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Gast
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18.07.2012 12:21
von Gast
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Hallo Wolfsblume,
mit deinem Text stimmt trotz guter Ansätze noch vieles nicht, scheint mir. Hätte ich ihn nicht hier im Forum gelesen, sondern "in freier Wildbahn", wäre gleich nach dem ersten Absatz Schluss gewesen ... Ich versuche mal zu zeigen, was mich stört.
Die Regentropfen fielen vom Nachthimmel als erbarmten sie sich der Welt, meiner Welt voller Grauen, Qualen, Schmerz; sie trommelten auf den trostlosen Asphalt der Straße.
Ich glaube, vor "als" muss ein Komma ... Danach ist die Frage, ob du "Welt" unbedingt doppeln musst. Wenn du meinst: Ja, wäre es ein Gedanke, das Wort kursiv zu setzen, um die "Vergenauerung" deutlicher hervorzuheben?!
Nach der dreigliedrigen Aufzählung würde ich eine längere Pause einschieben, also vielleicht "Schmerz; sie ..." "landeten trommelnd" finde ich schwach, weil die genaue Beschreibung "trommeln" die ungenaue "landen" ergänzt - lass die Tropfen doch "trommeln" und schmeiß das "landen" einfach raus?! Das du "Straße" um "asphaltiert" ergänzt, ist schräg / überflüssig; ich glaube, jeder denkt sich eine "Straße" ohnehin asphaltiert. Du könntest es anders ausdrücken, "den trostlosen Asphalt der Straße"?!
"Die Regentropfen fielen vom Nachthimmel, als erbarmten sie sich der Welt, meiner Welt voller Grauen, Qualen, Schmerz; sie landeten trommelnd auf dem trostlosen Asphalt der Straße."
Nur zur Verdeutlichung, wohlgemerkt. Wenn du das überprüfst, kommst du sicher zu anderen Folgerungen.
Danach wird es aber vor allem inhaltlich schräg.
- Blitze zucken nicht "krachend", sondern lautlos.
- Du kannst doch nicht eine "undurchdringliche Schwärze" aufrufen und im nächsten Satz eine "Straßenlaterne" und eine "weiß beleuchtete Wand"?!
- Das "Ich" kann nicht wissen, was "in der Ferne erschallt"; da ist es gerade nicht. Andererseits, wenn es "Donner aus der Ferne" hören soll, darfst du nicht "herannahend" schreiben; denn dann ist der Donner ja schon da, weil hörbar.
- Was für Schatten? Die können doch nicht einfach so auftauchen!
Am Schluss finde ich den Satzbau wieder ungelenk, da würde ich für mehr Zuordnung sorgen.
Also, nicht böse sein: Aber ich denke, du könntest durch gewissenhaftes Überarbeiten deines Textes, und da wirklich: Satz für Satz! noch eine ganze Menge mehr herausholen!
Gruß,
Soleatus
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Karin Leseratte
Alter: 46 Beiträge: 193
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20.07.2012 17:42
von Karin
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Hallo Wolfsblume,
ich hatte dir ja versprochen, noch mal einen Blick auf deinen Text zu werfen.
Zitat: | Das Klingeln war ohrenbetäubend schrill, nervtötend in jeglicher Hinsicht, und hätte wohl selbst den schläfrigsten Schüler aus seinem Schlummer gerissen. Insofern Frau Reineck nicht eh auf den reibungslosen Ablauf ihres Unterrichts erpicht gewesen wäre. |
Bei dem letzten Satz kann ich mir den Sinn nicht erschließen. Steht er in Zusammenhang mit dem vorigen Satz?
Zitat: | Schlafende Schüler schienen in ihrer Illusion von Welt nicht zu existieren. Allgemein, Widerspruch war eben eines dieser Wörter, die in ihrer Auffassung von Leben definitiv in die Kategorie „Verboten“ zu gehören schien. |
Die Wortwiederholung könnte man vermeiden. Außerdem ist mir nicht ganz klar, wie und warum der zweite Teil (Allgemein, Widerspruch etc.) mit dem ersten Teil zusammengehören soll. Schlafende Schüler widersprechen ja nicht.
Zitat: | Sie war eine dieser Menschen, die jene Art von Autorität, die sich der Erniedrigung anderer Menschen bediente, als anzustrebenden Lebensinhalt gewählt hatten. Vielleicht war sie deswegen Lehrerin geworden, obgleich sie sich als Brigadegeneral sicher auch bewährt hätte.
Frau Reineck war eine dieser Spezies von Mensch, die ihre verhältnismäßig geringe Körpergröße auszugleichen versuchte. |
Der erste Satz ist für meinen Geschmack zu kompliziert. Beim zweiten Teil der Beschreibung fängst du mit fast derselben Floskel an. Außerdem ist der zweite Satz für mich unvollständig.
Zitat: | Dem zugrunde zufolge eilte ihr mehr oder weniger glorreicher Ruf ihr an ihrer Schule meilenweit voraus. |
Kannst du bestimmt besser
Zitat: | In gewisser Hinsicht könnte man sich das Johannis-Gymnasium als eine Art Schachbrett versinnbildlichen. |
Kann man hier nicht einfach vorstellen schreiben? Oder ist das zu simpel?
Zitat: | Es gab die Führungselite. Und die Lämmchen, die blind folgten und zu Zeiten einem höher gestellten Zweck der Blutbank zum Opfer fielen. |
Ist das ein Vampirroman oder meinst du doch eher eine Schlachtbank?
Zitat: | Dementsprechend stellt es keine Verwunderung dar, dass das Kollegium in zwei Gruppen gespalten war, die sich wie bei der Jagd auflauerten, nach Beute lechzten und, sobald sie Blut geleckt hatten, zum ultimativen Kampf schritten. |
Der erste Satzteil hört sich für mich nicht nach gutem Deutsch an. Vielleicht geht: Es verwunderte niemanden, dass ...
Zitat: | Jedoch ohne zu wissen, dass sie bloß im Begriff waren, eine unbedeutende Schlacht in ihrem sinnlosen Dahin-Streben nach größtmöglicher Anerkennung zu beschreiten bestreiten. |
Diesen Satz würde ich dir gern um die Ohren hauen, liebe Wolfsblume. Ich weiß, dass du ihn genauso geschrieben hast, wie du ihn schreiben wolltest, aber ich bekomme davon Bauchweh. *Ich drück dich, gelle?!*
Zitat: | Um die beiden verfeindeten Gruppen näher zu beschreiben, die eine Seite stand unter strikter, fünfundzwanzigjähriger Führung Hessels, ein eigentlich längst pensionierter, glatzköpfiger Mann, dessen Führungsanspruch niemand in Frage zu stellen wagte. |
Der Satz ist ellenlang und dennoch nicht komplett, es sei denn du setzt vielleicht einen Doppelpunkt hinter den ersten Satzteil. Ich würde die Konstruktion aber lieber auseinander reißen.
Zitat: | Herr Hessels Interesse lagen in politischen wie historischen Debatten mit Herrn Früter, der, nicht sonderlich überraschend, ein Anhänger der anderen Gruppe war. Doch, im strikten Gegensatz zu Hessel, war er ein unbedeutender Nebenakteur im großen Gesamtschauspiel, dass die Lehrer wie eine Bühnenaufführung voller Eifer probten. Es mangelte ihnen leider an der Gewissheit Einsicht, dass ihr großer Auftritt nie stattfinden (zusammen) würde. Beizeiten (zusammen? aber ich finde, das Wort passt hier eh nicht) verschwand der ein oder andere Akteur von der Bühne. |
Zitat: | Zu anderen tauchte eine neue Akteurin auf. |
Mir ist klar, dass du hier den Bezug zu "beizeiten" herstellen willst. Das funktioniert aber nicht, wie du es dir gedacht hast.
Zitat: | Es war ein immer wiederkehrender Zyklus an Johannis, der einer jahrhundertlangen (Jahrhunderte? WOW) Tradition unterlag folgte, gestützt befeuert durch das Ritual des allzu simplen Prinzips, der gegenseitigen Nicht-Respektierung.
So mag es auch keine Absonderlichkeit darstellen, dass Hessel wie auch Früter wie gewohnt auf ihren Plätzen saßen, jeweils getrennt durch zwei leere Stühle zwischen sich. Hessels Stirn lag in Falten gekräuselt, während er definitiv nicht erfreut auf die Klausur seines Elferkurses blickte. |
Hm. Ich glaube immer noch, dass die Story spannend wird, aber ich muss dir ehrlich sagen, dass mir dein Schreibstil zu hochgestochen ist. Ich bin kein Fan von schwerer Kost, sondern eher ein Liebhaber der klaren Sprache. Ich mag es simpel, und mir persönlich fällt es sehr schwer, mal einen Satz über 15 Wörter zu schreiben. Vielleicht kannst du mir dabei ab und zu helfen, Wolfi?!
Du darfst auf jeden Fall weiter so wunderbare Satzungetüme bilden. Aber du musst bei deinen Konstruktionen unbedingt aufpassen, dass jeder einzelne Satz Sinn macht und auch noch die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Sätzen stimmen. Manchmal schreibst du einen schönen Satz und danach noch einen schönen Satz, aber die zwei wollen nicht so ganz zusammenpassen.
Lass den Kopf nicht hängen und nimm mir bitte nicht übel, wenn ich hier aussteige. Es fällt mir schwer, mich auf den Text einzulassen und ich habe immer das Gefühl, dass ich am liebsten ganz viel ändern würde. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir beide ganz ganz ganz verschieden schreiben.
Bleib auf jeden Fall dran! Du hast wirklich Talent!
LG Kaa
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Sean Gänsefüßchen
Alter: 74 Beiträge: 28 Wohnort: Rothaargebirge
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20.07.2012 20:53 Re: Prolog & 1. November: Vom Wintereinbruch und Johanni von Sean
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Hallo Wolfsblume
Du schreibt schon einen sehr erstaunlichen Stil, das haben schon andere gesagt, aberich möchte das bekräftigen. Um nicht nur zu loben, sondern etwas Substantielles beizutragen, habe ich drei Dinge anzumerken:
Was dem Schwimme das Luftholen, ist dem Schreiber der Punkt. (Habe ich gerade extra für Dich erdacht!) Manche Sätze wären kürzer viel stärker. Dann wirkt auch die Stilform eines überlangen Satzes (wenn es denn eine ist?) viel deutlicher.
Zitat: | Doch untergehen würde sie nicht, nicht heute Nacht, nicht morgen, vielleicht auch nie. Aber es wäre besser so, ein schnelles Ende, schmerzlos, so viel Ehre müsste vergönnt sein, selbst ihr. |
Der Erde? Ehre hilft ihr nicht! Ein schnelles, schmerzloses Ende ist eine Gnade.
Deine Metaphern sind manchmal etwas quer. Z. B.:
Zitat: | Es war ein Fehler, nachzudenken, zu träumen, die Realität holte mich mit einem Faustschlag ein, riss mich zurück in die Gegenwart. | .
Die Realität holte mich ein, wie ein Faustschlag. Jetzt haben wir einen bildhaften Vergleich. Wenn Du sagst "mit einem Faustschlag" (was ja möglich ist, wenn ein Träumer plötzlich eins drauf kriegt !), solltest Du nach Deinem Auge sehen, ob es dick wird
Zitat: | wie eine Vase in tausende und Abermillionen Teile? |
Wenn Dir tausende und abertausende zu gewöhnlich ist, so dass Du zu diesem Konstrukt im Zitat greifst, verschlimmbesserst Du das Bild. ... zersprang wie eine Vase in abermillionen Teile ist doch viel besser.
Aber dennoch - bemerkenswert.[/quote]
BG Sean
_________________
Alles braucht seine Zeit! Auch das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. |
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MSchneider Wortedrechsler
Alter: 30 Beiträge: 71
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02.08.2012 21:15
von MSchneider
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Schade, dass du, Wolfsblume, dich ohne große Worte aus diesem Thread verabschiedet hast, nur weil sich die Kritik an deinem Text gehäuft hat und du anscheinend nicht bereit bist, dich dieser zu stellen. Das kann ich nicht verstehen. Natürlich kannst du auch weiterhin der Ansicht sein, dass die Kommentare, die in die gleiche Richtung zielen wie der meine, keinen Gehalt bieten, aber aus bestimmten Gründen überhaupt nicht mehr zu reagieren ist nicht gerade die feine englische Art, glaubst du nicht auch?
Gruß,
MSchneider
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