Ingeborg Bachmann-Preis

[Hardy-Kern]

Die Tage der Preisverleihungen in Österreich sind wieder angebrochen und morgen mit der Krönung vorbei. Deutschsprachige Literatur steht auf dem Proramm. Der "Ingeborg Bachmann"- Preis wird wieder verliehen.

Zufällig hatte ich eine Lesung, des Andreas Stichmann gesehen und gehört.
Schreibe das nur, weil mir auffiel, wie so ein junger Mann so ein undurchsichtiges Zeugs in die Endphase eines so bedeutenden Wettbewerbs bekommt. Die Monotonie seines Vortrages ließ mich fast schlummern und den Zuhörern erging es wohl ähnlich.

Scheint vieles Geschmacksache und Glück zu sein, so eine Chance zu erhalten. Das war einfach zu wenig. Mal sehen wer gewinnt?

Hardy

[EdgarAllanPoe]

Es gab viel Mittelmäßiges, aber auch Unterschiedliches, wenn man mal von den auffällig vielen Tiergeschichten absieht. Ein anderes Oberthema ist wohl die Jugend, die in meinen Augen Cornelia Travnicek am besten umgesetzt hat mit ihrem Romanauszug, der zwischen einer Sommeridylle und den Einbrüchen schwankt, die das Kindsein enden lassen (alzheimerkranker Vater, der Tod des Rehs auf der Straße). Aber es gab auch Missratenes, wie heute Mittag die Erzählung von Isabella Feimer: Sadomasokitsch mit "Schlagerpoesie"-Einschlägen. Es war eine Qual, dem zuzuhören. Mit einigen Beiträgen wird man sich noch beschäftigen müssen, z. B. mit dem sprachverspielten und verschrobenen Text von Sabine Hassinger, der ist beim Zuhören einfach an mir vorbeigerauscht, weil ich ihm schlichtweg nicht folgen konnte, oder mit Matthias Senkels Satire, die einerseits fragmentarisch ist, aber auch beweist, dass der Autor auf sehr engem Raum mit vielen Themen (Schreibblockaden, Finanzkrise, historischen Ereignissen)  spielen kann.

[Annidivini]

Klagenfurt, seltsamer Name: eine Furt durch einen Fluss von Klagen? Geklagt wird viel: Schwangerschaftsmühsal plagt junge Autorinnen, die Architektenkinder erwarten und nicht wissen wieso und warum und ebendies ausführlichst nichtssagend darstellen...

Genug gelästert. Ich habe gerade in die diesjährige Tour de Literature in 3sat reingeschaut und fiel nach etwa 10 Minuten in einen  seltsam bebilderten Mittagsschlummer, hervorgerufen durch die monotone wienerisch weinende Vortragsweise eines eh schon wenig mitreißenden Textes von Nadine Kegele. Schamhaare wirbeln in einem Badezimmer mit Blick auf nackte Busen am Strand... Ich wachte erst wieder auf, als die Jury anhob zu klagen: "Text ohne Ziel, verunglückt, unverständlich" und in höchsten Tönen zu loben: "poetisch, im Kontext zu sehen, ein Beitrag zur Kinderlosigkeit unserer Zeit"...

Ich muss sagen, die völlig unterschiedlichen Kritiken zum Text sind noch das Beste an dieser Veranstaltung, Literatur-Comedy vom Feinsten. Als Pausenclown dann Peter Handke, der gar nicht interviewt werden wollte und es dann auch tatsächlich schafft, mit vielen Worten nichts zu sagen.

So, es geht weiter, jetzt kommt Verena Güntner aus Ulm dran. Ich habe die Worte "Scheiße" und "Kotzen" gehört, scheint spannend zu werden  

Und das Schönste am Lese-Wettbewerb: Er lässt die Hoffnung wachsen, dass man es mit seinen eigenen Texten schaffen könnte. Nein, nicht Klagenfurt, sondern Leser finden, die das lesen mögen, was man schreibt.  Sooo schlecht ist das vergleichsweise nicht  

LG
Gerhard

[Hardy-Kern]