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oreofreak Schneckenpost
Alter: 27 Beiträge: 7
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11.05.2012 19:12 Früher. von oreofreak
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Früher bin ich oft nach unten in die Küche gegangen. Ich saß dort meist stundenlang, probierte essen, half mit und besonders liebte ich Adas Geschichten zu hören. Ada war einer unser Küchenmädchen. Sie erzählte mir von Abenteuern mit Löwen und Tigern, von indischen Märchen oder der kalten Antarktis. Ada konnte wundervoll erzählen ich konnte es mir immer bildlich vorstellen. An ein Mädchen kann ich mich noch genau erinnern, es handelt von einem Mädchen, dass ein gutes Herz hat und den Bären im Wald hilft. Im Dank dafür schenken ihr die Bären die Zuneigung und Vertrautheit die ihr so von den Menschen gefehlt hat. Ich hab dieses Märchen gerne gehört, manchmal musste Ada sie mir mehrmals am Tag erzählen. Früher bin ich auch oft zum Stall rüber gelaufen. Dann habe ich mit den Stallburschen verstecken im Heu gespielt oder sie haben mir beigebracht wie man reitet. Ich bin schon lange nicht mehr geritten. Ich habe es gemocht im Stall auszuhelfen, habe die Pferde gestriegelt und sie mit Möhren gefüttert. Früher habe ich dem Buttler gerne streiche gespielt indem ich geklingelt habe, dann schnell zur nächsten Tür gelaufen bin um dort zu klingeln. Und das ging so weiter bis ich keine Lust mehr hatte. Früher bin ich auch mit meiner Mutter im Hyde Park spazieren gegangen. Wir haben uns dann ins Gras gesetzt und gerätselt was für Figuren die Wolken wohl bedeuteten. Wir haben über die Natur gestaunt und uns über feine Damen lustig gemacht. Früher habe ich auch von meiner Mutter gelernt. Sie hat mir das Malen beigebracht, sie hat mit mir gesungen und getanzt. Manchmal hat Vater den Saal ausgeräumt und einen Geiger hergebracht. Er spielt dann und wir tanzten dazu Menuett. früher war ich ein glückliches Mädchen was unbeschwert war und freche Antworten gab. Ich hatte ein Herz für die Diener, Angestellten und Betler und gab ihnen immer was zu essen.
Früher war alles anders.
Heute ist alles anders.
Es steht mir nicht zu die Küche und den Stall zu besuchen. Heute beschäftige ich mich nicht mehr mit Märchen und Abenteuergeschichten. Meine Mutter ist gestorben und meine Großmutter ist zu fein um sich ins Gras zu setzen. Ich gehe ins Internat und besuche nur in den Ferien mein Zuhause. Ich muss auf Bälle und andere Abendveranstaltungen gehen.
Die Musik beendet und ich versinke in einem Knicks. Mein Tanzpartner läuft schon zur nächsten Freu und ich muss auf mein Kärtchen gucken mit wem ich als nächstes tanze.
Am liebsten würde ich fliehen, aber meine Anstandsdame beäugt mich die ganze Zeit und ich tanze lieber den nächsten Tanz mit. Mein Tanzpartner ist ganz nett und wir plaudern etwas über den Abend.
(um 1850)
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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18.05.2012 18:10
von KeTam
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Hallo Oreofreak,
ich finde die Textpassage hat was. Du stellst die Trauer, um eine verlorene Kindheit, oder Unschuld gut dar.
Ich habe noch ein paar Anmerkungen für dich:
Du schreibst "probierte essen", das hört sich dann aber an, als probierte sie "zu essen".
Schreib doch vielleicht lieber "naschte vom Essen".
"Ada konnte wundervollerzählen.."
das "ich konnte mir alles bildlich vorstellen"
würde ich vom Gefühl her weglassen, empfinde ich als zu viel.
"ich habe es gemocht im Stall auszuhelfen",
besser "ich mochte es".
"Früher war ich ein glückliches Mädchen, was unbeschwert war"
besser
"Früher war ich ein glückliches Mädchen, war unbeschwert."
"die Musik beendet", richtig "die Musik endet".
Der Schluss gefällt mir sehr gut.
(Lass auch nochmal die Rechtschreibprüfung drüber laufen.)
Ich hoffe, du kannst was mit meinen Anmerkungen anfangen!
Lg, KeTam.
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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18.05.2012 18:12
von KeTam
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...Rechtschreibprüfung..,ja,ja.
Habe selbst grad ein paar Fehler gemacht, sorry.
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ferluipear Gänsefüßchen
Alter: 44 Beiträge: 38 Wohnort: Hamburg und die Welt
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19.05.2012 09:14
von ferluipear
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Was ich mich frage:
Hat sie selbst erlebt, oder hat sie nur Erzählt bekommen?
Sicher sie hat Streiche gespielt, war im Park, aber sonst?
In meinen Augen vermisst sie die Gespräche über erlebtes.
Es geht ihr nicht vordergründig darum, es selbst zu tun.
Sie Projeziert nur die Geschichten von früher auf die Geschichten von Damals und dass ihr die heute fehlen, sie statt dessen tanzen muss, um überhaupt in Kontakt zu kommen.
Der Hinweis mit der Anstandsdame zeigt, dass sie mit dieser kämpft, aber noch verliert. In meinen Augen kämpft sie aber mit der verkehrten Person.
Das ist für mich der Hinweis, den ich aus der Geschichte ziehe.
gruss ferlui
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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19.05.2012 11:45
von KeTam
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Hallo ferluipear,
Sie vermisst diese Unbeschwertheit, dieses "Jeder-Tag-ein-neuer -Anfang-Gefühl",
dass Gefühl, der Tag liegt groß und breit vor dir.
Erinnerst du dich nichtmehr, wie es war?
Und sie kämpft nicht, da dieser Kampf ohnehin aussichtslos ist.
Die Intensität der Kindheit, kann man sich nicht durch Kampf zurückerobern.
Vielleicht eher durch das Gegenteil.
Die Prota wünscht sich diese Intensität zurück, mehr nicht.
Ich finde den Text sehr melancholisch.
Lg, Ketam.
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ferluipear Gänsefüßchen
Alter: 44 Beiträge: 38 Wohnort: Hamburg und die Welt
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19.05.2012 14:32
von ferluipear
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ich denke eher, es ist eine Kombination aus beidem.
Natürlich hat sie etwas in der Kindheit erlebt.
Dieses wurde durch die Erzählungen vervollständigt.
Sie saß nicht im Glashaus.
Jetzt tut es es hingegen.
Aber sie hat gelebt und vor allem, sie hat kommuniziert.
Jetzt nicht mehr. Die einzige Kommunikation die jetzt stattfindet ist der vielsagende Blick der Anstandsdame, die jeden Versuch auszubrechen verhindert.
Selbst der Versuch ist nicht geduldet.
Worauf würde die Dame den achten?
Die Dame verhindert jede Kommunikation. Jede Möglichkeit ihren Wissendurst zu stillen. Das war in der Jugend anders. und dagegen richtet sich der Kampf, denn sie schon fast aufgegeben hat.
ferlui
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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19.05.2012 14:46 Re: Früher. von KeTam
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oreofreak hat Folgendes geschrieben: | ,
Am liebsten würde ich fliehen, aber meine Anstandsdame beäugt mich die ganze Zeit und ich tanze lieber den nächsten Tanz mit. Mein Tanzpartner ist ganz nett und wir plaudern etwas über den Abend.
(um 1850) |
Stimmt, sie würde gerne fliehen, aber weiss sowieso nicht wohin.
Sonst würde sie der Blick der Anstandsdame nicht davon abhalten können.
Und dass sie sich in ihr Schicksal schon so halb ergeben hat, zeigt der letzte Satz.
Sie ist dabei, sich damit abzufinden.
Lg, KeTam.
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ferluipear Gänsefüßchen
Alter: 44 Beiträge: 38 Wohnort: Hamburg und die Welt
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19.05.2012 15:18
von ferluipear
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warum wird hier das Wort plaudern gewählt?
Für mich steht hier "Belanglosigkeit" dahinter.
Sie plaudern über Belanglosigkeit.
Wer läßt nicht mehr zu? Sie selbst? Ihre Gegenüber? Oder die Dame, von der sie weiß, dass sie einschreiten würde, wenn sie über das Plaudern hinausgeht?
Oder welche Funktion hat die Dame statt dessen?
Ich sehe diesen.
ferlui
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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19.05.2012 15:31
von KeTam
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Eben, Belanglosigkeit, mit der sie sich abfinden muss.
Diese Dame hat die Funktion, auf die Prota aufzupassen.
Aber, da es sowieso hoffnungslos ist, aus diesem langweiligen Leben auszubrechen, braucht es nicht mehr, als den Blick dieser Dame um die Prota davon abzuhalten.
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-K-M-S- Gänsefüßchen
- Alter: 43 Beiträge: 22 Wohnort: Bielefeld
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Rheinsberg écrivaine émigrée
Alter: 64 Beiträge: 2251 NaNoWriMo: 35000 Wohnort: Amman
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23.05.2012 10:50
von Rheinsberg
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Mir fiel auf, dass der gesamte Text im Pefekt geschrieben ist - Absicht? Ich könnte mir vorstellen, dass er im Imperfekt besser wirken würde.
Die Gesamtidee ist schon fein, aber vielleicht könnten ein paar mehr Details hier und da das Ganze farbiger machen?
_________________ "Write what should not be forgotten…" Isabel Allende
"Books are written with blood, tears, laughter and kisses. " - Isabel Allende
"Die größte Gefahr ist die Selbstzensur. Dass ich Texte zu bestimmten Themen gar nicht schreibe, weil ich ahnen kann, welche Reaktionen sie hervorrufen." - Ingrid Brodnig |
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oreofreak Schneckenpost
Alter: 27 Beiträge: 7
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05.06.2012 18:46
von oreofreak
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Danke für die Kritik (:
Ich habs nochmal bearbeitet und auch eine Rechtschreibprüfung drüber laufen lassen ;D
Früher bin ich oft nach unten in die Küche gegangen. Ich saß dort meist stundenlang, naschte vom Essen, half mit und besonders liebte ich Adas Geschichten zu hören. Ada war einer unser Küchenmädchen. Sie erzählte mir von Abenteuern mit Löwen und Tigern, von indischen Märchen oder der kalten Antarktis. Ada konnte wundervoll erzählen. An ein Mädchen kann ich mich noch genau erinnern, es handelt von einem Mädchen, dass ein gutes Herz hat und den Bären im Wald hilft. Im Dank dafür schenken ihr die Bären die Zuneigung und Vertrautheit die ihr so von den Menschen gefehlt hat. Ich hab dieses Märchen gerne gehört, manchmal musste Ada sie mir mehrmals am Tag erzählen. Früher bin ich auch oft zum Stall rüber gelaufen. Dann habe ich mit den Stallburschen verstecken im Heu gespielt oder sie haben mir beigebracht wie man reitet. Ich bin schon lange nicht mehr geritten. Ich mochte es im Stall aus zu helfen, habe die Pferde gestriegelt und sie mit Möhren gefüttert. Früher habe ich dem Butler gerne streiche gespielt indem ich geklingelt habe, dann schnell zur nächsten Tür gelaufen bin um dort zu klingeln. Und das ging so weiter bis ich keine Lust mehr hatte. Früher bin ich auch mit meiner Mutter im Hyde Park spazieren gegangen. Wir haben uns dann ins Gras gesetzt und gerätselt was für Figuren die Wolken wohl bedeuteten. Wir haben über die Natur gestaunt und uns über feine Damen lustig gemacht. Früher habe ich auch von meiner Mutter gelernt. Sie hat mir das Malen beigebracht, sie hat mit mir gesungen und getanzt. Manchmal hat Vater den Saal ausgeräumt und einen Geiger hergebracht. Er spielt dann und wir tanzten dazu Menuett. Früher war ich ein glückliches Mädchen, war unbeschwert und gab freche Antworten. Ich hatte ein Herz für die Diener, Angestellten und Bettler und gab ihnen immer was zu essen.
Früher war alles anders.
Heute ist alles anders.
Es steht mir nicht zu die Küche und den Stall zu besuchen. Heute beschäftige ich mich nicht mehr mit Märchen und Abenteuergeschichten. Meine Mutter ist gestorben und meine Großmutter ist zu fein um sich ins Gras zu setzen. Ich gehe ins Internat und besuche nur in den Ferien mein Zuhause. Ich muss auf Bälle und andere Abendveranstaltungen gehen.
Die Musik endete und ich versinke in einem Knicks. Mein Tanzpartner läuft schon zur nächsten Frau und ich muss auf mein Kärtchen gucken mit wem ich als nächstes tanze.
Am liebsten würde ich fliehen, aber meine Anstandsdame beäugt mich die ganze Zeit und ich tanze lieber den nächsten Tanz mit. Mein Tanzpartner ist ganz nett und wir plaudern etwas über den Abend.
(um 1850)
@Rheinsberg: Nein, nicht wirklich. Das habe ich nur aus Zufall getan. Aber ich kanns auch noch mal ändern.
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val_jester Gänsefüßchen
Alter: 43 Beiträge: 16
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05.06.2012 22:40
von val_jester
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Nur ein Detail: Gab's um 1850 schon Türklingeln? Allenfalls Glocken, da irritiert mich jedoch das Verb klingeln . Oder wie wär's mit einem Türklopfer?
Generell: Die Rückblende gefällt mir nicht so schlecht, da kann ich mir diesen "gerafften" Erzälstil durchaus vorstellen. Sobald du ins Heute wechselst, wird das m.E. sehr problematisch. Hier wird das Ganze arg dünn und der letzte Satz wirkt, als hättest du nun gänzlich das Interesse verloren. Wieso hier nicht einen Dialog einführen, auch (oder gerade) in einer banalen Plauderei kannst du beginnen deine Protagonistin zu charakterisieren: Stichwort Small-Talk!
Noch was fällt mir ein: Gingen feine Mâdchen 1850 aufs Internat? Ich dachte immer, die wurden zuhause erzogen. Vielleicht hab' ich aber auch zu viele Georgette Heyer Romane gelesen...
_________________ The spinal cord of JFK. Wrapped in Marilyn Monroe's negligee. I give to you.
I want nothing in return. Just the softest little breathless word. I ask of you
Grinderman - Palaces of Montezuma |
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