft hier das Thema Schreiben genommen wird? Und weil ich viele hier veröffentlichte Texte einfach nur gut finde.
Also - falls sich doch mal jemand zu meiner Lisa verirrt - so geht es weiter:
madrilena


14
Ich erwachte erst spät am nächsten Vormittag. Mich auf meinen Ellbogen stützend, betrachtete ich zärtlich den schlafenden Philipp. Zeichnete mit meinen Blicken seine dunklen Augenbrauen nach, die schmale Nase, die Lippen. Spürte erneut Erregung aufsteigen, als ich mich  seiner Berührungen, die keine Grenzen kannten, erinnerte. Nie hätte ich gedacht, dass ich noch einmal fähig wäre, so hoch zu fliegen, ungehemmt und ohne Angst. Alles war richtig so, und es gab nichts anderes als diese Hingabe, uneingeschränkt und nur den Augenblick lebend.
Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, ließ ich mich wieder in die Kissen zurücksinken. An diesem Morgen gab es keine Vergangenheit und keine Zukunft, nur das Heute, dieses unverbrauchte Heute.
Bis mein skeptisches Denken versuchte, mich wieder in den Strudel der Zweifel hinab zu ziehen mit der Frage: Liebe oder Abenteuer einer Nacht? ‚Was sollen solche Gedanken, was ist denn dann mit seinen Worten: „Ich habe auf dich gewartet, könnte es nicht immer so sein“?’
Und wenn es nur Sprüche waren? „Nein –  hör auf - ich will das nicht. In all den Monaten, die wir uns kennen, hat er mir noch nie Grund gegeben, seine Worte anzuzweifeln.
Aber wenn ich gar nicht an ihm, sondern an mir zweifle? Nicht heute! Energisch schob ich alle Fragen beiseite, heute möchte ich einfach nur lieben und mich hingeben, ohne alle negativen Einsprüche meiner Gedanken. Einfach diese Stunden, diese Gefühle auskosten.
Ich spürte  das Begehren zurückkehren, suchte Philipps Wärme, streichelte ihn wach und erkannte, als er sich mir lächelnd zuwandte, in seinen Augen die gleichen Wünsche und Gefühle.
Beim Frühstück dann Lachen und Sorglosigkeit. Wie bunt, wie leicht konnte das Leben sein.
‚Und heute zeig ich Philipp mein Atelier. Es ist ja nicht nur mein Atelier – es sind meine Träume.’ Und ein wenig dramatisierend dachte ich: ‚Es ist wie ein geheimer Zugang zu einem Teil meines Selbst, das ich bisher nicht versteckt, aber gehütet habe wie ein unendlich wichtiges Eigenes. Vor wem versteckt? Für wen gehütet?’
Und wieder dieses vorsichtige Zaudern: „Will ich mich wirklich Philipp nicht nur körperlich, nein, auch seelisch so uneingeschränkt hingeben? Mein Atelier, meine Kunst – sie waren doch eine viel intensivere und bedingungslosere Hingabe als miteinander zu schlafen. Ist die überhaupt schon möglich. – nach nur einer gemeinsamen Nacht?’
Dann wieder die andere Stimme: ‚Und wie ist es bei ihm? Er hat mich an seinen Plänen und Träumen teilnehmen lassen? Ist, was du bisher gemacht hast,  nicht eher Verrat an ihm?’
Entschlossen erhob ich mich vom Frühstückstisch, das geht so einfach nicht. Entscheide dich endlich!
Laut sagte ich: „Komm Philipp, ich möchte dir etwas zeigen.“
Erstaunt sah er mich an, stand auf und folgte mir. Wieder blieb ich unschlüssig an der Tür zum Atelier stehen. Philipp, der sehr wohl mein Zaudern bemerkte, meinte verwundert: „Was ist los mit dir? Was möchtest du mir zeigen und dann doch nicht, weil du so zögerst?“ Ein leicht ungeduldiger Unterton war nicht zu überhören.
Am liebsten hätte ich nun doch meine Absicht rückgängig gemacht. Wäre gern zurück an den Frühstückstisch, hätte geplaudert und gescherzt. Philipp würde wieder nach Konstanz fahren, und wir würden uns in einer zwanglosen Liebesbeziehung alle paar Wochen sehen.
‚Was verunsichert mich nur derart? Woher kommen diese Zweifel? Ist es Angst – Angst vor der Verantwortung, die eine neue Beziehung bedeutet.’? Eben haben wir uns doch noch geliebt – ich war es, die ihn gerufen hat, ich war es, die Sehnsucht nach ihm gehabt hat’.
Energisch öffnete ich die Tür, blieb stehen und ließ Philipp den Vortritt.. Er schaute mich fragend an: „Willst du das wirklich? Dieser Raum ist offensichtlich sehr wichtig für dich“!
„Geh ruhig rein“, hörte ich mich ihn auffordern und gleichzeitig innerlich wie eine Bitte: ‚Nein, bleib draußen.’ Ich begriff gar nichts mehr, konnte mir nicht erklären, was mir geschah. Stumm folgte ich Philipp, der mittlerweile eingetreten war und dann mit einem Ruck stehen blieb:
„Das – das ist deine Welt…!?“
Unentschlossen blickte er sich um. „Soll ich wirklich?“ er drehte sich nochmals zu mir um. Ich nickte, und er ging vorsichtig weiter, bemüht, leise aufzutreten, was mir beinahe die Tränen in die Augen trieb.
Er näherte sich der Skulptur auf dem Bock, betrachtete sie von allen Seiten, wagte nicht, sie zu berühren. Stattdessen fragte er leise, ohne sich nach mir umzudrehen, da ich an der Tür stehen geblieben war. „Warum – warum hast du mir das so lange verschwiegen? So wenig Vertrauen hast du in mich? Ist es Angst, ich könnte dich nicht verstehen, könnte dein Schaffen nicht ernst nehmen…? Was bin ich denn dann für dich? Eine Episode – ein Flirt, ein One-night-stand?“
Die Enttäuschung, aber auch aufkommender Ärger in seiner Stimme verunsicherten mich noch mehr.
„Nein“, Ich trat zu Philipp, „nein, das war es nicht. Glaub mir, bitte, ich wollte schon seit langem das alles mit dir teilen – ich habe nur den rechten Augenblick verpasst!“
„Welchen rechten Augenblick? Wolltest du mich erst prüfen nach dem Motto ‚ist er es überhaupt wert, dass ich ihn wirklich in mein Leben lasse? Wie dumm von mir, anzunehmen, dass es in einer Beziehung selbstverständlich wäre, Pläne und Träume teilen zu wollen!“
„Philipp nein, nein, so war es nicht! Ich war so lange allein gewesen, da fiel es mir einfach schwer, gleich zu teilen.“ Was für ein lächerliches Argument, was er auch gleich entkräftete..
„Ich war genauso lange allein. Und dass es zwischen uns zu schnell gegangen wäre, kannst du wirklich nicht behaupten.“ Er  schluckte, das Sprechen schien ihm schwer zu fallen: „Wer bin ich für dich – was bedeute ich dir?“
Ich hatte alles verdorben – mit naiver Selbstverständlichkeit hatte ich angenommen, alles, was ich in unserer Beziehung fühle, denke, mache, wäre richtig.
„Philipp“, ich war völlig verzweifelt, „glaub mir, so war es nicht. Wir sprachen von deinem Buch, ich versuchte, dich zu verstehen und was dein Thema für dich bedeutet. Ich wollte dich über diese Gespräche kennen lernen, und dann war es oft zu spät, über meine Arbeit zu sprechen.“ Ich schwieg und dachte: ‚Blödsinn - in Wirklichkeit wollte ich nur niemand zu nah an mich herankommen lassen – auch dich nicht’.
Laut sagte ich noch: „Wahrscheinlich ist das eine Ausrede. Es fällt mir immer noch schwer, Gefühlen wirklich zu trauen, vor allem meinen eigenen, deshalb konnte ich all das,“ ich machte eine weit ausholende Handbewegung, die das Atelier, die Fotografien, die fertigen Skulpturen, das Arbeitsmaterial einschloss „einfach noch nicht  teilen“.
„Und warum heute? Glaubst du nun an uns? Hat dich die gemeinsame Nacht umgestimmt?“, noch immer klang seine Stimme unversöhnlich.
Ich spürte, dass nur absolute Ehrlichkeit half, sonst hatte ich ihn verloren.
„Nein, nicht die Nacht. Ich hatte einfach Angst, dich zu sehr in mein Leben zu lassen und gleichzeitig geahnt, dass ich einen unverzeihlichen Vertrauensbruch beging. Mit jedem Tag, mit jedem Zusammensein wurde es schwieriger für mich, dir plötzlich von meiner Kunst zu sprechen. Wie sollte ich dir mein Schweigen erklären?  Erst heute Nacht wurde mir bewusst, wie sehr ich mir wünschte, dich ganz in mein Leben zu lassen, mit dir zu teilen, was mein Leben ausfüllt, und das ist vor allem all das hier.“
Philipp war schweigend ans Fenster getreten. Würde dieser Augenblick über mein künftiges Leben entscheiden?
Ich konnte ihn kaum verstehen, als er leise sagte: „Unser gemeinsames Interesse für Kunst hätte uns doch viel früher zu einer tieferen, intimeren Beziehung geführt. Warum nur dein Schweigen?“
„Vielleicht war ich mir einfach noch nicht sicher! Dieser Wunsch nach Gemeinschaft…. er war verloren gegangen in der langen Zeit meines Alleinseins. Da sind oft so unüberwindbare Grenzen in mir“, räumte ich ein und fragte mich gleichzeitig entsetzt: ‚Will ich sie denn überhaupt überwinden?’ Immer dieser Widerstreit zwischen dem Wunsch, sich Philipp ganz zu öffnen und meiner  alarmbereiten Befürchtung, meine Selbständigkeit, ja – sogar meine innere und äußere Freiheit zu verlieren.
Philipp wandte sich um, trat zu der schwarz glänzenden Figur, strich leicht mit den Fingern darüber: „Ich bin ziemlich ratlos, Lisa, vor allem nach dieser Nacht.“
Er schwieg eine Weile. Ich unterbrach nicht dieses Schweigen. Was sollte ich ihm auch sagen.
Als wolle er ablenken fragte er:  „Warum hast du dich für Stein entschieden?“
Froh über sein Interesse antwortete ich: „Er ist für mich eine Art Ausgangspunkt. Immer schon habe ich mich für Steine interessiert, habe Formen in sie hineininterpretiert, habe Geschichten über sie ersonnen, wollte ihnen eine Seele geben. Vielleicht … weil der Stein das Sinnbild der Unvergänglichkeit ist – jedenfalls für mich.“
„Sinnbild der Unvergänglichkeit! Komisch – hast du nicht von deiner Angst vor dem Nichts gesprochen? Schaffst aber gleichzeitig Werke, die unvergänglich sein sollen. Wie vereinbarst du das in dir – schließt nicht das eine das andere aus?“
„Möglich – vielleicht finde ich Trost darin,  Steine deshalb zu berühren, weil sie schon seit Jahrmillionen existieren. Doch, wahrscheinlich hast du Recht, vielleicht ist es tatsächlich ein  Widerspruch“, und fügte in Gedanken leise hinzu ‚wie so vieles in meinem Leben’.
Laut sagte ich:  „Komm, ich mach uns auf diesen Stühlen hier Platz, dann können wir noch ein wenig bleiben.“
Ich räumte Tücher, herumliegende Feile und Schmirgelpapier, Schlag- und Spitzeisen auf ein Wandgestell, wischte flüchtig über die staubigen Sitze. Zögernd ließ sich Philipp nieder, den Kopf gesenkt, der Rücken gebeugt, die Arme zwischen den Knien. Kutschersitz nannte man das in unserer Gymnastikstunde, wenn wir uns von anstrengenden Übungen entspannen wollten. War Philipp wirklich entspannt? Ich bezweifelte es, war dennoch dankbar für diese Pause in unserem Gespräch. Ich gab mich ganz der Stille des Raumes hin. Einer Stille  erfüllt von den hier erlebten und gedachten Emotionen, vom hellen Tageslicht, dem Glanz und den Schatten der Figuren und noch unbehauenen Steinen. Sagte diese Stimmung, die so intensiv diesen Raum zu beherrschen schien, nicht  mehr über mich aus als jedes gesprochene Wort? Schuf sie die Nähe, vor der ich ständig zurückwich? Aber hatte ich diese Nähe nicht schon früher im Zusammensein mit Philipp empfunden, damals - bei dem Gespräch über die Zeit? Gab es das – ein Sichfinden in der Kunst und doch frei zu bleiben, trotz gemeinsamer Nächte?  
Als ich spürte, dass das Schweigen zwischen Philipp und mir lastend wurde, kehrte ich zu unserem Gespräch zurück:
„Der Stein für Unsterblichkeit oder für Wiedergeburt oder wie immer du es nennen möchtest.“
Ich stockte einen Augenblick, sagte dann noch gequält: „Ich möchte so gern an eine lebendige Unendlichkeit glauben. Aber ich schaff es einfach nicht! Und wenn ich dann mit Steinen Gedanken und Vorstellungen, ja, sogar Visionen ausdrücken kann“, ich schluckte, wie sollte ich mich nur verständlich machen? Ich holte tief Luft, fuhr dann fort: „Meine Skulpturen sind Träume. Wenn ich also in gewisser Weise in ihre steinerne Unvergänglichkeit eindringe, schenken sie mir vielleicht eines Tages die Einsicht, dass nichts vergänglich ist – auch ich nicht“, fügte ich mit leiser Stimme hinzu.“
Philipp richtete sich auf: „Und unsere Liebe? Ist sie von jetzt auf gleich vergänglich? Existiert sie überhaupt?“
Und eindringlicher: „Liebst du mich überhaupt? Bitte antworte nicht gleich, ich möchte nicht, dass du dich gezwungen siehst, irgendetwas zu antworten. Aber du sollst wissen, dass ich dich liebe.“
Wieder schwieg er, erhob sich, ging im Raum auf und ab: „Lisa, bitte, lass uns ehrlich zueinander sein. Wenn du nur Freundschaft möchtest und ab und an mal eine Nacht wie die vergangene, dann steh dazu, sag es mir. Ob ich damit leben möchte, weiß ich noch nicht.“
Er beugte sich zu mir vor, nahm mein ‚Gesicht in seine Hände, küsste mich leicht auf den Mund: „Ich fahr nach Konstanz zurück, möchte aber, dass du weißt, dass ich dich in diesem Augenblick schon vermisse und dass ich warten kann. Bis wann?“ , er zuckte leicht mit den Schultern, zögernd, unentschlossen: „Ich weiß es nicht.“
Ich fühlte mich wie betäubt, unfähig, irgendetwas zu sagen. Willenlos folgte ich ihm, als er das Atelier verließ und sah ihm beklommen zu, wie er rasch seine Reisetasche zusammen packte. Ich wusste, das Erwachen aus dieser Betäubung würde schrecklich sein und mir war nur noch zum Heulen zumute. Er konnte doch nicht einfach so gehen?  Aber er konnte. Liebevoll-vorsichtig nahm er mich nur noch einmal kurz in die Arme: „Bis dann, nein… vielleicht bis bald.“ In seiner Stimme schwang so viel Traurigkeit, dass ich mich am liebsten in diese Arme geworfen hätte darum bettelnd, „geh nicht fort bitte, bitte geh nicht“. Aber ich blieb stumm.
Erst als ich den mir schon so vertrauten Klang seines Motorrads hörte, stürzte ich zum Fenster: „Philipp, Philipp geh nicht, ich lieb dich doch auch“ Aber es war zu spät.
 

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Hardy-Kern
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Beitrag15.08.2012 20:11

von Hardy-Kern
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Hallo madrilena,

ich sehe eine wirklich gut geschriebene Geschichte.
Soviel drumherum, es passiert aber nicht viel. Bisher nicht, jedenfalls für mich nicht. Mir fehlt der gesellschaftliche Hintergrund, die Aktion. Ob die allein nur durch Liebe und feinfühlige Gedanken ausgefüllt werden kann?

Philipp und Caroline, die ihrer Mutter den Freund wegschnappt, ist doch Alltag, zigmal ge- und beschrieben. Ist normal (eigentlich nicht), wie die Mutter reagiert, sie ist weg vom Fenster, hat keine Chance, zu alt. Fertig!

Deren Gefühle zu beschreiben ist schon in Ordnung.
Es sind Gefühle einer alternden Frau, die in Jungmädchenmanier Betrachtungen zur Liebe anstellt. Selbstmitleid einer alternden Frau ist tödlich.

Bevor ich heiratete (28), hatte ich auch ältere Frauen, fühlte mich wohl, aber eine feste Beziehung wäre nie möglich gewesen und das wussten sie auch. Wir hatten Spaß, das war's. Nun, jeder hat seine eigenen Vorstellungen.

Du hast Kritik gewünscht. Smile

Hardy
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madrilena
Klammeraffe

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Beiträge: 647



Beitrag15.08.2012 22:28

von madrilena
Antworten mit Zitat

Hallo Hardy - nein, Caroline schnappt der Mutter überhaupt nicht den Freund weg. Philipp ist älter als Lisa, das ist gar nicht das Problem. Ich wollte eigentlich nicht Kapitel für Kapitel bringen, aber irgendwie habe ich gemerkt, dass es so besser ist wie Du es machst, selbst wenn man wenig oder gar keine Rückmeldung bekommt - was ja nicht der Fall ist. Natürlich will ich Kritik, für Lob hat man ja die Freundinnen oder die Familie!!!! Nein, Spaß beiseite, es ist nicht nur eine schön geschriebene Geschichte, das wäre wirklich zu wenig.
Übrigens kann ich jetzt Deine Fortsetzung nicht kommentieren, weil ich sie mit Ruhe lesen möchte, morgen aber für ein paar Tage verreise. Also dann bis nächste Woche und
danke für die Antwort.
Schöne Zeit
madrilena


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madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
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Beitrag24.08.2012 09:45

von madrilena
Antworten mit Zitat

Es ist so schade, dass die meisten Texte immer mehr in Vergessenheit geraten, weil ständig neue Arbeiten reingestellt werden, was natürlich verständlich ist. Es kommen irgendwann überhaupt keine Rückmeldungen mehr - das kann man am Text von Kätzchen "Vorboten" sehen oder bei Harry-Kern bei der Rentnergeschichte. Und natürlich auch bei Lisa. Man hofft und wartet auf die Kritik oder Kommentare der Mitautoren, aber dann kommt wieder was Neues und die älteren Text verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Dabei ist die wirklich seriöse Kritik, die man hier bekommt, so hilfreich.

Eventuell sollte man die "Werkstatt" noch einmal untergliedern in Kurzgeschichten (die immer gehen), Lyrik und Romane. So, wie es jetzt ist, kommt alles durcheinander, und es bleibt kaum Zeit, sich wirklich den längeren Texten zu widmen.

Wie denkt Ihr darüber?

Vielleicht ist es ja auch eine Zumutung von einer Schriftstellerwerkstatt zu erwarten, dass alle Kapitel gelesen werden, die hier veröffentlicht werden.

Natürlich kann es auch sein, dass das Interesse an einem Text verloren geht, weil man sich beim Lesen schlicht langweilt. Aber auch das zu schreiben, wäre zwar schmerzlich für den entsprechenden Autor, aber doch auch wieder hilfreich.  

Bin gespannt, wie Ihr das seht.
madrilena


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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beitrag24.08.2012 15:54

von Hardy-Kern
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madrilena hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht ist es ja auch eine Zumutung von einer Schriftstellerwerkstatt zu erwarten, dass alle Kapitel gelesen werden, die hier veröffentlicht werden.
Natürlich kann es auch sein, dass das Interesse an einem Text verloren geht, weil man sich beim Lesen schlicht langweilt. Aber auch das zu schreiben, wäre zwar schmerzlich für den entsprechenden Autor, aber doch auch wieder hilfreich.

Stimmt. Da sind Probleme die schon länger existieren und ob die zu lösen sind, ist fraglich. Ich denke es handelt sich vorangig darum ob man Lust hat.
Sicherlich ist es frustrierend zu merken, dass man wohl liest, aber nicht mal Lust hat zu kommentieren, geschweige zu rezensieren.
(bis auf treue Ausnahmen, welche ich mal herzlich grüße!)

Und da hast du Recht, es einfach zuviel für eine Werkstatt.
Allerdings gibt es noch andere Möglichkeiten, wie Dauerbrenner oder Sonstiges. Früher war der 'Dauerbrenner' sehr gefragt, aber aus irgendwelchen Gründen kommt hier nicht mehr viel.
Wahrscheinlich wird es manchen zu viel, viele Teile dort zu lesen.

Da macht sich doch die Werkstatt besser, hier überschlagen sich die Geschichten von vielen Usern, das ist interessanter, kurzweiliger.
Und in langen Erzählungen kann nicht immer die Aktion in jedem Teil hochgehalten werden. Das passiert auch in keinem Bestseller, es wird immer Phasen geben, welche neue einleiten müssen. Manchmal dauert das und muss auch, wenn der Leser verstehen soll, wohin die Postkutsche fährt.

Diese Erzählungen mit den vielen Teilen, gehören darum auch nicht hierher. Und ob er nun knauig wird oder nicht, Moses hat das angefangen mit 7.0. Stimmt doch Alter? Smile 2007, nach dem siebten Teil einer langen Geschichte von mir, hat er mir empfohlen, mich in den Dauerbrenner verschieben zu lassen. Kein Problem, zu dieser Zeit kamen noch über 40 Teile dazu mit hoher Beteiligung. Habe ich später löschen lassen, nachdem ich merkte einen Roman zu schreiben.

Wie es jedem Recht machen? Vor zwei Jahren wurde die Form des Forum schon mal reformiert. Ich weiß auch nicht.

Hardy
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madrilena
Klammeraffe

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Beitrag24.08.2012 23:25

von madrilena
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Hallo Hardy Du willst also weiterhin das Risiko eingehen, lange Texte in die Werkstatt zu stellen (siehe die Fortsetzung Deines Rentnerthemas) Ich hatte also mit meinem Eindruck, dass man eher keine durchgehend langen Texte bringen soll, Recht.

Aber wenn ich in das andere, von Dir genannte  Forum Dauerbrenner  gehe, wird dort klar und deutlich erklärt, dass es sich um Erstlings"werke" handeln soll. Also gibt es, falls man schon ein bisschen länger schreibt, kein anderes Forum als die Werkstatt.

Man kann natürlich sagen, du hast schon veröffentlicht, für was brauchst du noch Meinungen und Kritiken von anderen zu deinen Texten? Das erinnert mich an Lothar Schöne, den "Begründer" unserer Schreibwerkstatt und vor allem Schriftsteller (das jüdische Begräbnis), der einmal sagte, man müsste ganz energisch einen Schlussstrich bei seinen Texten ziehen, nach denen man nichts mehr ändert, denn - und das ist das Problem - dann würde man ständig ändern, weil einem immer wieder etwas Neues, etwas Anderes, etwas Schreibwürdigeres einfallen würde.

Das ist doch eigentlich der Grund, warum man hier die Kritik und die Kommentare möchte - natürlich ändert man weder sein Thema, noch lässt sich total in seinen eigenen Stil reinfunken, es geht um Kleinigkeiten, die vielleicht wichtig sein können und die man selbst übersehen hat.
Na ja, wie dem auch sei, ich weiß nicht, ob ich weiterhin eigene lange Texte hier reinstellen werde.
Bis bald
madrilena


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Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
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Murmel
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Beitrag25.08.2012 02:45

von Murmel
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Eines der Hauptprobleme, die ich mit langen Fortsetzungsgeschichten habe, ist oftmals der Eindruck, dass die Kritik zwar gerne angenommen wird, aber sich nichts ändert, falls es essentielle Kritikpunkte gibt. Das mag zwar ein falscher Eindruck sein, führt aber zu einer gewissen Müdigkeit. Dazu kommt die Frage nach dem Warum. Warum im öffentlichen Teil eine Gesamtstory veröffentlichen, oder auch wesentliche Teile davon.

Von daher bin ich für das Einsetzen einer AG bei längeren Werken. Da ist die Mehrteiligkeit gegeben, der Eindruck der Gemeinschaftsarbeit ist stärker. Ok, im Klartext, ich bin gegen Mehrteiler in den Werkstätten aus einer Reihe von Gründen.

Zur Story selbst: ich findezuerst  keinen rechten Einstieg. Der Prolog, den du ja weglassen willst, schwächelt am Grund, warum ich mich mit der Person beschäftigen soll. Kapitel 1 schafft das schon besser, trotzdem reicht mir das schon für eine Werkstatteinstellung.


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madrilena
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Beitrag25.08.2012 04:11

von madrilena
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Hallo Murmel - danke für die Antwort. Ich bin vielleicht noch zu neu hier, um, was die Werkstatt angeht, irgendwelche Vorschläge den Verantwortlichen des DSFs zu machen. Vielleicht könnte eine entsprechende Anregung von Teilnehmern wie Dir kommen, die schon lange hier angemeldet sind.

Zu meinem neuen Roman. Dank der sehr objektiven Kritik hier und eigener Erkenntnis habe ich den Prolog völlig gestrichen und habe mit dem 1. Kapitel angefangen. Ich bekam sehr hilfreiche Kommentare zu diesem ersten Kapitel und teils auch zu den folgenden.  Vielleicht ist es ein Fehler, das entsprechend verbesserte Kapitel dann nicht mehr reinzustellen, aber ich dachte, das nochmalige Reinstellen  sei einfach zu viel Text.  Das werde ich ab sofort ändern, sollten also noch weitere Kommentare zu irgendwelchen Fortsetzungen kommen, werde ich die verbesserten Texte doch eingeben.
Was den Prolog angeht, habe ich jetzt darum gebeten, ihn völlig zu streichen - wie ich es ja auch getan habe, damit er nicht eventuelles Interesse am Text von vornherein untergräbt.

LG madrilena


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madrilena
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Beitrag25.08.2012 04:15

von madrilena
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[quote="Murmel"]Eines der Hauptprobleme, die ich mit langen Fortsetzungsgeschichten habe, ist oftmals der Eindruck, dass die Kritik zwar gerne angenommen wird, aber sich nichts ändert, falls es essentielle Kritikpunkte gibt. Das mag zwar ein falscher Eindruck sein, führt aber zu einer gewissen Müdigkeit. Dazu kommt die Frage nach dem Warum. Warum im öffentlichen Teil eine Gesamtstory veröffentlichen, oder auch wesentliche Teile davon.

Nachtrag - ich befasse mich sehr intensiv mit allen  Vorschlägen, die zu meinem Text gemacht werden. Selbstverständlich nimmt man nicht jede Anregung an, aber viele ja, denn oft steht man seinem eigenen Text einfach nicht objektiv genug gegenüber. Warum der Eindruck entsteht, dass man die "Verbesserungen" ignoriert, habe ich versucht, in meinem vorherigen Beitrag zu erklären.  
madrilena


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Hardy-Kern
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Beitrag25.08.2012 17:01

von Hardy-Kern
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madrilena hat Folgendes geschrieben:
Hallo Hardy Du willst also weiterhin das Risiko eingehen, lange Texte in die Werkstatt zu stellen (siehe die Fortsetzung Deines Rentnerthemas) Ich hatte also mit meinem Eindruck, dass man eher keine durchgehend langen Texte bringen soll, Recht.
Na ja, wie dem auch sei, ich weiß nicht, ob ich weiterhin eigene lange Texte hier reinstellen werde.

Natürlich hast du Recht, aber ich bringe noch meine Geschichte zu Ende.
Mal sehen, wie es dann weitergeht. Das Problem ist: ich habe keine Kurzgeschichten, kann die nicht schreiben. Ich bekomme kein Fleisch drauf.  cry

Hardy
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madrilena
Klammeraffe

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Beitrag27.08.2012 22:30

von madrilena
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Hallo - ich möchte dieses und noch zwei andere Kapitel hier reinstellen. Wer Lust hat und Zeit, kann mir ja mal eine Kritik schreiben. Es kommen noch die beiden hierauf folgenden Kapitel - dann nichts mehr. Es ist wahrscheinlich doch zu viel Stoff und sprengt den Rahmen der Werkstatt.
madrilena


15
Caroline stand am Fenster und starrte in den schon recht kahlen Volkspark hinüber. Es war ein grauer Tag – vom Horizont schob sich ein bleierner Himmel über die Landschaft. In der Ferne das Dröhnen eines Flugzeugs. Amelie saß in dem einzigen Sessel, den sie sich neben einer Couch angeschafft hatten, um-geben von gepackten Kisten.
„Caroline, so geht es doch nicht weiter. Wo ist dein Elan geblieben, die Vorfreude auf Berlin. Und wo das Glücksgefühl, etwas ganz Neues zu erleben?“
Amelie stand auf, trat hinter Caroline und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
“Was soll ich nur machen?“, stammelte Caroline. „Ich bin so enttäuscht, und… mir tut alles weh!“
Sie dachte immer wieder an das Gespräch mit ihrer Mutter, so als würde es gerade stattfinden. Dabei war es doch schon über anderthalb Monate her.
Leise sagte sie:  „Anderthalb Monate! Nie hätte ich gedacht, dass wir uns so lange nicht sehen, nichts voneinander hören würden.“
"Dann mach endlich Schluss mit diesem Schweigen zwischen dir und deiner Mutter. Nur du kannst das. Sie versucht, mit dir Kontakt aufzunehmen, aber du gehst weder ans Telefon noch an dein Handy. Und selbst als sie dich besuchen kam, hast du sie einfach rausgeschmissen“, schimpfte Amelie.
"Ist das so schwer zu verstehen?" konterte Caroline trotzig. "Wie lange belügt sie mich schon? Wahrscheinlich geht das mit Philipp schon sehr lange, und sie erzählt mir einfach nichts, hat kein Vertrauen zu mir!"
"Du siehst doch selbst, welche Katastrophe dieses Vertrauen ausgelöst hat", sagte Amelie. Ihr Tonfall wurde weich und sie streichelte Carolines Arm. "Schau mal, seit dem Kindergarten sind wir beide die besten Freundinnen. Wir kennen uns so lange und so gut, und ich erinnere mich doch noch daran, wie sehr du damals bei dem Tod deines Vaters gelitten, wie sehr du ihn vermisst hast und wie ungerecht dir das Leben erschien. Die vielen Tränen, deine Wut, deine Verzweiflung, und all unsere Gespräche, ich werde sie nie vergessen. Und deine Mutter? Meinst du nicht, dass deine Mutter genauso gelitten hat wie du?"
"Aber gerade deshalb kann sie Papa doch nicht einfach ersetzen und vergessen!" Carolines Stimme klang hart und verzweifelt.
"Wer redet denn von ersetzen und vergessen? Du tust das, nicht sie!"
"Amelie, ein anderer Mann verdrängt die Erinnerung an meinen Vater. Er wird in den Hintergrund treten und keine Rolle mehr spielen. Es wird vielleicht noch ab und zu ein Wort über ihn fallen, aber die neue, große Liebe mit Philipp wird meinen Vater ersetzen, das kannst du doch nicht abstreiten."
"Verdammt Caroline", die Freundin wandte sich ab und setzte sich auf die Lehne des Sofas. Das tat sie immer, wenn sie kurz davor war, die Wohnung zu verlassen, aber noch zu vertieft in ein Gespräch war. "Du bist doch kein Kind mehr. Du meinst, so-lange Lisa ihre Rolle als deine Mutter und Frau deines Vaters nach deinen Vorstellungen und Erwartungen erfüllt, kann sie sich deiner Liebe und Aufmerksamkeit immer gewiss sein. Aber ihr eigenes Leben darf sie nicht leben? Dann bestrafst du sie, indem du kein Wort mehr mit ihr redest?"
"Das habe ich nicht gesagt", erwiderte Caroline leicht gereizt. "Sie lebt doch ihr eigenes Leben, und das ganz gut. Es ging doch bisher auch ohne einen neuen Mann, weil sie Papa immer noch liebte. Sie selbst konnte sich niemanden anderes an ihrer Seite vorstellen. Das hat sie zumindest jahrelang behauptet. Alles gelogen!" Caroline sprach aufgeregt und schnell.
"Moment mal", unterbrach sie Amelie. "Meinst du, deine Mutter hätte sich als Frau mit deinem Vater begraben lassen sollen?" Amelie wunderte sich über ihre heftige Wortwahl, aber sie glaubte, ihre Freundin nur so zur Einsicht bringen zu können. "Acht Jahre sind seit dem Tod deines Vaters vergangen", fuhr sie fort, "und in dieser Zeit, die dir vielleicht zu kurz erscheint, die aber verdammt lang ist, hat sie keinen anderen Menschen in ihre Nähe gelassen, außer ihrer Tochter. Vielleicht sollte dich das eher neugierig machen! Wer ist dieser Philipp, dass er es fertig gebracht hat, deine Mutter aus ihrem Schneckenhaus zu locken? Oder bist du gar eifersüchtig?"
"Ach Quatsch Amelie, hör auf damit! Das hat mit Eifersucht gar nichts zu tun", wehrte Caroline vehement Amelies Verdacht ab. "Nur die Vorstellung, dass jemand anderes meine Mutter küsst, umarmt, mit ihr schläft... ein anderer Mann, dem sie 'ich liebe dich' ins Ohr flüstert. Ich mag mir die Bilder gar nicht vorstellen".
"Caroline, du tust deiner Mutter Unrecht, und ich glaube, dass du das weißt. Jeder Mensch hat ein Recht darauf zu lieben, und zwar nicht nur die Tochter. Vielleicht liegt deine Trauer eher daran, dass du dich noch gar nicht von ihr gelöst hast, gerade weil ihr durch den Verlust noch enger miteinander verbunden wart".
Amelie sprach ganz ruhig, während sie aufstand und nach ihrem Anorak griff. "Du warst die letzten acht Jahre immer der absolu-te Mittelpunkt im Leben deiner Mutter. Vielleicht befürchtest du, es könnte sich etwas an dieser Beziehung ändern, sie könnte dir ihre Aufmerksamkeit, ihre Zuwendung entziehen. Aber du weißt so gut wie ich, dass das absurd ist. Bevor du nach Berlin gehst, solltest du unbedingt mit ihr sprechen."
"Ich brauch noch etwas Zeit", erwiderte Caroline.
"Zeit? Wozu?" fragte Amelie, während sie den Reißverschluss der Jacke hochzog und sich einen Schal um den Hals wickelte. "Um dich an die neue Situation zu gewöhnen? Dann solltest du Phi-lipp unbedingt erst kennen lernen, um dir ein Bild von ihm zu machen. Oder meintest du noch mehr Zeit, um zu schweigen und deiner Mutter damit zu verstehen geben, wie sehr sie dich verletzt hat?"
"Musst du heute unbedingt zu diesem Termin?" fragte Caroline hilflos.
"Tut mir sehr leid, ich würde wirklich lieber bei dir bleiben, aber ich muss da hin. Vielleicht ist es auch besser so. Ich habe dir meine Meinung gesagt. Überleg's dir, ob du wirklich nach Berlin gehen willst, ohne vorher mit deiner Mutter zu sprechen. Du weißt ja, wo das Telefon steht und die Nummer deiner Mutter wirst du ja noch auswendig können“, fügte sie mit einem liebe-vollen Lächeln hinzu.
Caroline sah ihrer Freundin nach, wie sie die Wohnungstür hinter sich zuzog. Amelie war immer für sie da gewesen, und sie sehnte sich bereits danach, sie in ein paar Stunden wieder zu sehen, um mit diesem Durcheinander ihrer Gefühle nicht allein zu sein. Ihre Gedanken wechselten zwischen Wut, Traurigkeit und Hilflosigkeit. Wollte sie Lisa wirklich mit ihrem Schweigen bestrafen? Oder war sie mit der neuen Situation einfach über-fordert? Sie konnte ihrer Mutter ja schlecht sagen, wie sehr sie sich mit ihr freute, wenn dies nicht der Fall war. Es war ihr so elend zu Mute.
Wenn sie anrufen würde, müsste sie sich verstellen, und das konnte und wollte sie nicht. Im Gegenteil, am liebsten würde sie ihrer Mutter ins Gesicht schreien: "Wie kannst du mir so etwas antun?" Gleichzeitig musste sie sich eingestehen, dass ihr Verhalten völlig unangemessen war, und sie fühlte sich schuldig, was sie wiederum ärgerte.
‚Ich beweg mich ständig im Kreis! Ich halt das nicht mehr aus.’ In Gedanken setzte sie die abgebrochene Diskussion mit der Freundin fort: ‚Warum ich mehr Zeit brauche, Amelie? Weil in mir ein Riesendurcheinander herrscht. Weil ich erst mit mir ins Reine kommen muss, damit ich dann ein ehrliches Gespräch mit meiner Mutter führen kann. Das kann ich noch nicht!’
Sie beschloss, dass sie erst einmal nach Berlin fahren, sich in der fremden Umgebung, in der Wohnung und der neuen beruflichen Verantwortung einrichten würde. Und dann…?
Sie zog die Beine eng an den Körper und legte das Gesicht auf ihre Knie. Sie fror und war müde und selbst der Gedanke an Berlin und ihr Leben dort hatte seinen Reiz verloren.
'Mein Leben ist in Unordnung geraten. Warum nur musste Lisa diesen Philipp kennen lernen?' Und wusste –  zumindest vom Kopf her – dass sie mit ihren Vorwürfen zu weit ging. Konnte sie aber trotzdem nicht unterdrücken.
'Papa, was sagst du denn dazu?' hörte sie sich leise fragen. 'Du und Mama, ihr gehört doch einfach zusammen. Euch kann nichts und niemand trennen.'  
Es war dunkel geworden. Sie stand auf, ging zum Fenster und zog die Vorhänge zu. Dann suchte sie in ihrem CD-Schrank nach einer Musik, die ihrer Verzweiflung entsprach. Sie griff nach Ulysses Gaze von Eleni Karaindrou, wickelte sich in ihre Kuscheldecke und setzte sich auf den Boden mit dem Rücken zum Heizkörper. Bei der vierten Variation über Ulysses Thema fing sie hemmungslos an zu weinen.


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madrilena
Klammeraffe

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Beitrag27.08.2012 22:50

von madrilena
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Wie zuvor - für Kritik bin ich dankbar, falls jemand die Geduld und Zeit aufbringt.
madrilena

16
Kein Wort von Caroline, nichts von Philipp. Jeden Morgen lief ich immer noch voll Hoffnung zum Briefkasten. ‚Vielleicht hat sie, hat er mir geschrieben, wenn Gespräche so unmöglich sind.’ Doch nichts. Und enttäuscht kehrte ich in die Wohnung zurück. Das Telefon trug ich ständig bei mir. Aber es kam kein Anruf.
Ob ich noch einmal zu Caroline geh? Nein, ich lasse mich nicht mehr so abweisen wie vor Wochen. Sie kann mich doch nicht bestrafen, nur weil ich nicht nach ihren Vorstellungen leben möchte!’ Und immer wieder die verzweifelte Frage, die sich in mein Hirn bohrte: ‚Ob Caroline wirklich nach Berlin geht, ohne uns die Chance zu einem klärenden Gespräch zu geben’?
Und wie ist es mit Philipp? Ich wagte nicht, ihn anzurufen, wollte sein Schweigen respektieren und gleichzeitig hätte ich so gern gesagt: „Philipp, es ist nicht so, wie du denkst. Du bist keine Episode, es ist nur – ja, was ist es eigentlich?’ Ich hatte schon alle Argumente durchdacht, alle meine Ängste und fand mich oft einfach nur lächerlich mit meinem Wunsch nach Unabhängigkeit und  meiner Furcht vor einer neuen Bindung.
Oft saß ich auf der Ottomane, wo noch vor Wochen Caroline ihren Kaffee getrunken und wo danach diese schlimme Auseinandersetzung angefangen hatte. Und wo Philipp gesessen, wo sie gelacht und gesprochen, Pläne gemacht hatten, einfach nur erfüllt vom gegenseitigen Dasein.
‚Lukas, warum kannst du mir nicht helfen? Ich wollte ihnen doch nicht wehtun. Hätte ich bei Caroline schweigen, und bei Philipp meine Ängste unterdrücken sollen’?
Ich stand auf, lief im Raum hin und her: ‚Caroline, warum kannst du nicht einsehen, dass jede Liebe einmalig ist und dass ich deinen Vater, meinen Mann nicht verrate. Er ist ja nicht nur ein Teil deines Lebens, deiner Erinnerung. Er ist mein vergangenes Leben’.
Die aufkommende Sehnsucht nach Lukas schnürte mir die Kehle zu: ‚Begreif es doch, Caroline. Mein Mann ist tot! Nein, nicht meine Erinnerung an ihn, nicht die vielen tausend Augenblicke unserer Liebe. Die können mir niemals genommen werden. Die will ich doch auch gar nicht vergessen oder ersetzen, wie du es nennst. Lukas hätte nie erwartet, dass ich mich lebendig begrabe, weil er tot ist. Warum kannst du das nicht verstehen’.
Doch warum konnte ich selbst diese Gewissheit nicht leben? Lukas wäre mit Philipp ganz sicher einverstanden gewesen.
Ich spürte, wie ich die mühsam aufrecht erhaltene Beherrschung verlor.
Dieses Durcheinander der Gefühle verwehrte mir auch zu arbeiten. Mein Atelier mied ich – der Zugang zu meiner Kreativität war versperrt und noch weniger konnte ich dieses Erfülltsein empfinden, wie ich es immer bei meinen Arbeiten erlebt hatte.
Um dieser Trostlosigkeit zu entgehen, war ich oft ganze Tage unterwegs, lief durch den Volkspark ‚vielleicht macht Caroline dort auch einen Spaziergang’. Wenn ich abends nach Hause kam, war ich so erschöpft, dass sich in mir schließlich eine große Gleichgültigkeit breitmachte, verbunden mit einem Schuldgefühl Philipp gegenüber..
Trotz des kalten Wetters und des leichten Schneefalls wollte ich auch heute einen ausgedehnten Stadtbummel machen. Ich schaute mir in den Boutiquen die neueste Mode an, was mir normalerweise sehr viel Spaß machte. Heute war es nur langweilig. Ich wärmte mich bei einem Capuccino im neu eröffneten Café in der Lotharstraße auf, bevor ich wieder in die feuchte Kälte hinausging.
Ich überquerte die Große Bleiche, schaute mehr desinteressiert als neugierig die Auslagen der großen Buchhandlung an. Blieb plötzlich abrupt vor einem der Schaufester stehen.
Das ist es! In einem der Schaufenster verteilt lagen aufgeschlagene Bildbände mit atemberaubend schönen Fotografien, daneben Erfahrungsberichte und Reiseliteratur über die Wüsten der Welt. Und alles unter dem Motto: „Unterwegs am Rande der Unendlichkeit.“
Ich merkte, wie urplötzlich wieder Lebendigkeit in mir aufbrach, wie ich zitternd vor dieser großen Glasscheibe stand und dachte: ‚Ja, das ist es. Genau das möchte ich: Unterwegs sein am Rande der Unendlichkeit’.
Mit diesem Gedanken stürmte ich in die Buchhandlung. Ich schämte mich ein wenig meines Ungestüms, aber es hatte zumindest zur Folge, dass sich gleich drei Buchhändlerinnen um mich scharten. Wie im Chor klangen ihre Stimmen:  „Kann ich Ihnen helfen?“
„Ja…! Ja, das können Sie“, ich bemühte mich, meine Stimme wieder in die Gewalt zu bekommen, sie nicht zu euphorisch klingen zu lassen. „Ich möchte mir alle Bücher, die Sie über das Thema Wüste haben, anschauen.“
Eine der jungen Frauen, die mir am nächsten stand, fragte lächelnd: „Interessiert Sie eine ganz bestimmte Wüstenlandschaft?“
Erstaunt hörte ich mich, ohne zu überlegen, beinahe atemlos sagen:: „Ja, die Sahara“.  
Nur keine Zeit verlieren! Ich muss diese Bücher sehen, anfassen, in ihnen blättern, mich hineinlesen und vor allem, sie auch mit nach Hause nehmen.
Gleich im ersten Buch, das man mir brachte, waren es die dem ersten Kapitel voran gestellten Worte von Isabelle Eberhardt, die mich innerlich so aufwühlten, dass ich nur unter größter Anstrengung meine äußere Ruhe bewahren konnte. Gebannt las ich immer und immer wieder den kurzen Text: „Welch glückseliges Gefühl, eines Tages mutig alle Fesseln abzuschütteln, welche das moderne Leben und die Schwäche unseres Herzens uns unter dem Vorwand der Freiheit angelegt haben; sich symbolisch mit Stab und Bettelsack zu rüsten und fort zu gehen! Für den, der den Wert, den köstlichen Reiz der einsamen Freiheit kennt (denn man ist nur frei, solange man allein ist) ist der Aufbruch der mutigste Akt der Welt. Ein egoistisches Glück vielleicht. Doch für den, der es zu genießen weiß, ist es tatsächlich das Glück.“
Einsame Freiheit – welch ein Gedankenspiel! Und welch ein Widerspruch, wenn ich sie wirklich erstrebenswert fände. Ich wollte nicht einsam sein, ich weigerte mich innerlich, Freiheit mit Einsamkeit gleichzusetzen und dennoch spürte ich, dass ich diese hier geäußerten Gedanken nachempfinden konnte.
Wie um mir gleichzeitig zu beweisen, wie absurd diese Kombination von Freiheit und Einsamkeit ist, wünsche ich mir, dass  Caroline oder Philipp da gewesen wären. Wie sehr vermisste ich in diesem Augenblick die Beiden  Ich hätte sie so gern mit ihnen geteilt, diese auf mich einstürmenden Emotionen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Trotzdem wusste ich, dass Isabelle Eberhardt in diesen vier Sätzen all meine eigenen Empfindungen und Sehnsüchte gebündelt.hatte, die ich von Jugend an, ohne sie in Worte fassen zu können, in mir gespürt hatte,
Die Buchhändlerin trat neben die Couch, auf der  ich mich niedergelassen hatte und meinte: „Ich müsste wissen, wohin Sie in der Sahara wollen? Z. B. nach Tunesien, Marokko, Ägypten, Libyen oder noch woanders hin? Dann könnte ich das Thema besser einkreisen?“
Wieder antwortete ich, ohne nachzudenken: „Nach Marokko“. Es war mir völlig unklar, warum ich gerade Marokko nannte, und war mir doch mit einer Art traumwandlerischen Sicherheit bewusst, dass ich in diesem Augenblick den ersten Schritt für eine definitive Entscheidung machte.
Erst nach zwei Stunden verließ ich die Buchhandlung, beladen mit drei Bildbänden, einem Kulturreiseführer, einem Reiselesebuch und Lektüre über Wanderungen in der Wüste.
Verdrängt waren im Moment all meine persönlichen Probleme, ich war glücklich. Warum gerade heute diese Begegnung mit diesem Thema? War es vielleicht Bestimmung, dass ich erst in diese innere Krise hatte schlittern müssen, um einen völlig neuen, unendlich wichtigen Entschluss fassen zu können – ohne Rücksicht auf irgendwelche Bindungen? Oder war das eine Ausrede, die ich mir zurechtlegte, um mich eben nicht mit Caroline, mit Philipp auseinandersetzen zu müssen? Gleichzeitig fragte ich mich unsicher. „Soll das eine Flucht sein? Bin ich einfach nur feige und meine Absicht, diese Reise zu machen, bedeutete nichts weiter als das Vermeiden einer Konfrontation? Oder floh ich vor meinen Ängsten? Die Angst, Caroline und Philipp endgültig zu verlieren, aber auch die seit jeher in mir schlummernde Angst vor der Zukunft, vor dem Ende, vor dem Nachher und dem Wohin?  Aber was erwartete ich denn von diesem Aufenthalt in totaler Einsamkeit in einer mir völlig fremden Landschaft?  Eine Art Erleuchtung’? Trost? Oder gar eine mir bisher verborgene Gewissheit, dass nichts, absolut nichts in unserem Leben umsonst geschieht und sinnlos ist. Dieser Morgen berührte etwas in mir, das darauf gewartet hat, wahrgenommen zu werden.

Im Laufe des Abends breitete sich allerdings  meine Ratlosigkeit wegen Caroline und Philipp immer mehr aus. Was sollte ich machen? Musste ich beide nicht von meinen Plänen unterrichten? Es waren zwar erst Träume, aber ich war mir sicher, dass ich schon in den nächsten Tagen einen Weg suchen würde, diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Aber hatte ich ein Recht darauf, die Menschen, die mir am wichtigsten waren, völlig im Unklaren über diese Reise zu lassen. Und wenn sie mich suchten? Wenn sie sich sorgten?
Doch wenn sie von meiner Reise wüssten, bestünde dann nicht die Gefahr, dass sie versuchen würden,  mich unter allen Umständen von meiner Idee abzubringen?
‚Nimm dich doch nicht so wichtig, Caroline ist es im Augenblick völlig gleichgültig, was du machst. Und Philipp?
‚Ich weiß nicht, ich weiß gar nichts mehr, ich werde noch verrückt von diesem ständigen Hin und Her!’
Ich warf mich auf mein Bett – es war doch noch gar nicht so lange her, dass wir uns hier geliebt, dass wir das Gefühl gehabt hatten, zueinander zu gehören! Stimmt, aber ich habe dieses Zueinander zerstört. Wenn ich nicht rede, wird er es als weiteren, vielleicht noch schlimmeren Vertrauensbruch empfinden und dann gibt es kein Zurück, dann hat unsere Beziehung wirklich keine Zukunft mehr.
Ich setzte mich auf: ‚Ich werde ihm schreiben, aber er wird den Brief erst bekommen, wenn ich unterwegs sein werde.’
Der Gedanke schmerzte mehr, als ich es mir eingestehen wollte.
‚Trotzdem… diese Reise muss ich machen – ich fühle es einfach, wie wichtig diese Zeit für mich und mein zukünftiges Leben sein wird.’
Ich trat ans Fenster und blickte zum Dom hinüber. Es schneite noch immer – ich konnte plötzlich die Kälte spüren, obgleich es in der Wohnung angenehm warm war. Sie kroch meinen  Rücken hinauf, breitete sich aus. Ich schauderte: ‚Ob dieses Weggehen eine Entscheidung sein wird zwischen meiner Liebe zu Philipp und der zu meiner Tochter?
Trotzig begehrte ich auf: ‚Das eine hat mit dem andern gar nichts zu tun? Ich verlasse Caroline nicht, wenn ich Philipp liebe. Also brauch ich mich auch nicht zu entscheiden. Wie kann ich Caro das nur begreiflich machen’?
Ausgelöscht war das wunderbare Glücksgefühl, das ich seit dem Augenblick, da ich die Buchhandlung betreten hatte, empfunden hatte. ‚Caroline wird meine Pläne erst recht nicht verstehen, wenn ihr irgendein Verstehen überhaupt noch wichtig ist’.
Das viele Grübeln und Fragen, ohne Aussicht auf Antwort hatte doch keinen Sinn. Besser, wenn ich mir mal überlege, wie ich mir den sachlichen Ablauf dieses Abenteuers vorstelle.  
Ich musste herausbekommen, ob es ganz kleine Reisegruppen gab, die sich nach Marokko aufmachten und ob ich mich, dort angekommen, von der Gruppe trennen konnte.
‚Und was willst du dann allein? Na ja, allein werde ich eh nicht unterwegs sein. Trotz meiner Berufserfahrung, war ich mit den Gegebenheiten dieser Landschaft völlig unerfahren’ Ich erinnerte mich der beiden Reisen, die ich als Reiseleiterin nach Marokko vor Jahren unternommen hatte, aber dieser Aufenthalt galt den  Städten Fes, Marrakesch oder Casablanca, den  Kasbahs und Oasen. Ich musste lachen, als ich mich daran erinnerte, wie wenig Enthusiasmus es von Seiten der Reiseteilnehmer für eine Exkursion in die Wüste gegeben hatte.
Diesmal würde es um etwas ganz anderes gehen. Orte waren nicht wichtig, obgleich mich damals Fes, Mekmes oder Marrakesch begeistert hatten.
Ich überlegte und merkte, dass ich schon längst innerlich beim inneren Umsetzen meines Planes angekommen war. Es muss doch einheimische Reiseleiter geben, die sich auf solche Einzelwanderungen spezialisiert haben. Vielleicht sogar einen Tuareg, der mir die Möglichkeit gibt, ganz allein die ersten Schritte in dieses Erlebnis zu machen?’
Ich schaute mich nach einem Versteck für die Bücher und Bildbände um, niemand sollte sie finden, bevor ich aufgebrochen war. Dann hielt ich inne – wer sollte sie suchen? Ich war allein, völlig allein. Philipp wird nicht kommen, wird vielleicht nie mehr wiederkommen und Caroline wollte den Bruch zwischen uns. Niemand wird  also danach fragen, was ich für Pläne habe.
Ich hatte mich noch nie so allein gefühlt.

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Beitrag28.08.2012 09:26

von madrilena
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Guten Morgen - das ist jetzt der letzte Auszug aus meinem nächsten Roman. Ich möchte nochmals betonen, dass ich alle Anregungen und Kritiken sehr ernst nehme, sehr genau prüfe, einbaue usw., aber den dementsprechend verbesserten Text nicht noch einmal reinstelle, weil ich das einfach zu viel finde.

Fortsetzung

17
Unschlüssig drehte ich den kleinen Umschlag hin und her, dann bemerkte ich den Absender: ‚Amelie`. Zitternd riss ich das Couvert auf. Was… warum Amelie? Ich nahm all meinen Mut zusammen, bemühte mich zu verstehen, was da auf dieses Papier gekritzelt war, las den kurzen Text - fassungslos: „Caroline ist nach Berlin. Lass deiner Tochter noch ein wenig Zeit. Sie kommt zurück, da bin ich mir sicher.“
Nein! – Nein, das hast du nicht gemacht! Caroline, das kann nicht sein, das kannst du mir nicht antun, warum bestrafst du mich – ich kann dich doch nicht so verletzt haben – nur weil ich leben möchte!
Wieder und wieder las ich die paar Zeilen, innerlich schreiend. Unentwegt in meinem Kopf Fragen: 'warum bist du gegangen. Einfach so! Warum hast du uns noch nicht mal die Möglichkeit eines Gesprächs gegeben? Ich fasse es nicht, bitte, erklär es mir!' Ich spürte, wie mir Tränen übers Gesicht liefen. ‚Warum reagierst du so unbarmherzig? Du kannst  doch nicht vergessen haben, wie wichtig du für mich bist. Und ich habe mir immer eingebildet, ich wäre es auch für dich. Wie lange wird es dauern, dieses „lass deiner Tochter noch ein wenig Zeit“?  Caroline, hast du mich wirklich aus deiner Zukunft ausgeschlossen, nur weil du nicht einsehen willst, dass ich als deine  Mutter auch ein Recht auf ein eigenes Leben hatte?’
‚Was habe ich falsch gemacht? Warum habe ich nicht meinen Stolz überwunden und bin nochmals zu ihr gegangen?’
Ich sank auf die Ottomane, stützte den Kopf in beide Hände, der kleine Brief war heruntergefallen, ich bückte mich nicht danach.
Überdeutlich wurde mir plötzlich bewusst, wie zurückgezogen ich in den letzten Jahren gelebt hatte. Da war mein Kind, war mein Beruf – keine Freundinnen, keine Eltern – der frühe Tod meiner Mutter und vor 13 Jahren der tödliche Autounfall von Vater. Ich war genauso ein Einzelkind wie Caroline. Und auch der Beruf hatte an diesem Alleinsein wenig geändert – ich war Reisende und hatte oft gedacht, das ist genau der richtige Beruf für mich. Eine Reisende, die irgendwo ankommt, aber nie verweilt, die ihren Weg zwar kannte, aber nie ein inneres Ziel erreichte. Außer wenn ich wieder nach Hause kam. Und um dieses Zu-Hause hatte ich obendrein immer eine Grenze gezogen, die nur Caro überschreiten durfte.  Und nun.?
Ich spürte, wie erschöpft ich war. Die letzten Wochen, die vielen Fragen und Zweifel, die inneren Auseinandersetzungen hatten Kraft gekostet, viel Kraft.
Ein Schmerz – schlimmer als jede Geburtswehe – fuhr durch meinen Körper, durch die Gedanken. Erinnerungen tauchten auf, angefüllt mit kleinsten Bildern, Szenenfetzen, Augenblicken und Gerüchen. Aber auch mit Schatten und Selbstvorwürfen, denn wie oft hatte gedacht, als Mutter zu versagen.  
Momente wie uralte Fotografien fielen mir ein: Damals, als ich ihr das Kuscheltier ausgeredet hatte. Jede Nacht schlief sie mit diesem kleinen zerdrückten Pinguin ein – er hatte sie getröstet, wenn sie krank war, mit ihm hat sie geredet, wenn sie wütend auf mich war. Ich hatte mich vor lächerlichen Bakterien gefürchtet, die Caroline infizieren könnten, und den traurigen Ausdruck in den Augen meines kleinen Mädchens bewusst übersehen.
Der erste Tag im Kindergarten, wie jämmerlich hatte das Weinen der Kleinen den Weg bis dorthin begleitet. So viele Fenster waren aufgegangen und Stimmen hatten trösten wollen „Carolinchen, du kommst doch bald wieder heim“ – „Carol wein nicht“! Noch immer sah ich den kleinen dicken Bistrobesitzer vor mir, der der Kleinen beruhigend übers Haar gestrichen hatte.
Ich war so überzeugt davon, dass Caroline den Kontakt mit anderen Kindern brauchte und hatte nicht spüren wollen, dass sie  nur bei mir sein wollte, in meinem Schutz, geborgen in der Wärme meiner Nähe.
Und wie oft habe ich zu ihr gesagt, 'ich habe gerade keine Zeit’! Im Nachhinein ein kaum nachvollziehbarer Satz, denn was war wichtiger, als für das Kind, für seine vielen Fragen, seine  Spiele und Kümmernisse Zeit zu haben?
Es hielt mich nicht mehr auf der Couch, ich stand auf, lief im Raum hin und her, versuchte mich vor mir selbst zu rechtfertigen. Ich war nicht vollkommen, aber wer ist das schon. Hat Caroline wirklich so viel vermisst? Das glaub ich einfach nicht. Wir hatten ein so inniges, liebevolles Verhältnis. Stimmt, aber nur solange, wie Caro sich sicher sein konnte, dass neben ihr niemand mehr existierte, der der Mutter hätte wichtig sein können. Niemand, der die Mutter liebte und eventuell Ansprüche an sie stellen würde.
Ich nahm das große Bild von Caro vom Bücherschrank, strich sanft  über das Glas, wünschte mir, es möge das Gesicht meines Kindes sein und war ratlos wie nie zuvor.
Was sollte ich nur machen, wie reagieren? Gab es wirklich nur das Warten? Oder soll ich einfach nach Berlin fahren? Unmöglich – mir waren Grenzen gesetzt worden, die ich nicht ohne das Einverständnis meiner Tochter überschreiten durfte. Dazu habe ich kein Recht!
Aber, verflixt noch mal, welches Recht habe ich denn überhaupt? Ich darf mich nicht in das Leben meiner Tochter mischen und habe gleichzeitig auf ein eigenes zu verzichten. Das kann es doch nicht sein! Ich starrte auf die Fotografie – immer hatte sie mich begleitet – jedes Jahr wurde das Bild ausgetauscht – aus dem kleinen Mädchen war eine junge, wunderschöne Frau geworden. Und jetzt war sie gegangen – ohne ein Wort, einfach so.
Mein Blick schweifte im Zimmer umher und blieb an dem Bildband über die Sahara auf dem Couchtisch hängen. Entschlossen  dachte ich: ‚Ich geh – ich werde mir eine Auszeit nehmen und diese Reise machen. Unerreichbar für jeden. Ich lachte bitter auf: ‚Wer will mich denn auch erreichen?’ und wusste gleichzeitig, dass ich ungerecht war. Philipp – er würde mich erreichen wollen und das ließ ich nicht zu.
Ich stellte die Fotografie wieder behutsam ins Bücherbord, ging rüber in mein Atelier, berührte die Figur der Knienden, erinnerte mich Carolines Stimme, ihrer Erklärungen zu dieser Arbeit.
Das ist doch erst so kurze Zeit her! Ich rang nach Fassung, flüsterte:  ‚Hör auf. Das ist alles sinnlose Quälerei, mit der du die Situation auch nicht änderst.  Irgendwann wird es vielleicht wieder anders sein. Möglicherweise – wenn  Caroline in Berlin wirklich erwachsen geworden ist.
Ich ging von einer Arbeit zur anderen, rückte die Statue des Vogels zurecht, wischte mit dem Finger über die staubige  kleine Katze, blieb bei dem weißen Macael stehen, in dem noch tief verborgen mein Traum von der Trilogie ruhte, die ich nach meiner Rückkehr schaffen wollte. Der Kokon, Leben beschützend, die Larve neugierig und ängstlich zugleich und dann der Schmetterling, schwerelos davonfliegend.
Und in diesem Augenblick wusste ich, dass weder mein Zerwürfnis mit Caroline, noch meine Angst vor einer festen Bindung an Philipp die Gründe waren, warum ich gehen wollte. Es war etwas, das schon immer da gewesen war –  fragend und doch die Antwort fürchtend. Ängste, die mich seit jeher erfüllten, die schon das Kind quälten, auch wenn mir nie wirklich klar war, was da so verzweifelt in mir bohrte. Bilder, die immer wieder auftauchten – manchmal schrill und alarmierend, dann wieder resignierend, traurig, ausweglos. Die Erinnerung an das kleine Mädchen. es steht am Bett der toten Mutter. Starrt erschreckt auf die skelettartigen Hände. Die leeren Augen. Den leicht geöffneten Mund. Lautlos der Schrei: Mama, wo bist du?
Aber immer auch der Wunsch, davon zu laufen, sich nicht stellen zu müssen, vor diesen Vorstellungen, Bildern, Erinnerungen zu fliehen.
Vor Monaten hatte ich versucht, diese Ängste Philipp zu erklären und gleichzeitig befürchtet, dass er mich nicht wirklich verstehen würde. Er war sich so sicher, hatte Vertrauen in eine Zukunft, sogar Vertrauen in den eigenen Tod, der für ihn nie mit Angst verbunden war.
Und  ich?  Immer diese atemlose Panik vor dem Nichts; vor der Unvorstellbarkeit, eines Tages einfach nicht mehr zu sein. Seit jeher hatte ich meine Lebensfreude mit meiner Todesangst erstickt. Und sehnte mich doch so nach Lebendigkeit. Dennoch konnte ich mich nicht dagegen wehren, dass sie überschattet war von dem ständigen Gedanken – vielleicht gibt es die nächste Stunde, den nächsten Tag nicht mehr. Das war krank, das vergiftete jedes aufkommende Glücksgefühl.
Aber woher nahm ich die Sicherheit, dass ich durch mein Fortgehen zu einer Lösung kommen könnte?  Ich weiß es nicht, ich kann dieses Empfinden nicht erklären. Ich weiß ja auch nicht, was mich in die Wüste zieht, warum ich gerade diese Landschaft ausgesucht habe. Vielleicht weil sie so unerbittlich ist? Weil sie keine Flucht, kein Ausweichen zulässt? Ich muss, ich will Antworten finden. Antworten? Nein – es ging um Vertrauen, vielleicht um Glauben.  
Ist die Wüste, die Leere und Einsamkeit dieser Landschaft, das stete wortlose Vor-sich-hingehen ohne irgendeine Ablenkung nicht genau die Umgebung, die von mir eine Entscheidung fordert, um überleben zu können?  
Mir fielen die trostlosen Zeilen des Gedichts ein, das Philipp vor wenigen Tagen erwähnt hatte: „Denn da ist Nichts! Verscharrt wie ein alter Hundeknochen Weggeworfen, begraben, die Leere hat über die Träume gesiegt“. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass die Leere  über meine Träume siegen würde.
Entschlossen verließ ich das Atelier. Das Geräusch, als ich die Tür hinter mir schloss, hatte etwas Endgültiges. Ob das was zu bedeuten hat?.
Ich ging ins Wohnzimmer, öffnete weit das Fenster, der wässrige, viel zu frühe Schnee hatte Regen weichen müssen,  und es war mir, als könnte ich jeden Tropfen hören, wie er auf die letzten langsam fallenden Blätter fiel. Ich dachte an Caroline und an Philipp und fühlte mich nicht mehr schuldig. Vielleicht würden sie die Mutter und die Geliebte eines Tages verstehen, aber wirklich wichtig war das für meine Entscheidung nicht mehr.
Danach griff ich zum Telefon, und wählte  die Nummer des Ayadi Serail Reisebüros.
Als ich vor Tagen nach einem Reiseveranstalter für Marokko gesucht hatte, war mir dieser Namen aufgefallen. Klangvoll, Geheimnis versprechend und sehr fremd. Und genau diese Vorstellungen, die ich mit dem Namen verband, erfüllten sich schon beim ersten Kontakt. Ich freute mich, als sich eine  Frau Ayadi gemeldet hatte, über ihre warme, etwas raue Stimme. Frau Ayadi versuchte auch nicht, mich gleich zu irgendwelchen Unternehmungen zu überreden. Etwas unsicher hatte ich ihr davon gesprochen, wie ich mir diese Wüstenwanderung wünschen würde und bei der Reaktion von Frau Ayadi gespürt, dass ich verstanden wurde.
Sie nahm mich in die Kundenkartei auf, und seither bekam ich Unterlagen für verschiedene Touren zugeschickt.
Außerdem gab es häufige Anrufe, vor allem als Frau Ayadi zugab, selbst einmal eine solche Tour gemacht zu haben. Lachend hatte sie erzählt:  „Damals habe ich meinen Mann kennen gelernt. Er war der Reisebegleiter, der mir von dem vorherigen Besitzer dieses Büros empfohlen worden war. Es war vom ersten Tag an ein seltsames, wortloses Verstehen zwischen uns. Gesucht hatte ich so etwas nicht, die Begegnung aber als Schicksal angenommen und noch keinen Augenblick bereut.“
Beim letzten Anruf hatte sie mich gefragt:  
„Wie haben Sie sich eigentlich auf diese Tour vorbereitet?“
Etwas verwirrt hatte ich gefragt: „Wie meinen Sie das? Körperlich? Geistig? Seelisch?“
„Vor allem körperlich! Wie Sie sagten, sind Sie ja nicht mehr die Allerjüngste!“
Das war wohl wahr, also zählte ich auf, wie ich mich fit hielt.
„Ich bin, seit ich in Mainz wohne, in einem Fitnesscenter. Allerdings bedeutete  es, wie schon der Name sagt, nur sich fit zu halten. Aber seitdem ich mir vorgenommen habe, diese Herausforderung einer Wüstenwanderung anzunehmen, habe ich das Programm erweitert. Ich laufe jeden Tag wenigstens zwei Stunden, ich mache seit Monaten ein Krafttraining und bin in einer Gruppe für besondere Atemtechniken, mehr fällt mir gerade nicht ein.“
„Ich glaube, Sie sind gut vorbereitet“, versicherte mir Frau Ayadi, angesteckt von meiner Begeisterung, die schon aus meiner Stimme klang. „Sie hören in den nächsten Tagen von uns, denn im Herbst ist die beste Zeit für ein solches Unternehmen. Oder Sie müssten bis zum nächsten Frühjahr warten.“
„Nein, auf keinen Fall“, erwiderte ich schnell und stimmte in das Lachen von Frau Ayadi ein, als diese meinte: „Das konnte ich mir, so, wie ich Sie bisher kennen lernte, auch nicht vorstellen.“ Nach diesem Gespräch wünschte ich mir, diese Frau persönlich zu treffen.
Während ich die Nummer wählte, dachte ich noch einmal über die Frage nach dem Zeitpunkt nach. ‚Worauf eigentlich noch warten? Fürchte ich mich vor der Herausforderung? Je länger ich die Reise verschiebe, desto schwieriger wird der Weg für mich, den ich mir vorgenommen habe‘.
Als sich Frau Ayadi meldete, fragte  ich nur: „Wann kann es losgehen?’
„In einer Woche“, war die ebenso knappe Antwort auf meine Frage.


_________________
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1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
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