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Ehrenrunde: Die Nominierungen für den Preis der Jury


 
 
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Bananenfischin
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Beitrag28.06.2012 20:53
Ehrenrunde: Die Nominierungen für den Preis der Jury
von Bananenfischin
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Die Jury, bestehend aus Maria, Murmel und den beiden Organisatoren sleepless_lives und Bananenfischin, hat sich ausgiebig beraten und nominiert die folgenden Texte (die Reihenfolge der Aufzählung ist zufällig) für den Preis der Jury:



1. Das Buch von Karin

Begründung:

"Das Buch" ist eine schlichte Geschichte, die glücklicherweise wenig erklärt und auch am Ende alles offen lässt. Ein junges Mädchen, schlaflos in der Nacht in einem Krankenhauszimmer, vermischt ihre imaginäre Welt mit der trostlosen Realität auf der Suche nach Antworten. Es wird nicht gesagt, warum sie dort ist, nur dass es "zu ihr eigener Sicherheit" (und möglicherweise ist auch der Migräneanfall eine Andeutung) und dass sie schon seit sieben Tagen hier ist.

Das Thema der Gefangenschaft ist mehrfach umgesetzt, gefangen im Krankenhaus, gefangen in der Schlaflosigkeit, gefangenen in dem Märchenbuch, das sie immer wieder liest, gefangen in ihren im Kreis laufenden Gedanken. Konsequent wird aus der Perspektive des Mädchens erzählt, wird dem Leser nicht der Blick von außen erlaubt, der vielleicht Aufklärung bringen würde. So lässt sich das Ende gegensätzlich interpretieren, die positive Variante nimmt an, dass wirklich "alles gut" ist, die Hauptfigur das nur nicht erkennt, in einer düsteren Variante, schweigt die Welt, ist nur weißes Rauschen, nachdem das Buch als unglaubwürdig, als kitschige Hohlform abgetan wurde.

"Ein Mensch ist immer das Opfer seiner Wahrheiten." (Albert Camus)

Stilistisch überzeugt "Das Buch" durch eine unbemühte, schnörkellose Erzählweise. Vieles wird nur angedeutet, nie etwas tot-beschrieben oder der Leser gegängelt mit Interpretationen. Der Einstieg ist originell und wird am Ende noch einmal aufgegriffen, erschöpft sich also nicht in seiner einführenden Funktion.

Es spricht einiges dafür, dass hier Meister Zufall geholfen hat und die Harry-Potter-Parallelen nicht nur wiedergeben, was im Kopf der Hauptfigur vorgeht, sondern auch ein wenig zu viel die Inspirationsquelle der Autorin sind. Doch der Text steht für sich und sollte so genommen werden, wie er unbegleitet daherkommt.



2. Außen am Fenster innen von Mardii

Begründung:

„Außen am Fenster innen“ ist ein doppelbödiger Text - mindestens. Einer, der bei jedem erneuten Lesen mehr Raum für plausible Interpretationen freigibt und dabei doch weiterhin so uneindeutig bleibt, dass jede davon möglich und unmöglich erscheint.

Zunächst erzählt der Protagonist aus der Ich-Perspektive, danach folgt ein zeitlicher Sprung und der Wechsel in die dritte Person. Konsequent, weiß der Protagonist doch beim Aufwachen nicht mehr „was er sei“.  Nicht wo, nicht wer, sondern was Es hat eine Depersonalisation stattgefunden, die im Folgenden, als die Handlung ins Absurde abzugleiten scheint, mehr und mehr Ausdruck findet bzw. ins Psychotische dekompensiert.

Kleine Fenster spielen in diesem Text eine Rolle; zu klein, um wirklich hinaus- oder hereinzusehen, zu klein, um zu entkommen. Nicht nur dieses Motiv wiederholt sich: Die Frau im Partycontainer, die wie ein „kleines Raubtier“ umherschleicht, kehrt als „kleine Raubkatze“ im Garten wieder. Die „grünen Scheiben ihrer Augen“ sind die des „Ding[s]“ im Bilderrahmen, gemalt von Ada.

In der ersten Hälfte wird ein Unglück - in einem Container eingeschlossene Kinder - vage angedeutet. Unklar bleibt, ob das Unglück ein persönliches ist, das durch die Behauptung „ihre Kinder“ möglicherweise verleugnet wird.  Fest steht jedoch, dass auch das Paar selbst gefangen von etwas ist, nicht miteinander reden kann, denn „Es ist überhaupt nichts geschehen.“ Ada ist ihrem Partner dabei aber letztlich voraus, sie malt, vielleicht als eine Form der Aufarbeitung, vielleicht als eine Loslösung vom Partner, „Bildchen von Tieren und kindlichen Dingen“, die der Protagonist nicht ertragen kann.

Man wird nicht fertig mit diesem Text - eine seiner größten Stärken.



3. Samstagmorgen von Flush

Begründung:

Geschichten, die die vermeintliche Innenansicht von Menschen, die unter Altersdemenz  oder Alzheimer leiden, zum Thema haben, sind eigentlich kaum noch zu ertragen, weil man das schon so oft gelesen hat und einem immer wieder die Klischees von einer glücklichen Jugendzeit um die Ohren geschlagen werden, in die der Demente sich zurückversetzt fühlt. Fast immer sind sie geschrieben von Autoren, die nicht unter Demenz leiden, sondern frisch, fröhlich und jung sind und manchmal nicht mal Erfahrungen mit dementen Menschen gemacht haben.

"Samstagmorgen" kann trotzdem überzeugen, weil es so anders ist, so unspektakulär. Am Anfang weiß man nicht genau, wo man sich befindet, es könnte auch eine Erziehungsheim für Jugendliche sein, und das ist gut, damit man das, was sich abspielt, nicht gleich unter einem an den Text von außen herangetragenen Blickwinkel sieht. Im Verlauf der Geschichte wird es allmählich klar, auch wenn die Perspektive der Hauptfigur nie verlassen wird. Und am Ende ist es nicht einmal Alzheimer oder die Altersdemenz und man wird sich bewusst, wie stark man von bestimmten Erzählmustern geprägt wird.

Die anekdotischen Beobachtungen in der Nacht sind gut gewählt und mit wenigen Worten beschrieben und enthalten sich glücklicherweise jeder Wertung und jeder Effekthascherei oder Sentimentalität. Der zweite Teil mit der auf der Bank neben der Tür auf den Bus wartenden Hauptfigur ist eindringlich und ein bisschen tragisch komisch zugleich. Der Herr Müller, der einfach nur ins Geschäft fahren will. Am Samstag. An zwei Stellen spielt der Text mit der Erzählhaltung, wenn die Hauptfigur sagt, dass sie etwas nicht weiß oder nicht merkt, und die Brüche charakterisieren seine ganze Lebenssituation.

Der Stil ist einfach, manchmal monoton. Aber könnte er überhaupt anders sein?



Der oder die Gewinner/-in des Preises der Jury wird  am Sonntag, dem 1. Juli 2012, um 15:00 Uhr bekanntgegeben.


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firstoffertio
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Beitrag28.06.2012 22:52

von firstoffertio
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Ich möchte auch Karin, Mardii und Flush zu ihrer Nominierung gratulieren!
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Mardii
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Beitrag29.06.2012 00:10

von Mardii
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ich seh wohl nicht richtig   Shocked

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Mr. Curiosity
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Beitrag29.06.2012 00:59

von Mr. Curiosity
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Na sowas. Glückwunsch auch von mir.

Überraschend, wie sehr Jury- und Publikumsmeinung auseinandergehen. Wieso eigentlich nur drei Nominierungen?


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Nihil
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Beitrag29.06.2012 01:29

von Nihil
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Ich hab lange überlegt, ob ich was dazu sagen soll oder nicht, und habe mich entschieden, das, was ich nach Bekanntgabe schon in vier PNs ausgetauscht habe, der Fairness halber auch öffentlich zu sagen. Natürlich möchte ich keine Gefühle der Autoren verletzten und ich schätze auch euch beide, aber: 
Diese Nominierungen sind für mich eine sehr große Enttäuschung. Ich hatte viel von der Jury erwartet. Schließlich war der anfängliche Grund für den Wettbewerb, gewagte, andersartige Literatur zu fördern, die sonst untergeht. Das hat meiner Meinung nach aber so gar nicht geklappt. Texte wie Lorraines Lady Penrose, lupus' Number 17 und Faos Raum sind interessante und experimentierfreudige Texte, die leider sowohl beim Publikumsentscheid als auch bei der Jury durchgefallen sind. Zu unrecht.
Warum ein Text – und da muss ich mich vorher nochmals bei dir entschuldigen, Karin, ich meine das wirklich nicht persönlich – mit Zaubersprüchen von Harry Potter und bisschen Lesephilosophie als einer von drei heimlichen Sternen des Wettbewerbs hochstilisiert wird, verstehe ich nicht. Noch dazu großspurig mit einem Camus-Zitat versehen. Auf diese Weise kann man alles loben, was in letzter Hinsicht auch den Autoren nicht gerecht wird. Mardiis Text hätte ich zwar auch im Verdacht gehabt, nominiert zu werden, aber viele hermeneutische Möglichkeiten allein steigern einen Text auch noch nicht.
Es mag jetzt übertrieben klingen, aber eigentlich bin ich fassungslos, dass ihr euren eigenen vielversprechenden Wettbewerb selbst so unterlauft.

Wie gesagt, ich habe überlegt, ob das hier der richtige Raum dafür ist – hauptsächlich weil ich nicht möchte, dass jetzt öffentlich über die Texte gestritten wird, was die Autoren unter diesen Umständen nicht verdient haben. Ich finde es aber ehrlicher und denke schon, dass es hier hingehört. Es geht ja vielleicht auch noch anderen so.

Es wurde gesagt, dass man die Jury bekanntgibt, wenn der Publikumsentscheid draußen ist. Würde mich interessieren, wer noch so dabei war. Natürlich nicht, um auf Ewigkeiten auf diese Personen sauer zu sein.
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sleepless_lives
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Beitrag29.06.2012 01:47

von sleepless_lives
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Nihil hat Folgendes geschrieben:
Es wurde gesagt, dass man die Jury bekanntgibt, wenn der Publikumsentscheid draußen ist. Würde mich interessieren, wer noch so dabei war. Natürlich nicht, um auf Ewigkeiten auf diese Personen sauer zu sein.

Erster Satz im Anfangspost.


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Karin
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Beitrag29.06.2012 10:04

von Karin
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An alle Sprachlosen,

mein Text war ein Experiment. Er war auch eine Hommage an zwei bedeutende Werke der Fantastik und damit in diesem Wettbewerb ganz sicher eine Provokation.
Wer provoziert, muss mit der entsprechenden Reaktion rechnen!  Ich habe mit eurer Kritik gerechnet und würde es nun schade finden, wenn ihr eure Gedanken zum Wettbewerbsbeitrag aus falscher Rücksicht nur per PN austauscht, denn eure Meinung ist mir sehr wichtig. Also haut rein!

Noch eine Bitte! Lasst die Jury am Leben! Ich habe mich intensiv mit dem Hegel-Zitat beschäftigt und mir natürlich bei der Geschichte etwas gedacht. (Das Zitat von Camus trifft den Nagel wirklich auf den Kopf!) Ich möchte mich jetzt nicht als Autor hinstellen und den Lesern vorschreiben, wie sie den Text zu interpretieren haben, aber bevor ihr die Jury auf dem Scheiterhaufen verbrennt, werde ich mich lieber noch einmal zu dem Text äußern.

Liebe Grüße
Karin, die sich trotzdem über die Nominierung freut.  smile

PS: Ich weiß nicht, ob es Zufall war, aber bei dem Motto 10 Tage, 10tausend Zeichen, 10 Tage musste ich als Fast-Programmierer ganz schön schmunzeln. 101010 Hihihihi! (Ich war wirklich erstaunt, das Hegel-Zitat (und selbst das Motiv „Gefangen“) in einem bedeutenden philosophischen Standartwerk der U-Literatur zu entdecken! Buch )
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lady-in-black
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Beitrag29.06.2012 10:11

von lady-in-black
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Zunächst natürlich auch von mir einen herzlichen Glückwunsch an die drei Nominierten.  Smile

Aber ich würde ebenfalls gerne die Gelegenheit nutzen, ein paar Worte zu sagen:

Wieso gibt es den Jury-Preis?

Meiner festen Überzeugung nach gibt es ihn, weil mein vorletzter PoKaPro-Text "cheeeeese" von vielen Kritikern erst hinterher hinsichtlich seiner wahren Bedeutung entschlüsselt werden konnte.  Und weil so einige Bewerter sich dann nachträglich an den Kopf hauten und schrieben: "Oh man, hätten wir das gewusst, hätten wir mehr Federn vergeben".

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: cheeeese wäre definitiv kein Kandidat für den Jury-Preis gewesen.  Laughing
Ich sehe ihn einfach nur als "Anlass", dass man sich verstärkt Gedanken gemacht hat, wie man zukünftig Texte würdigen kann, die von den Bewertern - aus welchen Gründen auch immer - "verkannt" wurden.

Der gestiftete, wertvolle Sonderpreis eines Kindle sorgte jedoch zwangsläufig dafür, dass die Messlatte entsprechend hoch angesetzt werden musste.
Ich gestehe, dass ich mir im Augenblick fast wünschte, es wäre besser auch "nur" ein Buch gewesen.  Embarassed  

Ich beneide die Jury daher absolut nicht um ihre ausgsprochen schwere Aufgabe, nun einen (Preis)würdigen Text nominieren ... und evtl. sogar abschließend benennen zu sollen.   Rolling Eyes

Losgelöst davon finde ich die grundsätzliche Aussicht auf einen Jury-Preis aber eine hervorragende Idee, um die sich in jüngster Vergangenheit immer ähnlicher erscheinenden Wettbewerbsbeiträge mit neuen, mutigen, kreativen oder experimentellen Texte zu durchmischen.  Daumen hoch


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Gast







Beitrag29.06.2012 10:52

von Gast
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Hallo!smile

Nicht so einfach, das. Vorausschicken möchte ich, dass ich in diesen Wettbewerb hohe Erwartungen hatte, die zum Teil erfüllt wurden: ich habe einige Texte lesen dürfen, die ich nicht so schnell wieder vergessen werde.
So weit ich weiss, schneide ich zum ersten Mal so gut ab, bei einem dsfo-Wettbewerb, und das freut mich natürlich smile.

Liebe Lib, mir ist nicht ganz klar, was "cheese" und andere Interna mit dem Jury-Preis zu tun haben sollten, aber das nur am Rande.

Ich finde es ganz toll, Karin, dass du dich gemeldet hast; zu den "Sprachlosen" zähle ich mich nicht, gebe aber gern zu, dass mich die Jury-Auswahl auch überrascht hat, aber ich bin niemand von der Sorte, die so schnell aufgibt, und ich gebe mir dann auch Mühe, zu verstehen. Ich bin sogar erleichtert, dass die Nominierung dir nicht unangenehm ist, denn das hatte ich gestern Nacht ein wenig befürchtet smile

Die Mitglieder der Jury sind zunächst einmal Leser, wie wir alle hier (mit Einschränkungen, was manche User betrifft  Evil or Very Mad  )
Und nun, nach diesem Lese-Marathon, die Begründungen der Jury nachvollziehen zu können, da brauchts bei mir bestimmt mehrere Durchgänge.

Lustigerweise wurden von der Jury einige meiner eigenen Kritikpunkte an den Texten als Argumente für die besondere Qualität der Texte angeführt, und das hat mich nachdenklich gemacht. Ich bin jemand, der eher die eigenen Fähigkeiten, in diesem Fall Lese- und Interpretationskapazitäten, infrage stellt, denn die der anderen, vor allem, wenn ich sie als Kritiker schätzen gelernt habe (BF und Murmel zB), Sleepless_Lives, den ich als Schreiber sehr schätze, dem als Kritiker ich  leider nie das Glück hatte zu begegnen, ist gestern von seinem GuruSockelchen gefallen, auf das ich ihn gehievt hatte, ich werd damit leben müssen ... Aua

Der Jury-Preis ... tja, ihr habt das so organisiert, dass die Luftschlangen drei Tage nach Aschermittwoch bepustet werden sollen, vielleicht habe ich ja dann noch genügend Energie, um noch einmal Atem zu holen und mitzufeiern smile

Was Nihil noch heute Nacht geschrieben hat, kann ich sehr gut nachvollziehen, ich hoffe jetzt einfach, dass eine sachliche Diskussion stattfinden kann, und für mich kann es nicht darum gehen, eine Jury-Entscheidung schlecht zu machen, aber man muss sie hinterfragen dürfen, und die Begründungen, ja, ich werd sie wohl noch mehrmals lesen müssen,

GLG
Lorraine
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sleepless_lives
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Beitrag29.06.2012 11:35

von sleepless_lives
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Erst einmal etwas Technisches: Dies sind nur die Nominierungen. Texte wurden individuell von Juroren nominiert (maximal zwei). Wenn kein Veto eines Jury-Mitglieds eingelegt wurde, galt der Text als nominiert. Der wichtigere Teil ist die endgültige Wahl des Preises, denn es gibt nur einen. Dass gerade drei Texte nominiert wurden, ist reiner Zufall.

Genau genommen sieht das Verfahren so aus:
Zitat:
Jeder Juror nominiert bis zu zwei Texte (oder auch gar keinen). Die Nominierungen werden hier in separaten Nominierungsthread von jedem Juror bekanntgegeben, sobald sie feststehen. [...]

Für jede Nominierung sollte eine kurze Begründung geschrieben werden. Ein paar Sätze reichen. Diese wird später Teil der offiziellen Begründung für die Entscheidung der Jury. Die Nominierung darf auch diskutiert werden.

Die Jury wählt den finalen Gewinner durch ein Rangordnungsprozess: Jeder Juror ordnet alle nominierten Texte entsprechend seiner Meinung vom besten bis zum schlechtesten an. Die Rangordnungsindizes aller Juroren werden summiert und der Text mit dem niedrigsten Wert ist unser Gewinner. Am Schluss findet noch einmal eine Diskussion statt, ob der Text wirklich preiswürdig ist oder die "Verkindleung" auf den nächsten Wettbewerb verschoben werden soll.



Später noch einmal mehr von mir, allerdings nicht im Namen der Jury.


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KeTam
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Beitrag29.06.2012 11:57

von KeTam
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Hallo sleepless,

behaltet ihr euch wirklich vor, die "Verkindelung" nicht zu vollziehen....?
Also, ich weiß nicht... finde ich verkehrt.
Es geht doch darum, welchen Text die Jury am besten findet und der Autor sollte doch dann auch den Preis bekommen.

Lg, KeTam.
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Nemo
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Beitrag29.06.2012 12:14

von Nemo
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Herzlichen Glückwunsch an die Nominierten! Smile

Allerdings kann ich Nihils Intervention gut nachvollziehen und ich blicke etwas ratlos auf die Entscheidung, nicht unbedingt wegen der nominierten Texte, sondern wegen der nichtnominierten (Debruma hatte anderenorts schon etwas dazu geschrieben). Was die Entscheidung angeht, fehlt mit vermutlich das entsprechende Verständnis - das kann freilich auch an mir liegen, auch wenn ich mir in Hinblick auf Literaturkritik etwas mehr zugetraut hätte. Aber so geht es mir bei vielen Jury-Entscheidungen. Allerdings bin ich jetzt irgendwie zerrissen. Angesichts der nominierten Texte könnte ich persönlich verstehen, dass man sich überlegt, ob man den Kindle doch wieder in den nächsten Wettbewerb einbringt, aber angesichts der hohen Qualität des gesamten Beitragsfeldes bei diesem Wettbewerb, könnte ich nur mit dem Kopf schütteln, würde der Kindle nicht vergeben.


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Bananenfischin
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Beitrag29.06.2012 12:46

von Bananenfischin
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:
ich hoffe jetzt einfach, dass eine sachliche Diskussion stattfinden kann, und für mich kann es nicht darum gehen, eine Jury-Entscheidung schlecht zu machen, aber man muss sie hinterfragen dürfen, und die Begründungen, ja, ich werd sie wohl noch mehrmals lesen müssen,


Liebe Lorraine,

das hoffe ich auch. Wir haben den Thread genau deshalb offengelassen - damit eine Diskussion stattfinden kann.


Lieber Nihil,

auch wenn ich, für mich persönlich gesprochen, deine Wortwahl nicht gerade angemessen finde (sicher dem gestrig akuten Erregungszustand geschuldet), so kann ich deine Enttäuschung an sich nachvollziehen, hattest du doch völlig andere andere Kandidaten auf dem Plan. Anderen mag es ebenso ergehen.
Nicht vergessen sollte man aber, dass, wenn du etwa etwas schreibst wie "zu Unrecht", es sich dabei nicht um einen Fakt handelt, sondern um deine Meinung.
Ob ein Text allein deshalb preis- oder nominierungswürdig ist, weil er Experimentierfreude gezeigt hat (so wie ja auch der deinige), darüber brauchen wir nicht streiten, das wurde während des Wettbewerbs in "Dies und das und jenes" schon vielfach angesprochen (und "gewagt" oder "andersartig" bedeutet eben noch so viel mehr als nur Experimentierfreude z.B. bei Formatierungen).
Ein Text ist das, was man in ihm sieht. Wie in jedem Wettbewerb gab es Passagen in den Texten, die überlesen, "fehl"interpretiert oder schlicht völlig verschieden gedeutet wurden. Völlig normal.
Schön wäre es natürlich gewesen, wenn Publikums- und Jurymeinung genau übereingestimmt hätte, denn dann hätten wir alle die Diskussion ums E endgültig beenden und wir uns schulterklopfend sagen können: Ha, ist ja doch nicht so schwer! wink
Ist es aber eben doch.
Die Mitglieder der Jury haben, wie alle anderen auch, ebenfalls wohlüberlegte Meinungen, die sie sich unter Einbeziehung der Wettbewerbsvorgaben gebildet haben. Die Begründungen sind für alle nachzulesen.

@KeTam:
KeTam hat Folgendes geschrieben:

behaltet ihr euch wirklich vor, die "Verkindelung" nicht zu vollziehen....?

Wenn's da so steht, wird's wohl auch so sein ...  wink
Wobei das auch absolut nichts mit den aktuellen Nominierungen zu tun hat, sondern mit dem generellen Verfahren.

Liebe Grüße
Bananenfischin


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KeTam
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Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag29.06.2012 13:05

von KeTam
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Hallo Bananenfischin,

ich finde das eher sehr schön und auch interessant, dass die Publikumsmeinung und die der Jury so weit auseinander liegen.

Und gerade bei Karins Text "Das Buch" freue ich mich, dass er nominiert ist.
Weil mir die Sprache sehr gefallen hat, weil er originell und mutig ist.
Mutig, eben weil in einem E-Wettbewerb so was wie "Harry Potter" assoziiert wird, von der Autorin.
Und auch, weil ich den Text mehrfach gelesen habe, aber immer nur am Rande meines Verstehens, so was wie Schemen vorbei flogen, die ich nicht haschen konnte...
Ich warte sehr gespannt auf Karins Ausführungen und auch auf die der Jury!

Und der Wettbewerb war so spannend, dass ich sogar die EM darüber vergessen habe. (Naja, hab wohl nichts verpasst gestern...)

Lg,KeTam.

edit: das Wichtigste habe ich vergessen:

Herzlichen Glückwunsch euch Dreien!!! Daumen hoch
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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag29.06.2012 14:34

von Jenni
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Wenn man jetzt hier öffentlich diskutiert, was man in PNs schon ausgetauscht hat, dann möchte ich das auch machen:
Herzlichen Glückwunsch an Karin, und in diesem Rahmen auch an die anderen beiden Nominierten.

Nihils Kommentar finde ich sehr kleinlich. Nicht, weil keine Meinungen diskutiert werden dürfen, sondern weil ich das nicht den richtigen Ton für eine derartige Diskussion finde. Du diskutierst ja nicht die nominierten Texte, sondern beanstandest, dass Deine persönliche Meinung nicht in die Entscheidung der Jury mit eingeflossen ist. Wieso sollte sie: Du durftest doch schon beim Publikumspreis mitentscheiden. Und hier entscheidet die Jury. Klar ist das immer auch subjektiv, aber immerhin schon mal der Konsens aus vier Meinungen (zwei davon von Leuten, die sich diese Vorgaben ausgedacht haben) und nicht nur eine einzelne.

Ich hatte auch andere Lieblingstexte, und andere Vermutungen, welche Texte die Jury auswählen wird (bis auf Mardiis Text, bei dem ich mir sehr sicher war, obwohl ich ihn selbst nicht bewertet habe, weil ich ihn zu wenig kapiert habe). Doch kann ich die Auswahl der Jury gut nachvollziehen, und finde diese auch sehr gut begründet.
Bei Karins Text hatte ich das Gefühl, dass da eine Vielschichtigkeit vorhanden ist, die ich nicht durchschaue. Und seit ich weiß, dass der Text von Karin ist, bin ich mir sogar noch sicherer, weil ich sie hier im Forum als Person kennen gelernt habe, die sich immer überlegt und tiefsinnig äußert. (Ich freue mich auf Deine Erklärung!)
Samstagmorgen schließlich mag vielleicht inhaltlich nicht experimentell im Sinne von schief stehend etc. sein, aber ausdrücklich waren auch ruhige, nachdenkliche Texte erwünscht, und dieser Text hat mich sehr berührt.

Also, ich bin nicht unzufrieden mit der Jury-Entscheidung. Und wenn ich es wäre, dann würde ich es runterschlucken, da es irrelevant wäre.
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Akiragirl
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Beitrag29.06.2012 15:01

von Akiragirl
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Ich muss ehrlich sagen, ich hatte mich gestern Nacht über Nihils Kommentar gefreut; denn er sprach das aus, was mir auch im Kopf herumspukte, nur traute ich mich nicht, es zu sagen, weil ich den Autoren der nominierten Beiträge wirklich nicht in die Suppe spucken möchte.
Für mich(!) sind die drei nominierten Beiträge alle nicht schlecht, aber auch nicht die "besten" des Wettbewerbs gewesen. Deshalb finde ich(!) es schade, dass gerade meine Favoriten (Lady Penrose, Pas de deux) weder beim Publikums- noch beim Jurypreis so richtig vorne landen konnten.

Natürlich ist das alles total subjektiv; natürlich besteht die Jury auch nur aus Menschen, die ihren eigenen Geschmack haben und es ist nicht sinnvoll, sich darüber aufzuregen, wenn der eigene Geschmack und der anderer nun einmal nicht übereinstimmen.

Konkret stören mich eigentlich folgende Dinge:
1. Die Jury ist in meinen Augen zu klein. Vier Personen, die nach ihrem persönlichen Geschmack nominieren; das ist einfach nicht aussagekräftig. Ich hätte mit einer Jury aus mindestens 7 Personen gerechnet.
2. Die Begründungen für die Nominierungen sind (zumindest für mich) nicht wirklich einleuchtend. Besonders Mardiis Text, den ich nicht einmal im Ansatz verstanden habe, wird mir durch die Begründung hier auch nicht klarer und das hatte ich irgendwie gehofft.
3. Ich habe den Eindruck (und da kann ich natürlich falsch liegen!), dass bewusst Texte nominiert wurden, die bei der Publikumsabstimmung eher nicht zu den Favoriten zählten. Also, kein einziger TOP10-Text ist nominiert. So, als müsste der Jurypreis beweisen, dass hier die Texte gewürdigt werden, die beim Publikumsentscheid "zu kurz gekommen" sind.

Letzten Endes ist das aber wie gesagt wahrscheinlich eine müßige Diskussion, da sich über Geschmack nun einmal nicht streiten lässt.
Ich fand den Gedanken einer Jury spannend und gut, aber unterm Strich muss ich jetzt feststellen, dass der Publikumsentscheid noch eher mit meinem Empfinden der Texte konform geht.
Wegen mir braucht es bei künftigen Wettbewerben also keine Juryentscheidungen mehr zu geben smile Und das geht nicht gegen die Jurymitglieder; das würde mir wohl bei jeder Jury so gehen.


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Beitrag29.06.2012 15:41

von firstoffertio
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Ich bin nun nur etwas verwundert darüber, dass ein Juror auch schon beim Publikumswettbewerb mitabgestimmt hat? Irgendwie hatte ich mir die Jury gaaanz unabhängig gedacht.  Confused
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Nihil
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Beitrag29.06.2012 15:43

von Nihil
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Zitat:
auch wenn ich, für mich persönlich gesprochen, deine Wortwahl nicht gerade angemessen finde (sicher dem gestrig akuten Erregungszustand geschuldet), so kann ich deine Enttäuschung an sich nachvollziehen, hattest du doch völlig andere andere Kandidaten auf dem Plan. Anderen mag es ebenso ergehen.

Ich bin niemand, der Spaß daran hat, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, aber wenn ich nichts gesagt hätte, hätte es vielleicht niemand getan. Der Vergleich mit dem Fußballspiel mag wirklich unsachlich gewesen sein. Dass ich leider überlesen habe, dass die Jury-Mitglieder schon im ersten Satz genannt wurden, trug sicher auch nicht zur guten Wahrnehmung meines streitbaren Kommentars bei, weil das impliziert, dass ich wiederum eure Einschätzungen nicht gelesen habe. Dem ist aber nicht so. Im Gegenteil habe ich zuerst gedacht, ob mir etwas entgangen sein könnte. Das konnte ich jedoch nicht feststellen. Mein Ton war natürlich der Enttäuschung geschuldet, die ich auch deshalb immer noch empfinde, weil ich jetzt weiß, dass die Jury neben euch beiden noch aus Murmel und Maria bestand, also eine Jury aus Leuten gebildet wurde, die ich alle sehr schätze und denen ich allen ... einen anderen Bewertungsstil zugetraut hätte.

Zitat:
Nicht vergessen sollte man aber, dass, wenn du etwa etwas schreibst wie "zu Unrecht", es sich dabei nicht um einen Fakt handelt, sondern um deine Meinung.

Das habe ich nicht vergessen, mir ist das klar. Und es geht mir ja auch nicht darum, meine Meinung unter allen durchzusetzen (die von einigen Teilnehmenden geteilt wird, nur einige haben sich bislang öffentlich geäußert). Ich habe nur nicht „wie ich finde“ und „meiner Meinung nach“ hinter jeden Satz gesetzt. Klingt jetzt möglicherweise auch etwas zickig von mir, meine und schreibe ich aber in neutraler Verfassung.
Das „zu Unrecht“ bezog sich darauf, dass die meiner Meinung nach richtig guten Texte sowohl beim Publikumsentscheid als auch bei der Jury-Wertung durchgefallen sind. Klar, die nominierten Texte sind auch nicht gerade weit vorne gelandet, aber es tat mir in dem Moment einfach Leid und deswegen musste ich meinem Unmut Luft machen.

Zitat:
Die Mitglieder der Jury haben, wie alle anderen auch, ebenfalls wohlüberlegte Meinungen, die sie sich unter Einbeziehung der Wettbewerbsvorgaben gebildet haben. Die Begründungen sind für alle nachzulesen.

Dass ihr in volltrunkenem Zustand auf eine zufällig gemischte Textliste gedeutet habt, habe ich ja auch nicht behauptet. :) Im Gegenteil, siehe oben. Die Begründungen sind ausführlich und gründlich. Doch – für meinen Geschmack – zu weit hergeholt. Ich kann sie auch beim wiederholten Lesen nicht nachvollziehen. Und ich habe dann schon das Selbstvertrauen zu denken, dass ich nicht völlig unsensibel gegenüber literarischen Texten bin. Mein Anliegen ist es sicher nicht, zum Ende eines interessanten Wettbewerbs mit hohem Niveau noch Stunk zu machen. Aber:

Jenni hat Folgendes geschrieben:
Also, ich bin nicht unzufrieden mit der Jury-Entscheidung. Und wenn ich es wäre, dann würde ich es runterschlucken, da es irrelevant wäre.

Das ist in meinen Augen der völlig falsche Weg. Lässt sich auch auf andere empfundene Ungerechtigkeiten übertragen und dann ist man irgendwann gar nicht mehr engagiert. Wenn mein Ton nicht angemessen war – okay, ich will, wie oben gesagt, nicht auf den Tisch hauen, damit alles auf mein Kommando hört. Man kann nicht alles runterschlucken.

Das hast du übrigens auch nicht gemacht, Jenni. Sonst hättest du gedacht: „Nihils Ton finde ich nicht angemessen, aber ich schlucke es mal runter, weil es irrelevant ist.“ Du hast dich aber zu Wort gemeldet – was ja auch dein gutes Recht ist.
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sleepless_lives
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Beitrag29.06.2012 16:13

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

@Nihil:
Bananenfischin hat eigentlich schon fast alles Notwendige gesagt. Im Grunde kann man deinen Beitrag zusammenfassen als "Ich hätte andere Texte nominiert." Das ist deine Meinung, die sei dir unbelassen. Solange du aber nicht nachweisen kannst, dass du die Autorität schlechthin auf dem Gebiet bist, bleibt es dabei und der Ton ist insofern etwas daneben, als du nahezulegen zu scheinen willst, dass die Jury so entscheiden hätte müssen, wie du denkst. Es ist aber nur eine deine Meinung. Lorraine hat wieder eine andere und Benutzer X auch und Benutzer Y auch und wenn wie die alle zusammennehmen, kommt der Publikumspreis heraus. Wollte die Jury maximale Zustimmung und minimale Ablehnung erreichen, würde sie einfach die n best-platzierten Texte des Publikumspreises auswählen. Für was brauchen wir dann noch eine Jury?

Wie Bananenfischin gesagt hat, ist Experimentierfreudigkeit nur eines von vielen Kriterien und keineswegs ein dominierendes. Ich persönlich finde, dass Experimente um des Experimentes willen zu den langweiligsten und überflüssigsten Kunstwerken führen. Eine außergewöhnliche Form muss wie jede Form durch den Inhalt erfordert sein. Nur weil man etwas nur in einer bestimmten Form ausdrücken kann, wird diese gewählt, nicht weil man sich überlegt, dass es doch interessant wäre jedes zweite Wort rückwärts zu schreiben.

Ansonsten könnte ich genauso über jeden anderen Text einen oberflächlichen abwertenden Satz schreiben, wie du es über zwei der nominierten getan hast (aber wahrscheinlich nicht in deinen Kommentaren). Und ich wette, du hättest nichts dagegen, wenn ein/das Camus-Zitat in der Begründung deiner Favoriten oder deines eigenen Textes gestanden hätte.   


@Akiragirl
Akiragirl hat Folgendes geschrieben:
1. Die Jury ist in meinen Augen zu klein. Vier Personen, die nach ihrem persönlichen Geschmack nominieren; das ist einfach nicht aussagekräftig. Ich hätte mit einer Jury aus mindestens 7 Personen gerechnet.

Warum sieben? Die Zahl ist beliebig. Jurys sind nicht repräsentativ. Das ist nicht ihre Rolle. Wenn die Jury groß genug wird, wäre es einfach Publikumspreis Nummer 2.

Akiragirl hat Folgendes geschrieben:
2. Die Begründungen für die Nominierungen sind (zumindest für mich) nicht wirklich einleuchtend. Besonders Mardiis Text, den ich nicht einmal im Ansatz verstanden habe, wird mir durch die Begründung hier auch nicht klarer und das hatte ich irgendwie gehofft.

Da lässt sich wenig dazu sagen, außer zum konkreten Beispiel von Mardiis Text: die Begründung ist nicht dazu da, den Text zu erklären. Er ist kein Rätsel und hier kommt jemand mit der Auflösung und der einzig richtigen Interpretation. Das genau steht aber auch in der Begründung.

Akiragirl hat Folgendes geschrieben:
3. Ich habe den Eindruck (und da kann ich natürlich falsch liegen!), dass bewusst Texte nominiert wurden, die bei der Publikumsabstimmung eher nicht zu den Favoriten zählten. Also, kein einziger TOP10-Text ist nominiert. So, als müsste der Jurypreis beweisen, dass hier die Texte gewürdigt werden, die beim Publikumsentscheid "zu kurz gekommen" sind.

Da liegst du falsch. Die Stellung im Publikumspreis hat nicht die geringste Rolle gespielt. Du weißt doch nicht einmal, wann die Texte nominiert wurden. Der Schluss ist also: kein Publikums-Top10-Text, also Jury wählt absichtlich konträr zum Publikumspreis. Selbst in der positivsten aller Auslegungen gibt es für den Schluss keine Grundlage. Genauso könntest du schließen, dass die Jury nur Texte mit Titeln, in denen der Buchstabe "P" nicht vorkommt, nominiert.


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Gast







Beitrag29.06.2012 16:16

von Gast
Antworten mit Zitat

Hm ...

dass Publikums Top 3 und Jury Top 3 nichts miteinander zu tun haben, liegt in der Natur der Sache.

Wenn das wesentliche Merkmal der U = Massenkompatibilität ist, so ist das der E = Individualität.

E steht nicht für Einigkeit. Wer je Bachmannpreis oder Literarisches Quartett gesehen hat, weiß, dass man sich über E-Texte streiten kann und darf. E hat Ecken, hat Kanten, fordert Widerspruch heraus, ist mannigfaltig lesbar usw. Streit hervorzurufen spricht nicht gegen einen E-Text, sondern für ihn.
 Deswegen ist klar, dass die nominierten Texte auch Gegensprecher haben - und ebenso, dass es Fürsprecher für Nicht-Nominierte gibt.
(Deswegen ist btw. falsch zu sagen, ein Text im Vorder/Mittelfeld sei beim Publikum durchgefallen, aber anderer Schuh.)

Über E darf man streiten und ich wünsche mir, dass über die nominierten Texte trefflich gestritten wird, denn das haben sie verdient. Nicht im Sinne von 'kritisiert' werden - sondern um Sinne von 'etwas anstoßen'. Denn das können alle drei und deswegen sind alle drei würdige Nominierte.

Was aber wundert und staunend macht ist: 'drei' Texte?

(Ja, naja, ja, das ist halt auch superschade dasses nur drei sind, denn eine Nominierung zieht einfach nochmal den Text aus der Masse und es gibt mind. noch 5 die das echt und ehrlich verdient hätten.  Aber Leben ist eben kein Ponyhof.)

Ich bin erstaunt, dass die Jury sich so einig ist, wären ja acht Texte denkbar gewesen (so ich die Regeln inzwischen richtig verstanden habe) - außerdem sind die drei Texte sich auch in sich recht ähnlich. Entweder haben sich hier vier Tapfere geopfert, die schlicht und einfach ähnlich lesen - oder aber - durch das Vetorecht wurden Spalttexte aus der Nominierung gekickt.

Keine Ahnung, klar wäre es spannend, wer wie und welchen Text herausgesucht hat - aber das wäre vielleicht ein bisschen viel verlangt an die Jury sich in solches Gewehrfeuer zu begeben.
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Beitrag29.06.2012 16:28

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

@sleepless:
Die Zahl 7 war jetzt nur ein Beispiel; ich hätte auch 10 schreiben können. Ich empfand halt 4 irgendwie als ziemlich wenig. Im Endeffekt ist der Jurypreis dann auch nur wieder die persönliche Meinung von einigen wenigen.
Vielleicht wäre es besser gewesen, die Jury schon vorher kurz vorzustellen und auch kurz zu erklären, was Grundlage für die Aufnahme in die Jury war.

Insgesamt empfinde ich (und ich kann das falsch auslegen, weil man bei Geschriebenem eben keine nonverbalen Signale wahrnehmen kann), dass du unnötig gereizt auf Kritik reagierst und das finde ich nicht gut.

Gerade beim dritten Punkt habe ich doch deutlich betont, dass ich damit völlig daneben liegen kann. Da man ja über euer Auswahlverfahren praktisch nichts Konkretes erfahren hat, kann ich ja auch nicht wissen, wann die Texte nominiert wurden und habe mir eben meine eigenen Gedanken dazu gemacht.

Ich empfand deinen Tonfall, auch schon während des Wettbewerbs, mehr als einmal nicht angemessen, unnötig sarkastisch und abwertend. Das ist für ein Mitglied der Organisation nicht so toll.
Musste ich jetzt einfach mal loswerden.


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Beitrag29.06.2012 16:34

von sleepless_lives
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ich bin nun nur etwas verwundert darüber, dass ein Juror auch schon beim Publikumswettbewerb mitabgestimmt hat?

Wir haben das diskutiert und ich habe es kurzerhand für unbedenklich erklärt. Wir reden von einem Wettbewerb, in dem Teilnehmer die Konkurrenz bewerten dürfen ... wenn etwas Anlass zur Sorge gäbe.


debruma hat Folgendes geschrieben:
Ich bin erstaunt, dass die Jury sich so einig ist, wären ja acht Texte denkbar gewesen (so ich die Regeln inzwischen richtig verstanden habe)
[...].
Entweder haben sich hier vier Tapfere geopfert, die schlicht und einfach ähnlich lesen - oder aber - durch das Vetorecht wurden Spalttexte aus der Nominierung gekickt.

Acht Texte wären möglich gewesen, das ist richtig. Über Details werde ich jetzt natürlich nichts verlauten lassen. Ich überlege mir sogar, ob wir nächstes Mal die Nominierungen überhaupt öffentlich machen. Das war nicht die Art von Diskussion, die ich mir vorgestellt hatte. Aber vielleicht reißt dein Beitrag das Steuer ja noch einmal rum.


debruma hat Folgendes geschrieben:
außerdem sind die drei Texte sich auch in sich recht ähnlich

Das ist doch mal ein interessanter Punkt. Ich hätte glatt das Gegenteil behauptet. Cool


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