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DoroThea Wortedrechsler
Alter: 57 Beiträge: 90 Wohnort: Dresden
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18.06.2012 20:00 Hautbilder von DoroThea
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"Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt."
(G.W.F. Hegel, aus: Phänomenologie des Geistes)
Hautbilder
Entschieden legte er seinen rechten Unterarm auf den Tisch. Er nahm ihre Finger und führte sie über die Innenseite seines Armes. Vorsichtig zeichneten sie den Schriftzug nach, den er dort seit gestern trug. Es sollte ein Anfang sein. Das stechende Blau des Wortes nahm sie wahr, die kleinen Unebenheiten. Sie versuchte zu ergründen, wieso er ausgerechnet diese Schrift gewählt hatte – geschwungen und etwas altmodisch. Sie endete in einer Verschnörkelung, die sich bei näherem Hinsehen als Widerhaken erwies.
Er begann zu schwärmen, wie sich anfühlte, was ihn von nun ab kleidete. Dann zählte er ihr alle folgenden Wörter, Sätze, Wendungen auf, die im Laufe der nächsten Jahre seinen jetzt noch jungenhaften weißen Körper bedecken würden. Neben Weisheiten alter Philosophen sollten Bekenntnisse aktueller Rockgiganten stehen. Nichts führte diese Dinge zusammen, sie sollten lediglich als Meilensteine seiner Entwicklung sich für immer in seine Haut brennen.
Er stand auf und zog das zerknitterte Hemd über seine Schultern. Dort, auf der linken Seite, würde ein Wolfskopf zu sehen sein. Gefährlich, riskant sollte es sein ihm näher zu kommen. Und da, auf dem rechten Schulterblatt, musste das Zeichen seiner musikalischen Götter prangen. Sie begleiteten ihn seit vielen Jahren und konnten nicht ahnen, dass sie einer natürlichen Leinwand als Schmuckwerk dienen sollten.
Die Worte sprudelten aus ihm heraus: mitten auf dem Bauch würde man einen kreisrunden Satz lesen können. Den Rücken sollte vom Hals bis zum Steiß ein Spruch zieren, der sein Lebensmotto darstellte. Und seine Hände müssten in naher Zukunft ebenso dem Stich der Nadel standhalten.
Ein Knopf sprang mit leisem Geräusch vom Hemd, doch er bemerkte es nicht, sondern griff nach dem Verschluss seines Gürtels. Abrupt stoppte sie seinen Redefluss mit einer wegwischenden Geste. Mit fragendem Blick setzte er sich wieder hin und knöpfte das Hemd nachlässig zu. Nur der Ärmelaufschlag blieb an der Stelle, wo er vorher gewesen war. Stolz streifte er ihn noch ein wenig mehr über die filigrane Zeichnung, die ihn fortan markierte.
Eine Fortsetzungsgeschichte würde er sein, ein nur mühsam zu dechiffrierender Körper. Den Code konnte nur knacken, wer ihn kannte, ganz kannte – enthüllt. Seine Kleidung sollte nicht länger Schutz sein. Er wollte auf seine Weise herausschreien, wer er war.
Es verstrichen einige wortlose Sekunden. Dann nahm er ihre Hände und legte sie auf seine Brust, dort wo sie noch unbefleckt und ziemlich weiß leuchtete. Sie spürte sein Herz unter der weichen Haut heftig schlagen. Es folgte einem Rhythmus, den sie aus seinem Spiel kannte : „tatam, tatam, tatam, tatatam…“. Ein gleichmäßiger Takt. Doch dies waren keine Trommelschläge, sondern das lebenswichtigste Organ, das ihr nun von seinem Träger entgegenschlug. Es schien sich nur langsam zu beruhigen. Ihre flache Hand, die schnell die Wärme seiner Haut annahm, dämpfte die Schläge. Sie konnte sie jetzt dort liegen lassen oder wegziehen.
Zwar schien es ihr müßig Gegenargumente für seine Vorhaben zu finden. Doch während ihre innere Stimme in rätselhafter Weise seinem Wunsch nach den Markierungen zusprach, fielen ihr nur vernünftig wirkende Floskeln ein, wie: das hast du jetzt für immer und: einmal bist das nicht mehr du oder willst es nicht mehr sein. Sie scheute sich diese Worte - vielgehört, vielgesagt - auszusprechen. Aber da waren sie schon aus ihr herausgebrochen wie abendliche Mückenschwärme. Sie fielen ihn an und versteinerten seinen Blick. Er zog das Hemd über seine Brust zusammen. Unwillkürlich ließ sie ihn los, und die Finger ihrer Hand schlossen sich im Rückzug zur Faust. Diese Reaktion hatte sie erwartet.
Sie konnte seine Begeisterung nicht teilen. Das stimmte ihn traurig. Er hatte ihre Meinung immer geschätzt, jedoch Zustimmung und Verständnis erwartet. Erwartungen waren immer das Schlimmste. Sie sorgten für eine vorgegebene Stimmung, gaben - wie eine auf dem Reißbrett entworfene Konstruktion- schon ein Raster für den Verlauf des Gesprächs oder der Begegnung vor. Man sollte ihnen von Anfang an keine Chance geben das Denken zu bestimmen. Bloß wie konnte man die Erwartungen eindämmen, die sich unbewusst in Gefühl und Verstand drängten?
Sie war ihm ja auch nicht ähnlich, in keiner Weise, führte ein völlig anderes Leben als er. Für sie waren Äußerlichkeiten begrenzt wichtig. Sie musste immer zum Innersten vordringen. Doch er war es Leid immer Antworten finden zu müssen: für sein Tun, sein Denken, sein Benehmen. Immerzu musste er Erklärungen abgeben: wozu, warum, weshalb. Warum hatte er denn von ihr eine andere Reaktion erhofft?
Sie stand auf und strich ihm wie entschuldigend über seinen frisch tätowierten Arm. Ihr tat es bereits leid, seinen offensichtlichen Wunsch nach Verstehen ignoriert zu haben. Doch sie ahnte: er würde ihr wieder nur ein Buch mit sieben Siegeln bleiben, in dem sie nicht zu lesen verstand, obwohl sie es schon so oft versucht hatte. Aber vielleicht hatte sie auch einfach noch nicht die richtige Übersetzung gefunden, das soll es ja geben. Auch im Online-Portal wurde man nicht in jeder Sprache und zu jeder Redewendung fündig.
Nach all seinen Worten fand sie es auch überaus anstrengend Rätsel lösen zu wollen, die weder für sie noch für jemand Anderen bestimmt zu sein schienen. Vielleicht verlangten sie überhaupt nicht nach einer besonderen Lesart. Vielleicht waren all die Wörter, Zeichen und Motive einfach nur da um ihn zu schmücken, aus ihm mehr zu machen, als er sonst wäre. Weil er sich unvollständig fühlte. Oder weil Kleidung nicht genügte um Aufmerksamkeit zu bekommen. Weil man ihn sonst nicht wirklich sah, nicht wirklich ansah. Weil die Sprache, die er sprach, für Manchen unverständlich blieb. Weil er seinem Alter weiter voraus war, als er selbst wollte. Möglicherweise lag darin sogar der Schlüssel für seinen unheimlichen Drang zur Darstellung. Falls der „Sturm“ (den er sich als erstes Zeichen hatte eingravieren lassen) anhielte, würde er jedoch sein Leben lang in ihm wüten. Er könnte das Körpergefängnis nicht verlassen. Je mehr er zeichenvernarrt nach außen drängte, desto mehr würde er das wirkliche, das sinnende Wesen in ihm einschließen. Es machte ihn stark und es machte ihn schwach zugleich. Ein Zustand, wie man ihn einem im Sternbild Zwillinge Geborenen nachsagte. Und das war er ja.
Als er sich zum Gehen wandte, hörte sie ihn halblaut sagen: „ Es ist schwer zu ertragen immer anders zu sein als die Anderen.“
Sie betrachtete seine hochgewachsene Gestalt, die ihr nun ein wenig zerbrechlich erschien.
Sie wusste, dass er gefangen war, gefangen in einer nicht selbst gewählten Hülle, einem unruhevollen Geist. Und jetzt begannen die Bilder, die er ausgemalt hatte, für sie Sinn zu ergeben. Sie fügten sich wie ein Puzzle zu einem Ganzen, nur eine Ecke fehlte…
Weitere Werke von DoroThea:
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4952
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19.06.2012 15:24
von KeTam
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Das Thema anhand der Tatoos dar zu stellen finde ich schon eher originell, die Botschaft kommt an, aber (rein subjektiv natürlich) bei mir weckt der Text er einfach keine Gefühle. Die Protagonisten bleiben mir fremd, werden für mich nicht greifbar...
Lg,KeTam.
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Jae Gänsefüßchen
Beiträge: 30
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19.06.2012 17:35
von Jae
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Hat was. Nicht schlecht.
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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20.06.2012 00:01
von Nihil
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Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich nach den ersten drei Absätzen schon nicht weitergelesen, wäre das hier kein Wettbewerbstext gewesen. Die Sprache ist so verschnörkelt und unecht, wodurch die Situation so leblos dargestellt wird, dass es leider nicht viel Spaß macht, die Geschichte zu verfolgen. Bei so einem Stil kann ich mich nicht ernsthaft auf eine Geschichte einlassen.
Zitat: | Entschieden legte er seinen rechten Unterarm auf den Tisch. |
Das passt nicht so ganz. Man kann seine Faust entschieden auf den Tisch knallen lassen, aber den Unterarm auf den Tisch zu legen ist keine „entschiedene“ Geste.
Zitat: | Das stechende Blau des Wortes nahm sie wahr, die kleinen Unebenheiten. |
Warum ist, was ich mich frage, wenn ich lese eine solche Grammatik.
Zitat: | Sie begleiteten ihn seit vielen Jahren und konnten nicht ahnen, dass sie einer natürlichen Leinwand als Schmuckwerk dienen sollten. |
Ja Mensch, die Armen. Tut mir Leid, wenn ich ein biss-chen bissig bin, aber mir scheint es so, als ob du dich hinter diesen Hülsen verbirgst, weil du nicht weißt, was du eigentlich erzählen willst. Statt dich auf eine Handlung zu konzentrieren, versuchst du, dir einen Moment ganz genau vor Augen zu führen um ihn, wie ich vermute, poetisch beschreiben zu wollen, was hier leider nicht geglückt ist. Deine Wortwahl klingt sehr prätentiös. Ein bisschen wie eine proletarische Frau, die in eine Adelsfamilie eingeheiratet hat und nun versucht, mit dem gehobenen Jargon mitzuhalten.
Zitat: | Den Rücken sollte vom Hals bis zum Steiß ein Spruch zieren, der sein Lebensmotto darstellte. |
Hier wäre es doch interessanter gewesen zu erfahren, WAS sein Lebensmotto ist, anstatt nur gesagt zu bekommen, DASS er es sich auf den Rücken stechen lassen möchte. Ein gutes Drittel deiner Kurzgeschichte geht nur dafür drauf zu beschreiben, welche Tatoos der Typ sich noch alles stechen lassen möchte. Das ist prozentual einfach zu viel für meinen Geschmack.
Zitat: | Aber da waren sie schon aus ihr herausgebrochen wie abendliche Mückenschwärme. |
Ich weiß nicht, ob das rein logisch passt, denn man weiß ja nicht, woraus die Mückenschwärme ihrerseits herausbrechen sollen. Die sind abends ja einfach da. Außerdem stellt man sich unweigerlich eine Frau vor, die Mücken aushustet, was vielleicht aus Sympathielenkungsgründen nicht ganz geschickt war.
Zitat: | er würde ihr wieder nur ein Buch mit sieben Siegeln bleiben, in dem sie nicht zu lesen verstand, obwohl sie es schon so oft versucht hatte. Aber vielleicht hatte sie auch einfach noch nicht die richtige Übersetzung gefunden, das soll es ja geben. Auch im Online-Portal wurde man nicht in jeder Sprache und zu jeder Redewendung fündig. |
...
Auch die Pointe, in seinem Körper gefangen zu sein, hier vermutlich, weil der Protagonist überdurchschnittlich intelligent oder leicht autistisch ist, kann mich leider nicht vom Hocker reißen. Für mich ist deine Geschichte leider von vorne bis hinten uninspiriert, was sich in der fehlenden Charakterisierung zeigt wie in der fehlenden Idee zur gelungenen Themenumsetzung. Das soll anscheinend mit einem Sprachstil überdeckt werden, der mich jedoch noch mehr stört als die Farblosigkeit deiner Charaktere. Dein Text wird es bei mir wohl nicht mehr ins Mittelfeld schaffen.
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lady-in-black Bitte nicht füttern
Beiträge: 1474 Wohnort: Killer Förde
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20.06.2012 16:09
von lady-in-black
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Moin,
ausnahmsweise - aus Zeitmangel - auch von mir nur ein "Platzhalter-Kommentar", damit ich wenigstens befedern kann.
Wenn's klappt, gibt es später noch einen weiteren Kommentar von mir.
_________________ - Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt. |
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Beobachter Klammeraffe
Beiträge: 617
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20.06.2012 17:24
von Beobachter
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Das fing richtig gut an, mit dem Jungen, der sich tätowieren lässt. Und dann haust du mir das Ende um die Ohren, das fand ich nicht gut. Schade.
_________________ Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt.
- Jean Cocteau |
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hexsaa Reißwolf
Alter: 56 Beiträge: 1826 Wohnort: im Schneckenhaus
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20.06.2012 20:08
von hexsaa
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Bei der Vielzahl an guten Texten fällt das Beurteilen schwer. Mein persönliches Empfinden spielt dabei eine immer größer werdende Rolle. Ich frage mich: was hat der Text in mir ausgelöst, hat er mich fasziniert, mein Interesse geweckt?
In diesem Fall hat er es, der Text liest sich wunderbar! Die Idee ist außergewöhnlich und sehr kreativ umgesetzt. Dafür gibt es sechs Federn.
_________________ Ich lebe in meiner eigenen Welt.
Das ist okay, man kennt mich dort. |
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Schreibmaschine Klammeraffe
Beiträge: 529
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21.06.2012 14:23
von Schreibmaschine
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Gute Idee. Das Äußere als Spiegel der Unerfülltheit des Inneren, verbunden mit der Unfähigkeit oder dem Widerwillen gegen die Außeinandersetzung mit den eigenen Unzulänglichkeiten hinzustellen ... interessanter Gedanke.
Gleichzeitig die Darstellung des Paradoxons, dass der Protagonist sich etwas wünscht, mit seinem Handeln aber genau das Gegenteil erreicht ist gut überlegt.
Die Distanz zu den Charakteren und die teilweise gekünzelt und (für mich persönlich) nicht optimal gewählte Sprache hat mich leider etwas gestört. Dadurch ging für mich einiges an Tiefe verloren.
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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21.06.2012 18:27
von adelbo
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Was will mir der Text sagen? Das frage ich mich schon eine Weile.
Er ist für mich die Analyse eines Menschen der sich seine Lebensgeschichte auf den Körper tätowieren will/wird.
Sie seine Lebenspartnerin, die es auf der einen Seite gut heißt, ihm aber, mit den üblichen Argumenten abrät. Also jemand der selber gespalten scheint. Aber so ganz kommt das für mich nicht rüber.
Mir ist der Text erstmal zu langatmig und dann zu gewollt auf E-Literatur gedrillt.
Zitat: | Dort, auf der linken Seite, würde ein Wolfskopf zu sehen sein. Gefährlich, riskant sollte es sein ihm näher zu kommen. Und da, auf dem rechten Schulterblatt, musste das Zeichen seiner musikalischen Götter prangen. Sie begleiteten ihn seit vielen Jahren und konnten nicht ahnen, dass sie einer natürlichen Leinwand als Schmuckwerk dienen sollten. |
Den Satz halte ich für völlig misslungen. Ein Wolfskopf sollte ihn gefährlich machen, die Götter der Musik, die ihn seit Jahren begleiten und nicht ahnen konnten...
Es tut mir sehr leid, der Satz ist für mich bezeichnend, wie bewusst gekünstelt der Text daher kommt.
Thema, na ja, das könnte ich gelten lassen, Zitat finde ich nicht ganz und die Sprache macht aus dem Text in meinen Augen noch keine E-Literatur.
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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22.06.2012 14:50 aw:hautbilder von lilli.vostry
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Der Titel macht neugierig, die Geschichte liest sich auch leicht, spannend und zugleich voller Rätsel und Fragen: Wer sind wir hinter der äußeren Hülle, was sagen Hautbilder über einen Menschen? Ein Paar macht sich darüber intensiv Gedanken und kommt sich dadurch näher. Auch der Schluss ist sehr schön und überraschend.
Tolle Geschichte, sehr gerne gelesen.
Sieben Federn gebe ich dafür.
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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22.06.2012 17:20
von Piratin
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Lieber Teilnehmer / Liebe Teilnehmerin,
eine interessante Idee der Umsetzung des Themas. Die Erzählung aus seiner Sicht hätte mich, glaube ich, mehr berührt als aus ihrer. Die Aufklärung seiner Gefangenschaft durch sie gegen Ende des Textes hätte es nicht gebraucht.
Liebe Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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23.06.2012 19:34
von Mardii
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Eine hochinteressante Idee. Der Körper als Ausdrucksmittel der Seele und dann wird dieser bildhafte Ausdruck zum Gefängnis für die Seele.
Ich habe den Eindruck, der Erzähler befindet sich mehr in der Sichtweise der Freundin des Protagonisten, obwol die Geschichte so angelegt ist, dass die Erzählperspektive zwischen den beiden hin und her pendelt. Also die Gedanken der Beiden im Wechsel dargestellt werden. Das stört mich nicht, ich finde es sogar gut, dass man die Motive von beiden Protas kennen lernt.
Manche Gedanken fand ich nicht so wichtig, wie die Info mit dem Sternzeichen und es ist zum Teil eigenartig formuliert:
Zitat: |
Sie stand auf und strich ihm wie entschuldigend über seinen frisch tätowierten Arm. Ihr tat es bereits leid, seinen offensichtlichen Wunsch nach Verstehen ignoriert zu haben. Doch sie ahnte: er würde ihr wieder nur ein Buch mit sieben Siegeln bleiben, in dem sie nicht zu lesen verstand, obwohl sie es schon so oft versucht hatte. Aber vielleicht hatte sie auch einfach noch nicht die richtige Übersetzung gefunden, das soll es ja geben. Auch im Online-Portal wurde man nicht in jeder Sprache und zu jeder Redewendung fündig. |
Da könnte man gut einen oder zwei Sätze streichen, weil es ja in dem ganzen Text darum geht, dass Er versucht zu erklären. Meiner Meinung verschleiert dieses mehrfache Sagen des Gleichen nur mit anderen Worten, dass es darum geht, dass Sie ihn nicht verstehen kann.
Diese Thematik des Gestaltens und Ausdrucks des eigenen Körpers hat schon viele Facetten und einige verarbeitest du in deinem Text ganz gut. Was ich schwierig finde, ist, dass alles sehr abstrakt bleibt.
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Fao wie Vendetta
Alter: 33 Beiträge: 1994
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24.06.2012 10:53
von Fao
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Hallo Zehnler,
Argh, schade. Da fehlt was, irgendwas fehlt noch. Auch wenn ich mich spätestens in der Mitte gefragt habe, so viel sprachliche Feinheiten um - Tättowierungen? - , mir hat es sehr gut gefallen, auch die Perspektivwechsel, die flüssig von Statten gehen. Ja, die Art, wie sie miteinander reden, gerne gelesen. Aber es fehlt etwas. Ich meine, wer ist er denn, warum ist er so Anders als andere (seinem Alter weit voraus??? Wie alt ist er denn???). Mir war das ein bisschen zu "flach", weißt du, weil es noch zu allgemein bleibt, weil s ein bisschn angeklatscht erscheint.
Vielleicht auch einfach zu kurz, das liest sich ja beinahe wie der Anfang einer Geschichte, tja, die Zeichenbegrenzung...
Ich überlege noch.
Bewertung im Vergleich, aber nicht unter 5. Vielleicht 6.
LG
Fao
Anm.: Leider muss ich aufgrund von Zeitmangel relativ schnell mit bewerten und kommentieren vorangehen. Das ist etwas ungünstig, allerdings versuche ich, mir trotzdem so viel Mühe wie möglich zu geben. Zwischen lesen & bewerten liegt mind. ein Tag. Texte, bei denen ich allerdings von Anfang an das Gefühl habe, dass hier (für mich) nicht viel rauszuholen gibt, werden von mir niedrig eingestuft, auch der subjektive Geschmack spielt hierbei eine Rolle.
_________________ Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst. |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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24.06.2012 14:39
von BlueNote
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Eine sehr schön geschriebene Studie, die sich ausführlich beiden Seiten widmet (Pro & Contra). Wäre das kein Wettbewerbstext, könntest du auch die Schlussbemerkung mit dem "gefangen" weglassen, finde ich. Ja, der Text hat mir sehr zugesagt. Sehr einfühlsam, das alles ... und so ... detailliert.
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Flush Wortedrechsler
Alter: 50 Beiträge: 74
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24.06.2012 15:05
von Flush
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Hallo,
ich finde den Schlüssel zur Geschichte nicht, auch nicht nach zweimal Lesen.
Ist der Prot in seinem Körper oder in dem Wunsch nach Tattoos (sich zu verkleiden oder zu verstecken) gefangen?
Will/ muss der Prot sich über seine Tattoos profilieren?
Sind die Tattoos ein Ventil für sein "Anders sein"?
Ich kann es nicht erkennen...
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Hitchhiker Eselsohr
Alter: 34 Beiträge: 227 Wohnort: Münster
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24.06.2012 22:17
von Hitchhiker
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Liebe/r Freund/in der gehobenen Literatur,
da ich selbst noch absolute Schreibanfängerin bin und zudem die Texte leider unter einem gewissen Zeitdruck lesen und kommentieren musste, kann es passiert sein, dass ich deinen Text miss- oder im schlimmsten Fall gar nicht verstanden habe und aufgrund dessen zu wenig Federn gelassen habe.
Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel, ich habe nach bestem Wissen und Gewissen bewertet und jeden Text aufmerksam gelesen.
So, genug gelabert, jetzt geht’s ans Eingemachte.
Inhalt:
Ein Protagonist, der seinen ganzen Körper mit Symbolen bedeckten möchte, die ihm etwas bedeuten und ihn darstellen sollen.
Der Inhalt konnte mich nicht wirklich packen, ich hatte irgendwie das Gefühl, es geht nicht vorwärts und so ließ mich die Geschichte ein wenig unbefriedigt zurück.
Sprache:
Die sprachliche Gestaltung ist meiner Meinung nach sehr passabel, die Geschichte ließ sich im Großen und Ganzen eigentlich recht flüssig lesen und kann mit einigen netten Formulierungen auftrumpfen.
Thema:
Das Thema ist mir leider zu plump umgesetzt, es bleibt für mich als Leser nicht sehr viel Raum für eigene Gedanken, das meiste würden von der Erzählerin schon vorgekaut und mir ihm Ergebnis präsentiert.
4 Federn
_________________ Das hier ist 'ne verdammt harte Galaxis. Wenn man hier überleben will, muss man immer wissen, wo sein Handtuch ist! |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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24.06.2012 23:34
von firstoffertio
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Mir gefällt an dem Text, dass er sich damit beschäftigt, wie verschieden Lebenseinstellungen sein können, und wie sie sich oft nicht treffen können, wenn sie aufeinander treffen.
Leider scheint Sie für sich schon vieles geklärt zu haben, spricht aus dieser "Abgeklärtheit" Über ihn.
Ein schöner Versuch. [/u]
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Karin Leseratte
Alter: 46 Beiträge: 193
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25.06.2012 11:00
von Karin
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Trotz der "Erklärung" am Ende habe ich die Moral von der Geschichte nicht wirklich verstanden. Es ist sicher ein Text, dem man etwas mehr Zeit geben müsste, leider ist das bei der Vielzahl der Beiträge für mich einfach nicht möglich. Ich werde auf jeden Fall am Ende des Wettbewerbs nachlesen, wie andere den Text empfunden haben.
Mir fiel es sehr schwer, mich in den Text einzufühlen.
LG Ka
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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25.06.2012 17:21
von Jenni
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Schön gemacht, er berührt, dieser außen harte, innen verletzliche Mensch. Auch die Perspektivenwechsel finde ich schön, die zeigen, wie falsch er verstanden wird, von dem Menschen, mit dem er sein Innerstes teilen möchte. Einzig hätte ich auf die "Aufklärung" am Ende vielleicht verzichtet, das Ende offen gelassen. Vielleicht.
Auch die sprachliche Umsetzung gefällt mir gut.
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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25.06.2012 20:46
von anuphti
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Originelle Idee, aber kränkelnde Umsetzung.
Warum sollte die Tätowierung dazu führen, dass das sinnende Wesen weiter eingeschlossen wird?
Das scheint mir doch etwas zu weit hergeholt.
Sprachlich immer wieder schöne Stellen, von mir 5 Federn.
LG
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4936 Wohnort: unter Wasser
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25.06.2012 21:17
von gold
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enorm ,aus einer Beschreibung von Zeichen und Wesenszügen eine Geschichte zustande zu bringen!
Grüße
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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25.06.2012 21:35
von Enfant Terrible
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Eine nett geschriebene Geschichte, deren Aha-Effekt jedoch durch die erklärende innere Rede der Protagonistin ziemlich zunichte gemacht wird.
Mich stört an diesem Text, dass nicht wirklich etwas passiert. Nicht im Sinne von Action, sondern dass kein roter Faden, keine wirklich tiefe Erkenntnis (die mit dem Körpergefängnis befriedigt mich nicht wirklich) präsentiert wird. Keine Stringenz, keine Dringlichkeit. Die Beschreibungen der Tattoos antizipierten etwas, das niemals kommt, und wirklich lebendig wirkt die Szene aufgrund der recht distanzierten Beschreibungen nicht. Ich hätte mir mehr Dialog gewünscht, mehr Show statt Tell. Ein Kniff der U-Literatur? Mitnichten. Auch in der E-Literatur ist es von Vorteil, wenn Figuren und ihre Beweggründe dem Leser näher kommen, ohne dass alles erklärt wird. So jedoch berührt die Geschichte mich nicht wirklich.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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